Donnerstag, 23. Oktober 2014
Doe Worthülse des Tages. Oder: Verdoppelt die Wachen!
In Ottawa hat ein Anschlag stattgefunden. Das ist schlimm, weil dabei ein Soldat der Ehrenwache des Weltkriegsdenkmals einfach so erschossen wurde. Der Attentäter wurde ebenfalls finalisiert. Nachzulesen hier http://www.welt.de/politik/ausland/article133559989/Attentaeter-war-Reisender-mit-hohem-Sicherheitsrisiko.html
Der Vorfall lieferte mir allerdings die Worthülse des Tages. Der kanadische Premierminister Stephen Harper, den der Angreifer wohl auch auf der Liste hatte, wandte sich in einer Fernsehansprache ans Volk und sagte dabei "Wir werden unsere Anstrengungen im Kampf gegen internationale Terrororganisationen verstärken und noch einmal verdoppeln."
Wenn ich solche Sprüche höre, muss ich immer an einen Satz von Georg Büchners denken: "Geht einmal euren Phrasen nach bis zu dem Punkt, wo sie verkörpert werden."
Da werden also die verstärkten Anstrengungen noch einmal verdoppelt; soll heißen, dass sie bereits mindestens einmal verdoppelt wurden. Diese Verdoppelungsmanie erinnert mich immer an allerlei Western und so Actionfilme, bei denen ein Käuzchen ruft, eine Rothaut reihert oder einfach jemand ein ungutes Gefühl zum Ausdruck bringt, worauf der Oberschurke stets ein "Verdoppelt die Wachen" ausruft.
Dem angestrengt verdoppelnden Premier sei empfohlen, mal über die Sache mit der Weizenkornlegende http://de.wikipedia.org/wiki/Sissa_ibn_Dahir nachzudenken ... das Verdoppeln gerät ziemlich out of control ...

Apropos außer Kontrolle geraten: Daran musste ich bei einer zweiten, nicht minder schönen Worthülse im Bericht über den Anschlag denken: "Die USA sicherten Kanada ihre Unterstützung zu." Ist das eine Drohung und wird nun alles noch schlimmer?

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Montag, 20. Oktober 2014
Leipziger Sauerbierhändler. Oder: Was kostet Qualitätsjournalismus?
Kennt noch jemand den Waschhauskalender? Genau,das waren "früher" auf Pappe gedruckte Jahreskalender, höchstens im A4-Format, sechs Monate vorn und sechs hinten. Auf diesen Kalendern trug "frau" ein, wenn sie z.B. das Waschhaus nutzen wollte. Die pappigen Organizer wurden/werden aber auch verwendet, um z.B. aufzuschreiben, wer wann Hausordnung ("Treppe" hieß das bei uns, woanderschst "Kährwoche") zu machen hat(te).
Meine Lokalpostille, die früher mal vom Qualitätsjournalismus gestreifte Leipziger Volkszeitung, hält an dieser Tradition fest und brachte ihren Waschhauskalender in der vergangenen Woche unters Abo-Volk. Ok, dieser Kalender ist deutlich wabbeliger als seine Urahnen, aber was soll's. Schade nur, dass man die nervige Werbung rechts neben dem Kalendarium nicht einfach wegschneiden kann, denn dann fehlt auf der Rückseite in Teil des Jahres und umgekehrt. It's not a bug, it's a feature ...
Apropos Werbung: Am Kalender hängt ein gleichfalls A4-formatiges Kartonstück mit Eigenwerbung dran. Über den ungebremsten Sinkflug der LVZ-Abozahlen habe ich in meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch ja schon häufiger geschrieben.
Immerhin: Wer sich entschließt, die LVZ für "mindestens 18 Monate " zu beziehen (mit dem Lesen ist es bei der gleichfalls sinkflügigen Qualität so eine Sache), darf dafür 28,90 Euronen monatlich abdrücken.
Aber: Wer so schlau ist, dafür seinen Nachbarn oder die nicht im selben Haushalt lebende Verwandschaft als Werber anzugeben, darf diesem (oder sich selbst) eine Werbeprämie zukommen lassen. Diese Prämien (darunter ein Samsonite-Köfferchen, Schnurlostelefon von Philips, Sony-Kamera) sind alle nicht oberhip und brandaktuell, bewegen sich preislich aber alle so in der 100-Euro-Liga. Alternativ darf der Werber auch "cash in the tash", also 100 Euro bar, abgreifen. Dazu gibt's in jedem Fall noch ein "Original Radeberger Schlemmerpräsent", also ein Kistchen mit Warenproben der Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH, das im Webshop für knapp 26 Öcken aufgerufen wird. Macht summasummarum abgerundete 125 Euro.
Anders gesagt: Auf 18*28.90 Euro = 520,20 Euro Abokosten gibt es 125 Euro Rabatt. Das ist fast ein Viertel und lässt tief blicken. Im Einzelhandel nennt man sowas wohl "Blei", also fast unverkäuflich.
Zu diesem Eindruck passen auch die armen Schweine, die mich derzeit z.B. beim Einkaufen wieder verstärkt ansprechen, um mir ein supergeiltollgünstiges Probeabo aufzuschwatzen. Da werden in der nächsten ivw-Statistik die "Sonstigen Verkäufe" wohl wieder hochgehen ...
Aber irgendwie hat die Verkaufsmasche "Anpreisen wie Sauerbier" der LVZ in den vergangenen Jahren auch nicht geholfen ... zumindest nicht dabei, die Auflage zu stabilisieren. Wenn der Plan hingegen darin bestanden haben sollte, die eigene Marke zu demontieren, dann ist er aufgegangen.

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Freitag, 17. Oktober 2014
Mobilfunkdialektik. Oder: Manche Dinge kommen irgendwie wieder.
Manche Sachen kommen wieder, nur irgendwie anders. Nein, keine Sorge, ich möchte mich nicht schon wieder am schwierigen Dejawuppdich-Vokabular versuchen. Das was ich meine, hieß in den Philosophievorlesungen "Dialektische Spirale".
Daran muss ich denken, wenn ich mein Mobiltelefon benutze. Mein erstes stammte aus dem Jahr 1992 und kostete trotz eines Vertrages ein Heidengeld, nämlich irgendwas bei 2.000 DM. Das gute Stück stammte von Ericson, war in etwa brikettgroß (für Spätgeborene: Das ist in eine längliche Form gepresste Braunkohle, die man in einem Ofen verbrennt, um damit Wärme zu gewinnen) und taugte nur zum Telefonieren. Mit einem morgens vollgeladenen Akku kam man einigermaßen bis zum Abend hin, sofern man nicht zu viel telefonierte. Also gab es Wechselakkus, Autoladekabel und lauter so Zeugs.
Mein heutiges Mobiltelefon ist smart, kann allerlei und taugt nicht nur zum Telefonieren, sondern kann so ziemlich alles außer aus eigener Kraft zum Mond fliegen. Aber es kostet auch einiges an Geld, denn die Zeiten der 99-Cent-Handys sind Geschichte. Und es kommt mit etwas Glück und nicht zu intensiver Nutzung auch bis zum Abend über die Runden. Und es hat bereits wieder eine respektable Größe, die zwar nicht an die frühen Kisten heranreicht, aber schon "ins Gewicht fällt".
Und sowohl das altertümliche Brikett als auch mein modernes Smartphone erzeugen eine Menge Wärme. Der Unterschied: Nach einem längeren Telefonat mit dem Ericson hatte ich eine heiße Stelle am Kopf, sodass der Schweiß dort ordentlich lief. Merke: Nicht jeder Mikrowellenofen macht "pling" ...
Beim Smartphone wird dank drastisch reduzierter Sendeleistung der Kopf nicht mehr per Mikrowelle gegrillt. Dafür lässt der emsig taktende Prozessor im Inneren des Zauberkästchen dessen Oberfläche heiß werden ... Dialektische Spirale halt ...

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Donnerstag, 25. September 2014
Turbo für die LVZ. Oder: Weniger ist manchmal mehr.
Der Onlineauftritt der Leipziger Volkszeitung ist irgendwie nicht wirklich zeitgemäß und handwerklich auch nicht sonderlich erwähnenswert. Vor allem aber ist er langsam. Gibt man lvz-online.de ein, dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Seite aufbaut. Seit ein paar Tagen ist das anders. Nein, am Aussehen hat sich nichts geändert und auch die Inhalte sind so gut wie eh und je, also eher nur 4. Kreisklasse.
Aber der Onlineauftritt ist schneller geworden. Das liegt allerdings nicht daran, dass die Erbsenzähler aus dem Hause Madsack dem Qualitätsmedium LVZ einen Turbo genehmigt hätten. Nein, es liegt an mir: Ich nutze seit einiger Zeit Adblock Plus und blende die blinkende und zappelnde und flashende Werbung aus.
Was übrigbleibt, ist ein kleines Häufchen redaktionelles Elend (bzw. das, was die LVZ ihren Leser als Redaktion verkauft), mit sehr viel Luft drumrum. Und da lt. Adblock Plus 28 Stück Werbeschrumms nicht mehr von irgendwelchen Servern herbeigeschaufelt werden müssen, kommt das Redaktionshäufchen nun zügig angeschwebt.
Einziges Manko: Die sehr zahlreichen und sehr werbelastigen Specials und Sonderthemen und Lieblingskundenbeweihräucherungen und die Selbstanbetungen filtert der Blocker nicht raus. Wobei: Würde ich mir einen weißen Bildschirm anschauen wollen?

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Sonntag, 21. September 2014
LVZ-Post reloaded. Oder: Schade ums Oktoberfest
Gestern bekam ich Post. Es war der 20. September, so gegen 17 Uhr, als ein netter Mensch mir mehrere Umschläge in den Briefkasten packte. Gegen Mittag hatte mich die gelbe Post" (also die echte) schon beehrt, nun verirrte sich die LVZ-Post http://www.lvz-post.de/ zu mir. Das mit dem Verirren ist wörtlich zu nehmen, denn so richtig schnell waren die Sendungen nicht bei mir gelandet. Einer der Umschläge war bereits am 16. September gestempelt. Er enthielt die Offerte eines Autohauses aus Markkleeberg, das mich gern bei seinem Oktoberfest begrüßen wollte. Dumm gelaufen, denn der Brief war lt. Stempel mindestens fünf Tage unterwegs gewesen (Ich renne die Strecke gelegentlich in eineinhalb Stunden) und das Freibiertringen ziemlich genau zu der Zeit, als meine Einladung ankam, vorbei.
Soviel zum LVZ-Post-Slogan "Mit der LVZ geht die Post ab! Zuverlässig. Sicher. Günstig." Ab geht sie vielleicht, aber mit dem Ankommen ist es so eine Sache.
Apropos Slogan: Wieder einmal bewahrheitet sich der in Österreich weit verbreitete Werbespruch "Wenn's wichtig ist, schick's mit der Post." Wobei ich stets hinzufüge: mit der richtigen.

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Freitag, 19. September 2014
Doppelte LVZ-Überraschung. Oder: Seit wann werden denn hier Anzeigen als solche gekennzeichnet?
Vor drei Tagen schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2435376/ ein paar Sprüche zur oberaffengeilen Magixx-App meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, auf. Meinem Fazit, dass es sich dabei um Leichenkosmetik handelt und dass es doch wohl wichtiger sei, die Qualität des Mediums zu heben als das Billigblatt per App zu pushen, schlossen sich erstaunlich viele LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches an.
Ein wenig überrascht hat mich, dass die hier http://www.lvz-online.de/nachrichten/aktuell_themen/die-lvz-wird-noch-lebendiger-digitale-zusatzangebote-mit-der-neuen-magix-app/r-aktuell_themen-a-255012.html nachzulesenden Kommentare noch immer nicht ausgeknipst sind ... Aber das bestätigt meine seit Jahren gehegte Vermutung, dass die Chefs der LVZ von der Existenz des Online-Auftrittes nicht wirklich wissen ... was so manches erklärt.

Viel mehr hat mich eine andere Entdeckung überrascht. Die regelmäßigen LeserInnen meines Tagebüchleins wissen, dass ich regelmäßig auf den kreativen Umgang der LVZ mit dem Pressekodex hinweise; guckst Du hier http://zeitungsdieb.blogger.de/search?q=Pressekodex&submit=start
Vor allem die Vermauschelung von Anzeige und Redaktion und der fröhliche Verzicht auf die Kennzeichnung wirtschaftlicher Eigeninteressen im redaktionellen Teil ist ja im Verlagshaus an der Leipziger Klagemauer gängige Praxis.
Dachte ich; und sah mich gestern aufs Angenehmste überrascht. Da gönnte sich die LVZ im ersten Buch an exponierte Stelle eine viertelseitige Mentalmasturbation (für schnellbesohlte Praktikanten: Die holten sich da geistig einen runter ...).
Fünf begeisterte Zeitgenossen durften in die Kamera grinsen und erklären, dass und warum sie die Magixx-App sowas von cool und hot und geil finden oder demnächst sicher finden werden, wenn sie diese dann mal ausprobiert haben werden, was sie sicher gern demnächst mal tun wollen oder so oder ich hab's nur falsch gelesen.
Letzteres ist gut möglich, denn ersten schien mir zumindest ein Teil der Testimonials (das kommt von "bezeugen"!) unterbelichtet und zweitens und wichtigstens war ich erschüttert: Da verlief über dem Selbstbeweihräucherungsdingens doch tatsächlich eine graue Linie, an deren weit entferntem Ende das Wörtchen "Anzeige" grinste. Was rechtlich sicher geboten, handwerklich allerdings fragwürdig ist, denn unter besagter Linie gab's neben der Magixx-ist-geil- auch eine Nespressowerbung, macht in summa zwei und folglich hätte da der Plural "Anzeigen" stehen müssen.
Aber ich will mal nicht den Oberlehrer raushängen lassen. Bei der LVZ ist es wie in einer Förderschule ... man muss sich über kleine Fortschritte freuen und kräftig loben.
Also dann, ihr Lieben: Toll, dass Ihr Eure Eigenwerbung mal gekennzeichnet habt. Und wenn ich mir was wünschen darf: Beim nächsten mal könnt ihr den Mist auch noch so gestalten, dass er nicht aussieht wie ein x-beliebiges Stück Redaktionsbrühe. Früher gab's da bei der LVZ mal Regeln ... so mit "andere Schrift" und "anderes Spaltenmaß" ... Fragt mal ein paar von den Altgedienten, die kennen das noch vom vorletzten ChR.

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Dienstag, 16. September 2014
Leichenkosmetik. Oder: Meine Lokalpostille mit oberaffengeiler App.
Am Wegesrand lag eine Gestalt. Ungesunde Gesichtsfarbe, rasselnder Atem, kaum Puls, ziemlich übler Geruch, nicht ansprechbar. Der herbeigerufene Arzt lässt seinen orangefarbenen Notfallkoffer im Auto, greift sich ein Schminkkästchen, legt dem Sterbenden ein frisches Makeup auf, versieht die Wangen mit einem Hauch von Röte, gelt die wirren Haare zurecht und verkündet frohgemut: "Na bitte, jetzt wird der Typ noch lebendiger."
Die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches haben sicher bemerkt, dass die beschriebene Begebenheit so nicht stattgefunden hat und eine versuchte Verarsche war.
Den Eindruck einer ebensolchen hatte ich heute auch beim Durchblättern meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung (Das Wort Durchblättern habe ich bewusst gewählt, denn Lesenswertes gibt es in diesem Produkt nur sehr selten).
Nun denn, auf der Titelseite brüllte mich unter dem Titelkopf der Hinweis auf eine Magixx-App an, dank welcher "Die LVZ noch lebendiger" werde. Als wäre solcherart Störung der Leichenruhe mit Ansage nicht verwerflich genug, gönnte die Chefetage dem Thema sogar eine ganzseitige Eigenwerbung, die putzigerweise unter dem Titel "Hintergrund" verpackt war. Darin wird dem DAL* erklärt, wie er das supergeile Angebot der LVZ in Sachen Augmented Reality nutzen kann, auf dass "Ihre Zeitung noch lebendiger" werde.
Noch einmal zum Hintergrundnachdenken für alle Klagemaurer: Die Komparation (=Steigerung) im Deutschen geht von einem Adjektiv im Positiv aus, nach oben hin folgen Komparativ und Superlativ. Für die Schnellbesohlten aus dem Haus an der Klagemauer: Bei einem Eigenschaftswort gibt es die Grund-, die Mehr- und die Meiststufe. Beispiel gefällig: Dumm, dümmer, am dümmsten. Falsch hingegen ist Qualitätszeitung, Mistblatt, LVZ. Warum? Weil's Substantive ("Dingwörter") sind und man die nicht steigern kann.
Zurück zum Ausgangsthema: Damit jemand bzw. etwas "noch lebendiger" werden kann, muss er/sie/es erst einmal lebendig sein. Die LVZ ist, um's mal sehr lesernah auszudrücken, schon ziemlich tot und auf dem besten Weg, irgendwo zwischen "noch töter" und "mausetot" zu landen. Aber das, liebe Leserschaft, war jetzt ein sprachlehrerischer Ulk und sollte mir bitte nicht als vermeintlicher Fehler um die Ohren gehauen werden.
Ich weiß nämlich, dass nicht jedes Wort sinnvoll gesteigert werden kann; im Unterschied zur gängigen Praxis meiner Lokalpostille LVZ gibt es bei mir z.B. das Wort "aktuell" nur in seiner Grundform. Aber das ist jetzt schon wieder ein anderes Thema ...
*Dümmstanzunehmendem Leser

Nachtrag: Hier http://www.lvz-online.de/nachrichten/aktuell_themen/die-lvz-wird-noch-lebendiger-digitale-zusatzangebote-mit-der-neuen-magix-app/r-aktuell_themen-a-255012.html hat es die Selbstbeweihräucherung rund um die Magixx-App auch in die Onlineausgabe geschafft. Das Posting ist nicht wirklich die Zeit wert, es anzuschauen. Aber die Kommentare darunter (solange verfügbar) haben hohen Unterhaltungswert. Mal sehen, wie lange die noch dastehen dürfen ... ich hab' schon mal einen Bildschirmschuss gemacht.

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Montag, 25. August 2014
IP-Telefonie ist toll. Oder: IP-Telefonie ist (vielleicht doch keine)Scheiße.
Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich nicht zu den early adopters zähle. Guckst Du http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1740859/
Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe nichts gegen Neuerungen, aber irgendwie müssen sie es schaffen, mich von ihrem wie auch immer gearteten Vorteil zu überzeugen. Nur weil ein anderes neu und angesagt ist, muss ich kein funktionierendes Gerät aussondern.
Und so habe ich auch einige Zeit gewartet, bis ich mich den Segnungen der IP-Telefonie hingab. Zuvor durften mir nette Telekommitarbeiterinnen (Ist das eigentlich System, dass mich nie Kerle anrufen? Wie ist das bei Kundinnen? Und woher wissen die, ob man/frau Hetero ist?) eingehend die Vorteile der neuen Technik gegenüber meinem ollen ISDN-Anschluss (der inzwischen auch ganz anders hieß) schildern. Letzten Endes überzeugte mich, dass ich durch den Wechsel auf IP-Telefonie einige Kosten sparen und zudem einen schnelleren Internetzugang erhalten würde.
Anfang Juli war es soweit. Mit einem leisen Ziehen in der Magengegend baute ich aus meinem Serverschrank den alten Router aus, installierte einen neuen namens Speedport irgendwas und brachte so nach und nach alles wieder in Gang. Irgendwann erfuhrt ich auch, dass es ein wenig dauern würde, bis ich telefonisch wieder erreichbar sei. Aber dann ging fast alles, das Wlan wlante und nach einigem Stöbern in diversen Anwenderforen ließ sich sogar das Rätsel lösen, warum mein oberaffengeiles Gigaset-Telefon zwar funktionierte, aber keine Anrufe erhielt.
In den folgenden Tagen entdeckte ich die Segnungen der IP-Telefonie (Wobei dieser Prozess bis heute anhält.) Und ich lernte, dass mein oberaffengeiles Gigaset-Telefon zwar Probleme mit der Einrichtung einer Rufumleitung hat, dass ich diese aber auch via Webinterface (sehr nett) und per Handy-App starten kann. Warum allerdings die Umleitung von Zeit zu Zeit Weiterschaltung heißt, bleibt wohl ein ewiges Geheimnis der Telekom.
Doch die Freude am neuen IP-Dingens wurde getrübt, als Kunden mich auf dem Handy anriefen und mangelnde Erreichbarkeit via Festnetz monierten. Das Fehlerbild wechselte, mal ging's nur raus, aber nicht rein, dann war völlig Ebbe und irgendwann ging nichtmal mehr das Webinterface. Eine Störungsmeldung per Mail wurde umgehend übers Handy bestätigt, eine nette Frau (!) bat mich um Nachsicht und Geduld und versuchte mich zu trösten. Ich sei nicht allein, sondern Opfer eines Großschadensereignisses. Das stärkte mir den Rücken, denn es ist ja ein tolles Gefühl, nicht der einzige Depp zu sein, dessen Anschluss streikte. Ich war Teil etwas Großen, zusammen mit mehr als einer Million anderer Telekomkunden durfte ich erleben, wie es ist, wenn das Netz "down" ist. Das ist ein wenig so, als wäre ich bei Woodstock und der Loveparade im selben Jahr dabeigewesen, davon kann ich einst meinen Enkeln berichten.
Irgendwann war das Großschadensereignis behoben. Am nächsten Tagen lief das System wieder, auf eine Entschuldigung der Telekom warte ich nicht mehr. Die kommt ebenso wenig wie eine Gutschrift für die nicht bereitgestellte Leistung. Aber das ist sicher ok und steht in den AGB.
Oder die Telekom ist schlau und entschädigt kumulativ. Das liegt nahe, denn am nächsten Großschadensereignis durfte ich in der vergangenen Woche teilhaben. Als schon gestählter IP-Telefonist lehnte ich mich zurück, nutzte die letzten Minuten vor dem "down" zum Einrichten meiner Rufumleitungen und amüsierte mich über die hektischen Rookies, die versuchten, in irgendwelchen Foren Druck auf den Netzbetreiber zu machen.
Fazit: IP-Telefonie ist eine tolle Sache, wenn das Netz läuft. Scheiße, wenn's nicht läuft, denn dann dauert es, bis alles wieder anfährt.
Allen, die je nach Geschlecht und sexueller Orientierung von den Damen oder Herren der Telekom zur IP-Teleonie geschubst werden sollen, kann ich nur raten, diesem Werben nicht (nachtreag 10.3.2015: voreilig) nachzugeben. Noch nicht, denn irgendwann bekommt "big T" sein Netz sicher in den Griff. Aber bis dahin ...

Nachtrag per 28.8.14: Nächster Ausfall VOIP. Sollten die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches einen Anruf von Telekomwerbern in Sachen VOIP erhalten ... brüllt den Leuten ins Ohr, nennt sie Verbrecher und Betrüger, aber bleibt beim alten Vertrag.

Nachtrag per 10.3.2015: Ich verspüre ein vorfrühlingshaftes Entzücken. Seit meinem Nachtrag vom 28.8.2014 gab es keine weiteren Ausfälle. Zumindest sind mir solche weder aufgefallen noch von anderen Menschen mitgeteilt worden. Und auch das Telefoniecenter (eine Web-Anwendung zur Steuerung des VOIP) macht sein Ding in endlicher Zeit. *DreimalklopfaufHolz*

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Freitag, 8. August 2014
Werbung - ja bitte. Oder: Die IHK ist andersrum
Da ich meine Brötchen schon seit einigen Jahren nicht nur mit journalistischer Arbeit, sondern auch einigen "angrenzenden Tätigkeiten" verdiene, habe ich 2012 oder so die rechtlichen Konsequenzen gezogen und ein Gewerbe angemeldet, damit mir nicht irgendwann jemand ans Bein pinkelt.
Soweit so gut bzw. schlecht. Denn in Deutschland hat der Gewerbeschein die unangenehme Nebenwirkung der Zwangsmitgliedschaft in der IHK. "Meine" heißt IHK Leipzig und der Sinn ihres Bestehens hat sich mit bis heute nicht erschlossen. Apropos bis heute: Auf meine Presseanfrage nach der prozentualen Beteiligung der Mitglieder an der "Wahl zur Vollversammlung" (was ein Widerspruch in sich ist), wurde bis heute nicht beantwortet. Guckst Du nur http://www.leipzig.ihk.de/inhalt/geschaeftsfeld/ueber-uns/IHK-Wahl-2012.aspx
Doch zurück zum Thema. Als Zwangsmitglied erhalte ich regelmäßig das Magazin für die Mitglieder der IHK, das ich brav durchblättere und für mich in die Kategorie "Üble Propaganda" einordne.
Immerhin kann die Leipziger IHK-Postille für sich ein Alleinstellungsmerkmal beanspruchen: "Wirtschaft", so der Name des Blattes, ist das einzige mir bekannte Trägermedium, bei dem die Beilagen lesenswerter als das Drumherum sind. Um nicht missverstanden zu werden: Der "Wirtschaft" lagen gestern weder Geo noch Zeit bei, sondern ein Werbeblatt von terra-Computer.

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Mittwoch, 16. Juli 2014
Der Wochenspiegel Sachsen ruhe in Frieden. Oder: Wann ziehen die Abo-Zeitungen nach?
Ein paar Mal hatte ich den "Wochenspiegel Sachsen" in Händen. Ein regionales Anzeigenblatt, wie es viele gibt. Nicht preisverdächtig, aber für viele, vornehmlich ältere und weniger betuchte Leser ein Stück Lesestoff. Nun wird der im Regierungsbezirk Chemnitz erscheinende "Wochenspiegel Sachsen" eingestellt. Wie der Flurfunk Dresden hier http://www.flurfunk-dresden.de/2014/07/15/wochenspiegel-sachsen-wird-eingestellt/?utm_source=feedly&utm_reader=feedly&utm_medium=rss&utm_campaign=wochenspiegel-sachsen-wird-eingestellt schreibt, erfuhren's die Mitarbeiter mal eben so, begründet wird der Schritt mit dem kommenden Mindestlohn.
Der Wochenspiegel Sachen wird von der wvd-Mediengruppe herausgegeben. Auf der Homepage http://www.wvd-mediengruppe.de/produkte/anzeigenblaetter war die Welt per heute noch in Ordnung; kein Wort vom Ende des Titels.
Letzteres wurde von den Gesellschaftern beschlossen, zu denen neben Freier Presse und Weiss-Gruppe auch das Dresdner Druck- und Verlagshaus (25%) gehört. Insofern hat also um drei Ecken auch die SPD dafür gestimmt, unter Verweis auf den Mindestlohn die 60 Mitarbeiter des Wochenspiegels auf die Straße zu wippen.
Nun ist das Ende des Anzeigenblättchens kein Weltuntergang, in Leipzig sind mit Hallo! und Wochenkurier auch ohne das Mindestlohndamoklesschwert Anzeigenblätter in die ewigen Jagdgründe geschickt worden und es werden sicher hier und da weitere folgen.
Der Zeitpunkt der Einstellung ist optimal: Am Freitag beginnen in Sachsen die Sommerferien, da passt es, den Schlussstrich genau jetzt zu ziehen; die kommende bzw. nun doch nicht kommende Ausgabe der 30. KW wäre ohnehin defizitär gewesen. Und nach den Ferien ist eh alles Schnee von gestern.

Erwähnenswert finde ich das Ende des sächsischen Offertenblättchens aus einem anderen Grund: Das Wehgeschrei der Holzmedienverleger, deren in die Jahre gekommenes Geschäftsmodell irgendwie nicht mehr so richtig Geld in die Kasse bringt, kratzt ja längst an der Schmerzgrenze. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die in Sachsen weitgehend konkurrenzfrei erscheinenden Regionalzeitungen Flurbereinigungen vornehmen und sich aus der Fläche zurückziehen.
Um's an einem Beispiel zu illustrieren: Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, gibt ja nicht nur eine Stadtausgabe heraus, deren Auflage unter galoppierender Schwindsucht leidet. Zum Imperium der LVZ gehören auch diverse Titel, die den Landeiern Lesestoff liefern.
In meinem Briefkasten (ich bin auch ein Landei) landet, wenn der Vertrieb denn funktioniert, werktäglich ein Exemplar der LVZ-Ausgabe "Muldentalzeitung". Im 1. Quartal 2014 wurden davon 18.318 Papierexemplare verkauft. Die Ausgabe Borna/Geithain wurde in Papierform 15.064 mal verkauft. Das macht in Summa 33.382 verkaufte Exemplare im Landkreis Leipzig. Dem stehen 259.207 Einwohner (31.12.2012, neuere Zahlen hält das StatLA nicht bereit) gegenüber. Das macht bei einer durchschnittlichen sächsischen Haushaltgröße von 1,9 in Sachsen (http://www.statistik.sachsen.de/html/370.htm), die ich jetzt mal großzügig auf 2 aufrunde, rund 129.600 Haushalte im Kreis.

Und nun wird es spannend: Daraus resultiert (wieder aufgerundet) eine Haushaltabdeckung von knapp 26%. Na, sagen wir mal 30 %, der eine oder andere Zugezogene liest ja vielleicht die Stadtausgabe ... Im Klartext (und wieder freundlich aufgerundet und den Freiverkauf gar nicht rausgerechnet): Die LVZ landet im Landkreis Leipzig bestenfalls in jedem dritten Briefkasten. Weiter draußen auf dem Land, in Torgau, Oschatz, ..., sieht es garantiert nicht besser aus ...
Und nun bitte ich um Prognosen, wie lange es dauert, bis die Anzugträger im Haus an der Leipziger Klagemauer daraus Konsequenzen ziehen ... Madsack 2018 lässt schön grüßen ... http://madsack2018.wordpress.com/page/4/

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