Mittwoch, 17. April 2013
Gleiwitz ist überall. Oder: böse Gedanken über den Anschlag beim Boston-Marathon
Manchmal schäme ich mich für meine Gedanken. Nein, ich stehe nicht auf kleine Jungs. Meine Gedanken sind anderer Natur; schwarz und böse und leider nur zu oft ziemlich dicht an der Realität.
Gestern kam mir wieder so ein Gedanke, so ein böser. Als ich die Nachricht vom Anschlag auf den Boston Marathon hörte http://www.welt.de/vermischtes/article115310271/Tote-nach-Explosionen-beim-Boston-Marathon.html , war er sofort da, der böse Gedanke. "Na, da werden die Amis doch nicht selbst die Finger drin haben."
Ja, das habe ich gedacht und das denke ich noch immer. Und was das Schlimmste ist: Ich schäme mich dafür nicht wirklich. Im Gegenteil: Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser passt alles zusammen.
Da wäre zum einen die Homeland-Security http://de.wikipedia.org/wiki/Ministerium_f%C3%BCr_Innere_Sicherheit_der_Vereinigten_Staaten , dieses unkontrolliert agierende Monster, dem Kritiker immer wieder mangelnde Effizienz und vor allem "Erfolgsfreiheit" unterstellen.
Da wären zum anderen die erst kürzlich entwürdigenden Einreisemodalitäten, denen sich so ziemlich alle USA-Besucher unterwerfen müssen und die zunehmend in die Kritik geraten http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wirtschaft/article115157673/Das-Land-der-unbegrenzten-Wartezeiten.html .
Und da wären die mehrfach gemeldeten Schein-Erfolge des FBI, bei denen im Halbjahresrhythmus irgendwelche Deppen-Terroristen hochgenommen werden, die ohne die Unterstützung durch die Bundesbehörde keinen Nagel in die Wand geschweige denn eine Bombe gebaut bekommen hätten.

Und dann wäre da noch der Anschlag selbst: Die beiden Bomben im Ziel sind vier Stunden und neun Minuten nach dem Startschuss explodiert. Bei den meisten großen City-Marathons wäre das in etwa die Zeit, zu der das relativ langsame Hauptfeld ins Ziel kommt. Nicht in Boston, denn hier gelten altersabhängige Qualifikationszeiten; die Läufer kamen längst nicht mehr in breiter Formation ins Ziel.
Zudem sind die beiden Bomben, so schlimm ihre Wirkung mit drei Toten und 176 Verletzten auch war, eher der Kategorie "ambitioniert" als "professionell" zuzuordnen. http://www.welt.de/politik/ausland/article115351418/Wer-kaufte-Dampfkochtoepfe-und-schwarze-Rucksaecke.html
Im Klartext: Wer eine wirklich verheerende Wirkung erzielen will, packt in seine Rücksäcke keine mit Schwarzpulver gefüllten Schnellkochtöpfe, sondern nutzt brisanteres Material, das sich in Gottes eigenem Land durchaus beschaffen oder mit wenig Aufwand selbst herstellen lässt. Hier hat jemand zeigen wollen, dass die Bedrohungslage ernst und die Einschränkung von Bürgerrechten das Gebot der Stunde ist.

Mag sein, dass die hinter dem Anschlag steckende ... Organisation sich dazu in bewährter Weise eines Deppen bedient hat, der ohne die Beeinflussung und Unterstützung durch FBI & Co. nie aktiv geworden wäre; und sicher wird dieser Depp auch sehr bald gefasst werden, dead or alive ... aber ebenso sicher ist: Gleiwitz ist überall.

PS.: Dass so ein Anschlag durchaus Unterhaltungswert haben kann, beweist CSU-Comedian Hans-Peter Uhl, der prompt seinen gern genutzten Textbaustein aktivierte und mal wieder die Vorratsdatenspeicherung forderte. *gröl*

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