Mittwoch, 2. September 2009
Wahlgedanken, zweiter Teil: Wem Gott will die rechte Gunst erweisen, den setzt er auf die Landesliste
Vor einem halben Jahr spekulierte ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1335821/ über die einstige Landrätin Petra Köpping, die nach einer Wahlschlappe ihren bisherigen Stuhl im Landratsamt des Landkreises Leipzig räumen und fortan von kargem Übergangsgeld und einem klitzekleinen Beratervertrag leben musste (guckst Du hier: www.lr-online.de/regionen/Sachsen%3Bart1047,2330212 ). Beinahe centgenau so klitzeklein, dass das Salär aus diesem Vertrag ihrem Übergangsgeld als Landrätin a.D. nicht in den Weg kam.
Doch schon damals spekulierte ich darüber, dass „die rote Petra“ wohl nicht untergehen wird. Und da frau als stellvertretende Landesvorsitzende einer schrumpelnden Splitterpartei (Falls schon mal jemand etwas von der sächsischen SPD gehört haben sollte – genau davon ist hier die Rede) nicht wirklich Erfüllung gefordert und ausgelastet sein dürfte, trat Petra Köpping in den Ring und kämpfte um ein Mandat im Sächsischen Landtag. Bringt ja auch mehr ein und beißt sich nicht mit Nebeneinkünften aus Beraterverträgen.
Nun ist die Wahl zum Sächsischen Landtag gelaufen und ich fühle mich beinahe wie im Märchen. Die Guten haben gewonnen. Allerdings haben die Wunder des Wahlrechts und das Mysterium der Listenplätze dazu geführt, dass auch die weniger Guten wieder bzw. erstmalig ihren wohlbezahlten Sitz in den heiligen Hallen an der Elbe einnehmen dürfen.
Petra Köpping fiel bei ihrem Kampf um ein Direktmandat zwar mit Pauken und Trompeten durch, dank Listenplatz vier ist die vorwendig diplomierte Staats- und Rechtswissenschaftlerin aber „drin“. Ebenso übrigens wie der promovierte Historiker und gewesene Stasi-Spion Volker Külow, der für die Linke in Leipzig von den Plakaten schielte und sein Direktmandat ebenfalls verpasste.
Die Aufzählung der netten Kofferträger, IM, Kampfschweine, komischen Käuze, Backpfeifengesichter, Parteisoldaten und ganz normalen MdLs, die es dank Landeslisten doch wieder geschafft haben, ihren Stuhl und die regelmäßige Überweisung dem Wählervotum zum Trotz zu sichern, ließe sich noch ein Stück fortsetzen.
Was mich wieder einmal dazu bringt, über unser Wahlsystem zu grübeln. Irgendwann – darum wird sich spätestens der kommende Junior-Partner FDP im Sächsischen Landtag kümmern – wird es sicher dem überholten D’Hontschen System (guckst Du hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1477254/ ) an den Kragen gehen. Ob dabei aber auch das Listenunwesen wenn schon nicht abgeschafft, so doch zumindest ein wenig entschärft werden wird?
Irgendwie glaube ich nicht daran. Schließlich gibt es (nicht nur in Sachsen) ein parteiübergreifendes System der unauffällig-unfähigen-unverzichtbaren Stuhldrücker, die – weil irgendwie systemrelevant – auch ohne Wahlsieg im eigenen Revier versorgt werden müssen.

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World Skills 2013 in Leipzig. Oder: Das FDJ-Prinzip funktioniert noch immer
Erinnert sich jemand an das FDJ-Prinzip? Tschuldigung, wer nicht in der DDR aufgewachsen ist, kann es nicht kennen. Deshalb eine kurze Erläuterung: Das FDJ-Prinzip war die DDR-typische Umsetzung des gern in allerlei Abwandlung gebrauchten Sprichwortes „Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist ein Waisenkind“ (Kann mir jemand die Quelle dieses Spruches nennen?).
Zurück zur DDR: Meist konnte man bei seinen beruflichen Projekten allein vor sich hin werkeln und wurde nicht durch Hilfe Vorgesetzter usw. gestört. Wenn dann etwas fertig war und zur allgemeinen Zufriedenheit funktionierte, kamen die Väter des Erfolges gelaufen, zogen sich schnell ein Blauhemd über, riefen „Freundschaft“ und reklamierten selbstschulterklopfend einen (unverschämt großen) Teil des Erfolges für sich. Zumindest dann, wenn ein junger Mensch den Erfolg gebastelt hatte. Wie’s bei älteren Semestern aussah, kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen – da gab’s die DDR nicht mehr.

Nun mag sich der eine oder andere regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich mich gerade jetzt an DDR und Blauhemd erinnere. Ganz einfach: Das FDJ-Prinzip lebt, nur eben auf andere Art, weiter.
Gestern wurde bekannt gegeben, dass die Stadt Leipzig 2013 Austragungsort der Berufs-Weltmeisterschaft World Skills sein wird. Nachzulesen in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, am heutigen Tag als Titelgeschichte. Wer unter www.lvz.de nachschaut, wird leider keine Links zu weiterführenden Informationen finden, aber an diese Besonderheit der deutschen Holzmedien (Vielen Dank, Burks, für die Begriffsschöpfung) habe ich mich längst gewöhnt. Die Deppen lernen’s nicht.
Interessantere Informationen zu den World Skills findet der geneigte Leser hier: www.worldskills.org/index.php?option=com_content&task=view&id=698&Itemid=126 Dort gibt’s auch das gut fünfminütige Leipziger Bewerbungsvideo zu bewundern. Naja. Dem einen oder anderen wird die Mischung aus Dirndl, Biergarten, Solar Valley, Porsche und Leipziger Messe vielleicht gefallen haben.

Doch das eigentlich Lustige war für mich – und nun komme ich wieder zum FDJ-Prinzip zurück – die Geschwindigkeit, mit der sich allerlei gefühlte Blauhemdträger nach Bekanntwerden der Entscheidung „pro Leipzig“ zu Wort meldeten. Der Leipziger Messe-Chef Wolfgang Marzin verkündete die Entscheidung mit den Worten „Wir haben gewonnen“ am 1. September, 3.46 Uhr, per SMS aus Calgary. Mit von der Partie/y waren Theodor Niehaus, Vorstandsvorsitzender SkillsGermany, und natürlich der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, der feststellte: „So steckt eine Umwegrentabilität von rund 50 Millionen Euro in diesem Mega-Ereignis. Die Austragung in Leipzig ist eine unbezahlbare, internationale Werbung für die Stadt. Wir werden 200.000 Besucher aus aller Welt hier begrüßen und über das Zukunfts-Megathema zum Mittelpunkt für junge Menschen. Diese Chance werden wir nutzen, um Charme und Leistungskraft Leipzigs in die Welt zu tragen.“

Obwohl überzeugter Optimist und Positivdenker, neige ich in solchen Dingen weniger zur Euphorie, fühle mich an die obertolle Olympiabewerbung meiner Heimatstadt Leipzig erinnert und hoffe, dass die Geschichte möglichst skandalfrei und mit einer schwarzen Null ausgeht. Aber Umwegrentabilität ist eine schöne politische Floskel und irgendwie wie Quark: Man kann sie beliebig schmieren und irgendwie passt es dann schon. Und wenn nicht, macht’s auch nicht, denn die siebenjährige Amtszeit Jungs geht 2013 zuende. Eine Wiederwahl des uncharismatischsten Leipziger OBMs (mindestens) seit 1990 erscheint selbst eingefleischten Parteigängern der SPD als unwahrscheinlich.

Aber zurück zu den Blauhemden. Nach der Jubelarie der Leipziger Messe landeten in meinem Posteingang die Nachrichten vieler weiterer Absender, die den Erfolg – oder zumindest ein kleines Splitterchen davon – für sich reklamierten. Flughafen, Kammern, Touristiker, ... – alle sonderten ihre Statements ab.
Besonders putzig war aus meiner Sicht eine Mitteilung eines Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Dessen Chef, der dank vorwöchiger Landtagswahl gerade in Abwicklung befindliche Staatsminister Thomas Jurk, durfte sich in der Pressemitteilung per zitierfähiger Äußerungen sogar „freuen“. Immerhin, seine Pressesprecherin formulierte kongenial, dass „Klein-Paris“ den großen Konkurrenten von der Seine im letzten Entscheidungsmarathon mit 23 zu 22 Stimmen hinter sich gelassen habe. Die Anleihe beim alten Geheimrat Goethe hat mich gefreut, obgleich ich die Sache mit dem Marathon nicht wirklich nachvollziehen konnte.

Doch nun noch einmal zum Thema: „Freundschaft!“ Und bitte: Das Blauhemd nach dem Tragen waschen, die Dederonklamotten müffeln so leicht.

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Dienstag, 1. September 2009
Wahlgedanken, erster Teil. Oder: Die Kleinen fallen runter.
Eine Bemerkung vorweg: Die zahlreichen Leser meines Tagebuches und die vielen Googler, die hier seit dem Wochenende nach neuen Gedanken über Petra Köpping ("Die rote Petra") suchen, sei gesagt, dass diese im zweiten Teil der Wahlgedanken stehen werden. Coming soon.
Doch nun erstmal zum ersten Teil:

Am Wochenende wurde im Freistaat Sachsen der Landtag gewählt. Das hat mich veranlasst, mich mal wieder etwas näher mit einigen Fragen des deutschen Wahlrechtes zu befassen. Fazit: Es ist eine tolle Sache, so toll, dass man darüber schon wieder toll werden könnte.

Beispiel gefällig?
Da passive Wahlrecht, d.h. das Recht, sich in ein Amt wählen zu lassen, besitzen alle deutschen Staatsbürger nach Vollendung des 18. Lebensjahres auf Bundes- und Kommunalebene. Soll heißen: Mit 18 kann man MdB werden, aber auch Bundeskanzler. Wer hingegen das Amt des Bundespräsidenten anstrebt, muss warten: Dazu muss man die 40 erreicht haben. Schneller kommt zum Zuge, wer die Berliner Partygranate Wowi beerben will, hierfür braucht’s nur 21 Jahre. Um das Durcheinander komplett zu machen, gibt es auf Länderebene noch einen ganzen Sack voller Sonderregelungen. So muss im Ländle ein Bürgermeisterkandidat am Wahltag das 25. Lebensjahr vollendet haben, im sturmgebeutelten Schleswig-Holstein darf nur Landrat werden, wer mindestens 27 Jahre auf dem Buckel und das richtige Parteibuch in der Tasche hat.

Aber das ist alles harmlos. Viel lustiger geht es zu, wenn die Kandidaten gelistet sind und das Stimmvieh (vulgo: Volk oder „die Wahlberechtigten) seine Kreuzchen gemacht hat. Dann wird nämlich ausgezählt. Doch mit dem Zählen allein ist es nicht getan, es muss auch gerechnet werden.
Lieschen Müller (und 90 Prozent der deutschen Wähler) sehen hierin sicher kein Problem. Aber nach dem Motto „Zählen, Anteil der Parteien bestimmen und danach die Sitze verteilen“ läuft’s nicht. Denn schließlich gibt es bei uns Erst- und Zweitstimme. Gewinnt ein Direktkandidat in seinem Wahlkreis die Mehrheit der Erststimmen, ist er „drin“. Auch dann, wenn seine Partei mit ihren Zweitstimmen unter der Fünf-Prozent –Hürde bleibt. So geschehen z.B. bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag: Die PDS/Die Linke war im Parlament von 1990 bis 1998 nicht als Fraktion, sondern Gruppe vertreten, da sie in Berliner Funktionärshochburgen zwar Direktmandate erringen konnte, aber bundesweit unter fünf Prozent blieb.
Da man gewählte Kandidaten nicht einfach ausschließen kann (Das hieße, den Wählerwillen zu ignorieren), musste das Wahlsystem ein wenig verklausuliert und verkompliziert werden. Dazu wird in Deutschland (und auch anderenorts) das D’Hondt-Verfahren genutzt. Nachzulesen hier: http://de.wikipedia.org/wiki/D%E2%80%99Hondt-Verfahren und hier http://www.wahlrecht.de/verfahren/dhondt.html Es handelt sich dabei um ein Divisorverfahren mit Abrundung, das viel Rechnerei erfordert und große Parteien bevorzugt. Motto: Wer viel hat, dem wird gegeben.“
Besonders deutlich wird die mehrheitserhaltende Wirkung des Verfahrens, wenn nach dem D’Hondt-Verfahren zuerst ein Landtag oder Kommunalparlament und danach die Besetzung der Ausschüsse ausgekegelt wird. Dann fallen kleine Parteien schnell durchs Raster. Wer’s ausprobieren will, kann z.B. diesen Rechner http://www.election.de/mandate.html nutzen. Dass das alles einen praktischen Bezug hat, beweist die Auswertung der Landtagswahl in Schleswig-Holstein 2005: http://de.wikipedia.org/wiki/D%E2%80%99Hondt-Verfahren

Wegen seiner unfreundlichen Eigenart musste D’Hondt auf Bundesebene Hare-Niemeyer weichen (Guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Hare-Niemeyer-Verfahren) und Sainte-Laguë (http://www.wahlrecht.de/verfahren/stlague.html ) weichen.

In Sachsen darf der belgische Jurist Victor D’Hondt hingegen auch mehr als 100 Jahre nach seinem Ableben noch sein Unwesen treiben. Mit dem Effekt, dass in kommunalen Parlamenten „die Kleinen“ benachteiligt werden. In meinem Dorf mit praktischen Konsequenzen: Hier sind zur diesjährigen Kommunalwahl die Freien Wähler im Doppelpack angetreten. Sie holten reichlich Stimmen, aber ganz hat’s nicht gereicht. Guckst Du hier: http://www.statistik.sachsen.de/wpr_neu/pkg_w04_nav.prc_index?p_anw_kz=GR09 und einfach mal „Borsdorf“ eingeben. Hätten sie die gleiche Stimmenzahl unter gemeinsamer Flagge eingefahren, wären die Verhältnisse im Gemeinderat gekippt.
Sollte sich der eine oder andere regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nun fragen, warum ich, als im Herzen tiefschwarzer Zeitgenosse, solcherart Planspiele öffentlich mache, so sei er beruhigt: Die Freien Wähler meines Ortes kennen die D’Hondt-Rechner inzwischen auch und wissen um ihre Panne. Der Zusammenschluss ist nur noch eine Frage der Zeit.

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Dienstag, 25. August 2009
20. 100km-Lauf in Leipzig am 15.8.09. ODer: Fotos vom Leiden
Keine Angst, ich werden blogger.de nicht mit einem Riesenberg Fotos verstopfen. Die Aufnahmenvom Leipziger 100-km-Lauf finden sich, bach Aussieben der allzu offensichtlichen Dubletten und der allzu peinlichen Motive hier:
http://picasaweb.google.de/Zeitungsdieb/100_km_Leipzig_2009#

Viel Spaß!
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Montag, 24. August 2009
Jackpotgedanken. Oder: Dünger statt Leipziger Volkszeitung
Die Medien vermelden's: Der Jackpot in Italien ist geknackt, rund 184 Mio. Euro haben einen neuen Besitzer. Meine Lokalpostille orakelt und spekuliert, was man mit der Knete alles so anfangen könnte ... irrwitzig lange ins Kino gehen, einen riesigen Milchsee oder ein Brötchengebirge kaufen.
Oder - und dieser Vorschlag ist schon tüchtig pervers - für 561.151 Jahre ein LVZ-Abo bezahlen. Nachzulesen ist dieser geistige Redakteursdünnschiss übrigens hier: http://www.lvz-online.de/slideshow/content/79834.html

Aber mal ehrlich: Sollten mir irgendwann 184 oder so Mio Öcken zufliegen, würde ich die ganze LVZ kaufen. Die ist in absehbarer Zeit ohnehin für wenig Geld zu haben. Und sollte der Verlag, dieser hehre Hort des Qualitätsjournalismus', am Tage nach meinem Lottogewinn noch zu teuer für mich sein, dann würde ich das Geld halt zum Erwerb des Platzes vor dem LVZ-Gebäude anlegen.
Ich ließe die Klagemauer abreißen und dort Leipzigs größte öffentliche Toilette errichten. Dann würde, zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten, im Leipziger Peterssteinweg 19 endlich mal etwas wirklich Nützliches produziert. Und wenn's nur Dünger wäre ...

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Sonntag, 23. August 2009
Holzmedien sorgen für Fußball mit Überlänge. Oder: Die LVZ packt's einfach nicht ...
In Leipzig dauern Fußballspiele länger als im Rest der Welt. Zumindest dann, wenn man sich auf die superschnellen Redakteure der Online-Ausgabe meiner Lokalpostille verlässt. Die Leipziger Volkszeitung, nach häufig proklamiertem Selbstverständnis ein Hort des Qualitätsjournalismus’, vermeldete am heutigen Fußballsonntag unter http://www.lvz-online.de noch gegen 17.30 Uhr, dass „Leipzig gespannt auf das Ergebnis des Lokalderbys“ wartet. Als dümmstanzunehmender LVZ-Leser vielleicht, als normalbegabter Mensch längst nicht mehr: Schließlich begann das von mehreren Polizeihundertschaften bewachte Lokalderby zwischen den Allerletztligavereinen FC Lok und FC Sachsen bereits 14 Uhr und war folglich selbst bei ausladender Pausengymnastik der Rasenkomiker beider Mannschaften Geschichte. Nur die Dauerschläfer der Leipziger Volkszeitung vermochten nicht, eine halbe Stunde nach Spielende das weltbewegende Resultat von 0:0 (*gähn) ins Netz zu heben. Holzmedien packen’s halt nicht. Früher gab es den Spruch: Nichts ist älter als die Zeitung von gestern.
Inzwischen weiß ich, dass das so nicht stimmt: Die Online-Ausgabe der LVZ ist älter. Um Bartlängen. Aber das macht ja nichts, solange deren Redakteure twittern, dass sie jetzt Feierabend machen oder pullern gehen, ist die Verlagswelt ja in Ordnung.

PS.: Wer nachschauen will – unter www.fc-sachsen.de gibt es zumindest Fotos und Resultat.

PS.: 17.40 Uhr haben sogar die LVZ-Redakteure das Ergebnis ins Netz gestellt. Was mögen die für eine Blase haben ...

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Freitag, 21. August 2009
Fränkische Musikantenbaggerer. Oder: Wenn geschenkt noch zu teuer ist
Zu den angenehmen Seiten journalistischen Daseins gehört die Tatsache, dass man auch mal was „für nass“ – auf gut Deutsch: für lau – erhält. Das kann mal des eine oder andere Buch sein, das ein Verlag zum Zwecke der Rezension verschickt, heute war’s per E-Mail der Zugriff auf eine vielleicht-Hymne zur Fußball-WM 2010.
Ausgedacht hat sich das alles `sBaggers (Asche auf mein ergrautes Haupt, hab’ nie was davon gehört), muss wohl so eine fränkische Art von Neuer Markt in der Gastronomiebranche sein. Hochgelobt. Auf deren Homepage www.sbaggers.de kann sich der geneigte User drei oberlustige Melodeien anhören.
Erstens einen Song namens Hasta la Vista Frau Merkel, laut Presseinfo „ein Song zur Wahl und der aktuellen Situation (Dienstwagenaffäre & Finanzkrise) in Deutschland“ sowie unter dem Namen „Deutschland vor“ die designierte Hymne zur WM.
Mir wurde per E-Mail das Passwort für den Zugang zur „Presse-Lounge“ gewährt (Dank, Dank, Dank!) und ich hatte das Privileg, mir beide hochkulturellen Genüsse zu Gemüte zu führen. Wer es mir gleichtun will, muss mir ein Bier ausgeben, dann teile ich mein Wissen. Wer dazu zu geizig ist, der kann auch über einen klitzekleinen Player auf der sbaggers-Seite zumindest des Deutschland-Lied anhören.
Ich zumindest habe durch den Genuss des sBaggerschen Liedgutes zwei Erkenntnisse gewonnen:
1. Manche Dinge sind geschenkt noch zu teuer; wer die CD zum Preis von vier Euro erwirbt, macht definitiv ein Verlustgeschäft.
2. Das Essen der fränkischen Baggerer muss besser sein als ihre Musik. Andernfalls wären die schon längst pleite.

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August Esche und Gustav Bebel. Oder: Wirrschreibendes Fummelhündchen
Der 20. Leipziger 100-km-Lauf ist Geschichte, allerlei Berichte sind erschienen, meinen eigenen werde ich wohl in der kommenden Woche nachschieben. Zuviel zu tun. Was mich aber nicht daran hinderte, die Berichte anderer Leute zu lesen. Auch wenn es dazu Einzelfall mal eines Tipps bedurfte, schließlich bin ich berufsbedingt zwar täglich mehrere Stunden „im Netz“, aber ich stöbere ja nun nicht auf jeder Fummelvereinsseite herum.
Und gerade der dortige Bericht (dem mir namentlich bekannten Hinweisgeber sei hiermit herzlich gedankt) hat mich begeistert. Autor Dietmar Knies, seines Zeichens besagtem Fummelverein im Allgemeinen und dessen Ober-Cheffe intensivst verbunden, hat über den Leipziger 100er umfangreich berichtet.
Kein Wunder, denn während die Mitglieder des LC Auensee Leipzig, der den 100-km-Lauf ausrichtet, entweder als Läufer auf oder als Helfer an der Strecke waren, wieselte Vereinsmitglied Dietmar mit Klemmbrett und Knippse herum, fragte hier, naschte da, erwiderte den einen, aber nicht den anderen Gruß – kurzum, er verhielt sich wie ein getreuer Hofhund seines zwinkernden Herrn.
Seine auf der Seite des Fummelvereins erschienenen Berichte waren überraschend objektiv. Guckst Du hier http://www.vfum.de/index.php?id=1437 und dort http://www.vfum.de/index.php?id=1439 . Na gut, ein wenig nervig gestaltete sich beim Lesen, dass er so ziemlich jedes anwesenden Mitglied des Förderdingensclubs namentlich benannte und zugleich auf dessen Mitgliedschaft bei den Fummlern hinwies. Aber so viele waren’s ja nicht, selbst wenn alle nach Leipzig gekommen wären, da darf man auch namentlich begrüßen. Das ist wie bei der Sächsischen SPD – die passen auch alle in ein Vereinszimmer.
Aber zurück zum Bericht auf der Fummelseite: Was mir beim Lesen (noch einmal unterthänigsten Dank für den lustfördernden Tipp an ...) den Tag rettete, war die Bezeichnung des Austragungsortes. Immerhin, obwohl Dietmar Knies im Herzen Gelnhausen nahe zu stehen scheint, verortete er den 100-km-Lauf vollkommen richtig in Leipzig. Allerdings entging ihm vor lauter Gewiesel und Geschnuppere und Nase-aufs-Klemmbrett-Gedrücke der Name des Stadions: Dieser lautet im Fummelbericht Nummer Zwo „Gustav-Esche-Kampfbahn“, was lustig, aber falsch ist. Wer sein nicht immer demütig neigt, sondern den Blick auch mal hebt, kann am Eingang zum „Objekt“ einen anderen Namen entdecken. Dort (und auch in der Ausschreibung zum 100-km-Lauf) steht, wie von Powerschneggi auch in diesem Jahr genial bemerkt und ablichtete, der Name August Bebels. Extra für Diddi, wenn er an seinem Schreibtisch Kurzweil sucht, der Link: http://www.marathonsammler.de/berichte/article/leipzig-20-leipziger-100-km-lauf-um-den-auensee-15-august-2009-mann-schon-wieder-so-eine-ve/4.html
Damit nicht so viel wertvollen Zeit draufgeht: Es ist das letzte Foto. Wennsde aber och sehen willsd, wie’sde beim Nase-uff-Glemmbredd-Didschen aussiehsd, mussde gurz vorm ledsdn Driddl guggn: Da bisde im Bild.

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Donnerstag, 20. August 2009
Selbstmordanschlag in Borsdorf. Oder: Fiktiver Polizeibericht zum Ableben einer Gartenschere
Am gestrigen Abend stürzte sich in Borsdorf bei Leipzig eine Gartenschere (5) in offensichtlich suizidaler Absicht in den Schacht eines in Betrieb befindlichen Häckslers (12). Der Besitzer (48) der beiden Tatbeteiligten bemerkte diesen Vorfall zunächst nicht. Er wurde darauf erst wegen der schlagartig einsetzenden anormalen Geräuschentwicklung aufmerksam. Dass die deutlich wahrnehmbaren Geräusche nicht von einem Stein, sondern dem besagten Gartenhilfsmittel stammten, unterstrichen die farbigen Kunststoffsplitter sowie einzelne Metallteile im Auswurfbereich des Häckslers.
Nach dem daraufhin veranlassten zeitnahen Abschalten des so genannten Shredders konnte dieser unter Nutzung der herstellerseitig angebrachten Bedienelemente geöffnet und die Bergung der Gartenschere ohne Einsatz von Spezialtechnik vorgenommen werden.
Dem Besitzer bot sich nach eigener Aussage ein erschreckendes Bild. Während der Häcksler den Anschlag praktisch unbeschadet überstanden hatte, erlitt die lebensmüde Schere schwere Beschädigungen an Schneidelementen und Arretierungsmechanismus. Ein vorsichtiger Weitergebrauch ist zwar möglich, aber wegen der eingeschränkten Bedienbarkeit unwahrscheinlich.
Da es sich bei beiden Tatbeteiligten um Geräte deutscher Markenhersteller handelt, wird nicht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund ausgegangen. Der Besitzer gab vielmehr eigene Dummheit als mutmaßlichen Auslöser des Geschehens an. Ihm wurde eine psychologische Betreuung angeboten, die er jedoch zugunsten eines sedierenden Getränkes („Schreckbier“) ablehnte.

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