Montag, 21. April 2008
Postkarten, Geheimdienste und Dummheit. Oder: Schäuble & Co. das Leben schwermachen
Am Wochenende hat der Deutsche Depeschendienst ddp gemeldet, dass der Bundesnachrichtendienst BND den E-Mail-Verkehr einer Spiegel-Reporterin überwacht hat. Konkret handelte es sich um die elektronische Korrespondenz zwischen Susanne Koelbl und einem afghanischen Politiker, die in der Zeit vom 7. Juni bis 29. November 2006 von den Schlapphüten mitgelesen wurde.
Das ist in mehrfacher Hinsicht skandalös: Zum einen darf der Auslandsnachrichtendienst BND im Inland eigentlich nicht aktiv werden, zum anderen genießen Journalisten nach wie vor besonderen Schutz vor Observationen. Drittens, und hier wird’s wirklich böse, gehört schon eine gehörige Portion Blauäugigkeit dazu, sensible Daten per Postkarte durch die Welt zu schicken.
An dieser Stelle mögen die Leser meines kleinen Tagebuches stutzen. Wiese Postkarte? Nun, etwas anderes ist die E-Mail-Korrespondenz in der beschriebenen Art und Weise nicht. Genau wie bei einer Postkarte kann auch beim Versand einer E-Mail jeder mitlesen, sofern man keine Vorkehrungen gegen Schnüffelei trifft.
Dazu gibt es eine Menge wohlfeiler Verschlüsselungsprogramme, die allesamt dazu angetan sind, den Schäubles dieser Welt und ihren kriminell-kranken Helfershelfern das Handwerk zu erschweren oder aber ganz zu legen. Wer so etwas einsetzt, kann seine Privatsphäre, aber auch berufliche Informationen wirkungsvoll vor der Datensammelwut austickender Innenminister, tollwütiger Geheimschnüffler und neugieriger Zeitgenossen schützen. Ganz legal, übrigens. Wer’s nicht tut und sensibles Material offen via Netz schickt, kann zwar im Nachhinein empört sein und mit den Augen rollen, muss sich jedoch eine Mitschuld am Geschehen anrechnen lassen.
Anders gesagt: Wer seine Wohnung nicht abschließt, macht Einbrechern das Leben sträflich leicht.
Wer’s genauer wissen möchte, dem sei die German Pricy Foundation empfohlen www.privacyfoundation.de/links_partner/ Wer schickt schon Postkarten ...

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200 sterbende Läufer in Leipzig oder: Von der Dummheit mancher Schreiberlinge ...
Erschreckende Szenen haben sich beim Leipzig-Marathon am 20. April abgespielt: Von reichlich 800 gestarteten Läufern erreichten nur knapp über 600 das 42,195 km entfernte Ziel des Marathonlaufes. Im Klartext: Rund 200 Läufer - für die Pisa-Generation: das ist ein Viertel - blieb auf der Strecke.
Und da der Leipzig-Marathon auf einem 21km langen Zwei-Runden-Kurs ausgetragen wird, muss folglich aller 100 Meter ein gescheiterter Marathonaspirant verröchelt sein. Nur: Gesehen habe ich lediglich einen Einsatz der Rettungssanitäter, und dieser galt einem Zuschauer.

Des Rätsels Lösung liegt in der Dummheit bzw. Unbedarftheit meiner werten Kollegen, die im Auftrag der hiesigen Lokalpostille vom Marathon berichteten. Sie ließen sich - wieder einmal - die Zahl der gemeldeten Läufer als Starterzahl unterjubeln. Dass beide stark voneinander abweichen, ist eine Binsenweisheit, die von cleveren Veranstaltern z.B. in Berlin und Hamburg ausgenutzt wird. Dort nimmt man Meldungen bis zu einem Limit entgegen, das deutlich über der Streckenkapazität liegt, wohl wissend, dass ein Fünftel bis ein Viertel der avisierten Teilnehmer aus diesem oder jenem Grund dem teuer bezahlten Lauf fernbleibt. Aus diesem Grund veröffentlicht man bei diesen Marathons auch die Zahl der tatsächlich gestarteten, d.h. über die Zählmatten gelaufenen Läufer. Nur bis in die Sportredaktion der "Leipziger Volkszeitung" hat sich das noch nicht herumgesprochen ...
Damit ich heute nicht nur meckere, sei den Lesern meines kleinen Tagebuches verraten, dass ich am gestrigen 20. April einen recht angenehmen Leipzig-Marathon gelaufen bin. Noch immer als Aufbautraining nach Verletzungspause war es mein 99. Lauf über Marathon "und länger", das Wetter war - bis auf den Ostwind - optimal, die Veranstaltung gut organisiert und die Zeit mit 3:28h etwas schneller als für diesen Tag geplant.
Unverschämt waren lediglich die Raubritter, die für das Abstellen von Autos auf einer Schotterfläche fünf Euro kassieren wollten - im Vorjahr parkte man dort zum Nulltarif. Aber die Leipziger haben eben immer neue Ideen, den dienstältesten deutschen Stadtmarathon vor gefährlichem Wachstum zu schützen ... Nicht auszudenken, wenn der Leipzig-Marathon die 1000er-Grenze realer Starter überwinden würde ...

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