Montag, 5. September 2011
Defender auf der roten Liste. Oder: Die EU macht gegen Fußgängerfeinde mobil.
Warnung: Der folgende Text ist nichts für Ökotaliban, fundamentalistische Radfahrer und lauter so Zeugs ...

Also dann: Die Welt meldet im Vorgriff auf die IAA, dass Landrover schon mal eine Studie für den Nachfolger des legendären "Defender" präsentiert. Nachzulesen hier http://www.welt.de/motor/article13578892/Defender-erhaelt-nach-67-Jahren-einen-Nachfolger.html
Für alle, die davon keine Ahnung haben und zu jedem Auto, dass nicht wie ein Polo aussieht, "Dschieb" sagen, eine Ergänzung: Der Defender ist so ein urtümliches Gerät, das man zB in Filmen wie "Jenseits von Afrika" sehen kann. Er hat Starrachsen, einen CW-Wert wie eine Schrankwand aus Zeulenroda (Das verstehen nur die Leute, denen die Gnade einer DDR-Sozialisierung zuteil geworden ist) und ist das Paradebeispiel eines Autos, das man nicht braucht, sofern man nicht gerade Förster oder Steinbruchbesitzer oder sowas ist. Aber er ist schön und einzigartig. Ähnlich schön und einzigartig ist allenfalls noch der G-Mercedes. Alles andere, was im Offroad-Bereich so rumkullert, darf man/frau getrost "Dschieb" nennen ...
Kürzlich schwatzte ich mit einem Kunden über allerlei Autos. Besagter Kunde fährt privat einen aufgerüsteten Chevy-Pickup. Beim Stichwort Defender kam ein "Das ist schon hardcore" über die Lippen meines Gesprächspartners. Wie hardcore der Defender ist, zeigen Berichte von allen möglichen Unruheherden dieser Welt. Dort fahren testosterongebeutelte Terroristen, Revoluzzer und solches Volk gern mit Pickups samt aufgesatteltem Maschinengewehr (gern mit Kaliber 14,5 mm) durch die Gegend. Defender? Fehlanzeige! Der ist selbst für Terroristen zu hardcore. Der Aufständische von Welt cruist mit einem Japaner durch die Wüste ...

Doch zurück zum Defender. Die EU hat diesem Urviech den Kampf angesagt. Nicht vordergründig wegen gewisser Kohlendioxidmengen, die das Schiff beim Rumtuckern freisetzt, sondern wegen der mangelnden Fußgängerfreundlichkeit.
Im Klartext: Wer dumm genug ist, einem Defender im Weg zu stehen, wird sich höchstwahrscheinlich nicht auf einer Intensivstation wiederfinden und muss auch kein quälendes Reha-Programm absolvieren. Das war die gute Nachricht. Die schlechte: Er wird sich gar nicht mehr wiederfinden. Das liegt an der markanten Form eines Defender: senkrechter Kühlergrill, hohe Fahrzeugfront, senkrecht stehende Windschutzscheibe. Während Fußgänger über normale, windkanalgesoftete Süvchens einfach so hinwegflutschen, verläuft die Kollision mit einem Defender final - der dusselige Passant wird dreigeteilt. Der untere Dreiviertelmeter (also in etwa Füße bis Mitte Oberschenkel) geht unter Auto durch, das obere Stück (also ca. Brustkorb und Kopf) knallt auf die Frontscheibe und wird von den Miniwischern auf den nächsten 50 bis 60 kms weggeschubbert. Das deftige Mittelstück bleibt am Kühler hängen. Da letzterer reichlich dimensioniert ist (Wie gesagt: Jenseits von Afrika ...) fällt der Verlust an Kühlwirkung nicht ins Gewicht; üblicherweise werden die getrockneten Reste erst beim kollektiven Kärchern am nächsten Samstag abgepolkt.
Dass das den EU-Bürokraten ein Dorn im Auge ist, überrascht nicht. 2015 muss der Defender weg und einem weichgespülten Nachfolger das Feld räumen. Im selten inhaltsarmen Welt-Artikel http://www.welt.de/motor/article13578892/Defender-erhaelt-nach-67-Jahren-einen-Nachfolger.html wird ein wenig orakelt und vermutet, wie dieser wohl aussehen könnte.
Fazit 1: Nichts genaues weiß man nicht und Journalismus geht anders, sogar Motorjournalismus.
Fazit 2: Nur gut, dass ich mir dieses Monster kürzlich noch zugelegt habe. Einer bedrohten Art wie dem Defender gebe ich gern Asyl.

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