Donnerstag, 12. März 2009
Wolfgang Schäuble grollt dem Bundesverfassungsgericht. Oder: Karrieretipps für Richter vom Bundesüberwachungsminister
Wolfgang Schäuble, seines Zeichens überwachungswütiger Bundesinnenminister, hat gegen das Bundesverfassungsgericht gewettert. Wieder mal, denn steter Tropfen höhlt ja den Stein. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Guckst Du hier: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~EE813AF7099EE49628DFDFA4326C8B8DB~ATpl~Ecommon~Scontent.html ) kann man nachlesen, wie Schäuble über das Tun der Verfassungsrichter denkt. Angesichts der einstweiligen Anordnung des BuVFG gegen die Vorratsdatenspeicherung machte Schäuble u.a. deutlich, dass sich die Richter nicht ins Handwerk der Politiker mischen sollten. Sein Fazit: „Wer Gesetze gestalten will, sollte sich bemühen, Mitglied des Deutschen Bundestages zu werden.“ Ausführlich unter o.g. Link nachzulesen.
Wäre ich ein bösartiger Mensch, könnte mir der Vergleich mit einem einst eingebürgerten Österreicher einfallen, der sich bei einem Tischgespräch darüber ausließ, dass es eine Schande ist, Jurist zu sein. Zuvor hatte er sich darüber geärgert, dass mit Verstand, Rückgrat und Ehre gesegnete Juristen ihm den unbedingten Gehorsam verweigert hatten. Da ich aber kein bösartiger Mensch bin, enthalte ich meiner geneigten Leserschaft den Namen dieses österreichischen Gefr... uuups ... lieber vor.
Dennoch: Unserem allseits beliebten Bundesüberwachungsminister sei der der Tipp gegeben, das o.g. Fazit ein wenig umzuformulieren. Wie wäre es mit „Wer ein Problem mit dem Grundgesetz hat, sollte weder Mitglied des Deutschen Bundestages bleiben noch ein Regierungsamt ausüben.“

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Bewertungszwang und Bäckerbrot. Oder: Manchmal will ich ein Eigenbrötler sein
Sonnabends gehe ich - soweit nicht anderweitig unterwegs - am frühen Morgen zu meinem Dorfbäcker und kaufe dort frisches Brot (klassische Sauerteigführung, falls das dem geneigten Leser etwas sagt) und knusprige Brötchen (auf Stein gebacken, richtiger Teig, nicht solche neumodischen Wessi-Blasen). Mein Dorfbäcker ist ein kleiner Handwerksbetrieb, vielfach ausgezeichnet und für die Qualität seiner Backwaren bekannt.
Würde ich nun den Sonntagsfrieden des Meisters stören und mich am Tag des Herrn auf des Bäckers Terrasse schleichen, wäre dieser irritiert. Sagte ich ihm dann, dass der Grund der Störung darin besteht, ihm mitzuteilen, wie gut Brot und Brötchen und wie freundlich die Bedienung waren, würde er mich - gelinde gesagt - für bescheuert erklären und seine Frau hätte in der Folgewoche eine skandalöse Neuheit fürs Tresengespräch im Bäckerfachgeschäft.
Keine Angst, ich habe nicht vor, dem Meister solcherart meine Aufwartung zu machen.

Doch nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, wozu ich dann derlei Gedankenspiele betreibe. Die Antwort ist simpel: In meinem E-Mail-Eingang fand ich heute wieder einmal verschiedene freundliche Mahnungen von Amazon & Co. vor, die mich daran erinneren sollen, doch bitteschön all die Händler, bei denen ich in jüngerer Zeit Käufe übers Internet getätigt habe, zu bewerten.
Doch genau dazu habe ich immer weniger Lust. Okay, ich habe hier einen PC, dort einen Monitor und da ein Gigabit-Switch erworben. Okay, die Geräte sind in Ordnung und wurden pünktlich geliefert. Aber soll ich mir nun Aufkleber drucken lassen und diese an jedes Geschäft kleben, in dem ich einen Einkauf tätige. An der Tanke im Nachbarort steht dann "Der Diesel vom 13. Februar war sehr gut, die Pistole hat leider gekleckert, deshalb nur vier Punkte", im Lottoladen verewige ich mich mit "Nicht mal ein Dreier, Geschäft nicht empfehlenswert" usw.
Gut, man mag mich einen Eigenbrötler nennen (ich werde deshalb nicht gleich zum Amokläufer), aber reicht es nicht, wenn ich eine Ware aussuche, kaufe und zufrieden bin? Wenn mir was nicht passt, werde ich schon meckern ...

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