Dienstag, 19. Januar 2016
Qualitätsmedien reloaded. Oder: Praktikanten an die Macht
zeitungsdieb, 10:26h
Dass ich mich gelegentlich am Niedergang der Leipziger Volkszeitung goutiere (ja, ich kann auch Fremdwort!), ist den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches bekannt.
Und nein, heute lasse ich mich mal nicht über die notorische, presseratsaktenkundige Schleichwerberei des Holzmediums von der Leipziger Klagemauer aus, sondern über schlichtes Handwerk.
Beispiel gefällig: Die Muldentalausgabe der LVZ berichtet heute in ihrem Aufmacher über den Bau einer Hochwasserschutzmauer in Grimma, dabei kommt natürlich auch der omnipräsente Oberbürgermeister Matthias Berger zu Wort.
Fotograf Thomas Kube hat Berger sauber abgelichtet, das Resultat sieht so aus
und ist in der online-Ausgabe der LVZ zu berichtigen. Den Link lasse ich wegen der Paywall mal weg.
Soweit so gut. Doch in der heutigen Holzausgabe der MTL-LVZ waren offensichtlich Praktikanten am Werk, die dem Grimmaer OBM übel mitgespielt haben.
Das Resultat ist ausstellenswert (vorsicht, starker Tobak!):
Nun soll es ja Leute geben, die dem gelegentlich radladerfahrenden "Alphatier" (O-Ton LVZ) aus dem Grimmaer Rathaus einen Hang zur Selbstdarstellung und Schlimmeres vorwerfen, aber sowas hat Berger nicht verdient. Den Kopf abgeschnitzt, als hätte ein stockbesoffener Erzgebirgler sich als Männelmacher versucht, die linke Hand ein einziger Arbeitsunfall ... Bei der Volkshochschule gibt es auch Lehrgänge in Photoshop und Gimp, werte Praktikanten. Und ja, ich weiß, dass ein Freisteller durchaus tückisch sein kann und auch ein wenig Mühe macht, aber erstens ist Berger keine nackte DD-Blondine mit Pelzmantel und im Wind wallender Löwenmähne, also recht einfach zu bearbeiten. Und zweitens gibt es ja immer noch die Möglichkeit, den Mann grob zu markieren und mit "weicher Auswahlkante" zu versehen - das ist deutlich besser als ihn per digitalem Fleischerbeil zuzuspitzen, Ihr Künstler.
Apropos Künstler: Mangelnde handwerkliche Fähigkeiten offenbaren sich auch links vom Bild im umfließenden Text. Wobei: Da fließt nichts, da hat wohl ein Eskimo typografische Eiswürfel ins Layout gepinkelt.
Was lehrt uns das? (für die Praktikanten: Was lernt uns das?)
1. Setzen, 6.
2. Geht sterben, Holzmedien.
3. Bin ich mir natürlich bewusst, dass der Fisch zumeist vom Kopf her stinkt. Das überzogene Sparen an der Kernkompetenz bekommt einem Zeitungsverlag ebensowenig wie einem Fleischermeister. Nur dass die Fleischerei schneller pleite geht.
PS.: Am 20. Januar stellt die ivw die aktuellen Zahlen zur Auflagenentwicklung online.
Und nein, heute lasse ich mich mal nicht über die notorische, presseratsaktenkundige Schleichwerberei des Holzmediums von der Leipziger Klagemauer aus, sondern über schlichtes Handwerk.
Beispiel gefällig: Die Muldentalausgabe der LVZ berichtet heute in ihrem Aufmacher über den Bau einer Hochwasserschutzmauer in Grimma, dabei kommt natürlich auch der omnipräsente Oberbürgermeister Matthias Berger zu Wort.
Fotograf Thomas Kube hat Berger sauber abgelichtet, das Resultat sieht so aus
und ist in der online-Ausgabe der LVZ zu berichtigen. Den Link lasse ich wegen der Paywall mal weg.
Soweit so gut. Doch in der heutigen Holzausgabe der MTL-LVZ waren offensichtlich Praktikanten am Werk, die dem Grimmaer OBM übel mitgespielt haben.
Das Resultat ist ausstellenswert (vorsicht, starker Tobak!):
Nun soll es ja Leute geben, die dem gelegentlich radladerfahrenden "Alphatier" (O-Ton LVZ) aus dem Grimmaer Rathaus einen Hang zur Selbstdarstellung und Schlimmeres vorwerfen, aber sowas hat Berger nicht verdient. Den Kopf abgeschnitzt, als hätte ein stockbesoffener Erzgebirgler sich als Männelmacher versucht, die linke Hand ein einziger Arbeitsunfall ... Bei der Volkshochschule gibt es auch Lehrgänge in Photoshop und Gimp, werte Praktikanten. Und ja, ich weiß, dass ein Freisteller durchaus tückisch sein kann und auch ein wenig Mühe macht, aber erstens ist Berger keine nackte DD-Blondine mit Pelzmantel und im Wind wallender Löwenmähne, also recht einfach zu bearbeiten. Und zweitens gibt es ja immer noch die Möglichkeit, den Mann grob zu markieren und mit "weicher Auswahlkante" zu versehen - das ist deutlich besser als ihn per digitalem Fleischerbeil zuzuspitzen, Ihr Künstler.
Apropos Künstler: Mangelnde handwerkliche Fähigkeiten offenbaren sich auch links vom Bild im umfließenden Text. Wobei: Da fließt nichts, da hat wohl ein Eskimo typografische Eiswürfel ins Layout gepinkelt.
Was lehrt uns das? (für die Praktikanten: Was lernt uns das?)
1. Setzen, 6.
2. Geht sterben, Holzmedien.
3. Bin ich mir natürlich bewusst, dass der Fisch zumeist vom Kopf her stinkt. Das überzogene Sparen an der Kernkompetenz bekommt einem Zeitungsverlag ebensowenig wie einem Fleischermeister. Nur dass die Fleischerei schneller pleite geht.
PS.: Am 20. Januar stellt die ivw die aktuellen Zahlen zur Auflagenentwicklung online.
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