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Dienstag, 3. März 2009
Wer einmal lügt ... Oder: Klick für Klick Beschiss am Leser
zeitungsdieb, 13:30h
Mit gut besuchten Internetseiten lässt sich Geld verdienen. Das wissen auf die Zeitungsverlage. Kein Wunder, denn die Holzmedien leben längst nicht mehr wirklich vom Verkauf ihrer täglich erscheinenden Blätter, sondern von den Erlösen, die die darin veröffentlichten Anzeigen einspielen. Die Höhe ebendieser Erlöse richtet sich danach, wie viele Leser erreicht werden, sprich nach Auflage und Mitleserzahl.
Um bei diesen Daten allzu großen Beschiss zu erschweren – ganz vermeiden lässt er sich nicht – gibt es die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (guckst Du hier: www.ivw.de ), die die von den Verlagen gemeldeten Auflagen ein wenig unter die Lupe nehmen.
Bei den Internetablegern der Holzmedien gibt es eine solche Kontrolle bislang nicht wirklich, und so lassen sich die Verlage allerhand einfallen, um Seitenabrufe und Klickzahlen in die Höhe zu treiben.
Zu den beliebten Rosstäuschertricks zählen unnötige Seitenverweise, d.h. ein Text wird in drei oder vier Portionen zerlegt, an deren Ende der geneigte Leser auf „Fortsetzung“ klicken und dem Verlag so eine extra „Page-Impression“ darf. Das mag man noch als sinnvoll durchgehen lassen, denn auf diese Weise wird ein langer Text zwar nicht besser, aber irgendwie strukturierter.
Eine Unverschämtheit sind jedoch die Tricks, die die von mir ansonsten sehr verehrte Zeitung „Die Welt“ (www.welt.de) nutzt. Wenn z.B. von Rückrufaktionen bei Autoherstellern die Rede ist, werden die Daten über vermurkste Montagsgurken nicht etwa als Tabelle aufbereitet, sondern mit einem extra Fensterchen, in dem sich der Leser von Marke zu Marke klicken muss – das nervt, aber es schönt die Statistik der Welt-Online-Redaktion (Guckst Du hier: http://www.welt.de/motor/article3200822/Autos-die-am-haeufigsten-zurueckgerufen-werden.html ). Mit 21 Klicks ist dieser Artikel noch harmlos, es gibt auch heftigere Klickmaschinen, die dem Leser Wissen über die knackigsten Promiärsche und anderen Unsinn vermitteln.
Apropos Arsch: Eine neue Qualität in der Leserverarschung hat die Sächsische Zeitung erreicht. Unter www.sz-online.de findet der Leser heute u.a. einen Bericht über die Probleme beim Bau des neuen Dynamo-Stadions. Wer auf „Artikel lesen“ klickt, landet hier http://www.sz-online.de/_tools/kurzinfo/info.asp?id=5751 und darf den Artikel Klick für Klick in alzheimergerechten Miniportiönchen lesen: Jeweils zwei, drei Sätze kommen auf den Schirm, dann ist der nächste Klick fällig. Oh heiliger Beschiss am Leser.
Unwillkürlich drängt sich mir die Frage auf, wie ernst eigentlich - trotz ivw - die Auflagenzahlen von Zeitungen sind, die ihre Leserschaft so frech für blöd verkaufen. Üblicherweise heißt es ja "Wer einmal lügt ..."
Um bei diesen Daten allzu großen Beschiss zu erschweren – ganz vermeiden lässt er sich nicht – gibt es die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (guckst Du hier: www.ivw.de ), die die von den Verlagen gemeldeten Auflagen ein wenig unter die Lupe nehmen.
Bei den Internetablegern der Holzmedien gibt es eine solche Kontrolle bislang nicht wirklich, und so lassen sich die Verlage allerhand einfallen, um Seitenabrufe und Klickzahlen in die Höhe zu treiben.
Zu den beliebten Rosstäuschertricks zählen unnötige Seitenverweise, d.h. ein Text wird in drei oder vier Portionen zerlegt, an deren Ende der geneigte Leser auf „Fortsetzung“ klicken und dem Verlag so eine extra „Page-Impression“ darf. Das mag man noch als sinnvoll durchgehen lassen, denn auf diese Weise wird ein langer Text zwar nicht besser, aber irgendwie strukturierter.
Eine Unverschämtheit sind jedoch die Tricks, die die von mir ansonsten sehr verehrte Zeitung „Die Welt“ (www.welt.de) nutzt. Wenn z.B. von Rückrufaktionen bei Autoherstellern die Rede ist, werden die Daten über vermurkste Montagsgurken nicht etwa als Tabelle aufbereitet, sondern mit einem extra Fensterchen, in dem sich der Leser von Marke zu Marke klicken muss – das nervt, aber es schönt die Statistik der Welt-Online-Redaktion (Guckst Du hier: http://www.welt.de/motor/article3200822/Autos-die-am-haeufigsten-zurueckgerufen-werden.html ). Mit 21 Klicks ist dieser Artikel noch harmlos, es gibt auch heftigere Klickmaschinen, die dem Leser Wissen über die knackigsten Promiärsche und anderen Unsinn vermitteln.
Apropos Arsch: Eine neue Qualität in der Leserverarschung hat die Sächsische Zeitung erreicht. Unter www.sz-online.de findet der Leser heute u.a. einen Bericht über die Probleme beim Bau des neuen Dynamo-Stadions. Wer auf „Artikel lesen“ klickt, landet hier http://www.sz-online.de/_tools/kurzinfo/info.asp?id=5751 und darf den Artikel Klick für Klick in alzheimergerechten Miniportiönchen lesen: Jeweils zwei, drei Sätze kommen auf den Schirm, dann ist der nächste Klick fällig. Oh heiliger Beschiss am Leser.
Unwillkürlich drängt sich mir die Frage auf, wie ernst eigentlich - trotz ivw - die Auflagenzahlen von Zeitungen sind, die ihre Leserschaft so frech für blöd verkaufen. Üblicherweise heißt es ja "Wer einmal lügt ..."
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