Dienstag, 8. Januar 2013
Eine Zensur findet doch statt. Oder: Wann wird die Bibel bereinigt?
Eigentlich ist es ja nur ein PR-Gag. Noch eigentlicher eine unbeschreibliche Dummheit, die für einen PR-Gag genutzt wird. Am allereigentlichsten aber ist es ein Indiz dafür, wie krank unser System ist.
Ehe die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nun kopfschüttelnd die Suche nach dem hinter dieser Einführung aufgeben, löse ich das Rätsel auf. Es geht um Zensur, die sich als politisch korrekte Bearbeitung von Büchern usw. tarnt.
Natürlich geistern schon seit längerem irgendwelche verschwurbelten Gutmenschen durch die Gegend, denen allerlei Formulierungen in diversen Büchern, Kinderliedern, Filmen etc. missfallen. Man konnte über irgendwelche heilig daherschreitenden Tussen lachen, ernst nehmen musste man sie nicht.
Das Thema "political correctness" erlangte eine neue, erschreckende Dimension, als die aktuelle Familienministerin Kristina Schröder, bisher weder durch übermäßiges Charisma noch durch sonderliche Fortune bei ihrer Amtsführung aufgefallen, sich in einem verzichtbaren Interview übers Vorlesen äußerte. Sie ersetze unpassende Inhalte (gemeint waren Pfui-Worte aus der rassistischen Ecke, wie z.B. Neger, aber auch genderinkorrekte Begriffe wie Müllmann) in Echtzeit durch andere Vokabeln. Dass sie in dem Zusammenhang Gott auch noch zum Neutrum erklärte, ließ mich kichern; aus dem bajuwarischen Urwald waren jedoch Grunzlaute harrscher Fundamentalchristenverärgerung zu hören.
Dass nun der Stuttgarter Verleger Klaus Willberg vom Thienemann Verlag ankündigte, Otfried Preußlers Buch "Die kleine Hexe" zu zensieren (er spricht vom "Austausch fraglicher Begriffe" in Absprache mit der Familie des Autors). Nun ist Otfried Preußler http://de.wikipedia.org/wiki/Otfried_Preu%C3%9Fler nicht der Verfasser von "Mein Kampf" und wandelt auch nicht in den Fußstapfen eines gewissen Paul Joseph Goebbels, sondern ein international anerkannter, in Deutschland mit höchsten Ehrungen überhäufter Autor.
An seinem Buch "Die kleine Hexe" wurde von fanatisch weltverbessernden Gutmenschen u.a. das Auftauchen der Begriffe "Negerlein", "Chinesenmädchen" und "Türke" bemängelt. Noch einmal: Es geht nicht darum, dass Preußler den so benannten Personen Bösartigkeit, Minderwertigkeit o.ä. unterstellte; nein, allein die Nennung der Begriffe führte zum Zensurverlangen.
Damit prescht der Thienemannverlag übrigens nicht vor. Auch Pipi-Langstrumpf-Übersetzungen, die beim Verlag Friedrich Oetinger in Hamburg erscheinen, werden seit einigen Jahren auf Linie getrimmt. Neger? Zigeuner? Fehlanzeige!
Die grassierende Seuche der political correctness wird in den nächsten Jahren sicher noch einem ganzen Heer von Zensoren (wahrscheinlich wird dafür irgendeine wohlklingende Tätigkeitsbeschreibung erworthülst, in der irgendwo "Lektor" vorkommt) Arbeit und gutes Auskommen bescheren.
In diesem Zusammenhang ist es mir ein Bedürfnis, gleich ein weiteres Buch zur Bearbeitung vorzuschlagen. Die heilige Schrift, auch bekannt als Bibel. Beim Lesen in diesem Erfolgswerk fühle ich mich regelmäßig traumatisiert, denn da geht es rassistisch und ethnisch zur Sache, dass es eine Affenschande ist. Und wenn ich mir überlege, dass mit der Bibel ja auch Neger missioniert werden ...
Außerdem gibt es im Alten Testament Stellen, wo sogar zur Gewalt gegen Minderheiten aufgerufen wird. "Schläft einer mit einem Manne, wie man mit einer Frau schläft ... mit dem Tod bestraft ..." (http://www.bibleserver.com/text/EU/3.Mose20) - hallo, geht's noch? Sowas in unserer aufgeklärten Zeit?
Schröder, übernehmen Sie! Bibelverbot ist das Mindeste, am besten Vorratsdatenspeicherung, damit man nachkommen kann, wer alles in dieser bösen Schrift liest ...

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