Donnerstag, 17. Juni 2010
Freie Fahrt für die ÖR. Oder: WM auf Arabisch ist auch ganz nett
So, wieder da, back in good (???, nööö!) old germany. "Draußen" war's schön, weit weg von Sparpaketsgejaule, Fähnchenwahn und dem parteipolitischen Geschacher um die Besetzung eines sinnfreien Grußonkelpostens in Berlin. Aus der Ferne erfuhr ich, dass mein Medienkonsum künftig teurer werden wird - schließlich soll die GEZ ja eingespart und die gerätebezogene Zwangsabgabe an die öffentlichrechtlichen Hirnver-nebeler (der Bindestrich ist eine Art Erklärbär für Langsammerker) durch eine Pauschale ersetzt werden.
Wenn ich künftig schon dafür zahlen muss, kann ich auch mal reinschauen, dachte ich und entlockte dem Fernseher im Hotelzimmer ein grieselndes ZDF-Bild. Was nicht schlimm ist, denn erstens kommt's beim ZDF ohnehin nicht so darauf an und zweitens ist der Sinai nunmal ein Stück von der Heimat (?) entfernt. Wobei: Schlimm isses schon, was der Rentnersender der Minderheit der noch nicht hirntoten Zuschauer zumutet. Da entgeht mir ja sonst direkt was, würde der geneigte Masochist sagen.
Nagut, lange währte das Elend nicht, denn das ZDF verabschiedete sich pünktlich zum Beginn der FIFA WM 2010 aus Lizenzgründen vom Sat-Kanal und beglückte seine Auswärtsgucker mit ZDF-Neo. Das ist der Beweis dafür, dass Reisen bildet, denn von diesem Käfer-Kanal hatte ich noch nie etwas gehört. Aber sollte ich dereinst als Wüstenspinne reinkarniert werden, weiß ich nun zumindest, worauf es ankommt, wenn Spinne der bösen Schlupfwespe entgehen will. Natürlich enthalte ich den Leserinnen und Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches dieses womöglich überlebenswichtige Wissen nicht vor, schließlich reicht es, wenn ich den Schrumms geguckt habe: Eine clevere Wüstenspinne baut ihr Domizil auf dem Kamm einer Düne, die zudem über einen Hang mit fester, glatter OBerfläche verfügen muss. Im Gefahrenfall Beine einziehen und als Kugel wegrollen, während die Wespe bedeppert aus ihren Komplexaugen äugt.
Zurück zum ZDF oder nicht ZDF oder so: Die Abknipsung vom heimatlichen Sender ließ mich zappen und das eine oder andere WM-Spiel auf arabischen Sendern genießen. Fazit: Das werde ich wohl künftig immer so machen, in der Leipziger Eisenbahnstraße gibt es ja genug Sportbars mit leicht nachgedunkelter Kundschaft.
Warum ich für arabische Kanäle plädiere? Zum einen muss ich mich darüber ärgern, dass ich mit der künftigen Haushaltpauschale einen 550 Personen umfassenden öffentlich-rechlichen Betriebsausflug nach Südafrika finanziere. Zum anderen, weil der Wegfall dusseliger deutschtümelnder TV-Kommentatoren sowie nachgelagerter Spielanalysen durch debile Altfußballer und Möchtegernexperten durchaus zur Steigerung der Lebensqualität beiträgt.
Außerdem übertönt ein dauerkrächzender Häkelschriftmoderator sogar das Trötengetöse recht wirkungsvoll. Und, damit soll's das gewesen sein, als in irgendeinem arabischen TV-Studio plötzlich "Loddar Maddäus" expertelnd auftrat, war sogar das zu ertragen - schließlich war sein deutsches Gelaber ausgeblendet und durch die Stimme eines arabischen Dolmetschers ersetzt.

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