Donnerstag, 11. Oktober 2012
Reisen bildet Teil 2. Oder: Griechenland ohne Merkelbrille
Im vergangenen Monat hatte ich Gelegenheit, mich ein wenig zwischen Athen und Korinth und auf dem Peloponnes umzusehen. Wirklich nur ein wenig, aber da ich vergleichbare Gelegenheiten bereits 2010 (damals wesentlich ausführlicher) und 2011 hatte und ich nicht mit Merkelforce One unterwegs war, haben meine Eindrücke schon ein wenig Realitätsbezug.

1. Die Griechen sind hart im Nehmen und stecken was ein. Das meine ich jetzt nicht ironisch. Im Gegenteil. Würde man die deutsche Bevölkerung mit Sparmaßnahmen von griechischem Ausmaß behelligen und Besitzstände im öffentlichen und privaten Sektor so gravierend beschneiden wie in Hellas geschehen, brauchten wir in Deutschland weder Licht noch Heizung, denn dann würde hier die Luft brennen.

2. Die EU kippt Fördermittel ohne Sinn und Verstand nach Griechenland. Die Nationalfarbe blau sieht man nicht nur auf den zahlreichen Flaggen, sondern mindestens ebenso oft auf Schildern mit dem EU-Logo. Da werden mitunter wundersame Dinge gebaut, verlegt oder saniert, für die die EU die Knete schickt. Mein drastischste Beispiel erlebte ich 2010 in einem gottverlassenen Gebirgsdorf auf dem Peloponnes, das über eine magere Freileitung fragwürdiger Stabilität mit Strom versorgt wird. Das Kaff ist von der nächsten Straße, die diesen Namen noch verdient, etwa zehn Kilometer entfernt und nur über ein mehr oder minder befestigtes Weglein zu erreichen, das sich zu den maximal 20 Häusern in abenteuerlichen Serpentinen emporwindet. Ausgebremst wurde ich von einem Fahrzeug, das diesen Weg vor mir emporkrabbelt. Mit einem riesigen Diamantrad wurde ein Schlitz ins Weglein gesägt. Hinein kam, man höre und staune, ein Glasfaserkabel, das den 20 Hütten zu einem Breitbandanschluss verhalf. Ein großes Schild kündete mit noch größeren Euro-Zahlen von der Förderung durch die EU. In Deutschland heißt es beim Thema Breitband im ländlichen Raum in der Regel "Wirtschaftlich nicht darstellbar.".

3. Die Griechen machen nicht jeden Scheiß mit. E10? Umweltplakette? Fehlanzeige! Gut so!

4. Die Krise ist an allen Ecken und Enden zu sehen. Da ich z.B. 2010, 2011 und 2012 Ende September jeweils zum selben Wochentag und zur selben Uhrzeit vom Athener Zentrum in Richtung Korinth unterwegs war, ist mir nicht entgangen, wie sehr der Straßenverkehr nachgelassen hat. Das betrifft die privaten Pkw, noch deutlicher aber den Lkw-Verkehr. Deutlich sichtbar ist auch der Rückgang der Touristenzahlen, aber auch die Kundenfrequenz in den unzähligen Kneipen im Athener Zentrum sowie in all den Ramsch- und Souvenirläden rund um die Akropolis.
Aber es gibt nicht nur Rückgang, sondern auch Zuwächse: Die Zahl der "Zu verkaufen"-Schilder ist geradezu explodiert. Ganz gleich, ob Betriebsgrundstück an einer Ausfallstraße, halbfertiges Invest-Projekt oder Auto - die Schilder sind allgegenwärtig. So sieht Krise aus.

Und wie geht es weiter?
Ein paarhundert Milliarden später wird wahrscheinlich auch der letzte Politfanatiker in Berlin, Paris und Brüssel einsehen und zugeben (!), dass die Sache mit dem Euro gelaufen ist. Griechenland hat auf alle Fälle Zukunft und gute Chancen, aus der Misere wieder herauszukommen - aber nicht unter der Euro-Flagge.

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Europäisches Gemeinschaftsessen. Oder: Wie im richtigen Leben
Ein netter Mensch versorgt mich regelmäßig per E-Mail mit Schmunzelstoff. Gestern enthielt seine Sendung einen Text, der mich irgendwie an die aktuelle Lage in Europa erinnert. Also mache ich es mir ganz leicht und bringe dieses sehr lehrreiche Stück Wortkunst den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches zur Kenntnis:

"10 Männer - ein Grieche, ein Italiener, ein Franzose, ein Portugiese, ein Spanier, ein Zypriot, ein Finne, ein Österreicher, ein Holländer und ein Deutscher - treffen sich regelmäßig zum Essen. So war es auch wieder in der letzten Woche. Die Rechnung für alle zusammen betrug genau 500,00 Euro, denn man speiste schon sehr gern auf hohem Niveau. Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern und das sah ungefähr so aus:
- Vier Gäste (der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener) zahlten nichts.
- Der Zypriot zahlte 1 Euro. Der Franzose 5 Euro.
- Der Österreicher 50 Euro. Der Finne 80 Euro.- Der Holländer 100 Euro.
- Der Zehnte (der Deutsche) zahlte 264 Euro.
Das ging schon eine ganze Weile. Immer wieder trafen sie sich zum Essen und alle waren zufrieden. Bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte in dem er vorschlug, den Preis für das Essen um 50 Euro zu reduzieren. "Weil Sie alle so gute Gäste sind!"

Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die 10 nur noch 450 Euro, aber die Gruppe wollte unbedingt beibehalten so zu bezahlen, wie das bisher üblich war. Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos. Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus? Wie konnten sie die 50 Euro Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte?

Die sechs stellten schnell fest, dass 50 Euro geteilt durch sechs Zahler
8,33 Euro ergibt. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und der sechste Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen. Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte wie er insgesamt beisteuere. Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen. Heraus kam folgendes:
- der Zypriot, ebenso wie die ersten vier, zahlte ab sofort nichts mehr (100% Ersparnis).
- Der Franzose zahlte 3 € statt 5 € (40% Ersparnis).
- Der Österreicher zahlte 45 € statt 50 € (10% Ersparnis).
- Der Finne zahlte 72 € statt 80 € (10% Ersparnis).
- Der Holländer zahlte 90 € statt 100 € (10% Ersparnis).
- Der Deutsche zahlte 239 € statt 264 € (11% Ersparnis). Jeder der sechs kam bei dieser Lösung günstiger weg als vorher und die ersten vier aßen immer noch kostenlos.
Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so ideal wie sie dachten. "Ich hab' nur 2 Euro von den 50 Euro bekommen!" sagte der Franzose und zeigte auf den Deutschen, "Aber er kriegt
25 Euro!". "Stimmt!", rief der Zypriot, "Ich hab' nur 1 Euro gespart und er spart mehr als zwanzigmal so viel wie ich".
"Wie wahr!!",rief der Österreicher, "Warum kriegt er 25 Euro zurück und ich nur 5? Alles kriegen mal wieder die reichen Deutschen!".
"Moment mal" riefen da der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener aus einem Munde, "Wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!!". Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Deutschen los und verprügelten ihn.
Am nächsten Abend tauchte der Deutsche nicht zum Essen auf. Also setzten sich die übrigen 9 zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war die Rechnung zu bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest: Alle zusammen hatten nicht genügend Geld um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können! Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute."

Herzlichen Dank an Robby M. für die Mail. Und ich denke gerade über die so genannte EU-Förderung nach, die ja auch für so manches Projekt in Deutschland fließt. Wie war das? Wer hat's bezahlt ...

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Reisen bildet Teil 1. Oder: Spaß mit der Bundespolizei
Flughafen Leipzig/Halle, aka LEJ. Meine Wenigkeit checkte dort kürzlich ein zum Flug nach Griechenland.
Einschub: Ja, an diesem Flughafen werden auch normale Passagiere abgefertigt, nicht nur US-Marines und nächtliche Rumpelpumpel-Frachtflieger. Es gibt hier auch ein Terminal für Leute ... Einschub Ende.
Meine Wenigkeit checkte also ein, gab eine große, fein verrödelte Sporttasche als Gepäck auf und behielt nur ein kleines Rucksäcklein auf dem Buckel.
Gemütliches Schlendern zum Gate, Sicherheits-Check, dann noch mehr Gemütlichkeit, weil eine Durchsagerin die Verschiebung des Abfluges mangels Flugzeug bekannt gab, also alle Zeit der Welt.
Die brauchte ich auch, denn eine weitere Durchsagerin nannte meinen Namen und dazu the magic word "Gepäcknachkontrolle".
Also weg vom Gate, raus aus dem Sicherheitsbereich, zügigen Schrittes empor zur stählernen Pforte, die den Eingang ins Reich der Sicherheitsgötter verschließt.
Knopfdruck, Sprechkastengebrabbel, Türaufsummer. Ein großer Raum, zwei Bundespolizeidingensleute an einem großen Seziertisch (der Vergleich drängt sich auf, weil die Tischplatte edelstählern beplankt ist und hochgebogene Ränder hat), mitten auf dem Tisch stand meine leuchtgelbe Sporttasche.
Wirklich gewundert hatte ich mich nicht, dass die Einladung zur Nachkontrolle ausgesprochen wurde, denn ich hatte neben allerlei Sportsachen 15 kleine Plastikflasche mit hochkalorischer Spezialnahrung für die Versorung auf der Laufstrecke eingepackt, außerdem einen Sechserpack Bier zum selben Zweck.
Folglich begrüßte ich die wackeren Gepäckbegucker mit dem lockeren Spruch "Ihnen gefallen wohl meine Flaschen nicht ...".
Weit gefehlt, erfuhr ich. Ein mit dem Gepäck aufgegebenes Messer hatte die Bundespolizei alarmiert. Ein Klappmesser, einhändig zu öffnen, mit 80 mm langer, feststellbarer Klinge. "Das ist verboten", teilte man mir mit, "holen sie das mal raus."
Nach längerem Wühlen und zwischenzeitlichem Ausbreiten des Tascheninhaltes auf dem Seziertisch beförderte ich auch das Messer unter die vier Augen des Gesetzes. Nur gut, dass meine Laufklamotten vor dem Einpacken noch eine Runde in der Waschmaschine gedreht hatten ...
Während ich meine Besitztümer wieder in der Tasche verstaute, nahmen die Amtspersonen, deren Zahl inzwischen auf drei angewachsen war, das Killerinstrument genau in Augenschein. Da fielen Worte wie "Waffengesetz", "verbot", "strafbar", irgendwann wurde ich befragt, wo ich denn dieses Gerät erworben hätte. Ich nannte wahrheitsgemäß den Namen eines bekannten, in Hamburg ansässigen outdoor-Ausrüsters, bei dem ich besagtes Messer (nicht wahrheitsgemäß) erst kürzlich erworben hätte.
Dann ging's ans eingemachte. "Das dürfen Sie nicht haben", erfuhr ich. "Verboten." Obwohl meist relativ obrigkeitshörig, hielt ich gegen. "Stimmt nicht, ich darf dieses Messer laut Waffengesetz nur nicht führen, aber das tue ich auch nicht, denn es ist ja in der verschlossenen Reisetasche, also nicht im direkten Zugriff."
Dieses Argument passte den Bundespolizisten nicht. "Verschlossen heißt, dass man es erst aufschließen muss, ihre Tasche hat aber kein Schloss." Auch mein Hinweis, dass der Reißverschluss besagter Tasche bis vor wenigen Minuten noch per Kabelbinder abgesperrt gewesen war und dass dieser nur unter Zuhilfenahme bundespolizeilichen Werkzeuges geöffnet wurde, zog nicht. "Verboten. Strafbar."
Da zog ich meinen stärksten Trumpf. "Ich habe dieses Messer im Gepäck, weil ein berechtigtes Interesse nach § 42a Waffengesetz vorliegt. Das ist der Fall, 'im Zusammenhang mit der Berufsausübung, der Brauchtumspflege, dem Sport oder einem allgemein anerkannten Zweck'. Und ich bin auf dem Weg zu einer Sportveranstaltung, bei der ich dieses Messer für Notfälle mit mir führe, z.B. um Blasen aufstechen oder Verbandmaterial zuschneiden zu können."
Inwieweit diese Juristerei ins Verständnis meiner Kontrahenten vordrang und sie überzeugte, kann ich nicht beurteilen. Auf alle Fälle waren sie ob der Gegenwehr der sicher geglaubten Beute verwirrt und taten, was auch ein Hund in einem solchen Fall tun würde: Sie ließen ab. Um ihren Rückzug zu decken, schauten sie sich das Messer noch einmal sechsäugig an, prüften, guckten und stellten fest: "Wir lassen ihnen das nochmal durchgehen, weil die Klinge nur 80 mm lang ist." Nur: Im Waffengesetz steht nichts von 80 mm, da spielt die Klingenlänge nur bei feststehenden Messern eine Rolle; da wird's mit dem Verbot des Führens ab 120 mm ernst.
Bei soviel Sachkenntnis fühlte ich mich doch gleich viel sicherer als Reisender.
Und die Moral von der Geschicht? Ganz gleich, wohin mich mein nächster Flug führen wird, mein Messer habe ich wieder dabei. Übrigens fein verpackt und eingewickelt ... in einen Ausdruck des aktuellen deutschen Waffengesetzes, insbesondere § 42a in Sonderheit Absatz 3 - das ist der mit dem "berechtigten Interesse."

PS.: Dass es unter den staatlich bestellten Ordnungshütern um juristische Kenntnisse mitunter putzig bestellt ist, hat sich ja inzwischen herumgesprochen. Dass das per Schnellschuss umgemodelte aktuelle deutsche Waffengesetz aber auch handwerklich unter aller Sau ist, sei an einem Beispiel verdeutlicht. In §42a, Abs. 1, Ziffer 3, wird auch das Führen feststehender Messer mit einer Klingenlänge über 12 cm unter Strafe gestellt. Wer also beim Discounter seines Vertrauens ein Küchenmesser erwirbt und in der Aldi-Tüte nach Hause trägt, verstößt gegen das Waffengesetz, denn er führt ein mehr Mordgerät mit mehr als 12 cm Klingenlänge in der Öffentlichkeit ... lustiges Deutschland.

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Samstag, 6. Oktober 2012
DIW blickt in die Zukunft. Oder: Was haben Mauer und Euro gemeinsam?
DIW-Chef Marcel Fratzscher hat der Welt ein Interview zum Thema Euro gegeben. Nun wissen die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches längst, dass ich den Euro in der uns aufgezwängten Form als Bargeld für so überflüssig und unerfreulich wie Kropf, Krebs und Nachbars Kinder zusammen halte, aber dennoch haben wir ihn (noch).
Am Fratzscherschen Interview verblüffte mich die Durchhaltepropaganda in Sachen Euro. So richtig begeistert war ich von der zur Schau getragenen Überzeugung, dass es "den Euro in zehn Jahren und auch in 100 Jahren noch geben" werde. Guckst Du hier: http://www.welt.de/wirtschaft/article109659086/Den-Euro-wird-es-auch-in-100-Jahren-noch-geben.html

Unwillkürlich musste ich mich an den größten Erich aller Zeiten erinnern, unter dem ich einen nicht geringen Teil meines Lebens als DDR-Bürger verbringen durfte. Besagter Erich Honecker hat sich ja mit einigen Sprüchen unsterblich gemacht. Legendär ist sein Reim "Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs' noch Esel auf". Nicht minder schön und dazu ungemein lehrreich ist seine Mauerprognose.



Guckst Du am besten bei 0:50, dann kommt "Und die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben..."

Und den Euro wird es in 100 Jahren auch noch geben. Das is sischor.

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Mittwoch, 3. Oktober 2012
Rollback. Oder: Weg mit dem EU-Dikat - zumindest stellenweise
Heute habe ich wahre Größe bewiesen. Ich habe einen Fehler eingestanden und Konsequenzen gezogen. Als - zumindest numerisch - relativ erwachsener Vertreter des männlichen Geschlechtes tue ich mich schwer mit einem solchen Schritt und habe ihn lange hinausgezögert. Zwei Jahre lang habe ich gebockt, ausgesessen, gezetert, argumentiert und weggehört. Doch nun, zum Tag der deutschen Einheit, habe ich meinen Fehler korrigiert.
Da sich die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sicher fragen werden, um welchen Fehler es sich wohl handeln mag, möchte ich ihnen des Rätsels Lösung nicht vorenthalten. Ich habe zwei Energiesparlampen, die den Zugang zu meinem Büro er"hellen", rausgeschmissen und durch zwei Glühlampen a' 40 Watt ersetzt. Nun kann ich die Treppe zu meinem Büro wieder bei Bedarf beleuchten und bei Nichtbedarf in Dunkelheit hüllen. So, wie es sinnvoll und bis 2010 auch gewesen ist. In den vergangenen beiden Jahren war es anders: Da ließ ich die gemächlich erstrahlenden Energiesparlampen meist brennen, da diese ihr energieökonomisches Leuchten meist erst dann begannen, wenn die dunkle Passage überwunden und keine Erhellung mehr nötig war. So leuchteten sie dann sparsam vor sich hin, leuchteten und leuchteten - und verbrauchten mehr Strom als besagte 40-Watt- Glühlampen. Und ich muss sagen, dass es ein gutes Gefühl ist, den EU-Schwachsinn zu korrigieren. Und es war ganz leicht ... wenn sich der restliche EU-Humbug doch ebenso leicht erledigen ließe ...
PS.: Nur falls jemand Interesse hat - ich hätte da einige Energiesparlampen (E14-Sockel, Reflektor) abzugeben. Wirklich schöne Dinger ...

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Donnerstag, 20. September 2012
800 Jahre Thomasschule. Oder: Warum ich da nicht mitmache.
In Leipzig wird gefeiert. Wenn in dieser Stadt unter ihrer aktuellen Führung schon vieles die Pleiße runter geht, so doch nicht die Feierlaune. Nein, es sind noch nicht die Höfe am Brühl, deren Eröffnung alle ganz dolle glücklich gucken lässt (Meine journalistisch auf höchsten Niveau tätige Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, widmet diesem Nicht-Ereignis auf ihrer Homepage sogar einen Herunterzähler, in ihrer Holzausgabe darf die geneigte Leserschaft nun täglich neue tolle Dinge über das Einkaufszentrum erfahren, so dass nur die Frage bleibt, wie die Stadt Leipzig die vergangenen Jahrhunderte ohne besagten Shoppingbunker überdauern konnte), sondern das 800-jährige Bestehen der Thomasschule.
Diese Schule ist die älteste öffentliche Schule Deutschlands und in Bildungsangelegenheiten die Heimat des Thomanerchors.
Nun mögen sich die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich als bekennender Nichtsänger (Okay, nach 13 Bier soll ich schonmal eine gewisse Sangesfreude entwickelt haben, aber das ist verjährt.) über das Jubiläum der Thomasschule schreibe.
Ganz einfach: Eines der vielen Wunder des DDR-Bildungswesens war die Lenkung junger Menschen gegen Ende der 8. Klasse auf diverse Erweiterte Oberschulen, also Gymnasien. Diese Lenkung verschlug mich an die Thomasschule. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin Naturwissenschaftler, mit der Singerei habe ich nichts am Hut. Zweimal durfte (besser: musste) ich während meiner vier Oberschuljahre im Musikunterricht nach vorn kommen um eine fröhliche Melodei vorzutragen. Beide Auftritte prägten meinen Ruf nachhaltig und bewogen unseren Musiklehrer, einen abgebrochenen Pianisten (ä Künschdlor), mir weitere Darbietungen zu erlassen. Ich sage nur "Ode an die Freude" und "Einheitsfrontlied".
Statt dessen durchlebte ich vier fröhliche Jahre in einer sogenannten naturwissenschaftlich orientierten Klasse und kannte die trällernden Thomaner nur vom Treppenhaus, wo sie mir als spillerige, ätherische Gestalten auffielen, die von den Nichtthomanern belächelt, aber wegen ihrer Westreisen auch beneidet wurden.
Die Nichtthomaner machten zu meiner Zeit (Mein Abi erhielt ich 1979) übrigens den Löwenanteil der Thomasschüler aus, da die größte DDR der Welt erkannt hatte, dass es sich nicht lohnte, für so ein paar Sängerlinge eine komplette Schule aufzuziehen. Heute sieht man das ja wohl anders ...
Doch zurück zum Jubiläum und meinem Boykott desselben. Im Vorfeld der Feierei erreichten mich mehrere Anfragen mit dem Inhalt, mich als Alumnus doch an der Aufarbeitung der Schulgeschichte zu beteiligen. Nun bin ich prinzipiell der netteste mir bekannte Mensch und mache auch bei solchem Zinnober mit, denn man wird ja 1. nicht dümmer, 2. machen die ja auch nur ihren Job und 3. gibt's dafür ja manchmal ein Freigetränk.
Doch die Thomasschulengeschichtsaufarbeitung ließ ich links liegen. Der mir zugeschickte Fragebogen war schuld. Nein, es lag nicht an der zu kleinen Schrift, sondern an den Fragen, die aus meiner Sicht arg suggestiv angelegt waren und meiner Meinung nach den Zweck erkennen ließen, die Einflussnahme der pöhsen, pöhsen DDR-Diktatur auf den Schulbetrieb herauszuarbeiten.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin keiner der "Es war nicht alles schlecht"-Töner und sehe mich durchaus als Opfer, weil ich vom Links- zum Rechtshänder umgeschult wurde. Aber wenn mir Fragen gestellt werden, wie "Wie sehr haben Sie gespürt, dass ..." - dann reagiere ich genervt.
Gut, Schulzeit ist lange her und im Rückblick verklärt sich so manches. Und selbst das verordnete GST-Lager stellt sich mir aus heutiger Sicht als lustiger Sommerausflug nach Rügen samt Knutscherei mit irgendeiner Tochter besorgter Urlauber dar ...
Aber Diktatur, Stasi, Indoktrination ...? Hey, wir hatten einen vergrießgnaddelten Lehrer im Fach Staatsbürgerkunde, der so alt und so daneben war, dass dem niemand wirklich was glaubte. Und in der Wehrerziehung? Die Zeit musste man absitzen, das sahen Lehrer und Schüler so und machten daraus auch keinen Hehl. Und dass irgendein Uraltlehrer, der schon bei seinem Studium an der Arbeiter- und Bauernfakultät 30 Jahre zuvor alt gewesen sein muss, in der 12. Klasse eine gemischtgeschlechtliche jugendliche Rumalberei mit dem Aufschrei "keiiiin Gruuuuppensex" unterbinden wollte, war einfach nur ein Brüller und blieb ohne Konsequenzen, weil den alten Zausel weder Schüler noch Direktor ernst nahmen.
Zugegeben, ein paar Selbstzweifel hatte ich schon, als ich die Jubiläumsfragebögen als "Dämlicher Propagandascheiß von Spätgeborenen" abtat, schließlich weiß ich ja, dass richtige Historiker (also nicht Guido Knopp) auf Zeitzeugen schlecht zu sprechen sind, weil es diesen an Objektivität mangelt.
Aber meine Selbstzweifel (okay, die waren sehr, sehr klein) schwanden restlos, als ich einige andere Thomasschüler, zu denen ich mehr oder minder losen Kontakt habe, nach ihrer Meinung befragte und recht einhellig den Kommentar "Die spinnen doch" erhielt.
Nun denn, die Festwoche wird sicher ein Erfolg werden und der große Jubiläumsball am 22.9.2012 wird auch eine tolle Kiste, bei der vor allem die Unbeteiligten, wie Leipzigs OBM Burkhard Jung, große Reden schwingen werden. Damit, dass ich das verpasse, kann ich gut leben. Vor allem, weil ich mal wieder erleben durfte, wie objektive Geschichtsschreibung funktioniert.

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Montag, 17. September 2012
Total buy out bei Coldplay und der LVZ. Oder: Überraschend ist anders.
Manche Dinge sind vorhersehbar, viele deutsche Filme z.B., denen das Überraschungsmoment fehlt, in denen immer die selben Larven zu sehen sind und deren Handlung man in irgendeinem Ami-Streifen auch schon mal gesehen hat.
Andere vorhersehbare Dinge hingegen bescheren mir einen erheblichen Lustgewinn, so z.B. die Berichterstattung meiner Lokalpostille, der nach eigenem Glauben irgendwie dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Leipziger Volkszeitung.
Wie das geht? Ganz einfach: Am 14. September 2012 trat Coldplay in Leipzig auf. Zuvor hatte der Deutsche Journalistenverband DJV hier http://www.djv.de/startseite/profil/der-djv/pressebereich-info-download/pressemitteilungen/detail/article/boykott-gegen-coldplay.htm die Pressefotografen zum Bouykott der Veranstaltung aufgerufen.
Hintergrund: Das Coldplay-Management lässt Fotografen eine Erklärung unterschreiben, dass die angefertigten Aufnahmen nur in einem vorher zu benennenden Medium veröffentlicht werden dürfen. Außerdem müssen sie ihr Bildmaterial Coldplay zur kostenlosen weltweiten Verbreitung zur Verfügung stellen.
Was macht meine Lokalpostille? Berichtet am 14. September in epischer Breite vorab über das Ereignis, am 15. September landet ein Coldplay-Foto des LVZ-Fotografen Wolfang Zeyen vierspaltig auf dem Titel, im "Kulturteil" wird euphorisch nachgelegt (noch zwei Fotos) und heftigst lobgetextet.*
Boykott? Wozu? Wir haben doch einen Medienpartnerschaft, und außerdem: Was interessieren uns die Urheberrechte der Fotografen (und freien Autoren)? wir machen's doch nicht anders, wer von uns ein Honorar bezieht, verkauft sich bzw. sein Werk mit Sack und Seele an den Verlag. Wer's nicht glaubt, lese das Kleingedruckte in den Honorarbedingungen, dort finden sich sehr schöne Klauseln, die in der Branche als "total buy out" bezeichnet werden.

*Dass es auch anders geht, bewies die "Junge Welt" in den Achtzigern, als nach dem Debakel der DDR-Fußballclubs im Europacup einfach mal eine Sportseite (fast) leer blieb. Köstlich nachzulesen hier http://www.freag.net/de/t/j1q/zeitung_mit_lee

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Mittwoch, 12. September 2012
Erneuerung und Kontinuität bei der Leipziger Volkszeitung. Oder: Der Pressekodex ist weiterhin ein Jux.
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Anspruch dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung hat einen neuen Chef. Also eigentlich hat die LVZ noch mehr, denn der geschasste Chefredakteur, Bernd Hilder aka „Onkel Bernd“, steht ja laut Arbeitsgerichtsurteil weiter in den Diensten der LVZ. Genauer gesagt liegt er wohl, und zwar in seiner vom Verlag gesponserten Dienstwohnung, wo er sich vor lauter Lachen über die gut honorierte Weiterbeschäftigung auf dem Boden wälzt. Na immerhin, dazu braucht er keine Moderationskärtchen.
Doch zurück zum neuen Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung. Der ist ein Nordlicht namens Jan Emendörfer und nun auch schon einige Zeit im Amt. Die Stimmung im Haus an der Klagemauer ist ein wenig besser als unter Onkel Bernd (schlechter wäre auch nicht wirklich gegangen), der Zeitung sieht man den Personalwechsel an. Die gute Nachricht zuerst: Den neuen Chef drängt es offensichtlich nicht so massiv ins Blatt wie seinen Vorgänger. Die Zahl der Der-Chef-war-auch-hier-Bilder ist gesunken und die Menge der sinnfreien Chef-Kommentare hat abgenommen. Das tut dem Blatt optisch und inhaltlich gut.
Die schlechte Nachricht: Mit „Big E“ hat im Verlagshaus an der Klagemauer die Freistelleritis Einzug gehalten. Um von den regelmäßigen Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht missverstanden zu werden: Ich finde Freisteller gut und setze sie bei meinen Produktionen selbst ein; allerdings nicht endemisch und nur dort, wo ein freigestelltes Motiv ein Gewinn ist. In der heutigen LVZ-Ausgabe bietet der Anreißer unter dem Titel drei Freisteller: Einen Kabarettistenkopf, ein Tempo-20-Schild und einen Riesenwels. Alle drei sind unnötig, das Verkehrsschild ist handwerklicher Müll, weil es die Webadresse der LVZ verdeckt (okay, nicht wirklich ein Verlust, aber das tut man nicht), der Wels ist einfach Sch…rott, weil er oben (also mit dem Buckel) freigestellt wurde, die (freistellwürdigen) Barteln dagegen bleiben brav im Rahmen. Den diesen Murks verzapft habenden Hilfskräften sei als kollegialer Rat die intensive Betrachtung einiger WamS-Ausgaben empfohlen, da werden sie geholfen und man lernt sie, wie’s aussehen sollte. *g*
Weiter im Text: Insgesamt gibt sich meine Lokalpostille unter „Big E“ deutlich frischer, lockerer und boulvardesker, das soll wohl eine junge Zielgruppe ansprechen, die es nicht so mit dem Holz hat. Da aber die Qualität dem Preis aber nicht wirklich angemessen ist, dürfte die Wirkung dieser Anbiederungsversuche eher gering sein.
Und was noch? Es gibt mindestens eine beeindruckende Kontinuität zwischen Onkel Bernd und Big E. Der Pressekodex geht beiden offensichtlich meterweit woch auch immer vorbei. Wer’s genau wissen will, schaue sich den so genannten „Wirtschaftsteil“ meiner Lokalpostille auf Seite 6 des heutigen ersten Buches an (Gern verlinkte ich diesen, allerdings steht dem das neue Leistungsschutzrecht im Wege, weitere Infos auf Anfrage). Dort wird in epischer Breite Propaganda für die bevorstehende Eröffnung der „Höfe am Brühl“ gemacht. Wie auf einer halben nordischen Seite kritikfrei für das in Leipzig durchaus umstrittene 200-Mio-Projekt der MFI geworben wird, das ist schon Gefälligkeitsjournalismus vom Allerfeinsten. Der Pressekodex (guckst Du http://www.presserat.info/inhalt/der-pressekodex/pressekodex.html ), hier sei besonders die Ziffer 7 (*s.u.) zur Lektüre empfohlen, sieht da eine andere Verfahrensweise vor.
Ein G’schmäckle bekommt das Ganze, wenn man an das Vertragswerk denkt, das wohl über den Tisch eines gewissen Dottore (aka Gorbi) gegangen ist und das u.a. eine Anzeigenkampagne und Beilagen zum Inhalt hat. Über die begleitende Berichterstattung rede ich jetzt gar nicht.
Was lehrt uns das? Das es auch in diesen bewegten Zeiten Dinge gibt, die Bestand haben; und wenn es nur die schlechten Praktiken gewisser Verlagshäuser sind … so ist es doch gut so.


*Ziffer 7 – Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.

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Dienstag, 11. September 2012
9/11-Gedanken. Oder: Nachdenkbefehl
Endlich, es wieder mal 9/11 (vulgo: 11. September). Denjenigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, die mich etwas näher kennen, sei gesagt, dass ich an dieser Stelle nicht über die Bedeutung dieses Datums für mich fabulieren möchte, sondern über 9/11 schlechthin.
Die Frage, die ich mir seit 2002 immer wieder stelle, ist folgende: Wie lange wollen die Yankees (vulgo: Amis) eigentlich noch diese Opfernummer abziehen, wie lange wollen sie noch so tun, als wären sie kalt von einem „feigen, terroristischen Anschlag“ (warum eigentlich feige?) erwischt worden? Okay, gleich wird jemand das Stichwort „Godwin’s Law“ anbringen (ich würde es in diesem Fall sofort tun), aber … auch Gleiwitz ist ja weniger für seine Jugendstilarchitektur als vielmehr für einen alten hölzernen Sendemast bzw. den vorgetäuschten Anschlag auf selbigen http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfall_auf_den_Sender_Gleiwitz bekannt.
Allen, die bei 9/11 noch immer an die Anschlagsversion „von außen“ glauben, sei die intensive Lektüre der in Gottes eigenem Land erschienenen offiziellen Berichte zur Causa empfohlen. Zahlreiche Quellenverweise, eine gute Zusammenfassung und einige interessante Denkanstöße liefert hier http://www.heise.de/tp/artikel/35/35438/1.html Telepolis in gewohnter Qualität.
Wer nach dem Studium besagten Berichtes noch immer davon ausgeht, dass finanziell gut ausgestattete Terroristen ohne Zugang zum „inneren Kreis“ mal eben so das fliegerische Handwerk (bis aufs Landen) erlernt, vier Flugzeuge entführt und damit ihre gut koordinierten Anschläge ausgeführt haben, sollte intensiv über seine Geistesverfassung nachdenken und diese ggf. prüfen lassen.
Doch eines steht fest: Er bzw. sie wird glücklich bis ans Ende seiner/ihrer Tage leben. Warum? „Selig sind die, die arm sind im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich bereits auf Erden.“ Amen oder so.
Allen anderen sei empfohlen, sich nun eine klassische Frage zu stellen: Wem nützt es?
Allerdings sollten die geneigten LeserInnen das nicht zu laut und nicht zu öffentlich tun, zumindest dann nicht, wenn sie sich mit dem Gedanken tragen, am NY-Marathon teilzunehmen oder den Grand Canyon zu besichtigen. Nur zu schnell landet man für allzu gefährliches Gedankengut nämlich hier http://de.wikipedia.org/wiki/No_Fly_List#Watch_List_zur_Einreise_in_die_USA

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