Mittwoch, 4. März 2009
Bismarck, Bullerjahn und Kretschmer. Oder: Wurst und Schweine in Zeiten der Fusion
Am Montag, also vor zwei Tagen, schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1350261/ über die Gedanken Jens Bullerjahns, seines Zeichens Finanzminister in Sachsen-Anhalt, zu Fusion von Bundesländern. Ich halte einen solchen Schritt angesichts sinkender Bevölkerungszahlen für dringend geboten, habe jedoch mit dem Namen „Mitteldeutschland“ so meine Bedenken. Und ich sprach vom Mut Bullerjahns, einen solchen Gedanken im Vorfeld einer Wahl zu äußern. So etwas tut Politiker nicht. Das wusste schon der von mir sehr geschätzte Otto von Bismarck. Ihm wird der Ausspruch zugeschrieben, dass niemals so viel gelogen wird, wie vor der Wahl, im Krieg und nach der Jagd.
Wer sich daran nicht hält, muss büßen. Prompt setzte es für Sozi Bullerjahn von Politkollegen Schelte und Hiebe. Aus der Thüringer Staatskanzlei grummelte es vernehmlich (wobei dort momentan ja mehr die missglückte Skifahrt des erinnerungslosen MP ein Thema ist), aus Sachsen grummelte CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer gen Magdeburg. Er sprach von einem Offenbarungseide Bullerjahns und vermutete, dass dieser wohl nicht mehr an die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit seines eigenen Bundeslandes glaubte. Sachsen-Anhalt warf er jahrelanges Leben über seine Verhältnisse vor und sprach sich gegen eine Fusion aus, weil „weil die Schulden der anderen die von Sachsen erwirtschaftete Stärke zerstören würde.“
Nur gut für die neuen Bundesländer, dass der deutsche Bundeskanzler 1990 Helmut Kohl und nicht Michael Kretschmer hieß ... sonst würde ich noch heute auf Auto und Telefon warten.
Aber mal ehrlich? Wundert es irgendeinen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, dass der Fusionsvorschlag in der Politikerkaste wenig Gegenliebe findet? He, hier geht es um Besitzstände, um Posten, Pöstchen und Pöstelchen in allerlei Ministerien.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es, wenn man ein Wurstrezept sucht, keinen Sinn hat, Schweine danach zu fragen. Dieser Spruch, dessen Quelle ich leider nicht kenne, scheint mir die aktuellen Befindlichkeiten für und wider Fusion recht gut zu beschreiben.
Reichsgründer Otto von Bismarck hat das Wissen um politisch Sinnvolles übrigens auch um einen sehr treffenden Spruch bereichert: „Je weniger die Leute davon wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie.“ Find’ ich gut, denn wenn Reformer Martin Luther auch einst gefordert hat, dem Volk aufs Maul zu schauen, so muss man dem Volk doch nicht alles sagen ... Würde man es tun, ginge ja gar keiner mehr zu Wahl.

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