Dienstag, 22. Januar 2008
Gärung, Gase, Überdruck und Italomüllmurks
Kennen Sie das leise Gluckern, das entsteht, wenn eine kleine Gasblase sich durchs Gärröhrchen gearbeitet hat und an die Atmosphäre entweicht? Keine Angst, ich will mich in diesem Tagebuch nicht als Kellermeister outen – die Zeiten, da in meiner Wohnen eine ganze Galerie von Gärballons in Betrieb war, sind längst vorbei. Obwohl, man könnte ja mal wieder ...
Aber zurück zum Thema: Mit dem Hinweis aufs gluckernde Kohlendioxid (hat eigentlich schon mal jemand die Umwelthilfe auf die aus Bier und Schampus entweichenden Unmengen dieses bösen Gases aufmerksam gemacht?) wollte ich den geneigten Lesern einen Denkanstoß geben. Bei der Gärung, aber auch bei anderen Zersetzungsprozessen werden Gase freigesetzt. Solche, die stinken, und solche, die geruchlos sind. Es ist wie im richtigen Leben: Ist was faul, wird’s schnell anrüchig.
Hindert man die Gase am Entweichen, baut sich ein hoher Druck auf. Das ist bei den leidigen Blähungen nicht anders als bei der Sektflasche. Während letztere dem hohen Innendruck in aller Regel gut widersteht, ist es mit dem Überdruck im Bauch von Mensch oder Kuh eine andere Sache. Oder mit dem Überdruck in einer dafür nicht vorgesehenen Brauseflasche, deren Inhalt vergammelt. Während der Bauch für solche Fälle eine Sollbruchstelle besitzt (nähere Einzelheiten muss ich hier nicht vermerken, denn jeder kennt sie), haut es die Brauseflasche irgendwann auseinander, dass die Splitter umherschwirren. Das macht der hohe Druck der bei Gärungs- und/oder Fäulnisprozessen entstehenden Gase.
Und nun zum Italomüll auf seinem Weg zur sächsischen Deponie Cröbern. Der wird in geruchsdicht verschlossenen Überseecontainern transportiert, verkünden die Deponiebetreiber vollmundig über die hiesige Lokalpostille. Nun ist, wie wir bereits lesen durften, der Inhalt der Container recht gemischt. Im Klartext: Es lebt, es gärt, es blubbert. Damit der Geruch nicht entweicht, muss der Container luftdicht abgeschlossen sein. Kein Problem.
Ein Problem stellt hingegen der sich aufbauende Druck dar. Der kann ein Mehrfaches des Atmosphärendruckes erreichen und setzt auch Seecontainern zu. Und Druckbehälter werden ja nicht genutzt, um den Müll aus Süditalien nach Deutschland zu holen.
Nun mag der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches diese Gedanken für gar zu akademisch halten und der Überzeugung sein, dass „die da oben“ sich das schon alles gut überlegt haben und dass „die da oben“ schon wissen werden, was für „uns hier unten“ gut ist.
Klaaaaar, wie früher in der DDR. Da wussten „die da oben“ auch, was gut für den Rest der Bevölkerung ist – mit bekanntem Ergebnis.
Aber zurück zum Italomüll und dem Bahntransport im aufgeblasenen Seecontainer. Ganz so komplikationslos läuft die Kutscherei über den Brenner nämlich nicht ab. Joachim Jürgens von www.pro-herten.de hat mich auf folgende Nachricht aufgemacht:
http://www.umweltruf.de/news/111/news2.php3?nummer=589
Nun kann es immer mal passieren, dass Waggons technische Mängel aufweisen – und das ist jetzt nicht ironisch gemeint -, sogar bei Castoren ist es nicht unmöglich (Das war jetzt Ironie).
Dass sich auf zwei Waggons mit technischen Mängeln aber gleich „einige nicht korrekt verschlossene Müllcontainer“ befinden, lässt Zweifel am geordneten Transport des Italomülls aufkommen.
Wie viele Container passen auf einen Güterwagen? Drei? Vier? Seien wir großzügig, nehmen wir fünf an. Macht bei zwei Waggons zehn Container. Wenn sich darunter „Einige nicht korrekt verschlossene Müllcontainer“ befinden, sind das mindestens zwei, wahrscheinlich mehr. Macht bei zehn Containern insgesamt einen Anteil von mindestens 20 Prozent Müllmurks, der stinkend durch Europa rollt.
Wie sagte der Geschäftsführer des Deponiebetreibers so schön: „Wenn wieder ein Hilfeersuchen kommt, richten wir uns darauf ein.“
Zusatzmengen, kommt herbei!

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