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Dienstag, 3. Februar 2009
Positive Aspekte der Finanzkrise. Oder: Meine Lokalpostille dreht die Zeit zurück
zeitungsdieb, 09:10h
„Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern … (… wo ich doch jeden Tag etwas dazulerne)?“ – heute ist einer dieser Tage, an denen sich dieses (fälschlich, guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1059789/ ) Konrad Adenauer zugeschriebene Zitat in mein Denken drängt. Warum? Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung (www.lvz.de), hat sich am 13. Januar 2007 unter dem Motto „Evolution statt Revolution“ einen so genannten Relaunch gegönnt. Guckst Du hier: http://www.danielgrosse.com/blog/2007/01/10/relaunch-auf-raten-lvz-chefredakteur-im-interview/
Im Zuge dieser Pseudomodernisierung eines Holzmediums (mehr war’s nicht wirklich) kam 4c-Druck auf alle Seiten. Außerdem wurde auf eine so genannte Vier-Buch-Produktion umgestellt. Soll heißen: Wer die LVZ in die Hand nimmt, schüttelt zuerst all den Werbemist heraus (darum im Verlagsjargon „Schüttelbeilagen“ genannt) und behält dann vier separate Heftchen übrig. Das sind die so genannten „Bücher“, die bei der LVZ den Nachrichtenteil (Politik, Wirtschaft), den Lokalteil, die Kultur und den Sport umfassen. Diese vier Bücher lassen sich dank einer neuen Rotationsanlage in der Druckerei sozusagen auf einen Rutsch produzieren. Werden mehr gebraucht, weil es am Wochenende zusätzliche Bücher mit Stellenanzeigen, Autokram und Immobilienschrumms gibt, müssen diese Bücher als Vorprodukte hergestellt werden. Das gilt auch für alle möglichen Verlagsprodukte, wie z.B. Center-Zeitungen, Messe-Beilagen und was es sonst noch so an kommerziell motiviertem Propagandamaterial gibt.
Die neue Rotationsanlage war notwendig geworden, weil die alte Anlage aus dem Jahr 1993 zwar nicht alt, aber veraltet war. Soll heißen: Die Colorman 35 ist in Schlachtschiff, dessen Stärke in der schnellen Herstellung einer riesigen Auflage identischer Exemplare besteht. Ersetzt wurde sie durch einen wenigen Kreuzer namens KBA Commander, der mehr Flexibilität in die Produktion bringt. So können zum einen auch Teilbelegungen (Stadtteilzeitungen, Lokalausgaben) wirtschaftlich gedruckt werden, zum anderen trägt die LVZ damit auch ihrer gravierend schwindenden Auflage Rechnung. Guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1322301/
Für Irritationen bei der Stammleserschaft sorgten die mit dem Relaunch einhergehenden Veränderungen im Blatt. Nein, die Qualität wurde nicht wirklich verbessert. Bunt ist nicht besser, Praktikanten können keine Redakteure ersetzen; vor allem nicht solche, die sich in der Stadt auskennen und hier Kontakte haben. Für Irritationen sorgte zum Beispiel, dass der geneigte Stammleser sein Fernsehprogramm (bei der LVZ nennt man das kurioserweise Medienseite ... *lol*) nicht mehr – wie in den Jahren zuvor – auf der Rückseite des ersten Buches fand, sondern im Kulturteil versteckt. Nachdem sich einige verärgerte Lokalpostillenleser bei der Redaktion darüber beschwert hatten, sah der Verlag sich genötigt, die Neuerung zu begründen. Das sei, so hieß es, der neuen Technik geschuldet, die eine Umstellung der Blattstruktur erforderlich gemacht habe.
Nun nehme ich für mich in Anspruch, vom Zeitungsmachen ein wenig zu verstehen, wahrscheinlich sogar ein wenig mehr als viele der Schreibtischtäter, die im Verlagshaus der Leipziger Volkszeitung ihre Tage absitzen. Und eben deshalb hatte ich mit dem Verweis auf „technische Gründe“ und „alles wird schöner, dafür müssen Sie auch Opfer in Kauf nehmen“ so meine Probleme. Ich fühlte mich – das folgende Wort sollten empfindsame Leser überspringen – verarscht. Und musste mich unwillkürlich an die TASS- bzw. ADN-Meldungen vom „Abschuss“ irgendwelcher Parteifunktionäre erinnern, die meist die Formulierungen „aus gesundheitlichen Gründen“ sowie „wurde mit einer anderen, verantwortungsvollen Funktion betraut“ enthielten.
Dass eine flexiblere Herstellungstechnik den Umzug des TV-Programms von einem Buch ins andere erfordert, geht bestenfalls als nettes Propagandastück durch, als Versuch, das Ausmaß der Leserdummheit auszuloten.
Nun mag der eine oder andere Leser das für die Spekulation eines notorischen Nörglers und Querulanten halten, der nichts besseres zu tun hat. Diese Vermutung ist im doppelten Sinne falsch: Zum einen habe ich jede Menge besseres zu tun und werde mich auch in wenigen Minuten wieder an meine eigentliche Brotarbeit machen, zum anderen tritt die Leipziger Volkszeitung seit einigen Tagen den Beweis für die Richtigkeit meiner Behauptung an.
In dem Maße, wie nämlich dank der allseits gern zitierten Wirtschafts- und Finanzkrise die Anzeigenbelegung zurückging, sinkt auch der Umfang der LVZ. Logisch, denn nur der DAL (dümmst-anzunehmender Leser) glaubt, dass die Texte und Fotos in der Zeitung zu seiner Erbauung gemacht werden. Die Redaktion dient lediglich dazu, die Lücken zwischen den Anzeigen zu füllen und meiner Lokalpostille das Privileg der 7-prozentigen Umsatzsteuer zu sichern. Folglich: Vier Seiten Sportteil, vier Seiten Kultur …
Und – Wunder über Wunder – das TV-Programm landet wieder im ersten Buch, genauer gesagt, auf dessen letzter Seite, also dort, wo es vor dem Relaunch seinen angestammten Platz hatte. Ob der DAL nun allen Ernstes glaubt, dass sein Leserbrief geholfen und der Verlag die alte Druckerei wieder in Betrieb genommen hat?
Im Zuge dieser Pseudomodernisierung eines Holzmediums (mehr war’s nicht wirklich) kam 4c-Druck auf alle Seiten. Außerdem wurde auf eine so genannte Vier-Buch-Produktion umgestellt. Soll heißen: Wer die LVZ in die Hand nimmt, schüttelt zuerst all den Werbemist heraus (darum im Verlagsjargon „Schüttelbeilagen“ genannt) und behält dann vier separate Heftchen übrig. Das sind die so genannten „Bücher“, die bei der LVZ den Nachrichtenteil (Politik, Wirtschaft), den Lokalteil, die Kultur und den Sport umfassen. Diese vier Bücher lassen sich dank einer neuen Rotationsanlage in der Druckerei sozusagen auf einen Rutsch produzieren. Werden mehr gebraucht, weil es am Wochenende zusätzliche Bücher mit Stellenanzeigen, Autokram und Immobilienschrumms gibt, müssen diese Bücher als Vorprodukte hergestellt werden. Das gilt auch für alle möglichen Verlagsprodukte, wie z.B. Center-Zeitungen, Messe-Beilagen und was es sonst noch so an kommerziell motiviertem Propagandamaterial gibt.
Die neue Rotationsanlage war notwendig geworden, weil die alte Anlage aus dem Jahr 1993 zwar nicht alt, aber veraltet war. Soll heißen: Die Colorman 35 ist in Schlachtschiff, dessen Stärke in der schnellen Herstellung einer riesigen Auflage identischer Exemplare besteht. Ersetzt wurde sie durch einen wenigen Kreuzer namens KBA Commander, der mehr Flexibilität in die Produktion bringt. So können zum einen auch Teilbelegungen (Stadtteilzeitungen, Lokalausgaben) wirtschaftlich gedruckt werden, zum anderen trägt die LVZ damit auch ihrer gravierend schwindenden Auflage Rechnung. Guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1322301/
Für Irritationen bei der Stammleserschaft sorgten die mit dem Relaunch einhergehenden Veränderungen im Blatt. Nein, die Qualität wurde nicht wirklich verbessert. Bunt ist nicht besser, Praktikanten können keine Redakteure ersetzen; vor allem nicht solche, die sich in der Stadt auskennen und hier Kontakte haben. Für Irritationen sorgte zum Beispiel, dass der geneigte Stammleser sein Fernsehprogramm (bei der LVZ nennt man das kurioserweise Medienseite ... *lol*) nicht mehr – wie in den Jahren zuvor – auf der Rückseite des ersten Buches fand, sondern im Kulturteil versteckt. Nachdem sich einige verärgerte Lokalpostillenleser bei der Redaktion darüber beschwert hatten, sah der Verlag sich genötigt, die Neuerung zu begründen. Das sei, so hieß es, der neuen Technik geschuldet, die eine Umstellung der Blattstruktur erforderlich gemacht habe.
Nun nehme ich für mich in Anspruch, vom Zeitungsmachen ein wenig zu verstehen, wahrscheinlich sogar ein wenig mehr als viele der Schreibtischtäter, die im Verlagshaus der Leipziger Volkszeitung ihre Tage absitzen. Und eben deshalb hatte ich mit dem Verweis auf „technische Gründe“ und „alles wird schöner, dafür müssen Sie auch Opfer in Kauf nehmen“ so meine Probleme. Ich fühlte mich – das folgende Wort sollten empfindsame Leser überspringen – verarscht. Und musste mich unwillkürlich an die TASS- bzw. ADN-Meldungen vom „Abschuss“ irgendwelcher Parteifunktionäre erinnern, die meist die Formulierungen „aus gesundheitlichen Gründen“ sowie „wurde mit einer anderen, verantwortungsvollen Funktion betraut“ enthielten.
Dass eine flexiblere Herstellungstechnik den Umzug des TV-Programms von einem Buch ins andere erfordert, geht bestenfalls als nettes Propagandastück durch, als Versuch, das Ausmaß der Leserdummheit auszuloten.
Nun mag der eine oder andere Leser das für die Spekulation eines notorischen Nörglers und Querulanten halten, der nichts besseres zu tun hat. Diese Vermutung ist im doppelten Sinne falsch: Zum einen habe ich jede Menge besseres zu tun und werde mich auch in wenigen Minuten wieder an meine eigentliche Brotarbeit machen, zum anderen tritt die Leipziger Volkszeitung seit einigen Tagen den Beweis für die Richtigkeit meiner Behauptung an.
In dem Maße, wie nämlich dank der allseits gern zitierten Wirtschafts- und Finanzkrise die Anzeigenbelegung zurückging, sinkt auch der Umfang der LVZ. Logisch, denn nur der DAL (dümmst-anzunehmender Leser) glaubt, dass die Texte und Fotos in der Zeitung zu seiner Erbauung gemacht werden. Die Redaktion dient lediglich dazu, die Lücken zwischen den Anzeigen zu füllen und meiner Lokalpostille das Privileg der 7-prozentigen Umsatzsteuer zu sichern. Folglich: Vier Seiten Sportteil, vier Seiten Kultur …
Und – Wunder über Wunder – das TV-Programm landet wieder im ersten Buch, genauer gesagt, auf dessen letzter Seite, also dort, wo es vor dem Relaunch seinen angestammten Platz hatte. Ob der DAL nun allen Ernstes glaubt, dass sein Leserbrief geholfen und der Verlag die alte Druckerei wieder in Betrieb genommen hat?
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