Freitag, 7. März 2008
Dagmar Metzger, Frau Lügilanti oder: Chronik eines angekündigten politischen Todes
Sie schaut hier https://darmstadt.more-rubin1.de/mandate_search_result.php?persnr=47 recht fröhlich aus der farbenfrohen Wäsche, lächelt verschmitzt in die Kamera, zwei kecke Strähnen, die aus dem Blondschopf hinunter zu den blauen Augen ragen, machen die Aufnahme noch ein Stück freundlicher. Die Rede ist von Dagmar Metzger, ihres Zeichens Stadtverordnete in Darmstadt und am 28. Januar als Mitglied des Hessischen Landtages gewählt. Genau wie Andrea Ypsilanti übrigens. Doch letztere ist der Landtagsdebütantin nicht mehr grün, denn diese hat angekündigt, Ypsilantis Traum von der dunkelrot ins Amt gehobenen rosarot-grünlichen Minderheitsregierung nicht zu unterstützen.
War die Sparkassenjustiziarin Dagmar Metzger noch vor wenigen Tagen außerhalb Darmstadts eine unbekannte Größe, so genießt sie heute bundesweite Aufmerksamkeit. Die Homepage www.dagmar-metzger.de kollabierte zwischenzeitlich angesichts der Explosion der Zugriffszahlen.
Noch gestern orakelte ich in meinem kleinen Tagebuch, ob der machtbewussten Powerfrau Ypsilanti der Bruch ihres Wahlversprechens, auf keinen Fall mit der Linkspartei zu kooperieren, zum Segen gereichen oder ob sie, von U-Booten aus den eigenen Reihen abgeschossen, nach Art von Heide Simonis versenkt wird.
Doch anders als im meerumschlungenen Schleswig-Holstein, wo die U-Boote bis heute nicht aufgetaucht sind, hat Dagmar Metzger aus ihrer Überzeugung keinen Hehl. Sie kündigte an, zu ihrem Gewissen zu stehen und Andrea Ypsilanti am 5. April die Gefolgschaft zu verweigern. Die Grünen verfielen prompt in kollektives Wehgeschrei, die bereits angesetzten Koalitionsgespräche wurden verschoben. Und die ehrgeizige Landeschefin biss im Vier-Augen-Gespräch mit Dagmar Metzer auf Granit. Was die Abweichlerin prompt in einer Pressekonferenz verkündete. So werden Helden gemacht!
Der gern als rechter SPD-Flügel apostrophierte Seeheimer Kreis www.seeheimer-kreis.de/, dessen Mitglieder – zu denen übrigens auch Umweltminister Siegmar Gabriel zählt – die Öffnung zur Linkspartei bereits Ende Februar als strategischen Fehler bezeichnet hatten, frohlockte angesichts des Rückgrates, das Dagmar Metzger beweist.
Auch ohne meine uraltes, kristallenes Whisky-Glas zu Rate zu ziehen, wage ich eine vorsichtige Prognose des weiteren Ganges des Dinge: Sollten Andrea Ypsilanti und ihrer ungesunden Allianz am 5. April nur zwei Stimmen fehlen, platzt der Traum der Ministerpräsidentin in spe. Ob das gut oder schlecht für Hessen ist, darüber maße ich mir kein Urteil an. Ob dann Neuwahlen anstehen oder vielleicht doch eine große Koalition ohne Ypsilanti erfolgt? Letzteres erscheint mir wahrscheinlich, denn in der Politik ist es wie bei den Pavianen: Wenn der Oberaffe vom Ast fällt, gibt’s eine Palastrevolution.
Dass Andrea Ypsilanti wohl mehr als nur zwei Stimmen fehlen werden, halte ich für beinahe sicher. Ein frisch gewählter MdL ist schwer krank, seine Anwesenheit am 4. April äußerst fraglich. Angesichts der Beharrlichkeit von Dagmar Metzger werden aber auch mehrere andere Genossen und/oder Genossinnen Mut fassen und zu ihrer eigenen Meinung stehen. Wer mit seinem öffentlich vorgebrachten Votum (oder besser: Nichtvotum) eine Lügilanti-Regierung verhindert hat, sieht in seinem Wahlkreis allemal besser aus als ein Angehöriger des anonymen sozialdemokratischen Stimmviehs.
In diesem Sinne: „Erbarmen! De Hesse komme!“

PS.: Das Internet ist zwar ein schnelles Medium - nicht zu vergleichen mit den Holzmedien - aber mitunter ist die Realität noch schneller: Kaum hatte ich den o.g. Text eingestellt, korrigierte mich Frau Werwolf - das Thema hat sich erledigt, Andrea Ypsilanti verzichtet auf die Regierungsbildung.
Nun wird's interessant ... nachdem die Grünen in Hamburg eine neue Option entdeckt haben, wäre nun ja auch Jamaika drin.

... link (1 Kommentar)   ... comment