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Montag, 6. Juli 2009
Publizistische Fettnäpfe. Oder: Bimbo-Präsident und Ameisenbelegschaft.
zeitungsdieb, 12:41h
Meine sonntägliche Zeitungslektüre bescherte mir einige – vorsichtig gesagt – Überraschungen. Beim Blättern in der wirklich sehr guten und lesenwerten „Welt am Sonntag“ (WamS) blieb ich am Aufmacher des Wirtschaftsteils hängen. Dieser befasste sich unter der Überschrift „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ mit der neuen globalen Finanzordnung, die auf der Agenda des am Mittwoch beginnenden G8-Gipfels steht. Guckst Du hier: http://www.welt.de/wams_print/article4060426/Nichts-sehen-nichts-hoeren-nichts-sagen.html
Der Text berichtet darüber, dass dieser Gipfel zumindest im Hinblick auf die Finanzordnung wohl wenig Neues bringen wird, weil zumindest einige der beteiligten Staaten massiv mauern. Illustriert wurde der Artikel in der Printausgabe mit dem angesichts der Überschrift naheliegenden Motiv der drei Affen. Allerdings nicht mit dem Original (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Affen ), sondenr mit einer Zeichnung, auf der drei Politiker die Affenrolle einnehmen: der britische Premier Gordon Brown, der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi und – ähem – US-Präsident Barack Obama.
Die geneigte Stammleserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches weiß um die Tatsache, dass ich nicht wirklich empfindlich bin und auch zu etwas unüblichen Vergleichen tendiere. Dass die WamS allerdings den ersten farbigen US-Präsidenten in Affenpose zeigt, hat mich denn doch überrascht. Offensichtlich auch andere Leser, denn in der Online-Ausgabe fehlt diese Illustration, auch die unter www.welt.de ansonsten beinahe allgegenwärtige Kommentar-Funktion ist deaktiviert. Uuups.
Eine zweite Überraschung bescherte mir ein Anzeigenmotiv der Deutschen Post DHL, das in der Juli-Ausgabe des Fachblattes „Journalist“ zu bestaunen ist http://www.journalist.de/ . Die Postler verkünden dort „Wir halten Dinge in Bewegung und achten dabei auf die Umwelt: Das verstehen wir unter go green.“ Mit viel Marketing-Blabla wird auf einer ganzen A4-Seite über Logistik, Verantwortung und Umwelt wortgehülst. Illustriert ist die Anzeige mit einem Foto, auf dem Blattschneiderameisen http://de.wikipedia.org/wiki/Blattschneiderameisen zu sehen sind, die allerlei Grünzeugs durch die Gegend schleppen.
Nun sind das durchaus interessante Tiere, ob aber der Vergleich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gelben Riesen mit solcherart Krabbelzeugs angebracht ist, darf durchaus in Frage gestellt werden. Schließlich sind Ameisen in erster Linie tumbe Schwarmwesen ohne nennenswerte Einzelintelligenz, die man bei Bedarf auch eben mal hundertstückweise zertrampeln, verbrennen oder vergiften darf. Uuups.
Irgendwann habe ich mal gelernt, dass man Vergleiche von Menschen mit Tieren tunlichst unterlassen sollte. Gebraucht man sie doch, sind Vorsicht und Sensibilität geboten, ansonsten droht mindestens ein Fettnapf.
Der Text berichtet darüber, dass dieser Gipfel zumindest im Hinblick auf die Finanzordnung wohl wenig Neues bringen wird, weil zumindest einige der beteiligten Staaten massiv mauern. Illustriert wurde der Artikel in der Printausgabe mit dem angesichts der Überschrift naheliegenden Motiv der drei Affen. Allerdings nicht mit dem Original (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Affen ), sondenr mit einer Zeichnung, auf der drei Politiker die Affenrolle einnehmen: der britische Premier Gordon Brown, der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi und – ähem – US-Präsident Barack Obama.
Die geneigte Stammleserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches weiß um die Tatsache, dass ich nicht wirklich empfindlich bin und auch zu etwas unüblichen Vergleichen tendiere. Dass die WamS allerdings den ersten farbigen US-Präsidenten in Affenpose zeigt, hat mich denn doch überrascht. Offensichtlich auch andere Leser, denn in der Online-Ausgabe fehlt diese Illustration, auch die unter www.welt.de ansonsten beinahe allgegenwärtige Kommentar-Funktion ist deaktiviert. Uuups.
Eine zweite Überraschung bescherte mir ein Anzeigenmotiv der Deutschen Post DHL, das in der Juli-Ausgabe des Fachblattes „Journalist“ zu bestaunen ist http://www.journalist.de/ . Die Postler verkünden dort „Wir halten Dinge in Bewegung und achten dabei auf die Umwelt: Das verstehen wir unter go green.“ Mit viel Marketing-Blabla wird auf einer ganzen A4-Seite über Logistik, Verantwortung und Umwelt wortgehülst. Illustriert ist die Anzeige mit einem Foto, auf dem Blattschneiderameisen http://de.wikipedia.org/wiki/Blattschneiderameisen zu sehen sind, die allerlei Grünzeugs durch die Gegend schleppen.
Nun sind das durchaus interessante Tiere, ob aber der Vergleich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gelben Riesen mit solcherart Krabbelzeugs angebracht ist, darf durchaus in Frage gestellt werden. Schließlich sind Ameisen in erster Linie tumbe Schwarmwesen ohne nennenswerte Einzelintelligenz, die man bei Bedarf auch eben mal hundertstückweise zertrampeln, verbrennen oder vergiften darf. Uuups.
Irgendwann habe ich mal gelernt, dass man Vergleiche von Menschen mit Tieren tunlichst unterlassen sollte. Gebraucht man sie doch, sind Vorsicht und Sensibilität geboten, ansonsten droht mindestens ein Fettnapf.
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Freitag, 3. Juli 2009
Verlegerische Affenschande. Oder: Meine Lokalpostille im Leipziger Zoo
zeitungsdieb, 10:51h
Wenn in einer Stadt etwas besonders Wichtiges geschieht, gehört das auf die erste Lokalseite. Man nennt das dann Aufmacher, der geneigte Leser weiß, dass es nichts Schlimmeres geben kann, als über dieses oberaffengeile, superexistenzielle Thema nicht informiert zu sein. Soweit die Theorie. Und nun zur Praxis meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung – nach oft verkündetem Selbstverständnis eines der letzten Bollwerke des Qualitätsjournalismus’ in Good Old Germany.
Schaut man sich die heutige Ausgabe der Leipziger Volkszeitung aus dem oben genannten, theoretischen Blickwinkel an, muss das wichtigste Ereignis in der Stadt Leipzig das heutige Zoofest sein; eine Big Party im (zugegeben sehr attraktiven) Leipziger Zoo, bei der es allerlei Kurzweil zu erleben und mancherlei Getier zu sehen geben wird. Bei freiem Eintritt.
Dieses wahrhaft epochale Ereignis füllt die obere Hälfte der ersten LVZ-Lokalseite und verdrängt sogar den Personalzoff in der SPD-Stadtratsfraktion in den Seitenkeller – und das bei einem Blatt im anteiligen SPD-Besitz!
Der geneigte Leser, soweit noch nicht völlig verblödet, wird dieses Wunder wahrscheinlich richtig zu deuten wissen: Das Sommerfest im Zoo ist keine Veranstaltung irgendwelcher Gutmenschen vom Mars, sondern eine Werbeaktion der unter Auflagenschwund leidenden Leipziger Volkszeitung. Nachdem die Führungsriege der LVZ vor Wochenfrist mit echten und gefühlten Promis im Zoo feierte, darf nun das gemeine Volk und der unendliche Schwarm der Freibiergesichter durchs schmiedeeiserne Gatter des Zoos pilgern, Chefredakteur, Geschäftsführung und andere große Tiere begaffen und sich – mit etwas Glück – morgen im Blatt wiederfinden.
Das alles ist so wichtig, dass sogar die Aufbauarbeiten für allerlei Stände und Büdchen im Blatt beschrieben werden und dass sogar Birgit Rebeck, die Marketingchefin meiner Lokalpostille mit einem Statement im Blatt wiederfindet.
Nun mag sich der eine oder andere Neu-Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich solcherart Selbstbeweihräucherung eines Holzmediums zum Thema eines Eintrages mache. Nun, ich gebe zu, dass ich ein gewisses Faible für den Pressekodex habe (Guckst Du hier: http://www.presserat.info/8.0.html ). Und ich gebe ferner zu, dass ich es für untragbar halte, wenn ein so genanntes „seriöses Medium“ mit so schöner Regelmäßigkeit gegen Ziffer 7 dieses Regelwerkes verstößt, dass dahinter nicht Dummheit, sondern schon Vorsatz stecken muss. Für alle Unwissenden und die Chefredaktion meiner Lokalpostille noch mal zum Nachlesen:
„Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.“
Man beachte insbesondere den letzten Satz. Wobei – den Hinweis auf das Nachlesen hätte ich mir zumindest im Hinblick auf die Chefredaktion der LVZ wohl ersparen können. Schließlich wissen die regelmäßigen Leser dieses Blogs, dass LVZ-Chefredakteur Bernd Hilder dem Deutschen Presserat als Stellvertretender Sprecher (http://www.presserat.info/150.0.html?&L=bakmloqjgai ) angehört. Und nach einem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften sollte man in der Lage sein, die im Pressekodex aufgelisteten Regeln zu verstehen und umzusetzen. Gelle?
Schaut man sich die heutige Ausgabe der Leipziger Volkszeitung aus dem oben genannten, theoretischen Blickwinkel an, muss das wichtigste Ereignis in der Stadt Leipzig das heutige Zoofest sein; eine Big Party im (zugegeben sehr attraktiven) Leipziger Zoo, bei der es allerlei Kurzweil zu erleben und mancherlei Getier zu sehen geben wird. Bei freiem Eintritt.
Dieses wahrhaft epochale Ereignis füllt die obere Hälfte der ersten LVZ-Lokalseite und verdrängt sogar den Personalzoff in der SPD-Stadtratsfraktion in den Seitenkeller – und das bei einem Blatt im anteiligen SPD-Besitz!
Der geneigte Leser, soweit noch nicht völlig verblödet, wird dieses Wunder wahrscheinlich richtig zu deuten wissen: Das Sommerfest im Zoo ist keine Veranstaltung irgendwelcher Gutmenschen vom Mars, sondern eine Werbeaktion der unter Auflagenschwund leidenden Leipziger Volkszeitung. Nachdem die Führungsriege der LVZ vor Wochenfrist mit echten und gefühlten Promis im Zoo feierte, darf nun das gemeine Volk und der unendliche Schwarm der Freibiergesichter durchs schmiedeeiserne Gatter des Zoos pilgern, Chefredakteur, Geschäftsführung und andere große Tiere begaffen und sich – mit etwas Glück – morgen im Blatt wiederfinden.
Das alles ist so wichtig, dass sogar die Aufbauarbeiten für allerlei Stände und Büdchen im Blatt beschrieben werden und dass sogar Birgit Rebeck, die Marketingchefin meiner Lokalpostille mit einem Statement im Blatt wiederfindet.
Nun mag sich der eine oder andere Neu-Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich solcherart Selbstbeweihräucherung eines Holzmediums zum Thema eines Eintrages mache. Nun, ich gebe zu, dass ich ein gewisses Faible für den Pressekodex habe (Guckst Du hier: http://www.presserat.info/8.0.html ). Und ich gebe ferner zu, dass ich es für untragbar halte, wenn ein so genanntes „seriöses Medium“ mit so schöner Regelmäßigkeit gegen Ziffer 7 dieses Regelwerkes verstößt, dass dahinter nicht Dummheit, sondern schon Vorsatz stecken muss. Für alle Unwissenden und die Chefredaktion meiner Lokalpostille noch mal zum Nachlesen:
„Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.“
Man beachte insbesondere den letzten Satz. Wobei – den Hinweis auf das Nachlesen hätte ich mir zumindest im Hinblick auf die Chefredaktion der LVZ wohl ersparen können. Schließlich wissen die regelmäßigen Leser dieses Blogs, dass LVZ-Chefredakteur Bernd Hilder dem Deutschen Presserat als Stellvertretender Sprecher (http://www.presserat.info/150.0.html?&L=bakmloqjgai ) angehört. Und nach einem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften sollte man in der Lage sein, die im Pressekodex aufgelisteten Regeln zu verstehen und umzusetzen. Gelle?
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Donnerstag, 2. Juli 2009
GIs über MeckPomm. Oder: Flughafen LEJ künftig ohne nächtliche Militärtransporte
zeitungsdieb, 12:41h
Die Deutsche Presseagentur meldet unter Berufung auf die „Ostseewelle“, dass die amerikanischen Militärtransporte statt über Leipzig künftig über Parchim geführt werden sollen. Damit wäre das 20.000-Einwohner-Kaff an der Grenze von Meckpomm zu Brandenburg die neue Drehscheibe der US-amerikanischen Truppentransporte auf dem Weg von Good’s own Country nach Afghanistan oder in den Irak bzw. retour.
Der Parchimer Flughafen http://www.airports-worldwide.com/germany/schwerin-parchim_germany.htm )heißt offiziell „Flughafen Schwerin-Parchim“, wurde 1936 gebaut, 1945 zerkloppt und diente den sowjetischen Truppen bis 1991 als Militärflughafen. Nachdem allerlei Träume zur Revitalisierung des Geländes gescheitert waren, kauften chinesische Investoren 2007 den Flughafen für rund 100 Mio. Euro für Fracht- und gelegentliche Passagierflüge. Wirklich gut geht es dem Flughafen nicht: http://www.svz.de/lokales/parchim/artikeldetails/article/210/bewegung-auf-parchims-flugplatz.html
Nun gehen die Chinesen mit ihrer uneingeschränkten Nachtflugerlaubnis bei den Amerikanern hausieren und scheinen dort – angesichts eines deutlichen Gegenwindes am Standort Leipzig – auch offene Ohren zu finden. Sagt zumindest die Ostseewelle und stellt lt. dpa bis zu „30 Flüge im Monat“ in Aussicht.
Wer sich übrigens an der Quelle informieren will, kann das unter http://www.ostseewelle.de/index.php?content=nachrichten&read=95_#news95_ tun. Sollte die Info nicht mehr zur Verfügung stehen, so sieht sie aus:
„Parchim (osw) - Der Flughafen Parchim könnte noch in diesem Jahr zu einer wichtigen Drehscheibe für den Truppenaustausch der US-Armee im Irak und Afghanistan werden. Nach exklusiven Informationen von Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern steht der Flughafen Parchim in Verhandlungen mit amerikanischen Fluggesellschaften. Die Truppentransporte werden hauptsächlich mit zivilen Passagiermaschinen vom Typ MD 11 und Boeing 747 durchgeführt. Seit 2006 werden diese Flüge über den Airport Halle/Leipzig abgewickelt. Da es in Sachsen regelmäßig Proteste gegen den meist nächtlichen Flugbetrieb für die US-Armee gibt, suchen die Amerikaner nun offenbar nach einer Alternative. Schon in Kürze könnte es deshalb Probeflüge über Parchim geben. Für den ehemaligen Militärflughafen spricht auch eine uneingeschränkte Nachtflugerlaubnis. Bei Aufnahme eines regelmäßigen Flugbetriebs für die US-Armee ist mit bis zu 30 Flügen pro Monat zu rechnen. Der Zwischenstopp wird genutzt, um die Flugzeuge zu betanken und zu warten. Außerdem soll den Soldaten auf ihrer langen Heimreise bzw. auf dem Weg ins Einsatzgebiet eine Pause ermöglicht werden. Vom Flughafen Parchim war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.“
Nun habe ich mit den militärischen Einsätzen der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan und im Irak kein Problem, sondern befürworte diese, doch die Notwendigkeit zum nächtlichen Flugbetrieb sehe ich nicht ein. Und da es in dieser Hinsicht offensichtlich keinen Verhandlungsspielraum gibt, empfinde ich einen möglichen Umzug zumindest eines Teil der nächtlichen Störer (Wir haben hier ja auch noch die Rumpelkisten von DHL und Lufthansa Cargo, guckst Du hier: http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ ) als erheblichen Gewinn für die Lebensqualität zehntausender Bewohner der Region Leipzig-Halle.
Amüsant erscheint mir, dass in der Region jetzt offensichtlich die selben Versprechungen gemacht werden und die selbe Trommel geschlagen wird, wie vor einigen Jahren in Leipzig. Guckst Du hier: http://www.svz.de/dpa-meldung/article/210/parchim-drehkreuz-fuer-us-army-1.html Fazit: Alles wird gut, bald wird es Geld und Arbeitsplätze vom Himmel regnen, die Flugzeuge sind supermodern und gar nicht zu hören.
Mut macht mir ein Sprichwort, welches sinngemäß besagt, dass in Mecklenburg alles ein paar Jahre später kommt als woanders. Vielleicht zieht ja auch das turbopropende DHL-Geschwader demnächst um ...
Der Parchimer Flughafen http://www.airports-worldwide.com/germany/schwerin-parchim_germany.htm )heißt offiziell „Flughafen Schwerin-Parchim“, wurde 1936 gebaut, 1945 zerkloppt und diente den sowjetischen Truppen bis 1991 als Militärflughafen. Nachdem allerlei Träume zur Revitalisierung des Geländes gescheitert waren, kauften chinesische Investoren 2007 den Flughafen für rund 100 Mio. Euro für Fracht- und gelegentliche Passagierflüge. Wirklich gut geht es dem Flughafen nicht: http://www.svz.de/lokales/parchim/artikeldetails/article/210/bewegung-auf-parchims-flugplatz.html
Nun gehen die Chinesen mit ihrer uneingeschränkten Nachtflugerlaubnis bei den Amerikanern hausieren und scheinen dort – angesichts eines deutlichen Gegenwindes am Standort Leipzig – auch offene Ohren zu finden. Sagt zumindest die Ostseewelle und stellt lt. dpa bis zu „30 Flüge im Monat“ in Aussicht.
Wer sich übrigens an der Quelle informieren will, kann das unter http://www.ostseewelle.de/index.php?content=nachrichten&read=95_#news95_ tun. Sollte die Info nicht mehr zur Verfügung stehen, so sieht sie aus:
„Parchim (osw) - Der Flughafen Parchim könnte noch in diesem Jahr zu einer wichtigen Drehscheibe für den Truppenaustausch der US-Armee im Irak und Afghanistan werden. Nach exklusiven Informationen von Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern steht der Flughafen Parchim in Verhandlungen mit amerikanischen Fluggesellschaften. Die Truppentransporte werden hauptsächlich mit zivilen Passagiermaschinen vom Typ MD 11 und Boeing 747 durchgeführt. Seit 2006 werden diese Flüge über den Airport Halle/Leipzig abgewickelt. Da es in Sachsen regelmäßig Proteste gegen den meist nächtlichen Flugbetrieb für die US-Armee gibt, suchen die Amerikaner nun offenbar nach einer Alternative. Schon in Kürze könnte es deshalb Probeflüge über Parchim geben. Für den ehemaligen Militärflughafen spricht auch eine uneingeschränkte Nachtflugerlaubnis. Bei Aufnahme eines regelmäßigen Flugbetriebs für die US-Armee ist mit bis zu 30 Flügen pro Monat zu rechnen. Der Zwischenstopp wird genutzt, um die Flugzeuge zu betanken und zu warten. Außerdem soll den Soldaten auf ihrer langen Heimreise bzw. auf dem Weg ins Einsatzgebiet eine Pause ermöglicht werden. Vom Flughafen Parchim war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.“
Nun habe ich mit den militärischen Einsätzen der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan und im Irak kein Problem, sondern befürworte diese, doch die Notwendigkeit zum nächtlichen Flugbetrieb sehe ich nicht ein. Und da es in dieser Hinsicht offensichtlich keinen Verhandlungsspielraum gibt, empfinde ich einen möglichen Umzug zumindest eines Teil der nächtlichen Störer (Wir haben hier ja auch noch die Rumpelkisten von DHL und Lufthansa Cargo, guckst Du hier: http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ ) als erheblichen Gewinn für die Lebensqualität zehntausender Bewohner der Region Leipzig-Halle.
Amüsant erscheint mir, dass in der Region jetzt offensichtlich die selben Versprechungen gemacht werden und die selbe Trommel geschlagen wird, wie vor einigen Jahren in Leipzig. Guckst Du hier: http://www.svz.de/dpa-meldung/article/210/parchim-drehkreuz-fuer-us-army-1.html Fazit: Alles wird gut, bald wird es Geld und Arbeitsplätze vom Himmel regnen, die Flugzeuge sind supermodern und gar nicht zu hören.
Mut macht mir ein Sprichwort, welches sinngemäß besagt, dass in Mecklenburg alles ein paar Jahre später kommt als woanders. Vielleicht zieht ja auch das turbopropende DHL-Geschwader demnächst um ...
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Montag, 29. Juni 2009
Schwarzfahrer in Uniform. Oder: Rassismus im "Stern"
zeitungsdieb, 22:57h
Am 27. Juni berichtete der Stern in seiner Onlineausgabe über „Schwarzfahrer in Uniform“ (guckst Du hier: http://www.stern.de/panorama/:Bahnfahrt-Klasse-Schwarzfahrer-Uniform/704681.html ) und bescherte mir damit einen beachtlichen Erkenntniszuwachs. Hatte ich Depp doch bisher immer geglaubt, dass Polizisten angesichts ihres minimalen Salärs bedauernswerte Geschöpfe seien. Zwar glaube ich das noch immer, aber nicht mehr so sehr. Denn: Bundesweit dürfen die Ordnungshüter, sofern sie Uniform tragen, gratis Bahn fahren (außer in Sachsen-Anhalt, aber haben die dort eigentlich schon Eisenbahn?). Auf diese Weise soll ängstlichen Fahrgästen eine erhöhte Polizeipräsenz vorgetäuscht werden. Allerdings dürfen die Uniformträger nur die 2. Klasse zum Nulltarif benutzen. Das macht Sinn, denn sie sollen ja schließlich zwischen Stinobürgern, Kleinkriminellen und solchem Volk sitzen und nicht bei Politikern und anderen Schwerkriminellen sowie allerlei Spesenrittern.
Nun erfuhr ich aus o.g. Stern-Artikel, dass einige Beamte sich in die erste Klasse setzen, obwohl ihnen dort keine Freifahrt zusteht. Dafür gibt es in besagtem Text allerlei Mecker, die Rede ist von Schwarzfahrern und Schwarzen Schafen. Was in mir natürlich ein Glöcklein zum Klingen brachte: Darf man so was überhaupt noch sagen? Ist es nicht geradezu gefährlich rassistisch, in unserer politisch ach so korrekten Gesellschaft die Farbe schwarz in Verbindung mit Missetaten welchen Kalibers auch immer zu bringen?
Nun erfuhr ich aus o.g. Stern-Artikel, dass einige Beamte sich in die erste Klasse setzen, obwohl ihnen dort keine Freifahrt zusteht. Dafür gibt es in besagtem Text allerlei Mecker, die Rede ist von Schwarzfahrern und Schwarzen Schafen. Was in mir natürlich ein Glöcklein zum Klingen brachte: Darf man so was überhaupt noch sagen? Ist es nicht geradezu gefährlich rassistisch, in unserer politisch ach so korrekten Gesellschaft die Farbe schwarz in Verbindung mit Missetaten welchen Kalibers auch immer zu bringen?
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Mittwoch, 24. Juni 2009
Das sächsische Riesengraffiti. Oder: Der Fisch stinkt vom Kopf her
zeitungsdieb, 13:46h
Ein altes Sprichwort besagt, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Ein anderes drückt es etwas volkstümlicher aus und fabuliert „Wie der Herre, so’s Gescherre“. Nun mag sich der geneigte Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was mich zu solcherart tiefgründigen Betrachtungen bewogen haben mag.
Die Antwort ist einfach: Es war das Sächsische Staatsministerium für Kultus, seines Zeichens u.a. oberster Dienstherr der Schulen im weißgrünen Freistaat und damit gewissermaßen Oberoberoberlehrer zwischen Westsachsen und Lausitz.
Besagtes Ministerium verschickte gestern eine Pressemitteilung, in der über das Finale des sachsenweiten Schüler-Wettbewerbes „DemokratieVersprühen“ informiert wurde. Der staunende Leser erfährt dank eines vorgeblichen Zitats des sächsischen Kultusministers Roland Wöller, was Sprayer mit Demokratie zu tun haben: „Der Wettbewerb holt die Schüler und Jugendlichen in ihrem direkten Umfeld und bei ihren Interessen ab. So können wir die nach 1989 geborenen jungen Menschen für die damals friedlich erkämpften demokratischen Werte gewinnen und begeistern.“
Dass sich mir der Sinn dieser wabernden Worthülsenwolke nicht wirklich erschließt, mag meinem künstlerischen Unvermögen oder irgendeiner anderen Behinderung geschuldet sein. Dafür stach mir auf den ersten Blick ins Auge, wie unfähig die oberste sächsische Instanz in Schulfragen im Hinblick auf Rechtschreibung – insbesondere den Einsatz des Wortes Graffiti – ist. Bereits in der Überschrift heißt es: „Ein Riesen-Graffiti für Demokratie“, im Text ist munter von „das Graffiti“ die Rede. Besagten sächsischen Oberstlehrern sei ein Blick in den Duden oder ein vergleichbares Standardwerk empfohlen. Dort findet sich unter dem Stichwort „Graffiti“ ... kein Eintrag. Dafür unter „Graffito“, so heißen die Dinger nämlich im Singular, vulgo auch Einzahl. Übrigens darf man sowohl das Graffito als auch der Graffito sagen bzw. schreiben. Wer hingegen „Grafitti“ verwendet, gebraucht den Plural, also die so genannte Mehrzahl.
Um noch einmal das eingangs gebrauchte Sprichwort aufzugreifen: Der Fisch stinkt vom Kopf her.
Die Antwort ist einfach: Es war das Sächsische Staatsministerium für Kultus, seines Zeichens u.a. oberster Dienstherr der Schulen im weißgrünen Freistaat und damit gewissermaßen Oberoberoberlehrer zwischen Westsachsen und Lausitz.
Besagtes Ministerium verschickte gestern eine Pressemitteilung, in der über das Finale des sachsenweiten Schüler-Wettbewerbes „DemokratieVersprühen“ informiert wurde. Der staunende Leser erfährt dank eines vorgeblichen Zitats des sächsischen Kultusministers Roland Wöller, was Sprayer mit Demokratie zu tun haben: „Der Wettbewerb holt die Schüler und Jugendlichen in ihrem direkten Umfeld und bei ihren Interessen ab. So können wir die nach 1989 geborenen jungen Menschen für die damals friedlich erkämpften demokratischen Werte gewinnen und begeistern.“
Dass sich mir der Sinn dieser wabernden Worthülsenwolke nicht wirklich erschließt, mag meinem künstlerischen Unvermögen oder irgendeiner anderen Behinderung geschuldet sein. Dafür stach mir auf den ersten Blick ins Auge, wie unfähig die oberste sächsische Instanz in Schulfragen im Hinblick auf Rechtschreibung – insbesondere den Einsatz des Wortes Graffiti – ist. Bereits in der Überschrift heißt es: „Ein Riesen-Graffiti für Demokratie“, im Text ist munter von „das Graffiti“ die Rede. Besagten sächsischen Oberstlehrern sei ein Blick in den Duden oder ein vergleichbares Standardwerk empfohlen. Dort findet sich unter dem Stichwort „Graffiti“ ... kein Eintrag. Dafür unter „Graffito“, so heißen die Dinger nämlich im Singular, vulgo auch Einzahl. Übrigens darf man sowohl das Graffito als auch der Graffito sagen bzw. schreiben. Wer hingegen „Grafitti“ verwendet, gebraucht den Plural, also die so genannte Mehrzahl.
Um noch einmal das eingangs gebrauchte Sprichwort aufzugreifen: Der Fisch stinkt vom Kopf her.
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Jugene, Jülich und die Blamage der Holzmedien. Oder: Wenn Printjournalisten über Computer schreiben
zeitungsdieb, 13:26h
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, meldet heute auf ihrer Titelseite Neuigkeiten aus der Welt der Computer. In Jülich ist mit Jugene der schnellste Supercomputer Europas eingeweiht worden. Es folgt allerlei Blabla, die komplette Agenturmeldung halt, weitestgehend unbearbeitet und folglich nahezu identisch mit den Darstellungen in anderen Holzmedien. Daher ist es ziemlich egal, ob der geneigte Leser unter http://www.welt.de/webwelt/article3806440/Der-schnellste-Rechner-Europas-steht-in-Juelich.html oder unter http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,626984,00.html nachliest – es ist die selbe Brühe. Unverwechselbarkeit sieht anders aus. Auf www.lvz.de findet man die im Druck vermeldete Computerstory gleich gar nicht. Entweder sie fehlt oder sie ist zugut versteckt – und eine Suchfunktion gibt es in der Onlineausgabe meiner Lokalpostille nur für den Anzeigenteil ...
Was allen drei Blättern (und den meisten anderen deutschen zeitungen) übrigens gänzlich fehlt, sind Links z.B. zum Forschungszentrum Jülich. Deutsche Printmedien scheinen diese Art von Service für Teufelszeug zu halten und schützen ihre Leser davor, ob diese das denn wollen oder nicht. Wahrscheinlich hat irgendein Vordenker mal in einem Seminar verkündet, dass Links dazu führen können, dass die geistig nicht ganz verbetoniertenLeser den Onlineauftritt des eigenen Blattes verlassen und sich anderenorts informieren und dort möglich auf Anzeigen klicken könnten. Schnell Weihwasser drübergießen, damit der Böse vertrieben wird. Wenn Deutschlands Holzmedien überhaubt einen Link setzen, dann zeigt dieser auf ein eigenes Angebot – schließlich will man ja Traffic generieren und die eigene Wichtigkeit unterstreichen.
Wenn schon die Auflage im Sinkflug ist, wollen wir doch wenigstens mit „Klicks“ oder „Page Impressions“ hausieren gehen, auch wenn die Chefetage nicht wirklich weiß, was sich hinter diesem Vokabular verbirgt. Gelle?
Aber zurück zu Jugene und der Forschungseinrichtung in Jülich. Wer sich für die Regierungserklärung zum Thema Jugene interessiert, findet diese unter www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2009/05/2009-05-26-supercomputer-am-start.html , nicht eben excellent, dafür mit Foto. Und – Wunder über Wunder – es gibt einen Link nach Jülich http://www.fz-juelich.de/portal/index.php?cmd=show&mid=704&index=163 , einen zum Bundesforschungsministerium http://www.bmbf.de/press/2558.php und noch einen Verweis auf die guten Taten unserer Regierung http://www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/WissenSchafftWohlstand/hightech-strategie-der-bundesregierung.html . Zugegeben, das wäre für meine Lokalpostille und ihre hölzernen Geschwister etwas zuviel Aufwand gewesen – aber zumindest www.fz-juelich.de hätte man als Service für den Leser anbieten können. Mag sein, dass die Agenturen diesen Link nicht mitgeliefert haben ... aber mit ein wenig Google ließe sich das alles finden lassen. Noch dazu, wenn man das eigene Wurstblatt immer wieder als Qualitätszeitung verstanden wissen will. Ein Tipp an meine Seite-1-Kollegen: Einfach bei Google die Suchbegriffe „Jülich“ und "schnellste Computer Europas" eingeben, auf die Enter-Taste drücken (die ist rechts außen), dann klappt’s schon mit den Links.
Was allen drei Blättern (und den meisten anderen deutschen zeitungen) übrigens gänzlich fehlt, sind Links z.B. zum Forschungszentrum Jülich. Deutsche Printmedien scheinen diese Art von Service für Teufelszeug zu halten und schützen ihre Leser davor, ob diese das denn wollen oder nicht. Wahrscheinlich hat irgendein Vordenker mal in einem Seminar verkündet, dass Links dazu führen können, dass die geistig nicht ganz verbetoniertenLeser den Onlineauftritt des eigenen Blattes verlassen und sich anderenorts informieren und dort möglich auf Anzeigen klicken könnten. Schnell Weihwasser drübergießen, damit der Böse vertrieben wird. Wenn Deutschlands Holzmedien überhaubt einen Link setzen, dann zeigt dieser auf ein eigenes Angebot – schließlich will man ja Traffic generieren und die eigene Wichtigkeit unterstreichen.
Wenn schon die Auflage im Sinkflug ist, wollen wir doch wenigstens mit „Klicks“ oder „Page Impressions“ hausieren gehen, auch wenn die Chefetage nicht wirklich weiß, was sich hinter diesem Vokabular verbirgt. Gelle?
Aber zurück zu Jugene und der Forschungseinrichtung in Jülich. Wer sich für die Regierungserklärung zum Thema Jugene interessiert, findet diese unter www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2009/05/2009-05-26-supercomputer-am-start.html , nicht eben excellent, dafür mit Foto. Und – Wunder über Wunder – es gibt einen Link nach Jülich http://www.fz-juelich.de/portal/index.php?cmd=show&mid=704&index=163 , einen zum Bundesforschungsministerium http://www.bmbf.de/press/2558.php und noch einen Verweis auf die guten Taten unserer Regierung http://www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/WissenSchafftWohlstand/hightech-strategie-der-bundesregierung.html . Zugegeben, das wäre für meine Lokalpostille und ihre hölzernen Geschwister etwas zuviel Aufwand gewesen – aber zumindest www.fz-juelich.de hätte man als Service für den Leser anbieten können. Mag sein, dass die Agenturen diesen Link nicht mitgeliefert haben ... aber mit ein wenig Google ließe sich das alles finden lassen. Noch dazu, wenn man das eigene Wurstblatt immer wieder als Qualitätszeitung verstanden wissen will. Ein Tipp an meine Seite-1-Kollegen: Einfach bei Google die Suchbegriffe „Jülich“ und "schnellste Computer Europas" eingeben, auf die Enter-Taste drücken (die ist rechts außen), dann klappt’s schon mit den Links.
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Freitag, 19. Juni 2009
Willkommen im chinesischen Internet. Oder: Der Tag, an dem die Deutschen das Grundgesetz aufgaben
zeitungsdieb, 10:05h
Es gibt Ereignisse, an die man sich noch nach vielen Jahren erinnert: Fußballendspiele, Mondlandungen, Hochzeiten und Katastrophen. Gestern war wieder so ein Ereignis – und wir können sagen, dass wir es miterlebt haben. Und wenn junge Menschen uns in fünf, zehn oder 20 Jahren einmal fragen werden, wann das mit dem Verlust der grundgesetzlich garantierten Freiheiten begonnen hat, wann die Deutschen sich für Zensur und Hausdurchsuchungen entschieden hätten, dann können wir uns entspannt zurücklehnen und sagen: „Ja, das war am 18. Juni 2009. Ich erinnere mich noch daran, als wäre es erst gestern gewesen. An diesem Tag wurden in einer Marathonsitzung des Deutschen Bundestages zahlreiche Gesetze durchgewunken, mit denen Populisten nahezu aller Lager bei der desinteressierten deutschen Bevölkerungsmehrheit vor den Bundestagswahlen noch einmal punkten wollten.“
Durchgewunken wurde gestern u.a. eine Änderung des Waffenrechts. So müssen sich die Besitzer legaler Waffen – also vor allem Sportschützen und Jäger – darauf einstellen, dass ihre Wohnungen künftig verdachtsunabhängig kontrolliert werden, um die gesetzeskonforme Lagerung der Waffen zu überprüfen. Damit stehen die legalen Waffenbesitzer rechtlich schlechter da als verurteilte Straftäter, deren Wohnungen nur bei Vorliegen eines richterlichen Durchsuchungsbefehls gefilzt werden dürfen. Wer legale Waffen besitzt, muss künftig Einschränkungen der im Artikel 13 Grundgesetz verbrieften „Unverletzlichkeit der Wohnung“ hinnehmen. Schon jetzt erlaubte Absatz 3 des besagten Artikels übrigens solcherlei Einschränkungen bei konkreten Gefahrensituationen. Dass nun allerdings irgendein Ordnungsamtswichtel „just for fun“ ins Schlafzimmer eines Sportschützen trampeln und den Ordnungsgemäßen Verschluss eines Waffenschrankes kontrollieren darf, ist schon starker Tobak. Dass die Verschärfung des Waffenrechtes nicht noch schlimmer ausgefallen ist, verdanken die Schützen in erster Linie ihrer Lobby-Arbeit und dem regelmäßigen Gewinn olympischen Edelmetalls ...
Eine solche Lobby hätte womöglich auch beim Zugangserschwerungsgesetz ZugErschwG (so heißt die maßgeblich von Familienministerin Ursula von der Leyen ins Leben geschubste geistige Missgeburt amtlich) Schlimmeres verhüten können. Doch nun hat das hanebüchene Gesetz mit 389 zu 128 Stimmen das Licht der Welt erblicken dürfen und soll Internet-User davon abhalten, Seiten mit kinderpornographischen Inhalten aufzusuchen. Wohlgemerkt: Diese Seiten existieren weiter, gegen die Server und die dort gehosteten Inhalte wird nichts getan, bei ihrem Aufruf blickt der unbedarfte User allerdings auf ein Stoppschild. Mit einem Minimum an Internetkenntnissen ist der böse Kipo-Sammler allerdings in der Lage, ums Stoppschild herumzugucken. Kipo-Bekämpfung sähe anders aus. Was die jetzige Regelung bedeutet, ist hier http://www.mediengestalter.cc/2009/06/17/allgemein/zensursula-aus-designersicht/ sehr schön dargestellt. Für alle vertumbten Deutschmichel, die das Denken verlernt haben, sei die Erklärung mitgeliefert: Hinter dem Schild liegt noch immer der Penner. Wer einen langen Hals macht, kann ihn noch sehen.
Und nun lehne ich mich noch einmal ganz entspannt zurück und erinnere mich noch einmal an den oben angesprochenen 18. Juni 2009. „Ja, damals hat alles begonnen. Und viele von denen, die heute darüber klagen, dass bei uns chinesische Verhältnisse herrschen und dass das Internet zur regierungsamtlichen Verlautbarungsmaschine a la Zweites Deutsches Staatsfernsehen verkommen ist, haben am 18. Juni 2009 ruhig in ihren Fernsehsesseln geschnarcht. Und denen, die sich gegen die Pläne von Schäuble und von der Leyen ausgesprochen haben, unterstellt, Terroristen, Islamisten, Kinderschänder oder Schlimmeres zu sein. Selbst schuld.“
Aus gegebenem Anlass ein PS.:
http://www.welt.de/politik/article3953555/CDU-will-auch-Ballerspiele-im-Netz-sperren.html
Es geht schon los. Wie bei Rumpelstilzchen: Heute Kipo, morgen CS und übermorgen ...
Durchgewunken wurde gestern u.a. eine Änderung des Waffenrechts. So müssen sich die Besitzer legaler Waffen – also vor allem Sportschützen und Jäger – darauf einstellen, dass ihre Wohnungen künftig verdachtsunabhängig kontrolliert werden, um die gesetzeskonforme Lagerung der Waffen zu überprüfen. Damit stehen die legalen Waffenbesitzer rechtlich schlechter da als verurteilte Straftäter, deren Wohnungen nur bei Vorliegen eines richterlichen Durchsuchungsbefehls gefilzt werden dürfen. Wer legale Waffen besitzt, muss künftig Einschränkungen der im Artikel 13 Grundgesetz verbrieften „Unverletzlichkeit der Wohnung“ hinnehmen. Schon jetzt erlaubte Absatz 3 des besagten Artikels übrigens solcherlei Einschränkungen bei konkreten Gefahrensituationen. Dass nun allerdings irgendein Ordnungsamtswichtel „just for fun“ ins Schlafzimmer eines Sportschützen trampeln und den Ordnungsgemäßen Verschluss eines Waffenschrankes kontrollieren darf, ist schon starker Tobak. Dass die Verschärfung des Waffenrechtes nicht noch schlimmer ausgefallen ist, verdanken die Schützen in erster Linie ihrer Lobby-Arbeit und dem regelmäßigen Gewinn olympischen Edelmetalls ...
Eine solche Lobby hätte womöglich auch beim Zugangserschwerungsgesetz ZugErschwG (so heißt die maßgeblich von Familienministerin Ursula von der Leyen ins Leben geschubste geistige Missgeburt amtlich) Schlimmeres verhüten können. Doch nun hat das hanebüchene Gesetz mit 389 zu 128 Stimmen das Licht der Welt erblicken dürfen und soll Internet-User davon abhalten, Seiten mit kinderpornographischen Inhalten aufzusuchen. Wohlgemerkt: Diese Seiten existieren weiter, gegen die Server und die dort gehosteten Inhalte wird nichts getan, bei ihrem Aufruf blickt der unbedarfte User allerdings auf ein Stoppschild. Mit einem Minimum an Internetkenntnissen ist der böse Kipo-Sammler allerdings in der Lage, ums Stoppschild herumzugucken. Kipo-Bekämpfung sähe anders aus. Was die jetzige Regelung bedeutet, ist hier http://www.mediengestalter.cc/2009/06/17/allgemein/zensursula-aus-designersicht/ sehr schön dargestellt. Für alle vertumbten Deutschmichel, die das Denken verlernt haben, sei die Erklärung mitgeliefert: Hinter dem Schild liegt noch immer der Penner. Wer einen langen Hals macht, kann ihn noch sehen.
Und nun lehne ich mich noch einmal ganz entspannt zurück und erinnere mich noch einmal an den oben angesprochenen 18. Juni 2009. „Ja, damals hat alles begonnen. Und viele von denen, die heute darüber klagen, dass bei uns chinesische Verhältnisse herrschen und dass das Internet zur regierungsamtlichen Verlautbarungsmaschine a la Zweites Deutsches Staatsfernsehen verkommen ist, haben am 18. Juni 2009 ruhig in ihren Fernsehsesseln geschnarcht. Und denen, die sich gegen die Pläne von Schäuble und von der Leyen ausgesprochen haben, unterstellt, Terroristen, Islamisten, Kinderschänder oder Schlimmeres zu sein. Selbst schuld.“
Aus gegebenem Anlass ein PS.:
http://www.welt.de/politik/article3953555/CDU-will-auch-Ballerspiele-im-Netz-sperren.html
Es geht schon los. Wie bei Rumpelstilzchen: Heute Kipo, morgen CS und übermorgen ...
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Mittwoch, 17. Juni 2009
Awacs nach Afghanistan. Oder: Die Mär von den fliegenden Fluglotsen.
zeitungsdieb, 14:06h
Die Bundesregierung hat beschlossen, dass sich Deutschland beim Nato-Einsatz von Awacs-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan beteiligt. Das vermeldet heute die Deutsche Presseagentur, nachzulesen unter anderem hier http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/Nato-Afghanistan-Awacs;art15872,2825492 und (mit ein wenig Hintergrund zur beschlossenen „härteren Gangart“ in Afghanistan auch hier http://www.welt.de/die-welt/article3925864/Haertere-Gangart-in-Afghanistan.html
Soweit finde ich das alles in Ordnung und zähle mich auch zur nicht allzu großen Schar der Befürworter des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Alles andere als in Ordnung ist allerdings die unverschämte Demagogie, die zur Begründung des Einsatzes der Awacs-Maschinen mitgeliefert wird. Diese sollen laut dpa „bei der Regelung des immer dichter werdenden Luftverkehrs helfen, jedoch nicht bei der Erfassung militärischer Ziele mitwirken.“
Hier mögen die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches kurz innehalten, einige Zeilen zurück gehen und das Zitat noch einmal lesen. Dann tief durchatmen, sich zurücklehnen und darüber nachdenken, wie unverschämt die Schöpfer dieser Formulieren den braven deutschen Michel verarschen möchten – und wie kreuzbrav dpa diese PR-Sprüche übernommen hat.
Wer den „immer dichter werdenden Luftverkehr regeln“ möchte, bedient sich dazu normalerweise landgestützter Radarsysteme. Die lassen sich nämlich bequem betreiben, sind preisgünstig und fallen nicht vom Himmel, wenn ihnen der Sprit ausgeht. Ein Awacs-System E-3A „can stay airborne for more than 10 hours without refuelling”. Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Maschinen in der Luft zu betanken: „all E 3A aircraft are air-refuelable and therefore can stay airborne for quite a long time. One of the longest missions was flown in support of NATO’s operation Eagle Assist (in the U.S.A. after the terrorist attacks on 11 September 2001) and lasted more than 17 hours.” Nun sind auch 17 Stunden Flugzeit nicht wirklich viel, wenn es darum geht, den „immer dichter werdenden Luftverkehr“ zu regeln, abgesehen von den Kosten und Risiken eines solchen Einsatzes.
Die eigentliche Zweckbestimmung eines Awacs-Systems ist eine andere: Das Kürzel Awacs steht für Airborne Early Warning and Control System, im Klartext: Die Maschinen dienen der Frühwarnung, als Aufklärer und Einsatzleitzentrale. Das lässt sich auch wunderbar auf der von der Nato verantworteten Selbstdarstellung http://www.e3a.nato.int/ nachlesen. Besonders interessant ist übrigens der Punkt FAQs. Wer’s lieber in deutscher Sprache mag, wird bei der Luftwaffe fündig: http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLN483CTMHSUGYxvqRaGIBhgihoJRUfW99X4_83FT9AP2C3NCIckdHRQAoGL3H/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfN18xRFBM?yw_contentURL=/01DB060000000001/W272LCQK845INFODE/content.jsp
Doch ganz gleich, wo man nachliest, nirgendwo findet sich als besonders wichtiger Einsatzzweck der fliegenden Elektronikmärkte die Tätigkeit als Fluglotse.
Noch einmal: Ich befürworte die derzeitigen Auslandseinsätze der Bundeswehr ausdrücklich, aber muss ich mich deshalb schamlos verarschen lassen?
Soweit finde ich das alles in Ordnung und zähle mich auch zur nicht allzu großen Schar der Befürworter des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Alles andere als in Ordnung ist allerdings die unverschämte Demagogie, die zur Begründung des Einsatzes der Awacs-Maschinen mitgeliefert wird. Diese sollen laut dpa „bei der Regelung des immer dichter werdenden Luftverkehrs helfen, jedoch nicht bei der Erfassung militärischer Ziele mitwirken.“
Hier mögen die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches kurz innehalten, einige Zeilen zurück gehen und das Zitat noch einmal lesen. Dann tief durchatmen, sich zurücklehnen und darüber nachdenken, wie unverschämt die Schöpfer dieser Formulieren den braven deutschen Michel verarschen möchten – und wie kreuzbrav dpa diese PR-Sprüche übernommen hat.
Wer den „immer dichter werdenden Luftverkehr regeln“ möchte, bedient sich dazu normalerweise landgestützter Radarsysteme. Die lassen sich nämlich bequem betreiben, sind preisgünstig und fallen nicht vom Himmel, wenn ihnen der Sprit ausgeht. Ein Awacs-System E-3A „can stay airborne for more than 10 hours without refuelling”. Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Maschinen in der Luft zu betanken: „all E 3A aircraft are air-refuelable and therefore can stay airborne for quite a long time. One of the longest missions was flown in support of NATO’s operation Eagle Assist (in the U.S.A. after the terrorist attacks on 11 September 2001) and lasted more than 17 hours.” Nun sind auch 17 Stunden Flugzeit nicht wirklich viel, wenn es darum geht, den „immer dichter werdenden Luftverkehr“ zu regeln, abgesehen von den Kosten und Risiken eines solchen Einsatzes.
Die eigentliche Zweckbestimmung eines Awacs-Systems ist eine andere: Das Kürzel Awacs steht für Airborne Early Warning and Control System, im Klartext: Die Maschinen dienen der Frühwarnung, als Aufklärer und Einsatzleitzentrale. Das lässt sich auch wunderbar auf der von der Nato verantworteten Selbstdarstellung http://www.e3a.nato.int/ nachlesen. Besonders interessant ist übrigens der Punkt FAQs. Wer’s lieber in deutscher Sprache mag, wird bei der Luftwaffe fündig: http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLN483CTMHSUGYxvqRaGIBhgihoJRUfW99X4_83FT9AP2C3NCIckdHRQAoGL3H/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfN18xRFBM?yw_contentURL=/01DB060000000001/W272LCQK845INFODE/content.jsp
Doch ganz gleich, wo man nachliest, nirgendwo findet sich als besonders wichtiger Einsatzzweck der fliegenden Elektronikmärkte die Tätigkeit als Fluglotse.
Noch einmal: Ich befürworte die derzeitigen Auslandseinsätze der Bundeswehr ausdrücklich, aber muss ich mich deshalb schamlos verarschen lassen?
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