Samstag, 3. März 2007
Juristerei
Wir hatten da in Leipzig so einen hässlichen Mord, der die bundesweiten Medien aufhorchen ließ. Ein mehrfach vorbestrafter Kinderschänder hat einen Grundschüler missbraucht und umgebracht.
Die Polizei ging nach eigener Aussage nach der Indianermethode (Einkreisen und nicht zur Ruhe kommen lassen) vor und lieferte dem Flüchtigen mit Großaufgebot eine mehrtägige Hatz durchs flache Land im Nordwesten Leipzigs.
Nach längerer Jagd sprang der mutmaßliche Täter nachts in suizidaler Absicht vor eine Straßenbahn. Er wurde schwer verletzt, ist derzeit außer Gefahr, irgendwann werden die behandelnden Ärzte ihn wohl auch für vernehmungsfähig erklären.
Im Freundeskreis stellte ich vorgestern zwei Thesen auf.
1. Wenn es zur Verhandlung kommt, wird es sicher einen gewieften Anwalt geben, der auf mildernde Umstände plädiert. Schließlich ist der Täter ja wie ein Tier gehetzt worden und somit auch ein klein wenig Opfer ... zumindest hat er einen Teil der ihm zustehenden Strafe schon vor der Festnahme erleiden müssen.
2. Wird sich ganz bestimmt eine Zierde des juristischen Berufsstandes finden, der gegen die an der Kinderschänderhatz beteiligten Polizisten eine Klage anstrengt. Denn sie haben den Bösewicht derart unmenschlich verfolgt, dass er förmlich gezwungen wurde, gegen die Straßenbahn zu springen.
Teil zwei meiner Vorhersage hat sich inzwischen schon ein wenig erfüllt. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter hat die beteiligten Polizisten in Schutz genommen und bereits laut gewordene Anfeindungen ("Unmenschliche Jagd") zurückgewiesen.

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Erleuchtungen
Bei einem Seminar über Pressearbeit wies ich meine Zuhörer kürzlich darauf hin, dass Medien die Eigenart haben, sich Kampagnen anzuschließen. Anders gesagt: Einer hat 'ne Idee, alle anderen machen's nach.
Aktuelles Beispiel: die Energiesparlampe bzw. die medial breitgetretene Diskussion um selbige. Nachdem in Australien klassische Glühlampen wohl verboten sind (muss ich mal nachprüfen) und statt dessen Energiesparlampen eingesetzt werden, soll diese Technik nun auch in Deutschland den Untergang des Abendlandes (insbesondere des Teil in Küstennähe) verhindern.
Brav brabbeln die freiwillig gleichgeschalteten Medien diesen Senf nach. Denkt mal einer nach, macht sich mal jemand Gedanken über die Besonderheiten von Glühlampe und Energiesparlampe?
1. Glühlampen haben einen niedrigen Wirkungsgrad, Energiesparlampen einen höheren. Heißt im Klartext: Die olle Glühbirne erzeugt wenig Licht, dafür viel Wärme.
2. Glühlampen sind nach minimaler Einschaltverzögerung "voll da", also die idealen Lichtspender für den Kurzzeitbetrieb. Die Energiesparer haben hingegen einen etwas längeren Startvorgang und benötigen eine gewisse Zeit, um auf Touren zu kommen. Viele Schaltvorgänge mit kurzer Brenndauer lassen eine Energiesparlampe schnell schlappmachen. Die sparsamen Heilsbringer sind also eher ungeeignet für Räume, in denen immer wieder für kurze Zeit Licht benötigt wird.
3. Ein Elektroprofi erzählte mir gestern etwas über Oberwellen und deren schädliche Auswirkungen auf die Stabilität des Stromnetzes. Stichwort: Blackout. Gerade das deutsche Netz mit seinem System von Phase und Nullleiter sei in dieser Hinsicht anfällig, massenhafter Einsatz von Energiesparlampen würde die Stabilität, um die es ja schon jetzt nicht wirklich gut bestellt ist (zumindest, wenn man unseren Energiepreis berücksichtigt) gefährden.
4. Hat sich eigentlich schon mal jemand Gedanken über LED-Lampen gemacht? Die gibt es schon (Stichwort: Stirnlampen, Taschenlampen, Kfz-Beleuchtung), auch als Wohnraumaccessoires wurden sie wohl schon gesichtet.
Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis der erste meiner Tageszeitungskollegen auf diesen Zug springt.
Schönen Tag noch.

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