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Montag, 9. Juli 2007
Eine gelungene Ultra-Premiere in Fröttstädt
zeitungsdieb, 11:46h
Fröttstädt? Nie gehört! Als mir vor einigen Monaten die Kunde vom für Anfang Juli 2007 geplanten Thüringen-Ultra zu Ohren kam, war ich skeptisch. Schon wieder ein Veranstalter, der mit einem Laufevent den schnellen Schnitt machen will? Dennoch entschloss ich mich zur Teilnahme – und sah mich aufs Angenehmste überrascht.
Fröttstädt ist nicht eben eine Metropole. Der Ort liegt laut Wikipedia „reizvoll zwischen Gotha und Erfurt am Fuße des Thüringer Waldes“ – soll heißen: relativ flaches Land, bis zum Thüringer Wald ist es ein Stück, der vom Rennsteiglauf bekannte Inselsberg befindet sich in Sichtweite, Eisenbahn (mittendurch) und A4 (dicht bei) sorgen für die Verbindung zur Welt. Außerdem gibt es ein Flüsschen namens Hörsel, das eiligen Automobilisten allenfalls durch die Raststätte Hörselgau bekannt sein dürfte. Ende 2006 zählte Fröttstädt stolze 407 Einwohner. Zur Premiere des 1. Thüringen-Ultras waren die so ziemlich alle im Einsatz, denn der Flecken wurde von Läufern aus ganz Deutschland (sogar Österreicher und ein Brasilianer wurden gesichtet!) förmlich überrannt.
Brennpunkt des Geschehens war ein weiträumiges Gelände rund ums Dorfgemeinschaftshaus. Kostenfreie Parkmöglichkeiten auf einer nahen Wiese gab es ebenso wie die Zufahrtsmöglichkeit für Wohnmobile und im-Auto-Schläfer. Im Dorfgemeinschaftshaus wurden Einzel- und Staffelläufer am Vorabend des Laufes freundlich in Empfang genommen, mit Startnummern versehen, nach ihren Quartierwünschen befragt (Zur Verfügung standen eine Halle und ein großes Zelt samt Feldbetten, alles kostenlos nutzbar) und mit Marken für Nudel davor sowie Bier und Eintopf danach versehen.
Obwohl der frühe Startzeitpunkt (Sonnabend, vier Uhr, mussten die Ultras auf die 100km-Strecke, eine Stunde danach die Staffelläufer) am Freitagabend wie ein Damoklesschwert über den Läufern hing, kam Partystimmung auf. Man aß, trank auf Vorrat, freute sich über eine gelungene ppt-Präsentation, bei der alle vorgemeldeten Teilnehmer des Ultras mit Startnummer und Archivbild (Internet ist eine tolle Sache!) vorgestellt wurden und schwatzte mit den „üblichen Verdächtigen“.
Nach einer sehr kurzen Nacht, einem guten und preiswerten Frühstück (vielen Dank an die netten Helferinnen!) und einigen laut geäußerten selbstkritischen Gedanken (Welcher Teufel hat mich denn da wieder geritten?) ging es an den Start. Mit einigem guten Willen konnte man sich einreden, 4 Uhr am östlichen Horizont einen klitzekleinen Streifen Helligkeit zu erahnen – dennoch war’s finster wie im sprichwörtlichen Hinterteil eines Bären. Irgendwie wurden die letzten Sekunden dennoch heruntergezählt, irgendwie fanden die meisten auch den richtigen Knopf ihrer Stoppuhr (Aaaah, so geht die Beleuchtung also an!), und dann setzte sich das etwa 120 Läufer umfassende Feld der Ultras in Bewegung.
Durch schlafende Ortschaften und über allerlei Nebensträßchen ging es in Richtung Inselsberg. Die roten Pfeile der Streckenmarkierung waren mitunter zu erahnen, aber da die Läufer zu dieser Zeit noch beisammen waren, bestand kaum Gefahr, vom rechten Weg abzukommen.
Nach rund fünf Kilometern waren die Ausläufer des Thüringer Waldes erreicht, die ersten 100 HM wurden erklommen. Im fröhlichen Auf und Ab und morgendlicher Kühle kam die erste Verpflegungsstelle nach 10km gerade richtig, freundliche HelferInnen reichten Getränke, erste Häppchen und nette Worte.
Gegen viertel sechs (im Klartext: 5.15 Uhr) erlebte ich die Bedeutung des Wortes Schweinsgalopp, als rechts neben mir eine aufgescheuchte Horde Wildschweine lautstark durchs Dickicht preschte. Staunend hielt ich kurz inne, nachdem zwei stattliche Brocken Wildschweinfleisch nur wenige Schritte vor mir „mit Highspeed“ die Laufstrecke querten. Spätestens in diesem Moment war der letzte Rest Müdigkeit verflogen ...
Die Laufstrecke verdient das Prädikat „Sonderklasse“. Auf zumeist idyllischen Wegen führt sie westlich am Inselsberg vorbei, ehe es von Süden her ein gutes Stück – bis zur Grenzwiese (km 34) – hinaufgeht. Solmberg und Mommelstein werden passiert, über Kleinschmalkalden wird bei km51 Floh-Seligenthal erreicht. Auf dem Weg dorthin verlief die Strecke auf einer zum Radweg umgebauten Eisenbahntrasse samt altmodischer Brücken und einem Tunnel – solcherart Bilder machten den ganz besonderen Reiz des Laufes aus.
Auf dem Sportplatz Floh-Seligenthal frisch gestärkt und dank Ident-Chip registriert, ging’s hinauf zum Jobsstein und nach der zweiten Querung des Rennsteigs nach Tambach-Dietharz. Dabei erwiesen sich steile Auf- und Abstiege auf mitunter recht lädierten Forstwegen – Sturm Kyrill lässt schön grüßen – als Härtetest für geschundene Gelenke.
Über Finsterbergen und Friedrichroda – nicht zu vergessen die zwischen diesen Orten liegenden Höhenzüge – wurde Tabarz erreicht. Hier nahm mein Unglück seinen Lauf. Nachdem ich zuvor einige Probleme mit dem linken Knie gehabt hatte, schienen sich die geplagten Außenbänder nun mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Dafür folgte ich nach der Verpflegungsstelle bei km 84 einem falschen Führer in Gestalt eines Staffelläufers. Dass ich allein auf der Strecke war, gab mir in dieser Phase des Laufes nicht zu denken. Ich lag auf Position neun, die Abstände waren groß. Doch plötzlich kam mir der Staffelläufer wieder entgegen – wir waren vom Weg abgekommen. Nach einem gut 15-minütigen Rückweg war der verpasste Abzweig erreicht, mit einer halben Stunde Zeitverlust ging es wieder in Richtung Fröttstädt.
Kurz vor km 90 die nächste Herausforderung: An einem Kreuzweg sah ich einen Läufer die vor mir liegende Höhe erklimmen, ein anderer war links abgebogen. Die aufgesprühten Pfeile waren nicht dazu angetan, zusätzliche Gewissheit zu geben, denn hier war offensichtlich übersprüht und korrigiert worden. Ein Anruf bei der Orga brachte mir die Empfehlung, nach rechts abzubiegen. Nach wiederum 15 Minuten gabelte mich ein Auto auf, dessen Fahrer nach einem verschwundenen Staffelläufer suchte. Er brachte mich zum km 90 und auf den rechten Weg zurück. Wieder korrekt eingenordet, nahm ich die letzten 10km unter die Füße. Es rollte wieder. Zum wachsenden Wohlbefinden trug der VP bei km 95 bei, wo es neben Applaus und freundlichen Worten auch das langersehnte Bier gab.
Nun noch die Autobahn unterquert, ein Gewerbegebiet passiert, bei offener Schranke die Bahnlinie überwunden und hinein nach Fröttstädt. Eine hohle Gasse, ein Stück Dorfstraße und schon war die Zielgasse erreicht. Begrüßung, Medaille, Sofortausdruck der Platzierung, 100km mit 2200 HM waren geschafft. Angesichts des anspruchsvollen Profils, meiner Bergablaufprobleme und meiner beiden „Ehrenrunden“ war ich mit der Zielzeit von 10:45 mehr als zufrieden.
Nun schnell noch die Tasche in Empfang genommen, ein Belohnungsbier getrunken, anschließend Schlamm und Schweiß abgeduscht, das leuchtendgelbe Finisher-Funktionsshirt abgeholt – Ultralauf ist schööön. Da sind Zeiten beinahe Nebensache. Apropos Zeit: Mit 9:04 war Jörg Kupfer von den Lauffreunden Gotha der schnellste Läufer, schnellste Frau war Elke Streicher von KSK Gerlingen mit 10:00. Aber auch die etwas weniger flotten Läufer mussten keine Angst haben, um den Lohn ihrer Mühen gebracht zu werden, denn auch nach 16:30h war das Ziel noch offen.
Und sonst? Rund um das Dorfgemeinschaftshaus herrschte bei der in der Ausschreibung angekündigten Läuferparty Volksfeststimmung. Bei leckerster Thüringer Bratwurst, allerlei preisgünstigen Getränken, beinahe geschenktem Kuchen und schmackhaftem Gratiseintopf wurde geklönt, den von Streckenposten per Funk avisierten Finishern applaudiert und trotz aller Leiden schon von der zweiten Auflage dieses Ultralaufs geträumt.
Dass diese im nächsten Jahr kommen möge, hoffte wohl jeder der 111 Finisher (dass ich die Zahl der 2x50- bzw. 4x25km-Staffelläufer unterschlage, sei mir verziehen). Selten habe ich bei einer Veranstaltung eine so durchweg positive Beurteilung und ein so einhellig vorgetragenes Lob gehört.
Diesem kann ich mich nur anschließen: Fröttstädt ist eine Reise wert. Die Fröttstädter FFW – insbesondere das Lauffeuer der FFW – und ihre zahlreichen HelferInnen haben mit höchstem Einsatz eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die das Zeug zu einem Klassiker hat. Dazu noch eine zwar anspruchsvolle, aber traumhaft schöne Strecke mit vielen herrlichen Ausblicken und jeder Menge Natur – wenn ich es irgendwie einrichten kann, bin ich im kommenden Jahr wieder mit dabei. Der Zeitungsdieb
Fröttstädt ist nicht eben eine Metropole. Der Ort liegt laut Wikipedia „reizvoll zwischen Gotha und Erfurt am Fuße des Thüringer Waldes“ – soll heißen: relativ flaches Land, bis zum Thüringer Wald ist es ein Stück, der vom Rennsteiglauf bekannte Inselsberg befindet sich in Sichtweite, Eisenbahn (mittendurch) und A4 (dicht bei) sorgen für die Verbindung zur Welt. Außerdem gibt es ein Flüsschen namens Hörsel, das eiligen Automobilisten allenfalls durch die Raststätte Hörselgau bekannt sein dürfte. Ende 2006 zählte Fröttstädt stolze 407 Einwohner. Zur Premiere des 1. Thüringen-Ultras waren die so ziemlich alle im Einsatz, denn der Flecken wurde von Läufern aus ganz Deutschland (sogar Österreicher und ein Brasilianer wurden gesichtet!) förmlich überrannt.
Brennpunkt des Geschehens war ein weiträumiges Gelände rund ums Dorfgemeinschaftshaus. Kostenfreie Parkmöglichkeiten auf einer nahen Wiese gab es ebenso wie die Zufahrtsmöglichkeit für Wohnmobile und im-Auto-Schläfer. Im Dorfgemeinschaftshaus wurden Einzel- und Staffelläufer am Vorabend des Laufes freundlich in Empfang genommen, mit Startnummern versehen, nach ihren Quartierwünschen befragt (Zur Verfügung standen eine Halle und ein großes Zelt samt Feldbetten, alles kostenlos nutzbar) und mit Marken für Nudel davor sowie Bier und Eintopf danach versehen.
Obwohl der frühe Startzeitpunkt (Sonnabend, vier Uhr, mussten die Ultras auf die 100km-Strecke, eine Stunde danach die Staffelläufer) am Freitagabend wie ein Damoklesschwert über den Läufern hing, kam Partystimmung auf. Man aß, trank auf Vorrat, freute sich über eine gelungene ppt-Präsentation, bei der alle vorgemeldeten Teilnehmer des Ultras mit Startnummer und Archivbild (Internet ist eine tolle Sache!) vorgestellt wurden und schwatzte mit den „üblichen Verdächtigen“.
Nach einer sehr kurzen Nacht, einem guten und preiswerten Frühstück (vielen Dank an die netten Helferinnen!) und einigen laut geäußerten selbstkritischen Gedanken (Welcher Teufel hat mich denn da wieder geritten?) ging es an den Start. Mit einigem guten Willen konnte man sich einreden, 4 Uhr am östlichen Horizont einen klitzekleinen Streifen Helligkeit zu erahnen – dennoch war’s finster wie im sprichwörtlichen Hinterteil eines Bären. Irgendwie wurden die letzten Sekunden dennoch heruntergezählt, irgendwie fanden die meisten auch den richtigen Knopf ihrer Stoppuhr (Aaaah, so geht die Beleuchtung also an!), und dann setzte sich das etwa 120 Läufer umfassende Feld der Ultras in Bewegung.
Durch schlafende Ortschaften und über allerlei Nebensträßchen ging es in Richtung Inselsberg. Die roten Pfeile der Streckenmarkierung waren mitunter zu erahnen, aber da die Läufer zu dieser Zeit noch beisammen waren, bestand kaum Gefahr, vom rechten Weg abzukommen.
Nach rund fünf Kilometern waren die Ausläufer des Thüringer Waldes erreicht, die ersten 100 HM wurden erklommen. Im fröhlichen Auf und Ab und morgendlicher Kühle kam die erste Verpflegungsstelle nach 10km gerade richtig, freundliche HelferInnen reichten Getränke, erste Häppchen und nette Worte.
Gegen viertel sechs (im Klartext: 5.15 Uhr) erlebte ich die Bedeutung des Wortes Schweinsgalopp, als rechts neben mir eine aufgescheuchte Horde Wildschweine lautstark durchs Dickicht preschte. Staunend hielt ich kurz inne, nachdem zwei stattliche Brocken Wildschweinfleisch nur wenige Schritte vor mir „mit Highspeed“ die Laufstrecke querten. Spätestens in diesem Moment war der letzte Rest Müdigkeit verflogen ...
Die Laufstrecke verdient das Prädikat „Sonderklasse“. Auf zumeist idyllischen Wegen führt sie westlich am Inselsberg vorbei, ehe es von Süden her ein gutes Stück – bis zur Grenzwiese (km 34) – hinaufgeht. Solmberg und Mommelstein werden passiert, über Kleinschmalkalden wird bei km51 Floh-Seligenthal erreicht. Auf dem Weg dorthin verlief die Strecke auf einer zum Radweg umgebauten Eisenbahntrasse samt altmodischer Brücken und einem Tunnel – solcherart Bilder machten den ganz besonderen Reiz des Laufes aus.
Auf dem Sportplatz Floh-Seligenthal frisch gestärkt und dank Ident-Chip registriert, ging’s hinauf zum Jobsstein und nach der zweiten Querung des Rennsteigs nach Tambach-Dietharz. Dabei erwiesen sich steile Auf- und Abstiege auf mitunter recht lädierten Forstwegen – Sturm Kyrill lässt schön grüßen – als Härtetest für geschundene Gelenke.
Über Finsterbergen und Friedrichroda – nicht zu vergessen die zwischen diesen Orten liegenden Höhenzüge – wurde Tabarz erreicht. Hier nahm mein Unglück seinen Lauf. Nachdem ich zuvor einige Probleme mit dem linken Knie gehabt hatte, schienen sich die geplagten Außenbänder nun mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Dafür folgte ich nach der Verpflegungsstelle bei km 84 einem falschen Führer in Gestalt eines Staffelläufers. Dass ich allein auf der Strecke war, gab mir in dieser Phase des Laufes nicht zu denken. Ich lag auf Position neun, die Abstände waren groß. Doch plötzlich kam mir der Staffelläufer wieder entgegen – wir waren vom Weg abgekommen. Nach einem gut 15-minütigen Rückweg war der verpasste Abzweig erreicht, mit einer halben Stunde Zeitverlust ging es wieder in Richtung Fröttstädt.
Kurz vor km 90 die nächste Herausforderung: An einem Kreuzweg sah ich einen Läufer die vor mir liegende Höhe erklimmen, ein anderer war links abgebogen. Die aufgesprühten Pfeile waren nicht dazu angetan, zusätzliche Gewissheit zu geben, denn hier war offensichtlich übersprüht und korrigiert worden. Ein Anruf bei der Orga brachte mir die Empfehlung, nach rechts abzubiegen. Nach wiederum 15 Minuten gabelte mich ein Auto auf, dessen Fahrer nach einem verschwundenen Staffelläufer suchte. Er brachte mich zum km 90 und auf den rechten Weg zurück. Wieder korrekt eingenordet, nahm ich die letzten 10km unter die Füße. Es rollte wieder. Zum wachsenden Wohlbefinden trug der VP bei km 95 bei, wo es neben Applaus und freundlichen Worten auch das langersehnte Bier gab.
Nun noch die Autobahn unterquert, ein Gewerbegebiet passiert, bei offener Schranke die Bahnlinie überwunden und hinein nach Fröttstädt. Eine hohle Gasse, ein Stück Dorfstraße und schon war die Zielgasse erreicht. Begrüßung, Medaille, Sofortausdruck der Platzierung, 100km mit 2200 HM waren geschafft. Angesichts des anspruchsvollen Profils, meiner Bergablaufprobleme und meiner beiden „Ehrenrunden“ war ich mit der Zielzeit von 10:45 mehr als zufrieden.
Nun schnell noch die Tasche in Empfang genommen, ein Belohnungsbier getrunken, anschließend Schlamm und Schweiß abgeduscht, das leuchtendgelbe Finisher-Funktionsshirt abgeholt – Ultralauf ist schööön. Da sind Zeiten beinahe Nebensache. Apropos Zeit: Mit 9:04 war Jörg Kupfer von den Lauffreunden Gotha der schnellste Läufer, schnellste Frau war Elke Streicher von KSK Gerlingen mit 10:00. Aber auch die etwas weniger flotten Läufer mussten keine Angst haben, um den Lohn ihrer Mühen gebracht zu werden, denn auch nach 16:30h war das Ziel noch offen.
Und sonst? Rund um das Dorfgemeinschaftshaus herrschte bei der in der Ausschreibung angekündigten Läuferparty Volksfeststimmung. Bei leckerster Thüringer Bratwurst, allerlei preisgünstigen Getränken, beinahe geschenktem Kuchen und schmackhaftem Gratiseintopf wurde geklönt, den von Streckenposten per Funk avisierten Finishern applaudiert und trotz aller Leiden schon von der zweiten Auflage dieses Ultralaufs geträumt.
Dass diese im nächsten Jahr kommen möge, hoffte wohl jeder der 111 Finisher (dass ich die Zahl der 2x50- bzw. 4x25km-Staffelläufer unterschlage, sei mir verziehen). Selten habe ich bei einer Veranstaltung eine so durchweg positive Beurteilung und ein so einhellig vorgetragenes Lob gehört.
Diesem kann ich mich nur anschließen: Fröttstädt ist eine Reise wert. Die Fröttstädter FFW – insbesondere das Lauffeuer der FFW – und ihre zahlreichen HelferInnen haben mit höchstem Einsatz eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die das Zeug zu einem Klassiker hat. Dazu noch eine zwar anspruchsvolle, aber traumhaft schöne Strecke mit vielen herrlichen Ausblicken und jeder Menge Natur – wenn ich es irgendwie einrichten kann, bin ich im kommenden Jahr wieder mit dabei. Der Zeitungsdieb
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Anmerkung zum Leserbrief vom 25.6.07
zeitungsdieb, 11:45h
Es kam, wie es kommen musste: Der Leserbrief zum falschen Juvenal-Zitat ("Nur in einem gesunden Körper wohnte ein gesunder Geist") blieb unveröffentlicht. Dafür drückte mir der für die Veröffentlichung verantwortliche Redakteur sein Missfallen aus. "Da muss man doch nicht gleich einen Leserbrief schreiben ... Es ist zwar falsch, aber so schlimm ist der Fehler ja auch nicht ..."
Kopfschüttelnd
Der Zeitungsdieb
Kopfschüttelnd
Der Zeitungsdieb
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Montag, 25. Juni 2007
Wie war das? "Nur in einem gesunden Körper ..."
zeitungsdieb, 10:46h
Heute bin ich mal faul: Ich gebe einfach einen Leserbrief wieder, den ich an die Leipziger Volkszeitung geschickt habe. Und natürlich haben sich meine Erwartungen erfüllt: Wie es sich für ein Monopolblatt gehört, wurde der Brief natürlich nicht veröffentlicht, der Autor mailte mich kurz an und teilte mir mit, dass er den Aufruhr wegen des Zitates "Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist" nicht verstehen kann.
Also dann: Der Brief ...
Sehr geehrte Damen und Herren,
eigentlich ist es nicht meine Art, Kollegenschelte zu betreiben. Im konkreten Fall allerdings komme ich nicht umhin: Zum Glück hatte ich erst am Abend Gelegenheit, den Regionalsport der LVZ etwas gründlicher zu lesen - nicht auszudenken, welche Unbill mir widerfahren wäre, hätte ich diese Entgleisung beim Frühstück konsumiert ...
Worum geht es? Auf der Regionalsportseite (Kasten Typen, Trubel, Temperamente) wird Detlef Stötzner ein vermeintlicher Auspruch von Turnvater Jahn in den Mund gelegt. "Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist". Unabdingbare Voraussetzung für den Gebrauch dieses angeblichen Zitates ist eine gewaltige Portion Dummheit und Unbildung.
Warum? Zum einen stammt es nicht vom Turnvater, sondern aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal (60-127 n.Chr.). Zum anderen steht dort "Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano."
Auf gut Deutsch: Bitten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei/wohne.
In heutige Denkweisen übersetzt, empfahl Juvenal seinen Zeitgenossen, bei allem Körperkult die geistige Vervollkommnung nicht zu vergessen bzw. die Götter nicht nur um Gesundheit, sondern auch um Geist zu bitten. Ein Wunsch, der auch für Sportjournalisten gelten sollte ...
Weshalb ich mich über die Entstellung des Zitates ärgere? Die veröffentlichte, verfälschte Form stellt so ziemlich den GAU eines falsch gebrauchten Zitates dar. Wenn "nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt", müssen folglich körperlich behinderte Menschen auch geistig minderbemittelt sein. Diesen Schluss zogen übrigens schon die Nationalsozialisten, die das Motto "Mens sana in corpore sano" zur Begründung der Euthanasie missbrauchten. Für alle Spätmerker: Ein Genie wie Stewen Hawking entwickelt seine genialen Ideen trotz eines Körpers, der alles andere als gesund ist ...
Wie oben bereits erwähnt: Kollegenschelte ist eigentlich meine Art. Angesichts einer solch peinlichen Fehlleistung erscheint mir allerdings eine Richtigstellung (von einer Entschuldigung an die Adresse einschlägiger Behindertenverbände ganz zu schweigen ...) angebracht.
Kopfschüttelnd
André Dreilich,
zum Glück in Juvenals Sinne über gesunden Körper und gesunden Geist verfügend.
Also dann: Der Brief ...
Sehr geehrte Damen und Herren,
eigentlich ist es nicht meine Art, Kollegenschelte zu betreiben. Im konkreten Fall allerdings komme ich nicht umhin: Zum Glück hatte ich erst am Abend Gelegenheit, den Regionalsport der LVZ etwas gründlicher zu lesen - nicht auszudenken, welche Unbill mir widerfahren wäre, hätte ich diese Entgleisung beim Frühstück konsumiert ...
Worum geht es? Auf der Regionalsportseite (Kasten Typen, Trubel, Temperamente) wird Detlef Stötzner ein vermeintlicher Auspruch von Turnvater Jahn in den Mund gelegt. "Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist". Unabdingbare Voraussetzung für den Gebrauch dieses angeblichen Zitates ist eine gewaltige Portion Dummheit und Unbildung.
Warum? Zum einen stammt es nicht vom Turnvater, sondern aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal (60-127 n.Chr.). Zum anderen steht dort "Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano."
Auf gut Deutsch: Bitten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei/wohne.
In heutige Denkweisen übersetzt, empfahl Juvenal seinen Zeitgenossen, bei allem Körperkult die geistige Vervollkommnung nicht zu vergessen bzw. die Götter nicht nur um Gesundheit, sondern auch um Geist zu bitten. Ein Wunsch, der auch für Sportjournalisten gelten sollte ...
Weshalb ich mich über die Entstellung des Zitates ärgere? Die veröffentlichte, verfälschte Form stellt so ziemlich den GAU eines falsch gebrauchten Zitates dar. Wenn "nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt", müssen folglich körperlich behinderte Menschen auch geistig minderbemittelt sein. Diesen Schluss zogen übrigens schon die Nationalsozialisten, die das Motto "Mens sana in corpore sano" zur Begründung der Euthanasie missbrauchten. Für alle Spätmerker: Ein Genie wie Stewen Hawking entwickelt seine genialen Ideen trotz eines Körpers, der alles andere als gesund ist ...
Wie oben bereits erwähnt: Kollegenschelte ist eigentlich meine Art. Angesichts einer solch peinlichen Fehlleistung erscheint mir allerdings eine Richtigstellung (von einer Entschuldigung an die Adresse einschlägiger Behindertenverbände ganz zu schweigen ...) angebracht.
Kopfschüttelnd
André Dreilich,
zum Glück in Juvenals Sinne über gesunden Körper und gesunden Geist verfügend.
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Donnerstag, 31. Mai 2007
denn bei der Post geht's nicht so schnell
zeitungsdieb, 12:22h
… denn bei der Post geht's nicht so schnell
Mindestens eine Abmahnung wäre der Christl von der Post nach heutigem Arbeitsrecht sicher. Schließlich trällert die Dienstleistungsfachkraft in der Operette „Der Vogelhändler” von Carl Zeller „… denn bei der Post geht's nicht so schnell”. Und solcherart Äußerungen werten aufmerksame Vorgesetzte nur zu schnell als Mangel an Loyalität gegenüber dem eigenen Unternehmen.
Dass Sopranistin Christl mit ihrer Äußerung durchaus eine Wahrheit ausgesprochen hat, beweist allerdings ein Blick auf die aktuelle Briefmarkenserie „Vier Jahreszeiten”.
Das Anliegen dieser Edition ist durchaus löblich, stellen die Marken zum Stückpreis von 55 Cent doch Frühling, Sommer, Herbst und Winter bildlich dar und geben so manchem computergeschädigten Großstadtkind ein wenig Nachhilfe in punkto Naturkunde.
Der Frühling wird durch die Baumblüte veranschaulicht. Gelungen ist auch die Darstellung der herbstlichen Laubfärbung, die allemal besser ist als eine Briefmarke in Novembergrau. Geteilter Meinung kann man angesichts des vergangenen Winters über das Schneebild sein.
Gründlich daneben ist allerdings die Auswahl des Sommermotivs gegangen. Das zeigt – welch Wunder – ein in sattem Gelb blühendes Rapsfeld.
Diese Blüten konnte man in unseren Breiten auch vor Einsetzen des Klimawandels bereits im Wonnemonat Mai erleben, nicht aber im Sommer.
Wie singt die Christl so schön? „… denn bei der Psot geht's nicht so schnell”. Vielleicht hat bei der Prüfung der Jahreszeiten-Serie aber auch einfach ein Verantwortlicher geschlafen. Oder, wie Carl Zeller in seiner Operette „Der Obersteiger” formulierte: „Der Bürokrat tut seine Pflicht.”
Mindestens eine Abmahnung wäre der Christl von der Post nach heutigem Arbeitsrecht sicher. Schließlich trällert die Dienstleistungsfachkraft in der Operette „Der Vogelhändler” von Carl Zeller „… denn bei der Post geht's nicht so schnell”. Und solcherart Äußerungen werten aufmerksame Vorgesetzte nur zu schnell als Mangel an Loyalität gegenüber dem eigenen Unternehmen.
Dass Sopranistin Christl mit ihrer Äußerung durchaus eine Wahrheit ausgesprochen hat, beweist allerdings ein Blick auf die aktuelle Briefmarkenserie „Vier Jahreszeiten”.
Das Anliegen dieser Edition ist durchaus löblich, stellen die Marken zum Stückpreis von 55 Cent doch Frühling, Sommer, Herbst und Winter bildlich dar und geben so manchem computergeschädigten Großstadtkind ein wenig Nachhilfe in punkto Naturkunde.
Der Frühling wird durch die Baumblüte veranschaulicht. Gelungen ist auch die Darstellung der herbstlichen Laubfärbung, die allemal besser ist als eine Briefmarke in Novembergrau. Geteilter Meinung kann man angesichts des vergangenen Winters über das Schneebild sein.
Gründlich daneben ist allerdings die Auswahl des Sommermotivs gegangen. Das zeigt – welch Wunder – ein in sattem Gelb blühendes Rapsfeld.
Diese Blüten konnte man in unseren Breiten auch vor Einsetzen des Klimawandels bereits im Wonnemonat Mai erleben, nicht aber im Sommer.
Wie singt die Christl so schön? „… denn bei der Psot geht's nicht so schnell”. Vielleicht hat bei der Prüfung der Jahreszeiten-Serie aber auch einfach ein Verantwortlicher geschlafen. Oder, wie Carl Zeller in seiner Operette „Der Obersteiger” formulierte: „Der Bürokrat tut seine Pflicht.”
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Montag, 14. Mai 2007
Darmstädter Knastmarathon: Hinter Gittern für ein neues Leben laufen
zeitungsdieb, 14:42h
Eine Anmerkung vorweg: Im folgenden Text geht's um den Knastmarathon 2007. Die 2008er Auflage findet Ihr hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1159474/
Muttertag 2007. Statt meinem Mütterlein Blümchen zu übergeben, zog’s mich zu einem Marathon nach Darmstadt. Gelaufen wurde hinter den stacheldrahtbewehrten Mauern der dortigen JVA. Pervers? Nicht wirklich, aber doch hinreichend verrückt, um mich bereits im Dezember 2006 dafür zu begeistern, obwohl am selben Wochenende in Basel die Möglichkeit zum 24-h-Kilometerfressen bestanden hätte.
Als Sachse, der die hessischen Lokalmedien nicht wirklich konsumiert, wusste ich nichts von den Hintergründen des Laufes. Die erfuhr ich nach dem Einchecken in der JVA. Bei der Arbeit mit den Strafgefangenen war die Idee geboren wurden, mit interessierten Insassen der JVA für einen Marathon zu trainieren. Dieser musste naturgemäß hinter Gittern stattfinden, da den potenziellen Teilnehmern aus naheliegenden Gründen das Verlassen der JVA nicht möglich ist.
Sechs Monate wurde auf den asphaltierten Straßen hinter der Mauer trainiert, wurden Ausdauer- und Tempoeinheiten, ja sogar die ungeliebte Gymnastik, absolviert.
Um den 20 „Knackis“ bei ihren 24 Runden a’ 1750 Meter richtiges Marathonflair zu bieten, wurde hinter Gittern eine Veranstaltung organisiert, die den Vergleich mit „richtigen“ Marathons nicht scheuen muss. Superservice, eine große Getränkeauswahl (nur das Bier war der Hausordnung zum Opfer gefallen, Kaffee, Kuchen, vegetarischer Eintopf, belegte Brötchen – alles zum Nulltarif, im Ziel eine Medaille und sogar Funktionsshirts für die Finisher – da bleiben selbst eingefleischten Nörglern die Worte im Hals stecken.
Durchweg sehenswert die Leistungen der mitlaufenden Gefangenen, ganz gleich, ob sie den Marathon in einer Zeit von knapp unter 3:30, ca. 5:30 oder „nur“ als Halbmarathon finishten. Wieder einmal wurde aus gutem Grund an Emil Zatopeks Ausspruch „Willst Du laufen, lauf eine Meile, willst Du ein neues Leben beginnen, lauf einen Marathon“ erinnert.
Hoffentlich ist der Darmstädter Knastmarathon für möglichst viele der „internen Teilnehmer“ der Beginn eines neuen Lebens. Die ersten Schritte dazu haben sie in den vergangenen sechs Monaten auf alle Fälle absolviert.
Größtes Lob sei auch an die Adresse der Anstaltsleitung und der Mitarbeiter der JVA gerichtet. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Knastmarathon aller Skepsis zum Trotz zu einem wirklichen Erfolg wurde. Mit Dienst nach Vorschrift hätte das Projekt sicher nicht realisiert werden können.
Bei der nächsten Auflage bin ich wieder hinter Gittern,
der Zeitungsdieb.
Muttertag 2007. Statt meinem Mütterlein Blümchen zu übergeben, zog’s mich zu einem Marathon nach Darmstadt. Gelaufen wurde hinter den stacheldrahtbewehrten Mauern der dortigen JVA. Pervers? Nicht wirklich, aber doch hinreichend verrückt, um mich bereits im Dezember 2006 dafür zu begeistern, obwohl am selben Wochenende in Basel die Möglichkeit zum 24-h-Kilometerfressen bestanden hätte.
Als Sachse, der die hessischen Lokalmedien nicht wirklich konsumiert, wusste ich nichts von den Hintergründen des Laufes. Die erfuhr ich nach dem Einchecken in der JVA. Bei der Arbeit mit den Strafgefangenen war die Idee geboren wurden, mit interessierten Insassen der JVA für einen Marathon zu trainieren. Dieser musste naturgemäß hinter Gittern stattfinden, da den potenziellen Teilnehmern aus naheliegenden Gründen das Verlassen der JVA nicht möglich ist.
Sechs Monate wurde auf den asphaltierten Straßen hinter der Mauer trainiert, wurden Ausdauer- und Tempoeinheiten, ja sogar die ungeliebte Gymnastik, absolviert.
Um den 20 „Knackis“ bei ihren 24 Runden a’ 1750 Meter richtiges Marathonflair zu bieten, wurde hinter Gittern eine Veranstaltung organisiert, die den Vergleich mit „richtigen“ Marathons nicht scheuen muss. Superservice, eine große Getränkeauswahl (nur das Bier war der Hausordnung zum Opfer gefallen, Kaffee, Kuchen, vegetarischer Eintopf, belegte Brötchen – alles zum Nulltarif, im Ziel eine Medaille und sogar Funktionsshirts für die Finisher – da bleiben selbst eingefleischten Nörglern die Worte im Hals stecken.
Durchweg sehenswert die Leistungen der mitlaufenden Gefangenen, ganz gleich, ob sie den Marathon in einer Zeit von knapp unter 3:30, ca. 5:30 oder „nur“ als Halbmarathon finishten. Wieder einmal wurde aus gutem Grund an Emil Zatopeks Ausspruch „Willst Du laufen, lauf eine Meile, willst Du ein neues Leben beginnen, lauf einen Marathon“ erinnert.
Hoffentlich ist der Darmstädter Knastmarathon für möglichst viele der „internen Teilnehmer“ der Beginn eines neuen Lebens. Die ersten Schritte dazu haben sie in den vergangenen sechs Monaten auf alle Fälle absolviert.
Größtes Lob sei auch an die Adresse der Anstaltsleitung und der Mitarbeiter der JVA gerichtet. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Knastmarathon aller Skepsis zum Trotz zu einem wirklichen Erfolg wurde. Mit Dienst nach Vorschrift hätte das Projekt sicher nicht realisiert werden können.
Bei der nächsten Auflage bin ich wieder hinter Gittern,
der Zeitungsdieb.
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Freitag, 11. Mai 2007
Sie wissen nicht, was sie tun ...
zeitungsdieb, 15:47h
Eine Reportage im DLF machte mich auf das Thema aufmerksam, ein wenig weiterführende Recherche ließ mich staunen: In Norddeutschland sterben die Schilfdächer, selbst im angelsächsischen Blätterwald findet sich das Thema wieder.
Worum geht's? Immer mehr Schilfdächer im Norden Deutschlands werden durch Pilzbefall in kürzester Zeit zerstört, selbst in Ehren ergraute Dächer erwischt es, wenn sie zB durch eine Reparatur mit neuem Material infiziert werden. Bauherren sind schockiert, weil ihr vermeintlich auf 40 oder mehr Jahre angelegtes Dach nach zwei Jahren nur noch wie gut durchgerotteter Kompost aussieht. Dachdecker stehen vor der Pleite oder sind bereits in Insolvenz geraten.
Warum ich als dachsteinbehüteter Südstaatler mir darüber Gedanken mache? Ganz einfach: Als Missetäter wurde ein bestimmter, hochpotenter und aggressiver Schimmelpilz ausgemacht, wie er bei der Behandlung von zellulosehaltigen Abfällen eingesetzt wird bzw. der zur Herstellung von zellulosezersetzenden Enzymen genutzt wird.
Obwohl die Untersuchungen des unappetitlichen Sachverhaltes noch nicht abgeschlossen sind, verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Reetdachkiller um keinen gewöhnlichen, sondern einen per Gentechnik getunten Pilz handelt, der den Job des Zelluloseabbaus etwa 300x flotter als seine "normalen" Verwandten erledigt. Aus welchem Labor bzw. welcher umwelttechnischen Anlage er entsprungen ist, ist noch unklar.
Das Reetdachsterben bestärkt mich wieder einmal in meiner Auffassung, dass die gentechnische Manipulierung von Organismen eine äußerst fragwürdige und riskante Sache ist, weil immer die Gefahr besteht, dass es bei der gewollten oder ungewollten Wechselwirkung mit anderen Organismen, Materialen etc. unerwartete Nebenwirkungen auftreten. Was jetzt das Reetdach trifft, kann in einigen Jahren ebensogut uns Menschen erwischen.
Das ist übertrieben? Keineswegs. In Australien wurden vor zwei Jahren Feldversuche mit gentechnisch manipulierten Erbsen durchgeführt, die gegen die fresswütigen Larven eines Käfers immun gemacht worden waren. Die Versuche wurden sehr schnell abgebrochen, nachdem die Feldmäuse auf den Versuchsschlägen reihenweise starben. Die Nager hatten die Erbsen gefressen und starben, da ihre Lungen nicht mehr funktionierten. Ein wegen des manipulierten Gens anfallendes Stoffwechselprodukt in der Biomasse der Erbsen wurde als Mäusekiller ausgemacht ... Womit die von der Gentechnik ausgehende Gefahr vom Schilf zu den Säugetieren gelangt wäre.
Mit besorgten Grüßen
Der Zeitungsdieb
Worum geht's? Immer mehr Schilfdächer im Norden Deutschlands werden durch Pilzbefall in kürzester Zeit zerstört, selbst in Ehren ergraute Dächer erwischt es, wenn sie zB durch eine Reparatur mit neuem Material infiziert werden. Bauherren sind schockiert, weil ihr vermeintlich auf 40 oder mehr Jahre angelegtes Dach nach zwei Jahren nur noch wie gut durchgerotteter Kompost aussieht. Dachdecker stehen vor der Pleite oder sind bereits in Insolvenz geraten.
Warum ich als dachsteinbehüteter Südstaatler mir darüber Gedanken mache? Ganz einfach: Als Missetäter wurde ein bestimmter, hochpotenter und aggressiver Schimmelpilz ausgemacht, wie er bei der Behandlung von zellulosehaltigen Abfällen eingesetzt wird bzw. der zur Herstellung von zellulosezersetzenden Enzymen genutzt wird.
Obwohl die Untersuchungen des unappetitlichen Sachverhaltes noch nicht abgeschlossen sind, verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Reetdachkiller um keinen gewöhnlichen, sondern einen per Gentechnik getunten Pilz handelt, der den Job des Zelluloseabbaus etwa 300x flotter als seine "normalen" Verwandten erledigt. Aus welchem Labor bzw. welcher umwelttechnischen Anlage er entsprungen ist, ist noch unklar.
Das Reetdachsterben bestärkt mich wieder einmal in meiner Auffassung, dass die gentechnische Manipulierung von Organismen eine äußerst fragwürdige und riskante Sache ist, weil immer die Gefahr besteht, dass es bei der gewollten oder ungewollten Wechselwirkung mit anderen Organismen, Materialen etc. unerwartete Nebenwirkungen auftreten. Was jetzt das Reetdach trifft, kann in einigen Jahren ebensogut uns Menschen erwischen.
Das ist übertrieben? Keineswegs. In Australien wurden vor zwei Jahren Feldversuche mit gentechnisch manipulierten Erbsen durchgeführt, die gegen die fresswütigen Larven eines Käfers immun gemacht worden waren. Die Versuche wurden sehr schnell abgebrochen, nachdem die Feldmäuse auf den Versuchsschlägen reihenweise starben. Die Nager hatten die Erbsen gefressen und starben, da ihre Lungen nicht mehr funktionierten. Ein wegen des manipulierten Gens anfallendes Stoffwechselprodukt in der Biomasse der Erbsen wurde als Mäusekiller ausgemacht ... Womit die von der Gentechnik ausgehende Gefahr vom Schilf zu den Säugetieren gelangt wäre.
Mit besorgten Grüßen
Der Zeitungsdieb
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Freitag, 4. Mai 2007
Demut und Dekadenz - eine Pulloveranmerkung
zeitungsdieb, 14:32h
Allmählich macht sich wohl mein Alter bemerkbar. Zum meinen vor kurzem eingestellten Pullovergedanken gehört noch eine Anmerkung.
Man sollte bei der Kohlendioxid-Diskussion zwischen notwendigen und unnötigen Mengen des Treibhausgases unterscheiden. Dass Kühe Treibhausgase freisetzen, ist Teil ihrer Natur. Dass sie das in gigantischer Größenordnung tun, ist nicht zuletzt unserer widernatürlichen Lebensweise geschuldet - der Mensch als Allesfresser mästet sich aus wundersamen Gründen mit Fleisch. Hier kann man von unnötigen Mengen CO2 sprechen.
Noch ein Beispiel: Dass Menschen ein Bedürfnis nach Geselligkeit verspüren, liegt wohl ebenfalls in ihrer Natur. Was aber ist mit der neuzeitlichen Manie, sich bei unangenehmen Temperaturen in Freisitzen zu vergnügen und dabei Wärmepilze zu nutzen, die Propan und Butan nur deshalb zu Kohlendioxid und Wasserdampf verbrennen, um im Freien (!) Wärme zu erzeugen. Einerseits reden wir beim Hausbau vom Energiepass, andererseits wird mittels neuzeitlicher Edel-Lagerfeuer Energie ungebremst verblasen.
Jegliches hat seine Zeit, auch Freisitze. Alles andere verdient wohl das Attribut "dekadent".
Kopfschüttelnd
Der Zeitungsdieb
Man sollte bei der Kohlendioxid-Diskussion zwischen notwendigen und unnötigen Mengen des Treibhausgases unterscheiden. Dass Kühe Treibhausgase freisetzen, ist Teil ihrer Natur. Dass sie das in gigantischer Größenordnung tun, ist nicht zuletzt unserer widernatürlichen Lebensweise geschuldet - der Mensch als Allesfresser mästet sich aus wundersamen Gründen mit Fleisch. Hier kann man von unnötigen Mengen CO2 sprechen.
Noch ein Beispiel: Dass Menschen ein Bedürfnis nach Geselligkeit verspüren, liegt wohl ebenfalls in ihrer Natur. Was aber ist mit der neuzeitlichen Manie, sich bei unangenehmen Temperaturen in Freisitzen zu vergnügen und dabei Wärmepilze zu nutzen, die Propan und Butan nur deshalb zu Kohlendioxid und Wasserdampf verbrennen, um im Freien (!) Wärme zu erzeugen. Einerseits reden wir beim Hausbau vom Energiepass, andererseits wird mittels neuzeitlicher Edel-Lagerfeuer Energie ungebremst verblasen.
Jegliches hat seine Zeit, auch Freisitze. Alles andere verdient wohl das Attribut "dekadent".
Kopfschüttelnd
Der Zeitungsdieb
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Treibhausgase, Pullover und so
zeitungsdieb, 14:18h
Gestern hörte ich in einer Radiosendung mal wieder viel längst Bekanntes über das derzeit so beliebte Thema Kohlendioxid. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang den Hinweis eines Diskutanten auf Sinn und Unsinn von Energiesparlampen. Er verwies darauf, dass diese (wie auch in diesem kleinen Forum schon zu lesen) für ihren rentablen Betrieb eine gewisse Mindestbrenndauer benötigen (Treppenhaus und Pissoir sind eher ungeeignete Einsatzorte). Außerdem machte der Mann deutlich, dass die Entsorgung der Energiesparlampen derzeit in Deutschland zwar noch kein Thema sei, schon bald aber eines werden könne. Stichwort: Elektronikschrott, Problemabfall.
Das Nachdenken über die Treibhausgase setzte ich während meiner gestrigen 30km-Runde durch den Leipziger Auenwald fort. Irgendwie ist es eine typische Eigenart immer mehr moderner Menschen, bei einem Problem zunächst nach einer externen Lösung zu rufen, statt zunächst eigene Möglichkeiten zu aktivieren.
Da heißt es "Die Regierung muss sich darum kümmern ...", "Die Industrie ist gefordert ..." usw. Erst viel, viel später denkt jemand an die Eigenverantwortung. Dabei sind es oft triviale Dinge, die etwas bewegen können. Wenn ich mein Auto (Dieselstinker, 7 bis 8 l/100km) nicht für die morgendliche Fahrt zum Bäcker nutze, spare ich mehr CO2 ein als durch den Umstieg auf ein Ökowunderhybridwasweißichmobil.
Wenn ich morgens mein Büro durchlüfte, ziehe ich mir ein DUV-Sweatshirt (so ein herrliches, altes Kapuzenshirt in unpraktischem Weiß) über und überlebe so den Temperatursturz, ohne die Heizung aufzudrehen.
An dieser Stelle sei eine Erinnerung an die DDR gestattet. Energie kostete im real existierenden Sozialismus (fast) nichts. Strom gab es für 8 (Ost-)Pfennig pro KWh, Heizung im Plattenbau für null, die für meine 120qm-Altbauwohnung benötigten 5 bis 6 Tonnen Kohlen waren zwar lästig, aber wohlfeil zu haben. Also waren Licht und Wärme in der DDR fast allgegenwärtig, Sparsamkeit allenfalls von Staats wegen ein Thema, nicht aber aus privatem Antrieb.
Bei meinen ersten, nach der Wende privat und dienstlich veranlassten Aufenthalten "im Westen" stellte ich fest, dass die Thermometer dort andere Werte anzeigten. Die BRD war "kälter" als die DDR, denn Energie kostete dort schon damals Geld. Da musste ein Büro nicht 24 Grad haben, sondern 21 genügten. Statt des kurzärmligen Hemdes konnte schließlich auch ein Rolli getragen werden.
Bereits durch die Rückbesinnung auf diese "Tugend" lassen sich Kohle (im finanziellen Sinne) und Kohlendioxid (im Wortsinne) sparen.
Diese Aussage gilt mit umgekehrtem Vorzeichen übrigens auch für staionäre und mobile Klimageräte.
"Von nix kommt nix", dieser Weise Spruch gilt auch für Energie. Wenn's über das natürliche Maß hinaus hell, warm, kalt, trocken oder sonstwas werden soll, muss dazu Energie aufgewendet werden. Je größer der angestrebte Unterschied zwischen naturgebenem Ist- und gewünschtem Soll-Zustand ist, desto höher ist die Menge der dazu notwendigen Energie.
In diesem Sinne: Pullover aus, meine Computer haben den Raum wieder gut gewärmt.
Der Zeitungsdieb
Das Nachdenken über die Treibhausgase setzte ich während meiner gestrigen 30km-Runde durch den Leipziger Auenwald fort. Irgendwie ist es eine typische Eigenart immer mehr moderner Menschen, bei einem Problem zunächst nach einer externen Lösung zu rufen, statt zunächst eigene Möglichkeiten zu aktivieren.
Da heißt es "Die Regierung muss sich darum kümmern ...", "Die Industrie ist gefordert ..." usw. Erst viel, viel später denkt jemand an die Eigenverantwortung. Dabei sind es oft triviale Dinge, die etwas bewegen können. Wenn ich mein Auto (Dieselstinker, 7 bis 8 l/100km) nicht für die morgendliche Fahrt zum Bäcker nutze, spare ich mehr CO2 ein als durch den Umstieg auf ein Ökowunderhybridwasweißichmobil.
Wenn ich morgens mein Büro durchlüfte, ziehe ich mir ein DUV-Sweatshirt (so ein herrliches, altes Kapuzenshirt in unpraktischem Weiß) über und überlebe so den Temperatursturz, ohne die Heizung aufzudrehen.
An dieser Stelle sei eine Erinnerung an die DDR gestattet. Energie kostete im real existierenden Sozialismus (fast) nichts. Strom gab es für 8 (Ost-)Pfennig pro KWh, Heizung im Plattenbau für null, die für meine 120qm-Altbauwohnung benötigten 5 bis 6 Tonnen Kohlen waren zwar lästig, aber wohlfeil zu haben. Also waren Licht und Wärme in der DDR fast allgegenwärtig, Sparsamkeit allenfalls von Staats wegen ein Thema, nicht aber aus privatem Antrieb.
Bei meinen ersten, nach der Wende privat und dienstlich veranlassten Aufenthalten "im Westen" stellte ich fest, dass die Thermometer dort andere Werte anzeigten. Die BRD war "kälter" als die DDR, denn Energie kostete dort schon damals Geld. Da musste ein Büro nicht 24 Grad haben, sondern 21 genügten. Statt des kurzärmligen Hemdes konnte schließlich auch ein Rolli getragen werden.
Bereits durch die Rückbesinnung auf diese "Tugend" lassen sich Kohle (im finanziellen Sinne) und Kohlendioxid (im Wortsinne) sparen.
Diese Aussage gilt mit umgekehrtem Vorzeichen übrigens auch für staionäre und mobile Klimageräte.
"Von nix kommt nix", dieser Weise Spruch gilt auch für Energie. Wenn's über das natürliche Maß hinaus hell, warm, kalt, trocken oder sonstwas werden soll, muss dazu Energie aufgewendet werden. Je größer der angestrebte Unterschied zwischen naturgebenem Ist- und gewünschtem Soll-Zustand ist, desto höher ist die Menge der dazu notwendigen Energie.
In diesem Sinne: Pullover aus, meine Computer haben den Raum wieder gut gewärmt.
Der Zeitungsdieb
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Donnerstag, 3. Mai 2007
Freilaufende Erbgutträger
zeitungsdieb, 10:02h
Nein, heute gibt es nichts Neues über Rolly Schlehmens und seine nimmermüden Karawanentreiber zu lesen und auch nichts über Schülerzeitungen. Beide Themen langweilen mich derzeit so entsetzlich, dass ich meine Tastatur lieber durch den Wolf drehen als sie in dieser Richtung strapazieren würde. Aber das kann sich ja auch wieder mal ändern, falls Rolly wieder mal von der Motorsportfraktion in die der Läufer wechselt.
Apropos Läufer. Wer läuft, hat mehr vom Leben, auf alle Fälle sieht er mehr. Beim Laufen durch Wald und Flur sehe ich seit einigen Jahren, wie sich die Landwirtschaft wandelt. Gelbe farbe dominiert auf den Feldern entlang meiner Laufstrecke, der süßliche Geruch des blühenden Rapses lässt erkennen, dass die erneuerbaren Energien sich zumindest für die Bauern auszuzahlen scheinen.
Weniger auffallend, um nicht zu sagen: klammheimlich, kommen nach und nach auch die ersten gentechnisch manipulierten Pflanzen auf die Felder. Ganz offiziell natürlich und unter Einhaltung aller Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen. Darum heißen diese Pflanzen ja von Amts wegen auch nicht gentechnisch manipuliert (das klingt so negativ), sondern transgen.
Nun bin ich wahrlich alles andere als ein "Grüner", aber im Hinblick auf den Einsatz erbgutmanipulierter Organismen habe ich so meine Bedenken. Zum einen glaubten die Neuzeitmenschen in ihrer unendlichen Arroganz schon zu oft, eine Sache "im Griff" zu haben - mit hinreichend bekanntem Erfolg oder besser Misserfolg ...
Zum anderen ist nicht erst seit "Jurassic Park" bekannt, dass die Natur "immer einen Weg" findet. Im konkreten Fall muss sie nicht mal danach suchen, denn der Weg - mit den Ausmaßen einer deutschen Autobahn - wird ihr von den Bauern gleich mitgeliefert. Schließlich werden transgene Pflanzen nicht im hochsicheren Laborgewächshaus angebaut, sondern mitten in Gottes freier Natur. Dort krabbeln allerlei Organismen herum, fressen Pflanzenteile, beschmieren sich mit Pollen oder schleppen ganz einfach die eine oder andere Pflanze fort. Selbst frischluftliebende Läufer kommen als Genverschlepper in Frage, wenn sie die transgen bestückten Felder passieren. Der Transport von Saatgut und Ernte tut ein übriges. Wer in diesen Tagen wachen Auges durch die Lande geht/läuft/fährt, sieht die gelben Blüten unzähliger versprengter Rapspflanzen, die zum Teil weit entfernt von "offiziellen Feldern" gedeihen. Noch sind es "natürliche" Arten, schon bald können es transgene Flüchtlinge sein.
Langer Rede kurzer Sinn: Grenzen sind dazu da, überwunden zu werden. In die Natur entlassene Organismen halten sich nicht an die Vorhersagen ihrer geistigen Väter, sondern entwickeln eine erstaunliche Eigendynamik, die allenfalls in Hochsicherheitslabors beherrschbar bleibt. Mit viel Glück ...
Apropos Läufer. Wer läuft, hat mehr vom Leben, auf alle Fälle sieht er mehr. Beim Laufen durch Wald und Flur sehe ich seit einigen Jahren, wie sich die Landwirtschaft wandelt. Gelbe farbe dominiert auf den Feldern entlang meiner Laufstrecke, der süßliche Geruch des blühenden Rapses lässt erkennen, dass die erneuerbaren Energien sich zumindest für die Bauern auszuzahlen scheinen.
Weniger auffallend, um nicht zu sagen: klammheimlich, kommen nach und nach auch die ersten gentechnisch manipulierten Pflanzen auf die Felder. Ganz offiziell natürlich und unter Einhaltung aller Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen. Darum heißen diese Pflanzen ja von Amts wegen auch nicht gentechnisch manipuliert (das klingt so negativ), sondern transgen.
Nun bin ich wahrlich alles andere als ein "Grüner", aber im Hinblick auf den Einsatz erbgutmanipulierter Organismen habe ich so meine Bedenken. Zum einen glaubten die Neuzeitmenschen in ihrer unendlichen Arroganz schon zu oft, eine Sache "im Griff" zu haben - mit hinreichend bekanntem Erfolg oder besser Misserfolg ...
Zum anderen ist nicht erst seit "Jurassic Park" bekannt, dass die Natur "immer einen Weg" findet. Im konkreten Fall muss sie nicht mal danach suchen, denn der Weg - mit den Ausmaßen einer deutschen Autobahn - wird ihr von den Bauern gleich mitgeliefert. Schließlich werden transgene Pflanzen nicht im hochsicheren Laborgewächshaus angebaut, sondern mitten in Gottes freier Natur. Dort krabbeln allerlei Organismen herum, fressen Pflanzenteile, beschmieren sich mit Pollen oder schleppen ganz einfach die eine oder andere Pflanze fort. Selbst frischluftliebende Läufer kommen als Genverschlepper in Frage, wenn sie die transgen bestückten Felder passieren. Der Transport von Saatgut und Ernte tut ein übriges. Wer in diesen Tagen wachen Auges durch die Lande geht/läuft/fährt, sieht die gelben Blüten unzähliger versprengter Rapspflanzen, die zum Teil weit entfernt von "offiziellen Feldern" gedeihen. Noch sind es "natürliche" Arten, schon bald können es transgene Flüchtlinge sein.
Langer Rede kurzer Sinn: Grenzen sind dazu da, überwunden zu werden. In die Natur entlassene Organismen halten sich nicht an die Vorhersagen ihrer geistigen Väter, sondern entwickeln eine erstaunliche Eigendynamik, die allenfalls in Hochsicherheitslabors beherrschbar bleibt. Mit viel Glück ...
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