Montag, 4. Januar 2010
Laufen und springen. Oder: Als Läufer enttarnt und abgestraft
Am Wochenende hätte es mich beim Laufen beinahe erwischt. Nagut, einmal hat es mich sauber „ausgehoben“, als eine unter dem Pulverschnee verborgene Eisplatte mir den letzten Rest Bodenhaftung nahm und beide Füße zugleich ein erfrischendes Eigenleben entwickelten. Mir blieb nur, die Sache zu erdulden: Beide Füße hoch, (gefühlte) zwanzig Sekunden waagerecht in der Luft liegen, dann zu Boden gehen und noch (gefühlte) 200 Meter durch den lustig stiebenden Schnee kullern; danach Systemcheck, aufstehen und die letzten sechs Kilometer weiterlaufen.
Aber nein, diese Art von „beinahe erwischt“ meinte ich nicht. Vielmehr ereignete sich der „Beinaheerwischer“ kurz vor der heimischen Kate; gute zwei Kilometer vor ultimo. Ein Auto nahm mich um Haaresbreite auf die Motorhaube, nur ein beherzter Hopser in den Graben bewahrte mich vor der sehr wahrscheinlich schädlichen Begegnung. Was mich ärgert: Es lag nicht etwa daran, dass ich nach Sonnenuntergang mit Stirnlampe und rotem Blinkerdingens unterwegs war, denn der Fahrer des Vehikels hatte mich gesehen. Er stoppte sogar, da ich auf gleichberechtigter Straße „von rechts“ kam und er mich für ein ordnungsgemäß beleuchtetes Fahrrad hielt. Schon zum Stehen gekommen, entdeckte der wackere Fahrzeugführer jedoch, dass er nicht einem Radfahrer die Vorfahrt gewährt hatte, sondern einem Fußgänger (bzw. -läufer) und somit einer Lebensform, die aus Lenkradperspektive noch unterhalb der Nacktschnecken angesiedelt ist.
Folglich kam es, wie es kommen musste: Kaum war ich enttarnt und in die unterste Schublade aller nur denkbaren Verkehrsteilnehmer eingefädelt worden, wechselte der Fuß von der Bremse aufs Gas und ich in den Straßengraben.
Deutschland ist schön.

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