Dienstag, 6. Mai 2008
24 Stunden Hoyerswerda oder: Eine Premiere ohne Kinderkrankheiten
Hoyerswerda? Hoyerswerda! Als ich durch das DUV-Forum (guckst Du hier: http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=924 ) erfuhr, dass dort Anfang Mai ein 24-Stunden-Lauf stattfinden soll, war ich überrascht und skeptisch. Schließlich ist Hoywoy (so die mundartliche Benennung des Städtchens) nicht gerade eine deutsche Metropole und zudem kein Paradebeispiel für eine deutschzentrale Lage mit bester Verkehrsinfrastruktur.
Aber irgendwie fand sich auf der Seite www.hoyerswerda-marathon.de sogar eine Ausschreibung für den Lauf, also meldete ich mich an.
Die Skepsis blieb, denn die Ausschreibung ließ viele Fragen offen. Zudem tröpfelten die Informationen zum Lauf nur spärlich und über Umwege auf die nach Erleuchtung gierende Ultragemeinde herab. Ein wenig Mut machte mir die Ende April in meinem Briefkasten steckende Meldebestätigung: Eine Ansichtskarte mit Aufnahmen vom Lausitz-Bad, auf mir meine Startnummer mitgeteilt wurde. Außerdem war dort die Telefonnummer von Organisator Manfred Grüneberg vermerkt, die ich kurz vor meinem Aufbruch nach Hoyerswerda wählte, um mich über das Stattfinden des Laufes und der Möglichkeit, bereits am Vortag des Starts irgendwo ein Zelt aufzustellen, zu vergewissern.
Dennoch: Die Skepsis blieb, als wir – meine Frau, dazu Ralph Hermsdorf vom LC Auensee und meine Wenigkeit – am späten Freitagnachmittag am Lausitz-Bad zwar einige Absperrgitter, ein Werbeplakat und das Fahrzeug anderer Läufer, aber keine Spur von Betriebsamkeit entdeckten.
Das hatte sich geändert, als wir von unserem wenig erwähnenswerten Ausflug in die Hoyerswerdaer Spitzengastronomie zurück an den Ort des mutmaßlichen Geschehens kehrten. Emsige Helfer schafften sich beim Aufbau von Pavillons. Entlang der Laufstrecke waren einige Zelte aus dem Boden geschossen. Und als es uns gelungen war, unser erst am Tag zuvor erworbenes „Palais“ nach anfänglichem Wehgeschrei doch noch aufzubauen, sah ich das Abenteuer „Hoywoy“ schon ein wenig optimistischer.
Am Morgen herrschte am Lausitz-Bad ein beeindruckendes Gewimmel. Während die überschaubare Läuferschar noch Frühstücksbrötchen in sich hinein mampfte und klönend Prognosen für die kommenden 24 Stunden aufstellte, wuselten die Helfer im Start-Ziel-Bereich herum, bauten Verpflegungsstände auf, entschärften Poller und errichteten eine Beschallungsanlage …
Eine positive Überraschung gab es beim Empfang der Startunterlagen: Auf einem gesonderten Blatt wurde die Versorgungsplanung bekannt gegeben. Im Klartext: Während der gesamten 24 Stunden sollte es Obst und Getränke geben, von bestimmten Zeiten an jeweils „Ultra-Vesper“, „Ultra-Abendmahl“, „Nachtversorgung“ und Frühstücksbüfett“. Um es vorweg zu nehmen: Die Macher des Laufes hielten sich kaum an den Plan – es gab praktisch immer alles, was das Herz begehrte. Manfred Grüneberg und seine Mitstreiter erfüllten den Läufern jeden Wunsch, kaum dass dieser geäußert worden war.
Nach erfreulich kurz gehaltenen Reden von Org.-Chef und Bürgermeister fiel der kurz-nach-11-Uhr-Startschuss und das gut zwei Dutzend Köpfe zählende Läuferfeld setzte sich in Bewegung. Die Runde ist schnell beschrieben: Vom Lausitz-Bad führt der Weg über eine kurze Promenade, dann auf befestigten und zum Teil gesplitteten Wegen durchs Grüne rund um den Gondelteich um nach 923 Metern wieder zum Ausgangspunkt zurück zu kehren. Kurz nach dem Start geht es ein Stück hinab, kurz vor dem „Ziel“ wieder ein wenig hinauf, alles in allem geht die Strecke aber als „flach“ durch. Sie ist auf alle Fälle gut und abwechslungsreich zu laufen, man kann den Blick in der Natur schweifen lassen, sich über rauchende Muttis ärgern, Anglern zuschauen, sich von Spaziergängern anfeuern lassen und zum Ende einer jeden Runde das Bad in der überschaubaren Menge genießen.
Meine letzte Skepsis hinsichtlich der Kompetenz des Org.-Teams zerstreute sich, als am frühen Abend offensichtlich alle in Hoyerswerda jemals gesichteten Kabeltrommeln eingesetzt wurden, um rund um den Gondelteich ein temporäres Stromnetz zu knüpfen. Das funktionierte offensichtlich, denn die herangeschafften Flutlichtstrahler vertrieben die Dunkelheit und sorgten in der feuchtkalten Nacht sogar für kurzzeitige Wärmeerlebnisse.
Die Rundenzähler erfüllten ihre Aufgabe zumeist recht gut. Nachdem ich einmal einen offensichtlichen Fehler moniert hatte, klappte es auch mit dem Blickkontakt und die Zählerei haute hin. Allerdings hatten „meine“ Zähler nicht wirklich viel zu tun, denn mir ging es vom Start weg nicht wirklich gut. Und nachdem ich mich trotz einer für gemächliches Tempo sprechenden Marathonzeit von 4:15h wie dreifach durchgekaut und ausgespuckt fühlte, machte ich bis 21 Uhr die 85 Runden voll, ging kurz vor Ladenschluss ins Lausitz-Bad zum Duschen und beendete meinen Lauf.
Andere Läufer taten das nicht, und so holte sich Holger Sakuth bei seinem 24-h-Debüt mit 191,68 km den Sieg, beste Frau war Andrea Möhr mit respektablen 168,53 km.
Nach Ablauf der 24 Stunden kamen die Läufer, soweit sie noch über die Strecke bretterten, auch ohne Schlussignal irgendwie zum Stehen, Ekkehard Steuck (63!), platzierte sich kurz vor der Verpflegungszone dem ihm eilig angetragenen Klappstuhl und konnte sich über mehr als 180 km freuen.
Per Messrad wurden die Restmeter aufgenommen und ehe im 24-h-Lauf-typischen Freudengewusel das „Ich-geh-mal-Duschen“-Fieber ausbrach, ging auch schon die Siegerehrung über die Bühne, bei der es für alle Teilnehmer Urkunde, Medaille und ein kleines Erinnerungsgeschenk gab. Nach dem gemeinsamen Verpflegungsrestevernichten leerte sich der Ort des Geschehens, die Ultras zerstreuten sich in alle Winde, die Macher der Veranstaltung räumten in Windeseile auf und beseitigten die Spuren des Laufes.
Eines Laufes, der hoffentlich im kommenden Jahr seine zweite Auflage erleben wird. Denn schließlich verfügen die Mitglieder des Lauftreff Lausitz e.V. hier über eine wirklich gute Strecke und haben bewiesen, dass es Premieren ohne Kinderkrankheiten geben kann. Offensichtlich haben hier Läufer für Läufer organisiert und auch die ihnen im Vorfeld gegebenen Hinweise zu den Besonderheiten einer 24-h-Veranstaltung berücksichtigt.

Keine Kritik? Doch. Aber nur in einem Punkt. Die in der Ausschreibung angekündigte 24-Stunden-Moderation muss nicht sein. Auch beim legendären Reichenbacher Lauf war irgendwann in der Nacht Ruhe. Auf jeden Fall müsste die Lautstärke arg reduziert werden, Läufer und vor allem Supporter nicht unnötig zu quälen. Die nächtliche Endlosbeschallung mit Wolfgang Petri und Heino habe ich nicht als nervig, sondern als Folter empfunden, die es in dieser Art wohl ansonsten nur bei Verhören der CIA geben soll ...

Was könnte im Rahmen eines Feinschliffs verbessert werden?
Da ist zuerst ein „Mehr“ an Kommunikation im Vorfeld zu nennen. Leute, Eure Veranstaltung ist Spitze, teilt das den Ultras auch mit. Dazu gehört eine aktuelle Homepage, dazu gehören (nicht teure) Infoblätter, die bei allen möglichen Veranstaltungen ausgelegt werden.
Zweitens könnte man über einen Richtungswechsel aller sechs Stunden nachdenken. Das bringt Kurzweil auf die Strecke und wird bei einigen anderen Läufen praktiziert, um „orthopädischen Schäden“ vorzubeugen. Auf alle Fälle sorgt es für Abwechslung.
Drittens sollten den Läufern in der Schlussrunde ein Signal für den Zeitablauf übermittelt werden. Wie wär’s mit einem der Hoyerswerdaer Schützenvereine, die Burschen können höllischen Lärm machen ...
Viertens wäre es sinnvoll, den Läufern für die Markierung ihrer Position am Schluss des Rennens ein geeignetes Hilfsmittel zu geben. Legendär ist die Reichenbacher Zitrone, aber auch das Sri-Chinmoy-Hölzchen ist bewährt. Schließlich könnte es ja auch kalt und regnerisch sein – und wer wartet da schon gern auf den Mann mit dem Messrad.

Auf alle Fälle aber eine Bitte: Macht weiter so – ich habe mit der Strecke noch eine Rechnung offen und komme gern wieder nach Hoywoy.
Der Zeitungsdieb

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Montag, 5. Mai 2008
Vorgabe zentraler Olympianormen durch das IOC oder: Ein Funktionär hat's schwär
Am Wochenende auf Achse gewesen. Nach der gestrigen Heimkehr fand sich eine Menge Zeitungen in Kasten und Rohr sowie vor der Tür. Beim Überfliegen wurde mir wieder einmal der Unfug deutscher Olympianormen deutlich, die in einigen Fachverbänden offensichtlich darauf abzielen. die Zahl der zu nominierenden Sportler möglichst niedrig zu halten, damit die ganze Funktionärsblase samt Mischpoke mitreisen darf.
Warum eigentlich macht das belgische Olympiamännchen Jaques Rogge, das sich in so viele Dinge einmischt und z.B. die Gesamtzahl der Olympiateilnehmer limitiert hat, nicht auch die Normen zur Chefsache? Schließlich wäre es doch relativ simpel, würde der Konzern namens IOC schlicht und einfach die Kriterien festlegen, die zu erfüllen sind, um der aller vier Jahre zu Hochtouren auflaufenden Geldmaschine huldigen zu dürfen.
Die Funktionäre auf Ebene der NOKs würden sich darüber nicht ärgern - solange sie sich ihre eigene Reise zu Olympia selbst genehmigen dürfen. Ihnen bliebe die leidige Auseinandersetzung mit meckernden Sportlern, die die deutschen Normen für unangemessen halten, erspart. Und zur Sicherheit könnte das IOC den lokalen Würdenträgern ja noch ein Vetorecht einräumen. Am besten nach Beispiel des DLV, der in seinen Nominierungsrichtlinien zwar auch Zahlen nennt, zugleich aber noch einen Loyalitätsparagraphen samt Wohlverhaltensregel vorrätig hat, damit nicht zu viele Freidenker das Triko mit der fetten Henne überstreifen dürfen ...

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Dienstag, 29. April 2008
The day after ... Der Tag nach dem Marathon
Meinen 100. Marathon habe ich am vergangenen Wochenende heil überstanden. Dazu demnächst mehr. Heute bin ich per Zufall auf ein nettes Video zum Thema Marathon gestoßen. Guckst Du hier:



Wahrscheinlich werde ich mich daran bald wieder erinnern, denn am kommenden Wochenende steht ein 24-Stunden-Lauf an. Autsch.

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Montag, 21. April 2008
200 sterbende Läufer in Leipzig oder: Von der Dummheit mancher Schreiberlinge ...
Erschreckende Szenen haben sich beim Leipzig-Marathon am 20. April abgespielt: Von reichlich 800 gestarteten Läufern erreichten nur knapp über 600 das 42,195 km entfernte Ziel des Marathonlaufes. Im Klartext: Rund 200 Läufer - für die Pisa-Generation: das ist ein Viertel - blieb auf der Strecke.
Und da der Leipzig-Marathon auf einem 21km langen Zwei-Runden-Kurs ausgetragen wird, muss folglich aller 100 Meter ein gescheiterter Marathonaspirant verröchelt sein. Nur: Gesehen habe ich lediglich einen Einsatz der Rettungssanitäter, und dieser galt einem Zuschauer.

Des Rätsels Lösung liegt in der Dummheit bzw. Unbedarftheit meiner werten Kollegen, die im Auftrag der hiesigen Lokalpostille vom Marathon berichteten. Sie ließen sich - wieder einmal - die Zahl der gemeldeten Läufer als Starterzahl unterjubeln. Dass beide stark voneinander abweichen, ist eine Binsenweisheit, die von cleveren Veranstaltern z.B. in Berlin und Hamburg ausgenutzt wird. Dort nimmt man Meldungen bis zu einem Limit entgegen, das deutlich über der Streckenkapazität liegt, wohl wissend, dass ein Fünftel bis ein Viertel der avisierten Teilnehmer aus diesem oder jenem Grund dem teuer bezahlten Lauf fernbleibt. Aus diesem Grund veröffentlicht man bei diesen Marathons auch die Zahl der tatsächlich gestarteten, d.h. über die Zählmatten gelaufenen Läufer. Nur bis in die Sportredaktion der "Leipziger Volkszeitung" hat sich das noch nicht herumgesprochen ...
Damit ich heute nicht nur meckere, sei den Lesern meines kleinen Tagebuches verraten, dass ich am gestrigen 20. April einen recht angenehmen Leipzig-Marathon gelaufen bin. Noch immer als Aufbautraining nach Verletzungspause war es mein 99. Lauf über Marathon "und länger", das Wetter war - bis auf den Ostwind - optimal, die Veranstaltung gut organisiert und die Zeit mit 3:28h etwas schneller als für diesen Tag geplant.
Unverschämt waren lediglich die Raubritter, die für das Abstellen von Autos auf einer Schotterfläche fünf Euro kassieren wollten - im Vorjahr parkte man dort zum Nulltarif. Aber die Leipziger haben eben immer neue Ideen, den dienstältesten deutschen Stadtmarathon vor gefährlichem Wachstum zu schützen ... Nicht auszudenken, wenn der Leipzig-Marathon die 1000er-Grenze realer Starter überwinden würde ...

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Mittwoch, 16. April 2008
Jeder Lauf ist ein Geschenk oder: Genüssliches Traben durch den Werdauer Wald
Unter Ultraläufern kursiert der Satz „Jeder Lauf ist ein Geschenk“. Mag sein, dass Außenstehende sich schwer mit der Vorstellung tun, einen winterlichen Trainingslauf bei Schneematsch, Wind und Schlamm als Geschenk zu sehen, aber Läufer – und diese gibt es ja reichlich unter den Lesern meines kleinen Tagebuches – können die Richtigkeit dieses Ausspruches (Von wem eigentlich?) sicher bestätigen.
Und so war für mich der Werdauer Marathon am 13. April auch ein Geschenk. Geplant hatte ich eigentlich nicht, diesen Lauf mitzumachen. Warum? Am 27. April will ich mit dem Oberelbemarathon meinen „100.“ Lauf über Marathon „oder länger“ absolvieren. Das habe ich seit einigen Monaten geplant und meinen Kalender darauf ausgerichtet. Nummer 99 soll der Leipzig-Marathon am kommenden Wochenende sein (Heimspiel!), Nummer 98 eigentlich der Nürnberger 6-Stunden-Lauf. Da ich aber wegen meiner Knochenhautentzündung eine Laufpause einschieben und so den mir sehr am Herzen liegenden Lauf in Nürnberg sausen lassen musste, nahm ich am Werdauer Waldmarathon teil, um meine Statistik wieder „auf Plan“ zu bringen.
Der Lauf ist genau das, was die Bulettenbrater von Mac Doof einst für sich beansprucht haben: einfach gut. Für eine sehr niedrige Startgebühr – selbst Spätmelder zahlen nur 15 Euro, Vorbucher sind mit 10 bzw. 12 Euronen dabei – gibt es einen herrlichen Landschaftslauf. Von der Landessportschule (im Kern ein Bau des 1000-jährigen Reiches, hier sollte der Spruch von den zähen, harten, windhundartigen deutschen Jugendlichen umgesetzt werden) geht es auf einer Nebenstraße und allerlei Waldwegen gute 5 kms in den Wald hinein, dann auf zwei identischen Runden a’ 10 km durch ihn hindurch und dann wieder zurück nach Werdau. Macht in Summa einen kompletten Marathon nebst einiger Höhenmeter und herrlicher Naturerlebnisse. Hat man die letzten 20 Höhenmeter hinauf zur Stadion erklommen und die Ehrenrunde absolviert, erhält man im Ziel eine Urkunde und ein Gratishandtuch. In diesem Jahr weiß statt blau und größer als 2007 – das Handtuch.
Für mich war Werdau der erste längere Lauf seit dem Elbtunnelmarathon Ende Januar. Dazwischen leistete ich mir wegen meines Wadenzwackers allenfalls mal eine 25-km-Einheit, einige 20km-Läufe und die üblichen 15km-Runden, vor allem aber „sehr vernünftige Laufpausen“.
Folglich war mein Werdauer Waldlauf in erster Linie eine lange Trainingseinheit, die ich in knapp 4 Stunden absolvieren wollte. Knapp unter 6er Schnitt trollte ich durch den Wald, wurde in der zweiten Hälfte des Marathons sogar ein wenig schneller – das fiel mir leicht, denn bis km 15 plagte mich noch eine nervige Pollen-oder-was-weiß-ich-Allergie, erst danach atmete es sich ohne Getöse. Vier Minuten unter dem selbst gesetzten 4-Stunden-Limit kam ich relativ fröhlich ins Ziel, zufrieden mit mir, der Welt und meiner nicht zwackenden Wade.
Für reichliches Amüsement auf der Strecke hatten die Anfragen mehrerer Läufer gesorgt, die mich von anderen Läufen kennen und sich nach meinen Problemen erkundigten. Merke: Wer sonst ein gutes Stück schneller unterwegs ist, darf auch mal langsam laufen und sich der Fürsorge seiner Mitmenschen erfreuen.
Vor allem aber war der Werdauer Waldmarathon für mich im allerbesten Sinne ein Geschenk. Sicher, eine Knochenhautentzündung ist kein lebensbedrohlicher Zustand, aber sie hat es geschafft, mich aus der durchaus überheblichen Routine „Ein Marathon geht immer“ zu reißen und mir deutlich zu machen, dass ein Lauf eben nicht selbstverständlich ist – dass er durchaus als ein Geschenk empfunden werden kann und soll.
In diesem Sinne: Ich wünsche den laufenden Lesern meines kleinen Tagebuches noch viele Geschenke – und mir natürlich auch. Und was die Nichtläufer betrifft: Vielleicht kommt Ihr ja noch drauf ...

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Freitag, 28. März 2008
Ich sage ja zum Olympiaboykott oder: Lasst die Funktionärsblase daheim
Vor wenigen Tagen ereilte mich in meinem Büro der Anruf eines Meinungsumfragers. Diesmal sollten nicht meine Konsum- und sonstigen Gewohnheiten beleuchtet werden. Statt dessen begehrte der Anrufer, meine Position zu einem möglichen Olympiaboykott zu erfahren. Kurz und knapp: Ich bin dafür. Für den Boykott. Wohl wissend, dass es ihn nicht geben wird, denn zu groß ist die Verquickung von Wirtschaft und Olympia, zu korrupt das IOC und zu machtgeil sind all die Funktionäre, die sich Glanz des weltgrößten Sportereignisses sonnen wollen.
Den Boykott befürworte ich, obwohl ich dank eigener sportlicher Betätigung – fernab jeglicher olympischer Ambitionen – weiß, wie schmerzlich es ist, an einem Saisonhöhepunkt, auf den man sich innerhalb vieler Monate vorbereitet hatte, nicht teilnehmen zu können.
Dennoch: Nur durch einen Boykott könnte das IOC sein Gesicht wiederherstellen, das längst von der kommerziellen Schminke überdeckt ist. Nur durch einen Boykott könnten die Demokratien dieser Welt die Herrscher Chinas spüren lassen, dass man ihnen ihr Verhalten nicht einfach so durchgehen lässt.
Um nicht missverstanden zu werden: Mir geht es nicht allein die völkerrechtswidrige Besetzung von Tibet. Wäre China kein gigantischer Markt für die Produkte der Industrienationen, hätte man es längst als Diktatur, totalitäres Regime oder Schurkenstaat gebrandmarkt. Aber China ist ein wichtiges Rad in der weltweiten Gedlvermehrungsmaschinerie, mit solchen pflegen sich auch die Terroristenjäger dieser Welt gut zu stellen.
Angesichts dieser verlogenen Denkweise erscheint mir der französische Vorschlag ein zumindest erfreulicher Kompromiss: Die Mächtigen dieser Welt bleiben der Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele in Peking fern. Hocherfreulich, dass nun auch Angela Merke ihre Teilnahme an diesem Propagandaspektakel in Frage gestellt hat. Schade, dass sie (noch) nicht den Mut hatte, die Politik Chinas als Grund dafür zu benennen.
Wahrgenommen werden wird solches Verhalten von den Mächtigen im Reich der Mitte auf alle Fälle. In totalitären Regimes ist man in solchen Dingen empfindlich, denn internationale Anerkennung ist der Nektar, an dem sich Dikatoren laben. Das war bei Erich Honecker so, und das ist bei den chinesischen Machthabern nicht anders. Es war nicht Realitätsverlust, der den DDR-Chef seinerzeit dazu brachte, die Bewerbung der DDR für die Olympischen Spiele anzukündigen. Angesichts drohenden Staatsbankrotts und des wirtschaftlichen Niedergang hätte ein solches Ereignis die greisen Führer samt ihres Obergurus geadelt.
Um noch einmal auf Peking 2008 zu kommen ... Sollte sich der DOSB samt seiner Funktionärsblase doch noch zu einem Olympiaverzicht durchringen, wäre der Verlust gering. All zu viel Edelmetall werden die Deutschen aus China nicht mit nach Hause bringen. Es sei denn, dass Russen, Amerikaner, Chinesen, Franzosen, Ungarn, Niederländer, Australier, ..., Polynesier und Liechtensteiner sich am Boykott beteiligen. Dann könnten unsere Helden Medaillen scheffeln – sofern sie den die von den deutschen Verbänden ausgetüftelten Normen erfüllt haben.
Aber wenn ich allein an das Geld denke, dass für den Nichttransport, die Nichtunterbringung und die Nichtbeköstigung dieser ganzen Politi- und Funktionärsblase eingespart werden würde ... damit ließe sich in der Sport- und Vereinsförderung eine Menge bewegen.

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Montag, 24. März 2008
Osterspaziergang +1 oder: Es läuft wieder ...
Na endlich. Grausame Wochen liegen hinter mir. Wochen, in denen das Laufen nicht wirklich Spaß machte oder aber - der Vernunft gehorchend - gänzlich unterblieb. Schuld war wohl der Elbtunnelmarathon vom Januar. Wer die Strecke kennt, weiß um deren Enge. Will man überholen, muss man auf den inneren Fußweg hinauf, anschließend hinab auf die Fahr-(Lauf-)Bahn. Das häufige Hinab war es wohl, was mir einen Zwicker im rechten Oberschenkel beschert hatte.
Wer schon mit mir gelaufen ist, kennt mein reiches Spruchrepertoire. Darunter befindet sich auch die Weisheit, dass das, was vom Laufen kommt, auch durchs Laufen wieder verschwindet. Fast immer stimmte das bisher, in diesem Fall aber ... lief die Sache anders ab.
Aus dem Oberschenkelzwicker wurde trotz intensiven Draufrumtrampelns ein ordentlicher Schmerz, der im weiteren Verlauf in die Wade wanderte und sich letzten Endes zur überaus gepflegten Knochenhautentzündung auswuchs. Kohlblätter und Kühlung ließen das schlimmste Übel bald schwinden, aber beim Laufen blieben Schmerzen, Humpelei und der morgendliche Drang, beim Treppensteigen eine Seilwinde zu nutzen ...
Mein ansonsten deutlich über 100km liegendes, wöchentliches Trainingspensum schrumpfte arg, dafür holte ich mein Fahrrad aus dem Schuppen. Fast zwei Wochen Laufpause und der Verzicht auf den Start bei den 6 Stunden von Nürnberg waren die wohl schmerzlichste Konsequenz aus dem ignorierten Zwicker.
Heute nun wagte ich mich - einen Tag später als bei Goethe beschrieben - nach allzu langer Laufabstinenz an den Osterspaziergang. 15 kms bei sonnigem Spätwinterwetter ließen zwar erkennen, dass Radfahren kein Ersatz fürs Lauftraining ist, aber sie machten Mut, dass es nun wieder läuft. In Anlehnung an den ollen Geheimrat bleibt mir da nur eines zu sagen: Nun bin ich wieder Mensch, nun darf ich's sein ...

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Donnerstag, 24. Januar 2008
Werkstattgeflüster, Checkup und Genusslauf am Morgen
Nach all dem Müll mal etwas Angenehmeres: Gestern war’s mal wieder soweit, mein armes kleines Auto musste in die Werkstatt. Nichts von Belang, aber bei 100.000 km sind Wartung und Checkup fällig, wär’s ein Mensch, hieße solches Tun Vorsorgeuntersuchung. Die von mir listig auserkorene Werkstatt befindet sich in Leipzig und liegt ein gutes Stück von meinem Wohndorf Panitzsch entfernt. Das gibt mir Gelegenheit, das Notwendige mit dem Angenehmen zu verbinden. Soll heißen: Auto 7.30 Uhr beim freundlichen Meister abgeben, auf das großzügig angebotene Ersatzfahrzeug versichten und den Rückweg laufend antreten.
Selbiger beläuft sich auf runde 17 Kilometer. Die Route beginnt in der Nähe des Monarchenhügels (dort stand während der Völkerschlacht allerlei adliges Heerführergesocks herum und beobachtete, wie sich die Vertreter der an diesem Event beteiligten Nationen die Köpfe einschlugen und allerlei Körperteile abhackten), führt über diverse Dörfer gen Norden zurück nach Panitzsch. Namen wie Holzhausen, Baalsdorf und Zweenfurth lassen erkennen, dass diese Route sehr ländlich geprägt ist und dem Auge einige Kurzweil bietet. Hinzu kommt ein nettes Profil – kaum zu glauben, dass Leipzig zwar im Flachland, aber dennoch deutlich unter dem Niveau seiner Umgebung liegt. Für zusätzlichen Genuss sorgte die Tageszeit: Gegen halb acht war es noch fast dunkel, dann dämmerte es. Nach einer Stunde Laufzeit erhob sich die Sonne eine Handbreit über den Horizont und sorgte für wohlige Verhältnisse. Als ich die letzten Kilometer durch die Parthenaue trabte, war die Verlockung groß, noch das eine oder andere Ehrenründchen anzuhängen – aber das Büro wartete.
Noch eine gute Nachricht: Bei der Vorsorgeuntersuchung fanden emsige Fachärzte – ääh: Mechatroniker – eine kleine, nicht bösartige Veränderung am Ladeluftkühler des Patienten. Nichts wirklich Schlimmes, aber man sollte es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Und da japanische Hersteller die Gewährleistung für ihre Fahrzeuge ja auf 100.000 km ausdehnen, mein fahrbarer Untersatz diesen Wert aber noch nicht ganz erreicht hat, wird die kleine Unpässlichkeit demnächst beseitigt. Und ich darf wieder durch den Leipziger Morgen laufen.
Und noch eine Anmerkung für alle, die über mangelnde Trainingszeit klagen: Für die rund 17 Kilometer von der Werkstatt zu meinem Büro benötige ich mit dem Auto exakt eine halbe Stunde – Stichwort „morgendlicher Berufsverkehr“. Laufend habe ich diese Strecke (allerdings auf anderer, in weiten Teilen autofreier Piste) gestern in 1:20 zurückgelegt. Macht „netto“ 50 Minuten Zeitaufwand für eine schöne Trainingsrunde. Wenn das nicht effektiv ist ...

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Mittwoch, 12. Dezember 2007
Déjà-vu, Kotau und eins auf die Fresse für die DUV
Die Bezeichnung Déjà-vu stammt aus dem Französischen, heißt wörtlich übersetzt „schon gesehen“ und beschreibt ein interessantes psychologisches Phänomen: Wer dieser Erinnerungstäuschung erliegt, hat den Eindruck, eine bestimmte, allerdings völlig neue Situation schon einmal gesehen bzw. erlebt zu haben. Hat man beim Fernsehen ein Déjà-vu, ist das meist keine Täuschung, sondern heißt schlicht und einfach Wiederholung.
Apropos Fernsehen: Köstlich finde ich die Szene, als Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“ seine Vermieterin beim Frühstück fragt, ob diese mitunter ein Déjà-vu habe. Die wackere Amerikanerin antwortet: „Da frage ich mal in der Küche nach.“

Allerdings ist nicht jedes Déjà-vu so erheiternd wie der überaus sehenswerte Murmeltierfilm, manche sind einfach erbärmlich. Letztere Variante erlebte ich in diesen Tagen bei der Lektüre einer Erklärung, die auf der Homepage der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung zu lesen ist.

Für alle nicht-DUV-Mitglieder und nicht-Ultraläufer eine kurze Erläuterung: Vor zwei Jahren rumorte es in der DUV kräftig, große Teile der Basis revoltierten gegen den Präsidenten der DUV. Der hieß Volkmar Mühl und ist Lehrer und Polizist. Beinahe hätte ich gesagt, dass das schon genug über diesen Mann sagt, aber das habe ich nicht gesagt und so kann keiner sagen, dass ich etwas Abwertendes über ihn gesagt hätte – weil ich erstens nichts gesagt habe und weil ich außerdem Lehrer und/oder Polizisten für die wichtigsten Menschen in unserem Land halte. Und gegen welches Gebot habe ich jetzt verstoßen?

Aber zurück zu dem Mann namens Volkmar Mühl. Der räumte Ende 2005 im Ergebnis einer Mitgliederversammlung, die wahrhaft spannend verlief, seinen Posten. Zuvor hatte er mit nervöser Zwinkerei über seine Kritiker aus allerlei Akten zitiert, was diese irgendwann in irgendwelchen Internetforen von sich gegeben hatten. Es war ein wenig wie Big Brother und Wolfgang Schäuble und Roland F... Nein, den Namen sage ich nicht,das würde man gegen mich verwenden.
Als der Präsident „abgeschossen“ war, verließ er samt Gefolge den Saal und machte sich wenig später an die Gründung eines eigenen Vereins. Seitdem kursiert in der Ultraszene das böse Wort vom Spalter.
Die Kritiker bildeten ein neues Präsidium, dem anzugehören ich einige Zeit die Ehre hatte – und das war jetzt nicht ironisch gemeint – bis ich wegen anderweitiger Verpflichtungen die notwendige Zeit nicht mehr aufbringen konnte und meinen Platz räumte.
Aber zurück zu besagtem Volkmar Mühl. Der ist inzwischen nur noch Präsident seines eigenen Minivereins, aber er hat nach wie vor das Amt des Ultramarathonberaters beim Deutschen Leichtathletikverband dlv inne. Als solcher hat er zwar de jure nicht viel zu sagen, weil er nur berät, aber de facto entscheidet er darüber, welche Athleten mit dem Bundesadler auf dem Shirt zu internationalen Wettkämpfen fahren bzw. fliegen. Häufig werden Klagen laut, dass diese Entscheidungen nicht eben von größter Sachkunde bestimmt, sondern von persönlichen Befindlichkeiten („Nase“) beeinflusst werden.

Alle Versuche des neuen DUV-Präsidiums, daran etwas zu ändern, scheiterten bisher. Daraufhin entstand in der DUV das Konzept eines eigenen Nationalkaders, mit dem Ziel, dem Mühlschen Hofstaat bei der einen oder anderen Veranstaltung eine eigene, schlagkräftigere Truppe entgegenzusetzen und durch deren Erfolg die Kompetenz des Beraters in Frage zu stellen. Ende Oktober wurde der Nationalkader der DUV nominiert.
Am 22. November 2007 fand ein Treffen von Vertretern des DLV und der DUV statt. In dessen Ergebnis wurde eine gemeinsame Erklärung erstellt, die man hier nachlesen kann:
http://www.ultra-marathon.org/index.php?Inhalt_Nav_ID=4&ModDat=detail.php&News_ID=557&pageNum_News=0

Und genau als ich das tat, hatte ich ein Déjà-vu. Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches werden sich nun schon denken können, dass ich sie nicht lange mutmaßen lasse, weshalb. Richtig!
Besagtes Déjà-vu stellte sich ein, weil ich derartige Erklärungen früher häufiger lesen durfte. Zumeist standen sie im „Neuen Deutschland“ und informierten die geneigten DDR-Bürger darüber, was es z.B. über einen Staatsbesuch zu wissen gab.

Meist las sich das dann so:
„Am gestrigen Donnerstag hielt sich Humba Pumba Humpapa, der höchste Repräsentant des Volkes von Tschinderassa und zugleich Generalsekretär der Revolutionären Volkspartei von Tschinderassa und Kommandierende Oberbefehlshaber der ruhmreichen Volksbefreiungsarmee von Tschinderassa, auf Einladung des Vorsitzenden des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik und des Generalsekretärs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Erich Honnecker, zu einem Staatsbesuch in Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, auf. In einem sechsstündigen, vertrauensvollen Gespräch wurden Themen beiderseitigen Interesses erörtert. Die Beratungen fanden in einer aufgeschlossenen Atmosphäre statt, es wurde ein Kommunique verabschiedet.“

Und was durfte die geneigte Ultragemeinde unter www.d-u-v.org lesen?
„Vertreter der DUV und des DLV trafen sich am 22.11.07 in Köln zu einem dreistündigen konstruktiven Gespräch mit dem Wunsch, die Zusammenarbeit zwischen der DUV und dem DLV zum Wohle der Ultralangstreckenläufer zu verbessern.
...
Beide Seiten zeigten sich nach dem Gespräch zufrieden und sind entschlossen, trotz der weiterhin bestehenden Differenzen die Zusammenarbeit im Bereich des Ultramarathon zum Wohle der Athleten fortsetzen zu wollen.“

Nun soll niemand sagen, dass die gesamte Erklärung, die in aller Harmonie veröffentlicht wurde, ebenso sinnfrei wie das oben fiktiv zitierte DDR-Kommunique ist. Schließlich enthält das Statement von DLV und DUV einige interessante Details. Als ich diese las, schwuppte mir unwillkürlich das Wort Kotau in den Sinn. Diese im Kaiserreich China gebräuchliche Form des ehrerbietigen Grußes verlangte gegenüber dem Kaiser das dreimalige Niederwerfen des Rangniederen. Dazu genügte kein simpler Kniefall, sondern es musste sogar das dreimalige Berühren des Bodens mit der Stirn erfolgen. Wer ganz sicher gehen wollte, blieb nach dieser Zeremonie gleich unten.
Abgeschafft wurde der Kotau in China nach der Revolution 1912. In Deutschland ist der Kotau hingegen noch heute gebräuchlich – zum Beispiel bei „dreistündigen konstruktiven Gesprächen mit dem Wunsch, die Zusammenarbeit zwischen der DUV und dem DLV zum Wohle der Ultralangstreckenläufer zu verbessern“.

Beweis gefällig?
„In diesem sehr offen geführten Gespräch wurde nochmals sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der DLV weiterhin zu seinem Berater im Ultramarathonlauf, Herrn Volkmar Mühl, steht. Nach Ansicht des DLV hat Herr Mühl im vergangenen Jahr erfolgreich im Ultramarathonbereich gearbeitet. Der DLV weist damit die durch die DUV mehrfach geäußerte Kritik am DLV-Berater Volkmar Mühl zurück.“
In Bayern nennt man so was „Watschen“. Wenn gleich drei Präsidiumsmitglieder der DUV solchermaßen abgewatscht werden, kann man schon von einem Massaker sprechen.

Noch ein Beweis gefällig?
Wie war das? Die DUV hatte da ein Förderkonzept erarbeitet und sich erdreistet, einen eigenen Nationalkader zu nominieren? Was steht im Kommunique?
„Darüber hinaus wurde das DUV-Förderkonzept diskutiert, das der DLV der Sache nach ausdrücklich begrüßt. Der DLV weist aber darauf hin, dass die Einrichtung eines Kaders und Kaderbenennungen ausschließlich durch den nationalen Verband erfolgen können. Die DUV wird ihr Förderkonzept umschreiben und mit der Benennung von „DUV-Fördergruppen“ eine kompatible Schnittstelle zu DLV und dessen Kader definieren.“
Im Klartext: Hier gab’s eins auf die Schnauze, dass dem Schläger die Hand wehtut. Oder – um noch mal über chinesische Traditionen zu sprechen – ein Kotau mit Draufrumspringen.

Vielleicht noch ein Beweis gefällig?
„Eine Mitgliedschaft in der Fördergruppe der DUV schließt eine Nominierung für die DLV-Nationalmannschaft und die Teilnahme an internationalen Meisterschaften nicht aus.“
Soll heißen, dass den Frechlingen, die sich für die DUV engagieren, nicht per Definition das Trikot mit dem Bundesadler verwehrt wird. Muss es auch nicht, denn über die Zusammensetzung des Nationalkaders (des einzig richtigen und wahren) berät in bewährter Weise Volkmar Mühl. Dabei wird sicher auch die Einhaltung der Nominierungsrichtlinien geprüft. Zu denen zählt auch angemessenes und loyales Verhalten gegenüber dem DLV sowie die Unterwerfung über die von unendlicher Weisheit zeugenden Trainingsvorgaben des allwissenden Ultramarathonberaters.
Dieser Passus ist ein Gummiparagraph, der mich an einige Auswüchse der DDR-Justiz erinnert.

Und weil der Schmerz so süß schmeckt, gleich noch einen hinterher:
„Die geplante DLV 24-Stunden-Challenge wird ab 2009 vom Deutschen Leichtathletik-Verband ausgeschrieben. Die beste Bewerbung erhält bei Erfüllung der geforderten Qualitätsstandards vom BFA den Zuschlag zur Ausrichtung.“
Im Klartext: Noch eins in die Fresse. Und diesmal hat die Faust fast im Nacken wieder rausgeschaut. Auf Anraten seines Beraters etabliert der DLV eine 24-Stunden-Challenge, die bereits existierende und anerkannte Deutsche Meisterschaft der DUV im 24-Stunden-Lauf verkommt damit zum Auslaufmodell.
Aber das scheint ja in Ordnung zu sein, denn „Beide Seiten zeigten sich nach dem Gespräch zufrieden“.

Wer so plattgebügelt wurde, braucht fürs Wiederaufstehen einen Helfer mit einer großen Spachtel.

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Montag, 15. Oktober 2007
Marathon und Kultur bei Pharao
Auch wenn’s kein Ultralauf, sondern nur ein Marathon ist: Am 15. Februar 2008 findet in Luxor der 15. Ägypten-Marathon statt. Ich habe den Lauf 2005 schon einmal gemacht und war begeistert. Die Strecke (4 Runden) beginnt am Hatschepsut-Tempel in Theben West und führt an zahlreichen archäologischen Sehenswürdigkeiten entlang.
Da ich mal wieder Lust auf einen Sommerlauf im Februar hatte, habe ich mich kürzlich mal mit zwei Leipziger Ägyptologinnen unterhalten, die von Zeit zu Zeit Studienreisen nach Luxor unternehmen. Vom 11. bis 18. Februar sind sie wieder im Land der Pharaonen und würden auch interessierte Läufer mitnehmen.
Quartier ist nicht in der üblichen amerikanischen Nobelherberge (One night in Paris oder so *g*), sondern in einem Grabungshaus in Gourna in Theben West (dort wohnen normalerweise Ausgräber, die in der Gegend forschen). Das Haus liegt direkt an der Laufstrecke und ist zehn Minuten zu Fuß vom Start/Ziel entfernt. Weil ich so verhungert aussehe, gibt es extra für die Läufer Vollpension mit eigenem Koch. Flug wäre ab/an Leipzig, ohne Zwischenstopp, andere Flughäfen sind natürlich möglich.
2005 hatte ich die Laufteilnahme mit Freunden selbst organisiert, mit Anmeldung und Überweisung der Startgebühr war’s von Deutschland aus so eine (teure) Sache. Diese Formalitäten samt gebührenfreier Überweisung nach Luxor würde die Ägyptologin übernehmen. Sie bietet den Läufern auch ein individuelles Besichtigungsprogramm in Luxor und Umgebung, das nicht mit den üblichen Pauschaltouren zu vergleichen ist. Da ich auch einige Ortskenntnisse habe und in der Gegend schon so manchen Kilometer gelaufen bin, können wir vor/nach dem Marathon zwecks Akklimatisierung/Entspannung einige Läufe am Nil bzw. in die Wüste machen.
Wer Mitte Februar Lust auf einen nicht ganz alltäglichen Marathon unter südlicher Sonne und eine Erlebnisse drumrum hat, kann sich gern bei mir unter 0171 5213650 melden oder mich anmailen. Die Adresse zeitungsdieb (at) yahoo.de sollte hinreichend bekannt sein.
Wer dem Zeitungsdieb nicht traut (Nomen est omen *g*), der kann auch Bianka Jacob (das ist die eine der beiden Ägyptologinnen) anrufen: 0162/6551855. Bitte nicht zu lange zögern, mit den günstigen (Direkt-)Flügen ist es immer so eine Sache.

PS.: Sollte jemand Ambitionen auf einen Doppeldecker haben, lässt auch der sich organisieren. Wir sollten – wegen der Zählordnung – nur wenigstens drei Leute sein! Auf alle Fälle Sonnenschutz nicht vergessen!

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