Donnerstag, 3. Januar 2013
Bismarck und 2013. Oder: Lügen in Sicht.
"Es wird nie soviel gelogen, wie vor der Wahl, im Krieg und nach der Jagd", dieser geniale Satz geht wohl auf Otto von Bismarck zurück (Guckst Du hier http://www.amazon.de/Otto-F%C3%BCrst-von-Bismarck-niemals/dp/B0015OAVLS , ja ist denn schon wieder Weihnachten ...).
Nun mögen sich die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was mich wohl bewogen hat, den ollen Fürsten hier zu zitieren.
Ganz einfach: Im noch frischen Jahr 2013 befindet sich Deutschland zwar nicht offiziell im Krieg, sondern erlebt allenfalls ein weltweites militärisches Grundrauschen (so würden's zumindest gestandene Politikverschwurbeler ausdrücken). Aber in diesem Jahr wird hier und da und auf Bundesebene gewählt. Folglich dürfen Sie, liebe LeserInnen, absolut sicher sein, von den Bewohnern der berufspolitischen Parallelgesellschaft nach Strich und Faden belogen und über den Tisch gezogen zu werden. Ganz gleich, wie diese heißen und welche Farbe sie tragen mögen. Sicher, die roten tun's wieder ein wenig plumper, ähhh populistischer, die gelben ein wenig frecher, die hellroten ... ungeschickter und die schwarzen argumentativ geschickter, aber lügen werden sie alle.
Wie bitte, ich habe jemanden vergessen? Die Grünen? Stimmt! Die brauchen keine Lügen, die sind ehrlich. Die haben in grauer Vorzeit gesagt, dass Energie zu billig ist. Nun ist Energie schweineteuer, obwohl die Grünen nie wirklich an der Macht waren; das haben die anderen geschafft ... wozu sollten die Grünen also lügen?
In diesem Sinne: Lassen Sie sich in den Monaten bis zur Bundestagswahl von den Angehörigen der politischen Kaste verzaubern und genießen Sie es, umworben zu werden. Seien Sie versichert, dass dieser Zustand nicht lange währen wird. Nach der Wahl gibt's den üblichen Arschtritt.

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Dienstag, 20. November 2012
Preisfrage. Oder: Um was für eine Stelle geht es bei diesem Angebot?
Stellenanzeigen sind mitunter eine spannende Lektüre.
Beispiel gefällig?

"Unsere Anforderungen
* Abgeschlossenes Hoch- / Fachhochschulstudium
* Berufsrelevante Praktika im Bereich PR oder Journalismus
* Fundierte Computer- und Internetkenntnisse
* Gutes Ausdrucksvermögen und gute Kenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift
* Sicheres und freundliches Auftreten
* Bereitschaft zur Arbeit auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten
* Verwantwortungsbewusstsein und Einfühungsvermögen
* Flexibilität
* Identifikation mit den Grundsätzen ..."
(Übernahme des Originaltextes mit allen Fehlern)

So, und nun die Fraaaaaage: Welche Top-Position soll hier besetzt werden?
Antwort: Es geht nicht um die Leitung der PR-Abteilung, sondern "nur" um ein zweijähriges Volontariat. Kurios ist, dass hier zwar eine international agierende Hilfsorganisation sucht, aber nicht auch noch 12 Sprachen fließend verlangt.

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Die LVZ und ihre über 600.000 Leser. Oder: Traue keiner Statistik, die ...
Manchmal sind sterbende Holzmedien wie meine Lokalpostille, die nach eigenem Glauben dem Qualitätsjournalismus verpflichtete "Leipziger Volkszeitung", doch noch für eine Überraschung gut. So meldet besagte LVZ heute auf ihrer Titelseite die Auszeichnung mit dem Newspaper Award für eine EM-Titelseite. Diese Selbstbeweihräucherung war den Machern offensichtlich so peinlich, dass sich für den Propagandazweispalter nicht mal ein Autorenkürzel findet; ja, nicht mal das verschämte "-r" steht drunter (zumindest in der Holzausgabe, im Netz hat es zum "-r" gereicht.).
Aber ich wollte ja etwas zum Thema Überraschung schreiben ... Trommelwirbel: Im Text heißt es "Die LVZ, die täglich von über 600 000 Lesern gelesen wird ..." Nein, liebe LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches besteht nicht in der feingeistigen Formulierung "... Lesern gelesen ...". Die Überraschung war "eins weiter vorn", nämlich die Zahl von täglich 600 000 Lesern.
Ein Blick in die aktuellen Daten der ivw (www.ivw.de) ergibt für die LVZ im III. Quartal 2012 eine Verbreitung von 210 847 Exemplaren. Das ist die binnen Jahresfrist um ein knappes Prozent, also wie immer geschrumpfte Gesamtausgabe, d.h. in diese Zahl fließen nicht nur alle verschrumpelten Kreisblätter mit ein, sondern auch so schöne Tricksereien wie "sonstige Verkäufe" (vulgo: Gäschääänk) und Bordexemplare (diese stellen lt. IVW neben den Rückläufern übrigens die einzige Vertriebsrubrik dar, bei der das Holzblatt im Vergleich zum III. Quartal 2011 zulegen konnte, und zwar um 71 %, da wird die Lokalpostille jetzt wohl nicht nur an die US-Marines, sondern sogar in DHL-Frachtflugzeugen verteilt.).
Doch zurück zu den täglich über 600.000 Lesern. Um bei einer verbreiteten Auflage von 210 847 Exemplaren auf diese sehr schöne Zahl zu kommen, muss jedes einzelne Exemplar von mehreren Lesern gelesen (sprachlich wertvoll, ich bin lernfähig!) werden. Geht man mal davon aus, dass die spektakulären 3357 Bordexemplare (fliegen überhaupt so viele Leute pro Tag ab LEJ?) nur von einem Leser gelesen werden (geteilt wird weder in der Economy noch in der Business Class und die Marines geben ihr Klopapier auch nicht weiter!), geht man ferner davon aus, dass all die sonstigen Exemplare auch nur von einem Leser gelesen (oder gar nicht) werden, müsste das restliche LVZ-Holz mindestens drei Leser pro Exemplar finden.
Natürlich ist das so, wird mir auf Anfrage die Marketingabteilung der LVZ auf Anfrage gern bestätigen. Natürlich haben wir dazu gesicherte Erhebungen unter unseren Lesern, wird man mir dann in mein skeptisches Gesicht sagen.
Und natürlich hat der Sozialismus gesiegt und die Mauer in Berlin steht immer noch. Bzw., wie es bei Winston Churchill oder Joseph Goebbels (die genaue Herkunft ist unklar) so schön heißt: "Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast." Nachsatz von mir: Vor allem dann, wenn sie in der LVZ steht.

PS.: In ihrer Stadtausgabe schreibt die LVZ übrigens "die täglich über 400.000 Leser erreicht". Das ist bei einer verbreiteten Auflage von 132.752 Exemplaren nicht minder sportlich und ebenfalls ... glaubwürdig. Lohnenswert ist sicher auch das Nachdenken über den feinen sprachlichen Unterschied, dass die Gesamtausgabe von "... Lesern gelesen" wird, die Stadtausgabe hingegen "... Leser erreicht". Lesen die Städter nicht? Oder hat hier gar jemand kurz vor Dienstschluss einen lichten Moment gehabt und einen sprachlichen Lapsus korrigiert?

PPS.: Was haben LVZ und Venedig gemeinsam? Beide sterben. Und wo ist der Unterschied? In Venedig sieht das schön aus.

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Mittwoch, 14. November 2012
Wenn die Aushilfe klingelt. Oder: Ja, ist denn schon wieder ...
Heute hat bei mir die Weihnachtszeit begonnen. "Hä?", mögen nun die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen. "Wo gibt es das Zeug, das der Typ nimmt?"
Keine Angst, ich bin wachen Verstandes (okay, im Rahmen meiner Möglichkeiten), habe nichts ge-, sondern etwas wahrgenommen, nämlich das Klingeln einer postalischen Aushilfe. Selbiger Hilfspostzusteller übergab mir heute ein Paket. Seit heute fährt die Deutsche Post wieder zweigleisig, d.h. neben der "normalen" ZustellerIn wird eine (hoffentlich) nicht minder normale Aushilfe in die Schlacht am Jahresende geschickt, um die Paketflut zu bewältigen. Wie gesagt: Die Weihnachtszeit hat begonnen.

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Freitag, 9. November 2012
Referrer-Funde. Oder: Bleiben Sie schön neugierig.
In meinen Referrern fand ich heute folgende Links, über die Nutzer zu meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch gelangt sind:

http://autorin-heidi-dahlsen.jimdo.com/gästebuch
http://christineerdic.jimdo.com/gästebuch
http://rezensionen.jimdo.com/2-gästebuch

Also, ich war's nicht. Aber ich kann mir denken, aus welcher Ecke die Geschichte kommt, weil ich da kürzlich ein paar sehr, sehr interessante Anrufe von seltsamen spätmittelalten Doppelnamenhausfrauen aus NRW hatte.
Paul und Heidi Dahlsen, da will Euch jemand ganz böse was am Zeug flicken. Was mich irgendwie neugierig macht und sogar ein ganz klein wenig grinsen lässt.

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Donnerstag, 8. November 2012
Telefonbuchgedanken. Oder: Wer braucht die Dinger eigentlich noch? Und wofür?
Früher war zwar nicht alles besser, aber anders. Zum Beispiel beimTelefonbuch. Das gab's in der Zelle (das war das Häuschen, indem sich die Münzfernsprechaparate befanden) und auf dem Postamt. Das Motto lautete: Nur gucken, nicht mitnehmen. Die Telefonbücher, die damals noch Amtliches Rufnummernverzeichnis hießen, wurden nämlich zugeteilt. Als Anschlussinhaber (so hieß der Kunde damals) erhielt man per Postkarte die Nachricht, dass die gelbe Schwarte zur Abholung bereitliegt. Also zu Post getrottet, Telefonbuch und Gelbe Seiten in Empfang genommen und von diesem Tag an augapfelgleich gehütet, denn das nächste gab es erst, wenn ein neues dran war. So war das Warten aufs Update vor einigen Jahren.
Heute liegen die Telefonbücher einfach so rum. Im Supermarkt, auf der Post, an der Tankstelle. Einfach so, immer schön paarweise einfoliert, zum Mitnehmen. Gestern fand ich sogar ein Kärtchen in meinem Briefkasten, dass mich darauf aufmerksam machte, dass hier und da Rufnummernverzeichnisse nur darauf warteten, von mir abgeschleppt zu werden.
Keine Angst, Telefonbuchverlag G. Braun, ich hab' mein neues Buch schon längst. Was sag' ich da, ich hab' eines für jeden Monat des kommenden Jahres, mindestens. Probleme würde mir allerdings die Beantwortung der Frage bereiten, wann ich in das dicke Ding zuletzt reingeschaut habe ... Das muss schon Jahre hersein. Die Schrift ist mir zu winzig, außerdem nervt die Blätterei. Wenn ich eine Rufnummer suche, schaue ich ins Netz. Außerdem: Haben Sie, liebe LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches schon einmal versucht, per gedrucktem Telefonbuch eine Rückwärtssuche zu machen?
Sollte sich nun jemand fragen, wozu ich die Telefonbücher eigentlich einsacke, ist die Antwort ganz leicht. Die Dinger müssen weg, und sie bringen 7 Cent pro Kilogramm.
Das veranlasst mich natürlich zu einer Gegenfrage: Wie hoch ist eigentlich der Prozentsatz der Telefonbücher, die gleich ins Altpapier geworfen werden?

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Donnerstag, 11. Oktober 2012
Reisen bildet Teil 2. Oder: Griechenland ohne Merkelbrille
Im vergangenen Monat hatte ich Gelegenheit, mich ein wenig zwischen Athen und Korinth und auf dem Peloponnes umzusehen. Wirklich nur ein wenig, aber da ich vergleichbare Gelegenheiten bereits 2010 (damals wesentlich ausführlicher) und 2011 hatte und ich nicht mit Merkelforce One unterwegs war, haben meine Eindrücke schon ein wenig Realitätsbezug.

1. Die Griechen sind hart im Nehmen und stecken was ein. Das meine ich jetzt nicht ironisch. Im Gegenteil. Würde man die deutsche Bevölkerung mit Sparmaßnahmen von griechischem Ausmaß behelligen und Besitzstände im öffentlichen und privaten Sektor so gravierend beschneiden wie in Hellas geschehen, brauchten wir in Deutschland weder Licht noch Heizung, denn dann würde hier die Luft brennen.

2. Die EU kippt Fördermittel ohne Sinn und Verstand nach Griechenland. Die Nationalfarbe blau sieht man nicht nur auf den zahlreichen Flaggen, sondern mindestens ebenso oft auf Schildern mit dem EU-Logo. Da werden mitunter wundersame Dinge gebaut, verlegt oder saniert, für die die EU die Knete schickt. Mein drastischste Beispiel erlebte ich 2010 in einem gottverlassenen Gebirgsdorf auf dem Peloponnes, das über eine magere Freileitung fragwürdiger Stabilität mit Strom versorgt wird. Das Kaff ist von der nächsten Straße, die diesen Namen noch verdient, etwa zehn Kilometer entfernt und nur über ein mehr oder minder befestigtes Weglein zu erreichen, das sich zu den maximal 20 Häusern in abenteuerlichen Serpentinen emporwindet. Ausgebremst wurde ich von einem Fahrzeug, das diesen Weg vor mir emporkrabbelt. Mit einem riesigen Diamantrad wurde ein Schlitz ins Weglein gesägt. Hinein kam, man höre und staune, ein Glasfaserkabel, das den 20 Hütten zu einem Breitbandanschluss verhalf. Ein großes Schild kündete mit noch größeren Euro-Zahlen von der Förderung durch die EU. In Deutschland heißt es beim Thema Breitband im ländlichen Raum in der Regel "Wirtschaftlich nicht darstellbar.".

3. Die Griechen machen nicht jeden Scheiß mit. E10? Umweltplakette? Fehlanzeige! Gut so!

4. Die Krise ist an allen Ecken und Enden zu sehen. Da ich z.B. 2010, 2011 und 2012 Ende September jeweils zum selben Wochentag und zur selben Uhrzeit vom Athener Zentrum in Richtung Korinth unterwegs war, ist mir nicht entgangen, wie sehr der Straßenverkehr nachgelassen hat. Das betrifft die privaten Pkw, noch deutlicher aber den Lkw-Verkehr. Deutlich sichtbar ist auch der Rückgang der Touristenzahlen, aber auch die Kundenfrequenz in den unzähligen Kneipen im Athener Zentrum sowie in all den Ramsch- und Souvenirläden rund um die Akropolis.
Aber es gibt nicht nur Rückgang, sondern auch Zuwächse: Die Zahl der "Zu verkaufen"-Schilder ist geradezu explodiert. Ganz gleich, ob Betriebsgrundstück an einer Ausfallstraße, halbfertiges Invest-Projekt oder Auto - die Schilder sind allgegenwärtig. So sieht Krise aus.

Und wie geht es weiter?
Ein paarhundert Milliarden später wird wahrscheinlich auch der letzte Politfanatiker in Berlin, Paris und Brüssel einsehen und zugeben (!), dass die Sache mit dem Euro gelaufen ist. Griechenland hat auf alle Fälle Zukunft und gute Chancen, aus der Misere wieder herauszukommen - aber nicht unter der Euro-Flagge.

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Europäisches Gemeinschaftsessen. Oder: Wie im richtigen Leben
Ein netter Mensch versorgt mich regelmäßig per E-Mail mit Schmunzelstoff. Gestern enthielt seine Sendung einen Text, der mich irgendwie an die aktuelle Lage in Europa erinnert. Also mache ich es mir ganz leicht und bringe dieses sehr lehrreiche Stück Wortkunst den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches zur Kenntnis:

"10 Männer - ein Grieche, ein Italiener, ein Franzose, ein Portugiese, ein Spanier, ein Zypriot, ein Finne, ein Österreicher, ein Holländer und ein Deutscher - treffen sich regelmäßig zum Essen. So war es auch wieder in der letzten Woche. Die Rechnung für alle zusammen betrug genau 500,00 Euro, denn man speiste schon sehr gern auf hohem Niveau. Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern und das sah ungefähr so aus:
- Vier Gäste (der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener) zahlten nichts.
- Der Zypriot zahlte 1 Euro. Der Franzose 5 Euro.
- Der Österreicher 50 Euro. Der Finne 80 Euro.- Der Holländer 100 Euro.
- Der Zehnte (der Deutsche) zahlte 264 Euro.
Das ging schon eine ganze Weile. Immer wieder trafen sie sich zum Essen und alle waren zufrieden. Bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte in dem er vorschlug, den Preis für das Essen um 50 Euro zu reduzieren. "Weil Sie alle so gute Gäste sind!"

Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die 10 nur noch 450 Euro, aber die Gruppe wollte unbedingt beibehalten so zu bezahlen, wie das bisher üblich war. Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos. Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus? Wie konnten sie die 50 Euro Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte?

Die sechs stellten schnell fest, dass 50 Euro geteilt durch sechs Zahler
8,33 Euro ergibt. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und der sechste Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen. Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte wie er insgesamt beisteuere. Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen. Heraus kam folgendes:
- der Zypriot, ebenso wie die ersten vier, zahlte ab sofort nichts mehr (100% Ersparnis).
- Der Franzose zahlte 3 € statt 5 € (40% Ersparnis).
- Der Österreicher zahlte 45 € statt 50 € (10% Ersparnis).
- Der Finne zahlte 72 € statt 80 € (10% Ersparnis).
- Der Holländer zahlte 90 € statt 100 € (10% Ersparnis).
- Der Deutsche zahlte 239 € statt 264 € (11% Ersparnis). Jeder der sechs kam bei dieser Lösung günstiger weg als vorher und die ersten vier aßen immer noch kostenlos.
Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so ideal wie sie dachten. "Ich hab' nur 2 Euro von den 50 Euro bekommen!" sagte der Franzose und zeigte auf den Deutschen, "Aber er kriegt
25 Euro!". "Stimmt!", rief der Zypriot, "Ich hab' nur 1 Euro gespart und er spart mehr als zwanzigmal so viel wie ich".
"Wie wahr!!",rief der Österreicher, "Warum kriegt er 25 Euro zurück und ich nur 5? Alles kriegen mal wieder die reichen Deutschen!".
"Moment mal" riefen da der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener aus einem Munde, "Wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!!". Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Deutschen los und verprügelten ihn.
Am nächsten Abend tauchte der Deutsche nicht zum Essen auf. Also setzten sich die übrigen 9 zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war die Rechnung zu bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest: Alle zusammen hatten nicht genügend Geld um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können! Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute."

Herzlichen Dank an Robby M. für die Mail. Und ich denke gerade über die so genannte EU-Förderung nach, die ja auch für so manches Projekt in Deutschland fließt. Wie war das? Wer hat's bezahlt ...

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Reisen bildet Teil 1. Oder: Spaß mit der Bundespolizei
Flughafen Leipzig/Halle, aka LEJ. Meine Wenigkeit checkte dort kürzlich ein zum Flug nach Griechenland.
Einschub: Ja, an diesem Flughafen werden auch normale Passagiere abgefertigt, nicht nur US-Marines und nächtliche Rumpelpumpel-Frachtflieger. Es gibt hier auch ein Terminal für Leute ... Einschub Ende.
Meine Wenigkeit checkte also ein, gab eine große, fein verrödelte Sporttasche als Gepäck auf und behielt nur ein kleines Rucksäcklein auf dem Buckel.
Gemütliches Schlendern zum Gate, Sicherheits-Check, dann noch mehr Gemütlichkeit, weil eine Durchsagerin die Verschiebung des Abfluges mangels Flugzeug bekannt gab, also alle Zeit der Welt.
Die brauchte ich auch, denn eine weitere Durchsagerin nannte meinen Namen und dazu the magic word "Gepäcknachkontrolle".
Also weg vom Gate, raus aus dem Sicherheitsbereich, zügigen Schrittes empor zur stählernen Pforte, die den Eingang ins Reich der Sicherheitsgötter verschließt.
Knopfdruck, Sprechkastengebrabbel, Türaufsummer. Ein großer Raum, zwei Bundespolizeidingensleute an einem großen Seziertisch (der Vergleich drängt sich auf, weil die Tischplatte edelstählern beplankt ist und hochgebogene Ränder hat), mitten auf dem Tisch stand meine leuchtgelbe Sporttasche.
Wirklich gewundert hatte ich mich nicht, dass die Einladung zur Nachkontrolle ausgesprochen wurde, denn ich hatte neben allerlei Sportsachen 15 kleine Plastikflasche mit hochkalorischer Spezialnahrung für die Versorung auf der Laufstrecke eingepackt, außerdem einen Sechserpack Bier zum selben Zweck.
Folglich begrüßte ich die wackeren Gepäckbegucker mit dem lockeren Spruch "Ihnen gefallen wohl meine Flaschen nicht ...".
Weit gefehlt, erfuhr ich. Ein mit dem Gepäck aufgegebenes Messer hatte die Bundespolizei alarmiert. Ein Klappmesser, einhändig zu öffnen, mit 80 mm langer, feststellbarer Klinge. "Das ist verboten", teilte man mir mit, "holen sie das mal raus."
Nach längerem Wühlen und zwischenzeitlichem Ausbreiten des Tascheninhaltes auf dem Seziertisch beförderte ich auch das Messer unter die vier Augen des Gesetzes. Nur gut, dass meine Laufklamotten vor dem Einpacken noch eine Runde in der Waschmaschine gedreht hatten ...
Während ich meine Besitztümer wieder in der Tasche verstaute, nahmen die Amtspersonen, deren Zahl inzwischen auf drei angewachsen war, das Killerinstrument genau in Augenschein. Da fielen Worte wie "Waffengesetz", "verbot", "strafbar", irgendwann wurde ich befragt, wo ich denn dieses Gerät erworben hätte. Ich nannte wahrheitsgemäß den Namen eines bekannten, in Hamburg ansässigen outdoor-Ausrüsters, bei dem ich besagtes Messer (nicht wahrheitsgemäß) erst kürzlich erworben hätte.
Dann ging's ans eingemachte. "Das dürfen Sie nicht haben", erfuhr ich. "Verboten." Obwohl meist relativ obrigkeitshörig, hielt ich gegen. "Stimmt nicht, ich darf dieses Messer laut Waffengesetz nur nicht führen, aber das tue ich auch nicht, denn es ist ja in der verschlossenen Reisetasche, also nicht im direkten Zugriff."
Dieses Argument passte den Bundespolizisten nicht. "Verschlossen heißt, dass man es erst aufschließen muss, ihre Tasche hat aber kein Schloss." Auch mein Hinweis, dass der Reißverschluss besagter Tasche bis vor wenigen Minuten noch per Kabelbinder abgesperrt gewesen war und dass dieser nur unter Zuhilfenahme bundespolizeilichen Werkzeuges geöffnet wurde, zog nicht. "Verboten. Strafbar."
Da zog ich meinen stärksten Trumpf. "Ich habe dieses Messer im Gepäck, weil ein berechtigtes Interesse nach § 42a Waffengesetz vorliegt. Das ist der Fall, 'im Zusammenhang mit der Berufsausübung, der Brauchtumspflege, dem Sport oder einem allgemein anerkannten Zweck'. Und ich bin auf dem Weg zu einer Sportveranstaltung, bei der ich dieses Messer für Notfälle mit mir führe, z.B. um Blasen aufstechen oder Verbandmaterial zuschneiden zu können."
Inwieweit diese Juristerei ins Verständnis meiner Kontrahenten vordrang und sie überzeugte, kann ich nicht beurteilen. Auf alle Fälle waren sie ob der Gegenwehr der sicher geglaubten Beute verwirrt und taten, was auch ein Hund in einem solchen Fall tun würde: Sie ließen ab. Um ihren Rückzug zu decken, schauten sie sich das Messer noch einmal sechsäugig an, prüften, guckten und stellten fest: "Wir lassen ihnen das nochmal durchgehen, weil die Klinge nur 80 mm lang ist." Nur: Im Waffengesetz steht nichts von 80 mm, da spielt die Klingenlänge nur bei feststehenden Messern eine Rolle; da wird's mit dem Verbot des Führens ab 120 mm ernst.
Bei soviel Sachkenntnis fühlte ich mich doch gleich viel sicherer als Reisender.
Und die Moral von der Geschicht? Ganz gleich, wohin mich mein nächster Flug führen wird, mein Messer habe ich wieder dabei. Übrigens fein verpackt und eingewickelt ... in einen Ausdruck des aktuellen deutschen Waffengesetzes, insbesondere § 42a in Sonderheit Absatz 3 - das ist der mit dem "berechtigten Interesse."

PS.: Dass es unter den staatlich bestellten Ordnungshütern um juristische Kenntnisse mitunter putzig bestellt ist, hat sich ja inzwischen herumgesprochen. Dass das per Schnellschuss umgemodelte aktuelle deutsche Waffengesetz aber auch handwerklich unter aller Sau ist, sei an einem Beispiel verdeutlicht. In §42a, Abs. 1, Ziffer 3, wird auch das Führen feststehender Messer mit einer Klingenlänge über 12 cm unter Strafe gestellt. Wer also beim Discounter seines Vertrauens ein Küchenmesser erwirbt und in der Aldi-Tüte nach Hause trägt, verstößt gegen das Waffengesetz, denn er führt ein mehr Mordgerät mit mehr als 12 cm Klingenlänge in der Öffentlichkeit ... lustiges Deutschland.

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Samstag, 6. Oktober 2012
DIW blickt in die Zukunft. Oder: Was haben Mauer und Euro gemeinsam?
DIW-Chef Marcel Fratzscher hat der Welt ein Interview zum Thema Euro gegeben. Nun wissen die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches längst, dass ich den Euro in der uns aufgezwängten Form als Bargeld für so überflüssig und unerfreulich wie Kropf, Krebs und Nachbars Kinder zusammen halte, aber dennoch haben wir ihn (noch).
Am Fratzscherschen Interview verblüffte mich die Durchhaltepropaganda in Sachen Euro. So richtig begeistert war ich von der zur Schau getragenen Überzeugung, dass es "den Euro in zehn Jahren und auch in 100 Jahren noch geben" werde. Guckst Du hier: http://www.welt.de/wirtschaft/article109659086/Den-Euro-wird-es-auch-in-100-Jahren-noch-geben.html

Unwillkürlich musste ich mich an den größten Erich aller Zeiten erinnern, unter dem ich einen nicht geringen Teil meines Lebens als DDR-Bürger verbringen durfte. Besagter Erich Honecker hat sich ja mit einigen Sprüchen unsterblich gemacht. Legendär ist sein Reim "Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs' noch Esel auf". Nicht minder schön und dazu ungemein lehrreich ist seine Mauerprognose.



Guckst Du am besten bei 0:50, dann kommt "Und die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben..."

Und den Euro wird es in 100 Jahren auch noch geben. Das is sischor.

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