Freitag, 27. Februar 2009
Doping-Beichte. Oder: Hustenfrei und Spaß dabei.
Hallo Lance, hi Floyd; na Dieter, wie geht’s? Und Jan, wieder Gewichtsprobleme? Wie läuft’s, Katrin? Bitte entschuldigt die vertrauliche Ansprache, aber ich fühle mich Euch nun deutlich mehr verbunden als noch vor wenigen Wochen. Ich nehme nun auch das eine und das andere Mittel ein, das auf der Verbotsliste der Welt-Antidopingagentur WADA bzw. deren deutschem Äquivalent NADA steht (Guckst Du hier: http://www.nada-bonn.de/ und vor allem hier: http://www.nada-bonn.de/fileadmin/user_upload/nada/Downloads/Listen/2008_List_En.pdf )
Dass ich so offen darüber spreche, liegt nicht daran, dass ich ertappt wurde und nun einen „auf Kronzeuge“ mache. Nönö, es hat sich ja gezeigt, dass das nichts bringt und den betreffenden reuigen Sünder ganz schnell ins Abseits radeln lässt, während diejenigen, die sich an die Omertà halten, damir besser fahren und vor allem schneller und besser bezahlt wieder mitfahren dürfen als ihre Kollegen, die die Pentito-Nummer (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Pentito ) abziehen. Schweigen kann wirklich Gold sein, gelle Lance?
Um aber auf meine Doping-Karriere zu kommen: Da Ultralauf nicht wirklich ein Sport ist, mit dem man finanziell auf einen grünen Zweig kommt, sind auch die Verlockungen, durch Doping ein wenig mehr Leistung aus sich herauszukitzeln, eher gering. Schließlich fehlt der großzügige Sponsor, der den Ultraläufer mit Barem überhäuft, sollte dieser bei den 24 Stunden von Hoyerswerda (Guckst Du hier: http://www.hoyerswerda-marathon.de/ ) mal eben so 240 km laufen. Sicher, es gibt ein dem Multi-Level-Marketing verschriebenes Unternehmen aus der Nahrungsergänzungsbranche, das dem erfolgreichen Läufer ein Kistchen seiner zauberhaften Essenzen („Alles natürlich!“) spendieren könnte, aber dafür dopen und womöglich riskieren, dass des Nachts das Blut in den Adern geliert - nönö.
Meine Beweggründe sind folglich pragmatischerer Natur: Mich quälte seit jüngerer Zeit zumeist nächtliches Gehuste und Gepfeiffe, das mir selbst entwich und den erquickenden Nachtschlaf raubte. An Prosecco und gut ausgebauten Rotwein war kaum noch zu denken, da solcherart Genüsse die Anfälle zusätzlich provozierten. Mitunter saß ich wortkarg am Frühstückstisch, weil mir die Luft zum Brabbeln fehlte. Wer mich und meine Plaudermanie ein wenig kennt, weiß, was ich durchlitt.
Nach einigen besonders unerfreulichen Erlebnissen im Spätherbst vergangenen Jahres suchte ich einen Pulmologen heim, der bei mir asthmatische Unerfreulichkeiten diagnostizierte und mich mit Mittelchen zur akuten Symptombekämpfung und langfristigen Therapie versah.
Fazit: Es hilft, die Lunge tut wieder störungsfrei ihren Dienst, Leben und Laufen machen wieder Spaß und meine unerfreuliche Anfälligkeit gegen diverse Getränke ist auch verschwunden.
Und außerdem sieht man diese Behandlung nicht - im Gegensatz zu dem wirklich bescheuerten Nasenpflaster, dass so mancher Volksläufer im Hoffen auf den Turboeffekt in seinem Gesicht platziert.
Aber – und nun kommt die Sache mit WADA, NADA und der Dopingliste – die überaus nützlichen Pharmazeutika fallen unter die verbotenen Substanzen, weil wohl der eine oder andere Profisportler damit über des Nasenpflasters Wirkung hinausgehend Luft in seinen Organismus strömen ließ.
Dass ich mich dennoch als Konsument solcherart tunender Substanzen oute, liegt an der „Medizinischen Ausnahmegenehmigung für die Anwendung von Beta-2-Antagonisten durch Inhalation”. Selbige schützt mich davor, sollte ich bei der Auslosung der nach einem Lauf zu testenden Aktiven zum beaufsichtigten Urinieren geschickt werden, plötzlich als Missetäter entlarvt und in einen Topf mit Lance, Dieter, Floyd, Jan und anderer Schwerverdienern geworfen zu werden.
Denn da gehöre ich nun wirklich nicht hin – weder sportlich noch einkommensmäßig (leider), aber auf gar keinen Fall moralisch.

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