Dienstag, 26. Juli 2011
Lesender Lokführer mit 125 mph. Oder. Deutsche Medien packen's nicht
Denjenigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, die an dieser Stelle den üblichen kleinen Hinweis auf die Putzigkeit meiner Lokalpostille, der (nur) nach eigener Auffassung dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Leipziger Volkszeitung, erwarten, bereite ich nur ungern eine Enttäuschung. Aber wir blicken heute über den Tellerrand hinaus und schauen auf ein deutsches Leitmedium, auf den Stern.
Selbiges Auchqualitätsmedium meldet in seinem Onlineaufttritt die erschröckliche Moritat von einem Lokführer, der mit seiner Lok zeitunglesend durch England bretterte. Was nicht wirklich ein Problem wäre, hätte ihn nicht ein Hobbyfotograf dabei abgelichtet und wäre dieses Foto nicht bekannt geworden. Nachzulesen hier http://www.stern.de/news2/aktuell/lokfuehrer-in-grossbritannien-liest-in-voller-fahrt-eine-zeitung-1709827.html
Okay, das bunte deutsche Leitmedium verrät seiner Leserschaft noch Namen und Alter des Fotografen, aber damit war's das auch schon. Achja, die Daily Mail hat's veröffentlich, darf der geneigte Silverager lesen. Doch so sehr er seinen gleitsichtbebrilltes Haupt auch pendeln lässt, einen Link wird er nicht finden. Gibt's nicht, hammer nicht, wir sind schließlich deutsch! Wo kämerdenndahin, einfach Links setzen, die auf andere Seiten führen!

Falls es übrigens doch jemanden interessiert: Hier http://www.dailymail.co.uk/news/article-2018465/Train-driver-caught-reading-newspaper-controls.html darf der geneigte Leser mehr erfahren, an der Quelle. Oder, wie mein oller ML-Professor im Grundlagenstudium sagte: "Lesen Sie Primarliteratur!"
Besagte englischsprachige Primärliteratur bietet ihren Lesern immerhin den Service zweier Fotos, die das Geschehen samt Newspaper zeigen, dazu Angaben zu Ort, Zeit und Geschwindigkeit des Vorfalls. Warum kriegen deutsche Käseblätter das nicht hin?

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Mittwoch, 20. Juli 2011
Lernfähigkeit im Amt. Oder: ein dreifaches Hurra der Landesdirektion Chemnitz
Zu den weit verbreiteten Vorurteilen zählt das von mangelnden Lern- und Erkenntnisfähigkeit deutscher Behörden. Dieses Vorurteil mag sich aus der leidvollen Erfahrung speisen, dass Mitarbeiter einer Behörde nur sehr schwer bis absolut nicht von einer einmal gefällten Entscheidung abzubringen sind. Selbst erfolgreiche Klagen gegen einen Verwaltungsakt sind kein Garant dafür, dass der Richterspruch auch in praxi umgesetzt wird. Mit einem fröhlich hingenuschtelten "Nahörnsemal, wogommerdenndahin" weiß der gewiefte Behördling sich in solchen Fällen einzubunkern und böse, böse Welt draußen zu vergessen.
Doch - und nun streue ich mir ein klitzekleines Aschekrümelchen auf mein ergrautes Haupt - mitunter geschehen Wunder. So zum Beispiel bei der Landesdirektion Chemnitz. Seit vielen Jahren - damals hieß die LDC noch weitaus schmissiger "Regierugspräsidium" - verschickten deren Pressemenschen ihre Mitteilungen per E-Mail mit weit offenem Verteiler. Was mich nicht wirklich ärgerte, denn das Highjacken eines Verteiler spart viel Arbeit. Guckst Du hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1361573/ Wobei der Wahrheit halber zu sagen ist, dass der LDC-Presseverteiler einem unberäumenten Schlachtfeld ähnelt; was da so an Leichen rumliegt.

Doch nun überraschten mit die Chemnitzer Kollegen: In einer gestern verschickten E-Mail ließ mir Joachim Eckert, der Sprecher der LDC, eine Pressemitteilung über eine Fotoausstellung zukommen. Ganz ohne Adressenliste, Respekt!
Dafür mit einem nicht wirklich vorhandenen Anschreiben (irgendwas binär-igitt-nicht-anzeigbar Dingens), aber mit dem spannenden Betreff "a7(11)7-presse-PM-ausst." Na, das macht doch Lust aufs Lesen der angehängten Worddatei ... und zeigt, dass noch Spielraum für weiteren Kompetenzgewinn ist.
Nun hoffe ich nur, dass die Sache mit dem verdeckten E-Mail-Verteiler keine Eintagsfliege bleibt. Vielleicht ist ja auch nur der zuständige Mitarbeiter im Jahresurlaub ... und die Vertretung macht nicht den selben Murks wie der "normale" Amtsinhaber. Schaunmermal.

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Dienstag, 19. Juli 2011
Heinrich L. und der Montageschaum. Oder: Leipziger Qualitätsjournalismus reloaded
Gestern ließ meine Lokalpostille, die nach eigener Auffassung dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, wieder einmal die Katze aus dem Sack. In einem kleinen Infokästchen im Lokalteil wurde unter der Überschrift "Liebe Leserinnen und Leser" darüber informiert, dass das Käseblatt mal wieder teurer werden wird. Welch Zufall, dass gerade Urlaubszeit ist, war mein erster Gedanke. Da wird sicher so mancher Abo-Leser die Ankündigung der Preiserhöhung nach der Rückkehr im aufgestapelten Papierberg übersehen. Wenn er denn nicht ohnehin das intensiv beworbene Angebot genutzt hat, seine LVZ für die Zeit der Abwesenheit einem Bedürftigen zu spenden. Wobei: Wie bedürftig muss jemand sein, damit er sich über eine solche Spende freut? Außer höchsten über die Information, dass Leser Müller-Schnöppeldüdel drei Wochen weg sein wird und deshalb seine LVZ spendet ... und man ja mal bei Müller-Schnöppeldüdel das Türschloss testen könnte.
Doch zurück zur Preiserhöhung: Meine Lokalpostille kostet ab 1. August 2011 stolze 23,90 Euro im Monat. Okay, die TAZ schlägt deutlich heftiger zu Buche, aber die liefert mir trotz ihres geringeren Umfanges wesentlich mehr Informationen als die Leipziger Holzhändler von der Klagemauer am Petersteinweg.
Begründet wird die Preiserhöhung übrigens mit sinkenden Werbeeinnahmen und gestiegenen Kosten. Ersteres stimmt, über den zweiten Punkt musste ich angesichts des Ausstiegs der LVZ aus dem Tarif kichern. Den dritten Grund habe ich lange gesucht, aber der war gar nicht genannt: sinkende Vertriebserlöse wegen chronisch schrumpelnder Auflage. Aber das war sicher nur ein Versehen.

Doch zurück zur Preiserhöhung der LVZ: In ihrem liebevoll getexteten Infokästchen (die Burschen vom Verlag haben da Routine, die machen das ja regelmäßig) wollen mir die Lokalpostilleros einreden, dass ich für die monatlich 23,90 Euro (eh, das wäre mal fast ein Fuffi gewesen) allmorgendlich "ein qualitätiv hochwertiges Produkt erhalte" und dass die schmerzliche Mehrbelastung dazu dient, das auch künftig sicherzustellen.

Nach soviel Preiserhöhungsbegründungsgeschreibsel machte ich mich heute auf, zumindest das Qualitätsversprechen zu testen, warf einen Blick in die Muldentalausgabe der Leipziger Volkszeitung und entdeckte auf deren Titelseite einen guten, alten Bekannten, Heinrich Lillie; laut Impressum Regionalverlagsleiter und Regionalchefredakteur (Genau, das war der mit dem kastrierten Adenauer-Zitat ... http://zeitungsdieb.blogger.de/STORIES/1052270/ oder http://zeitungsdieb.blogger.de/STORIES/1059789/ ).
Wo, wenn nicht in einem Beitrag dieses Hochkaräters darf der geneigte Leser für seine bald schon 23,90 Euro monatlich Qualität erwarten, dachte ich und las die Regionalobermackerkolumne unter dem Titel "Knast für den Montageschaum".
In selbigem Textstreifen ließ sich der Autor über den verordneten Wegschluss von Montageschaum aus. Zur Erläuterung: Montageschaum (vulgo: Bauschaum) ist so ein klebriges Zeugs in Dosen, das man in allerlei Ritzen und Spalten sprühen und zum Abdichten bzw. Befestigen von irgendwelchen Türfüllungen usw. verwenden kann. Es reagiert mit der Luftfeuchtigkeit und hat nach einigen Stunden die Konsistenz von frischem Supermarktbrot, also irgendwie restelastisch und klebefrei.
Heinrich der Rechercheur wollte offensichtlich eine ebensolche Sprühdose kaufen und stellte fest, dass diese im Baumarkt unter Verschluss gehalten und dem Kunden nur nach Belehrung durch sachkundiges Personal ausgehändigt wird.
Der Regionaloberechercheur begründet das mit dem Wüten von EU-Bürokraten, die wohl befürchtet hätten, tumbe Toren könnten ihre inneren Hohlräume mit besagtem Schaum auffüllen und nach der Aushärtung desselben elendiglich dahinscheiden. Von dieser Gefahr schloss der Autor auf viel schlimmere Bedrohungen menschlicher Unversehrtheit; so zum Beispiel auf kraftstoffspeiende Zapfpistolen, die folglich auch EU-verordnet hinter Gitter müssten.

Soweit, so schlecht. Schade nur, dass der Regionalgeneralissimus mit seiner Deutung der Montageschaumsicherheitsverwahrung falsch lag. Diese temporäre Inhaftierungsanordnung gilt nämlich nicht pauschal, sondern nur für den bisher überwiegend gebräuchlichen Montageschaum, welcher Diphenylmethandiisocyanat enthält. Das Zeug gilt seit Jahren als Risikostoff, reizt Augen, Haut und Atemwege und steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Deshalb kamen die Dosen gemäß deutscher (!, nicht EU) Chemikalienverbotsverordnung hinter Gitter.
Allerdings nicht alle: Inzwischen gibt es so genannten alpha-Schaum, der ohne die gefährliche Verbindung auskommt und deshalb auch nicht weggesperrt werden muss. Obwohl, dies sei dem staunenden Heinrich ausdrücklich gesagt, man auch dieses Stöffche dazu nutzen kann, Körperhohlräume irreversibel und mit finalem Erfolg zu befüllen.
In einigermaßen guten Baumärkten werden übrigens beide Sorten Montageschaum angeboten: Den Schwerenöter findet man hinter Gittern, seinen easy Halbbruder im Freigang. Vielleicht nicht in Hannover, aber in Leipzig schon.
Wer nun glaubt, dass solcherart Kenntnis der Besonderheit von Schäumen und Isocyanodingens ein Spezialwissen voraussetzt, das ein hart arbeitender Regionalwasauchimmer gar nicht haben kann, der irrt. Mitarbeiter eines Qualitätsmediums - sogar die leitenden - sollten in der Lage sein, über das Wort Montageschaum nicht nur angestaubte Wochentagswortspiele zu machen, sondern besagte Vokabel bei Wikipedia einzugeben. Da werden sie nämlich geholfen ...

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Freitag, 15. Juli 2011
Morgendliche Kaffeenebel. Oder: Vor Nebenwirkungen beim Lesen der TAZ wird gewarnt
Mein heutiges Frühstück war nicht frei von Gefahren. Okay, das ist mein Frühstück nie, denn das Leben an sich steht ja in dem Ruf, gefährlich zu sein, da es unweigerlich mit dem Tode endet. Aber heute ging es ordentlich zur Sache, da wäre schon ein geplatztes Aneurysma drin gewesen. Aber selbst wenn - es hätte sich gelohnt, denn die Entsorger hätten mich mit einem ausgeprägt süffisanten Grinsen aufgefunden.
Nun mögen sich die LeserInnen meines kleinen, poltisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was mich trotz Eurokrise kichern ließ. Es war - nein, nicht meine Lokalpostille, die nach eigener Fehleinschätzung dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung. Wieso auch? Die bot heute nur die übliche Instant-Suppe, unter dem kostensparenden Motto "Agenturspäne iund PR-Latten ns Redaktionssystem schütten, Holzkaltleim dran, kurz aufrührenund ab damit zum DAL*."
Mein persönliches ymmd-Erlebnis lieferte mir, wen wundert's, die TAZ. Die riss auf ihrer Titelseite das Dahinscheiden des stockkatholischen Medienmoguls Leo Kirch an und übertitelte es mit der schon ein wenig genialen Überschrift "Endlich wieder oben". Darunter ein Konterfei des Verblichenen, das ihn mit emporgerichtem Blick und einem besonnten Gesicht zeigt. Nur am Rande sei erwähnt, dass mich dieser feingeistige Aufmacher ein Maulvoll Kaffee kostete, das ich - sehr zum Leidwesen meines Frühstücksgegenübers - über den Tisch verschäumte.
Kaum hatte sich morgendliche Kaffeenebel gelichtet, gab's Nachschub. Ein zweispaltiger Bericht über die Waffenverkaufsreise unserer Kanzlerin in Afrika ließ den Kaffeeverbauch erneut steigen. Die Überschrift "Angola Merkel" war aber auch zu ... putzig.
Dass sie ihr Pulver auf der Titelseite nicht verschossen hatten, bewiesen die TAZlerInnen übrigens auch auf den Innenseiten. Nur gut, dass die Tasse schon außer Reichweite war, als ich mich bis zum WM-Special vorgelesen hatte. Dort durfte ich dank Photoshop die japanischen Fußballfrauen in Kletterposen sehen, dazu hatte ein/e mir leider unbekannte/r WortkünstlerIn "Der Zauber der Zwerge" überschriftet.
Wer sowas nicht versteht oder ("Angola Merkel") gar abartig findet, der/die muss sich nicht schämen. Einfach die 01801 / 21 81 30 anrufen. Dort meldet sich - nein, nicht der Gesprächstherapiedienst für anonyme Hirntote- der Abo-Service meiner Lokalpostille. Da werden sie geholfen, die überfordert keinen.

*DAL = Dümmstanzunehmender Leser

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Dienstag, 21. Juni 2011
Krombacher sperrt das CO2 ein. Oder: Saufen fürs Klima
Über den Geschmack des Krombacher Bieres kann man geteilter Meinung sein. Mir schmeckt zumindest das alkoholfreie nicht ... als ich kürzlich im Ziel des Leipziger Firmenlaufes einen Becher dieses "Getränkes" erwischte, kam ich mir vor wie ein perverser Tapezierer, der seinen eigenen Kleister säuft. Aber wie gesagt: Das ist Geschmacksache.
Absolut keine Geschmacksache ist hingegen des absolut hochwohllöbliche, weil weltenrettende Engagement der Krombacher Bierfabrik in Sachen Umwelt- und Naturschutz. Wie ging das doch zu Herzen, als Günther Jauch versprach, das sein Geldgeber Krombacher für jeden verkauften Kasten irgendeine Regenwaldquadratmersplitterfläche retten werde. http://de.wikipedia.org/wiki/Krombacher#Krombacher_Regenwaldprojekt
Mal ehrlich, geglaubt hat das doch nicht wirklich einer ... Und wenn statt des jauchzenden Jauches die Schöfferhofer-Französin

http://www.youtube.com/watch?v=pyJIcZDPbfs&NR=1

für die "Rögenwaldröttungk" gesprochen hätte, wär's sicher ein größeres Waldgebiet geworden, schließlich sind Quadratmeter nicht halb so sexy ...

Aber nun wird alles gut: Krombacher rettet wieder die Welt, diesmal ohne Günni. Dafür sagen die Blubberblasenbrauer dem BIerschaumgas Kohlendioxid, vulgo: CO2, den Kampf an. Und diesmal muss man nicht mal zweifeln, denn die sperren ja den Klimakiller einfach ein. Nicht in Salzstöcke, dafür in Bierflaschen. Tolle Idee. Mit jedem Kasten Krombacher, den die geneigte Kundeschaft in ihren Kellern endlagert, verschwinden 12 Quadrillionen Gramm Killergas von der Erdoberfläche, dafür kann ich bis 2096 dreimal jährlich nach Ägypten fliegen.
Wobei: Wenn irgendein Depp da was falsch versteht und so eine Flasche öffnet, um die Plörre zu trinken, war alles für die Katz'.

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Wer hat's wo erfunden? Oder: BMW macht Edison zum Garagenbastler.
Ein namhafter bayerischer Autobauer wirbt derzeit in einem TV-Spot mit ... Garagen. Der Plot: Eine Kamerafahrt zeigt Garagentore, eine Stimme aus dem Off berichtet, dass viele Innovationen in Garagen erfunden worden seien, so z.B. Glühbirne und PC. Und dass in zahlreiche Garagen allmorgendlich Innovationen gestartet würden. Und prompt rollt ein BMW aus einer Garage.
Nun ist den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches bekannt, dass ich zur weißblauen Fahrfreudemarke ein ... spezielles Verhältnis habe. Die Ergebnisse meiner empirischen Untersuchungen zur speziellen Geistesverfassung der Probanden, die privat bzw. geschäftlich trotz vorhandener Alternative einen BMW fahren, habe ich bereits vor Jahren in einem knappen Satz zusammengefasst: „Der größte Teil der Menschen, die freiwillig BMW fahren, ist nicht ganz richtig im Kopf.“
Trotz allen Ärgers, den mir diese wissenschaftliche These bereits eingebracht hat, halte ich daran fest. Wer die Probe aufs Exempel machen möchte, schaue sich z.B. die durchschnittliche (Fehl-)Belegung deutscher Behindertenparkplätze an …
Aber das nur am Rande, denn es geht mir ja um den Garagenwerbespot der bajuwarischen Autoinnovatoren. Ein paar Stichworte zu Garagenfirmen und ihren Produkten finden sich hier http://de.wikipedia.org/wiki/Garagenfirma Zugegeben, das Barbie (und Ken) aus einer Garage stammen, hat schon was. Dass die Ford Motor Company eine Garagenfirma gewesen sein soll, eher nicht – hier liegt sicher eine Verwechslung der beiden Bedeutungen des Wortes „Garage“ vor. Während im Deutschen praktisch nur noch die Abstellmöglichkeit für ein Auto gebräuchlich ist, kann eine englische bzw. amerikanische Garage auch eine Werkstatt sein (Man denke z.B. an die Automarke MG, das Kürzel steht für „Morris Garages“). Das ist naheliegend, weil da, wo ein Auto rumsteht, einst auch emsig geschraubt und gewerkelt werden musste ...
Zurück zu den Garagen im BMW-Werbespot: Wer die Tiefgründigkeit dieses Kunstwerkleins hinterfragen will, denke über die Herkunft der Glühbirne nach. Wer hat’s erfunden? Nicht die Schweizer, sondern eine ganze Reihe heller Köpfe, als deren bekanntester wohl Thomas Alva Edison durchgehen dürfte. Sein entscheidendes Glühlampenpatent stammt von 1879, als der Großmeister der Erfinderei bereits in seinen Laboratorien in Menlo Park (heute heißt das Städtchen Edison) forschte. Warum olle Alva da in einer Garage bastelns sollte, bleibt wohl auf ewig des Geheimnis der BMW-Werber.
Auch die anderen hellen Köpfe aus der Frühzeit der Glühlampenpatente – genannt seien Swan, Grove, Lindsay – sind eher keine Garagentypen. Und der Russe Lodygin auch nicht ... Aber zumindest starten ja allmorgendlich in vielen Garagen innovative Autos namens BMW. Wenigstens das stimmt ja hoffentlich im Werbespot ...

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Freitag, 10. Juni 2011
Bernd Hilder als mdr-Chef. Oder: Eine gute Nachricht für meine Lokalpostille
Die Meldung des Tages kommt vom Tagesspiegel. Hier http://www.tagesspiegel.de/medien/leipziger-loesung/4271068.html berichtet das nicht-Springer-sondern-Holzspring-(oder so)-Blatt, dass Bernd Hilder, Chefredakteur der zum Madsack-Imperium gehörenden Leipziger Volkszeitung, von der sächsischen CDU als neuer Chef des Mitteldeutschen Rundfunks mdr gehandelt wird. Ob es damit etwas wird oder nicht, hat wie so oft im Leben nichts mit Kompetenz, sondern mit Gekungel zu tun. Es wird sich also zeigen ...

Hätte ich in der Angelegenheit etwas zu sagen, wäre Bernd Hilder meine Stimme sicher. Nicht weil ich ihn mag, aber weil es für meine Lokalpostille unter einem anderen Häuptling wennschon nicht bergauf, so doch anders ... bergab gehen dürfte. Und beim mdr ist es ja mit dem anrichtbaren Schaden nicht so schlimm, da sind ja sogar ein paar Kika-Millionen nicht aufgefallen. Was sollte da ein neuer Chef anrichten können?
Und sollte Bernd Hilder die Seuche des Kundenschwundes zum mdr mitnehmen, wen juckt's? Als öffentlich-rechtliche Humtataanstalt ist das dem mdr doch egal.

Dass ich mit meiner Meinung nicht alleinstehe, haben mir heute zwei amüsante Telefonate bestätigt. Zwar knallen bei meinen LVZ-KollegInnen noch nicht die Sektkorken, aber im Leipziger Peterssteinweg "schimmert Hoffnungsglück" , zumindest bei denjenigen, die noch die Vorhilderära erlebt haben.
Das erinnerte mich an ein Interview im Göttinger Rote-Grütze-Magazin, in dem 2004 u.a. auch über den Weggang Bernd Hilders vom Göttinger Tageblatt zu lesen war. Dort war die Sache mit den Knallkorken drin, genauso wie der Hinweis, dass es für das Tageblatt ein Segen sei ... O-Ton: "Aber um welchen Preis, nun kann er mit der LVZ eine weitere traditionsreiche Zeitung zugrunde richten ..." Den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebüchleins sei der Link auf besagtes Interview nicht vorenthalten http://www.rote-gruetze-magazin.de/100fragen_christmann.html Wobei: Auf wundersame Weise ist ebenjenes Stück Text aus dem Archiv des Rote-Grütze-Magazins verschwunden, während die Altersgefährten besagten Textes noch drinstehen. Ein Schelm, wer sozialdemokratisches Strippengeziehe vermutet ... Aber das Netz vergisst ja nichts ...

Meinen werten Kolleginnen und Kollegen bei der Leipziger Volkszeitung sei zumindest vorab gratuliert. Und wenn es denn doch nichts werden sollte mit Onkel Bernds Umstieg zum Mitteldeutschen Rentnersender, oder wenn der neue sich als nahtloser Nachfolger erweisen sollte, dann macht Euch nichts draus. Thank god it's friday!
PS.: Das geht an jedem Tag der Woche.

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Dienstag, 19. April 2011
Wie ich Paul Dahlsen verarschte. Oder: Vom Segen spontaner Entscheidungen
Ein früherer Kollege firmiert gelegentlich unter dem Synonym Paul Dahlsen. Das tut er dann, wenn er Kunden über sein Tun für deren Mitbewerber oder das Finanzamt über seine Aktivitäten als Nebenher-Ebaypowerseller im Unklaren lassen möchte. Also tut er das eigentlich nicht nur gelegentlich, sondern häufig. Eigentlich heißt er ja ganz anders, nämlich so, wie ein gnädiger Funktionär vor gut 70 Jahren festgelegt hatte, weil seine Sippe gar zu wasserpolnisch hieß ...
Aber das ist ein anderes Thema und streng genommen nur sein Problem, denn mit mir verkehrt er (vulgo: kommuniziert, denn verkehren würde ich mit besagtem Ex-Kollegen nicht einmal dann, wenn ich vom anderen Ufer käme) nur per E-Mail. Letzteres liegt daran, dass ich ihm einmal mitgeteilt habe, seine Lügen dank längerer gemeinsamer Tätigkeit akustisch erkennen zu können.
Seit einigen Jahren geht besagter Ex-Kollege mir konsequent aus dem Wege. Das will einiges heißen, denn wir wohnen im selben Dorf, in der selben (nicht langen) Straße und sind beide viel rund ums Dörfle unterwegs. Er, weil seine Hunde nicht immer in die zwölfdreivertel Quadratmeter des Gärtchens scheißen sollen, ich, weil ich mir für mein Wohlbefinden täglich 20 km Auslauf zugestehe.
Dennoch habe ich besagten Ex-Kollegen fast ein Jahr nicht mehr gesehen. Okay, vor ein paar Wochen am Ausgang unseres Wohngebietes, als ich mal zu ungewohnter Zeit auf ungewohnter Strecke trainierte. Meinen allzeit freundlichen Gruß erwiderte besagter Stiesel bis heute nicht, aber damit kann ich leben.
Apropos heute. Heute war ich eigentlich gar nicht hier, weil anderenorts beruflich unterwegs. Über letztere Verpflichtung informierte ich auch meinen dauermuffelnden Ex-Kollegen, indem ich mich mit ihm netterweise abstimmte ... man will ja nicht doppelt aufschlagen bei einer Veranstaltung. Ist ja unprofessionell.
Dass ich denn nicht zu besagtem Date fiuhr, behielt ich für mich - und ging zu eben dieser, nachmittäglichen Zeit auf meiner 20-km-Runde laufen, die Paul Dahlsen für gewöhnlich meidet, weil er mir und meinem frohen Gruß entgehen will.
Prompt begegnete ich ihm, seiner Begleiterin und seinen zum Zwecke des Waldkotens ausgeführten Hunden. Ich konnte trotz meiner altersbedingt eher müden Äuglein ein Entgleisen mindestens eines Gesichtes wahrnehmen. Kaum meiner ansichtig geworden, dreht das zwölfbeinige Geschwader hart nach rechts ab und nutzte einen kleinen Waldweg zur Begegnungsvermeidung. Blödheit kann so schön sein, wenn sie einen nicht selbst betrifft, sondern Dahlsens Paul.
Schade nur, dass just an unserer Nichtbegegenungsstelle ein Abzweig vorhanden war, denn nur zu gern hätte ich Paul nebst Frau nebst scheißenden Tölen durch einen schlammigen Graben waten sehen ...
Aber auch ohne diese Sahnehäubchen war es wieder einmal ein sehr, sehr orgiastischer Lauf. Danke, Paul. Gelegentlich verarsche ich Dich mal wieder.

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Pulitzer-Preis für Online-Medium. Oder: "Gut Holz" in old germany
Vor ein paar Tagen hatte ich ein nettes Gespräch beim Bier. Dabei ging es u.a. um ein Projekt, mit dem ich derzeit beschäftigt bin. In diesem Zusammenhang bestaunte mich ein ansonsten recht aufgeweckter Mensch, als ich dem Holz (vulgo: bedruckten Papier) im Medienschaffen nur noch eine Restlaufzeit zubilligte. Mein Hinweis, dass die Zukunft - und ich meinte damit nicht das Jahr 2122 - dem elektronischen Publizieren gehöre, wurde mit arger Skepsis aufgenommen.
Umso mehr freute ich mich über eine Nachricht zur Vergabe der diesjährigen Pulitzerpreise. Nachzulesen hier http://www.niemanlab.org/2011/04/another-online-milestone-for-the-pulitzer-prize/ bzw. dort http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,757844,00.html und da http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/pulitzer-preis-fuer-skandal-bericht/4075978.html
Besonders empfehlenswert ist übrigens der erstgenannte Link, da die deutschen Holzverarbeitungsbetriebe namens Spiegel und Handelsblatt nur im Notfall verlinken - und dann auch bloß auf ihre eigenen Artikel.
Diejenigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, welche sich die Mühe etwas genaueren Lesens machen, werden die Besonderheit der diesjährigen Preisvergabe veststellen: Ein Zehntel der über 1.000 Nominierungen für den renommiertesten Journalistenpreis betraf reine online-Medien. Mit der Vergabe eines Preises an die New Yorker Recherchevereinigung „ProPublica“ wurde erstmals ein papierfreies Medium geehrt - vom Holzblatt ähem Handelsblatt bezeichnenderweise nur in einem Nebensatz erwähnt.
Was ist daran so interessant? Da schau' sich einer mal die Ausschreibungen deutscher Journalistenpreise an ... da raschelt es im Blätterwald wie vor einem halben Jahrhundert, da müssen knisternde Veröffentlichungsbelege beigebracht werden ...

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Donnerstag, 7. April 2011
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Oder: Bayerische Atomkraftwerke sind sicher.
Rund um deutsche Atomkraftwerke besteht keine Gefahr, weil diese Kraftwerke sicher sind. Weil keine Gefahr besteht, werden auch keine Notfallpläne benötigt. Nicht existierende Notfallpläne können auch nicht unzureichend sein. Auf diesen knappen (und durch mich etwas zugespitzten) Nenner bringt Florian Rötzer auf Telepolis http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34480/1.html die Sicherheitssituation zahlreicher süddeutscher Atomkraftwerke.
Nun mögen die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches das für grasgrünen Dummpitz halten, denn schließlich leben wir ja in Deutschland und nicht in irgendeiner Bananenrepublik, die ihre Bevölkerung für bunte Glasperlen und Feuerwasser verkauft. Stimmt - zumindest was die Glasperlen und das Feuerwasser betrifft. In unserer Republik müssen's schon Deutschmark (ehemals), Dollar oder Euronen sein, damit den Bürgern im Fall der Fälle die Neutronen den Saft aus dem Gewebe ziehen dürfen.
Oder wie soll man anders erklären, dass z.B. für das Garchinger Atomei der TU München nur eine Evakuierungszone von zwei Kilometern existiert, weil laut Sicherheitsbroschüre "alle anzunehmenden Störfälle beherrschbar sind, ohne Auswirkungen auf die Beschäftigten am Campus Garching, auf die Studenten oder gar die umliegenden Anwohner zu haben."
Wer's nicht glaubt, möge hier nachlesen: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34480/1.html
Für denkende Menschen besteht Lesepflicht!

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