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Dienstag, 13. November 2007
Rolly und das Murmeltier
zeitungsdieb, 12:52h
Nachdem Rolly Schlehmens im Interview die Antwort auf die Frage, ob er denn oder ob er denn doch nicht ... am 9. November durchs Brandenburger Tor gelaufen ist, schaue ich nun wieder regelmäßiger auf die worldrun-Seite. Und ich komme mir vor wie Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Richtig – Bill Murray ist der eloquente Typ aus den Ghostbusters, der mit den A4-großen Geheimratsecken. Für alle die das Murmeltier nicht kennen (unbedingt nachholen!): Ein sarkastischer und bitterböser Kachelmannkollege fährt zwecks Berichterstattung in irgendein Kaff am A... der Welt. Sowas wie Niedermölsen, nur amerikanisch. Dort erwischt ihn eine Zeitschleife, er erlebt ein und den selben Tag immer wieder. Aber nur körperlich, denn sein Gedächtnis erinnert sich an den zum x-ten Male erlebten Tag. Bis endlich ... aber das sollte jeder selbst sehen.
Und was hat die Weltenbummelseite mit dem Murmeltier zu tun? Richtig – dort steht nun auch schon längere Zeit „Heute läuft Robby in Berlin, im Brandenburger Tor ins Ziel!! Seid dabei, begrüßt und freut Euch mit ihm!!“ Mal abgesehen von der sprachlichen Feinheit der Aufforderung, sich mit ihm und Euch oder wem auch immer zu freuen und zu begrüßen, so scheint mir doch bei dieser Aufforderung ein typischer Fall von Murmeltier vorzuliegen. Denn am 9. November stimmte der Slogan (wenn vielleicht nicht inhaltlich, so doch zeitlich). Doch schon einen Tag später war heute doch gestern, oder soll heute morgen sein? Oder wann ist eigentlich heute, wobei damit der Tag gemeint ist, an dem Rolly nun doch im Brandenburger ins Ziel läuft? Nagut, das klingt seltsam, aber was weiß denn ich ... Wer es schafft, die Welt im Auto laufend zu umrunden, der läuft auch im Brandenburger Tor ins Ziel. Oder doch nicht?
Ist auch Rolly von der Zeitschleife erwischt worden? Muss er nun jeden Tag aufs Neue im Brandenburger Tor ins Ziel laufen? Fähnchen schwenken? Enthusiasmiert „Jaaaaaa“ rufen? Immer wieder die selben dummen Journalistenfragen beantworten? Was denn nun mit dem Weltrekord, denn er nicht angestrebt hat, sei? Und mit den Spenden?
Oder ist alles ganz anders? Hängt es wieder mal am fehlenden Internetzugang? Kann ja sein, in Deutschland ist das Internet ja kaum vorhanden, das ist schwerer als in Dubai oder Vietnam.
Aber zumindest einen klitzekleinen Zugang muss es doch geben, denn im Gästebuch hat sich etwas bewegt. Zwei neue Jubelbotschaften haben die Zensur passiert und dürfen in den Chor der Rollybegeisterten einstimmen. Wobei: Drin sein heißt nicht drin bleiben. Das Posting von Peter Bartel, das ein müder Zensor wohl in einem Moment der Schwäche durchgehen ließ, wurde nun mit revolutionärer Wachsamkeit doch noch entdeckt und ausgelöscht. Dass ein Stücklein weiter ein kritischer Beitrag von „Hans-Werners Freund“ stehen blieb (seit wann haben Menschen ohne Nachnamen Freunde?), ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass Thomas Pfundtner, seines Zeichens PR-Mann des laut dpa gescheiterten Unternehmens worldrun, diesem Posting eine Erwiderung spendiert hat. Und würde man den einen löschen, stünde der andere noch seltsamer da als er das schon jetzt tut.
Um aber auf den Ausgangspunkt meines heutigen Tagebucheintrages zurück zu kommen: Wie lange mag das Murmeltier wohl noch grüßen? Ob der Rolly schon einen Schatten wirft?
Und was hat die Weltenbummelseite mit dem Murmeltier zu tun? Richtig – dort steht nun auch schon längere Zeit „Heute läuft Robby in Berlin, im Brandenburger Tor ins Ziel!! Seid dabei, begrüßt und freut Euch mit ihm!!“ Mal abgesehen von der sprachlichen Feinheit der Aufforderung, sich mit ihm und Euch oder wem auch immer zu freuen und zu begrüßen, so scheint mir doch bei dieser Aufforderung ein typischer Fall von Murmeltier vorzuliegen. Denn am 9. November stimmte der Slogan (wenn vielleicht nicht inhaltlich, so doch zeitlich). Doch schon einen Tag später war heute doch gestern, oder soll heute morgen sein? Oder wann ist eigentlich heute, wobei damit der Tag gemeint ist, an dem Rolly nun doch im Brandenburger ins Ziel läuft? Nagut, das klingt seltsam, aber was weiß denn ich ... Wer es schafft, die Welt im Auto laufend zu umrunden, der läuft auch im Brandenburger Tor ins Ziel. Oder doch nicht?
Ist auch Rolly von der Zeitschleife erwischt worden? Muss er nun jeden Tag aufs Neue im Brandenburger Tor ins Ziel laufen? Fähnchen schwenken? Enthusiasmiert „Jaaaaaa“ rufen? Immer wieder die selben dummen Journalistenfragen beantworten? Was denn nun mit dem Weltrekord, denn er nicht angestrebt hat, sei? Und mit den Spenden?
Oder ist alles ganz anders? Hängt es wieder mal am fehlenden Internetzugang? Kann ja sein, in Deutschland ist das Internet ja kaum vorhanden, das ist schwerer als in Dubai oder Vietnam.
Aber zumindest einen klitzekleinen Zugang muss es doch geben, denn im Gästebuch hat sich etwas bewegt. Zwei neue Jubelbotschaften haben die Zensur passiert und dürfen in den Chor der Rollybegeisterten einstimmen. Wobei: Drin sein heißt nicht drin bleiben. Das Posting von Peter Bartel, das ein müder Zensor wohl in einem Moment der Schwäche durchgehen ließ, wurde nun mit revolutionärer Wachsamkeit doch noch entdeckt und ausgelöscht. Dass ein Stücklein weiter ein kritischer Beitrag von „Hans-Werners Freund“ stehen blieb (seit wann haben Menschen ohne Nachnamen Freunde?), ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass Thomas Pfundtner, seines Zeichens PR-Mann des laut dpa gescheiterten Unternehmens worldrun, diesem Posting eine Erwiderung spendiert hat. Und würde man den einen löschen, stünde der andere noch seltsamer da als er das schon jetzt tut.
Um aber auf den Ausgangspunkt meines heutigen Tagebucheintrages zurück zu kommen: Wie lange mag das Murmeltier wohl noch grüßen? Ob der Rolly schon einen Schatten wirft?
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Montag, 12. November 2007
Schonungslos, janz nah dran und immer aufm Punkt: Das neue Interview mit Rolly Schlehmens
zeitungsdieb, 10:11h
Rolly Schlehmens hat es geschafft. Sagen er und seine Boxencrew zumindest. Aber wie dem auch sei, Running-Gag-Rolly wurde am 5. November in Leipzig gesichtet. In Berlin am 9. November wohl eher doch nicht. Zwar hat ein Hohenmölser Anzeigenblatt die Ankunft in Berlin bereits vermeldet, aber daran war wohl nur der vorauseilende Redaktionsschlussgehorsam schuld. Zumindest in der vielfältigen Hauptstadtpresse fand sich the one and only true worldrunner bisher nicht. Allerdings soll auf der A9 ein dicker Stau gewesen sein, vielleicht kommt Rolly ja später noch.
Damit die wilden Spekulationen ein Ende finden, haben Management und Sponsoren dieses kleinen Tagebuches jedoch weder Mühe noch Kosten gescheut, um unter Nutzung des Internets, afrikanischer Priester und bewusstseinserweiternder Drogen (natürlich ausschließlich rezeptfrei erhältlicher) den Kontakt zu Rolly Schlehmens aufzunehmen. Es ist gelungen. Unser Reporter war wieder mal „janz nah dran“ und hat beim Fragen unter dem Motto „immer aufm Punkt“ kräftig nachgebohrt. Das folgende Interview beweist es.
Frage: Rolly, herzlichen Glückwunsch – wozu auch immer. Wie fühlen Sie sich?
Rolly Schlehmens: Unglaublich. Einfach geil. Das geschafft zu haben, ist ein unvorstellbares Glücksgefühl.
Um konkret zu werden: Was haben Sie eigentlich geschafft?
Ähmm. Da fragen Sie am besten meinen Manager und Freund, Onkel Rolf. Der kümmert sich um so was, finanziert alles und hält mir den Rücken frei. Anders wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Ahja. Welchen Erfolg genau haben Sie noch mal errungen?
Ähmm. Da fragen Sie am besten meinen Manager und Freund, Onkel Rolf.
Gut. Das führt wohl nicht weiter. Eine andere Frage: Sie sind am 5. November an der Nikolaikirche in Leipzig angekommen. Mit lauten „Jaaaah, Jaaaaah“-Rufen. Was hat Sie so enthusiasmiert?
Sie Ferkel. Von so was bekommt man doch Schwindsucht. Oder war’s Rückenmarkserweichung?
Ahja. Ich stelle die Frage neu. Warum haben Sie so gebrüllt, was hat Sie so begeistert?
Da merkt man doch gleich, dass Sie keine Ahnung haben. Wenn man sich nach einer langen Autofahrt endlich wieder bewegen und ein paar Schritte laufen darf, freut man sich eben.
Das mit der Autofahrt war ein wichtiges Stichwort. Es gibt Gerüchte, dass Sie nicht die ganze Strecke gelaufen, sondern auch gefahren sind?
Dass Ihr Presseleute immer dieselben Themen hochsterilisieren müsst, finde ich Mist. Onkel Rolf übrigens auch. Natürlich bin ich im Auto gefahren. Worldrun heißt ja nicht, das man laufen muss.
Interessante Auffassung. Können Sie das näher erklären?
Moment, Onkel Rolf hat mir da was aufgeschrieben. Ah, hier hab’ ich’s: Wenn ein Flugzeug startet, rollt es auf die Startbahn. Das nennt man auch Runway. Das besagt doch auch nicht, dass das Flugzeug die ganze Flugstrecke saufen muss.
Saufen? Sie meinen sicher: laufen.
Stimmt. Hier steht laufen. Also, Onkel Rolf hat manchmal eine Sauklaue, das können nur Apotheker lesen. Man merkt, dass die in der Botschaft früher viel mit Geheimhaltung und so zu tun hatten.
Gut. Weil sie gerade von Geheimhaltung sprechen: Eigentlich wollte ich mein zweites Interview mit Ihnen schon viel eher führen. Allerdings habe ich mehrfach an der angekündigten Strecke auf Sie gewartet, Sie aber nicht angetroffen. Warum?
Wir waren zu einigen Streckenänderungen gezwungen. Aus verschiedenen Gründen.
Die Sie den Lesern dieses Interviews sicher nicht vorenthalten werden ...
Na, zum einen gibt es doch wirklich Länder, wo man nicht auf der Autobahn laufen darf. Und auch nicht auf dem Standstreifen gegen die Fahrtrichtung mit dem Auto fahren. Sehr geheimnisvoll und überaus erstaunlich. Ausland eben. In Hohenmölsen wäre das undenkbar, hier darf man immer und überall.
Ein weiterer Grund war die Moral. Wegen meiner engen Hosen haben uns die arabischen Tugendwächter das Laufen verboten.
Weshalb? Seit wann sind Krampfadern unmoralisch?
Nein, nicht die Krampfadern. Onkel Rolf sagt, ich soll sagen, dass ich vorn zu mächtig gebaut bin für die arabischen Verhältnisse ...
Hätten Sie die Situation nicht mit etwas weniger gemächtbetonter Kleidung entspannen können?
Das dachte ich erst auch, aber Onkel Rolf hat gesagt, dass wir uns solche Eingriffe in meine ... – wo ist der Zettel? – achja: Intimsphäre nicht bieten lassen müssen.
Aber nun liegt ja der ganze Stress hinter Ihnen ...
Da merkt man schon wieder, dass Sie keine Ahnung haben. Bis zum Brandenburger Tor sind es noch mal zwei Stunden mit dem Auto. Das schlaucht. Und dann gibt’s am 9. November wieder keinen Parkplatz und ich muss ewig weit laufen.
Nagut. Aber Sie sind sicher schon jetzt in der Lage, Ihren Lauf ein wenig zu resümieren. Was war für Sie der schönste Moment bei ihrer Weltumrundung?
Das war der Augenblick, als die letzte dieser blöden Brillen weg war. Endlich wieder normal gucken. Ich kam mir hinter den dunklen Gläsern ja vor wie Darth Vader. Aber ich musste ja, wegen des Sponsors. Zwölf Stück hatten wir mit, die ersten sechs wurden zum Glück in Kladno geklaut, als ich die Tür vom Wohnmobil einen Spalt aufgelassen haben. Aber dann hat Onkel Rolf besser aufgepasst und ich musste mir immer was Neues einfallen lassen, um so ein Ding loszuwerden.
Na, mancher trägt so eine Brille, um cool auszusehen ...
Bei dem Gesicht? Da hätte ich mich verschleiern müssen. Aber dann hätte es gleich wieder Gerüchte gegeben, dass ich mich doubeln lasse.
Gab es einen Moment, in dem Sie befürchtet haben, ihren worldrun nicht zu schaffen?
Sie sind der erste Reporter, dem ich das sage. Es gab mehrere dieser Momente. Unsere Autos waren ja nicht die besten. Und wenn so ein Wrack dann morgens oder nach dem Pullern nicht mehr ansprang, dachte ich mir immer: Rolly, das war’s. Jetzt lassen die Dich tatsächlich laufen. Und das steht ja nun wirklich nicht in meinem Vertrag!
In einem Internetforum ist zu lesen, dass Onkel Rolf schwere Vorwürfe gegen Präsidiumsmitglieder der Deutschen Ultramarathonvereinigung erhebt und deutlich macht, dass die abgewählt gehören. Wie stehen Sie dazu?
Jetzt haben Sie mich überrumpelt, die Frage war ja nicht vereinbart. Aber Onkel Rolf hat sicher nichts dagegen, dass ich mal ohne Blatt antworte. Ganz sicher ist er hier falsch zitiert worden. Solcher Kinderkram wie abwählen ist nicht Onkel Rolfs Art. Da kann zuviel schief gehen, sagt er immer. Onkel Rolf hat doch seine Freunde, die von früher. Die ruft er an, und dann klappt das.
Wie: Dann klappt das?
Onkel Rolfs Freunde regeln das. Die werden den betreffenden Bürgern schon deutlich machen, dass sie zurückzutreten haben. Oder die lösen das Problem irgendwie anders. Auf Onkel Rolfs Freunde ist Verlass.
Apropos Freunde. Der worldrun war und ist ja nicht unumstritten. Aber er hat auch einen treuen Freund – Hanswerner ohne Nachnamen. Wie finden Sie seine Lobeshymnen im Gästebuch des worldrun?
Meistens ganz schnell, außer Hanswerner steht ja kaum einer drin. Das liegt am vorgeschalteten Filter, hat Onkel Rolf mir erklärt. Der nimmt alle kritischen Einträge weg – da bleibt nur Hanswerner übrig. Wenn’s den nicht gäbe, müsste Onkel Rolf ihn erfinden, sonst wäre das Gästebuch leer.
Und: Hat er ihn erfunden oder gibt es Hanswerner ohne Nachnamen wirklich, sozusagen "in echt"?
Das habe ich Onkel Rolf auch mal gefragt ...
Und?
Zur Strafe musste ich an dem Tag ganz weit vor dem Auto herlaufen, fast drei Kilometer. Und durfte erst wieder einsteigen, als ich versprochen hatte, künftig keine dummen Fragen mehr zu stellen.
Eine letzte Frage, dann wollen wir Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Herr Schlehmens. Wir haben heute den 12. November. Sie wollten am 9. November durchs Brandenburger Tor laufen. In den Medien der Bundeshauptstadt findet sich aber kein Hinweis auf ihre Ankunft. Waren Sie nun oder waren Sie nicht in Berlin?
Natürlich war ich am 9. November in Berlin. Schon 1989. Wegen Begrüßungsgeld.
Etwas genauer, bitte: Sind Sie am 9. November 2007 in Berlin angekommen und durch das Brandenburger Tor gelaufen?
Also bisher waren Sie mir ja sympathisch. Aber nun wird es nervig. Sie mit ihrer ekligen Nachfragerei. Es ist durchaus denkbar, dass ich aus Gründen von Sicherheit, Gesundheit und Autopanne nicht in Berlin angekommen bin, aber ich wäre dazu durchaus in der Lage gewesen, das ist genau wie bei meinem schon legendären Lauf Basra-Bagdad oder beim Laufbandweltrekord – ich hätte gekonnt, wenn ich nur gewöllt hätte. Und wenn Sie jetzt keine Ruhe geben, rufe ich nach Onkel Rolf, damit der seine Freunde zu Ihnen schickt, Sie Pressefuzzi!
Herr Schlehmens, wir bedanken uns sehr für dieses aufschlussreiche Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre künftigen Vorhaben viel Erfolg und immer eine Handbreit Asphalt unter dem Wohnmobil.
Es fragte: Natürlich der Zeitungsdieb.
Anmerkung für alle Hanswerners ohne Nachnamen, Onkel Rolfs etc.: Beim vorstehenden Interview handelt es sich um Satire. Wer nicht weiß, was das ist, kann hier http://de.wikipedia.org/wiki/Satire nachschauen.
Die Inhalte und Aussagen des Interviews sowie alle benannten Personen sind frei erfunden und entsprechen nicht der Realität – ebenso wie der worldrun eines Rolly Schlehmens aus Hohenmölsen.
Damit die wilden Spekulationen ein Ende finden, haben Management und Sponsoren dieses kleinen Tagebuches jedoch weder Mühe noch Kosten gescheut, um unter Nutzung des Internets, afrikanischer Priester und bewusstseinserweiternder Drogen (natürlich ausschließlich rezeptfrei erhältlicher) den Kontakt zu Rolly Schlehmens aufzunehmen. Es ist gelungen. Unser Reporter war wieder mal „janz nah dran“ und hat beim Fragen unter dem Motto „immer aufm Punkt“ kräftig nachgebohrt. Das folgende Interview beweist es.
Frage: Rolly, herzlichen Glückwunsch – wozu auch immer. Wie fühlen Sie sich?
Rolly Schlehmens: Unglaublich. Einfach geil. Das geschafft zu haben, ist ein unvorstellbares Glücksgefühl.
Um konkret zu werden: Was haben Sie eigentlich geschafft?
Ähmm. Da fragen Sie am besten meinen Manager und Freund, Onkel Rolf. Der kümmert sich um so was, finanziert alles und hält mir den Rücken frei. Anders wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Ahja. Welchen Erfolg genau haben Sie noch mal errungen?
Ähmm. Da fragen Sie am besten meinen Manager und Freund, Onkel Rolf.
Gut. Das führt wohl nicht weiter. Eine andere Frage: Sie sind am 5. November an der Nikolaikirche in Leipzig angekommen. Mit lauten „Jaaaah, Jaaaaah“-Rufen. Was hat Sie so enthusiasmiert?
Sie Ferkel. Von so was bekommt man doch Schwindsucht. Oder war’s Rückenmarkserweichung?
Ahja. Ich stelle die Frage neu. Warum haben Sie so gebrüllt, was hat Sie so begeistert?
Da merkt man doch gleich, dass Sie keine Ahnung haben. Wenn man sich nach einer langen Autofahrt endlich wieder bewegen und ein paar Schritte laufen darf, freut man sich eben.
Das mit der Autofahrt war ein wichtiges Stichwort. Es gibt Gerüchte, dass Sie nicht die ganze Strecke gelaufen, sondern auch gefahren sind?
Dass Ihr Presseleute immer dieselben Themen hochsterilisieren müsst, finde ich Mist. Onkel Rolf übrigens auch. Natürlich bin ich im Auto gefahren. Worldrun heißt ja nicht, das man laufen muss.
Interessante Auffassung. Können Sie das näher erklären?
Moment, Onkel Rolf hat mir da was aufgeschrieben. Ah, hier hab’ ich’s: Wenn ein Flugzeug startet, rollt es auf die Startbahn. Das nennt man auch Runway. Das besagt doch auch nicht, dass das Flugzeug die ganze Flugstrecke saufen muss.
Saufen? Sie meinen sicher: laufen.
Stimmt. Hier steht laufen. Also, Onkel Rolf hat manchmal eine Sauklaue, das können nur Apotheker lesen. Man merkt, dass die in der Botschaft früher viel mit Geheimhaltung und so zu tun hatten.
Gut. Weil sie gerade von Geheimhaltung sprechen: Eigentlich wollte ich mein zweites Interview mit Ihnen schon viel eher führen. Allerdings habe ich mehrfach an der angekündigten Strecke auf Sie gewartet, Sie aber nicht angetroffen. Warum?
Wir waren zu einigen Streckenänderungen gezwungen. Aus verschiedenen Gründen.
Die Sie den Lesern dieses Interviews sicher nicht vorenthalten werden ...
Na, zum einen gibt es doch wirklich Länder, wo man nicht auf der Autobahn laufen darf. Und auch nicht auf dem Standstreifen gegen die Fahrtrichtung mit dem Auto fahren. Sehr geheimnisvoll und überaus erstaunlich. Ausland eben. In Hohenmölsen wäre das undenkbar, hier darf man immer und überall.
Ein weiterer Grund war die Moral. Wegen meiner engen Hosen haben uns die arabischen Tugendwächter das Laufen verboten.
Weshalb? Seit wann sind Krampfadern unmoralisch?
Nein, nicht die Krampfadern. Onkel Rolf sagt, ich soll sagen, dass ich vorn zu mächtig gebaut bin für die arabischen Verhältnisse ...
Hätten Sie die Situation nicht mit etwas weniger gemächtbetonter Kleidung entspannen können?
Das dachte ich erst auch, aber Onkel Rolf hat gesagt, dass wir uns solche Eingriffe in meine ... – wo ist der Zettel? – achja: Intimsphäre nicht bieten lassen müssen.
Aber nun liegt ja der ganze Stress hinter Ihnen ...
Da merkt man schon wieder, dass Sie keine Ahnung haben. Bis zum Brandenburger Tor sind es noch mal zwei Stunden mit dem Auto. Das schlaucht. Und dann gibt’s am 9. November wieder keinen Parkplatz und ich muss ewig weit laufen.
Nagut. Aber Sie sind sicher schon jetzt in der Lage, Ihren Lauf ein wenig zu resümieren. Was war für Sie der schönste Moment bei ihrer Weltumrundung?
Das war der Augenblick, als die letzte dieser blöden Brillen weg war. Endlich wieder normal gucken. Ich kam mir hinter den dunklen Gläsern ja vor wie Darth Vader. Aber ich musste ja, wegen des Sponsors. Zwölf Stück hatten wir mit, die ersten sechs wurden zum Glück in Kladno geklaut, als ich die Tür vom Wohnmobil einen Spalt aufgelassen haben. Aber dann hat Onkel Rolf besser aufgepasst und ich musste mir immer was Neues einfallen lassen, um so ein Ding loszuwerden.
Na, mancher trägt so eine Brille, um cool auszusehen ...
Bei dem Gesicht? Da hätte ich mich verschleiern müssen. Aber dann hätte es gleich wieder Gerüchte gegeben, dass ich mich doubeln lasse.
Gab es einen Moment, in dem Sie befürchtet haben, ihren worldrun nicht zu schaffen?
Sie sind der erste Reporter, dem ich das sage. Es gab mehrere dieser Momente. Unsere Autos waren ja nicht die besten. Und wenn so ein Wrack dann morgens oder nach dem Pullern nicht mehr ansprang, dachte ich mir immer: Rolly, das war’s. Jetzt lassen die Dich tatsächlich laufen. Und das steht ja nun wirklich nicht in meinem Vertrag!
In einem Internetforum ist zu lesen, dass Onkel Rolf schwere Vorwürfe gegen Präsidiumsmitglieder der Deutschen Ultramarathonvereinigung erhebt und deutlich macht, dass die abgewählt gehören. Wie stehen Sie dazu?
Jetzt haben Sie mich überrumpelt, die Frage war ja nicht vereinbart. Aber Onkel Rolf hat sicher nichts dagegen, dass ich mal ohne Blatt antworte. Ganz sicher ist er hier falsch zitiert worden. Solcher Kinderkram wie abwählen ist nicht Onkel Rolfs Art. Da kann zuviel schief gehen, sagt er immer. Onkel Rolf hat doch seine Freunde, die von früher. Die ruft er an, und dann klappt das.
Wie: Dann klappt das?
Onkel Rolfs Freunde regeln das. Die werden den betreffenden Bürgern schon deutlich machen, dass sie zurückzutreten haben. Oder die lösen das Problem irgendwie anders. Auf Onkel Rolfs Freunde ist Verlass.
Apropos Freunde. Der worldrun war und ist ja nicht unumstritten. Aber er hat auch einen treuen Freund – Hanswerner ohne Nachnamen. Wie finden Sie seine Lobeshymnen im Gästebuch des worldrun?
Meistens ganz schnell, außer Hanswerner steht ja kaum einer drin. Das liegt am vorgeschalteten Filter, hat Onkel Rolf mir erklärt. Der nimmt alle kritischen Einträge weg – da bleibt nur Hanswerner übrig. Wenn’s den nicht gäbe, müsste Onkel Rolf ihn erfinden, sonst wäre das Gästebuch leer.
Und: Hat er ihn erfunden oder gibt es Hanswerner ohne Nachnamen wirklich, sozusagen "in echt"?
Das habe ich Onkel Rolf auch mal gefragt ...
Und?
Zur Strafe musste ich an dem Tag ganz weit vor dem Auto herlaufen, fast drei Kilometer. Und durfte erst wieder einsteigen, als ich versprochen hatte, künftig keine dummen Fragen mehr zu stellen.
Eine letzte Frage, dann wollen wir Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Herr Schlehmens. Wir haben heute den 12. November. Sie wollten am 9. November durchs Brandenburger Tor laufen. In den Medien der Bundeshauptstadt findet sich aber kein Hinweis auf ihre Ankunft. Waren Sie nun oder waren Sie nicht in Berlin?
Natürlich war ich am 9. November in Berlin. Schon 1989. Wegen Begrüßungsgeld.
Etwas genauer, bitte: Sind Sie am 9. November 2007 in Berlin angekommen und durch das Brandenburger Tor gelaufen?
Also bisher waren Sie mir ja sympathisch. Aber nun wird es nervig. Sie mit ihrer ekligen Nachfragerei. Es ist durchaus denkbar, dass ich aus Gründen von Sicherheit, Gesundheit und Autopanne nicht in Berlin angekommen bin, aber ich wäre dazu durchaus in der Lage gewesen, das ist genau wie bei meinem schon legendären Lauf Basra-Bagdad oder beim Laufbandweltrekord – ich hätte gekonnt, wenn ich nur gewöllt hätte. Und wenn Sie jetzt keine Ruhe geben, rufe ich nach Onkel Rolf, damit der seine Freunde zu Ihnen schickt, Sie Pressefuzzi!
Herr Schlehmens, wir bedanken uns sehr für dieses aufschlussreiche Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre künftigen Vorhaben viel Erfolg und immer eine Handbreit Asphalt unter dem Wohnmobil.
Es fragte: Natürlich der Zeitungsdieb.
Anmerkung für alle Hanswerners ohne Nachnamen, Onkel Rolfs etc.: Beim vorstehenden Interview handelt es sich um Satire. Wer nicht weiß, was das ist, kann hier http://de.wikipedia.org/wiki/Satire nachschauen.
Die Inhalte und Aussagen des Interviews sowie alle benannten Personen sind frei erfunden und entsprechen nicht der Realität – ebenso wie der worldrun eines Rolly Schlehmens aus Hohenmölsen.
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Samstag, 10. November 2007
Backup eines Eintrages im worldrun-Gästebuch
zeitungsdieb, 19:16h
Offensichtlich brauchen Gästebücher und Foren mindestens einen Troll. Beim world-run heißt der Hans-Werner ohne Nachnamen und ohne Komma. Wortreich und mit viel Schmackes huldigt er seinem Helden Rolly (is er denn nu eigentlich in Berlin angekommen oder nicht? Es fehlt in Deutschland wohl wieder mal an Internetzugängen). Besagter Hans-Werner, der Nachnamenlose, sah sich genötigt, meinen kleinen Auftritt im Mitteldeutschen Rundfunk zu kommentieren. Damit stellte er unter Beweis, dass es ihm wohl an der Fähigkeit mangelt, einfache Sätze zu verstehen. Vielleicht lag's ja auch an meinem Sächsisch, aber als Leipziger sollte der namenlose Hans-Werner mich ja verstehen können.
Nun, ich sah mich genötigt, auf die Nennung meines Namens im Gästebuch des worldrun eine klitzelkleine Erwiderung zu hinterlassen. Aber wie die Leser dieses Tagebuches wissen, geht's beim worldrun wie in der DDR zu. Nein, ich meine nicht die alten Kameraden. Ich meine, dass da ja auch nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Deshalb habe ich mir erlaubt, meinen Gästebucheintrag hier ins Tagebuch zu stellen. Nur für den Fall, dass meine bitterböse Erwiderung auf das Gebrabbel von Hans-Werner, dem Namenlosen, vielleicht der Zensur anheim fallen sollte.
Beginn des Gästebucheintrages
Da ich ja inzwischen nicht mehr nur von irgendwelchen dubiosen Figuren angerufen "Ich bin ein alter Freund von Herrn Giermann"), sondern vom selbsternannten worldrun-Beschützer Hans-Werner ohne Nachnamen im Gästebuch persönlich angesprochen wurde, erlaube ich mir eine kurze Antwort. Schön war's, wenn diese den worldrun-Feindfilter passierte.
Also dann - Hans-Werner: Nicht nur, wer lesen kann, ist im Vorteil. Auch die Fähigkeit des Zuhörens und anschließenden Denkens ist recht nützlich. Nicht zuletzt dann, wenn ich im mdr zu Wort komme. Dort habe ich ihrem Helden keineswegs abgesprochen, ein Ultraläufer zu sein, denn das ist er, sobald er ein Stück mehr als die Marathondistanz zurücklegt. Ich habe mich dahingegehend geäußert, dass viele "Ultras" angesichts des Vorhabens (zur Erinnerung, ich schicke Ihnen gern Kopien: Weltrekord, mehr als 80km am Tag) skeptisch waren, weil man sich in der Ultraszene kennt und weiß, wer's draufhat und wer nicht. Die Entwicklung solcher Läufer lässt sich oft über viele Jahre verfolgen - nicht aber die Ihres Helden, dessen Ruhmestaten zumeist einer Nachprüfung nicht standhielten.
Und weil die Praxis der Prüfstein der Theorie ist (haben wir ja mal gelernt, gelle), platzte des Vorhaben prompt und der Ruf der etwas ernsthafteren Ultras hat darunter gelitten. Sie erinnern sich vielleicht: Von einem Weltrekord hat plötzlich niemand gesprochen. Nur gut, dass Donwloads der entsprechenden webseiten existieren.
Übrigens, lieber Hans-Werner: Ich vermag zu beurteilen, was es für eine Leistung darstellt, sich im vorgerückten Lebensalter zu bewegen. Ich hatte selbst mal knapp 100 Kilogramm, habe die innerhalb eines Winters abtrainiert und laufe mittlerweile als 47-Jähriger reichlich Marathons und Ultras. Zwar stockfrei und ohne Brimborium, dafür relativ weit vorn.
Da sie meinen Namen kennen, können Sie ja mal googeln. Meine Leistungen sind nachprüfbar, wenn ich über Ultralauf rede, tue ich das nicht mit der angesprochenen Bierflasche in der Hand.
Mit den besten Grüßen
(vielleicht wächst Ihnen ja auch mal noch ein Nachname)
André Dreilich
PS.: Es würde die Qual beim Lesen Ihrer Texte deutlich verringern, wenn das eine oder andere richtig platzierte Komma drin wäre.
Ende des Gästebucheintrages
So, zur Belohnung für alle, die bis hierher durchgehalten haben, gibt's eine Vorschau: Ich hatte Gelegenheit, mit meinen besonderen Idol Rolly Schlemens wieder ein Interview zu führen. Schonungslos. Emotional. Immer aufm Punkt. Spätestens am Montag sollte es an dieser Stelle zu lesen sein. Eines kann ich schon jetzt verraten: Im Unterschied zu Eva Herman ist er nicht rausgerannt. Das Auto sprang nicht an, bruuuuhaaahhaaa.
Nun, ich sah mich genötigt, auf die Nennung meines Namens im Gästebuch des worldrun eine klitzelkleine Erwiderung zu hinterlassen. Aber wie die Leser dieses Tagebuches wissen, geht's beim worldrun wie in der DDR zu. Nein, ich meine nicht die alten Kameraden. Ich meine, dass da ja auch nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Deshalb habe ich mir erlaubt, meinen Gästebucheintrag hier ins Tagebuch zu stellen. Nur für den Fall, dass meine bitterböse Erwiderung auf das Gebrabbel von Hans-Werner, dem Namenlosen, vielleicht der Zensur anheim fallen sollte.
Beginn des Gästebucheintrages
Da ich ja inzwischen nicht mehr nur von irgendwelchen dubiosen Figuren angerufen "Ich bin ein alter Freund von Herrn Giermann"), sondern vom selbsternannten worldrun-Beschützer Hans-Werner ohne Nachnamen im Gästebuch persönlich angesprochen wurde, erlaube ich mir eine kurze Antwort. Schön war's, wenn diese den worldrun-Feindfilter passierte.
Also dann - Hans-Werner: Nicht nur, wer lesen kann, ist im Vorteil. Auch die Fähigkeit des Zuhörens und anschließenden Denkens ist recht nützlich. Nicht zuletzt dann, wenn ich im mdr zu Wort komme. Dort habe ich ihrem Helden keineswegs abgesprochen, ein Ultraläufer zu sein, denn das ist er, sobald er ein Stück mehr als die Marathondistanz zurücklegt. Ich habe mich dahingegehend geäußert, dass viele "Ultras" angesichts des Vorhabens (zur Erinnerung, ich schicke Ihnen gern Kopien: Weltrekord, mehr als 80km am Tag) skeptisch waren, weil man sich in der Ultraszene kennt und weiß, wer's draufhat und wer nicht. Die Entwicklung solcher Läufer lässt sich oft über viele Jahre verfolgen - nicht aber die Ihres Helden, dessen Ruhmestaten zumeist einer Nachprüfung nicht standhielten.
Und weil die Praxis der Prüfstein der Theorie ist (haben wir ja mal gelernt, gelle), platzte des Vorhaben prompt und der Ruf der etwas ernsthafteren Ultras hat darunter gelitten. Sie erinnern sich vielleicht: Von einem Weltrekord hat plötzlich niemand gesprochen. Nur gut, dass Donwloads der entsprechenden webseiten existieren.
Übrigens, lieber Hans-Werner: Ich vermag zu beurteilen, was es für eine Leistung darstellt, sich im vorgerückten Lebensalter zu bewegen. Ich hatte selbst mal knapp 100 Kilogramm, habe die innerhalb eines Winters abtrainiert und laufe mittlerweile als 47-Jähriger reichlich Marathons und Ultras. Zwar stockfrei und ohne Brimborium, dafür relativ weit vorn.
Da sie meinen Namen kennen, können Sie ja mal googeln. Meine Leistungen sind nachprüfbar, wenn ich über Ultralauf rede, tue ich das nicht mit der angesprochenen Bierflasche in der Hand.
Mit den besten Grüßen
(vielleicht wächst Ihnen ja auch mal noch ein Nachname)
André Dreilich
PS.: Es würde die Qual beim Lesen Ihrer Texte deutlich verringern, wenn das eine oder andere richtig platzierte Komma drin wäre.
Ende des Gästebucheintrages
So, zur Belohnung für alle, die bis hierher durchgehalten haben, gibt's eine Vorschau: Ich hatte Gelegenheit, mit meinen besonderen Idol Rolly Schlemens wieder ein Interview zu führen. Schonungslos. Emotional. Immer aufm Punkt. Spätestens am Montag sollte es an dieser Stelle zu lesen sein. Eines kann ich schon jetzt verraten: Im Unterschied zu Eva Herman ist er nicht rausgerannt. Das Auto sprang nicht an, bruuuuhaaahhaaa.
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Dienstag, 6. November 2007
Rollys Tränenreise macht in Leipzig Station
zeitungsdieb, 09:09h
Gestern machte der worldrun in Leipzig Station. Hier, wo am 3. Januar 2007 alles seinen noch optimistischen Anfang nahm und sogar der Leipziger OB Burkhard Jung dem Mutigen zwar keinen Startschuss, aber ein fröhliches „Los“ spendiert hatte, trat Rolly Schlehmens alias Robby Clemens (natürlich nebst Onkel Rolf und seinen Freunden) an der Nikolaikirche auf und ließ sich vom begeisterten Volke feiern und herzen. Gut, die Resonanz war eher bescheiden, aber es sollen doch einige Tränchen über das eine oder andere Bäckchen gekullert sein. Schön. Das gibt tolle Bilder, und da die Weltenbewältiger demnächst ja einen Bildband sowie einen Film herausgeben wollen, werden solche Bilder ja benötigt. Wo es ja wegen Robbys zu enger Hosen (O-Ton Giermann) nichts mit dem einen oder anderen Lauf vor malerischer arabischer Kulisse geworden ist. Da hat er nun ein Paket wie Seal und darf’s nicht zeigen. Tragisch.
Allerdings wurde das fröhliche Eiapoppeia des Auftrittes an der Leipziger Nikolaikirche wohl durch unerfreuliche Nachfragen uneinsichtiger Medienvertreter gestört. Die erdreisteten sich doch glatt, nach Erfolg und Misserfolg des worldrun zu fragen und irgendwie muss irgendwem dabei statt der liebevoll eingeübten Antwort die Wahrheit herausgerutscht sein. Folglich tickerte die dpa unter der Überschrift „Keine Spenden und falsche Planung - Leipziger scheitert bei Erdumrundung“ einen ziemlich vernichtenden Text über die Macher und Akteure des worldrun in die world. Nachzulesen hier: http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=633&postdays=0&postorder=asc&start=225
Und auch der mitteldeutsche Rundfunk sorgte in seiner Berichterstattung über die Ankunft des worldrun-Arbeitnehmers für aua. Zum einen ließ der öffentlichrechtliche Sender den Verfasser dieses kleinen Tagebuches in Laufklamotten schlüpfen (Jawohl, ich bin bei 5 Grad noch kurz unterwegs!) und einige kritische Worte in Richtung Kamera sagen, zum anderen erfuhren die Zuschauer auch noch, dass es zwar irgendwie nett gewesen ist, um die Welt zu schippern, dass aber das eigentliche Anliegen, nämlich Spenden für wen auch immer einzusammeln, gründlich in die Hose gegangen ist. Leider habe ich den Bericht nicht sehen können und war für dessen sinngemäßer Wiedergabe auf telefonische Zuträger angewiesen.
Die oben genannte dpa-Meldung fand sogar Eingang in die Internetausgabe meiner Lokalpostille, wo sie noch heute in voller Länge bewundert werden konnte. Ich habe sie mir gleich mal ausgedruckt, sonst will wieder keiner was gewusst haben. Gerade im Zusammenhang mit der Weltumdingselung zeigte sich doch mehrfach, dass plötzliche Veränderungen von Inhalten im Internet nie auszuschließen sind.
Allerdings zeigte sich mit Erscheinen der gedruckten Ausgabe am heutigen Morgen eine Effekt, der an Bewusstseinsspaltung erinnert. Im Lokalteil konnte die geneigte Leserschaft der LVZ den Bericht eines meiner werten Kollegen nachlesen, der irgendwie auf einer anderen Veranstaltung gewesen sein muss als die nette Dame vom mdr oder die Kollegen der dpa. Sein Text findet sich hier http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=633&postdays=0&postorder=asc&start=240 und ist, vorsichtig ausgedrückt, eher wohlwollend formuliert.
Nun, es liegt mir fern, irgendwem irgendwelche Bösartigkeiten zu unterstellen, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein Fall von Bewusstseinsspaltung vorliegt. Dieser Eindruck rührt wohl auch daher, dass ich von Teilnehmern des sicher irgendwann legendären „Kölner Forums mit Ultraläufern“ über einige Details der Runde unterrichtet worden bin. Im LVZ-Artikel lese ich dann von einer „interessanten Podiumsdiskussion mit den Wortführern aus der Ultraläuferszene“. Das hat schon was ...
Zum Stichwort Bewusstseinsspaltung sind bei Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophrenie übrigens weiterführende Informationen hinterlegt. Besonders hat es mir folgender Satz angetan: „Der Begriff „Schizophrenie“ wurde 1907 vom Schweizer Eugen Bleuler geprägt. Er ersetzte damit die Diagnose Dementia praecox (vorzeitige Verblödung) von Emil Kraepelin.“
Ach ja, um noch mal auf den worldrun zu kommen: Rolly macht sich demnächst auf Berlin und will zum Brandenburger Tor. Warum muss ich dabei an Heinrich Heine denken? Wer’s errät (oder besser: weiß und mit Zitat belegen kann), bekommt von mir beim nächsten Leipziger 100er ein Bier spendiert.
Allerdings wurde das fröhliche Eiapoppeia des Auftrittes an der Leipziger Nikolaikirche wohl durch unerfreuliche Nachfragen uneinsichtiger Medienvertreter gestört. Die erdreisteten sich doch glatt, nach Erfolg und Misserfolg des worldrun zu fragen und irgendwie muss irgendwem dabei statt der liebevoll eingeübten Antwort die Wahrheit herausgerutscht sein. Folglich tickerte die dpa unter der Überschrift „Keine Spenden und falsche Planung - Leipziger scheitert bei Erdumrundung“ einen ziemlich vernichtenden Text über die Macher und Akteure des worldrun in die world. Nachzulesen hier: http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=633&postdays=0&postorder=asc&start=225
Und auch der mitteldeutsche Rundfunk sorgte in seiner Berichterstattung über die Ankunft des worldrun-Arbeitnehmers für aua. Zum einen ließ der öffentlichrechtliche Sender den Verfasser dieses kleinen Tagebuches in Laufklamotten schlüpfen (Jawohl, ich bin bei 5 Grad noch kurz unterwegs!) und einige kritische Worte in Richtung Kamera sagen, zum anderen erfuhren die Zuschauer auch noch, dass es zwar irgendwie nett gewesen ist, um die Welt zu schippern, dass aber das eigentliche Anliegen, nämlich Spenden für wen auch immer einzusammeln, gründlich in die Hose gegangen ist. Leider habe ich den Bericht nicht sehen können und war für dessen sinngemäßer Wiedergabe auf telefonische Zuträger angewiesen.
Die oben genannte dpa-Meldung fand sogar Eingang in die Internetausgabe meiner Lokalpostille, wo sie noch heute in voller Länge bewundert werden konnte. Ich habe sie mir gleich mal ausgedruckt, sonst will wieder keiner was gewusst haben. Gerade im Zusammenhang mit der Weltumdingselung zeigte sich doch mehrfach, dass plötzliche Veränderungen von Inhalten im Internet nie auszuschließen sind.
Allerdings zeigte sich mit Erscheinen der gedruckten Ausgabe am heutigen Morgen eine Effekt, der an Bewusstseinsspaltung erinnert. Im Lokalteil konnte die geneigte Leserschaft der LVZ den Bericht eines meiner werten Kollegen nachlesen, der irgendwie auf einer anderen Veranstaltung gewesen sein muss als die nette Dame vom mdr oder die Kollegen der dpa. Sein Text findet sich hier http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=633&postdays=0&postorder=asc&start=240 und ist, vorsichtig ausgedrückt, eher wohlwollend formuliert.
Nun, es liegt mir fern, irgendwem irgendwelche Bösartigkeiten zu unterstellen, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein Fall von Bewusstseinsspaltung vorliegt. Dieser Eindruck rührt wohl auch daher, dass ich von Teilnehmern des sicher irgendwann legendären „Kölner Forums mit Ultraläufern“ über einige Details der Runde unterrichtet worden bin. Im LVZ-Artikel lese ich dann von einer „interessanten Podiumsdiskussion mit den Wortführern aus der Ultraläuferszene“. Das hat schon was ...
Zum Stichwort Bewusstseinsspaltung sind bei Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophrenie übrigens weiterführende Informationen hinterlegt. Besonders hat es mir folgender Satz angetan: „Der Begriff „Schizophrenie“ wurde 1907 vom Schweizer Eugen Bleuler geprägt. Er ersetzte damit die Diagnose Dementia praecox (vorzeitige Verblödung) von Emil Kraepelin.“
Ach ja, um noch mal auf den worldrun zu kommen: Rolly macht sich demnächst auf Berlin und will zum Brandenburger Tor. Warum muss ich dabei an Heinrich Heine denken? Wer’s errät (oder besser: weiß und mit Zitat belegen kann), bekommt von mir beim nächsten Leipziger 100er ein Bier spendiert.
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Donnerstag, 1. November 2007
Die Hunde, die SPD und das Glöckchen
zeitungsdieb, 09:59h
Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebüchleins wissen, dass ich gelegentlich zu etwas seltsamen Vergleichen neige. Aus diesem Grund meine Frage: Kennen Sie Pawlow? Richtig, das ist der Russe mit den Hunden und dem Nobelpreis. Stichwort: Konditionierter Reflex. Soll heißen: Hund sabbert, wenn Herrchen Futter bringt. Hund sabbert aber schon, wenn er hört, dass Herrchen kommt und (sicher) Futter bringt. Hund sabbert aber auch dann, wenn man ihm eine zeitlang Futter gebracht und dabei mit einer Glocke geläutet hat, nun aber nur die Glocke bimmeln lässt. Wissenschaftler nennen das einen konditionierten Reflex, weniger gebildete Menschen eine üble Verlade.
Womit wir beim Thema wären: Die rosarote Basis hat mal wieder den Aufstand geprobt und der alten Tante SPD einen Beschluss für Tempo 130 auf deutschen Autobahnen verpasst. Soweit die Verlade, weil die SPD-Basis doch tatsächlich so tut, als hätte sie irgendwas zu bestellen. Spätestens seit Cohiba-Gerd weiß doch jeder, dass die Basis für sowas nicht zuständig ist und Basta.
Aber nun wird’s spannend, denn jetzt kommt der Reflex. Kaum war das böse „Tempo 130“ ausgesprochen, sabberten vielerorts die Tölen los. Bei den grünen Wauwis spritzte der Geifer ebenso wie bei den roten Kleffern. „Längst überfällig, fordern wir seit ungefähr zwölfdreiviertel Trillionen Jahren“, bellte es. Genauso zuverlässig zeigten sich aber auch die anderen Wedler. Gelbe und schwarze Fellknäuel knurrten böse und warnten vor dem Niedergang des Wirtschaftsstandortes Deutschland, die einschlägigen Lobbyverbände vom ADAC bis zum Zuspätkommerverein der deutschen Automobilindustrie schickten per E-Mail und Fax ihre hunderfach bewährten Textbausteine in die Welt, die Kanzlerin verwies auf die Sicherheit der deutschen Autobahnen. Womit sie in guter Gesellschaft ist, denn schon Helmut Kohl sagte „Die deutschen Autobahnen sind gut“. Schade nur, dass die ihm zuvor gestellte Frage nicht dem Zustand der BAB, sondern dem Information Highway gegolten hatte ...
Und was macht der rötliche Sonnenkönig Wolfgang, in dessen ministerielles Ressort doch irgendwie auch der Verkehr fällt, wenn er nicht gerade lächelnd fremde Wohltaten verkündet? Er bleibt sich treu, beißt die Backenzähne zusammen (sieht beinahe wie Botox aus, ist aber billiger) und gibt dem ADAC demnächst wieder ein Interview, indem er den Erfolg – welchen auch immer – für sich reklamieren wird.
Was ich nicht verstehe: Warum macht die SPD für solchen Unfug einen Parteitag, hätte es das Glöckchen des ollen Russen Pawlow nicht auch getan?
Womit wir beim Thema wären: Die rosarote Basis hat mal wieder den Aufstand geprobt und der alten Tante SPD einen Beschluss für Tempo 130 auf deutschen Autobahnen verpasst. Soweit die Verlade, weil die SPD-Basis doch tatsächlich so tut, als hätte sie irgendwas zu bestellen. Spätestens seit Cohiba-Gerd weiß doch jeder, dass die Basis für sowas nicht zuständig ist und Basta.
Aber nun wird’s spannend, denn jetzt kommt der Reflex. Kaum war das böse „Tempo 130“ ausgesprochen, sabberten vielerorts die Tölen los. Bei den grünen Wauwis spritzte der Geifer ebenso wie bei den roten Kleffern. „Längst überfällig, fordern wir seit ungefähr zwölfdreiviertel Trillionen Jahren“, bellte es. Genauso zuverlässig zeigten sich aber auch die anderen Wedler. Gelbe und schwarze Fellknäuel knurrten böse und warnten vor dem Niedergang des Wirtschaftsstandortes Deutschland, die einschlägigen Lobbyverbände vom ADAC bis zum Zuspätkommerverein der deutschen Automobilindustrie schickten per E-Mail und Fax ihre hunderfach bewährten Textbausteine in die Welt, die Kanzlerin verwies auf die Sicherheit der deutschen Autobahnen. Womit sie in guter Gesellschaft ist, denn schon Helmut Kohl sagte „Die deutschen Autobahnen sind gut“. Schade nur, dass die ihm zuvor gestellte Frage nicht dem Zustand der BAB, sondern dem Information Highway gegolten hatte ...
Und was macht der rötliche Sonnenkönig Wolfgang, in dessen ministerielles Ressort doch irgendwie auch der Verkehr fällt, wenn er nicht gerade lächelnd fremde Wohltaten verkündet? Er bleibt sich treu, beißt die Backenzähne zusammen (sieht beinahe wie Botox aus, ist aber billiger) und gibt dem ADAC demnächst wieder ein Interview, indem er den Erfolg – welchen auch immer – für sich reklamieren wird.
Was ich nicht verstehe: Warum macht die SPD für solchen Unfug einen Parteitag, hätte es das Glöckchen des ollen Russen Pawlow nicht auch getan?
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Dienstag, 30. Oktober 2007
Widerruf eines Gelübdes
zeitungsdieb, 21:35h
Die Leser meines kleinen Tagebuches wissen, dass ich vor einigen Monaten gelobt hatte, nichts mehr über Robby Clemens alias Rolly Schlemens und die Farce des worldrun zu schreiben. Heute und hiermit widerrufe ich dieses Gelöbnis oder Gelübde. Warum? Beim Stöbern auf den worldrun-Seiten stieß ich in der Gästebuch-Rubrik dieses Motorsport-Events auf den Eintrag eines gewissen Hans-Werner. Dieser Mensch - ich vermute, dass es sich trotz des fehlenden Famliennamens bei selbigem um einen solchen handelt - beglückt das Gästebuch des "worldrun" in schöner Regelmäßigkeit mit Einträgen, die eigentlich als brüllend komische Satire einen Preis verdient hätten, weil doch so ... (cleared by zensor) ... kein Mensch sein kann. Aber in mir erhärtet sich der Verdacht, dass Hans-Werner seine Einträge nicht als Satire gedacht hat. Nun gut, es hat auch in vergangenen Jahrzehnten Katastrophen gegeben.
Nun aber hat besagter HaWe ein lesenswertes Stück Realsatire gegen Detlev Ackermann gerichtet. Man kann über Letztgenannten ja durchaus so oder auch anders denken, aber HaWe hat es dennoch geschafft, dass ich einen kleinen Eintrag ins Worldrun-Gästebuch geschrieben habe. Nun geht es wieder los, Suppenillutommy beschimpft mich, der alte Kampfgruppenkommandeur aus dem Freundeskreis eines gewissen Herrn G. ruft mich an ... aber ich konnte nicht anders.
Und nur für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass mein Gästebucheintrag einem Zensor zum Opfer fallen sollte - die Weltenumfahrwanderbummler haben zur Kritik ein Verhältnis, dass fatal an die Zeiten des DDR-Politbüros erinnert - habe ich meine Zeilen hier noch einmal eingefügt.
Dennoch sollte meine geneigte Leserschaft auch mal die Seite www.worldrun.de frequentieren - nur für den Fall, dass mein Text doch erscheint, wird Hans-Werner der Immerguuuuute sicher einige gepfefferte Zeilen erwidern. Und schließlich ist in der Reihe der deutschen Spitzenkomiker seit dem Tod von Frau Hamann ja ein Lücke, gelle HaWe ...
Hallo miteinander und vor allem "Guten Morgen, Hans-Werner",
ja, an Sie wende ich mich ganz persönlich. Vielleicht werden Sie ja irgendwann wirklich noch einmal wach & bemerken das Ausmaß der hier veranstalteten Verschaukelei samt 180-Grad-Wende.
Warum ich solch bösen, bösen Worte formuliere, die gar nicht ins Worldrun-Eiapoppeia passen? Mit Neid hat das nichts zu tun. Ich wäre zwar auch gern auf seltsamer Leute Kosten um die Welt gewanderfahrt, aber neidisch bin ich auf Robby nicht. Absolut nicht - bei dem drumrum.
Um aber auf mein eigentliches Anliegen zu kommen: Keiner der Ultraläufer, die sich in diesem Gästebuch - soweit nicht durch Zensurfilter geblockt oder mittlerweile wegen des Volkszorns entfernt - kritisch in punkto Worldrun geäußert haben, wollte Robby seinen netten Ausflug vermiesen. Wir fahren doch alle gern mal in den Urlaub.
Aaaaaber: Als die ganze Nummer im Januar am Leipziger Gewandhaus losging (ich war dabei), gab es skeptische Stimmen. Damals - vielleicht schaffen Sie es ja, sich zu erinnern - war die Rede vom größten, schnellsten, besten und allerflinkensten Ultrarobby aller Zeiten, der jeden jemals aufgestellten Weltrekord in Grund und Boden laufen wollte. Wer seinerzeit nachfragte, wurde nach Strich und Faden für dumm verkauft und als dumm beschimpft.
Sollten Sie, lieber Hans-Werner, sich daran nicht mehr erinnern können, müssen Sie sich deshalb nicht schämen. Da kommt vor, man nennt es entweder Alzheimer oder Verdrängung. Ich stelle Ihnen aber gern die Ausdrucke der seinerzeitigen Statements von Robby, Giermann & Co. zur Verfügung. Leider sind diese kernigen Sprüche ja irgendwann von der HP verschwunden. *kicher*
Und weiter im Text: Wer vorsichtig anfragte, ob denn das ganze Vorhaben realistisch sei, durfte sich von Ihresgleichen als Miesepeter beschimpfen und abends zu vorgerückter Stunde von den einstigen Kampfgefährten - tschuldigung: Freunden - eines Herrn G. telefonisch bedrohen lassen.
Dass Detlev Ackermann Robby zum 24-h-Lauf eingeladen hat, freut mich sehr. Allein seine Anwesenheit wäre ein Grund für mich, auch nach Köln zu fahren und mir dort im Mai die 24h zu gönnen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Robby nicht dabei sein wird. Wettkämpfe sind ja nicht sein Ding, denn dort zählt, was man leistet - nicht was man vielleicht hätte leisten können, wenn man gewollt und gedurft und beim Pullern nicht die Socken nassgemacht hätte.
Mag sein, dass im Ergebnis irgendwelcher wunderlichen Transaktionen sogar noch bei irgendeiner irgendwie vielleicht mitunter karitativen Organisation irgendeine Spende ankommt - schön. Sicher - und zwar absolut sicher - ist allerdings schon jetzt: Robby C. und seine Hilfstruppen haben mit ihrer Weltumfahrung dem Ultralauf einen verheerenden Imageschaden zugefügt. Er sprang als Tiger und landete als Bettvorleger.
In diesem Sinne: Weiterhin gute Fahrt wünscht
ad
PS.: Zur Sicherheit stelle ich diesen Text auch noch auf meinem Blog zeitungsdieb.blogger.de ein. Falls "der Thomas" mich wieder kritisieren möchte ...
Nun aber hat besagter HaWe ein lesenswertes Stück Realsatire gegen Detlev Ackermann gerichtet. Man kann über Letztgenannten ja durchaus so oder auch anders denken, aber HaWe hat es dennoch geschafft, dass ich einen kleinen Eintrag ins Worldrun-Gästebuch geschrieben habe. Nun geht es wieder los, Suppenillutommy beschimpft mich, der alte Kampfgruppenkommandeur aus dem Freundeskreis eines gewissen Herrn G. ruft mich an ... aber ich konnte nicht anders.
Und nur für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass mein Gästebucheintrag einem Zensor zum Opfer fallen sollte - die Weltenumfahrwanderbummler haben zur Kritik ein Verhältnis, dass fatal an die Zeiten des DDR-Politbüros erinnert - habe ich meine Zeilen hier noch einmal eingefügt.
Dennoch sollte meine geneigte Leserschaft auch mal die Seite www.worldrun.de frequentieren - nur für den Fall, dass mein Text doch erscheint, wird Hans-Werner der Immerguuuuute sicher einige gepfefferte Zeilen erwidern. Und schließlich ist in der Reihe der deutschen Spitzenkomiker seit dem Tod von Frau Hamann ja ein Lücke, gelle HaWe ...
Hallo miteinander und vor allem "Guten Morgen, Hans-Werner",
ja, an Sie wende ich mich ganz persönlich. Vielleicht werden Sie ja irgendwann wirklich noch einmal wach & bemerken das Ausmaß der hier veranstalteten Verschaukelei samt 180-Grad-Wende.
Warum ich solch bösen, bösen Worte formuliere, die gar nicht ins Worldrun-Eiapoppeia passen? Mit Neid hat das nichts zu tun. Ich wäre zwar auch gern auf seltsamer Leute Kosten um die Welt gewanderfahrt, aber neidisch bin ich auf Robby nicht. Absolut nicht - bei dem drumrum.
Um aber auf mein eigentliches Anliegen zu kommen: Keiner der Ultraläufer, die sich in diesem Gästebuch - soweit nicht durch Zensurfilter geblockt oder mittlerweile wegen des Volkszorns entfernt - kritisch in punkto Worldrun geäußert haben, wollte Robby seinen netten Ausflug vermiesen. Wir fahren doch alle gern mal in den Urlaub.
Aaaaaber: Als die ganze Nummer im Januar am Leipziger Gewandhaus losging (ich war dabei), gab es skeptische Stimmen. Damals - vielleicht schaffen Sie es ja, sich zu erinnern - war die Rede vom größten, schnellsten, besten und allerflinkensten Ultrarobby aller Zeiten, der jeden jemals aufgestellten Weltrekord in Grund und Boden laufen wollte. Wer seinerzeit nachfragte, wurde nach Strich und Faden für dumm verkauft und als dumm beschimpft.
Sollten Sie, lieber Hans-Werner, sich daran nicht mehr erinnern können, müssen Sie sich deshalb nicht schämen. Da kommt vor, man nennt es entweder Alzheimer oder Verdrängung. Ich stelle Ihnen aber gern die Ausdrucke der seinerzeitigen Statements von Robby, Giermann & Co. zur Verfügung. Leider sind diese kernigen Sprüche ja irgendwann von der HP verschwunden. *kicher*
Und weiter im Text: Wer vorsichtig anfragte, ob denn das ganze Vorhaben realistisch sei, durfte sich von Ihresgleichen als Miesepeter beschimpfen und abends zu vorgerückter Stunde von den einstigen Kampfgefährten - tschuldigung: Freunden - eines Herrn G. telefonisch bedrohen lassen.
Dass Detlev Ackermann Robby zum 24-h-Lauf eingeladen hat, freut mich sehr. Allein seine Anwesenheit wäre ein Grund für mich, auch nach Köln zu fahren und mir dort im Mai die 24h zu gönnen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Robby nicht dabei sein wird. Wettkämpfe sind ja nicht sein Ding, denn dort zählt, was man leistet - nicht was man vielleicht hätte leisten können, wenn man gewollt und gedurft und beim Pullern nicht die Socken nassgemacht hätte.
Mag sein, dass im Ergebnis irgendwelcher wunderlichen Transaktionen sogar noch bei irgendeiner irgendwie vielleicht mitunter karitativen Organisation irgendeine Spende ankommt - schön. Sicher - und zwar absolut sicher - ist allerdings schon jetzt: Robby C. und seine Hilfstruppen haben mit ihrer Weltumfahrung dem Ultralauf einen verheerenden Imageschaden zugefügt. Er sprang als Tiger und landete als Bettvorleger.
In diesem Sinne: Weiterhin gute Fahrt wünscht
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PS.: Zur Sicherheit stelle ich diesen Text auch noch auf meinem Blog zeitungsdieb.blogger.de ein. Falls "der Thomas" mich wieder kritisieren möchte ...
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Mal wieder der Pressekodex
zeitungsdieb, 14:41h
Die geneigten Leser dieses kleinen Tagebuches wissen darum, welchen Lustgewinn, welches Maß an Pein mir die allmorgendliche Lektüre meiner Lokalpostille immer wieder beschert. Heute durfte ich mein Exemplar dieser dem Qualitätsjournalismus so verpflichteten Zeitung mit besonderer Vorfreude aus dem Kasten nehmen. Gestern schon war an exponierter Stelle die Vorstellung eines neuen Buches angekündigt worden. Im heutigen Ratgeberteil war dieser Neuerscheinung nun ein großer Beitrag gewidmet, der – so die Drohung – nur der Auftakt zu einer ganzen Serie sein soll.
Unter dem epochalen Titel „So klappt’s mit Windows Vista“ wird über ein neues Buch informiert, das sich mit dem kropfigen Microsoft-Betriebssystem Vista beschäftigt. Ein 280 Seiten umfassendes Taschenbuch für 14,90 Euro, dessen Umschlag immerhin zweispaltig als Aufmacherbild auf der heutigen Ratgeberseite meines Lokalblättchens prangt. Auf dem Fuß des Buchtitels ist der Schriftzug „Leipziger Volkszeitung“ zu lesen – so heißt nämlich meine dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Lokalpostille.
Wer sich mit den presserechtlichen bzw. –üblichen Gepflogenheiten etwas auskennt, der wird an dieser aufmerken. Da gibt es doch einen Presserat und zudem einen Pressekodex. Richtig. Aber dieses Werklein hat ja nur empfehlenden Charakter. Man erinnere sich an die erst kürzlich im Kino wieder aufgewärmte Piratenschmonzette. „Der Kodex ist nur eine Empfehlung“, hieß es dort – bezogen aufs Regelwerk der Piraterie. In der Presse ist es genau so.
Nur zur Sicherheit für alle Neugierigen: Den Kodex (den von der Presse) findet man unter www.presserat.de/Pressekodex.pressekodex.0.html
Durchaus lesenswert, was dort in Ziffer 7 zum Thema „Trennung von Werbung und Redaktion“ steht. Hier geht es nicht nur um gekauften Platz im Blatt (“Anzeigen“). Betrifft die Berichterstattung Eigeninteressen des Verlages, so muss das ausdrücklich gekennzeichnet werden. Und in meinem Lokalblättchen kommt eine riesige Buchbesprechung sogar als Mehrteiler des Weges, und keiner wird gewarnt.
Mich erinnert dieses Procedere an die so genannten Leserreisen, bei denen Zeitungen (Anzeigenblätter zumeist) ihren Lesern Reisen „ihrer“ Vertriebspartner empfehlen und dafür kassieren. Das ist übliche Praxis, und die eine oder andere sächsische Zeitung hält mittlerweile Beteiligungen an Reiseveranstaltern. Ist kein Geheimnis, weiß aber kaum jemand. Ist ja auch besser, wenn man in aller Ruhe in die pohlenden Polster scheibnern kann.
Aber vielleicht ist ja der Schriftzug „Leipziger Volkszeitung“ auf dem Buchtitel nur ein Versehen? Mal nachgeschaut, ob es Indiz für eine wirtschaftliche Verquickung meiner Lokalpostille mit der tollen Buchempfehlung gibt.
1. Indiz: Wer will, dass es mit Vista klappt, kann telefonisch Bestellen. Die Hotlinenummer landet im Service-Zentrum der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft.
2. Indiz: Das Buch stammt nicht aus der Ratgeberredaktion meiner Lokalpostille, sondern wurde von einem richtigen, echten Verlag herausgegeben. Der heißt übrigens Leipziger Medien Service GmbH, residiert in Leipzig, dort, wo auch die Bildzeitung und einige meinem Lokalblättchen sehr nahe stehende Anzeigenblätter „wohnen“. Als Geschäftsführer der Leipziger Medien Service GmbH taucht ein Name auf, der auch in der Geschäftsführung der Leipziger Verlags- und Dumdideldeigesellschaft zu finden ist. Ganz fleißige Menschen blicken nun ins Handelsregister ... nur soviel: Es gibt dort keine Überraschungen.
3. Projektleiter der Leipziger Medienservice GmbH (man nennt das wohl auch Chef-Management Redakteur) ist ein früherer Lokalchef meines Blättchens.
4. Besonders lustig: Das tolle Vista-Büchlein erscheint zwar in Leipzig in erster Auflage, ist aber keine wirkliche Premiere. Im Frühjahr erschien es bereits bei der Madsack Supplement GmbH mit gleichem Titel und gleicher Aufmachung. Nicht ganz gleich, übrigens, denn statt „Leipziger Volkszeitung“ prangte damals auf dem Titel das Logo der „Hannoverschen Allgemeinen“. Wenn man nun weiß, dass der Name „Madsack“ auch beim Verlag meiner Lokalpostille im Gesellschafterverzeichnis steht, kann sich seinen Teil denken.
5. Apropos Namen: Natürlich haben auch die Autoren welche. Und kurioserweise schreiben zumindest einige dieser Könner nicht nur über Windoof, sondern auch über die Fußball-WM und über Leipziger Geschichte – je nachdem, was für Bücher meine Lokalpostille gerade so im Angebot hat.
Aber, wie oben schon erwähnt: Der Pressekodex hat ja nur empfehlenden Charakter.
Wer nun übrigens grübelt, warum ich ihn mit Leipziger Mediengesülze traktiere, wo er doch an einem ganz anderen Ort ins morgendliche Blättle schaut, der sei gewarnt: Die meisten Zeitungsverlage verfahren nach eben diesem Rezept, man nennt das Mehrwertdienste oder Diversifizierung, manche Geschäftsführer blubbern auch etwas von Leserbindung.
Wobei: Ganz so plump wie meine Lokalpostille machen es nur wenige andere Zeitungen.
Unter dem epochalen Titel „So klappt’s mit Windows Vista“ wird über ein neues Buch informiert, das sich mit dem kropfigen Microsoft-Betriebssystem Vista beschäftigt. Ein 280 Seiten umfassendes Taschenbuch für 14,90 Euro, dessen Umschlag immerhin zweispaltig als Aufmacherbild auf der heutigen Ratgeberseite meines Lokalblättchens prangt. Auf dem Fuß des Buchtitels ist der Schriftzug „Leipziger Volkszeitung“ zu lesen – so heißt nämlich meine dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Lokalpostille.
Wer sich mit den presserechtlichen bzw. –üblichen Gepflogenheiten etwas auskennt, der wird an dieser aufmerken. Da gibt es doch einen Presserat und zudem einen Pressekodex. Richtig. Aber dieses Werklein hat ja nur empfehlenden Charakter. Man erinnere sich an die erst kürzlich im Kino wieder aufgewärmte Piratenschmonzette. „Der Kodex ist nur eine Empfehlung“, hieß es dort – bezogen aufs Regelwerk der Piraterie. In der Presse ist es genau so.
Nur zur Sicherheit für alle Neugierigen: Den Kodex (den von der Presse) findet man unter www.presserat.de/Pressekodex.pressekodex.0.html
Durchaus lesenswert, was dort in Ziffer 7 zum Thema „Trennung von Werbung und Redaktion“ steht. Hier geht es nicht nur um gekauften Platz im Blatt (“Anzeigen“). Betrifft die Berichterstattung Eigeninteressen des Verlages, so muss das ausdrücklich gekennzeichnet werden. Und in meinem Lokalblättchen kommt eine riesige Buchbesprechung sogar als Mehrteiler des Weges, und keiner wird gewarnt.
Mich erinnert dieses Procedere an die so genannten Leserreisen, bei denen Zeitungen (Anzeigenblätter zumeist) ihren Lesern Reisen „ihrer“ Vertriebspartner empfehlen und dafür kassieren. Das ist übliche Praxis, und die eine oder andere sächsische Zeitung hält mittlerweile Beteiligungen an Reiseveranstaltern. Ist kein Geheimnis, weiß aber kaum jemand. Ist ja auch besser, wenn man in aller Ruhe in die pohlenden Polster scheibnern kann.
Aber vielleicht ist ja der Schriftzug „Leipziger Volkszeitung“ auf dem Buchtitel nur ein Versehen? Mal nachgeschaut, ob es Indiz für eine wirtschaftliche Verquickung meiner Lokalpostille mit der tollen Buchempfehlung gibt.
1. Indiz: Wer will, dass es mit Vista klappt, kann telefonisch Bestellen. Die Hotlinenummer landet im Service-Zentrum der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft.
2. Indiz: Das Buch stammt nicht aus der Ratgeberredaktion meiner Lokalpostille, sondern wurde von einem richtigen, echten Verlag herausgegeben. Der heißt übrigens Leipziger Medien Service GmbH, residiert in Leipzig, dort, wo auch die Bildzeitung und einige meinem Lokalblättchen sehr nahe stehende Anzeigenblätter „wohnen“. Als Geschäftsführer der Leipziger Medien Service GmbH taucht ein Name auf, der auch in der Geschäftsführung der Leipziger Verlags- und Dumdideldeigesellschaft zu finden ist. Ganz fleißige Menschen blicken nun ins Handelsregister ... nur soviel: Es gibt dort keine Überraschungen.
3. Projektleiter der Leipziger Medienservice GmbH (man nennt das wohl auch Chef-Management Redakteur) ist ein früherer Lokalchef meines Blättchens.
4. Besonders lustig: Das tolle Vista-Büchlein erscheint zwar in Leipzig in erster Auflage, ist aber keine wirkliche Premiere. Im Frühjahr erschien es bereits bei der Madsack Supplement GmbH mit gleichem Titel und gleicher Aufmachung. Nicht ganz gleich, übrigens, denn statt „Leipziger Volkszeitung“ prangte damals auf dem Titel das Logo der „Hannoverschen Allgemeinen“. Wenn man nun weiß, dass der Name „Madsack“ auch beim Verlag meiner Lokalpostille im Gesellschafterverzeichnis steht, kann sich seinen Teil denken.
5. Apropos Namen: Natürlich haben auch die Autoren welche. Und kurioserweise schreiben zumindest einige dieser Könner nicht nur über Windoof, sondern auch über die Fußball-WM und über Leipziger Geschichte – je nachdem, was für Bücher meine Lokalpostille gerade so im Angebot hat.
Aber, wie oben schon erwähnt: Der Pressekodex hat ja nur empfehlenden Charakter.
Wer nun übrigens grübelt, warum ich ihn mit Leipziger Mediengesülze traktiere, wo er doch an einem ganz anderen Ort ins morgendliche Blättle schaut, der sei gewarnt: Die meisten Zeitungsverlage verfahren nach eben diesem Rezept, man nennt das Mehrwertdienste oder Diversifizierung, manche Geschäftsführer blubbern auch etwas von Leserbindung.
Wobei: Ganz so plump wie meine Lokalpostille machen es nur wenige andere Zeitungen.
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Nerviges Uhrengeschraube
zeitungsdieb, 10:25h
Na bitte, die Winterzeit hat uns wieder. Wobei – eine Winterzeit gibt es ja gar nicht, wir sind in der Nacht vom 27. zum 28. Oktober zur Mitteleuropäischen Zeit zurückgekehrt, also zur „normalen“. Wobei – was ist schon „normal“?
Auf alle Fälle wurden die Uhren am vergangenen Wochenende eine Stunde zurückgedreht, auf alle Fälle waren die einschlägigen Medien voll von Tipps, wie das geht und ergingen sich in Hinweisen, dass das Wochenende beim Zurückdrehen um eine Stunde länger ausfalle. Und dennoch: In den obligatorischen Umfragen fanden sich wieder herrlich blonde Zeitgenossinnen und Zeitgenossen jeglichen Alters, die nicht zu sagen vermochten, ob sie ihr ohnehin lebenslang nur im Leerlauf arbeitendes Hirn eine Stunde mehr oder weniger ausruhen durften als „normal“. Wobei – was ist schon „normal“?
Über Herkunft der Sommerzeit und technische Umsetzung durch die Braunschweiger Zeitenhüter wurde in den vergangen Tagen ebensoviel medialer Wind gemacht wie um die Frage, ob man den nun oder nicht ... den ganzen Dummfug beibehalten soll.
Immerhin, in diesem Jahr war in dieser Debatte eine neue Nuance zu hören: Ein pfiffiger Mitmensch schlug – wie viele andere auch – die Abschaffung der leidigen Umstellerei vor, regte in diesem Zusammenhang aber an, die „normale“ Zeit abzuschaffen und statt dessen die Sommerzeit zur Norm zu erklären. Wobei – was ist schon „normal“?
Normal wäre es aus meiner Sicht, die nun seit Jahren schon als kontraproduktiv erkannte und auch in energetischer Hinsicht als solche festgestellte Umstellerei schlichtweg zu beenden. Hier könnten sich profilierungssüchtige Politiker verdient machen. Ein solcher Vorstoß hätte den großen Vorteil, bei seiner Realisierung keine Kosten zu verursachen, niemandem wirklich wehzutun und ungeheuer populär zu sein. Aber was tut die abgehobene Politikerkaste? Brabbelt tumbes Zeug über Auslandseinsätze, Alimentierungsleistungen, Tempolimits und anderen Kram.
Am meisten verblüfft mich, dass unser aller Sonnenkönig Wolfgang vom Tiefen See sich des Themas noch nicht angenommen hat. Gerade dieser eloquente Politiker hat doch die bemerkenswerte Fähigkeit, sich mit seinem Ministerium für Volksbeglückung, Wohnungsverschönerung und Ostgebietsbefriedung um alle wirklich ernsthaften Konflikte zu drücken. Sobald aber eines der durch die Welt trudelnden Themen ins Wolfgangs Beuteschema passt („Atomkrieg, Hunger oder Flut, mit Wolfgang wird schon alles gut“), wird’s geschnappt und nicht wieder vom Haken gelassen. Und mal ehrlich: Die Abschaffung der Sommerzeit wäre doch was für unseren Neu-Berliner Ostbeauftragten. Da könnte er seinen Lächelmodus anknipsen strahlend verkünden, dass wir der inneren Einheit Deutschlands nun ein stückweit näher gekommen sind. „Die SPD hat es als große, friedliebende Volkspartei geschafft, die Fesseln der Vergangenheit zu überwinden und die aus Kriegs- und Notzeiten geborene Zeitumstellung zu beenden.“
Auch aus ganz persönlichen Gründen bin ich übrigens dafür, die Uhrenverdreherei abzuschaffen. Dabei geht es mir nicht vordergründig um die nervige Frage „Haben wir schon oder haben wir noch nicht ...“ Als ich am „Morgen danach“ meine Computer startete, vermeldeten sie mir mit sklavischer Unterwürfigkeit die vollzogene Umstellung, baten jedoch um Überprüfung der vollbrachten Leistung. Solche Leute mag ich, die Angst vor der eigenen Courage haben und keine Verantwortung übernehmen.
Viel schlimmer war jedoch, dass eines meiner Grafikprogramme die Zeitumstellung zum Anlass nimmt, die mit einem Layout verknüpften externen Dateien plötzlich als „bearbeitet“ einzustufen und diese prompt einer Aktualisierung unterzieht. Bei einem größeren Layout mit einigen hundert Abbildungen nervt solcherart Betriebsamkeit ungemein. Wobei – ohne dieses Erlebnis hätte mir der Leidensdruck zum Schreiben dieses Tagebucheintrages gefehlt.
Auf alle Fälle wurden die Uhren am vergangenen Wochenende eine Stunde zurückgedreht, auf alle Fälle waren die einschlägigen Medien voll von Tipps, wie das geht und ergingen sich in Hinweisen, dass das Wochenende beim Zurückdrehen um eine Stunde länger ausfalle. Und dennoch: In den obligatorischen Umfragen fanden sich wieder herrlich blonde Zeitgenossinnen und Zeitgenossen jeglichen Alters, die nicht zu sagen vermochten, ob sie ihr ohnehin lebenslang nur im Leerlauf arbeitendes Hirn eine Stunde mehr oder weniger ausruhen durften als „normal“. Wobei – was ist schon „normal“?
Über Herkunft der Sommerzeit und technische Umsetzung durch die Braunschweiger Zeitenhüter wurde in den vergangen Tagen ebensoviel medialer Wind gemacht wie um die Frage, ob man den nun oder nicht ... den ganzen Dummfug beibehalten soll.
Immerhin, in diesem Jahr war in dieser Debatte eine neue Nuance zu hören: Ein pfiffiger Mitmensch schlug – wie viele andere auch – die Abschaffung der leidigen Umstellerei vor, regte in diesem Zusammenhang aber an, die „normale“ Zeit abzuschaffen und statt dessen die Sommerzeit zur Norm zu erklären. Wobei – was ist schon „normal“?
Normal wäre es aus meiner Sicht, die nun seit Jahren schon als kontraproduktiv erkannte und auch in energetischer Hinsicht als solche festgestellte Umstellerei schlichtweg zu beenden. Hier könnten sich profilierungssüchtige Politiker verdient machen. Ein solcher Vorstoß hätte den großen Vorteil, bei seiner Realisierung keine Kosten zu verursachen, niemandem wirklich wehzutun und ungeheuer populär zu sein. Aber was tut die abgehobene Politikerkaste? Brabbelt tumbes Zeug über Auslandseinsätze, Alimentierungsleistungen, Tempolimits und anderen Kram.
Am meisten verblüfft mich, dass unser aller Sonnenkönig Wolfgang vom Tiefen See sich des Themas noch nicht angenommen hat. Gerade dieser eloquente Politiker hat doch die bemerkenswerte Fähigkeit, sich mit seinem Ministerium für Volksbeglückung, Wohnungsverschönerung und Ostgebietsbefriedung um alle wirklich ernsthaften Konflikte zu drücken. Sobald aber eines der durch die Welt trudelnden Themen ins Wolfgangs Beuteschema passt („Atomkrieg, Hunger oder Flut, mit Wolfgang wird schon alles gut“), wird’s geschnappt und nicht wieder vom Haken gelassen. Und mal ehrlich: Die Abschaffung der Sommerzeit wäre doch was für unseren Neu-Berliner Ostbeauftragten. Da könnte er seinen Lächelmodus anknipsen strahlend verkünden, dass wir der inneren Einheit Deutschlands nun ein stückweit näher gekommen sind. „Die SPD hat es als große, friedliebende Volkspartei geschafft, die Fesseln der Vergangenheit zu überwinden und die aus Kriegs- und Notzeiten geborene Zeitumstellung zu beenden.“
Auch aus ganz persönlichen Gründen bin ich übrigens dafür, die Uhrenverdreherei abzuschaffen. Dabei geht es mir nicht vordergründig um die nervige Frage „Haben wir schon oder haben wir noch nicht ...“ Als ich am „Morgen danach“ meine Computer startete, vermeldeten sie mir mit sklavischer Unterwürfigkeit die vollzogene Umstellung, baten jedoch um Überprüfung der vollbrachten Leistung. Solche Leute mag ich, die Angst vor der eigenen Courage haben und keine Verantwortung übernehmen.
Viel schlimmer war jedoch, dass eines meiner Grafikprogramme die Zeitumstellung zum Anlass nimmt, die mit einem Layout verknüpften externen Dateien plötzlich als „bearbeitet“ einzustufen und diese prompt einer Aktualisierung unterzieht. Bei einem größeren Layout mit einigen hundert Abbildungen nervt solcherart Betriebsamkeit ungemein. Wobei – ohne dieses Erlebnis hätte mir der Leidensdruck zum Schreiben dieses Tagebucheintrages gefehlt.
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Mittwoch, 24. Oktober 2007
Diktatoren, Diktaturen und Wikipedia-Autoren
zeitungsdieb, 11:58h
Namen haben eine Bedeutung. Sollten sie zumindest. Die Namen von Menschen ebenso wie die Namen von Städten. Die verordnete Umbenennung von Menschen hat etwas Anrüchiges. Zwei Gründe gab es dafür während der Zeit, als in Deutschland die Nazis herrschten. Der Zwang zur Umbenennung galt zum einen für Juden, die durch „passende“ Beinamen auch verbal erkennbar gemacht werden sollten. Zum anderen traf die Umbenennung aber auch „arische Volksgenossen“, deren Familienname unarische Herkunft vermuten ließ. Im Unterschied zu den deutschen Angehörigen des auserwählten Volkes wurden diesen auserwählten Angehörigen des deutschen Volkes mehrere Namen vorgelegt, aus denen sie ihren künftigen, rassehygienisch unverfänglichen, zu wählen hatten.
Doch solcherart Menschenumbenennung ist es nicht, über die ich in diesem Tagebucheintrag philosophieren möchte. Umbenannt werden auch Städte, weil deren Bezeichnung nicht mehr in die Zeit passt. Wohl populärstes Beispiel ist die Stadt Chemnitz, die am 10. Mai 1953 per Beschluss der DDR-Regierung den Namen Karl-Marx-Stadt erhielt. Dennoch verschwand der Name Chemnitz nicht gänzlich, denn der namensgebende Fluss ringelte sich weiter durch die Stadt. Nachdem am 23. April 1990 76 Prozent der Karl-Marx-Städter für die Rückbenennung gestimmt hatten, erhielt die Stadt am 1. Juni 1990 ihren alten Namen wieder. Der „Nischel“ (ein riesiger Karl-Marx-Kopf) blieb der Stadt hingegen und ist heute eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Dass die Chemnitzer zu Karl-Marx-Städtern wurden, ist einem Zufall zu verdanken. Der Name des bärtigen Philosophen und auch heute noch anerkannten Wirtschaftswissenschaftlers Marx war eigentlich einer anderen Stadt zugedacht: Karl-Marx-Stadt sollte die ab 1950 errichtete Werkssiedlung des späteren Eisenhüttenkombinates Ost heißen, der Name des „größten Sohnes des deutschen Volkes“ sollte der Stadt an dessen 70. Todestag, am 14. Mai 1953, verliehen werden.
Diktator Stalin machte den Mächtigen der DDR einen Strich durch die Rechnung, in dem er am 5. März 1953 starb. Ihm zu ewigen Ehren erhielt die jüngste Stadt der DDR am 7. Mai 1953 den Namen Stalinstadt, den nun vakanten Namen Karl Marx lenkte man flugs nach Chemnitz um.
Im Zuge der Entstalinisierung wurde aus DDR-Stalinstadt unter Hinzuziehung anderer Kommunen das heutige Eisenhüttenstadt. Auch all die anderen Stalinstädte – laut Wikipedia gab es davon weitere 13 – gibt es nicht mehr, sie heißen heute Wolgograd, Varna, Duschanbe, Donezk, Donauneustadt …
Bis zu dieser Stelle ist das alles noch ganz einfach. Das Schema ist klar: Eine Stadt wird unter konkreten politischen Rahmenbedingungen nach einer zu dieser Zeit wichtigen Person benannt, die Zeiten und Bedingungen ändern sich, der nun verfängliche Name wird getilgt.
Aber keine Regel ohne Ausnahme:
Die Stadt Wolfsburg trägt ihren Namen nicht etwa nach den Wölfen, die rund um die Wiege des Volkswagens durch die Wälder ziehen. Sie wurde nach dem Hitler-Pseudonym „Wolf“ benannt. Hitler legte am 28. Mai 1938 persönlich den Grundstein für das Volkswagenwerk, fünf Wochen danach begann der Bau einer Stadt für die Belegschaft, die damals wohl Gefolgschaft hieß. „Nach Ihnen, mein Führer, soll die Stadt 'Wolfsburg' heißen”, verkündete Robert Ley, der Führer der Deutschen Arbeitsfront, seinerzeit. Doch der Gröfaz wies die Ehrung zurück, bis Kriegsende hieß der Ort provisorisch „Stadt des KdF-Wagens”. Seinen heutigen Namen erhielt Wolfsburg erst Wochen nach Hitlers Tod, am 25. Mai 1945 auf Beschluss des Magistrates der Stadt und mit Billigung der britischen Besatzungsbehörden.
Historiker halten es inzwischen für sehr wahrscheinlich, dass letztere nicht wirklich wussten, welchem Wolf die Stadt ihren Namen verdankt. Wikipedia müht sich zumindest redlich, die Namensgebung auf die mittelalterliche Wolfsburg des Geschlechtes derer von Allersleben zurückzuführen und lässt den euphorischen Spruch des DAF-Führers Ley gänzlich unter den Tisch fallen. Wer sich die Mühe macht und unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsburg mal die Artikelhistorie und die Versionsdiskussionen nachliest, der findet eine amüsante Lektüre und kann zu gelinden Zweifeln an der Glaubwürdigkeit von Wikipedia gelangen. Wenn das Aussehen eines Eintrages letzten Endes davon abhängt, welcher Autor seine Sicht der Dinge mit welchem Grad an Fanatismus verteidigt, ist Skepsis angebracht.
Doch solcherart Menschenumbenennung ist es nicht, über die ich in diesem Tagebucheintrag philosophieren möchte. Umbenannt werden auch Städte, weil deren Bezeichnung nicht mehr in die Zeit passt. Wohl populärstes Beispiel ist die Stadt Chemnitz, die am 10. Mai 1953 per Beschluss der DDR-Regierung den Namen Karl-Marx-Stadt erhielt. Dennoch verschwand der Name Chemnitz nicht gänzlich, denn der namensgebende Fluss ringelte sich weiter durch die Stadt. Nachdem am 23. April 1990 76 Prozent der Karl-Marx-Städter für die Rückbenennung gestimmt hatten, erhielt die Stadt am 1. Juni 1990 ihren alten Namen wieder. Der „Nischel“ (ein riesiger Karl-Marx-Kopf) blieb der Stadt hingegen und ist heute eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Dass die Chemnitzer zu Karl-Marx-Städtern wurden, ist einem Zufall zu verdanken. Der Name des bärtigen Philosophen und auch heute noch anerkannten Wirtschaftswissenschaftlers Marx war eigentlich einer anderen Stadt zugedacht: Karl-Marx-Stadt sollte die ab 1950 errichtete Werkssiedlung des späteren Eisenhüttenkombinates Ost heißen, der Name des „größten Sohnes des deutschen Volkes“ sollte der Stadt an dessen 70. Todestag, am 14. Mai 1953, verliehen werden.
Diktator Stalin machte den Mächtigen der DDR einen Strich durch die Rechnung, in dem er am 5. März 1953 starb. Ihm zu ewigen Ehren erhielt die jüngste Stadt der DDR am 7. Mai 1953 den Namen Stalinstadt, den nun vakanten Namen Karl Marx lenkte man flugs nach Chemnitz um.
Im Zuge der Entstalinisierung wurde aus DDR-Stalinstadt unter Hinzuziehung anderer Kommunen das heutige Eisenhüttenstadt. Auch all die anderen Stalinstädte – laut Wikipedia gab es davon weitere 13 – gibt es nicht mehr, sie heißen heute Wolgograd, Varna, Duschanbe, Donezk, Donauneustadt …
Bis zu dieser Stelle ist das alles noch ganz einfach. Das Schema ist klar: Eine Stadt wird unter konkreten politischen Rahmenbedingungen nach einer zu dieser Zeit wichtigen Person benannt, die Zeiten und Bedingungen ändern sich, der nun verfängliche Name wird getilgt.
Aber keine Regel ohne Ausnahme:
Die Stadt Wolfsburg trägt ihren Namen nicht etwa nach den Wölfen, die rund um die Wiege des Volkswagens durch die Wälder ziehen. Sie wurde nach dem Hitler-Pseudonym „Wolf“ benannt. Hitler legte am 28. Mai 1938 persönlich den Grundstein für das Volkswagenwerk, fünf Wochen danach begann der Bau einer Stadt für die Belegschaft, die damals wohl Gefolgschaft hieß. „Nach Ihnen, mein Führer, soll die Stadt 'Wolfsburg' heißen”, verkündete Robert Ley, der Führer der Deutschen Arbeitsfront, seinerzeit. Doch der Gröfaz wies die Ehrung zurück, bis Kriegsende hieß der Ort provisorisch „Stadt des KdF-Wagens”. Seinen heutigen Namen erhielt Wolfsburg erst Wochen nach Hitlers Tod, am 25. Mai 1945 auf Beschluss des Magistrates der Stadt und mit Billigung der britischen Besatzungsbehörden.
Historiker halten es inzwischen für sehr wahrscheinlich, dass letztere nicht wirklich wussten, welchem Wolf die Stadt ihren Namen verdankt. Wikipedia müht sich zumindest redlich, die Namensgebung auf die mittelalterliche Wolfsburg des Geschlechtes derer von Allersleben zurückzuführen und lässt den euphorischen Spruch des DAF-Führers Ley gänzlich unter den Tisch fallen. Wer sich die Mühe macht und unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsburg mal die Artikelhistorie und die Versionsdiskussionen nachliest, der findet eine amüsante Lektüre und kann zu gelinden Zweifeln an der Glaubwürdigkeit von Wikipedia gelangen. Wenn das Aussehen eines Eintrages letzten Endes davon abhängt, welcher Autor seine Sicht der Dinge mit welchem Grad an Fanatismus verteidigt, ist Skepsis angebracht.
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Geile Verarsche
zeitungsdieb, 10:41h
Gleich mehrere Agenturen meldeten gestern das bevorstehende Ende der nervigen Werbekampagne „Geiz ist geil“. Fünf Jahre lang – wie schnell die Zeit doch vergeht, trotz der psychischen Pein hätte ich nie geglaubt, dass diese werbliche Geilheit ein halbes Jahrzehnt angedauert hat – versuchte die Media-Saturn-Holding ihren Kunden einzubläuen, dass Geiz geil sei und dass der sich daraus ergebende Triebstau am besten in einem der mehr als 160 europaweit betriebenen Saturnmärkte abzureagieren sei. Genauso gut oder schlecht wären die werbegläubigen Kunden übrigens auch bei dem Ich-bin-doch-nicht-blöd-saubillig-und-noch-viel-mehr-Mediamarkt aufgehoben, denn schließlich gehören beide Ketten unter das Dach der Media-Saturn-Holding, die wiederum Teil der Metro-Gruppe (u.a. Makro, Galeria-Kaufhof, real,-, Adler Modemärkte, Pelikan) ist.
Aber kommen wir zum Geiz zurück, der ja irgendwie geil sein soll. Beim Stichwort „geil“ muss ich mit schöner Regelmäßigkeit an eine mehr als 30 Jahre zurückliegende Deutschstunde denken. Auf die Frage nach der Beziehung zwischen Gretchen und Dr. Faust beglückte der „lange Hänsel“ die zunächst erstarrte, dann fröhlich gröhlende Abiturklasse mit seinem zur Legende gewordenen Spruch „Die war doch spitz wie ä Waggon Sensen“.
Die regelmäßigen Leser meines Tagebuches wissen, dass ich in aller Regel etwas um die Ecke denke. „Spitz“, das sagte man als braver Schüler damals, weil doch das Wort „triebhaft“ gar zu sperrig und das Attribut „geil“ allzu verrucht geklungen hätten.
Geil, das steht heute laut Duden „jugendsprachlich für toll“. Hmmm. Folglich war Geiz in Deutschland und Umgebung fünf Jahre lang toll, nun soll er es nicht mehr sein. Statt dessen setzen die Bewohner des Planeten der Kistenschieber nun ihre an Anteil am 500-Millionen-Euro-Werbeetat der Media-Saturn-Gruppe dafür ein, dass auch der letzte Depp seine geizige Geilheit vergisst und nun in ein Wechselbad der Gefühle stürzt: „Wir lieben Technik! Wir hassen teuer!“
Begründet wird der Sinneswandel mit dem Wandel des Zeitgeistes. „Als die Kampagne vor fünf Jahren gestartet wurde, war die deutsche Wirtschaft in einer völlig anderen Verfassung. In schwierigen Zeiten hat der Kunde zuerst auf den Preis geschaut“, diktierte Roland Weise, der Geschäftsführer der Media-Saturn-Holding, kürzlich aufmerksamen Journalisten in die Blöcke. Zudem hat die Gesellschaft für Konsumforschung festgestellt, dass der preisorientierte Einkauf seinen Zenit überschritten hat, Um 2005, so die Marktorakel, sei der Höhepunkt erreicht gewesen. Nun ist es mit Höhepunkten, von denen man erst Jahre später weiß, dass es welche waren, immer so eine Sache. Aber die Erinnerung verklärt ja manches.
Aber zurück zu Mutter Metros Elektroläden. Es hat sich ja mittlerweile bei vielen Kunden herumgesprochen, dass die alles andere als die Billigheimer der Branche sind. Wer keines der Lockvogelangebote, sondern ein ganz bestimmtes Gerät kaufen wollte, fand das im Fachhandel zumeist preisgünstiger. Außerdem konnte er sich dort von Verkäufern (jaja, auch –innen) beraten lassen, die ihren Job verstehen und nicht nur Werbespruchvorleser sind. Na gut, die bei den Metrokindern aggressiv beworbene, obersuperdupergeiiiile Digitalknipse mit ihren gefühlten Einskomma-und-noch-viel-mehr Megazwickseln erhielt der geneigte Kunde im Fachhandel nicht. „So’n Schrott kommt mir nicht ins Regal“, erfuhr der Kunde vom empörten Fachmann. „Der Mist war doch schon vor fünf Jahren veraltet.“ Schluck.
Vorsicht ist also angebracht, wenn geizgeilen Werbeschwafler vorgeben, sich zum Stichtag in technikliebende Teuerhasser zu verwandeln. Wer einmal festgestellt hat, dass es sich mit der Dummheit und Gutgläubigkeit vermeintlich mündiger Kunden gut leben lässt, der wird sich doch nicht um 180 Grad drehen, sondern weiterhin das tun, was gute Gewinne bringt: die Kunden verarschen. Geil.
Aber kommen wir zum Geiz zurück, der ja irgendwie geil sein soll. Beim Stichwort „geil“ muss ich mit schöner Regelmäßigkeit an eine mehr als 30 Jahre zurückliegende Deutschstunde denken. Auf die Frage nach der Beziehung zwischen Gretchen und Dr. Faust beglückte der „lange Hänsel“ die zunächst erstarrte, dann fröhlich gröhlende Abiturklasse mit seinem zur Legende gewordenen Spruch „Die war doch spitz wie ä Waggon Sensen“.
Die regelmäßigen Leser meines Tagebuches wissen, dass ich in aller Regel etwas um die Ecke denke. „Spitz“, das sagte man als braver Schüler damals, weil doch das Wort „triebhaft“ gar zu sperrig und das Attribut „geil“ allzu verrucht geklungen hätten.
Geil, das steht heute laut Duden „jugendsprachlich für toll“. Hmmm. Folglich war Geiz in Deutschland und Umgebung fünf Jahre lang toll, nun soll er es nicht mehr sein. Statt dessen setzen die Bewohner des Planeten der Kistenschieber nun ihre an Anteil am 500-Millionen-Euro-Werbeetat der Media-Saturn-Gruppe dafür ein, dass auch der letzte Depp seine geizige Geilheit vergisst und nun in ein Wechselbad der Gefühle stürzt: „Wir lieben Technik! Wir hassen teuer!“
Begründet wird der Sinneswandel mit dem Wandel des Zeitgeistes. „Als die Kampagne vor fünf Jahren gestartet wurde, war die deutsche Wirtschaft in einer völlig anderen Verfassung. In schwierigen Zeiten hat der Kunde zuerst auf den Preis geschaut“, diktierte Roland Weise, der Geschäftsführer der Media-Saturn-Holding, kürzlich aufmerksamen Journalisten in die Blöcke. Zudem hat die Gesellschaft für Konsumforschung festgestellt, dass der preisorientierte Einkauf seinen Zenit überschritten hat, Um 2005, so die Marktorakel, sei der Höhepunkt erreicht gewesen. Nun ist es mit Höhepunkten, von denen man erst Jahre später weiß, dass es welche waren, immer so eine Sache. Aber die Erinnerung verklärt ja manches.
Aber zurück zu Mutter Metros Elektroläden. Es hat sich ja mittlerweile bei vielen Kunden herumgesprochen, dass die alles andere als die Billigheimer der Branche sind. Wer keines der Lockvogelangebote, sondern ein ganz bestimmtes Gerät kaufen wollte, fand das im Fachhandel zumeist preisgünstiger. Außerdem konnte er sich dort von Verkäufern (jaja, auch –innen) beraten lassen, die ihren Job verstehen und nicht nur Werbespruchvorleser sind. Na gut, die bei den Metrokindern aggressiv beworbene, obersuperdupergeiiiile Digitalknipse mit ihren gefühlten Einskomma-und-noch-viel-mehr Megazwickseln erhielt der geneigte Kunde im Fachhandel nicht. „So’n Schrott kommt mir nicht ins Regal“, erfuhr der Kunde vom empörten Fachmann. „Der Mist war doch schon vor fünf Jahren veraltet.“ Schluck.
Vorsicht ist also angebracht, wenn geizgeilen Werbeschwafler vorgeben, sich zum Stichtag in technikliebende Teuerhasser zu verwandeln. Wer einmal festgestellt hat, dass es sich mit der Dummheit und Gutgläubigkeit vermeintlich mündiger Kunden gut leben lässt, der wird sich doch nicht um 180 Grad drehen, sondern weiterhin das tun, was gute Gewinne bringt: die Kunden verarschen. Geil.
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