Freitag, 14. September 2007
Applaus für die blonde Eva
Den Lesern dieses kleinen, im Sinne der Political Correctness mitunter etwas fragwürdigen Tagebuches habe ich meine Meinung zur Causa Eva Herman ja bereits am 12. September mitgeteilt: Nicht superblonder Dummheit, sondern klarem Kalkül war ihre „uuups“-Lobpreisung der Familienpolitik des Gröfaz geschuldet. Im Klartext: Die blonde Eva hat, wie schon im Fall ihres zuvor veröffentlichten Elaborates „Das Eva-Prinzip“ sich nicht verquatscht, sondern den Skandal bewusst inszeniert, um ihr neues Buch zu promoten. Ob sie dafür den Rausschmiss beim NDR in Kauf genommen hat oder von diesem Schritt wirklich überrascht wurde, sei dahingestellt. Ich vermute ja, dass sie erwartet hatte, mit der Nummer noch mal durchzukommen. Wo sie doch ihre Entschuldigung mit demütigem Blick unter der blonden Gardine hervor so prompt vorgetragen hat ...
Aber das ist eine pure Vermutung. Fakt ist hingegen, dass die PR-Nummer voll aufgegangen ist, denn „Das Prinzip Arche Noah“ hat auf Anhieb den Sprung in die deutschen Beststellerlisten geschafft.
Interessierten Lesern sei zur Sicherheit noch einmal die Lektüre des letzten Absatzes meines Tagebucheintrags vom 12. September empfohlen.
Mitunter kotzt es mich an, mit meinen Vermutungen so oft richtig zu liegen.

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Sonntag, 9. September 2007
Die rote Brigitte folgt dem schwarzen Wolfgang
Sonntagmorgen. Kurz mal ins Radio gelauscht. Auf DLF wird vermeldet, dass Bundesjustizministerin Zypries nun auch etwas zur Festnahme mutmaßlicher islamistischer Bombenbauer in Deutschland zu vermelden hat. Kein Wunder, denn schließlich kann die rote Brigitte dem schwarzen Wolfgang das Feld der inneren Sicherheit nicht kampflos überlassen. Um verlorenen Boden gutzumachen, brilliert sie mit einem Vorschlag, der dem sinnfreien Geschwafel von der Onlinedurchsuchung nur wenig nachsteht: Gefordert wird eine Registrierungspflicht beim Kauf von Chemikalien, die zur Herstellung von Sprengstoffen geeignet sind. Selten so gelacht, schon gar nicht am Sonntagmorgen.
Mal zum Mitdenken für alle Unwissenden: Kommt ein Terrorist in den Laden, sagt zum Drogisten: „Ich brauche Glycerin, Salpetersäure und, ääh, was gehört noch zum Nitrieren dazu?“ Wenn es um potenzielle Sprengstoffzutaten geht, ist die Welt nicht schwarz oder weiß.
Sicher, es gibt eine Menge an Chemikalien, die man kaum zum Reinigen des heimischen Herdes einsetzen würde, sondern die recht eindeutigen Zwecken dienen. Aber diese Substanzen sind auch jetzt schon nicht einfach so im Baumarkt erhältlich.
Interessant wird es doch bei den Zutaten, die auf Neudeutsch „Dual Use“-Charakter haben, die also dem einen oder dem anderen oder noch vielen weiteren Zwecken dienen können.
Bleiben wir bei einer meiner Lieblingssubstanzklassen, den so genannten ANFOs. Diese Abkürzung steht für „Ammonium Nitrat(e) Fuel Oil“, dank der IRA und anderer Menschenfreunde auch als „Fertilizer Bombs“ bekannt. Ammonium Nitrat wird im großtechnischen Maßstab produziert und sowohl für die industrielle als auch terroristische Sprengstoffproduktion eingesetzt. Außerdem wird es in Unmengen als Stickstoffdünger auf die Felder geschüttet. In Ägypten habe ich ganze Lastzüge mit dem Zeugs gesehen, die unbewacht am Acker standen – und keiner der allgegenwärtigen Sicherheitsleute macht sich darüber einen Kopf ...
Schüttet man z.B. Diesel ins Ammonium Nitrat, entsteht auf simpelste Weise ANFO. Wer’s heftiger mag, gibt noch Aluminium hinzu. Mit einer simplen Sprengkapsel wird so aus dem Dünger, der dazu beitragen soll, Menschen vor dem Verhungern zu bewahren, ein probates Mittel, um Hunderten Menschen einen zügigen Tod zu bescheren.

Haben das alle verstanden? Dann erinnern wir uns noch einmal an die Forderung des BuJuMi-Brigitte. Wer soll beim Kauf welcher Zutaten registriert werden? Der Bauer, wenn er 130 Tonnen Stickstoffdünger ordert? Der Kleingärtner, wenn er drei Zehnkilotüten Superblühdünger in seinen Einkaufswagen packt? Oder der Autofahrer, der seinen Golf TDI mit Diesel betankt?
Und da man Menschen nicht nur mit Bomben ins Jenseits befördern kann, könnten bei dieser Gelegenheit auch die Käufer von Äxten, Vorschlaghämmern, Kanthölzern, Küchenmessern, Wäscheleinen und allen anderen „Dual Use“-Mordwerkzeugen erfasst werden.

Möglicherweise braucht Deutschland wirklich das eine oder andere neue Gesetz. Ganz oben auf der Prioritätenlisten stehen allerdings solche, die gerade Politiker dazu verpflichten, vor Inbetriebnahme ihres Mundwerkes auch ihr Gehirn einzuschalten.

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Freitag, 7. September 2007
Alles Schlapphut, oder ...?
Drei mutmaßliche Terroristen wurden festgenommen. Dass damit eine Reihe wahrscheinlich geplanter Anschläge verhindert werden konnte, ist erfreulich. Allerdings provoziert die (bisher durchaus widersprüchliche) Berichterstattung über diesen Vorgang eine Reihe von Fragen zur möglichen Rolle der Geheimdienste in dieser Angelegenheit.

Drei Personen, die seit Monaten unter Beobachtung standen, haben frei verkäufliche Zutaten für die Herstellung von Sprengstoff zusammen getragen und sollen kurz davor gestanden haben, daraus eine teuflische Mischung herzustellen. Soweit, soklar? Keinesfalls, zu viele Fragen bleiben offen.

1. lässt der Hinweis auf das in großen Mengen beschaffte Wasserstoffperoxid vermuten, dass entweder HMTD oder APEX produziert werden sollten. Die dazu benötigten „weiteren Zutaten“ sind gleichfalls frei erhältlich. Bei beiden Substanzen gelten als sehr brisante, aber tückische Sprengstoffe. Bei ihrer Herstellung besteht die Gefahr, dass selbst kleinere Ansätze außer Kontrolle geraten und explodieren. Die Verarbeitung von mehr als einer halben Tonne Wasserstoffperoxid ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das nicht mit dem Kochen von Marmelade am Küchentisch einer Ferienwohnung zu vergleichen ist. Auch Lagerung und Transport der fertigen Sprengstoffe sind riskant. Zudem sind die Zutaten relativ teuer. Weshalb sollten potenzielle Terroristen, die in ein internationales Netzwerk eingebunden sind, sich auf solche Schwierigkeiten einlassen?
2. hatte das von den mutmaßlichen Terroristen erworbene Wasserstoffperoxid laut Medienberichten eine Konzentration von 35 Prozent und wurde im Zuge der Ermittlungen gegen eine 5-prozentige Lösung ausgetauscht. Das ist löblich, denn unter acht Prozent ist die Flüssigkeit zur Sprengstoffherstellung nicht mehr zu gebrauchen. Allerdings kann jede Friseuse und auch jeder Chemielaborant die eine von der anderen Lösung unterscheiden. Sollte das nicht auch den in einem Ausbildungslager geschulten, mutmaßlichen Terroristen möglich gewesen sein? Zumindest wäre ihnen beim ersten Ansatz zur Sprengstoffherstellung aufgefallen, dass da etwas nicht stimmen kann. Folglich können die drei Festgenommenen noch nicht so weit gewesen sein. Oder sie waren wirklich blauäugig. Wie sie dann auf TMTD bzw. APEX gekommen sind, ist unklar.
3. sind Sprengstoffe auf Basis von Stickstoffdünger und Öl (ANFO: Ammonium-Nitrate Fuel Oil) leicht und billig herstellbar und einfach zu handhaben. ANFO wird kommerziell genutzt, ist jedoch auch bei einer Vielzahl von terroristischen Aktivitäten verwendet worden. So genannte Fertilizer-Bombs nutzten u.a. der Oklahoma-Bomber und die IRA. Lt. Angaben der Ermittlungsbehörden wurden bei den drei mutmaßlichen Terroristen auch Sprengkapseln gefunden, sodass die Zündung eines ANFO-Gemisches kein Problem dargestellt hätte.
4. drängt sich mir die Frage auf, woher ALG-II-Empfänger das Geld für Ferienhaus, bundesweiten Einkauf von Chemikalien etc. haben. Hier muss es Unterstützer geben. Aber: Wenn es im Rahmen eines Netzwerkes solche Helfer gibt, warum haben diese die mutmaßlichen Terroristen dann nicht auf eine praktikablere Lösung hingewiesen? Oder stammten die Unterstützer aus ganz anderen Kreisen und hatten Interesse an der Inszenierung einer medienwirksamen Festnahme?
5. gibt mir das perfekte zeitliche Zusammentreffen von behördlichem Zugriff und aktueller Diskussion um Online-Durchsuchungen - gelinde gesagt - sehr zu denken. Hier drängt sich die Frage auf, inwieweit V-Leute in die Aktion eingebunden waren und ob diese Einfluss auf die Tätigkeit der drei mutmaßlichen Terroristen genommen haben? Das Leben steckt voller Zufälle, aber dass just in dem Moment, da der Innenminister mit dem Waffenrecht baden gegangen ist und in puncto Bundestrojaner Gegenwind vom Koalitionspartner bekommt, drei Chemie-Alis gefangen werden, scheint mir doch kein Zufall zu sein.
6. sollte kein Leser meiner Zeilen die oben gemachten Angaben zu Sprengstoffen in irgendeiner Weise "als Aufforderung zum Tanz" verstehen. Die genannten Zutaten sind zwar frei erhältlich, von ihrer Verwendung zur Herstellung von Sprengstoffen wird jedoch ausdrücklich abgeraten.
Insbesondere sollte der Hinweis auf ANFO nicht dahingehend missverstanden werden, eventuelle Probleme im privaten, beruflichen oder behördlichen Umfeld durch zweckentfremdeten Einsatz von Ammoniumdünger und Diesel zu lösen.
Der Umgang mit dem Zeugs ist gefährlich, nicht jeder hat das Glück, dass Onkel Schlapphut sich nachts in den Hobbykeller schleicht und den Mist entschärft. *g*

Der Zeitungsdieb

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Donnerstag, 31. Mai 2007
denn bei der Post geht's nicht so schnell
… denn bei der Post geht's nicht so schnell
Mindestens eine Abmahnung wäre der Christl von der Post nach heutigem Arbeitsrecht sicher. Schließlich trällert die Dienstleistungsfachkraft in der Operette „Der Vogelhändler” von Carl Zeller „… denn bei der Post geht's nicht so schnell”. Und solcherart Äußerungen werten aufmerksame Vorgesetzte nur zu schnell als Mangel an Loyalität gegenüber dem eigenen Unternehmen.
Dass Sopranistin Christl mit ihrer Äußerung durchaus eine Wahrheit ausgesprochen hat, beweist allerdings ein Blick auf die aktuelle Briefmarkenserie „Vier Jahreszeiten”.
Das Anliegen dieser Edition ist durchaus löblich, stellen die Marken zum Stückpreis von 55 Cent doch Frühling, Sommer, Herbst und Winter bildlich dar und geben so manchem computergeschädigten Großstadtkind ein wenig Nachhilfe in punkto Naturkunde.
Der Frühling wird durch die Baumblüte veranschaulicht. Gelungen ist auch die Darstellung der herbstlichen Laubfärbung, die allemal besser ist als eine Briefmarke in Novembergrau. Geteilter Meinung kann man angesichts des vergangenen Winters über das Schneebild sein.
Gründlich daneben ist allerdings die Auswahl des Sommermotivs gegangen. Das zeigt – welch Wunder – ein in sattem Gelb blühendes Rapsfeld.



Diese Blüten konnte man in unseren Breiten auch vor Einsetzen des Klimawandels bereits im Wonnemonat Mai erleben, nicht aber im Sommer.
Wie singt die Christl so schön? „… denn bei der Psot geht's nicht so schnell”. Vielleicht hat bei der Prüfung der Jahreszeiten-Serie aber auch einfach ein Verantwortlicher geschlafen. Oder, wie Carl Zeller in seiner Operette „Der Obersteiger” formulierte: „Der Bürokrat tut seine Pflicht.”

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Donnerstag, 3. Mai 2007
Freilaufende Erbgutträger
Nein, heute gibt es nichts Neues über Rolly Schlehmens und seine nimmermüden Karawanentreiber zu lesen und auch nichts über Schülerzeitungen. Beide Themen langweilen mich derzeit so entsetzlich, dass ich meine Tastatur lieber durch den Wolf drehen als sie in dieser Richtung strapazieren würde. Aber das kann sich ja auch wieder mal ändern, falls Rolly wieder mal von der Motorsportfraktion in die der Läufer wechselt.
Apropos Läufer. Wer läuft, hat mehr vom Leben, auf alle Fälle sieht er mehr. Beim Laufen durch Wald und Flur sehe ich seit einigen Jahren, wie sich die Landwirtschaft wandelt. Gelbe farbe dominiert auf den Feldern entlang meiner Laufstrecke, der süßliche Geruch des blühenden Rapses lässt erkennen, dass die erneuerbaren Energien sich zumindest für die Bauern auszuzahlen scheinen.
Weniger auffallend, um nicht zu sagen: klammheimlich, kommen nach und nach auch die ersten gentechnisch manipulierten Pflanzen auf die Felder. Ganz offiziell natürlich und unter Einhaltung aller Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen. Darum heißen diese Pflanzen ja von Amts wegen auch nicht gentechnisch manipuliert (das klingt so negativ), sondern transgen.
Nun bin ich wahrlich alles andere als ein "Grüner", aber im Hinblick auf den Einsatz erbgutmanipulierter Organismen habe ich so meine Bedenken. Zum einen glaubten die Neuzeitmenschen in ihrer unendlichen Arroganz schon zu oft, eine Sache "im Griff" zu haben - mit hinreichend bekanntem Erfolg oder besser Misserfolg ...
Zum anderen ist nicht erst seit "Jurassic Park" bekannt, dass die Natur "immer einen Weg" findet. Im konkreten Fall muss sie nicht mal danach suchen, denn der Weg - mit den Ausmaßen einer deutschen Autobahn - wird ihr von den Bauern gleich mitgeliefert. Schließlich werden transgene Pflanzen nicht im hochsicheren Laborgewächshaus angebaut, sondern mitten in Gottes freier Natur. Dort krabbeln allerlei Organismen herum, fressen Pflanzenteile, beschmieren sich mit Pollen oder schleppen ganz einfach die eine oder andere Pflanze fort. Selbst frischluftliebende Läufer kommen als Genverschlepper in Frage, wenn sie die transgen bestückten Felder passieren. Der Transport von Saatgut und Ernte tut ein übriges. Wer in diesen Tagen wachen Auges durch die Lande geht/läuft/fährt, sieht die gelben Blüten unzähliger versprengter Rapspflanzen, die zum Teil weit entfernt von "offiziellen Feldern" gedeihen. Noch sind es "natürliche" Arten, schon bald können es transgene Flüchtlinge sein.
Langer Rede kurzer Sinn: Grenzen sind dazu da, überwunden zu werden. In die Natur entlassene Organismen halten sich nicht an die Vorhersagen ihrer geistigen Väter, sondern entwickeln eine erstaunliche Eigendynamik, die allenfalls in Hochsicherheitslabors beherrschbar bleibt. Mit viel Glück ...

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Mittwoch, 28. März 2007
Robby Clemens: Das Exklusiv-Interview mit Rolly Schlehmens
Die Leser meines kleinen Blogs haben heute Gelegenheit, Borderline-Journalismus vom Feinsten zu erleben. Wie einst Tom Kummer den Hollywood-Stars, so habe ich dem Weltlaufextremisten Rolly Schlehmens aufs große Maul geschaut und die inhaltsschweren Worte dieses genialen und starken Mannes notiert. Nachdruck erwünscht, aber solch Spitzenjournalismus hat seinen Preis … Honoraranfragen gern unter zeitungsdieb@yahoo.de

Frage: Hallo Rolly, vielen herzlichen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen. Die Leser meines Blogs „Laufende Gedanken“ sind sportlich sehr interessiert und begierig darauf, einige Neuigkeiten aus ihrem Mund zu erfahren.

Rolly Schlehmens: Das gefällt mir, wie Sie das sagen. Sport ist gut, ist wichtig. Man muss trainieren, kann schließlich nicht alles nur mit dem Equipment allein machen. Wobei, meine Brille ist schon toll … Aber zurück zum Thema. Ich war ja selbst mal Sportler, Deutschlands bekanntester und bester Extremläufer, müssen Sie wissen. Aber das ist Geschichte, ich bin jetzt ein Botschafter unserer stolzen Nation, der Frieden, Eia und gute Laune durch die Welt trägt. Naja, tragen lässt.

Frage: Haben Sie denn dem Laufen ganz abgeschworen?
Rolly Schlehmens: Bekommt mir nicht. Sehen Sie, früher war ich ein ganzer Mann. Da brachte ich was auf die Waage, konnte einen ganzen Tag ackern. Abflüsse reinigen, Möbel stemmen. Und als Läufer? Bekomme ich einen Hungerast. Muss Petrs eklige Suppe löffeln. Wenn der Wind bläst oder die Berge in die falsche Richtung zeigen, tut mir was weh und ich muss mit dieser elektrischen Schwindelkiste meine Muskeln zappeln lassen. Und dann noch dieses Rumgealbere mit den lächerlichen Stöckchen.
Außerdem habe ich mir durch das Laufen die ganze Figur versaut. Schauen Sie mich doch an – da kann ich noch so teure Schuhe und coole Klamotten tragen, die Mädels wollen lieber Kerle zum Anlehnen, nicht zu sich dran splittern.

Na,na, jetzt untertreiben Sie aber. Mit ihren engen, dünnen Beinkleidern haben Sie doch schon für großes Aufsehen gesorgt.
Rolly Schlehmens: Sie meinen meine „gemächtbetonenden Hosen“? Das war einer meiner besten Sprüche, ist mir in Leipzig beim Loslaufen noch mal so rausgerutscht. Kommt aber wirklich toll, vor allem in den islamischen Ländern. Die Bräute sehen doch dort nur Kerle die rumlaufen wie altmodische Stehlampen. Und dann ich ...

Und, alles echt?
Rolly Schlehmens: Wo haben Sie das denn nun wieder aufgeschnappt. Muss doch gar nicht echt sein, muss nur so aussehen. Der eine hat dafür eine Hasenpfote in der Jeanstasche, ich habe meine Spezialanzüge. Hat ja nie einer gefragt, ob die eigentlich für Läufer oder für Tänzer sind. Mit meinem dürren Body würde ich doch sonst keinen Stich sehen ...

Aber so dürr sind Sie doch gar nicht.
Rolly Schlehmens: Das verdanke ich dem Petr. Der Junge ist ja nicht nur wegen seines komischen Akzents bei uns, er kocht auch für mich. Und für wie wenig Geld der arme Kerl ackern muss, nur weil er Neueuropäer ist. Aber auf diese Weise sparen wir so viel ein, da können wir uns gelegentlich mal wieder eine Kamera klauen lassen.

Auf Ihrer Spottfrei-Homepage ist aber doch zu lesen, dass Sie immer noch laufen.
Rolly Schlehmens: Ja, darauf besteht Onkel Rolf. Wegen der Sponsoren. Damit die nicht abspringen. Aber lassen Sie sich von mir als gestandener Handwerker eins gesagt sein: Wer so dämlich war, sich von uns vor dem Start über den Tisch ziehen zu lassen, der merkt auch nicht, dass die ganze Nummer eine absolute Verlade ist. Drum heißt das Unternehmen ja auch word-run. Wir laufen nur mit der Klappe, gewissermaßen virtuell. Das „L“ im Namen ist doch nur ein Tipfehler bei der Anmeldung der Domain gewesen.

Wollen Sie damit sagen, dass ihre Sponsoren Deppen sind?
Rolly Schlehmens: Die meisten zumindest. Einer ist helle, aber gegen den hat Onkel Rolf noch was aus DDR-Zeiten in der Hand … Und außerdem hat er ihm letztens geholfen, seine Mitarbeiter wieder zu bekommen, die ihm in so einem Sandalenstaat abhanden gekommen waren. Onkel Rolf ist da wie der Pate, der hat auch nie einen Gefallen vergessen, den er noch einfordern konnte.

Fassen wir zusammen: Wegen der Sponsoren müssen Sie ab und an doch noch mal die Laufschuhe anziehen. Wie läuft so ein Lauftag ab?
Rolly Schlehmens: Lauftag, ablaufen – tolles Wortspiel. Sie könnten bei unserem Team mitmachen, so mit der Schnauze sind Sie auch ganz toll. Also: Mein Lauftag. Das Härteste ist das frühe Aufstehen. Weil. So gegen 7 drückt die Blase. Muss an diesem ägyptischen Bier liegen. Aber für richtiges aus der Heimat ist kein Geld da, sagt Onkel Rolf. Die Knete muss ja schließlich bis Vietnam reichen, in Saigon hat Onkel Rolf alte Freunde, die ihm noch was schulden …
Nach dem Pullern geht’s ans Frühstück. Gegen neun nimmt Petr vier lange und ein kurzes Hölzchen. Lang heißt Auto, kurz laufen. Gestern muss er mich betrogen haben, da zog ich das kurze. Scheißtag. Drecksgegend. Sonne. Und ich mittendrin. Na gut, nur zehn Minuten, dann hatte ich das Stück vom Wohnmobil zu dieser alten Ruine geschafft.
Oben drückte mir Rolf einen Zettel in die Hand. Stand was über Geschichte, Pharaonen und so’n Mist drauf. Musste ich vorlesen, Kamera hat alles aufgenommen. Hinterher sah das dann wirklich echt aus, so als wäre ich zu den Pyramiden gelaufen und hätte dort tolles Zeug über die Bedeutung des Ortes erzählt. Ich sage nur: postproduction! Nach den Aufnahmen mussten wir aber schnell los, weil lauter solcher arabischen Bakschischjäger kamen, lauter nerviges Volk.

Wie ging ihr Lauftag weiter?
Rolly Schlehmens: Ging ist gut, wieder so’n Brüller. Ihr Journalisten habt’s einfach drauf. Gegangen sind wir dann. Zum Wohnmobil, Zeit fürs Mittagessen, danach Massage. Den Petr habe ich vorher rausgeschickt, wenn’s gut sein soll, muss man sich’s selbst machen. Dann ein Mittagsschlaf. Gegen 17 Uhr bin ich raus zum 3. Turn des Tages, ich war sehr gut gelaunt und bin vom Wohnmobil fast 100 Meter bis zum Hotel gegangen. Ich hätte auch laufen können, so gut bin ich im Training, aber es war Rückenwind. Und da muss ich vorsichtig sein, genau wie bei Windstille oder Gegenwind, so tut mir wieder was weh, sagt Onkel Rolf.

Und was steht im Lauftagebuch?
Rolly Schlehmens: 68 Kilometer, was sonst? Und das in 15 Minuten netto, das gibt wieder’n Schnitt, da spucken die Laufidioten Gift und Galle. Sollen sie doch - die Kilometer sind uns ja nicht wirklich wichtig. Wir hatten nie vor, einen Rekord oder solchen Blödsinn zu laufen. Wir wollten Spaß haben, auf andere Leute Kosten um die Welt reisen, ab und zu einen wegstecken. Uups, das streichen Sie aber bitte, meine Frau liest ja manchmal doch die eine oder andere Zeile.

Versprochen. Unter Ehrenmännern. Aber um noch mal auf Ihren Tagesablauf zu kommen. Schlaucht das nicht?
Rolly Schlehmens: Und wie! Am schlimmsten ist das ständige Aus- und Eingesteige bei dem Wohnmobil. Onkel Rolf sagt nämlich, wer zuviel säuft, muss draußen pinkeln, das Bordklo ist nur für Notfälle. Jeden Abend fünfmal treppauf, treppab – das geht ganz schön in die Beine. Ich bekomme auf der Reise noch richtige Waden.

Wie funktioniert der Kontakt in die Heimat?
Rolly Schlehmens: Bestens. Oder glauben Sie etwas den Scheiß, der auf unsere Webseite steht, das mit „kein Internet“, „kein Handy“ und so? Hier kann man rund um die Uhr telefonieren. Störungen gibt es nur, wenn der Muezzin ruft. Internetanschlüsse finden sich auch in fast jedem Dorf. Post geht schneller als daheim, schließlich fliegt Onkel Rolf ja fast täglich nach Old Germany und macht dort irgendwelche Journalisten rund.

Gibt es bei der Vielfliegerei keinen Ärger mit den Behörden?
Rolly Schlehmens: Haben Sie etwa die Märchen von den langen Wartezeiten geglaubt? Onkel Rolf hat doch von früher noch einen Diplomatenpass. Die Kameltreiber haben doch gar nicht mitbekommen, dass es das dazu gehörende Land gar nicht mehr gibt. Die tragen ihm sogar seine schweren Pakete ums Röntgengerät herum.

Pakete?
Rolly Schlehmens: Na, irgendwie muss sich der Lauf doch lohnen. Nur wegen der Völkerverständigung macht das doch keiner. Schließlich will Onkel Rolf sein Investment wiederhaben, so blauäugig war er doch nicht, hier Geld zu verbrennen. Big run, big deal.

Wie stehen Sie dazu, dass einige Läufer angekündigt haben, Sie auf der einen oder anderen Etappe zu begleiten?
Rolly Schlehmens: Tolle Sache, die glauben wohl tatsächlich, sie könnten mit mir mithalten. Die sollen doch alle an meinem Auspuff schnuppern. Aber mal im ernst: Wenn morgen so eine Ultraflitzpiepe vor dem Wohnmobil darauf warten würde, dass ich loslaufe und er mich kontrollieren kann, dann würde Onkel Rolf sich was einfallen lassen, dass man aus Sicherheitsgründen nicht laufen kann, so wie damals im Irak. Bombendrohung, Militärputsch, Attentat, Entführung oder was in der Art – der Pate hat doch Connections hinter jeder Palme.

Lieber Rolly, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Ich wünsche Ihnen, auch im Namen meiner Leser, noch viele toller Erlebnisse und viele unvergessliche Kilometer bei ihrem Lauf um die Welt.

Also, bis jetzt waren Sie mir ja sympathisch, aber nun wollen Sie mich wohl ärgern, was? „unvergessliche Kilometer“, soll das eine Drohung sein? Wenn ich die wollte, hätte ich auch einen Trainingsplan von Abu Greif nehmen und mich auf Erkrath vorbereiten können.
Was meinen Sie denn, warum wir „Sport frei“ rufen? Weil wir frei von Sport um die Welt fahren wollen!

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Montag, 26. März 2007
Pyramidengedanken: Robby reicht's bis Vietnam
Eigentlich sollte nach meinem bösen Sonntagsblock über die Möchtergernseriösfachmagazine nicht gleich der nächste folgen, doch schon wieder haben die Um-die-Welt-Stolperer heißeste News über die Menschen geschüttet, die sich natürlich auch in meinem kleinen, unbedeutenden Tagebuch widerspiegeln muss. Wenn auch das Tagebuch noch immer von den Mühen des Abflugs nach Kairo berichtet (Robby hatte am Flughafen Übergewicht, das erinnert an frühere Zeiten … der Bursche wird beim Laufen fett!), so verkündet der brandheiße Newsletter schon neue Erfolge (O-Ton): „Robby steht vor den Pyramiden von Gizeh“ – jetzt walkt er nicht mal mehr, jetzt steht er schon rum … - „und ist überwältigt von dem geschichtsträchtigen Ort.“ Das provoziert zwei Bemerkungen: Erstens – Napoleon stand dort auch schon und zeigte sich ziemlich überwältigt, von dem Knaben hört man nicht mehr viel Neues … Zweitens – Was weiß so’n anhaltinischer Wanderklempner(meister) von Geschichte? Gut, es gibt da die Sache mit der Nebraer Himmelsscheibe, aber als das Ding so um 2000 vor Christi gedengelt wurde, hatten die Pharaonen der mittleren Dynastie schon ein ordentliches Reich mit der Hauptstadt Theben und standen gewissermaßen kurz vor der Einführung des Farbfernsehens nach PAL-Standard.
Aber zurück zu Robby an den Parymiden. Schlimmes Aua wird per Newsletter wieder einmal verkündet. Nein, werte Fangemeinde, nicht Robby ist es, der leidet, sondern das Giermannsche konnte leert sich. Positiv ausgedrückt hat es der Big Boss in etwa so: „Zu Anfang hatten wir kein Geld, jetzt reicht es bis Vietnam.“ Also, wenn ich kein Geld hätte, würde ich es nicht dafür ausgeben, nach Vietnam zu kommen, sondern damit in Ägypten bleiben. Aber das ist Geschmacksache. Was Big Boss sagen will, ist, dass die worldrun-Finanzen zu Anfang nur aus Giermanns Konto bestanden (Man unterschätze jedoch den unfreiwilligen Sponsoring-Anteil der ARGE Leipzig nicht, darüber bzw. über dessen Kürzung hatte sich sogar das Möchtergernseriösfachmagazin „einfach laufen“ ausgelassen). Nun ist es den Abenteuerurlaubern offensichtlich gelungen, zumindest einigen arglosen Unternehmen genug Knete aus der Tasche zu ziehen, um damit bis Vietnam zu gelangen. Respekt!
Seit es sportlich nicht mehr läuft, haben Robby & Co. übrigens die menschliche Seite des Worldrun entdeckt und leben die jetzt viel mehr aus als zu Zeiten der vollmundigen Weltrekordambitionen. Das ist einerseits gut so, schließlich gibt es ja immer noch diesen putzigen Verein namens worldrun e.V., der sich so menschliche Dinge in die Satzung geschrieben hat. Andererseits erinnert der Wechsel vom knallharten Extremläufer ins Lager der Gutmenschen mich ein wenig an alternde Burschen, die es bei den Mädels nicht mehr bringen und feststellen, dass ihnen tiefgründige philosophische Gespräche mit 21-jährigen Blondinen mit tollem Schattenwurf viel mehr geben als … halt, weiter geht’s nur mit Altersnachweis und Bankverbindung!
Böse Menschen in diversen, den Weltenbummlern nicht freundschaftlich verbundenen Redaktionen haben aus der Giermannschen Vietnamerklärung den Schluss gezogen, dass das Unternehmen kurz vor Pleite bzw. Abbruch steht. Lieber Robby, lieber Heinzeckard! Bitte, tut das nicht, Ihr würdet mit damit einen großen Teil meiner Lebensqualität rauben. Sollte es an Robbys abgenutzten Gummipimpelchen liegen, so würde ich zur Not sogar Radiergummis rundschnitzen, damit’s weitergeht! Sicher würden auch viele andere Ultras spenden, um dieses Gaudi weiter verfolgen zu können. Schließlich zahlen wir ja auch GEZ, und wofür? Beim worldrun hat man wenigstens was für sein Geld … Zwar keinen Weltrekordlauf, aber wenigstens Spaß.
In seinem Interview kurz vor dem Abflug von Berlin-Tegel nach Dubai (Dürfen ehemalige DDR-Diplomaten jetzt schon Westberliner Flughäfen benutzen?) ließ Rolf-Ich-bin-der-Boss-Giermann einige hörenswerte markige Sprüche ab. Leider fehlt mir das Geld, um das Interview als Video zu kaufen, senden wird den Müll wohl auch keiner, aber schon die Stichworte in den News lesen sich toll. The Boss schreibt, dass Robby mit seinen 60 Mitfahr-kms am Tag „immer noch eine extreme Leistung“ vollbringt. Nagut, es ist ziemlich genau die Leistung, die ihm von den bösen Ultras prophezeit worden war, die Robby aber cool überbieten wollte. Zum Brüllen schön ist der Spruch, das „Es gibt viele Profi-Extremläufer, aber Robby ist Amateur“. Mal abgesehen davon, dass es nur sehr wenige Profis in unserer Szene gibt (Die sich nun von Pfeifen wie Robby in Misskredit bringen lassen müssen), hat Robby sich mir gegenüber bei einem Telefonat kurz vor seinem Start als der obersupergeile Extremsportler präsentieren wollen, gegen den all die Ultragrößen nur blass aussehen.
Übrigens hat Rolf-the-Boss nun die Schuldigen dafür gefunden, dass er mit seiner Robby-around-the-world-Planung so in die miesen geraten ist. Mister „Ich-kenne-den-Nahen-Osten-wie-meine-Westentasche“ (siehe die Bloggerei über das LVZ-Interview) hat sich auf falsche Berater verlassen. „Wir haben uns auf das verlassen, was Robby von anderen Profis erfahren hat“. Grübelgrübel. „Andere Profis“ ist eine tolle Formulieren. Robby ist ja laut Giermann keiner (Egon Olsen würde sagen: „Lausiger Amateur“). Wer könnten also die Profis sein? Meines Wissens hat Robby so richtig mit keinem gesprochen … von den mir bekannten „Profis“ war wohl keiner im Gespräch mit ihm, denn als ich ihm deren Namen am Telefon nannte, blieb Robby am anderen Ende der Leitung sehr still … Vielleicht waren es ja welche von denen, die Robby von einer seiner Extremfahrgemeinschaften kennt. Aber dass Joe und Eberhard ihn so verladen haben sollten …
Macht alles nicht. Denn Robby ist ja stark, und er wird sein Ziel mit all der neumodischen Menschlichkeit erreichen, genauso wie er 2004 die Weltrekord im 24-h-Laufbandrennen beinahe gebrochen hat, unser König oder besser unser Lügenbaron der Herzen.
Oder, wie Rolf-the-Boss sagt: „Ein Mann nimmt sich etwas vor, er tut es auch. Und dann gibt es andere, die ihn unterstützen.“ Aber, aber, lassen wir mit solchen Ein-Mann-Sprüchen nicht ein klein wenig zu sehr den Frauenfeind raushängen …?
Also dann, lauft schön und fahrt nicht zu oft im Auto mit
Der Zeitungsdieb

PS.: Wer Robbys geilen Auftritt vor den Pyramiden im Fernsehen sieht, kann mir ja mal einen Mitschnitt mailen. „Robby erläutert die geschichtliche Bedeutung des Ortes“ heißt es in der Ankündigung. „Don Brillo“ als stockschwingender Pyramidenerklärer - das klingt nach tagelangem Bauchmuskelkater.

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Robby und die Möchtegernfachmagazine
Ein Lauffreund, der zu den bekennenden Lesern meiner immer mal wieder unkorrekten Bloggerei zählt, wies mich kürzlich per Mail auf einen Fehler hin: In meinen „Laufenden Gedanken“ habe ich mich mit schöner Regelmäßigkeit einem Leipziger Journalistenkollegen gewidmet, der trotz zugegebener Unwissenheit nur zu gern über den Abenteuerurlauber Robby Clemens berichtet. „Das sind nun mal Laien und sie wissen nicht, was sie tun“, kommentierte mein Lauffreund diesen und andere Tintenclowns. Schlimmer seien jedoch die Möchtergernseriösfachmagazine. Vielen Dank für den Tipp und die herrliche Wortschöpfung! Als „Möchtegernfachmagazin“ (MGFM) haben sich in jüngerer Zeit gleich zwei bunte Zeitungen hervorgetan: Zum einen ist das „einfach laufen“ (bis vor kurzem wusste ich noch nichtmal um die Existenz dieser Postille), zum anderen das selbst ernannte Männermagazin „GQ“. Das kenne ich zwar dem Namen nach, hatte es bislang aber ignoriert, ohne mich deshalb als unvollständiger Mann zu fühlen.
Robby Clemens sieht das anders. Trotz seiner vielen Leiden (erinnert sei an die KnochenhautreizungsumknickauaGottlobesistnichtsamKnochen-Episode, die Robby ins Auto flutschen ließ, damals glaubte er wohl noch selbst ans spätere Nachlaufen der kms), trotz all des Ärgers (Das war die RobbysSpezialschuhegeklaut-Geschichte mit anschließendem Kameraverlust) und der Pannen (Wo findet man mehr kaputte Autos als bei der Giermann-Rallye?) nahm er sich am 1. Februar Zeit zum Plaudern mit Timm Rotter (Kann ein Mensch wirklich so heißen oder ist der Typ getürkt?), einem Redakteur von besagtem Männermagazin GQ. Unter www.worldrun.de konnte die damals noch recht gläubige Leserschaft erfahren, dass Robby sich trotz aller Konzentration auf seinen harten Lauf die Zeit zum gemeinsamen Frühstück mit Timmi nahm. Anschließend (natürlich nach dem obligatorischen Aufsehen (gegen Robby C. müssen Tom C., Brad P., Pierce B, Sean C. und George C. graue Mäuse sein) walkte und joggte Timm Rotter (man soll mit Namen keine Witze machen, aber es ist schon eine Versuchung …) stolze 24 Kilometer mit Robby Clemens. Die Worldrun-Crew staunte seinerzeit, dass der Lifestyleredakteur durchhielt … 13 Uhr machte Rottentimm sich wieder auf den Weg nach Deutschland.
Nun mag man über Lifestyleredakteure mit seltsamen Namen so schlecht denken, wie man will, aber die Bewunderung war überflüssig: Rechnen wir mal – 6.30 Uhr Frühstück, vielleicht bis 8 Uhr, dann noch eine Stunde pullern, applaudieren, Autogramm geben, also 9 Uhr los. Da bleiben noch vier Stunden bis 13 Uhr, macht beachtliche 6 km/h. Die schafft nicht nur ein rotteliger Lifestyleredakteur, sondern sogar mein betagtes Mütterlein samt ihres künstlichen Kniegelenks.
Was haben wir bisher gelernt: Dass das Timmilein die 24 Kilometer mit Robby mitgehalten hat, war kein Wunder. Ein Wunder war hingegen, dass er aus einem Feta-Jagdwurst-Streichkäse-Frühstück und einem Doppeldutzend geschlichener Kilometern nicht nur einen fundierten Bericht über Worldrun gemacht hat, sondern Robby sogar in den Olymp der deutschen Ratgebertanten erhob: In der Aprilausgabe des Männchenmagazins darf Robby seine zehn Gebote für den angehenden Marathonläufer verkünden. Ob er da erst mit seinem Fitnesspapa telefonieren musste? Aber vielleicht hat Rolfeckard auch gesagt: „Lass man, Junge, ich schreib Dir das, mit Berichten kenne ich mich von früher aus.“
Achja, das andere MGFM hatte ja auch was geschrieben. Wie hießen die noch mal? „einfach laufen“ – kann ich mir einfach nicht merken. Die hatten ja schon im März so ein Propagandastück gedruckt … Obwohl ich es nur als Kopie vorliegen hatte, stank der Artikel drei Meilen gegen den Wind nach bezahlter PR. Dass dieses MGFM im April trotz der inzwischen zutage getretenen Mega-Verlade, die unter dem Namen worldrun geboten wird, nun tatsächlich fünf weitere Seiten ihres wertvollen Heftchens nachgelegt hat, ist eigentlich nur mit redaktionskollektiver Umnachtung oder übelriechender Verbandelung zwischen Verlag und wordrun AG zu erklären. Und da eine ganze Redaktion nur höchst selten dem Wahnsinn anheim fällt (Man sollte dennoch nie nie sagen …), liegt’s hier wohl an der Verbandelung. Was so ein armes, unbekanntes Blättchen ist, das freut sich über jede Werbung und jede Spende. Nur mit der Aufnahme in die Linkliste des worldrun ist es sicher nicht getan.
Sollte sich einer meiner geneigten Leser nun immer noch fragen, ob es sich lohnt, die Aprilausgaben der Möchtergernseriösfachmagazine „einfach laufen“ und GQ käuflich zu erwerben? Ohne bedürftigen Kollegen das Geschäft vermasseln zu wollen: Kopien genügen. Und wer die Robby-Sülze nicht liest, hat auch nichts verpasst, dafür aber Zeit gespart, die er fürs Laufen nutzen kann.
In diesem Sinne: Bleibt in Bewegung (mit dem Spruch könnte ich auch in GQ auftreten!).
Der Zeitungsdieb

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Donnerstag, 22. März 2007
Nur zur Sicherheit: Robby - wie alles begann
Immer mehr erinnert die Berichterstattung auf der Seite worldrun.de an den Roman 1984 und das dort beschriebene Wirken des Ministeriums für Wahrheit. Unter dem Motto "Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft" wurde da gefälscht und zurechtgebogen, dass es eine Freude war.
Nicht anders bei Robby Clemens' worldrun. Dort werden Einträge zensiert, einstige Freunde abgekocht (siehe dazu mal world-run Ltd.) und die Seite wird kontinuierlich "aktualisiert".
Um angesichts des jüngsten Giermann-Interviews nicht zu vergessen, wie alles begann, d.h. wie großkotzig Robby & Co. in die Welt hinauszogen, hier noch einmal der O-Ton der "News" vom Vorabend des Starts, ehe diese womöglich einem Hackerangriff der worldrun-IT-Experten zum Opfer fällt.

Zitat Anfang:
Extremsportler Robby Clemens startet Worldrun
Sachsen / Leipzig - 2007-01-03

In 300 Tagen zu Fuß um die Welt: Extremsportler Robby Clemens startet Worldrun

(DieFernsehFabrik) Mittwochmorgen, genau 8.33 Uhr ist in Leipzig vor dem Gewandhaus der Startschuss zum Worldrun gefallen. Extremsportler Robby Clemens hat seinen Lauf einmal rund um den Erdball begonnen. Nun warten 23.000 Kilometer Laufstrecke auf den 45-Jährigen. Seine Tour führt durch 30 Länder und soll am 27. Oktober 2007 mit einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wieder in der sächsischen Messemetropole enden.
Fünf Betreuer werden sich um das ständige Wohlbefinden bemühen. Auch Sohn Oliver (23) geht mit auf Weltumrundung und wird seinem Vater den Rücken stärken.
Nach 76 Kilometern wird am Abend das erste Etappenziel in Chemnitz erreicht sein.
Zum Start kamen neben Familie und Freunden Leipzigs Oberbürgermeister Burkard Jung und die ehemalige Irak-Geisel Thomas Nitzschke.

Robby Clemens: ... bin froh, dass es endlich losgeht... für die Familie wird es sicherlich hart und schwer... es wird auch Rückschläge geben...

Burkard Jung, Oberbürgermeister Leipzig: ... glaube, dass er es schafft... aber es kann viel passieren... drücke ihm den Daumen... er ist Leipziger und er wird als Leipziger laufen...
Zitat Ende.

Manche Dinge muss man aus der Distanz betrachten ... Was denkt wohl der Leipziger OBM, Burkhard Jung über seinen Superleipziger?

Grübelnd
Der Zeitungsdieb

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Alte Autos und ein nimmermüder Weltenläufer
Was für ein Tag: Eigentlich Frühling, aber plötzlich schüttet es die kleine Welt mit Schnee zu. Robby, im Geist bin ich bei Dir, muss ich doch genau wie Du unter widrigen Bedingungen mit dem Auto fahren. Tschuldigung. Ist mir so rausgerutscht.
Von einer beruflichen Rutschpartie ins Büro zurückgekehrt, fiel mir doch prompt auf, dass die Weltenläufer in puncto Internetauftritt richtig geackert haben. Das schmucke Rot ist geblieben, doch der von irgendwelchen Saboteuren einst auf die Seite gehackte Schriftzug „23.000 Kilometer in 298 Tagen“ ist entfernt und durch den Hinweis „Robby Clemens läuft um die Welt“ ersetzt worden. Sicher haben die Giermannschen IT-Experten auch diesmal mit revolutionärer Wachsamkeit die IP-Adressen der Missetäter registriert und längst Anzeige erstattet. Achso, zumindest diesmal waren sie es ja selbst ...
Was mich am meisten verblüfft, ist die geradezu hochgradige Aktualität des Tagebuches. Immerhin kann man schon bis zum 9. März lesen – es geht doch, wenn der Chef mal nach Deutschland kommt und mit eisernem Besen auskehrt.

Apropos Tagebuch. Wiedereinmal ist es für meinen kranken Geist ein Quell der Freude. Schon der erste Satz des Eintrages vom 4. März „Robby beendet seinen 1. Turn dort, wo er gestern endete.“ Lässt mich grübeln. Wer endete gestern dort? Robby? Der Turn? Die deutsche Sprache hat’s in sich. Wahrscheinlich meint der Autor, dass Robby dort weiterläuft, wo er tags zuvor gesagt hat „Reicht für heute.“ Und genau das verdient eine Erwähnung im Tagebuch, denn schließlich ist es ja nicht selbstverständlich, die Weltumrundverbumfidelstöckelung am Schlusspunkt des Vortages fortzusetzen. Aber vielleicht waren die Autos wieder mal kaputt, leer oder geklaut, sodass tatsächlich gelaufen werden musste. Armer Robby! Und wie er läuft, humpelt und flucht und sich im Lauf des Tages auf offizielle 55 kms windet. Macht irgendeinen Schnitt von der Art „Meine Mutter ist 79 Jahre alt und hat sich beschwert, dass Robby in ihrem Windschatten mitlief“.

Ansonsten scheinen Robbys Tage ein Wechselspiel von Aua (Es tut weh), Aaah (Die Scenarmaschine lässt es so schön kribbeln), Uuuaaaah (bin schon wieder reif für die Heia) und ooooh (Alle bewundern den großen Wunderultra) zu sein. Aufgelockert wird das Einerlei zum Glück durch Autos, die häufiger in die Werkstatt als zur Tankstelle müssen. Rolfeckard ist laut LVZ-Interview zwar ein erfolgreicher Geschäftsmann, Autos scheinen allerdings nicht sein Metier zu sein.

Am 6. März wird klar, warum wir alle den Weltrekord vergessen sollen. Die ganze Gang startete das Touri-Programm in Petra, besichtigte und trödelte, bei Robby zwickte es, sodass mein Mütterlein ihn an diesem Tag sicher abgehängt hätte. Ich sage nur: 32 km (Auf wie viele Läufer verteilen die sich eigentlich?).
Aber schön zu lesen ist es, wenn berichtet wird, dass man Souvenirs kaufte, wieder ein kaputtes Auto hatte und gut zu Abend essen konnte. Und bei so viel Stress hat Robby sogar noch Zeit, Spenden zu sammeln. Kein Wunder, dass angesichts des vielen Bargelds die Achsen knirschen.

Die wurden dann am 7. März heilegemacht. Die 70 Euronen für den Schrauber gehen sicher als Spende durch – schließlich hat der gute Mann bestimmt Kinder, die sich über die fette Beute freuen. Und Stück für Stück wird aus dem in Deutschland gekauften Schrott wieder ein fahrtüchtiges Auto. Ähhem: Vielleicht habe ich Rolfeckard ja unterschätzt und er zieht hier ein neues Geschäftsmodell durch, so in der Art „RolfisRunningRepair“.

Am internationalen Frauentag hat Robby gezeigt, was in ihm steckt: 221 km am Stück fuhr er im Auto, offiziell heißt das Überführungsfahrt, leider hat sie ihm die Zeit zum Laufen geraubt. Aber das laufen wir alles hinterher nach ... ach nee, ist ja vorbei, jetzt wird in den USA je nach Wetter entschieden. Robby, halt durch, zieh Venenstrümpfe an, damit Dich die lange Fahrt nicht kaputt macht.
Liebe Grüße an den Weltenstöckler
Vom bösen Ultra
André

PS.: Ach ja, und halt Dich bei den Bauchtänzerinnen zurück, auch wenn Euch das Rotkäppchen mutig macht.

Noch’n PS.: Über das Interview von Rolfeckard in der LVZ musste ich noch mal nachdenken. Praktisch wortgleich, dafür mit einigen zusätzlichen Fehlern, steht es auf der LaufumdieweltundhabSpaßdabeiseite. Versehen mit einem „Copyright by worldrun“. Wie soll man das deuten? Die Fehler ließen sich dadurch erklären, dass einer der IT-Experten das Interview abgetippt und verschlimmbessert hat. Aber was soll dann das Copyright? Also kommt nur eine Erklärung in Frage: Das Interview stammt von Rolfeckard oder seinem Medienprofi (Genau, das ist der, der früher mal bei der Suppenillu war) und wurde der LVZ als quasi amtliches Dokument zwecks Abdruck (Aber zack, zack!) übergeben. Und weil die Kollegen in der Redaktion richtig Ehre im Leib haben, wurden einige Fehler rausgemacht. *grübel*

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