Montag, 8. Juni 2009
Vorauseilende Schatten. Oder: Die schöne Ex-Landrätin will in den Sächsischen Landtag
Über Petra Köpping, die zum Glück Nichtmehr-Landrätin des einstigen Landkreises Leipzig Land habe ich in meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch schon einige male nachgedacht. Zum Beispiel hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1160578/ , hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1335821/ und hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1407943/ .
Der aufmerksame Leser meines Tagebuches weiß natürlich, dass die wackere SPD-Frau in den Sächsischen Landtag einziehen will – allen aktuellen Anfeindungen und Ermittlungen wegen mutmaßlicher Fördermittelkungeleien zum Trotz. Mit Platz vier auf der Landesliste steht Petra Köpping bei der Landtagswahl auf guter Position; sogar dann, wenn sich der Niedergang der SPD fortsetzt. Die Genossen werden ja nicht gleich unter die 5-Prozent-Hürde rutschen – aber man soll ja nie nie sagen.
Man muss kein Prophet sein, um der Menschheit im Raum Leipzig einen deftig-schlammigen Wahlkampf nach Landrätinnenart vorherzusagen. Die Katze lässt das Mausen nicht, warum sollte sich eine MdL-Aspirantin da umstellen.
Dass auch das Internet dabei eine Rolle spielen wird, ist sicher. Erste Anzeichen werden sichtbar. Die Internetseite www.petra-koepping.de lebt wieder, zumindest ein wenig. War die einstige Wahlkampfseite zunächst auf die Dienstadresse der Landrätin Petra Köpping registriert, wechselte die Registratur dann auf die Privatadresse und später auf die der Leipziger SPD. Schaut man heute unter www.denic.de nach, erfährt man, dass den deutschen Domainverwaltern Ende Mai eine Änderung gemeldet wurde und sieht als neue Registraturadresse den SPD-Landesverband in Dresden. Die Zeiten, da in der Region gehostet wurde und eine Susann Keil sich um die Seite kümmerte, sind Geschichte. Jetzt werden große Brötchen gebacken.
Schade, dass in diesem Zusammenhang die philosophisch anspruchsvolle Meldung „Diese Seite existiert nicht mehr“ (https://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1335821/ ) verschwunden ist. Weil Petra Köpping die Speerspitze ihres kommenden Internetwahlkampfes nun auf den Servern von 1&1 abgelegt hat, sieht man beim Aufruf der Seite nun das typische Schaufelmännchen.
Neues gibt es auch von der Zweitdomain namens www.petrakoepping.de
Diese war vor kurzem noch im Besitz eines Domaingrabbers, der nun wohl zu der Überzeugung gelangt ist, dass Petra Köpping nicht wirklich eine Zukunft hat, heute ist sie laut denic frei gemeldet. Wer also noch was Hübsches zum Reservieren sucht ...

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Freitag, 29. Mai 2009
Heroin auf Rezept. Oder: Abwrackprämie für Junkies
Wer fünf Jahre schwerstabhängig war, bekommt künftig Heroin auf Rezept. Den Weg für diese Neuerung hat der Bundestag freigemacht. Das ganze Projekt läuft unter dem Stichwort heroingestützte Substitutionsbehandlung. Guckst Du hier: http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1368979.html
Als ich das gelesen habe, musste ich irgendwie an die Abwrackprämie denken. Für Junkies.

Und noch etwas ging mir dabei durch den Kopf: Die generelle Verlogenheit der deutschen Drogenpolitik. Da gibt es auf der einen Seite toxische, kanzerogene Substanzen mit hohem Suchtpoptenzial, die pro jahr zehntausende Opfer fordern und legal erhältlich, ja sogar Teil unserer Freizeitkultur sind. Die Rede ist von Alkohol und Tabakprodukten.
Auf der anderen Seite sind weitaus weniger gefährliche Substanzen verboten - die Rede ist von Cannabis und seinen "Geschwistern".
Wer einigermaßen logisch denkt, wird keine vernünftige Erklärung dafür finden, dass die gefährlicheren Substanzen frei gehandelt und konsumiert werden dürfen, die weniger gefährlicher aber in die Illegaltität gedrängt werden.
Nun mag der eine oder andere Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches meinen, dass die Erklärung doch auf der Hand liegt: Mit Nikotin und Alkohol verdient der Staat ordentlich Knete, mit "Gras" nicht. Das entspricht der Realität, aber vernünftig ist es nicht ...

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Dienstag, 26. Mai 2009
Leipziger Qualitätsjournalismus reloaded. Oder: Mit dem Glückstelefon zum neuen Auto
Vor langer, langer Zeit stand auf meinem Stundenplan das Unterrichtsfach Deutsch. Irgendwann (es muss kurz nach der Entstehung der Braunkohle gewesen sein) lernte ich auch etwas über das Steigern von Adjektiven. Also „schön“, „schöner“, „am schönsten“, damals Grund-, Mehr- und Meistform genannt. Heute nennt man das übrigens Komparation, die drei Formen heißen Positiv, Komparativ und Superlativ. Nur der Vollständigkeit halber: Nach dem Superlativ kommen eigentlich noch Elativ und Exzessiv als Steigerungsformen Nummer 4 und 5, allerdings sind diese im Deutschen ungebräuchlich – wir sind halt eher nordisch-kühl und nicht so überschwänglich. Elativ und Exzessiv ist also eher etwas für die US-Amerikaner, bei denen ja schon „great“ ist, wer die Uhr ablesen kann.
Nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich meine knapp bemessene Lebenszeit dazu missbrauche, um über die Steigerung von Adjektiven bzw. Adverbien zu philosophieren.
Schuld ist ein Phänomen, auf das ich beim Lesen eher per Zufall gestoßen bin. Es gibt offensichtlich eine ganze Reihe von Adjektiven, bei deren Steigerung man auf den selben Superlativ kommt.
Beispiel gefällig? Nehmen wir das Wort „frech“. Steigerung: Frecher, LVZ. Auf den selben Superlativ komme ich bei „unverschämt“: unverschämter, LVZ. Die Reihe lässt sich mit Worten wie „dreist“, „betrügerisch“ usw. beliebig fortsetzen. Im Klartext: Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, befleißigt sich zunehmen einer Arbeitsweise, die mit Worten wie „unverschämt“, „dreist“ und „frech“ sehr wohlwollend umschrieben ist. Weniger zurückhaltende Menschen als ich sprechen eher von „kriminell“ und „Leserverarschung“.

Wie ich darauf komme? In den vergangenen Monaten hat die Praxis, eigene geschäftliche Belange des Verlages redaktionell breitzutreten, einen bisher unbekannten Stand erreicht. Ich weiß, wovon ich spreche, denn berufsbedingt tue ich mir allmorgendlich die „Leipziger Volkszeitung“ an – aber aktuell ist sie eigentlich „unlesbar“ (auch die Steigerung dieses Wortes führt zu „LVZ“).

Schuld sind – neben dem unverkennbaren qualitativen Niedergang – die fortwährenden Verstöße gegen den Pressekodex ( Guckst Du hier: http://www.presserat.info/uploads/media/Pressekodex_01.pdf ) . In letzterem ist in Ziffer 7 folgendes festgelegt:

„Ziffer 7 – Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche
ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.“

Näheres zu dieser Thematik mag der geneigte Leser hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1362406/ und da http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1393681/ nachlesen. Im Zuge ihres Tests, wie blöd der immer noch verbliebene Durchschnittsrestleser der LVZ mittlerweile ist, hat meine Lokalpostille ein Gewinnspiel aufgelegt. Gestern durfte Heinrich Lillie, ein zur Selbstgoogelung neigendes Mitglied der Verlagselite, zum wiederholten Male die redaktionelle Werbetrommel für die Verlosung eines Megane-Cabrios rühren. Per „Glückstelefon“ (Originalton LVZ) darf der geneigte, hinreichend unbedarfte Leser schon seit einigen Wochen für 50 ct je Anruf die Kasse klingeln lassen. Noch bis zum 8. Juni übrigens. Und schon am 9. Juni darf das Auto beim Autohaus Lange in Grimma abgeholt werden – wenn man genug angerufen und Glück hat, immer an den Osterhasen glaubt und zu Nikolaus seine Stiefelchen fein geputzt hat. Die netten Privatfunker von 9 live & Co. lassen artig grüßen.

Was mich daran so ärgert, ist weniger die galoppierende Leserverscheißerung, die hier betrieben wird. Wer bei solchen Spielen mitmacht, verdient es nicht besser. Fast schon kriminell ist hingegen, dass meine Lokalpostille solcherart Geschäftemacherei nicht als Anzeige deklariert, ja nicht einmal in einer so genannten „Verlagssonderveröffentlichung“ platziert, was das gedruckte Gegenstück zur „Dauerwerbesendung“ wäre.
Nein, die Qualitätsjournalistiker meiner Lokalpostille stellen die schamlose Werbung für ihr Gewinnspiel auf die Titelseite des Lokalteils – nicht nur in Leipzig, sondern auch in den angeschlossenen Kreisblättchen.

Meine Beschwerde an den Deutschen Presserat werde ich übrigens weder per Post noch per E-Mail schicken. Ich gebe das Schreiben einfach dem Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung. Das bietet sich an, denn schließlich ist Bernd Hilder Stellvertretender Sprecher des Presserates, so kann ich mir das Porto sparen.

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Montag, 25. Mai 2009
Bundespräsidentenwahl. Oder: Nur gut, dass es nicht vier geworden sind.
Die Bundesrepublik Deutschland hat seit dem 23. Mai mit Horst Köhler einen neuen Bundespräsidenten, der zugleich der alte ist. Applaus, denn das ist gut so.
Zum einen aus wirtschaftlichen Gründen, denn wäre Köhler nicht im Amt bestätigt worden, hätte er bei vollen Bezügen ("Ehrensold") in den Ruhestand gehen dürfen. Und so gut geht es der Bundesrepublik Deutschland nun wirklich nicht, dass sie vier (!) inaktive Bundepräsidenten alimientieren müsste. Die jetzigen drei genügen. Guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1020451/

Außerdem: Die Wahl Horst Köhlers ist auch aus anderen Gründen Applaus wert. Der hat bereits bewiesen, dass er klaren Verstandes ist und im höchsten Staatsamt eine gute Figur macht. Zumindest letzteres ist bei Gesine Schwan samt Pumucklfrisur eher unwahrscheinlich. Berücksichtigt man ihre wenig glücklichen Wahlkampfauftritte, mögen dem einen oder anderen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches auch an ersterem Kriterium Zweifel kommen.
Eine absolute Zumutung für Auge und Geist wäre aus meiner Sicht der rote Kommissar Peter Sodann gewesen. Nur gut, dass er für seinen Ausflug in die Bundespolitik mit dem Verschwinden von öffentlich-rechtlichen Bildschirmen bezahlen musste. Dritter im Bunde der gescheiterten Möchtegern-Bundespräsidenten ist der rechte Liedermacher Frank Rennicke (http://www.stern.de/politik/deutschland/:Wahl-Bundespr%E4sidenten-Der-Kandidat/701346.html) .
Was Rennicke und Sodann einte, war das Wissen um die eigene Chancenlosigkeit. "Du hast keine Chance. Nutze sie" - unter diesem Motto sind beide in erster Linie als Trommler für ihre Partei angetreten. Und das ist schlimm genug.

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Sonntag, 24. Mai 2009
Danke, Wolfgang Schäuble. Oder: Gedanken nach einer Warnung des BKA
Es geht mal wieder eine böse, böse Mail um. Nein, diesmal geht es nicht um potenzstärkendes Zeugs, sondern um eine Mail vom Bundeskriminalamt. Im Namen des BKA wird der Empfänger darüber informiert, dass er gegen irgendeingeltendes Recht verstoßen hat und sich von dieser vermeintlichen Missetat durch Zahlung eines Betrages X auf ein Konto Y freikaufen kann. Der mittelalterliche Ablasshandel lässt schön grüßen.
Nähere dazu findet der geneigte Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches hier: http://www.heise.de/security/Bundeskriminalamt-warnt-vor-gefaelschten-BKA-Mails--/news/meldung/138325
Ich habe ganz bewusst den Link zu Heise verwendet, weil die ewiggestrigen Holzmedien, zu denen auch meine Lokalpostille namens Leipziger Volkszeitung zählt, wohl noch einige Tage brauchen werden, bevor sie über diesen Fake berichten.
Dass nun auch das Bundeskriminalamt höchstselbst davor warnt, dass in seinem Namen E-Mails verschickt werden, die gar nicht amtlicher Natur sind, sondern der Verarschung dämlicher Teutonen dienen, gibt der Geschichte eine wirklich amüsante Note.
Offensichtlich haben die eigentlich unglaublichen, weil arg am Grundgesetz rüttelnden Machenschaften eines gewissen Wolfgang Schäuble und einer gewissen Zensursula von der Leyen dazu geführt, dass das einstige Volk der Dichter und Denker so ziemlich jeden Scheiß für möglich hält, wenn er denn mit einem amtlichen (oder so erscheinenden) Absender daherkommt.
Diese Hirnzersetzung muss nun schon so weit gediehen sein, dass selbst unbescholtene Bürger angesichts einer E-Mail vom (vermeintlichen) BKA das Resthirn ausschalten, lauthals "Mea Culpa" rufen und vorsorglich hundertdreiundzwölfzig Öcken nach Andalusien oder in die Ukraine überweisen, um Ablass für nie begangene Sünden zu erwirken.
Danke, Wolfgang. Armes Deutschland.

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Mittwoch, 20. Mai 2009
Meine Lokalpostille hat doch noch Leser. Oder: Petra Köpping und die Staatsanwaltschaft
Über Petra Köpping, die zum Glück gescheiterte Landratswiederwahlkandidatin, war an dieser Stelle schon häufiger etwas zu lesen. Auch über ihren geschickten Umgang mit Versorgungsleistungen und Zuverdienst, auf dass die ersteren nicht durch letztgenannte irgendwie beeinträchtigt werden. Als Verwaltungsprofi weiß man halt, worauf es im Leben ankommt.
Aber weil frau mit 50+ für den Ruhestand noch zu jung ist, ist Petra Köpping recht umtriebig. Als Vize der schrumpfenden Landes-SPD kümmert sie sich ums Geschäft und knüpft Kontakte, als Landtagskandidatin auf dem recht sicheren Listenplatz 4 (wobei, bei der SPD weiß man ja nie, ob's für den Einzug reicht ...) dürfte schon bald wieder mit standesgemäßer Reputation und ordentlichem Einkommen zu rechnen sein.
Schade nur, dass die smarte Sozi-Dame sich nun gegen allerlei böse Anfeindungen zur Wehr setzen muss. Schuld ist eine Altlast aus ihren zeiten als Landrätin, die mittlerweile sogar die Staatsanwaltschaft tätig werden ließ. Es geht um Fördermittel für ein 7,2-Mio-Euro-Projekt zur Ausstattung von Schulen im einstigen Köpping-Kreis mit Computern.
Das ist eine schöne Sache - nur gab es dabei einige Wunderlichkeiten. Die Firmen, die den Zuschlag für das Projekt erhielten, spendeten dem Kreis 1,8 Mio Euro, damit dieser die nötigen Eigenmittel vorweisen konnte, um 5,4 Mio. Euro EU-Förderung abzufassen. Die Spende floss dann retour, sagt der Landesrechnungshof. Zudem wird gerügt, dass der Chef einer der beteiligten Firmen mit der Landrätin mehr als nur das Interesse am Landkreis, sondern auch einen guten Teil des Privatlebens teilt ... Und weil das böse Wort vom Fördermittelbetrug gefallen ist, wird nun ermittelt.
Nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, wieso ich mich für solcherart Gefilze und Gemauschel interessiere. Ganz einfach: Weil es mich darauf gebracht hat, dass ich meiner Lokalpostille, der unter grassierendem Auflagenschwund leidenden Leipziger Volkszeitung, bitteres Unrecht zugefügt habe.
In allerlei Gesprächen habe ich nicht wiedersprochen, wenn davon die Rede war, dass die LVZ doch kaum noch gelesen wird. Aber ein paar unbeirrbare Leser muss das SPD-nahe Blatt (so nennt man es wohl, wenn die Sozis maßgebliche Anteile an einem Verlag halten) doch noch immer haben.
Wie ich darauf komme?
Gestern berichtete meine Lokalpostille unter der Überschrift "Der Fall Köpping erreicht Dresden" über die Aktivitäten der Staatsanwaltschaft im Fall Köpping. Garniert wurde der Bericht mit einem Foto der "roten Pauli", auf dem diese ausnahmsweise mal etwas gerupft aussieht.
Seit Erscheinen dieses Artikels hat die Google-Sucher nach "Petra Köpping" meinem Tagebuch viele neue Leser beschert. Das ist entweder ein seltsamer Zufall - oder die LVZ hat doch noch Leser.

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Frischer Wind bei der Stasiaufarbeitern. Oder: Auch Behördenmitarbeiter sind lernfäig
Wenn man älter wird, sammelt man Erfahrungen. Von diesen ist es nicht mehr weit bis zum Vorurteil. Ein solches hegte ich - geboren aus jahrelanger Erfahrung - bisher gegenüber einer wichtigen Behörde - nein, ich rede weder vom BMI noch vom Finanzamt oder ähnlichen Kröpfen, sondern von wirklich wichtigen Leuten, von denen in der "Außenstelle Leipzig der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik". Besagte Behörde, besser bekannt als Gauck-, Birthler- oder Stasi-Unterlagenbehörde, in Leipzig auch "Runde Ecke" genannt, verschickt regelmäßig Pressemitteilungen, über deren Sinn bzw. Unsinn ich mich an dieser Stelle ausschweige. Man mag das beginnende Altersmilde nennen ...

Und eben diese Mitteilungen kamen seit Jahren per E-Mail in meinem Büro an. Besonders lesenswert fand ich daran den E-Mail-Verteiler, den mir die Stasinachlassverwalter jedes Mal komplett mitlieferten.
Wer sich im Medienbereich ein wenig auskennt, weiß, dass ein kompletter Presseverteiler ein kleiner Schatz ist (sofern er nicht so mies gepflegt ist wie der der Landesdirektion Chemnitz, aber das ist eine andere Geschichte). Über die Jahre partizipierte ich ausgiebig von der Unwissenheit der Stasi-Aufarbeiter, die mir mit schöner Regelmäßigkeit einen gut gepflegten Verteiler frei Haus lieferten.
Und nicht nur das: Den Kopf der Mails aus dem Hause Birthler baute ich in eines meiner Seminare ein - als abschreckendes Beispiel in Sachen Datenschutz.

Allmählich wuchs aus meiner Erfahrung ein Vorurteil: "Die sind zu blöd, die kommen nie drauf, dass man nicht jedem Empfänger alle Adressen zuschickt" - so oder ähnlich dachte ich über die beamteten Bewohner der "Runden Ecke" am LeipzigerInnenstadtring.

Und nun? Muss irgendeine Schreibtischmaus doch in einem meiner Seminare gewesen sein oder sich anderweitig weitergebildet haben. Vielleicht ist aber auch nur ein Handbuch aus dem Regal gefallen und zufällig auf der Seite mit dem Stichwort "Blindcopy" liegengeblieben. Oder die Schreibtischmaus hat die Adressen versehentlich ins bcc-Feld kopiert und macht's nun immer so.

Fazit: Die Schnippselzusammenkleber senden ihre Pressemitteilungen neuerdings mit verdecktem Verteiler.
Da soll noch einer sagen, dass Behördenmitarbeiter nicht lernfähig sind.

Allerdings: Ich habe noch die Hoffnung, dass besagte Schreibtischmaus nur die Schwangerschaftsvertretung des blinden Huhns ist, dem ich die bisherige Frei-Haus-Lieferung zu verdanken hatte. Vielleicht ist ja nach einigen Monaten wieder alles beim alten ...

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Dienstag, 19. Mai 2009
Stasi 2.0 reloaded. Oder: Der Wolfgang geht um.
Die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich mich an dieser Stelle gelegentlich über drohende oder bereits stattfindende Einschränkungen elementarer Bürgerrechte auslasse. Oft genug sind diese Auslassungen mit dem Namen eines gewissen Wolfgang Schäuble verbunden, neuerdings auch mit Zensursula von der Leyen. Kürzlich ließ mich ein guter Bekannter wissen, dass er solcherart Bedrohungsszenario für unrealistisch hält.
Seine Begründung: Wir leben in einer Demokratie, es gibt Kontrollmechanismen, das ist ja alles nicht wie in der DDR.
Meinem guten Bekannten (und allen anderen, die noch immer nicht begriffen haben, das Stasi 2.0 keine Bedrohung, sondern bereits beginnende Realität ist), sei die Lektüre des folgenden Artikels der "Zeit" empfohlen:
http://www.zeit.de/online/2009/21/netzsperren-satire?page=all

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