Montag, 24. Dezember 2007
Wünsche und sowas
Na denn, wieder einmal ist ein Jahr fast vorüber, das obligatorische Weihnachtsfest rückt unerbittlich näher. Ehe ich für meinen alljährlichen Vorbescherungslauf die Schuhe schnüre, wünsche ich allen regelmäßigen und gelegentlichen Lesern dieses kleinen Tagebuches ein besinnliches und friedvolles Weihnachtsfest.
Und falls sich jemand dafür interessiert, was ich mir so wünsche (außer Gesundheit, Weltfrieden etc.):
- Laufsachen, die man nicht waschen muss,
- Freistarts für Marathonsammler,
- Computertastaturen, die keine shift-lock-Funktion mehr haben und außerdem
- ... nööö, das eine oder andere sollte doch geheim bleiben.
In diesem Sinne: Ein frohes Fest Euch allen, lauft mal ein Stück - es muss ja nicht gleich eine Autofahrt um die Welt draus werden.
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Samstag, 22. Dezember 2007
eGov, Aufkleber und amtliche Handarbeit
Von Berufs wegen darf ich mich von Zeit zu Zeit ein wenig mit dem Thema EGov befassen. EGov – das ist Neusprech und bedeutet EGovernment. Hinter diesem englisch daherkommenden Schlagwort verbergen sich IT-Lösungen, die öffentlichen Verwaltungen („Government“) durch den Einsatz pfiffiger elektronischer Lösungen („e“) Arbeit abnehmen. Das soll dazu beitragen, dem Bürger zeitgemäße Dienstleistungen auch übers Internet anzubieten und in den Fällen, da unsereins noch zum Amt muss, Wartezeiten zu vermeiden. Außerdem trägt eGov dazu bei, in Zeiten knapper Kassen Budgets zu schonen. Beispiele für EGov kennt so ziemlich jeder: Stichworte wie Virtuelles Rathaus sind zwar vor allem Insidern bekannt, doch bei der Beantragung eines neuen Ausweises oder eines Führerscheins erlebt auch der Normalbürger, was elektronische Lösungen so alles vereinfachen können. Digitales Foto, gescannter Fingerabdruck, Name und Adresse – alles rutscht übers kommunale Datennetz mit 128-Bit-Verschlüsselung gen Bundesdruckerei. Die Kehrseite der Medaille: Immer mehr Politessen nutzen den P3-Stift- Auch das ist eGov: Ein kleines elektronisches Zauberding, das zum Beispiel bei Parkverstößen die Fotos knipst, das Ticket ausfüllt und das ganze Elend per Handy in einen Zentralrechner beamt – nur die Überweisung muss man als Missetäter noch selbst ausfüllen, Abbuchung geht noch nicht.
Apropos Abbuchung: Eine solche empfiehlt sich beim Finanzamt, denn dort schreibt man z.B. für die alljährlich zu entrichtende Kfz.-Steuer nur noch einen Bescheid. In den Folgejahren muss man selbst an die Zahlung denken, sonst kommt auf graugrieseligem Amtspapier ein böse gedengeltes Mahnschreiben ins Haus geflattert. Dessen Layout versucht gar nicht erst, den Meckerzettel als gute Nachricht zu tarnen. Nö – die Staatsmacht fällt mit der Tür ins Haus: Nicht gezahlt, aber nun schnell, Mahngebühr, Drohung mit Stilllegung und Kniescheibe kaputt. Letzteres noch nicht wirklich, aber ich würde nicht drauf wetten, dass nicht in einigen Jahren vielleicht auch diese Methode gegen säumige Zahler eingesetzt wird.
Aber zurück zur Abbuchung: Wer schlau ist, lässt das Finanzamt Kfz.-Steuer und ähnliche Spenden selbst vom Konto holen. Das klappt, und wenn man ein Auto verkauft, bekommt man sogar Geld zurück.
Neulich erlebte ich jedoch mit, dass das Schlagwort eGov zumindest bei einem Finanzamt noch nicht angekommen ist: Eine Veränderung der Bankverbindung war zu melden, auf dass die eisige Hand der beamteten Kassenfüller nicht ins Leere greife. Also ins Internet geschaut und die nicht eben preisverdächtige Homepage des zuständigen Finanzamtes angeschaut. eGov? Fehlanzeige! Nach längerem Suchen bot der Kontakt-Knopf zumindest eine E-Mail-Adresse an. Es hätte mich stutzig machen sollen, dass diese mit „info@ ...“ begann. Aber man soll ja keine Vorurteile haben. Also eine freundliche Mail mit Autonummer und neuer Bankverbindung auf den Weg gebracht und der Dinge geharrt, die da kommen ...
Und sie kamen – zwei Tage später in Form eines Briefes. Staatstragendes Grau, Packpapierqualität, vom Finanzamt. Sehenswert. Das Fenster des DIN-lang-Umschlages war mit einem Aufkleber dichtgeklebt, darauf handschriftlich die Adresse notiert. Drinnen fand sich ein offensichtlich schon zweidreiviertel Milliarden Mal kopiertes Formular zwecks Bekanntgabe der neuen Bankverbindung. Statt eines Anschreibens klebte auf dem Formular ein gelbes PostIt. Darauf war immerhin gerade noch entzifferbar gekritzelt, dass die Änderung per E-Mail aus diesem und jenem staatstragenden Grund nicht möglich die Rücksendung des Formulars – natürlich nach Ausfüllung – notwendig sei. Um zu vermeiden, dass womöglich technische Teufeleien nach Art eines Telefaxgerätes zur Anwendung kommen, gab die clevere Amtfrau nur eine Postfachadresse an und verschwieg ihre Faxnummer sicherheitshalber.
Schöne neue IT-Welt, schönes neues eGovernment! Was bei Kommunen, Landkreisen und Regierungspräsidien schon Normalität ist, macht um die staatlichen Geldeintreiber noch einen großen Bogen. Als ich das liebevoll ausgefüllte Formular zusammenfaltete, streichelte ich einmal mehr als notwendig über seine schrundige Papieroberfläche. Schon seit Jahren hatte ich mich über die hohen Mahngebühren gewundert, die meine Lieblingsbehörde mir bei verspäteten Zahlungen stets aufbrummte. Nun endlich wusste ich, dass diese gerechtfertigt waren und sind. Wer so vorsintflutlich arbeitet, der kann nicht eben mal so eine Mahnung für nass verschicken. Da muss ein Brief schon Minimum fünf Euronen kosten ...

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Mittwoch, 19. Dezember 2007
Unicef, alte Männer, junge Frauen und etwas zum Nachdenken
Die Kinderhilfsorganisation hat zum achten Mal Fotografen ausgezeichnet, die die Lebensumstände von Kindern dokumentiert haben. Die Bilder sind – soviel sei der geneigten Leserschaft dieses kleinen Tagebuches verraten – überaus sehenswert. Wer sie sich anschauen will, findet die Galerie auf welt.de, wer sich langes Suchen ersparen will, folge diesem Link http://www.welt.de/politik/article1469852/Der_Braeutigam_ist_40_die_Braut_ist_11.html
Nun wissen die regelmäßigen Leser dieses kleinen, politisch vielleicht nicht immer ganz korrekten Tagebuches, dass ich mich kaum an meine Lieblingstastatur setze, um der Menschheit einen Linktipp zu geben.
Nun gut, ich kann damit leben, in gewisser Hinsicht durchschaubar zu sein. Mich haben die preisgekrönten Fotos beeindruckt. Sicher, ich war ein wenig enttäuscht, dass meine Lokalpostille, nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, nicht den Mut hatte, das Platz-1-Foto auf ihre Titelseite zu stellen. Schade nur, dass die Erläuterungen zum drittplatzierten Bild, das die LVZ auf den Titel nahm, etwas dürftig ausfielen.



Die geneigte Leserschaft erfuhr lediglich, dass ein Mädchen an seinem 9. Geburtstag fröhlich auf einem auf der Müllkippe gefundenen Sessel hüpft. Interessant wäre sicher der Hinweis gewesen, dass das Kind samt Familie seit drei Jahren auf dieser Müllkippe nahe Manila wohnt und seinen „Lebens”-raum täglich nach Holz durchsucht. Die Familie des Mädchens stellt daraus Holzkohle her. Auch wenn ich nicht gerade als sensibel bekannt bin: Wenn ich im Frühjahr mal wieder nach Baumarktbilligholzkohle für den heimischen Grill Ausschau halte, wird sich mir dieses Bild aufdrängen – schöne, globalisierte Welt.
Aber zurück zum Erstplatzierten. Dass dieses Foto als kleine Briefmarke auf Seite 2 und nicht auf dem Titel abgebildet wurde, hat mich nicht wirklich überrascht. Es birgt die Gefahr, Ärger zu bekommen. Stichwort: Karrikaturenstreit.



Unter dem Titel „Der Bräutigam ist 40, die Braut ist 11“ zeigt das preisgekrönte Bild ein afghanisches Brautpaar. Sie ist ein schmales Kind von elf Jahren, nicht zu vergleichen mit den elfjährigen Jungdamen hiesiger Herkunft. Bräutigam Mohammed Faiz ist ein 40-jähriger, bärtiger Mann, der dem Foto nach durchaus auch 20 afghanische Winter mehr auf der Uhr haben könnte. Mit dem Motiv vom alten Mann und dem Kind weist Unicef darauf hin, dass weltweit ca. 60 Millionen Mädchen vor Erreichen der Volljährigkeit verheiratet werden, die Hälfte der Kinderbräute kommt aus Südasien. Die Mädchen sind in der Mehrzahl der Fälle ein Handelsgut, das arme Familien bei wohlhabenden Männern in Zahlung geben.
Sehr interessant war bzw. ist es, die zahlreichen Kommentare zu lesen, die die welt.de-Leser auf den Bericht hin abgaben. Jede Menge Kritik am Islam findet sich dort, an Stichworten wie Pädophilie, Schande usw. mangelt es nicht. Dass so mancher Leser den Artikel zum Anlass nahm, um fremdenfeindliche Textbausteine bis hin zu arg rassistischem Gedankengut in die Tastatur zu hämmern – das ist wohl nicht zu vermeiden.
Nun liegt es mir sehr, sehr fern, Verständnis für den Verkauf von Menschen aufzubringen. Allerdings sollte man auch ein wenig über die Verschiedenheit der Kulturen nachdenken. Ein gläubiger Muslim, der dem Koran folgt, ist bei der Heirat eines nicht volljährigen Mädchens durchaus auf der „sicheren Seite“ – schließlich erlaubt der Koran die Heirat nach Eintritt der ersten Menstruation. Sicher, das ist nach deutschem Recht undenkbar, aber – wie schon Asterix sagte – es ist eine andere Kultur.

Und, soviel sei den Lesern dieses kleinen Tagebuches als Denkanstoß noch auf den Bildschirm gegeben: Zwischen Mohammed (40) und Ghulam (11) liegen 29 Jahre. Auch wenn Vergleiche zum Hinken neigen, sei mir doch ein Blick auf die Gepflogenheiten unserer westlichen und demokratischen Kultur gestattet. Von Ehe zu Ehe wird bei Ex-Außen-Joschka der Hang zu jungen Frauen immer deutlicher. Zwischen dem grauen Grünen und seiner aktuellen Minu liegen stolze 28 Jahre – natürlich vollkommen legal, denn die Dame ist alt genug, weil der Joschka noch viel älter ist. 28 Jahre Differenz liegen auch zwischen Sky Dumont und Mirja, immerhin 30 Jahre älter als Karina ist Dieter Bohlen. Drei Jahrzehnte trennen auch Flavio Briatore und seine fast-Gattin Elisabetta. Und dann wäre da ja auch noch Startrompeter Ludwig Güttler, der 2007 eine Kommilitonin seiner Tochter geheiratet hat (Johannes Heesters und seine Simone spare ich bei dieser Betrachtung bewusst aus, obwohl zwischen ihnen 57 Jahre liegen – aber hier weiß man nicht wirklich, wer eigentlich wen …).
Natürlich sind alle genannten Beziehungen von tiefer Liebe und Zuneigung geprägt und frei von wirtschaftlichen Erwägungen irgendwelcher Art. Und die Karina würde den faltigen Dieter auch dann lieben, wenn er als armes Würstchen bei irgendeinem Musikfuzzi das Laub wegkehren würde. Und Elisabetta hätte Flavio während seiner schweren Krankheit bestimmt auch dann die Hand gehalten, wenn er bei Renault am Band Aschenbecher einbauen würde – weil er eine so interessante Persönlichkeit ist. Aber jetzt höre ich auf, sonst werde ich noch ironisch ...
Und Ironie wäre fehl am Platze. Schließlich muss man für die älteren Herrschaften doch Verständnis aufbringen - es ist schließlich eine andere Kultur.

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Donnerstag, 15. November 2007
Das Marchen von Terrakotta-Wolfgang, Wladimir, Problembär Kurt und den Flugzeugen.
Es war einmal ein Wolfgang. Der machte nirgendwo mit. Nicht bei den Pionieren und auch nicht bei den Soldaten. Erst später machte er dann hier und da mit, erst am Runden Tisch, dann beim Demokratischen Aufbruch und dann bei der SPD.
Als er groß war, wurde der Wolfgang sogar König in seiner Stadt. Oder genauer: Bürgermeister. Zuerst war das auch recht lustig, aber dann türmten sich dunkle Wolken vor seinem Rathausbalkon auf.
Kein Wunder, denn Wolfgang hat te an allem die Schuld. Erst hatte er den Leipzigern mit seinem Gefiedel die Olympiabewerbung eingebrockt, dann den Deutschen mit seiner Zaubertruppe die Olympischen Spiele vermasselt. Aber musste er deshalb nach Berlin gehen? Okay, da ist die Sache mit seiner Ehe und dem neuen Glück. Okay, da waren einige Schubfächer in seinem Schreibtisch, aus denen es schon gewaltig müffelte. Aber deshalb zieht man nicht in die Welt hinaus, um sein Glück woanders zu versuchen. Deshalb muss man den Job als Oberbürgermeister doch nicht aufgeben. Nicht als SPD-Mann und schon gar nicht in Leipzig. Den Leuten an der Pleiße kann man zur Wahl einen Sack Eierbriketts hinstellen – und die wählen den zum OBM. Spätestens im zweiten Wahlgang. Wenn er nur von der SPD ist.
Aber der Wolfgang ist nach Berlin gegangen. Minister ist ja auch was, auch wenn’s nicht so sicher und bequem wie OBM in Leipzig ist. Moment, mal nachschauen: Wie heißt des Wolfgangs Job genau? Ahja: Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Das klingt ziemlich viel und ziemlich anstrengend.
Nur gut, dass der Wolfgang eine gewisse Affinität zu China entwickelt hat. Nicht wie die Angela, die ja auch mal kritische Worte äußert und den unerwünschten geistigen Führer zu sich bittet. Nein, mehr wie der Gerhard (Genau, der mit dem Wladimir und der Doris), der mehr fürs Verbeugen vor dem gelben Riesen ist. Das brachte dem Wolfgang auch eine Ehrenprofessur der Najing Universität ein, was vor ihm noch keinem Deutschen passiert ist. Von den Chinesen – genauer gesagt, von deren Terrakotta-Armee – hat der Wolfgang etwas Wichtiges gelernt: Man kann ziemlich hohl sein und bis über den Hals im Dreck stehen und erfüllt immer noch seine Aufgabe.
Und so nahm der Wolfgang es in Kauf, dass seine Feinde, vor allem aber auch seine Freunde ihn aushöhlten – oder besser gesagt: auswaideten. Lustig stachen sie auf den Wolfgang ein und schnippelten sich so manches Filetstück aus dessen Ressort. Der Wolfgang ertrug’s mit asiatischer Gelassenheit wie ein Edler und fidelte weiter. Irgendwann blieb ihm von seinen vielen schönen Unterressorts nur noch das Türschild, während Freunde und Feinde die Beute in ihren Ministerien verteilten.
Was ihm widerfahren war, bemerkte Terrakotta-Wolfgang erst, als er eines bösen Tages in die Schlacht ziehen wollte, um Deutschland vor dem russischen Bären zu schützen. Der hatte den schwer schleppenden Maschinen einer deutschen Fluggesellschaft nämlich mit der Pranke einen Schubs gegeben, auf dass sie aus dem eisigen Luftraum des noch eisigeren Zaren Wladimir flüchten mussten. Nur wenn die Deutschen ihre Fracht künftig über ein Drehkreuz am eisigen Arsch der Welt, in Sibirien, abfertigen, dürfen sie mit ihren Maschinen Russland queren. Das mochten die Deutschen nicht einsehen, denn sie hatten ja schon ein gut ausgebautes Luftdrehkreuz in Kasachstan.
Also erhob sich Terrakotta-Wolfgang zu seiner ganzen fürchterlichen Größe und richtete sein bösestmögliches Gesicht gen Osten. Und weil er am Morgen beim Betreten seines Ministeriums etwas von „Verkehr“ gelesen hatte, schoss er zurück: Flugs drehte Wolfgang den Russen den Hahn ab und sperrte den deutschen Luftraum für die Frachtflieger aus dem Reich der Moskoviter.
Da fühlte sich der Wolfgang richtig toll, denn das hatte er ganz alleine geschafft. Zwar war ihm ein wenig bange, dass der Gerhard oder – noch schlimmer – dessen Doris anrufen könnten, weil die doch so gute Freunde vom Wladimir sind. Aber während sich der Wolfgang gegen solcherart Anfeindungen aus dem eisigen Osten wappnete, traf ihn der Hieb gänzlich unerwartet aus Richtung Westen. Dort grummelte Kurt Beck vor sich hin, denn in seinem Reich befindet sich der Flughafen Hahn, der nicht nur von Ryan Air, sondern auch von russischen Frachtfliegern genutzt wird.
Richtig, genau diesen Maschinen hatte der tapfere Terrakotta-Wolfgang den Hahn abgedreht. Und damit drehte er auch dem gleichnamigen Flughafen denselben ab. Und deshalb hatte der Kurt ein offenes Ohr, als der Gerhard den Kurt anrief, Grüße von Doris an Frau und Sohn bestellte und ihn über den Ärger informierte, den der Wolfgang dem Wladimir bereitet hatte.
Und der Kurt? Reckte sich zu seiner ganzen gewaltigen Problembärgröße empor, holte aus und versetzte dem ängstlich gen Osten spähenden Wolfgang eine zwischen die Schulterblätter, dass dem die Risse in den knirschenden Terrakottapanzer fuhren. Und ehe der Wolfgang sich’s versah, war er zu Boden gegangen. Mit letzter Kraft konnte er noch die Sperrung des deutschen Luftraums widerrufen, beinahe hätte er sein eigenes „Time to say goodbye“ fideln dürfen.
Die deutschen Frachtflieger sahen ihn da so liegen, sahen den Problembären Kurt kommen und mussten zuschauen, wie dieser sich ein letztes Stück Fleisch, das in einem Winkel der gesprungenen Terrakottahülle gehangen hatte, einverleibte. Und sie weinten ein wenig, ehe sie beim Wladimir anriefen und ihm bestellen ließen, dass sie ja nur versehentlich in Kasachstan ... und eigentlich schon immer und viel lieber in Sibirien gelandet wären. Und dass sie ihm gern Geschenke zu Hauf' ... Und alle freuten sich, und vor allem der Gerhard und der Kurt – nur nicht der Wolfgang.
Achja – und weil’s so schön war, hat der Wladimir sich etwas Neues einfallen lassen. Der stoppte nun auf die Schnelle mal eine Bundeswehrmaschine, die eigentlich nach Afghanistan fliegen sollte. Und da war auch der Wolfgang wieder froh. Denn wieselflink war er vor die Tür gesaust, hatte er auf sein Schild geäugt und schnell noch einmal seine Zuständigkeiten überflogen. „Gott sei Dank, ich bin nicht der Verteidigungsminister“, freute sich der Fiedler. „Jetzt bekommt ein anderer Hiebe.“
Und damit ist das Märchen aus. Und wenn er nicht gestorben ist, dann stoppt der Wladimir weiter. Oder lässt stoppen. Demnächst vielleicht auch Euer Gas.

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Dienstag, 13. November 2007
Rolly und das Murmeltier
Nachdem Rolly Schlehmens im Interview die Antwort auf die Frage, ob er denn oder ob er denn doch nicht ... am 9. November durchs Brandenburger Tor gelaufen ist, schaue ich nun wieder regelmäßiger auf die worldrun-Seite. Und ich komme mir vor wie Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Richtig – Bill Murray ist der eloquente Typ aus den Ghostbusters, der mit den A4-großen Geheimratsecken. Für alle die das Murmeltier nicht kennen (unbedingt nachholen!): Ein sarkastischer und bitterböser Kachelmannkollege fährt zwecks Berichterstattung in irgendein Kaff am A... der Welt. Sowas wie Niedermölsen, nur amerikanisch. Dort erwischt ihn eine Zeitschleife, er erlebt ein und den selben Tag immer wieder. Aber nur körperlich, denn sein Gedächtnis erinnert sich an den zum x-ten Male erlebten Tag. Bis endlich ... aber das sollte jeder selbst sehen.
Und was hat die Weltenbummelseite mit dem Murmeltier zu tun? Richtig – dort steht nun auch schon längere Zeit „Heute läuft Robby in Berlin, im Brandenburger Tor ins Ziel!! Seid dabei, begrüßt und freut Euch mit ihm!!“ Mal abgesehen von der sprachlichen Feinheit der Aufforderung, sich mit ihm und Euch oder wem auch immer zu freuen und zu begrüßen, so scheint mir doch bei dieser Aufforderung ein typischer Fall von Murmeltier vorzuliegen. Denn am 9. November stimmte der Slogan (wenn vielleicht nicht inhaltlich, so doch zeitlich). Doch schon einen Tag später war heute doch gestern, oder soll heute morgen sein? Oder wann ist eigentlich heute, wobei damit der Tag gemeint ist, an dem Rolly nun doch im Brandenburger ins Ziel läuft? Nagut, das klingt seltsam, aber was weiß denn ich ... Wer es schafft, die Welt im Auto laufend zu umrunden, der läuft auch im Brandenburger Tor ins Ziel. Oder doch nicht?
Ist auch Rolly von der Zeitschleife erwischt worden? Muss er nun jeden Tag aufs Neue im Brandenburger Tor ins Ziel laufen? Fähnchen schwenken? Enthusiasmiert „Jaaaaaa“ rufen? Immer wieder die selben dummen Journalistenfragen beantworten? Was denn nun mit dem Weltrekord, denn er nicht angestrebt hat, sei? Und mit den Spenden?
Oder ist alles ganz anders? Hängt es wieder mal am fehlenden Internetzugang? Kann ja sein, in Deutschland ist das Internet ja kaum vorhanden, das ist schwerer als in Dubai oder Vietnam.
Aber zumindest einen klitzekleinen Zugang muss es doch geben, denn im Gästebuch hat sich etwas bewegt. Zwei neue Jubelbotschaften haben die Zensur passiert und dürfen in den Chor der Rollybegeisterten einstimmen. Wobei: Drin sein heißt nicht drin bleiben. Das Posting von Peter Bartel, das ein müder Zensor wohl in einem Moment der Schwäche durchgehen ließ, wurde nun mit revolutionärer Wachsamkeit doch noch entdeckt und ausgelöscht. Dass ein Stücklein weiter ein kritischer Beitrag von „Hans-Werners Freund“ stehen blieb (seit wann haben Menschen ohne Nachnamen Freunde?), ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass Thomas Pfundtner, seines Zeichens PR-Mann des laut dpa gescheiterten Unternehmens worldrun, diesem Posting eine Erwiderung spendiert hat. Und würde man den einen löschen, stünde der andere noch seltsamer da als er das schon jetzt tut.
Um aber auf den Ausgangspunkt meines heutigen Tagebucheintrages zurück zu kommen: Wie lange mag das Murmeltier wohl noch grüßen? Ob der Rolly schon einen Schatten wirft?

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Montag, 12. November 2007
Schonungslos, janz nah dran und immer aufm Punkt: Das neue Interview mit Rolly Schlehmens
Rolly Schlehmens hat es geschafft. Sagen er und seine Boxencrew zumindest. Aber wie dem auch sei, Running-Gag-Rolly wurde am 5. November in Leipzig gesichtet. In Berlin am 9. November wohl eher doch nicht. Zwar hat ein Hohenmölser Anzeigenblatt die Ankunft in Berlin bereits vermeldet, aber daran war wohl nur der vorauseilende Redaktionsschlussgehorsam schuld. Zumindest in der vielfältigen Hauptstadtpresse fand sich the one and only true worldrunner bisher nicht. Allerdings soll auf der A9 ein dicker Stau gewesen sein, vielleicht kommt Rolly ja später noch.
Damit die wilden Spekulationen ein Ende finden, haben Management und Sponsoren dieses kleinen Tagebuches jedoch weder Mühe noch Kosten gescheut, um unter Nutzung des Internets, afrikanischer Priester und bewusstseinserweiternder Drogen (natürlich ausschließlich rezeptfrei erhältlicher) den Kontakt zu Rolly Schlehmens aufzunehmen. Es ist gelungen. Unser Reporter war wieder mal „janz nah dran“ und hat beim Fragen unter dem Motto „immer aufm Punkt“ kräftig nachgebohrt. Das folgende Interview beweist es.

Frage: Rolly, herzlichen Glückwunsch – wozu auch immer. Wie fühlen Sie sich?
Rolly Schlehmens: Unglaublich. Einfach geil. Das geschafft zu haben, ist ein unvorstellbares Glücksgefühl.

Um konkret zu werden: Was haben Sie eigentlich geschafft?
Ähmm. Da fragen Sie am besten meinen Manager und Freund, Onkel Rolf. Der kümmert sich um so was, finanziert alles und hält mir den Rücken frei. Anders wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.

Ahja. Welchen Erfolg genau haben Sie noch mal errungen?
Ähmm. Da fragen Sie am besten meinen Manager und Freund, Onkel Rolf.

Gut. Das führt wohl nicht weiter. Eine andere Frage: Sie sind am 5. November an der Nikolaikirche in Leipzig angekommen. Mit lauten „Jaaaah, Jaaaaah“-Rufen. Was hat Sie so enthusiasmiert?
Sie Ferkel. Von so was bekommt man doch Schwindsucht. Oder war’s Rückenmarkserweichung?

Ahja. Ich stelle die Frage neu. Warum haben Sie so gebrüllt, was hat Sie so begeistert?
Da merkt man doch gleich, dass Sie keine Ahnung haben. Wenn man sich nach einer langen Autofahrt endlich wieder bewegen und ein paar Schritte laufen darf, freut man sich eben.

Das mit der Autofahrt war ein wichtiges Stichwort. Es gibt Gerüchte, dass Sie nicht die ganze Strecke gelaufen, sondern auch gefahren sind?
Dass Ihr Presseleute immer dieselben Themen hochsterilisieren müsst, finde ich Mist. Onkel Rolf übrigens auch. Natürlich bin ich im Auto gefahren. Worldrun heißt ja nicht, das man laufen muss.

Interessante Auffassung. Können Sie das näher erklären?
Moment, Onkel Rolf hat mir da was aufgeschrieben. Ah, hier hab’ ich’s: Wenn ein Flugzeug startet, rollt es auf die Startbahn. Das nennt man auch Runway. Das besagt doch auch nicht, dass das Flugzeug die ganze Flugstrecke saufen muss.

Saufen? Sie meinen sicher: laufen.
Stimmt. Hier steht laufen. Also, Onkel Rolf hat manchmal eine Sauklaue, das können nur Apotheker lesen. Man merkt, dass die in der Botschaft früher viel mit Geheimhaltung und so zu tun hatten.

Gut. Weil sie gerade von Geheimhaltung sprechen: Eigentlich wollte ich mein zweites Interview mit Ihnen schon viel eher führen. Allerdings habe ich mehrfach an der angekündigten Strecke auf Sie gewartet, Sie aber nicht angetroffen. Warum?
Wir waren zu einigen Streckenänderungen gezwungen. Aus verschiedenen Gründen.

Die Sie den Lesern dieses Interviews sicher nicht vorenthalten werden ...
Na, zum einen gibt es doch wirklich Länder, wo man nicht auf der Autobahn laufen darf. Und auch nicht auf dem Standstreifen gegen die Fahrtrichtung mit dem Auto fahren. Sehr geheimnisvoll und überaus erstaunlich. Ausland eben. In Hohenmölsen wäre das undenkbar, hier darf man immer und überall.
Ein weiterer Grund war die Moral. Wegen meiner engen Hosen haben uns die arabischen Tugendwächter das Laufen verboten.

Weshalb? Seit wann sind Krampfadern unmoralisch?
Nein, nicht die Krampfadern. Onkel Rolf sagt, ich soll sagen, dass ich vorn zu mächtig gebaut bin für die arabischen Verhältnisse ...

Hätten Sie die Situation nicht mit etwas weniger gemächtbetonter Kleidung entspannen können?
Das dachte ich erst auch, aber Onkel Rolf hat gesagt, dass wir uns solche Eingriffe in meine ... – wo ist der Zettel? – achja: Intimsphäre nicht bieten lassen müssen.

Aber nun liegt ja der ganze Stress hinter Ihnen ...
Da merkt man schon wieder, dass Sie keine Ahnung haben. Bis zum Brandenburger Tor sind es noch mal zwei Stunden mit dem Auto. Das schlaucht. Und dann gibt’s am 9. November wieder keinen Parkplatz und ich muss ewig weit laufen.

Nagut. Aber Sie sind sicher schon jetzt in der Lage, Ihren Lauf ein wenig zu resümieren. Was war für Sie der schönste Moment bei ihrer Weltumrundung?
Das war der Augenblick, als die letzte dieser blöden Brillen weg war. Endlich wieder normal gucken. Ich kam mir hinter den dunklen Gläsern ja vor wie Darth Vader. Aber ich musste ja, wegen des Sponsors. Zwölf Stück hatten wir mit, die ersten sechs wurden zum Glück in Kladno geklaut, als ich die Tür vom Wohnmobil einen Spalt aufgelassen haben. Aber dann hat Onkel Rolf besser aufgepasst und ich musste mir immer was Neues einfallen lassen, um so ein Ding loszuwerden.

Na, mancher trägt so eine Brille, um cool auszusehen ...
Bei dem Gesicht? Da hätte ich mich verschleiern müssen. Aber dann hätte es gleich wieder Gerüchte gegeben, dass ich mich doubeln lasse.

Gab es einen Moment, in dem Sie befürchtet haben, ihren worldrun nicht zu schaffen?
Sie sind der erste Reporter, dem ich das sage. Es gab mehrere dieser Momente. Unsere Autos waren ja nicht die besten. Und wenn so ein Wrack dann morgens oder nach dem Pullern nicht mehr ansprang, dachte ich mir immer: Rolly, das war’s. Jetzt lassen die Dich tatsächlich laufen. Und das steht ja nun wirklich nicht in meinem Vertrag!

In einem Internetforum ist zu lesen, dass Onkel Rolf schwere Vorwürfe gegen Präsidiumsmitglieder der Deutschen Ultramarathonvereinigung erhebt und deutlich macht, dass die abgewählt gehören. Wie stehen Sie dazu?
Jetzt haben Sie mich überrumpelt, die Frage war ja nicht vereinbart. Aber Onkel Rolf hat sicher nichts dagegen, dass ich mal ohne Blatt antworte. Ganz sicher ist er hier falsch zitiert worden. Solcher Kinderkram wie abwählen ist nicht Onkel Rolfs Art. Da kann zuviel schief gehen, sagt er immer. Onkel Rolf hat doch seine Freunde, die von früher. Die ruft er an, und dann klappt das.

Wie: Dann klappt das?
Onkel Rolfs Freunde regeln das. Die werden den betreffenden Bürgern schon deutlich machen, dass sie zurückzutreten haben. Oder die lösen das Problem irgendwie anders. Auf Onkel Rolfs Freunde ist Verlass.

Apropos Freunde. Der worldrun war und ist ja nicht unumstritten. Aber er hat auch einen treuen Freund – Hanswerner ohne Nachnamen. Wie finden Sie seine Lobeshymnen im Gästebuch des worldrun?
Meistens ganz schnell, außer Hanswerner steht ja kaum einer drin. Das liegt am vorgeschalteten Filter, hat Onkel Rolf mir erklärt. Der nimmt alle kritischen Einträge weg – da bleibt nur Hanswerner übrig. Wenn’s den nicht gäbe, müsste Onkel Rolf ihn erfinden, sonst wäre das Gästebuch leer.

Und: Hat er ihn erfunden oder gibt es Hanswerner ohne Nachnamen wirklich, sozusagen "in echt"?
Das habe ich Onkel Rolf auch mal gefragt ...

Und?
Zur Strafe musste ich an dem Tag ganz weit vor dem Auto herlaufen, fast drei Kilometer. Und durfte erst wieder einsteigen, als ich versprochen hatte, künftig keine dummen Fragen mehr zu stellen.

Eine letzte Frage, dann wollen wir Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Herr Schlehmens. Wir haben heute den 12. November. Sie wollten am 9. November durchs Brandenburger Tor laufen. In den Medien der Bundeshauptstadt findet sich aber kein Hinweis auf ihre Ankunft. Waren Sie nun oder waren Sie nicht in Berlin?
Natürlich war ich am 9. November in Berlin. Schon 1989. Wegen Begrüßungsgeld.

Etwas genauer, bitte: Sind Sie am 9. November 2007 in Berlin angekommen und durch das Brandenburger Tor gelaufen?
Also bisher waren Sie mir ja sympathisch. Aber nun wird es nervig. Sie mit ihrer ekligen Nachfragerei. Es ist durchaus denkbar, dass ich aus Gründen von Sicherheit, Gesundheit und Autopanne nicht in Berlin angekommen bin, aber ich wäre dazu durchaus in der Lage gewesen, das ist genau wie bei meinem schon legendären Lauf Basra-Bagdad oder beim Laufbandweltrekord – ich hätte gekonnt, wenn ich nur gewöllt hätte. Und wenn Sie jetzt keine Ruhe geben, rufe ich nach Onkel Rolf, damit der seine Freunde zu Ihnen schickt, Sie Pressefuzzi!

Herr Schlehmens, wir bedanken uns sehr für dieses aufschlussreiche Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre künftigen Vorhaben viel Erfolg und immer eine Handbreit Asphalt unter dem Wohnmobil.

Es fragte: Natürlich der Zeitungsdieb.

Anmerkung für alle Hanswerners ohne Nachnamen, Onkel Rolfs etc.: Beim vorstehenden Interview handelt es sich um Satire. Wer nicht weiß, was das ist, kann hier http://de.wikipedia.org/wiki/Satire nachschauen.
Die Inhalte und Aussagen des Interviews sowie alle benannten Personen sind frei erfunden und entsprechen nicht der Realität – ebenso wie der worldrun eines Rolly Schlehmens aus Hohenmölsen.

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Samstag, 10. November 2007
Backup eines Eintrages im worldrun-Gästebuch
Offensichtlich brauchen Gästebücher und Foren mindestens einen Troll. Beim world-run heißt der Hans-Werner ohne Nachnamen und ohne Komma. Wortreich und mit viel Schmackes huldigt er seinem Helden Rolly (is er denn nu eigentlich in Berlin angekommen oder nicht? Es fehlt in Deutschland wohl wieder mal an Internetzugängen). Besagter Hans-Werner, der Nachnamenlose, sah sich genötigt, meinen kleinen Auftritt im Mitteldeutschen Rundfunk zu kommentieren. Damit stellte er unter Beweis, dass es ihm wohl an der Fähigkeit mangelt, einfache Sätze zu verstehen. Vielleicht lag's ja auch an meinem Sächsisch, aber als Leipziger sollte der namenlose Hans-Werner mich ja verstehen können.
Nun, ich sah mich genötigt, auf die Nennung meines Namens im Gästebuch des worldrun eine klitzelkleine Erwiderung zu hinterlassen. Aber wie die Leser dieses Tagebuches wissen, geht's beim worldrun wie in der DDR zu. Nein, ich meine nicht die alten Kameraden. Ich meine, dass da ja auch nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Deshalb habe ich mir erlaubt, meinen Gästebucheintrag hier ins Tagebuch zu stellen. Nur für den Fall, dass meine bitterböse Erwiderung auf das Gebrabbel von Hans-Werner, dem Namenlosen, vielleicht der Zensur anheim fallen sollte.


Beginn des Gästebucheintrages
Da ich ja inzwischen nicht mehr nur von irgendwelchen dubiosen Figuren angerufen "Ich bin ein alter Freund von Herrn Giermann"), sondern vom selbsternannten worldrun-Beschützer Hans-Werner ohne Nachnamen im Gästebuch persönlich angesprochen wurde, erlaube ich mir eine kurze Antwort. Schön war's, wenn diese den worldrun-Feindfilter passierte.
Also dann - Hans-Werner: Nicht nur, wer lesen kann, ist im Vorteil. Auch die Fähigkeit des Zuhörens und anschließenden Denkens ist recht nützlich. Nicht zuletzt dann, wenn ich im mdr zu Wort komme. Dort habe ich ihrem Helden keineswegs abgesprochen, ein Ultraläufer zu sein, denn das ist er, sobald er ein Stück mehr als die Marathondistanz zurücklegt. Ich habe mich dahingegehend geäußert, dass viele "Ultras" angesichts des Vorhabens (zur Erinnerung, ich schicke Ihnen gern Kopien: Weltrekord, mehr als 80km am Tag) skeptisch waren, weil man sich in der Ultraszene kennt und weiß, wer's draufhat und wer nicht. Die Entwicklung solcher Läufer lässt sich oft über viele Jahre verfolgen - nicht aber die Ihres Helden, dessen Ruhmestaten zumeist einer Nachprüfung nicht standhielten.
Und weil die Praxis der Prüfstein der Theorie ist (haben wir ja mal gelernt, gelle), platzte des Vorhaben prompt und der Ruf der etwas ernsthafteren Ultras hat darunter gelitten. Sie erinnern sich vielleicht: Von einem Weltrekord hat plötzlich niemand gesprochen. Nur gut, dass Donwloads der entsprechenden webseiten existieren.
Übrigens, lieber Hans-Werner: Ich vermag zu beurteilen, was es für eine Leistung darstellt, sich im vorgerückten Lebensalter zu bewegen. Ich hatte selbst mal knapp 100 Kilogramm, habe die innerhalb eines Winters abtrainiert und laufe mittlerweile als 47-Jähriger reichlich Marathons und Ultras. Zwar stockfrei und ohne Brimborium, dafür relativ weit vorn.
Da sie meinen Namen kennen, können Sie ja mal googeln. Meine Leistungen sind nachprüfbar, wenn ich über Ultralauf rede, tue ich das nicht mit der angesprochenen Bierflasche in der Hand.
Mit den besten Grüßen
(vielleicht wächst Ihnen ja auch mal noch ein Nachname)
André Dreilich

PS.: Es würde die Qual beim Lesen Ihrer Texte deutlich verringern, wenn das eine oder andere richtig platzierte Komma drin wäre.
Ende des Gästebucheintrages

So, zur Belohnung für alle, die bis hierher durchgehalten haben, gibt's eine Vorschau: Ich hatte Gelegenheit, mit meinen besonderen Idol Rolly Schlemens wieder ein Interview zu führen. Schonungslos. Emotional. Immer aufm Punkt. Spätestens am Montag sollte es an dieser Stelle zu lesen sein. Eines kann ich schon jetzt verraten: Im Unterschied zu Eva Herman ist er nicht rausgerannt. Das Auto sprang nicht an, bruuuuhaaahhaaa.

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Dienstag, 6. November 2007
Rollys Tränenreise macht in Leipzig Station
Gestern machte der worldrun in Leipzig Station. Hier, wo am 3. Januar 2007 alles seinen noch optimistischen Anfang nahm und sogar der Leipziger OB Burkhard Jung dem Mutigen zwar keinen Startschuss, aber ein fröhliches „Los“ spendiert hatte, trat Rolly Schlehmens alias Robby Clemens (natürlich nebst Onkel Rolf und seinen Freunden) an der Nikolaikirche auf und ließ sich vom begeisterten Volke feiern und herzen. Gut, die Resonanz war eher bescheiden, aber es sollen doch einige Tränchen über das eine oder andere Bäckchen gekullert sein. Schön. Das gibt tolle Bilder, und da die Weltenbewältiger demnächst ja einen Bildband sowie einen Film herausgeben wollen, werden solche Bilder ja benötigt. Wo es ja wegen Robbys zu enger Hosen (O-Ton Giermann) nichts mit dem einen oder anderen Lauf vor malerischer arabischer Kulisse geworden ist. Da hat er nun ein Paket wie Seal und darf’s nicht zeigen. Tragisch.
Allerdings wurde das fröhliche Eiapoppeia des Auftrittes an der Leipziger Nikolaikirche wohl durch unerfreuliche Nachfragen uneinsichtiger Medienvertreter gestört. Die erdreisteten sich doch glatt, nach Erfolg und Misserfolg des worldrun zu fragen und irgendwie muss irgendwem dabei statt der liebevoll eingeübten Antwort die Wahrheit herausgerutscht sein. Folglich tickerte die dpa unter der Überschrift „Keine Spenden und falsche Planung - Leipziger scheitert bei Erdumrundung“ einen ziemlich vernichtenden Text über die Macher und Akteure des worldrun in die world. Nachzulesen hier: http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=633&postdays=0&postorder=asc&start=225
Und auch der mitteldeutsche Rundfunk sorgte in seiner Berichterstattung über die Ankunft des worldrun-Arbeitnehmers für aua. Zum einen ließ der öffentlichrechtliche Sender den Verfasser dieses kleinen Tagebuches in Laufklamotten schlüpfen (Jawohl, ich bin bei 5 Grad noch kurz unterwegs!) und einige kritische Worte in Richtung Kamera sagen, zum anderen erfuhren die Zuschauer auch noch, dass es zwar irgendwie nett gewesen ist, um die Welt zu schippern, dass aber das eigentliche Anliegen, nämlich Spenden für wen auch immer einzusammeln, gründlich in die Hose gegangen ist. Leider habe ich den Bericht nicht sehen können und war für dessen sinngemäßer Wiedergabe auf telefonische Zuträger angewiesen.

Die oben genannte dpa-Meldung fand sogar Eingang in die Internetausgabe meiner Lokalpostille, wo sie noch heute in voller Länge bewundert werden konnte. Ich habe sie mir gleich mal ausgedruckt, sonst will wieder keiner was gewusst haben. Gerade im Zusammenhang mit der Weltumdingselung zeigte sich doch mehrfach, dass plötzliche Veränderungen von Inhalten im Internet nie auszuschließen sind.
Allerdings zeigte sich mit Erscheinen der gedruckten Ausgabe am heutigen Morgen eine Effekt, der an Bewusstseinsspaltung erinnert. Im Lokalteil konnte die geneigte Leserschaft der LVZ den Bericht eines meiner werten Kollegen nachlesen, der irgendwie auf einer anderen Veranstaltung gewesen sein muss als die nette Dame vom mdr oder die Kollegen der dpa. Sein Text findet sich hier http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=633&postdays=0&postorder=asc&start=240 und ist, vorsichtig ausgedrückt, eher wohlwollend formuliert.
Nun, es liegt mir fern, irgendwem irgendwelche Bösartigkeiten zu unterstellen, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein Fall von Bewusstseinsspaltung vorliegt. Dieser Eindruck rührt wohl auch daher, dass ich von Teilnehmern des sicher irgendwann legendären „Kölner Forums mit Ultraläufern“ über einige Details der Runde unterrichtet worden bin. Im LVZ-Artikel lese ich dann von einer „interessanten Podiumsdiskussion mit den Wortführern aus der Ultraläuferszene“. Das hat schon was ...
Zum Stichwort Bewusstseinsspaltung sind bei Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophrenie übrigens weiterführende Informationen hinterlegt. Besonders hat es mir folgender Satz angetan: „Der Begriff „Schizophrenie“ wurde 1907 vom Schweizer Eugen Bleuler geprägt. Er ersetzte damit die Diagnose Dementia praecox (vorzeitige Verblödung) von Emil Kraepelin.“
Ach ja, um noch mal auf den worldrun zu kommen: Rolly macht sich demnächst auf Berlin und will zum Brandenburger Tor. Warum muss ich dabei an Heinrich Heine denken? Wer’s errät (oder besser: weiß und mit Zitat belegen kann), bekommt von mir beim nächsten Leipziger 100er ein Bier spendiert.

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Donnerstag, 1. November 2007
Die Hunde, die SPD und das Glöckchen
Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebüchleins wissen, dass ich gelegentlich zu etwas seltsamen Vergleichen neige. Aus diesem Grund meine Frage: Kennen Sie Pawlow? Richtig, das ist der Russe mit den Hunden und dem Nobelpreis. Stichwort: Konditionierter Reflex. Soll heißen: Hund sabbert, wenn Herrchen Futter bringt. Hund sabbert aber schon, wenn er hört, dass Herrchen kommt und (sicher) Futter bringt. Hund sabbert aber auch dann, wenn man ihm eine zeitlang Futter gebracht und dabei mit einer Glocke geläutet hat, nun aber nur die Glocke bimmeln lässt. Wissenschaftler nennen das einen konditionierten Reflex, weniger gebildete Menschen eine üble Verlade.
Womit wir beim Thema wären: Die rosarote Basis hat mal wieder den Aufstand geprobt und der alten Tante SPD einen Beschluss für Tempo 130 auf deutschen Autobahnen verpasst. Soweit die Verlade, weil die SPD-Basis doch tatsächlich so tut, als hätte sie irgendwas zu bestellen. Spätestens seit Cohiba-Gerd weiß doch jeder, dass die Basis für sowas nicht zuständig ist und Basta.
Aber nun wird’s spannend, denn jetzt kommt der Reflex. Kaum war das böse „Tempo 130“ ausgesprochen, sabberten vielerorts die Tölen los. Bei den grünen Wauwis spritzte der Geifer ebenso wie bei den roten Kleffern. „Längst überfällig, fordern wir seit ungefähr zwölfdreiviertel Trillionen Jahren“, bellte es. Genauso zuverlässig zeigten sich aber auch die anderen Wedler. Gelbe und schwarze Fellknäuel knurrten böse und warnten vor dem Niedergang des Wirtschaftsstandortes Deutschland, die einschlägigen Lobbyverbände vom ADAC bis zum Zuspätkommerverein der deutschen Automobilindustrie schickten per E-Mail und Fax ihre hunderfach bewährten Textbausteine in die Welt, die Kanzlerin verwies auf die Sicherheit der deutschen Autobahnen. Womit sie in guter Gesellschaft ist, denn schon Helmut Kohl sagte „Die deutschen Autobahnen sind gut“. Schade nur, dass die ihm zuvor gestellte Frage nicht dem Zustand der BAB, sondern dem Information Highway gegolten hatte ...
Und was macht der rötliche Sonnenkönig Wolfgang, in dessen ministerielles Ressort doch irgendwie auch der Verkehr fällt, wenn er nicht gerade lächelnd fremde Wohltaten verkündet? Er bleibt sich treu, beißt die Backenzähne zusammen (sieht beinahe wie Botox aus, ist aber billiger) und gibt dem ADAC demnächst wieder ein Interview, indem er den Erfolg – welchen auch immer – für sich reklamieren wird.
Was ich nicht verstehe: Warum macht die SPD für solchen Unfug einen Parteitag, hätte es das Glöckchen des ollen Russen Pawlow nicht auch getan?

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Dienstag, 30. Oktober 2007
Widerruf eines Gelübdes
Die Leser meines kleinen Tagebuches wissen, dass ich vor einigen Monaten gelobt hatte, nichts mehr über Robby Clemens alias Rolly Schlemens und die Farce des worldrun zu schreiben. Heute und hiermit widerrufe ich dieses Gelöbnis oder Gelübde. Warum? Beim Stöbern auf den worldrun-Seiten stieß ich in der Gästebuch-Rubrik dieses Motorsport-Events auf den Eintrag eines gewissen Hans-Werner. Dieser Mensch - ich vermute, dass es sich trotz des fehlenden Famliennamens bei selbigem um einen solchen handelt - beglückt das Gästebuch des "worldrun" in schöner Regelmäßigkeit mit Einträgen, die eigentlich als brüllend komische Satire einen Preis verdient hätten, weil doch so ... (cleared by zensor) ... kein Mensch sein kann. Aber in mir erhärtet sich der Verdacht, dass Hans-Werner seine Einträge nicht als Satire gedacht hat. Nun gut, es hat auch in vergangenen Jahrzehnten Katastrophen gegeben.
Nun aber hat besagter HaWe ein lesenswertes Stück Realsatire gegen Detlev Ackermann gerichtet. Man kann über Letztgenannten ja durchaus so oder auch anders denken, aber HaWe hat es dennoch geschafft, dass ich einen kleinen Eintrag ins Worldrun-Gästebuch geschrieben habe. Nun geht es wieder los, Suppenillutommy beschimpft mich, der alte Kampfgruppenkommandeur aus dem Freundeskreis eines gewissen Herrn G. ruft mich an ... aber ich konnte nicht anders.
Und nur für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass mein Gästebucheintrag einem Zensor zum Opfer fallen sollte - die Weltenumfahrwanderbummler haben zur Kritik ein Verhältnis, dass fatal an die Zeiten des DDR-Politbüros erinnert - habe ich meine Zeilen hier noch einmal eingefügt.
Dennoch sollte meine geneigte Leserschaft auch mal die Seite www.worldrun.de frequentieren - nur für den Fall, dass mein Text doch erscheint, wird Hans-Werner der Immerguuuuute sicher einige gepfefferte Zeilen erwidern. Und schließlich ist in der Reihe der deutschen Spitzenkomiker seit dem Tod von Frau Hamann ja ein Lücke, gelle HaWe ...


Hallo miteinander und vor allem "Guten Morgen, Hans-Werner",
ja, an Sie wende ich mich ganz persönlich. Vielleicht werden Sie ja irgendwann wirklich noch einmal wach & bemerken das Ausmaß der hier veranstalteten Verschaukelei samt 180-Grad-Wende.
Warum ich solch bösen, bösen Worte formuliere, die gar nicht ins Worldrun-Eiapoppeia passen? Mit Neid hat das nichts zu tun. Ich wäre zwar auch gern auf seltsamer Leute Kosten um die Welt gewanderfahrt, aber neidisch bin ich auf Robby nicht. Absolut nicht - bei dem drumrum.
Um aber auf mein eigentliches Anliegen zu kommen: Keiner der Ultraläufer, die sich in diesem Gästebuch - soweit nicht durch Zensurfilter geblockt oder mittlerweile wegen des Volkszorns entfernt - kritisch in punkto Worldrun geäußert haben, wollte Robby seinen netten Ausflug vermiesen. Wir fahren doch alle gern mal in den Urlaub.
Aaaaaber: Als die ganze Nummer im Januar am Leipziger Gewandhaus losging (ich war dabei), gab es skeptische Stimmen. Damals - vielleicht schaffen Sie es ja, sich zu erinnern - war die Rede vom größten, schnellsten, besten und allerflinkensten Ultrarobby aller Zeiten, der jeden jemals aufgestellten Weltrekord in Grund und Boden laufen wollte. Wer seinerzeit nachfragte, wurde nach Strich und Faden für dumm verkauft und als dumm beschimpft.
Sollten Sie, lieber Hans-Werner, sich daran nicht mehr erinnern können, müssen Sie sich deshalb nicht schämen. Da kommt vor, man nennt es entweder Alzheimer oder Verdrängung. Ich stelle Ihnen aber gern die Ausdrucke der seinerzeitigen Statements von Robby, Giermann & Co. zur Verfügung. Leider sind diese kernigen Sprüche ja irgendwann von der HP verschwunden. *kicher*
Und weiter im Text: Wer vorsichtig anfragte, ob denn das ganze Vorhaben realistisch sei, durfte sich von Ihresgleichen als Miesepeter beschimpfen und abends zu vorgerückter Stunde von den einstigen Kampfgefährten - tschuldigung: Freunden - eines Herrn G. telefonisch bedrohen lassen.
Dass Detlev Ackermann Robby zum 24-h-Lauf eingeladen hat, freut mich sehr. Allein seine Anwesenheit wäre ein Grund für mich, auch nach Köln zu fahren und mir dort im Mai die 24h zu gönnen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Robby nicht dabei sein wird. Wettkämpfe sind ja nicht sein Ding, denn dort zählt, was man leistet - nicht was man vielleicht hätte leisten können, wenn man gewollt und gedurft und beim Pullern nicht die Socken nassgemacht hätte.
Mag sein, dass im Ergebnis irgendwelcher wunderlichen Transaktionen sogar noch bei irgendeiner irgendwie vielleicht mitunter karitativen Organisation irgendeine Spende ankommt - schön. Sicher - und zwar absolut sicher - ist allerdings schon jetzt: Robby C. und seine Hilfstruppen haben mit ihrer Weltumfahrung dem Ultralauf einen verheerenden Imageschaden zugefügt. Er sprang als Tiger und landete als Bettvorleger.
In diesem Sinne: Weiterhin gute Fahrt wünscht
ad

PS.: Zur Sicherheit stelle ich diesen Text auch noch auf meinem Blog zeitungsdieb.blogger.de ein. Falls "der Thomas" mich wieder kritisieren möchte ...

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