Mittwoch, 9. Dezember 2009
Harald Schmidt und Hitlers musikalischer Geschmack. Oder: Wo sind politisch korrekten Gutmenschen?
Kaum zu glauben, aber auf die notorischen Bedenkenträger der Nation ist auch kein Verlass mehr. Womöglich sind die üblichen Verdächtigen schon im Weihnachtsurlaub oder aber von Glühwein umnebelt ins Koma gefallen. Was auch nicht schlecht wäre.
Um aber die Leserschaft meines kleinen, politischen Tagebuches nicht auf die Folter zu spannen: Natürlich habe ich einen Grund für diese Behauptung. Nach der Lektüre eines Interwies mit Entertainer Harald Schmidt, fast wortgleich nachzulesen in ziemlich vielen Kulturteilen deutscher Zeitungen, das dieser offensichtlich zum Zwecke der Promotion für seine Mittäterschaft bei der Inszenierung der "Lustigen Witwe" gab, hätte ich Stein und Bein geschworen, dass all die Knoblochs dieser Welt ins kollektive Geheul verfallen würden.

Auf die Frage Marie v. Baumbachs "Die Lustige Witwe war Hitlers Lieblingsoperette. Welche Rolle spielt für Sie die Rezeptionsgeschichte eines Werks?" antwortete Harald Schmidt in fröhlichfrecher Manier:
"Für mich zeigt das, dass der Führer politisch umstritten war, aber musikalisch einen erstklassigen Geschmack hatte. "

So einen schönen Spruch hätten außer Schmidt wahrscheinlich auch noch einige andere Leute drauf, aber die trauen sich nicht, ihn auszusprechen. Dass das obligatorische Geheul der political-correctness-Fraktion ausgeblieben ist, enttäuscht mich da umso mehr ...

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Seelenjäger ohne Feuer und Schwert reloaded. Oder. Die Kreuzritter gehen wieder um
In meinem kleinen, politisch und auch sonst nicht immer korrekten Tagebuch habe ich vor einiger Zeit über die modernen Inquisitoren geschrieben, die im Namen der Mutter Kirche gegen allerlei andersdenkende – sprich: konkurrierende – religiöse Gruppen ins Feld ziehen. Nachzulesen hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1493664/ Stein des Anstoßes war seinerzeit der Auftritt der Internationalen Gesellschaft für Krishnabewusstsein im Rahmen der „Interkulturellen Woche“ im Leipziger Rathaus.
Speerspitze des natürlich vollkommen selbstlosen Kampfes gegen Andersdenkende und vor allem Andersgläubige war damals Solveig Prass, einige putzige Dinge über dieses christelnde Gutmenschlein stehen ebenfalls hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1493664/
Fazit: Die Mutter Kirche (auch die evangelische) mag es nicht, dass ihr Marktanteile verloren gehen und dass sie nicht der einzige Hecht im Karpfenteich der Seelenfischer ist. Folglich geht sie gegen Mitbewerber vor – und ist dabei nicht immer zimperlich in der Wahl ihrer Mittel.

Soweit, sogut. Doch nun mag sich der eine oder andere Leser meines Tagebuches fragen, warum ich einer solch heuchelnden Moralblase, wie sie zumindest Teile der Mutter Kirche zweifelsohne darstellen, nun einen neuen Eintrag widme. Ganz einfach: Die Heillige Solveig geht wieder um. Auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt entdeckte sie eine neuerliche Bedrohung des Seelenheils, erspähte gar ein weiteres Konkurrenzunternehmen, das der Mutter Kirche womöglich Seelen (und Steuerzahler) abspenstig machen könnte.
Objekt der Feindschaft ist diesmal ein Marktstand, an dem weder Glühwein noch fette Schweinswürstel, sondern etwas viel, viel, viel Schlimmeres feilgeboten wird: Putzige Puppen.

Die heißen Kumquats und werden von der L. Bodrik KG hergestellt. Jene nun wieder werde nach „streng scientologischen Grundsätzen geführt“, darf Gutmensch Solveig Prass in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, verkünden und unterstütze die Scientologen. Und die Seelenretterin darf weiter vom Leder ziehen, dass die Schwarte kracht. Sie spricht von Adoption der Puppen, von einer angeblichen Adressensammlung durch den Hersteller und von künftiger Post, die die Käufer von den Scientologen bekommen. Die Stadt Leipzig müsse, so die Forderung der empörten heimlichen Streiterin im Namen des Kreuzes, dem Treiben der Scientologen das Handwerk legen.

Nun gut, die Stadt ging auf diese vollkommenen uneigennützigen Forderungen bisher nicht ein und gedenkt wohl, das auch (zumindest solange der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr dauert) nicht zu tun. In einer Pressemitteilung wurde verkündet, dass eine gültige Platzzuweisung für den Stand vorliegt und für eine Schließung keine Handhabe bestehe. Punkt und gut?

Eher nicht. Die geneigten Leser meines kleinen Tagebuches mögen ein wenig darüber nachdenken, ob wir womöglich ins Mittelalter zurückgekehrt sind. Damals reichten ein Verdacht oder eine Denunziation a’la Solveig Press, um jemanden auf dem Scheiterhaufen zu bringen. Und wenn besagte Gutmenschin gegen die Kumquat-Hersteller ins Feld führt, dass diese wohl Spenden an die Scientology-Church abdrücken und folglich pöhse, pöhse, pöhse seien, so lässt dass eine ziemlich mittelalterliche Geisteshaltung erkennen.
Mal nachdenken: Welche DAX-Konzerne hatten innerhalb der vergangenen zehn Jahre geschäftliche Kontakte zu Schurkenstaaten bzw. Unternehmen, die in diesen ansässig oder für diese sind? Welche DAX-Konzerne haben Potentaten in allen möglichen Ländern geschmiert, in denen Menschenrechte mit Füßen getreten werden? Und welche parteinahen Stiftungen haben von Deutschland aus sehr, sehr seltsame Gruppierungen in aller Welt unterstützt?
Aber zurück zu Solveig Press und ihrem Feldzug gegen die vermeintlich scientologisch angehauchten Puppenhändler. Sekundiert wurde die Seelenjägerin in bewährter Weise von meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Ähnlich wie im „Fall“ des bereits erwähnten „Krishna-Skandals“ fand Solveig Prass auch diesmal wieder einen journalistischen Dienstleister mit überschaubarem Qualitätsanspruch, der sich ihre Argumente wohl in den Block diktieren ließ. Verlautbarungsjournalismus nennt man so was wohl und das ist so ziemlich das Gegenteil von sauberer Recherche.
Aber es wäre ungerecht, meinem werten Kollegen Frank Döring zu unterstellen, er habe gar nicht recherchiert. In seinem Kommentar unter dem Titel „Ignoranz wäre verantwortungslös“ stößt er nicht nur ins Press-Horn, sondern lässt uns auch an Einzelheiten seiner tiefgründigen Recherche teilhaben. Frank Döring hat nämlich tatsächlich recherchiert, er hat bei Google die Begriffe „Kumquats“ und „Scientology“ eingegeben und mehr als 6.000 Treffer erhalten.

Toll. So prüft man die Relevanz einer Information. Das ist journalistisches Handwerk, Qualitätsjournalismus vom Allerfeinsten. Gleich mal probieren. Beispiel gefällig?
„LVZ“ und „schlecht“: 12.100 Treffer, also stimmt es.
„LVZ“ und „falsch“: 8.800 Treffer, also stimmt es.
„Kirche“ und „Verbrecher“: 189.000 ...
„Kirche“ und „abschaffen“: 662.000 ...

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Dienstag, 27. Oktober 2009
Wolfgang Schäuble und die Mini-Playback-Show. Oder: Vom Saulus zum Paulus
Deutsche Bundespolitik ist ein wenig wie Mini-Playback-Show: Wolfgang Schäuble, eben noch Bundesinnenminister, wird plötzlich Bundesfinanzminister. Gerade hat er noch gelauscht und gespitzelt und nun ... soll er den Steuerbürgern in die Taschen spähen; ääähm - so groß ist ja der Unterschied nun doch nicht.

Aber weil ich Eingangs von der Mini-Playback-Show geschrieben habe, fällt mir etwas ein. Diese nette Sendereihe kam (kommt? Gibt es die noch?) aus den Niederlanden. Von dort kommen außer Käse, Tomaten und so auch wirklich hervorragende Journalisten. Mein persönlicher Favorit ist dieser:



Wirklich sehenswert. Dem geneigten Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sei insbesondere empfohlen, die Mundwinkel der Herren Westerwelle und Seehofer zu beobachten. Auch der rechts neben dem Fragesteller sitzende Journalist ist nochmaliges Anschauen des Videos wert; er demonstriert eine bemerkenswerte Selbstbeherrschung, rutscht aber letzten Endes doch ins Grinsen ab. Schööön.

Wer noch ein paar Minuten Zeit hat, kann seine Erinnerungen zur fiskalischen Vorgeschichte des designierten Bundesfinanzministers hier auffrischen - ebenfalls ein genuss, so nach ca. 4 Minuten hat das Video (obwohl schon alt) eine geradezu beklemmende Aktualität:




Offen bleibt natürlich wirklich die Frage, was einen gescheiterten Kassenwart und Spendenverschwurbelvirtuosen wie Wolfgang Schäuble dazu befähigt, das Finanzministerium zu leiten.

Aber da kommt wieder Ähnlichkeit zur Mini-Playback-Show. Dort muss man ja auch nicht singen können, sondern nur die richtigen Klamotten haben und so tun als ob.

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Freitag, 23. Oktober 2009
Hilft Dir immer. Oder: Wie ich zum Geldverleiher wurde.
Dem einen oder anderen Leser meines kleinen, politisch und auch sonst nicht immer korrekten Tagebuches ist sicher der nette Slogan „Hilft Dir immer“ geläufig – allen anderen sei der Tipp gegeben, dass mit besagtem Spruch eine Versicherungsgesellschaft für sich wirbt, deren Name mit drei Buchstaben abgekürzt wird. Diese haben zwar eine andere Bedeutung, können aber auch als „Hilft Dir immer“ übersetzt werden. Soviel dazu, mehr Brücke gibt’s nicht, auch nicht für Esel.
Weiter im Text. Besagte Versicherung inseriert in einer von meinem Büro betreuten Kundenzeitung, die dafür gestellten Rechnungen wurden in den vergangenen Jahren zuverlässig bezahlt – zwar immer sehr deutlich nach Ablauf der eingeräumten Frist, aber das ist ja auch eine Form der Berechenbarkeit und man konnte sich darauf verlassen.
Gestern wäre wieder einmal eine Rechnung zu begleichen gewesen, doch ich hatte nicht wirklich mit einem Zahlungseingang gerechnet. So große Wunder gibt es seit der Kreuzigung Christi nicht mehr. Zumindest nicht bei diesem Kunden, auch nicht kurz vor Beginn der Adventszeit.
Nein, besagter Kunde blieb sich treu und zahlte nach Ablauf der 14-tägigen Frist natürlich noch nicht. Aber immerhin: Es gab eine Überraschung. Zu abendlicher Stunde – exakt 18.55 Uhr – lief in meinem Büro ein Fax ein, auf dem ich unschwer meine Ursprungsrechnung erkennen konnte. Der Name der Leipziger Niederlassung meines Kunden hatte sich geändert, folglich wurde um Neuausstellung der Rechnung gebeten. Soeben passiert.
Allerdings: Dass sich Namen und Zuständigkeiten ändern, habe ich bei anderen Kunden schon oft erlebt. Meist schicken diese mir in einem solchen Fall eine Nachricht und bitten „um Beachtung“. So etwas nennt man „seriöse Geschäftspraktiken“. Wer fünf Minuten vor Ultimo Adressänderung verschickt, macht seinen Lieferanten zum unfreiwilligen Kreditgeber und darf sich nicht wundern, wenn er einen neuen Slogan verpasst bekommt: „Hilft sich selbst.“

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Donnerstag, 22. Oktober 2009
Ein Schlag aus der PR-Küche. Oder: A 380 wird in Leipzig Anflüge üben. Teil 2
Hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1512856/ habe ich vor kurzem einige Zeilen zu den im kommenden Jahr geplanten Touch-And-Go-Flügen des Airbus A 380 in Leipzig geschrieben. Damit der Text nicht wieder einer meiner schon berühmt-berüchtigen Bandwürmer wird, habe ich meine Anmerkungen zur heutigen Veröffentlichung meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung www.lvz.de noch ein wenig ausgebremst und lasse sie erst jetzt raus.
Eines vorab: Der Text ist leider nicht in der frei zugänglichen Online-Ausgabe verfügbar. Hier gibt es die pdf http://epaper.lvz-online.de/cgi-bin/eZeitung/ezeitung/pdf.html?a-e_pdf_map-sz_Pdf=PDF2009102201247%2fCIT%2f022.pdf – keine Ahnung, wie lange sie frei zugänglich sein wird.

Zurück zum heutigen Text: In weiten Teilen erweist sich Verfasser Roland Heinrich als Wiederkäuer, denn er wiederholt in etwa den halben Artikel lang die PR-Informationen aus dem gestrigen Artikel. Das füllt die Seite und macht außerdem nix, denn der DAL (Dümmst anzunehmender Leser) merkt das nicht.
Und weil wir gerade beim DAL sind: Für diese Zielgruppe kommt im Text Lutz Brose zu Wort. Er ist Plane Spotter und wird u.a. hier http://www.svz.de/lokales/parchim/artikeldetails/article//donnergott-ueber-puett.html und hier zitiert http://28801.forum.onetwomax.de/topic=102776908130 . An seiner Homepage http://www.leipzig1.de/index.html bastelt er noch und hat dabei wohl auch die nötige Ruhe, denn als Bewohner der Leipziger Franzosen-Allee dürfte der Fluglärm ihm am A... vorbeigehen, sofern er selbigen nicht gerade am Rande des Rollfeldes platziert hat. Aber das tut er ja freiwillig, deshalb zitiert ihn die heutige LVZ als Sprecher der gesamten Spotter-Gemeinschaft: „Das wird ein absolutes Highlight für uns.“ Schön für ihn, dumm für die Anwohner des Flughafens, die die 40 Extra-Flüge sicher nicht als highlight empfinden werden.

Immerhin: In der LVZ Peter Haferstroh von der BI Gegenlärm sein Bedauern ausdrücken. „Das bedeutet wieder mehr Lärm für die Anwohner.“ Haferstroh mahnte zudem „richtige Schallschutzmaßnahmen“ von Seiten des Flughafens an. Ich habe auch immer so seltsame Wünsche, die mir leider niemand erfüllt.

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Ein Schlag aus der PR-Küche. Oder: A 380 wird in Leipzig Anflüge üben. Teil 1
In ihrer gestrigen Ausgabe präsentierte meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, ein wirklich schönes Stück Propaganda-Prosa, mit dem einige der unerreichten Altmeister des vergangenen Jahrhunderts recht zufrieden gewesen wären. Unter dem Titel „Airbus A380 absolviert Starts und Landungen“ war ein Text zu bestaunen, der auf einer ddp-Meldung basierte, nachzulesen hier http://www.pr-inside.com/de/testfl-uuml-ge-mit-dem-airbus-a-r1537270.htm und hier http://www.newsxl.com/index.php/component/content/20622223?task=view&view=article .
In der LVZ steht’s noch ein wenig ausführlicher, aber dennoch bleibt es ein ausstellenswertes PR-Machwerk. Besonders schön ist diese Fassung http://www.lvz-online.de/aktuell/content/114679.html im Online-Auftritt der LVZ.
Lesen wir’s mal genauer:
„Mit dem Airbus A380 ist Mitte 2010 das derzeit größte Passagierflugzeug der Welt zu Gast auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Das bestätigte Uwe Schuhart vom Flughafen auf Anfrage der LVZ-Online. Grund für den Besuch sind so genannte Touch-And-Go-Flüge, bei denen die speziell für den A380 ausgebildeten Piloten Starts und Landungen üben.“
Touch-And-Go steht für Flüge, bei denen eine Maschine landet, jedoch nicht ausrollt und abgestellt wird, sondern gleich wieder startet. Das soll lt. LVZ Mitte 2010 an einem Trainingstag in Leipzig immerhin 40 Mal passieren. Also runter die Kiste, Fuß auf die Bremse, Umkehrschub, einmal Runway entlang, dann Startschub, Ehrenrunde über Leipzig, neuer Anflug, runter die Kiste und so fort.
Laut Eigenwerbung http://www.leipzig-halle-airport.de/media/files/lej/unternehmen/publikationen_medien/unternehmensportraet_fh_leipzig_halle_august2009.pdf gab es auf dem Flughafen Leipzig/Halle im ersten Halbjahr 28.503 Flugbewegungen, macht rund 157 pro Tag. Kommen ein einem Tag 40 dazu, entspricht das einem Plus von einem runden Viertel. Das fällt schon auf, zumindest dann, wenn dieser Zuwachs über einen hinweg fliegt.

Aber weiter im Jubeltext meiner Lokalpostille:
Flughafen-Pressesprecher Uwe Schuhart wird in der LVZ mit folgenden Worten zitiert: „Wir haben im Tagesgeschäft die nötigen Kapazitäten um solche Flüge einzubinden ...“ Übersetzen wir das mal frei ins Deutsche: Unser Flughafen ist nicht wirklich ausgelastet und wir sind froh, dass die Lufthansa für Starts und Landungen noch etwas Geld in die Kasse bringt. Cargo fliegt eh nachts, da stört der A 380 nicht.

Gerade im Stile des unerreichten Altmeisters Joseph Paul Goebbels wird außerdem verkündet:
„Einen gesteigerten Geräuschpegel müssen die Anwohner indes nicht fürchten. Zwar handelt es sich bei dem Flugzeug um eine riesige Maschine, die immerhin um die Hälfte größer ist als eine Boeing 747, laut Schuhart sei es aber auch relativ leise. Nach Angaben von Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber ist die Lärmbelästigung sogar geringer als bei den meisten aktuellen Flugzeugen.“
Mal im Klartext: Auch ein relativ leises Flugzeug macht Krach. Nur eben weniger als ein relativ lautes. Auch wenn schon Krach da ist – kommt weiterer Krach dazu, wird es lauter. Für die lärmgeplagten Anwohner dürfte besonders unangenehm sein, dass der A 380 in relativ ruhigen Zeiten seine Touch-And-Go-Manöver fliegen und seine Ehrenrunden über Leipzig und Umgebung drehen wird.
Dass der A 380 laut PR-Mann Weber weniger Getöse als die meisten aktuellen Flugzeuge verursacht, ist ein Brüller besonderer Art. Gegen die turboproppenden Cargoflieger und die amerikanischen GI-Transporter, die hier ansonsten rumgurken und über den Nachthimmel karriolen, wäre sogar ein Russenpanzer T 72 leise – so er denn flöge.

Beglückend ist auch der Schlusssatz aus dem Munde Webers: Die Lufthansa wird die Öffentlichkeit selbstverständlich rechtzeitig über den Zeitplan der Eingewöhnungsflüge informieren. Immerhin seien solche Aktionen wahre Besuchermagneten, zu denen zahlreiche Schaulustige zu erwarten sind.

Es wird also mit Ankündigung gestört, und die Betroffenen dürfen sich schon auf die Plane-Spotter freuen, die als akustische Katastrophentouristen durchs Land reisen und sich vor Freude bepinkeln werden, den A 380 auf den Chip zu bekommen. Leiser wird’s dadurch auch nicht.

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Mittwoch, 21. Oktober 2009
Modern Times bei der LVZ. Oder: Hurra, endlich ein Link!
Bald nun ist Weihnachtszeit, die Zeit der Wunder. Da dürfen sich auch im Oktober schon kleinere Mysterien ereignen. So zum Beispiel bei meiner Lokalpostille, der qualitätsjournalistisch ausgerichteten Leipziger Volkszeitung. Deren Macher brachten es heute doch tatsächlich fertig, in einem Beitrag auf der Titelseite einen Link zu platzieren. Oh, preiset den Herren, dessen Güte unermesslich und dessen Wege wahrhaft unerforschlich sind, ein Link!
In einem Beitrag über die am kommenden Wochenende in Pirmasens stattfindenden Sudoku-Meisterschaften darf der geneigte Leser nicht nur allgemeines Geschwafel lesen, sondern sogar erfahren, dass er auf www.logic-masters.de zusätzliche Informationen zur Veranstaltung findet. Kaum zu glauben, dass ein Holzmedium wie die Leipziger Volkszeitung einen Link setzt, der nicht auf ihre eigenes Angebot www.lvz-online.de verweist.
Aber wahrscheinlich freue ich mich zu früh - diese Schwalbe macht nicht nur noch keinen Sommer, sie ist wahrscheinlich nicht mal eine solche, sondern ein krummer Vogel. Sicher handelt es sich hier nur um einen Fehler bzw. ein Versäumnis, der zuständige Redakteur hat beim Bearbeiten der ddp-Meldung verbumfiedelt, den Link auszumerzen und wurde dafür bereits abgewatscht. Armer Andreas!

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Dienstag, 20. Oktober 2009
Multiorgasmus mit der Telekom. Oder: haben die eigentlich noch alle ... Daten im Computer?
Am gestrigen Abend ereilte mich zu mittelspäter Stunde ein Anruf von der Deutschen Telekom, genauer gesagt von der (0800) 3009926. Eine überaus freundliche, leicht angeschwäbelte Weibsperson flötete mir Nettigkeiten ins Ohr, so in der Art „langjähriger Kunde“, „Dankeschön für treue Kunden“ und was solcherart akustisches Vorspielereien alles sind. Als mittlerweile recht abgebrühtes Zielobjekt so ziemlich aller deutschsprechenden Call-Center-Agenten ließ ich die Dame gewähren, denn schließlich tippte ich seit einer halben Stunde am Grußwort eines Kunden und war für Ablenkungen empfänglich.
Nach ihrem recht nett gegurrten Verbalgefummel kam die Callschwäblerin zügig auf den Punkt. Selbiger war das Angebot, drei Monate lang zum Nulltarif das Homepage-Paket „Basic“ zu nutzen. Die benötigte Software sollte ich gleichfalls „für lau“ dazu erhalten und – selbst im äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass ich nach den drei Monaten nicht überzeugt sein sollte – weiter nutzen dürfen. Als freundlicher Zuhörer wusste ich, was nun kommen würde: Die Frage aller Fragen. Und sie kam, die Dame, mit der Frage: „Und, wie klingt dieses Angebot für Sie, Herr Dreilich?“
Meine Antwort – obwohl frei von Arg und nach bestem Wissen und Gewissen gegeben – brachte Miss Magenta aus dem Konzept. „Sehr gut, da kann man nicht nein sagen.“ Kurze Pause, die Dame holte Luft, um für den Höhepunkt fit zu sein – doch ich fiel ihr ins Wort, ehe sie ein professionelles "Jjaaaaaaaahhh" ins Headset schreien konnte. Coitus interruptus. „Aber dennoch wird es nichts. Ich habe nämlich schon einen Homepageservice. Von Telekom, T-Online oder wie die gerade heißen mögen. Mein Paket heißt Advanced, was soll ich da mit ‚Basic’ anfangen?“
Dumm gelaufen, irgendein Depp hatte ein falsches Häkchen gesetzt und der Frau am unteren Ende der Nahrungskette falsch selektierte Daten auf den Schirm gespielt. Sie rief einen Bestandskunden an, wurde ohne Aussicht auf Erfolg in den Kampf geschickt.
Was nun kam, überraschte mich allerdings. Ich sei mit ‚Advanced’ zwar bestens versorgt, viel besser als mit ‚Basic’ übrigens, wie der Name ja bereits sagt. Aber ich könne doch trotzdem von dem Treue-Angebot Gebrauch machen, den nicht benötigten Service drei Monate lang testen und die tolle Software behalten. Irgendwie kam mir in diesem Moment das Schlagwort vom „vorgetäuschten Orgasmus“ in den Sinn, aber das ist wahrscheinlich meiner schmutzigen Phantasie zuzuschreiben. Oder es liegt daran, dass ich als DDR-Kind zu zeitig aufs Töpfchen musste.
Dankend lehnte ich ab und konnte mir den leisen Hinweis nicht verkneifen, dass das doch irgendwie unmoralisch sei ... so wegen der Zugabe und der nicht vorhandenen Absicht, die Leistung zu nutzen.
Doch die Telekom-Dame gab die Hoffnung nicht auf, einen Abschluss zu erzielen. Sie ignorierte meinen Hinweis auf bereits bestmögliche Versorgung und ging in ihrer Checkliste einfach zum nächsten Punkt über. Sie könne mir ein weiteres tolles Angebot machen, schwäbelte es nun aus dem Hörer. Nach einigem Vorspielgelaber kam sie auf den Punkt und informierte mich über die Tücken moderner IT. Irgendetwas gehe meistens nicht, dann sei guter Rat gefragt und – dank Telekom – nicht zwingend teuer. Schon für einige wenige Euro im Monat stünden mir die Hotline-Profis der Telekom mit ihrer geballten Kompetenz zur Seite und würden jede, wirklich jede Tücke des weltweiten Netzes und meiner lokalen IT-Infrastruktur lösen – notfalls sogar per Fernzugriff. Letzteres natürlich nur, wenn ich dazu Willens wäre.
Doch ich blieb hartherzig und beendete die sich anbahnende Fernzugriffsromanze. Mit dem schockierenden Hinweis, dass ich 95 Prozent meiner Probleme mit eigener Hand zu lösen pflege, outete ich mich als schlimmer Finger, gewissermaßen als IT-Masturbierer. Und ehe sie hinsichtlich der verbleibenden fünf Prozent Hoffnung schöpfen konnte, verwies ich auf einen Kunden im IT-Bereich, der mir in wirklich schwierigen Fällen zur Seite stehe.
Auch wenn der unsichtbaren Anruferin spätestens jetzt auch klar wurde, dass unsere zarte Beziehung über dieses Stadium des unschuldigen Vorspiels nie hinauskommen würde, so verabschiedete sich doch überaus freundlich und mit den allerallerbesten Wünschen von mir. Ich hoffe doch, dass sie auch ihren Spaß hatte. Mir jedenfalls hat es gefallen.Wäre ich ein Raucher, wäre nun ein Zigarettchen fällig. Danke, Telekom! Und nun weiter mit dem Grußwort ...

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Dienstag, 13. Oktober 2009
Wolfgang Schäuble tritt zurück. Oder: Doch nicht - leider war alles nur ein Hack.
Gengenbach? Nie gehört. Was durchaus daran liegen kann, dass das Schwarzwaldstädtchen außer Wein und – naaaa? – Schwarzwaldklinikkulisse nicht viel zu bieten hat und dass es hier nicht mal einen anständigen Lauf gibt. Dass ich nun doch von Gengenbach gehört habe, liegt an einem unbekannten Schwerenöter (Pfui Deibel aber auch!), welchselbiger die hausbackene Homepage des CDU-Ortsverbandes www.cdu-gengenbach.de ein wenig aktualisiert hat. Er platzierte auf der ansonsten nicht wirklich tosenden Site die Nachricht vom Rücktritt Dr. Wolfgang Schäubles von seinem Amt als Bundesinnenministert. Leider ist der böse, böse Eintrag mittlerweile wieder entfernt worden. Schäuble, zu dessen Wahlkreis auch Gengenbach gehört, sah sich indess genötigt, unter http://www.wolfgang-schaeuble.de/index.php?id=36 darauf hinzuweisen, das die Meldung frei erfunden sei und jeder Grundlage entbehre. Schaaaaade ... dass man den bösen Hacker noch nicht gefasst hat.

Satire-Modus „on“
Aber das zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, dass Wolfgang Schäuble und Zensursula von der Leyen nicht müde werden, die bösen, bösen Kinderpornographisten, Hacker, Zugangserschwerungsumgeher und andere versierte Internetuser anzuprangern. Nur gut, dass unsere Bürgerrechte bei solchen Streitern in den besten Händen sind.
Satire-Modus „off“

Wolfgang Schäuble ist in Sachen Hacker übrigens ein gebranntes Kind. Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, dass unbekannte Cyberterroristen des Wolfgangs Seite www.wolfgang-schaeuble.de enterten (guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1334936/ ) und sogar so gemein, gemein, gemein waren, das Passwort des IM Schäuble publik zu machen: Gewinner.
Das wurde ihnen leicht gemacht, denn die Betreiber der Schäuble’schen Agitprop-Plattform hatten schlampig gearbeitet: Sie verzichteten darauf, das verwendete Content Management System (CMS) „Typo 3“ durch das Einspielen sicherheitsrelevanter Patches zu immunisieren. Dumm gelaufen.
Wollen wir wetten, dass auch die Gengenbacher Hackeropfer Typo 3 verwenden und dass deren CMS seit Ersteinrichtung nicht gepatcht wurde? Gewinner!

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Nächtlicher Lärm und Herzinfarkt. Oder: Keine Zensur, nur Unfähigkeit bei der Leipziger Volkszeitung
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“, berichtete in der vergangenen Woche über die Schädlichkeit des Nachtlärms. Allerdings kamen nicht alle Leser in den Genuss dieser durchaus wichtigen Information, sondern „nur“ die Landeier, d.h. die Leser einer der Kreisausgaben der LVZ. Die schwindende Zahl der Leser in der Stadt Leipzig durfte am 9. Oktober auf der LVZ-Titelseite statt besagter dpa-Meldung zum Thema Nachtlärm eine Eigenanzeige der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft genießen – zum Thema „Probeabo zum Nulltarif“. Meines Wissens – und ich weiß ziemlich viel – wurde die Erkenntnis, dass laute Geräusche während des Schlafes zu Herzinfarkten führen können, den Lesern der Stadtausgabe der LVZ auch nicht nachgeliefert.
Nun könnte der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches auf die abwegige Idee kommen, dass hier Zensur im Spiele gewesen ist und die Weglassung des Themas ganz bewusst erfolgt ist, z.B. weil in Leipzig eine beachtliche Anzahl von Menschen vom Nachtfluglärm des Flughafens Leipzig/Halle betroffen ist – Stichwort Südabkurvung.
Aber das ist sicher falsch. Denn erstens steht ja schon in Artikel 5 des Grundgesetzes, dass eine Zensur nicht stattfindet. Und zweitens gehört das vorausschauende Denken nicht zu den Stärken der LVZ-Macher. Etwas anders wäre die Situation freilich, wenn der Flughafen Leipzig/Halle als guter Kunde der LVZ in den heiligen Hallen des Verlagsgebäudes vorgesprochen oder gar schon vor einiger Zeit eine entsprechende „Wir-haben-uns-doch-alle-lieb“-Vereinbarung getroffen hätte. Dass es solche Vereinbarungen mit Leipziger Unternehmen gibt bzw. gab, ist mir aus meinem beruflichen Tun hinlänglich bekannt, aber ich werde natürlich nicht behaupten, dass im vorliegenden Fall ein solcher Deal Einfluss auf die (Nicht-)Veröffentlichung hatte.

Doch zurück zur LVZ, dem gestörten Nachtschlaf und dem Herzinfarkt. Da ich außerhalb der Stadt wohne, konnte ich mir die abgedruckte dpa-Meldung zu Gemüte führen. Fazit: Bei jedem fünften Europäer geht es im Bett nachts zu laut zu – ohne eigenes Dazutun, versteht sich –, sodass die Gefahr von Krankheiten gegeben ist. Der nächtliche Lärm kann zu Schlafstörungen/-losigkeit führen, aber auch Bluthochdruck und Herzinfarkte verursachen. Zu Schädigungen komme es auch dann, wenn die Betroffenen z.B. durch nächtlichen Flugverkehr nicht aufwachen. Fazit der WHO: Runter mit den Grenzwerten auf maximal 40 dB – das wäre das Aus für praktisch alle Nachtflüge.

Wie üblich, hat die LVZ natürlich darauf verzichtet, dem stark eingeschränkten Kreis der Leser besagter dpa-Meldung durch Links den Zugang zu ergänzenden Informationen zu erleichtern. Im Text ist zwar von „neueren Forschungsarbeiten“ die Rede, aber das war’s auch schon mit dem Vorspiel. Mehr kommt nicht bei den Machern der verholzten Uraltzeitung.

Also dann. Weil ich ein netter Mensch bin, liefere ich meinen geneigten Lesern – vor allem den Nutzern der Seite http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ das nach, was meine werten Damen und Herren Kollegen von der Lokalpostille aus Faulheit oder Unfähigkeit unterlassen haben:
Auf 3sat findet sich die ein wenig aufgepeppte dpa-Meldung, der geneigte Leser erfährt dort
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/86006/index.html zumindest, um welche „neueren Forschungsarbeiten“ es geht und dass sogar deutsche Wissenschaftler mit im Boot waren bzw. sind.
Recht interessant ist auch dieser (nicht ganz frische) Artikel in der Welt http://www.welt.de/wissenschaft/article1664231/Fluglaerm_treibt_Blutdruck_auch_im_Schlaf_hoch.html , hier werden einige Ergebnisse von Untersuchungen in Berlin genannt. Dort soll es ja auch Fluglärm geben ...
Wer es wirklich genau wissen will, dem sei die Lektüre des European Heart Journal empfohlen. Dort wurden nämlich die „neueren Forschungsarbeiten“ publiziert: http://eurheartj.oxfordjournals.org/cgi/content/full/29/5/658?maxtoshow=&HITS=10&hits=10&RESULTFORMAT=&fulltext=noise+blood+pressure&searchid=1&FIRSTINDEX=0&resourcetype=HWCIT

Sollte sich nun der eine oder andere meiner faulen und/oder unfähigen Kollegen von der Lokalpostille LVZ mit dem Argument herausreden wollen, dass ihnen die Zeit zu solcherart Recherchen fehlt, sei diesen entgegnet, dass das Herausfinden der fehlenden Links – nebenher beim zweiten Frühstück – keine fünf Minuten in Anspruch genommen hat.

Fazit: Beim Lesen in der Leipziger Volkszeitung komme ich immer häufiger zu einer alternativen Deutung des Kürzels „LVZ“: Leider verlorene Zeit.

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