Montag, 31. März 2008
Olympia-Boykott - ein Nachtrag
Soeben habe ich mir per Lokalpostille, restlicher WamS und Internet einen kleinen Nachrichtenüberblick verschafft. Bei Werner Sonntag (nachzulesen unter www.laufreport.de) stieß ich auf seine Gedanken zum Boykott der Olympischen Spiele in Peking. Überaus lesenswert, weil intensiv mit Fakten untersetzt. Auch Werner befürwortet einen Boykott, denn - so sein Fazit - ein diktatorisches Regime, das um weltweite Anerkennung buhlt, kann nur durch Isolation gestraft und geschwächt werden.
Ähnliche Gedanken hörte ich auch bei einem Gespräch zum Thema Olympia, das ich im Freundeskreis führte. Dabei wurde auch das zurzeit kursierende Argument entkräftet, dass man bei "solchen Entscheidungen" auch an die Interessen der deutschen Wirtschaft denken müsse. Richtig - VW, Siemens und all die anderen Big Player sind in China vertreten und verdienen in diesem Regime ihr Geld. Und sie werden es auch nach einem Boykott tun, denn China braucht die internationalen Kontakte.
Dass ein Boykott, so sinnvoll er auch sein mag, zugleich äußerst unwahrscheinlich ist, liegt auf der Hand. Beim Lesen in der WamS und einigen Lokalblättchen ist mir das laute Wehklagen einschlägiger Sportfunktionäre aufgefallen, die ihre Pfründe in Gefahr sehen. Allen voran Anwalt Dr. Thomas Bach, der - so die Welt am Sonntag - in seiner Kanzlei mit netten Bildchen wirbt, auf denen er trautes Miteinander mit den wichtigen Großen dieser Welt demonstriert. Nelson Mandela & Co. machen dem IOC-Vize ihre Aufwartung, als schlichter Advokat hätte er solche Anerkennung schwerlich erringen können. Und auch die angestrebte Nachfolge des IOC-Chefs Jaques Rogge wäre vermasselt, würde Fecht-Olympiasieger Bach den chinesischen Propagandaspielen fernbleiben.
Und was gibt es Schöneres, als einem Milliarden-Konzern wie dem IOC vorzustehen. Na gut, ein oder zwei Dinge vielleicht: Der Posten als Chef des Formel-1-Zirkus' oder der Fifa hat auch seine Reize, schließlich sind beide Unternehmungen durchaus mit dem IOC vergleichbare Konzerne, die in ihrer Branche ein einträgliches Monopol innehaben. Einen so einträglichen Job Schreibt man doch nicht nicht in den Wind, nur weil da ein paar Tibeter seit gut 50 Jahren völkisch untergebuttert werden. Solche Sachen haben doch schon 1936 keinen gestört.
Und? Hat's irgendwem geschadet? Okay, zwischendurch gab's mal Ärger, aber das ist doch nun ausgestanden. Und mit China wird sich auch alles zum Guten wenden. Spätestens nach der Endlösung der Tibeter-Frage kommt alles wieder ins Lot. Warum also um sechs Millionen Tibeter so ein Gewese machen. Moment - sechs Millionen? War da nicht was? Irgendwie in den Jahren nach 1936?

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