Freitag, 21. August 2009
Fränkische Musikantenbaggerer. Oder: Wenn geschenkt noch zu teuer ist
Zu den angenehmen Seiten journalistischen Daseins gehört die Tatsache, dass man auch mal was „für nass“ – auf gut Deutsch: für lau – erhält. Das kann mal des eine oder andere Buch sein, das ein Verlag zum Zwecke der Rezension verschickt, heute war’s per E-Mail der Zugriff auf eine vielleicht-Hymne zur Fußball-WM 2010.
Ausgedacht hat sich das alles `sBaggers (Asche auf mein ergrautes Haupt, hab’ nie was davon gehört), muss wohl so eine fränkische Art von Neuer Markt in der Gastronomiebranche sein. Hochgelobt. Auf deren Homepage www.sbaggers.de kann sich der geneigte User drei oberlustige Melodeien anhören.
Erstens einen Song namens Hasta la Vista Frau Merkel, laut Presseinfo „ein Song zur Wahl und der aktuellen Situation (Dienstwagenaffäre & Finanzkrise) in Deutschland“ sowie unter dem Namen „Deutschland vor“ die designierte Hymne zur WM.
Mir wurde per E-Mail das Passwort für den Zugang zur „Presse-Lounge“ gewährt (Dank, Dank, Dank!) und ich hatte das Privileg, mir beide hochkulturellen Genüsse zu Gemüte zu führen. Wer es mir gleichtun will, muss mir ein Bier ausgeben, dann teile ich mein Wissen. Wer dazu zu geizig ist, der kann auch über einen klitzekleinen Player auf der sbaggers-Seite zumindest des Deutschland-Lied anhören.
Ich zumindest habe durch den Genuss des sBaggerschen Liedgutes zwei Erkenntnisse gewonnen:
1. Manche Dinge sind geschenkt noch zu teuer; wer die CD zum Preis von vier Euro erwirbt, macht definitiv ein Verlustgeschäft.
2. Das Essen der fränkischen Baggerer muss besser sein als ihre Musik. Andernfalls wären die schon längst pleite.

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August Esche und Gustav Bebel. Oder: Wirrschreibendes Fummelhündchen
Der 20. Leipziger 100-km-Lauf ist Geschichte, allerlei Berichte sind erschienen, meinen eigenen werde ich wohl in der kommenden Woche nachschieben. Zuviel zu tun. Was mich aber nicht daran hinderte, die Berichte anderer Leute zu lesen. Auch wenn es dazu Einzelfall mal eines Tipps bedurfte, schließlich bin ich berufsbedingt zwar täglich mehrere Stunden „im Netz“, aber ich stöbere ja nun nicht auf jeder Fummelvereinsseite herum.
Und gerade der dortige Bericht (dem mir namentlich bekannten Hinweisgeber sei hiermit herzlich gedankt) hat mich begeistert. Autor Dietmar Knies, seines Zeichens besagtem Fummelverein im Allgemeinen und dessen Ober-Cheffe intensivst verbunden, hat über den Leipziger 100er umfangreich berichtet.
Kein Wunder, denn während die Mitglieder des LC Auensee Leipzig, der den 100-km-Lauf ausrichtet, entweder als Läufer auf oder als Helfer an der Strecke waren, wieselte Vereinsmitglied Dietmar mit Klemmbrett und Knippse herum, fragte hier, naschte da, erwiderte den einen, aber nicht den anderen Gruß – kurzum, er verhielt sich wie ein getreuer Hofhund seines zwinkernden Herrn.
Seine auf der Seite des Fummelvereins erschienenen Berichte waren überraschend objektiv. Guckst Du hier http://www.vfum.de/index.php?id=1437 und dort http://www.vfum.de/index.php?id=1439 . Na gut, ein wenig nervig gestaltete sich beim Lesen, dass er so ziemlich jedes anwesenden Mitglied des Förderdingensclubs namentlich benannte und zugleich auf dessen Mitgliedschaft bei den Fummlern hinwies. Aber so viele waren’s ja nicht, selbst wenn alle nach Leipzig gekommen wären, da darf man auch namentlich begrüßen. Das ist wie bei der Sächsischen SPD – die passen auch alle in ein Vereinszimmer.
Aber zurück zum Bericht auf der Fummelseite: Was mir beim Lesen (noch einmal unterthänigsten Dank für den lustfördernden Tipp an ...) den Tag rettete, war die Bezeichnung des Austragungsortes. Immerhin, obwohl Dietmar Knies im Herzen Gelnhausen nahe zu stehen scheint, verortete er den 100-km-Lauf vollkommen richtig in Leipzig. Allerdings entging ihm vor lauter Gewiesel und Geschnuppere und Nase-aufs-Klemmbrett-Gedrücke der Name des Stadions: Dieser lautet im Fummelbericht Nummer Zwo „Gustav-Esche-Kampfbahn“, was lustig, aber falsch ist. Wer sein nicht immer demütig neigt, sondern den Blick auch mal hebt, kann am Eingang zum „Objekt“ einen anderen Namen entdecken. Dort (und auch in der Ausschreibung zum 100-km-Lauf) steht, wie von Powerschneggi auch in diesem Jahr genial bemerkt und ablichtete, der Name August Bebels. Extra für Diddi, wenn er an seinem Schreibtisch Kurzweil sucht, der Link: http://www.marathonsammler.de/berichte/article/leipzig-20-leipziger-100-km-lauf-um-den-auensee-15-august-2009-mann-schon-wieder-so-eine-ve/4.html
Damit nicht so viel wertvollen Zeit draufgeht: Es ist das letzte Foto. Wennsde aber och sehen willsd, wie’sde beim Nase-uff-Glemmbredd-Didschen aussiehsd, mussde gurz vorm ledsdn Driddl guggn: Da bisde im Bild.

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Donnerstag, 20. August 2009
Selbstmordanschlag in Borsdorf. Oder: Fiktiver Polizeibericht zum Ableben einer Gartenschere
Am gestrigen Abend stürzte sich in Borsdorf bei Leipzig eine Gartenschere (5) in offensichtlich suizidaler Absicht in den Schacht eines in Betrieb befindlichen Häckslers (12). Der Besitzer (48) der beiden Tatbeteiligten bemerkte diesen Vorfall zunächst nicht. Er wurde darauf erst wegen der schlagartig einsetzenden anormalen Geräuschentwicklung aufmerksam. Dass die deutlich wahrnehmbaren Geräusche nicht von einem Stein, sondern dem besagten Gartenhilfsmittel stammten, unterstrichen die farbigen Kunststoffsplitter sowie einzelne Metallteile im Auswurfbereich des Häckslers.
Nach dem daraufhin veranlassten zeitnahen Abschalten des so genannten Shredders konnte dieser unter Nutzung der herstellerseitig angebrachten Bedienelemente geöffnet und die Bergung der Gartenschere ohne Einsatz von Spezialtechnik vorgenommen werden.
Dem Besitzer bot sich nach eigener Aussage ein erschreckendes Bild. Während der Häcksler den Anschlag praktisch unbeschadet überstanden hatte, erlitt die lebensmüde Schere schwere Beschädigungen an Schneidelementen und Arretierungsmechanismus. Ein vorsichtiger Weitergebrauch ist zwar möglich, aber wegen der eingeschränkten Bedienbarkeit unwahrscheinlich.
Da es sich bei beiden Tatbeteiligten um Geräte deutscher Markenhersteller handelt, wird nicht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund ausgegangen. Der Besitzer gab vielmehr eigene Dummheit als mutmaßlichen Auslöser des Geschehens an. Ihm wurde eine psychologische Betreuung angeboten, die er jedoch zugunsten eines sedierenden Getränkes („Schreckbier“) ablehnte.

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Mittwoch, 19. August 2009
Zensursula in Sulzbach. Oder: Die Bundesfamilienministerin beim Rentnerveräppeln
Heute fühlte ich mich ein wenig an meine Grundschulzeit erinnert. Damals, ich war ein hoffnungsfroher und gutgläubiger Erstklässler an der 48. Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule zu Leipzig und glaubte meiner Klassenlehrerin Sigrid Ernst so ziemlich alles. Und die Frau hatte es drauf: Sie war lieb und nett, und falls ein Erstklässler doch einmal Mist verzapft hatte, hob sie die Stimme und sagte „Da bin ich jetzt aber traurig.“ Und manchmal, wenn es z.B. um politische Fragen ging, nahm sie es mit Wahrheit nicht ganz so genau, denn die politische Linie musste ja eingehalten werden, auch oder gerade in einer DDR-Grundschule.
Daran fühlte ich mich heute erinnert. Nein, ich kann die regelmäßigen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches beruhigen: Ich bin nicht der Reinkarnation meiner Grundschullehrerin begegnet, sondern einem Youtube-Video. Dieses zeigt einen Wahlkampfauftritt der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen.
Guckst Du hier:
http://www.youtube.com/watch?v=PCt1DI5dBTI&feature=player_embedded
Aber: Vorsicht, es folgt selbst für Zensursulas Verhältnisse starker Tobak. Die Frau ist dieser Tage in Sulzbach vor einer Rentnerkompanie aufgetreten. Und dort wiederholte sie all die Lügen über Internet, Zugangserschwernis, Piratenpartei, das Nicht-Abschalten-Können böser Server und was sonst noch so im Kopf der Mutter der Nation vor sich hin blubbert.
Um es deutlicher zu machen: Sie textete nach Art eines auf die Haustürabzocke von Tattergreisen spezialisierten Trickbetrügers mit genau den Lügen und Falschaussagen auf ihre Zuhörerschaft ein, die in den vergangenen Monaten widerlegt worden waren.
Nun bin ich ja gewillt, Zensursula (ebenso wie einem Gutteil der restlichen Bundesministerriege) mildernde Umstände zuzugestehen: Es gehört nun mal zum politischen Geschäft, auch und vor allem über Dinge zu reden, von denen man Null Ahnung hat.

Für das skrupellose Wiederholen von Lügen kann Zensursula allerdings keine mildernden Umstände geltend machen. Schließlich hat die Frau zahlreiche Therapeuten, äh ... Berater, die sie auf solcherart Dinge aufmerksam machen ... sollten. Hier wird vorsätzlich gelogen, weil frau sicher sein kann, dass die Sulzbacher Scheintoten der netten Frau von der Leyen schon ihre Stimme geben werden. Was zählen da Inhalte, was zählt Wahrheit?

Schon der Altmeister der politischen Propaganda hat deutlich gemacht, dass man sich mit der Wahrheit keine unnötige Mühe machen soll, es komme vielmehr darauf an, die dumme Masse zu erreichen. Nachzulesen hier: http://www.amazon.de/Tageb%C3%BCcher-1924-1945-B%C3%A4nde-Kassette/dp/3492252842/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1250663522&sr=1-1

Und Zensursula: Scheute nicht einmal davor zurück, bei ihrem Auftritt zum Wecken der Scheintoten im-Saal-Schläfer gelegentlich einen Claqueur einzusetzen. Wer das beim ersten Anschauen des oben verlinkten Filmchens verpasst haben sollte, kann ja noch mal auf „play“ drücken (Es empfiehlt sich allerdings, zuvor einige Glas Rotwein zu konsumieren, ein Sedativum zu applizieren oder einfach in den Masochismus-Modus umzuschalten). Der gemarteterte Betrachter hört z.B. nach rund drei Minuten zum Ende einer schlecht gespielten Ministerinnenempörungsarie („Himmeldonnerwetternochmal“) einen einzelnen Klatscher, dann setzt brav dröbbelnd die Scheintotengemeinde ein. Wer’s verpasst: Wenig Minuten später gibt’s das selbe Procedere noch einmal.
Der offensichtlich im Dienst der Sulzbacher CDU-Ortsgruppe stehende Videowackelfilmer wird zum unfreiwilligen Dokumentator des Claqueur-Einsatzes, denn er schwenkt gelegentlich nach links; dorthin, wo der Spontanapplaus stets seinen Anfang nimmt. Dort sitzt ein brav gekleideter junger Mensch, neben sich eine semiprofessionelle Kamera auf dem Tisch. Der einbestellte Lokalreporter? Dass der Berichterstatter den Vorklatscher gibt, wird man nicht mal in der tiefsten saarländischen Provinz erleben. Als Lokalschreiber ist man um diese Zeit längst entschlummert oder – falls noch im übereifrigen Alter – am Mitschreiben. Was da gelegentlich im Zappelfilmchen gezeigt wird, ist ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter (vulgo: Kofferträger), der die Rede seiner Chefin samt gekünstelter Empörungseinlage offensichtlich schon so häufig gehört hat, dass er die Einsätze zum Klatschen blind trifft. Arme Sau, der Mann.

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Freitag, 14. August 2009
Post vor der GEZ. Oder: Vor Trickbetrügern wird gewarnt
Die Gebühreneinzugstentrale GEZ hat mir geschrieben. Gestern steckte die einmal im Quartal fällige Aufforderung im Briefkasten, die obligatorischen Rundfunkgebühren zu begleichen. Die regelmäßigen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches mögen nun vermuten, dass ich auf den folgenden Zeilen über die kreativen Methoden der mitunter kriminellen Verhältnissen entsprungen zu sein scheinenden GEZ-Agenten vom Leder ziehe und das ganze öffentlich-rechtliche Gebührenfresserpack als so überflüssig wie einen Kropf bezeichne.
Doch weit gefehlt: Solch’ Verunglimpfung der staatstragenden Einrichtung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk liegt mir fern, freudvoll zahle ich für die zum Empfang bereitgehaltenen Apparaturen und ich jubiliere stets, wenn ich Neues über den hehren Auftrag der GEZ erfahre. Nie würde ich von Stasi-Methoden sprechen! Der geneigte Leser möge nun in sich gehen, seine Meinung zu diesem Thema prüfen und dann entscheiden, ob ich jetzt womöglich den Satire-Modus eingeschaltet hatte.
Aber nun zurück zur Post von der GEZ. Gestern, also am 13. August, erhielt ich die Aufforderung zur Zahlung der Rundfunkgebühren bis zum 15. August. Das mag dem missmutigen Zeitgenossen als unzumutbar kurze Frist erscheinen, denn sogar Kredit-Chai Wladimir Ivanowitsch Scheidabdenfingerwitsch gewährt mehr als zwei Tage bis zur Zahlung fällig gestellter Verbindlichkeiten. Doch wieder ist man geneigt, Schild und Schwert des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks Unrecht zu tun. Sicher lag es an der Post, der immer noch deutschen, dass mich das Schreiben so spät ereilte. Denn auf dem gedruckten Formular prangt als Erstellungsdatum der 7. August. Na gut, das war ein Freitag, und womöglich hatte irgendein Geldeintreiber den Mausklick zum Drucken zwar gesetzt, aber den Auftrag noch nicht ausgelöst; oder die vielen Drucke mussten übers Wochenende erst abkühlen ehe sie am Montag per DHL erst zur Kuvertierung nach Indien geflogen und von dort wieder heim ins Reich geholt werden konnten. Ja, mein GEZ-Gebühren-Bezahlungsaufforderungsaberschnellbrief hat was von der Welt gesehen und ich habe Verständnis dafür, dass er mich erst spät erreichte. Oder ist alles gar nicht höherer Gewalt, den Mühen der Ebene und den Unwägbarkeiten der Globalisierung geschuldet, sondern eiskaltes Kalkül der GEZisten? Will man vielleicht ganz bewusst eine Überschreitung der minimalen Zahlungsfrist provozieren, um eilends Mahngebühren erheben und so den Reichtum der Körperschaft mehren zu können? Oder will man durch die knapp bemessene Frist eine Drohkulisse aufbauen, die mich erschaudern lässt und willfährig macht, neue und ganz besondere Kommunikationsgeräte nachzumelden? Abgründe tun sich auf.

Nun mag der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches (weitere Attribute s.o.) meinen, dass ich mich doch nicht so zieren und der GEZ einfach eine Einzugsermächtigung erteilen möge, auf dass deren wackere Mitarbeiter ihre Forderungen von meinem Konto saugen können. Das wäre sicher sehr bequem, aber ich trau’ mich nicht. Es wird ja in jüngerer Zeit so viel davor gewarnt, das allerlei kriminelles Gesocks im Internet sein Unwesen treibt, dass Kinder geschändet, Terrorakte vorbereitet und Konten abgeräumt werden. Und da soll ich einer Vereinigung, deren Mitarbeiter (sorry, es sind „Gebührenbeauftragte“ auf Provisionsbasis) in fremder Leute Papiertonne nach TV-Zeitschriften wühlen, die Grundschüler nach den Fernsehgewohnheiten im elterlichen Quartier fragen, die nächtens mit dem Feldstecher in Wohnungen nach Fernsehgeflacker suchen und die alten Leuten einreden, dass sie mit Polizeibefugnissen ausgestattet seien, einer solchen Vereinigung soll ich Zugriff auf mein Konto gewähren?
So, und nun überweise ich zähneknirschend meinen Obolus an die Sch... GEZ. Aber ich wage zu bezweifeln, dass am morgigen 15. August einer nachschaut, ob die Zahlung eingegangen ist. Sonnabends arbeitet die Körperschaft nämlich nicht.

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Mittwoch, 12. August 2009
Schäuble-Remix-Wettbewerb lässt Zensoren dumm dreinschauen. Oder: Internetausdrucker haben's nicht leicht
Kein Wunder, dass es Leute gibt, die das Internet nicht mögen. Da wird dem Betreiber eines Blogs mit juristischen Schritten gedroht, weil er zum Remixen von Schäuble-Plakaten aufgerufen hat. Guckst Du hier: http://netzpolitik.org/2009/erste-ergebnisse-die-schaeuble-plakat-remixe/
Dieser Aufruf fand übrigens große Resonanz, so um die 170 mehr oder weniger gelungene (meist aber mehr) Plakate wurden veröffentlicht. Doch nachdem die Fotografin des den Entwürfen zugrunde liegenden Schäuble-Bildes einen Verstoß gegen ihr Urheberrecht geltend gemacht hatte, mussten die Bilder weichen. Womit die Welt der Politiker, die sich „das Internet“ von ihren Kofferträgern (uuuups, die heißen ja wissenschaftliche Mitarbeiter ...) ausdrucken und auf den Tisch legen lassen, wieder in Ordnung wäre. Isse aber nich, weil das mit dem Internet eben nicht so einfach ist, wie Wolfgang, Ursula und andere Fachleute das so glauben.
Und folglich hat sich ereignet, worüber schon Andrea Ypsilanti stöhnte: Was man verbieten will, vermehrt sich im Netz auf gar wundersame Weise. So geschehen mit Münterferings gefaktem Anruf bei Frau Lügilanti, so geschehen nun auch mit den geremixten (oder regemixten?) Plakaten. Guckst Du hier: http://www.flickr.com/photos/41336872@N02/
Und kein Stoppschild kann sie stoppen ...

PS.: RA Udo Vetter hat sind seinem Block die Aspekte des Urheberrechtes mal etwas genauer durchleuchtet. Sehr lesenswert und auch ein wenig ... amüsant. Guckst Du hier: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/08/12/schnell-zuruckpfeifen/

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Montag, 10. August 2009
Politiker beim Rattenrennen. Oder: Hochwasser und Wahlen
Wahlen und Hochwasser haben eine sehr interessante Gemeinsamkeit: Kommt ein solches Ereignis, krabbelt allerlei Getier, das man normalerweise jahrelang nicht sieht, aus seinen Löchern heraus, weil es um seinen Fortbestand fürchtet und sich retten will. Das ist bei Maulwürfen, Feldmäusen und Ratten genauso wie bei gewählten Volksvertretern – zumindest bei denen „ab Landtag“, denn als MdL fängt das Politikgeschäft an, sich für den gewählten Volksvertreter auch finanziell zu lohnen.
Und so tun es die Politiker, die um das drohende Ende der Wahlperiode wissen, es den vierbeinigen Nagern und pelzigen Buddelflinks gleich: Sie stürzen aus ihren sicher geglaubten Quartieren, sausen wild umher, verfallen in Aktionismus und hoffen auf ein Wunder.
Wenn dieses dann eingetreten und die Rettung – sprich: Wiederwahl – geglückt ist, verschwinden alle Ratten, Mäuse, Maulwürfe, MdL und Mdb wieder in ihren Löchern, verhalten sich unauffällig, fressen sich einen Wanst an und leben so, als gebe es künftig weder Hochwasser noch Wahlen.
Doch soweit ist es in Sachsen noch nicht: Der neue Landtag wird am 30. August gewählt, der Bundestag am 27. September. Da werden sich all rasenden Ratten noch einige Wochen anbiedern müssen.

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Urlauber allein auf Mallorca. Oder: Tipps vom Auswärtigen Amt
Auf Mallorca hat's gebumst. Nö, nicht wie immer, sondern mit mutmaßlich baskischem Hintergrund. Guckst Du z.B. hier: http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1427539.html
Wie in solchen Fällen üblich, sorgt sich der deutsche Ottonormaltourist nun und grübelt, ob es das kollektive Sangriasaufen wert ist, sich in Stücke reißen zu lassen.
Und er schaut, soweit des Lesens mächtig, dort nach, wo man Informationen über die Krisengebiete dieser Welt bekommt: auf der Hompege des Auswärtigen Amtes,. also hier http://www.auswaertiges-amt.de , noch besser gleich beim Stichwort Spanien unter http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Spanien/Sicherheitshinweise.html
Dort erfährt man, dass der Spanier an sich nett und freundlich ist, aber wohl einen Hang dazu hat, sich als Kleinkrimineller durchs Leben zu schlagen.

So richtig lustig ist aber der Hinweis, dass mit Anschlägen der ETA zu rechnen ist, dass diese Organisation aber zumeist vorher warnt und dass deshalb nicht wirklich Gefahr besteht. Zumindest keine so große, dass dies eine Reisewarnung notwendig machen würde. Aber, so der Tipp der Außenämtler: "Reisende werden gebeten ... sich umsichtig zu verhalten, insbesondere Menschenansammlungen zu meiden."

Als ich heute versucht habe, mir den umsichtig um sich schauenenden Teutonen, der auf möglichst großen Abstand zu anderen Mallorca-Urlaubern bedacht ist, bildlich vorzustellen, habe mir irgendeinen Muskel im Genick verzerrt vor lauter Umgesehe.
Bin ich jetzt ein Terror-Opfer?

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Dienstag, 4. August 2009
Grundgesetzverstoß mit Ansage. Oder: Will Wolfgang Jurk weg vom Kellen-Image?
Wolfgang Jurk, seines Zeichens Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft und Spitzenkandidat der sächsischen Splitterpartei SPD für die bevorstehende Landtagswahl, hat sich bei der Freien Presse zum Chatten herabgelassen. Guckst Du hier: http://www.freiepresse.de/nachrichten/hintergrund/hintergrund26/1554595.html
Den Leser erwartet viel Worthülsengeschwurbel und Blabla.
Auf das Zugangserschwerungsgesetz und die nicht wirkungsvolle Stoppschildpropaganda angesprochen, betitelte Jurk den Chatter als „Pirat“ und ließ diesen wissen: „Wenn wir gegen das Grundgesetz verstossen, weil wir Pädophilen unmöglich machen kinderpornografische Bilder aus dem Internet herunterzuladen, dann nehme ich das in Kauf.“
Hallo? Da bekennt sich ein Politiker offen zum Verstoß gegen das Grundgesetz ... und kein Verfassungsrichter ist aus der edlen Robe gesprungen. Ist es wirklich schon soweit?
Oder war dieser angekündigte Gesetzesverstoß des 9-Prozent-Sozis nur ein Versuch, mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen. Das bisher einzige Mal ist ihm das während seiner Zeit als Minister meines Wissens durch den denkwürdigen Einsatz einer Polizeikelle gelungen, mit der er auf der Autobahn rechtswidrig einen Motorradfahrer stoppte, nachdem dieser ihn überholt hatte ...

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Stellenangebot aus Ägypten. Oder: Wohin schicke ich denn nun meinen Lebenslauf?
Eigentlich ist es ja nicht meine Art, mich über die Unzulänglichkeiten anderer Menschen lustig zu machen. Nagut, es sei denn, sie heißen, Wolfgang, Ulla, Ursula, Burkhard, Oskar, Frank-Walter... Aber das sind Ausnahmen. So wie heute: Beim Aufräumen meines E-Mail-Eingangs fiel mir eine wirklich nette Nachricht in die Hände, die – obwohl eindeutig Spam – ich den Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht vorenthalten möchte:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
Trans Cargo GmbH ist auf der Suche nach flei?igen Mitarbeitern, Arbeiten von zu Hause aus.
Pay-Rate: Euro35/Hours

Job-Beschreibung
===================
> Verantwortlich fьr alle Aktivita"ten in der Debitoren-und Kreditorenbuchhaltung
Funktion;
> Zahlungen von Kunden;
> Dein Wille revcieve Zahlungen in Ihrem Bankkonto
> Ha"lt genaue Aufzeichnungen ьber alle Forderungen und Verbindlichkeiten der
> Rechnungslegung bietet erweiterte Beratung und Unterstьtzung bei der Entwicklung,
Analyse, und die Finanzierung
Haben Sie Ihren Lebenslauf an Trans Cargo GmbH
(jobs@trancargo.com)

Personal-und Recruiting-Abteilung,
Regional Manager,
Trans Cargo GmbH
Corporate Headquarter
12 Harwell GROOVE
Kairo
CUM 3UR A"gypten “

Die Mail habe ich nicht verändert, lediglich Leerzeilen wurden entfernt. Besonders köstlich ist für mich „Dein Wille revcieve Zahlungen“ – das hat was von „Dein Wille geschehe ...“ und bringt ein wenig religiöses Licht in meinen Posteingang.
Aber mal ganz ohne Ulk: Ein Blick in den Header der fröhlichfrömmelnden Stellenofferte offenbarte mir als Absender einen Mail-Server von trancargo.com – der steht in den USA, genauer gesagt in Wheaton, Maryland. Hmmm.
Eine zweite Herkunftsspur in der an mich adressierten E-Mail verweist auf infojobs.net. Diese Domain ist auf die infojobs S.A. in Madrid registiert, der dazugehörende Server steht in Polen.
Ganz drollig wird’s, wenn man die IP-Adresse zurückverfolgt, von der aus das tolle Stellenangebot „Dein Wille revcieve Zahlungen“ ins Netz geschickt wurde: Aufgegeben wurde die ägyptische Offerte im Central District von Hon Kong.
Nun würden mich die in Aussicht gestellten 35 Euro pro Stunde einfacher Heimarbeit ja durchaus reizen und Kairo ist eine tolle Stadt, sofern man dort nicht atmen will – aber in mir wachsen langsam Zweifel: Schicke ich den gewünschten Lebenslauf mit allen interessanten persönlichen Daten nun nach Wheaton, nach Polen, nach Hong Kong oder doch ins „Corporate Headquarter“ der Trans Cargo GmbH ( nun plötzlich doch mit „s“) nach Kairo?

Eine zweite Frage drängt sich mir außerdem auf: Wie blöd muss man sein, um auf eine solche E-Mail hereinzufallen?

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