Sonntag, 20. Januar 2008
Sphinx, Fata Morgana und ein totes Schachgenie
Robert James „Bobby“ Fischer ist am 17. Januar im Alter von 64 Jahren gestorben. Er war eine Schachlegende, eine extrem widersprüchliche Persönlichkeit und demonstrierte immer wieder, wie dicht Genie und Wahnsinn beieinander liegen können. Wer sich über den Mann, der auf dem Gipfel des kalten Krieges den sowjetischen Schachweltmeister Boris Spasski besiegte, der stets Verschwörungstheorien köchelte und die Anschläge vom 11. September 2001 positiv fand, näher informieren möchte, dem sei http://de.wikipedia.org/wiki/Bobby_Fischer empfohlen. Dort finden sich auch sehr interessante Links auf andere Veröffentlichungen. Zum Glück nicht aufgelistet ist eine Veröffentlichung meiner Lokalpostille. Immerhin – Bobby Fischers Tod schaffte auf die erste Seite des Sportteils der Leipziger Volkszeitung, wo doch ansonsten die balltretenden Rasenkomiker unter sich bleiben. Und statt irgendeines Sportredakteurs nahm sich sogar der Chefreporter meiner Lokalpostille der Nachricht von Fischers Tod an.
Hätte er es mal bleiben lassen. Zwar entlockte mein geschätzter Kollege dem 79jährigen Fischer-Kenner Lothar Schmidt einige nette Äußerungen, allerdings bewies er beim Gebrauch des Fischer-Beinamens „Sphinx“ wenig Geschick.
Dieser war dem stets geheimnisumwitterten und wortkargen Schachgenie irgendwann verliehen worden, weil die Sphingen im Ruf standen, nicht eben geschwätzig zu sein. Außerdem wird ihnen in der einschlägigen Myhologie ein Hang zu Rätselaufgaben angedichtet. Wer ein gestelltes Rätsel nicht knackte, hatte Ärger am Hals ...
Nur eines pflegten Sphingen nicht zu tun: Sie tauchten nicht plötzlich auf und verschwanden ebenso unerwartet wieder. Diesen Job hat hingegen die Fata Morgana.
Peinlich, Herr Chefreporter. Falsch gewürfelt – oder, wie einer meiner Lehrer kauzig zu bemerken pflegte: „Fremdwörter sind Glücksache“.

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