Mittwoch, 4. März 2009
Bismarck, Bullerjahn und Kretschmer. Oder: Wurst und Schweine in Zeiten der Fusion
zeitungsdieb, 12:48h
Am Montag, also vor zwei Tagen, schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1350261/ über die Gedanken Jens Bullerjahns, seines Zeichens Finanzminister in Sachsen-Anhalt, zu Fusion von Bundesländern. Ich halte einen solchen Schritt angesichts sinkender Bevölkerungszahlen für dringend geboten, habe jedoch mit dem Namen „Mitteldeutschland“ so meine Bedenken. Und ich sprach vom Mut Bullerjahns, einen solchen Gedanken im Vorfeld einer Wahl zu äußern. So etwas tut Politiker nicht. Das wusste schon der von mir sehr geschätzte Otto von Bismarck. Ihm wird der Ausspruch zugeschrieben, dass niemals so viel gelogen wird, wie vor der Wahl, im Krieg und nach der Jagd.
Wer sich daran nicht hält, muss büßen. Prompt setzte es für Sozi Bullerjahn von Politkollegen Schelte und Hiebe. Aus der Thüringer Staatskanzlei grummelte es vernehmlich (wobei dort momentan ja mehr die missglückte Skifahrt des erinnerungslosen MP ein Thema ist), aus Sachsen grummelte CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer gen Magdeburg. Er sprach von einem Offenbarungseide Bullerjahns und vermutete, dass dieser wohl nicht mehr an die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit seines eigenen Bundeslandes glaubte. Sachsen-Anhalt warf er jahrelanges Leben über seine Verhältnisse vor und sprach sich gegen eine Fusion aus, weil „weil die Schulden der anderen die von Sachsen erwirtschaftete Stärke zerstören würde.“
Nur gut für die neuen Bundesländer, dass der deutsche Bundeskanzler 1990 Helmut Kohl und nicht Michael Kretschmer hieß ... sonst würde ich noch heute auf Auto und Telefon warten.
Aber mal ehrlich? Wundert es irgendeinen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, dass der Fusionsvorschlag in der Politikerkaste wenig Gegenliebe findet? He, hier geht es um Besitzstände, um Posten, Pöstchen und Pöstelchen in allerlei Ministerien.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es, wenn man ein Wurstrezept sucht, keinen Sinn hat, Schweine danach zu fragen. Dieser Spruch, dessen Quelle ich leider nicht kenne, scheint mir die aktuellen Befindlichkeiten für und wider Fusion recht gut zu beschreiben.
Reichsgründer Otto von Bismarck hat das Wissen um politisch Sinnvolles übrigens auch um einen sehr treffenden Spruch bereichert: „Je weniger die Leute davon wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie.“ Find’ ich gut, denn wenn Reformer Martin Luther auch einst gefordert hat, dem Volk aufs Maul zu schauen, so muss man dem Volk doch nicht alles sagen ... Würde man es tun, ginge ja gar keiner mehr zu Wahl.
Wer sich daran nicht hält, muss büßen. Prompt setzte es für Sozi Bullerjahn von Politkollegen Schelte und Hiebe. Aus der Thüringer Staatskanzlei grummelte es vernehmlich (wobei dort momentan ja mehr die missglückte Skifahrt des erinnerungslosen MP ein Thema ist), aus Sachsen grummelte CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer gen Magdeburg. Er sprach von einem Offenbarungseide Bullerjahns und vermutete, dass dieser wohl nicht mehr an die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit seines eigenen Bundeslandes glaubte. Sachsen-Anhalt warf er jahrelanges Leben über seine Verhältnisse vor und sprach sich gegen eine Fusion aus, weil „weil die Schulden der anderen die von Sachsen erwirtschaftete Stärke zerstören würde.“
Nur gut für die neuen Bundesländer, dass der deutsche Bundeskanzler 1990 Helmut Kohl und nicht Michael Kretschmer hieß ... sonst würde ich noch heute auf Auto und Telefon warten.
Aber mal ehrlich? Wundert es irgendeinen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, dass der Fusionsvorschlag in der Politikerkaste wenig Gegenliebe findet? He, hier geht es um Besitzstände, um Posten, Pöstchen und Pöstelchen in allerlei Ministerien.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es, wenn man ein Wurstrezept sucht, keinen Sinn hat, Schweine danach zu fragen. Dieser Spruch, dessen Quelle ich leider nicht kenne, scheint mir die aktuellen Befindlichkeiten für und wider Fusion recht gut zu beschreiben.
Reichsgründer Otto von Bismarck hat das Wissen um politisch Sinnvolles übrigens auch um einen sehr treffenden Spruch bereichert: „Je weniger die Leute davon wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie.“ Find’ ich gut, denn wenn Reformer Martin Luther auch einst gefordert hat, dem Volk aufs Maul zu schauen, so muss man dem Volk doch nicht alles sagen ... Würde man es tun, ginge ja gar keiner mehr zu Wahl.
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Montag, 2. März 2009
Auf nach Polen. Oder: Mitteldeutsche Fusionsgedanken
zeitungsdieb, 09:49h
Wenn die Untertanen knapp werden, geht den Fürsten irgendwann das Geld aus – spätestens dann, wenn der Schatzkammer verprasst und das Tafelsilber versilbert ist. Diese Erkenntnis ist so neu nicht. Der sie jüngst wieder einmal auf die Tagesordnung gesetzt hat, heißt Peter Struck und ist seines Zeichens Chef der SPD-Bundestagsfraktion. Struck sprach sich dafür aus, die Zahl der derzeit in Entsiedelung begriffenen 16 deutschen Bundesländer in Frage zu stellen und über Länderfusionen nachzudenken. An Kandidaten für solcherart Zusammenschlüsse herrscht kein Mangel – man denke an defizitäre Stadtstaaten, aber auch an kleine Länder wie das Saarland, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Für seine laut geäußerten Überlegungen erntete Struck – gelinde gesagt – reichlich Dresche. Jens Bullerjahn, Finanzminister von Sachsen-Anhalt, stärkte dem Meister mit dem roten Schal nun den Rücken. Er sprach von „Unwuchten“, Finanzausstattung und Wirtschaftskraft und vom kommenden Großland Mitteldeutschland. Das beweist Mut und vielleicht auch genau die selbstzerstörerische Neigung, für die die SPD so bekannt ist, denn wer im Vorfeld von Wahlen von Gebietsveränderungen spricht, bringt Häuptlinge und Indianer gleichermaßen gegen sich auf.
Die geneigten Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass die SPD eine der Parteien ist, deren fortgesetzte Schrumpelei mich nicht eben traurig macht. Dennoch muss ich Struck und Bullerjahn zustimmen und zu ihrer ehrlichen Haltung gratulieren: Ja, die derzeitige Länderstruktur in deutschen Landen ist überholt. Ja, Zusammenschlüsse müssen ins Auge gefasst werden. Ja, der durch die jetzigen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gebildete Wirtschaftsraum sollte zu einem gemeinsamen Bundesland werden.
Aber musste es denn unbedingt das böse M-Wort sein? Kaum eine andere Bezeichnung ist für unsere Region so unglücklich wie das Wort Mitteldeutschland.
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Zum einen ist Mitteldeutschland nicht eindeutig. Wer hier http://de.wikipedia.org/wiki/Mitteldeutschland nachschaut, wird feststellen, dass auch andere Regionen Deutschlands für sich reklamieren, mitteldeutsch zu sein. Zum anderen ist die Bezeichnung Mitteldeutschland für die drei südlichen der neuen Bundesländer ein Affront gegen unsere östlichen Nachbarn. Wenn Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt die Mitte Deutschlands darstellen und wenn es einen Westen, Norden und Süden gibt – wo bitte befindet sich dann der Osten Deutschlands? In Polen und vielleicht noch in Teilen Tschechiens.
Nun lässt sich über die Rechtmäßigkeit der Abtrennung Schlesiens, Ostpreußens und anderer Gebiete vom deutschen Territorium trefflich streiten, doch Fakt ist, dass es sich dabei um historischen Tatsachen handelt. Wer diese in Frage stellt, stiftet – vorsichtig formuliert – Unfrieden. Und wer von Mitteldeutschland redet, stellt genau diese Tatsachen und somit die aktuelle Grenzziehung in Frage. Das gilt für die Befürworter eines Landes unter der Bezeichnung „Mitteldeutschland“ ebenso wie für die geistigen Väter eines „mitteldeutschen rundfunks“.
Nun mag der eine oder andere Leser meinen, dass diese Bedenken überzogen seien. Weit gefehlt! Ein „südwestdeutscher“ Verlag, für den ich tätig bin, wies mich bereits vor zehn Jahren per Brief an, in meiner Berichterstattung über Geschehnisse in „Mitteldeutschland“ das Attribut „mitteldeutsch“ peinlichst zu vermeiden. Besagter Verlag engagiert(e) sich in Polen und spürte dort erhebliche Vorbehalte gegen die deutsche Seite. Insbesondere angesichts der aufkommenden Mitteldeutschtümelei befürchteten die polnischer Partner ein Rollback der aktuellen Grenzziehung.
Allerdings: Wie das künftige Bundeslandgebilde politisch korrekt heißen könnte, ist mir derzeit noch unklar. Eine Fusionsbenennung nach Vorbild Baden-Württembergs dürfte wohl ausfallen. Schließlich wäre ein Land namens „Sachsen-Sachsen-Anhalt-Thüringen“ (andere Reihenfolgen sind nicht besser) nicht nur unaussprechlich, sondern auch lächerlich. Nicht besser sind Abkürzungen wie ThüSaSa oder SaThüSa, schlimm auch die Fusionsbenamsung nach den Hauptstädten. Wer möchte schon in ErMaDre oder DresErfMag leben.
Aber gar zu eilig ist die ganze Geschichte auch nicht. Schließlich haben wir in diesem Jahr eine Bundestagswahl, da passiert nichts. Danach nicht gleich was. Und dann ist wieder bald Wahl. Und überhaupt kann nur dann etwas passieren, wenn alle drei beteiligten Länder von ein- und derselben Partei regiert werden. Wobei: Zumindest in einer Hinsicht stehen die Voraussetzungen gültig – schließlich hat zurzeit nur Sachsen einen handlungsfähigen Ministerpräsidenten. Der Thüringer Landesfürst kann sich trotz (oder wegen?) heftigen Kopfzerbrechens immer noch nicht daran erinnern, welcher Partei er angehört, der notorisch brubbelnde Oberhirte von Sachsen-Anhalt steht (hoffentlich) kurz vor dem Wechsel in die Altersteilzeit, folglich scheiden schon zwei Amtsinhaber bei der Diskussion um die Besitzstandswahrung aus.
Und auch die Hauptstadtfrage ließe sich dank der aktuellen Wirtschaftskrise prima lösen: Statt MD, AF oder DD bietet sich ein Neubau des Verwaltungssitzes nach brasilianischem Vorbild an. Wo? Auf den Flächen von DHL und Lufthansa Cargo, damit wäre allen Beteiligten gedient und das Gebot der zentralen Lage erfüllt.
Die geneigten Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass die SPD eine der Parteien ist, deren fortgesetzte Schrumpelei mich nicht eben traurig macht. Dennoch muss ich Struck und Bullerjahn zustimmen und zu ihrer ehrlichen Haltung gratulieren: Ja, die derzeitige Länderstruktur in deutschen Landen ist überholt. Ja, Zusammenschlüsse müssen ins Auge gefasst werden. Ja, der durch die jetzigen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gebildete Wirtschaftsraum sollte zu einem gemeinsamen Bundesland werden.
Aber musste es denn unbedingt das böse M-Wort sein? Kaum eine andere Bezeichnung ist für unsere Region so unglücklich wie das Wort Mitteldeutschland.
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Zum einen ist Mitteldeutschland nicht eindeutig. Wer hier http://de.wikipedia.org/wiki/Mitteldeutschland nachschaut, wird feststellen, dass auch andere Regionen Deutschlands für sich reklamieren, mitteldeutsch zu sein. Zum anderen ist die Bezeichnung Mitteldeutschland für die drei südlichen der neuen Bundesländer ein Affront gegen unsere östlichen Nachbarn. Wenn Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt die Mitte Deutschlands darstellen und wenn es einen Westen, Norden und Süden gibt – wo bitte befindet sich dann der Osten Deutschlands? In Polen und vielleicht noch in Teilen Tschechiens.
Nun lässt sich über die Rechtmäßigkeit der Abtrennung Schlesiens, Ostpreußens und anderer Gebiete vom deutschen Territorium trefflich streiten, doch Fakt ist, dass es sich dabei um historischen Tatsachen handelt. Wer diese in Frage stellt, stiftet – vorsichtig formuliert – Unfrieden. Und wer von Mitteldeutschland redet, stellt genau diese Tatsachen und somit die aktuelle Grenzziehung in Frage. Das gilt für die Befürworter eines Landes unter der Bezeichnung „Mitteldeutschland“ ebenso wie für die geistigen Väter eines „mitteldeutschen rundfunks“.
Nun mag der eine oder andere Leser meinen, dass diese Bedenken überzogen seien. Weit gefehlt! Ein „südwestdeutscher“ Verlag, für den ich tätig bin, wies mich bereits vor zehn Jahren per Brief an, in meiner Berichterstattung über Geschehnisse in „Mitteldeutschland“ das Attribut „mitteldeutsch“ peinlichst zu vermeiden. Besagter Verlag engagiert(e) sich in Polen und spürte dort erhebliche Vorbehalte gegen die deutsche Seite. Insbesondere angesichts der aufkommenden Mitteldeutschtümelei befürchteten die polnischer Partner ein Rollback der aktuellen Grenzziehung.
Allerdings: Wie das künftige Bundeslandgebilde politisch korrekt heißen könnte, ist mir derzeit noch unklar. Eine Fusionsbenennung nach Vorbild Baden-Württembergs dürfte wohl ausfallen. Schließlich wäre ein Land namens „Sachsen-Sachsen-Anhalt-Thüringen“ (andere Reihenfolgen sind nicht besser) nicht nur unaussprechlich, sondern auch lächerlich. Nicht besser sind Abkürzungen wie ThüSaSa oder SaThüSa, schlimm auch die Fusionsbenamsung nach den Hauptstädten. Wer möchte schon in ErMaDre oder DresErfMag leben.
Aber gar zu eilig ist die ganze Geschichte auch nicht. Schließlich haben wir in diesem Jahr eine Bundestagswahl, da passiert nichts. Danach nicht gleich was. Und dann ist wieder bald Wahl. Und überhaupt kann nur dann etwas passieren, wenn alle drei beteiligten Länder von ein- und derselben Partei regiert werden. Wobei: Zumindest in einer Hinsicht stehen die Voraussetzungen gültig – schließlich hat zurzeit nur Sachsen einen handlungsfähigen Ministerpräsidenten. Der Thüringer Landesfürst kann sich trotz (oder wegen?) heftigen Kopfzerbrechens immer noch nicht daran erinnern, welcher Partei er angehört, der notorisch brubbelnde Oberhirte von Sachsen-Anhalt steht (hoffentlich) kurz vor dem Wechsel in die Altersteilzeit, folglich scheiden schon zwei Amtsinhaber bei der Diskussion um die Besitzstandswahrung aus.
Und auch die Hauptstadtfrage ließe sich dank der aktuellen Wirtschaftskrise prima lösen: Statt MD, AF oder DD bietet sich ein Neubau des Verwaltungssitzes nach brasilianischem Vorbild an. Wo? Auf den Flächen von DHL und Lufthansa Cargo, damit wäre allen Beteiligten gedient und das Gebot der zentralen Lage erfüllt.
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Montag, 16. Februar 2009
Wolfgang Schäuble und die Bahn. Oder: Interview des Bundesspitzelministers
zeitungsdieb, 08:56h
Wolfgang Schäuble, seines Zeichens oberster Schnüffler und im Nebenberuf Bundesinnenminister, ist wieder Online. Sein von bösen, bösen Menschen geenterter Internetauftritt funktioniert seit einigen Tagen wieder – so gut bzw. so schlecht wie vor dem feigen, cyberterroristischen Anschlag (Guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1334936/ ). Im Klartext: Wer unter www.wolfgang-schaeuble.de nachschaut, was Lauschmann Wolle so bewegt, erfährt nichts wirklich Aktuelles. Viel weniger ist auch auf www.wolfgangschaeuble.de (ohne Strich!) nicht los: Diese Seite ist auf eine Emma Boiton in Belize registriert und bei Sedo geparkt.
Aber zurück zum echten Schäuble: Der letzte (nö: jüngste, leider wird’s wohl nicht der letzte gewesen sein) Eintrag auf der Seite des Strich-Wolfgangs stammt vom 2. Februar und ist damit per heute exakt zwei Wochen alt. Wozu so jemand ein Content Management System braucht, muss mir mal einer erklären. Bei dem Publikationstempo kann man auch zwei Hiwis hinsetzen, die die Schäubleschen Ergüsse per Keilschrift in Steintäfelchen dengeln.
Apropos Ergüsse: Eine verbale Spontanpollution des Bundesinnenministers hat die deutsche Presseagentur unter Bezug auf den Berliner Tagesspiegel am Wochenende gemeldet. Wer statt des Zwanzigzeilers, den auch meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, brav abdruckte, das Original lesen will, findet es hier: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Deutsche-Bahn-Wolfgang-Schaeuble-Datenschutz;art122,2731560
In diesem Interview erzählt Wolfgang Schäuble dem Tagesspiegel seine Sicht auf die Bahn, das Handeln und Nichtwissen des Herrn Spähdorn und die Bespitzelung von Mitarbeitern. Big Brother Wolfgang macht deutlich, dass die Vorkommnisse bei der Bahn eingehend auf Grundlage des geltenden Rechts untersucht werden müssen. Aber er sieht eben dieses geltende Recht nicht als unveränderlich an, denn „Gerade in großen Unternehmen ist die Gefahr von Korruption gegeben, und es ist die Pflicht der Konzernvorstände, dagegen vorzugehen. Der notwendige Kampf gegen Korruption darf jetzt nicht völlig diskreditiert werden.“
Auf die Frage des gesetzlichen Verbotes eines Datenabgleiches, wie ihn die Bahn praktiziert hat, antwortet Schäuble: „Ein solches Verbot würde völlig über das Ziel hinausschießen. Damit wäre jede effektive Möglichkeit der Korruptionsbekämpfung zunichte gemacht. Worauf es ankommt ist, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu einem klaren Verständnis im Umgang mit persönlichen Daten kommen und trotzdem der Kampf gegen Korruption möglich ist.“
Das klingt beruhigend und so war es wohl auch gedacht. Mindestens ebenso beruhigend klingen ja auch die Ausführungen des Bundesbespitzelungsministers zur Vorratsdatenspeicherung, zum Bundestrojaner und zur Aushöhlung des Fernmeldegeheimnisses ...
Wahrscheinlich hat der Wolfgang nicht nur ein Content Management System, das er gar nicht benötigt, sondern auch ein Office-Paket, bei dem einige Textbausteine vormontiert waren: „Damit wäre jede effektive Möglichkeit der ...-Bekämpfung zunichte gemacht.“ Statt der Pünktchen setzt ein eifriger Hiwi dann Schlagworte wie Cyberterrorismus, KiPo, Rechts- und/oder Linksextremist usw. ein.
Aber zurück zum echten Schäuble: Der letzte (nö: jüngste, leider wird’s wohl nicht der letzte gewesen sein) Eintrag auf der Seite des Strich-Wolfgangs stammt vom 2. Februar und ist damit per heute exakt zwei Wochen alt. Wozu so jemand ein Content Management System braucht, muss mir mal einer erklären. Bei dem Publikationstempo kann man auch zwei Hiwis hinsetzen, die die Schäubleschen Ergüsse per Keilschrift in Steintäfelchen dengeln.
Apropos Ergüsse: Eine verbale Spontanpollution des Bundesinnenministers hat die deutsche Presseagentur unter Bezug auf den Berliner Tagesspiegel am Wochenende gemeldet. Wer statt des Zwanzigzeilers, den auch meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, brav abdruckte, das Original lesen will, findet es hier: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Deutsche-Bahn-Wolfgang-Schaeuble-Datenschutz;art122,2731560
In diesem Interview erzählt Wolfgang Schäuble dem Tagesspiegel seine Sicht auf die Bahn, das Handeln und Nichtwissen des Herrn Spähdorn und die Bespitzelung von Mitarbeitern. Big Brother Wolfgang macht deutlich, dass die Vorkommnisse bei der Bahn eingehend auf Grundlage des geltenden Rechts untersucht werden müssen. Aber er sieht eben dieses geltende Recht nicht als unveränderlich an, denn „Gerade in großen Unternehmen ist die Gefahr von Korruption gegeben, und es ist die Pflicht der Konzernvorstände, dagegen vorzugehen. Der notwendige Kampf gegen Korruption darf jetzt nicht völlig diskreditiert werden.“
Auf die Frage des gesetzlichen Verbotes eines Datenabgleiches, wie ihn die Bahn praktiziert hat, antwortet Schäuble: „Ein solches Verbot würde völlig über das Ziel hinausschießen. Damit wäre jede effektive Möglichkeit der Korruptionsbekämpfung zunichte gemacht. Worauf es ankommt ist, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu einem klaren Verständnis im Umgang mit persönlichen Daten kommen und trotzdem der Kampf gegen Korruption möglich ist.“
Das klingt beruhigend und so war es wohl auch gedacht. Mindestens ebenso beruhigend klingen ja auch die Ausführungen des Bundesbespitzelungsministers zur Vorratsdatenspeicherung, zum Bundestrojaner und zur Aushöhlung des Fernmeldegeheimnisses ...
Wahrscheinlich hat der Wolfgang nicht nur ein Content Management System, das er gar nicht benötigt, sondern auch ein Office-Paket, bei dem einige Textbausteine vormontiert waren: „Damit wäre jede effektive Möglichkeit der ...-Bekämpfung zunichte gemacht.“ Statt der Pünktchen setzt ein eifriger Hiwi dann Schlagworte wie Cyberterrorismus, KiPo, Rechts- und/oder Linksextremist usw. ein.
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Donnerstag, 12. Februar 2009
Philosophie light. Oder: Petra Köpping taucht aus der Versenkung auf
zeitungsdieb, 11:19h
Kennt noch jemand Petra Köpping? Richtig, die gute Frau war mal SPD-Landrätin im Landkreis Leipziger Land und wurde es nach der Fusion mit dem Muldentalkreis zum Landkreis Leipzig nicht wieder. Den Sieg bei dieser Wahl fuhr ihr wenig ansehnlicher und noch weniger charismatischer CDU-Kontrahent Dr. Gerhard Gey ein. Trotz oder vielleicht gerade wegen einer nicht ganz feinen Kampagne, die die rote Landrätin gegen ihren schwarzen Kollegen vom Zaun gebrochen hatte. Guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1160578/ und hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1171859/ Seither war es still um die schmucke Petra geworden. Diese Stille wurde vor einigen Wochen nur kurz unterbrochen, nachdem bekannt geworden war, dass die zwischengelagerte Landrätin a.D. einen Beraterposten bei der Sächsischen Aufbaubank hat. Was eigentlich nicht schlimm ist, aber ein Gschmäckle hatte der Umstand, dass das damit verbundene Salär justament geradeso bemessen ist, dass es der schlauen Petra nicht die Ruhestandsbezüge vermasselt. Aber es geht ihr ja um die Sache und nicht ums Geld.
Aber nun darf Petra Köpping auf baldige politische Reanimierung hoffen. Die SPD schickt sie bei der anstehenden Wahl zum Sächsischen Landtag als Direktkandidatin für den Wahlkreis 24 – Nördliches Leipziger Land – ins Rennen. Wenn sie Erfolg hat, darf sie bei der SAB auch tiefer in die Schatulle fassen, denn dann wird’s auf die Ruhestandsbezüge nicht mehr angerechnet. Aber das nur am Rande.
Sicher wird nun schon bald auch die Homepage der einstigen SPD-Landrätin wiederbelebt. Diese hat eine angesichts der kurzen Zeit ihrer Existenz wahrlich wechselhafte Geschichte. Zunächst war die private Domain, von der schnell auf eine SPD-Seite verlinkt wurde, unter der Adresse des Landratsamtes Leipziger Land gemeldet (und wurde, so hieß es auf den Fluren des Amtes, wohl auch von dort bezahlt). Nachdem das ruchbar wurde, lief die Domain über die Markkleeberger Adresse der Landrätin, unter welcher sie noch heute registriert ist.
Nachdem www.petra-koepping.de nach der Wahlschlappe einige Zeit vor sich hindümpelte, bietet sie nun Anlass zum tiefsinnigen Philosophieren. Wer die Seite aufruft, wird von der auf der Datei index.html hinterlegten Botschaft „Diese Seite existiert nicht mehr“ empfangen. Das ist einerseits natürlich erfreulich, andererseits aber ein Widerspruch in sich. Wenn mit eine Seite mitteilt, dass sie nicht mehr existiert, dann tut sie eben das doch, denn sonst könnte sie es ja nicht. Das könnte glatt als sokratische Denkweise (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Ich_wei%C3%9F,_dass_ich_nichts_wei%C3%9F) durchgehen ...
Wer sich von der minimalistisch gestalteten Köpping-Seite zu eigenem Nachdenken inspirieren lassen möchte, sollte nicht zu lange warten. Denn sicher wird die jetzige index.html bald durch eine index.php ersetzt werden: Wenn der Landtagswahlkampf beginnt, wird Petra Köpping ihre Sicht auf die erschröcklichen Dinge dieser Welt wieder per CMS über Sachsen rieseln lassen. Eingedenk der Erfahrungen mit ihren Darstellungen im Vorfeld der Landratswahl sei dann die vorsorgliche Lektüre des folgenden Links empfohlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit
Aber nun darf Petra Köpping auf baldige politische Reanimierung hoffen. Die SPD schickt sie bei der anstehenden Wahl zum Sächsischen Landtag als Direktkandidatin für den Wahlkreis 24 – Nördliches Leipziger Land – ins Rennen. Wenn sie Erfolg hat, darf sie bei der SAB auch tiefer in die Schatulle fassen, denn dann wird’s auf die Ruhestandsbezüge nicht mehr angerechnet. Aber das nur am Rande.
Sicher wird nun schon bald auch die Homepage der einstigen SPD-Landrätin wiederbelebt. Diese hat eine angesichts der kurzen Zeit ihrer Existenz wahrlich wechselhafte Geschichte. Zunächst war die private Domain, von der schnell auf eine SPD-Seite verlinkt wurde, unter der Adresse des Landratsamtes Leipziger Land gemeldet (und wurde, so hieß es auf den Fluren des Amtes, wohl auch von dort bezahlt). Nachdem das ruchbar wurde, lief die Domain über die Markkleeberger Adresse der Landrätin, unter welcher sie noch heute registriert ist.
Nachdem www.petra-koepping.de nach der Wahlschlappe einige Zeit vor sich hindümpelte, bietet sie nun Anlass zum tiefsinnigen Philosophieren. Wer die Seite aufruft, wird von der auf der Datei index.html hinterlegten Botschaft „Diese Seite existiert nicht mehr“ empfangen. Das ist einerseits natürlich erfreulich, andererseits aber ein Widerspruch in sich. Wenn mit eine Seite mitteilt, dass sie nicht mehr existiert, dann tut sie eben das doch, denn sonst könnte sie es ja nicht. Das könnte glatt als sokratische Denkweise (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Ich_wei%C3%9F,_dass_ich_nichts_wei%C3%9F) durchgehen ...
Wer sich von der minimalistisch gestalteten Köpping-Seite zu eigenem Nachdenken inspirieren lassen möchte, sollte nicht zu lange warten. Denn sicher wird die jetzige index.html bald durch eine index.php ersetzt werden: Wenn der Landtagswahlkampf beginnt, wird Petra Köpping ihre Sicht auf die erschröcklichen Dinge dieser Welt wieder per CMS über Sachsen rieseln lassen. Eingedenk der Erfahrungen mit ihren Darstellungen im Vorfeld der Landratswahl sei dann die vorsorgliche Lektüre des folgenden Links empfohlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit
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Mittwoch, 11. Februar 2009
Google droht die Abschaltung. Blamage für "Gewinner" Wolfgang Schäuble
zeitungsdieb, 14:03h
Aubacke. Google steht vor dem Aus, denn in Deutschland wird www.google.de wohl bald verboten werden. Sollte sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, woher ich diese Weisheit beziehe, sei ihm ein Blick in die morgigen Holzmedien – auch Tageszeitungen genannt – empfohlen. Dort wird zu lesen sein, dass die Homepage des Sicherheitsfanatikers Wolfgang Schäuble von Missetätern gehackt wurde. Der oder die Eindringlinge haben dem Admin der Site den Tipp gegeben, dass Passwort zu ändern und Updates einzuspielen. Außerdem wurde ein Link auf die Seite www.vorratsdatenspeicherung.de angebracht, die sich mit Schäubles Vision von Stasi 2.0 auseinandersetzt.
Schwer dürfte der erfolgreiche Hack nicht gewesen sein, denn www.wolfgang-schaeuble.de , registriert auf einen gewissen Wolfgang Schäuble, erreichbar in Berlin, Klingelhöferstraße 8 (dort wohnt die CDU Bundesgeschäftsstelle), nutzte bis zum Dienstag das kostenlos erhältliche typo3 als Content Management System, und das in einer Version, die – vorsichtig formuliert – nicht ganz up to date war. So etwas nennt man Scheunentor. Wenn’s der oberste deutsche Sicherheitsfuzzi lässt, ist das besonders peinlich. Noch peinlicher sind die Informationen, die der sehr lesenswerte Artikel auf Heise-Security liefert. Guckst Du hier: http://www.heise.de/security/Website-von-Wolfgang-Schaeuble-ueber-Typo3-Luecke-gehackt-Update--/news/meldung/132315
Fazit: Wolfgang Schäuble hat seine Seite zwar weder mit dem Passwort „Wolfgang“ noch mit „Ingeborg“ geschützt, dafür aber mit „Gewinner“, was erstens selten dämlich ist und zweitens tief blicken lässt.
Und warum soll nun Google.de abgeschafft werden? Ganz einfach: Für den Hack wurde das Passwort per Google ausgelesen. Damit ist die Suchmaschine ein Terroristenwerkzeug und gehört ebenso verboten wie all die Chemiebücher für Erstsemesterstudenten.
Schwer dürfte der erfolgreiche Hack nicht gewesen sein, denn www.wolfgang-schaeuble.de , registriert auf einen gewissen Wolfgang Schäuble, erreichbar in Berlin, Klingelhöferstraße 8 (dort wohnt die CDU Bundesgeschäftsstelle), nutzte bis zum Dienstag das kostenlos erhältliche typo3 als Content Management System, und das in einer Version, die – vorsichtig formuliert – nicht ganz up to date war. So etwas nennt man Scheunentor. Wenn’s der oberste deutsche Sicherheitsfuzzi lässt, ist das besonders peinlich. Noch peinlicher sind die Informationen, die der sehr lesenswerte Artikel auf Heise-Security liefert. Guckst Du hier: http://www.heise.de/security/Website-von-Wolfgang-Schaeuble-ueber-Typo3-Luecke-gehackt-Update--/news/meldung/132315
Fazit: Wolfgang Schäuble hat seine Seite zwar weder mit dem Passwort „Wolfgang“ noch mit „Ingeborg“ geschützt, dafür aber mit „Gewinner“, was erstens selten dämlich ist und zweitens tief blicken lässt.
Und warum soll nun Google.de abgeschafft werden? Ganz einfach: Für den Hack wurde das Passwort per Google ausgelesen. Damit ist die Suchmaschine ein Terroristenwerkzeug und gehört ebenso verboten wie all die Chemiebücher für Erstsemesterstudenten.
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Montag, 9. Februar 2009
Plattfuß an der Spree. Oder: Ministerielle Altersgründe und ein Polizist mit blauem Zeh
zeitungsdieb, 13:28h
Michael Glos, seines Zeichens deutscher Wirtschaftsminister aus dem Lager des CSU, will nicht mehr und erklärt seinen Rücktritt vom Amt. Er begründet diesen Schritt mit seinem Alter. Schließlich macht er am 14. Dezember 2009 voraussichtlich die 65 voll.
Nun ist 65 heute kein Alter mehr, in dem man siech darniederliegen und sämtliches Tun aufs Minimum reduzieren muss, um sich auf das Eintreffen von Gevatter Tod vorzubereiten. Nö, isses nicht. Nicht im richtigen Leben und schon gar nicht im Leben eines Politikers. Letztere neigen zumeist dazu, sich irgendwann – sofern nicht abgewählt – aus dem Amt tragen zu lassen.
Dass nun der Bundeswirtschaftsminister seinen Stuhl mit Verweis aufs nahende Rentenalter räumt, kann man durchaus als Verarsche durchgehen lassen. War da nicht in der vergangenen Woche was ... mit einem diensteifrigen Berliner Polizisten, der dem ministeriellen Dienstwagen im Weg stand und eine Plättung seines Fußes erleiden durfte? Guckst Du hier in der Berliner Morgenpost , da steht was drüber. Richtig geschieht dem Bullen, wenn er den Respekt vor der Obrigkeit vermissen lässt.
Wegen so was tritt doch kein bayerischer Großkopferter zurück, und schon gar nicht in Preußen! Nun sind aber Gerüchte laut geworden, der Minister habe dem Sheriff vor der Fußbügelung mit dem Ende seiner Karriere gedroht, falls dieser die gesperrte Straße nicht für seine Durchleucht freigebe. Und Eberhard Schönberg, der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, forderte eine genaue Untersuchung des Vorfalls.
Aber dass ein bayerisches Mannsbild deshalb einen auf Oldie macht und den Schwanz einzieht ... erstaunlich.
Nun ist 65 heute kein Alter mehr, in dem man siech darniederliegen und sämtliches Tun aufs Minimum reduzieren muss, um sich auf das Eintreffen von Gevatter Tod vorzubereiten. Nö, isses nicht. Nicht im richtigen Leben und schon gar nicht im Leben eines Politikers. Letztere neigen zumeist dazu, sich irgendwann – sofern nicht abgewählt – aus dem Amt tragen zu lassen.
Dass nun der Bundeswirtschaftsminister seinen Stuhl mit Verweis aufs nahende Rentenalter räumt, kann man durchaus als Verarsche durchgehen lassen. War da nicht in der vergangenen Woche was ... mit einem diensteifrigen Berliner Polizisten, der dem ministeriellen Dienstwagen im Weg stand und eine Plättung seines Fußes erleiden durfte? Guckst Du hier in der Berliner Morgenpost , da steht was drüber. Richtig geschieht dem Bullen, wenn er den Respekt vor der Obrigkeit vermissen lässt.
Wegen so was tritt doch kein bayerischer Großkopferter zurück, und schon gar nicht in Preußen! Nun sind aber Gerüchte laut geworden, der Minister habe dem Sheriff vor der Fußbügelung mit dem Ende seiner Karriere gedroht, falls dieser die gesperrte Straße nicht für seine Durchleucht freigebe. Und Eberhard Schönberg, der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, forderte eine genaue Untersuchung des Vorfalls.
Aber dass ein bayerisches Mannsbild deshalb einen auf Oldie macht und den Schwanz einzieht ... erstaunlich.
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Montag, 19. Januar 2009
Putin nach dem Dresdner Opernball. Oder: Der Boss erklärt Chefredakteuren "Wladimirs Welt"
zeitungsdieb, 10:09h
Wladimir Putin, Ehrengast des Dresdner Semperopernballs, hatte wenig Zeit. So wenig, dass er zwar dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich die Hand schüttelte, dessen First Lady jedoch geflissentlich überging. Den MP konnte er schlecht übersehen, denn schließlich musste dieser dem Obermoskowiter ja den Sächsischen Dankorden überreichen. Dass diese Aufgabe Tillich nun doch ein wenig suspekt war, ist angesichts einer Erklärung der Sächsischen Staatskanzlei zu vermuten. Von dort wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Sächsische Dankorden keine Auszeichnung des Freistaates Sachsen, sondern eine des Opernballvereins sei.
Ein wenig Zeit hatte Putin am Ballabend allerdings doch noch: Zwar verschwand er vor Beginn des Tanzvergnügens, doch er blieb noch in Dresden. Im Taschenbergpalais. Dorthin hatte der Ex-KGBler die Chefredakteure großer deutscher Zeitungen einbestellt, um ihnen zu erläutern, wie sich Klein-Wladimir die Berichterstattung so wünscht. Fast zweieinhalb Stunden dauerte diese Befehlsausgabe. Solche Gleichschaltungsveranstaltungen haben in deutschen Landen Tradition: Sowohl die Mächtigen des 1000- als auch die des 40-jährigen Reiches ließen regelmäßig die Presse antreten, um ihnen die gewünschte Denk-, Sprech- und Schreibweise einzutrichtern.
Beim morgendlichen Blick in aktuelle deutsche Zeitungen bzw. deren Onlineausgaben konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Putins Worte zumindest bei einigen seiner Befehlsempfänger (Gesprächspartner wäre wohl das falsche Wort) gewirkt haben. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2050417), die noch am Sonnabend durchaus kritisch über den großen Völkerfreund Waldimir Putin berichtet hatte, veröffentlicht heute einen durchaus zurückhaltenden Bericht über die alkoholfreie Nachtveranstaltung. In der Online-Ausgabe der Freien Presse findet man heute keinen Hinweis auf Putins Agit-Prop-Auftritt, desgleichen in der Lausitzer Rundschau. Ein wenig Klartext war allenfalls in der Welt (http://www.welt.de/politik/article3044078/Wladimir-Putins-arroganter-Auftritt-in-Dresden.html) zu lesen, die über Putins „arroganten Auftritt“ berichtete.
Dennoch, es gibt eine gute Nachricht: Keiner der einbestellten Chefredakteure wurde bedroht, ins Pressematerial hatte der östliche Potentat weder tote Fische noch abgehackte kleine Finger einwickeln lassen. Noch nicht.
Ein wenig Zeit hatte Putin am Ballabend allerdings doch noch: Zwar verschwand er vor Beginn des Tanzvergnügens, doch er blieb noch in Dresden. Im Taschenbergpalais. Dorthin hatte der Ex-KGBler die Chefredakteure großer deutscher Zeitungen einbestellt, um ihnen zu erläutern, wie sich Klein-Wladimir die Berichterstattung so wünscht. Fast zweieinhalb Stunden dauerte diese Befehlsausgabe. Solche Gleichschaltungsveranstaltungen haben in deutschen Landen Tradition: Sowohl die Mächtigen des 1000- als auch die des 40-jährigen Reiches ließen regelmäßig die Presse antreten, um ihnen die gewünschte Denk-, Sprech- und Schreibweise einzutrichtern.
Beim morgendlichen Blick in aktuelle deutsche Zeitungen bzw. deren Onlineausgaben konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Putins Worte zumindest bei einigen seiner Befehlsempfänger (Gesprächspartner wäre wohl das falsche Wort) gewirkt haben. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2050417), die noch am Sonnabend durchaus kritisch über den großen Völkerfreund Waldimir Putin berichtet hatte, veröffentlicht heute einen durchaus zurückhaltenden Bericht über die alkoholfreie Nachtveranstaltung. In der Online-Ausgabe der Freien Presse findet man heute keinen Hinweis auf Putins Agit-Prop-Auftritt, desgleichen in der Lausitzer Rundschau. Ein wenig Klartext war allenfalls in der Welt (http://www.welt.de/politik/article3044078/Wladimir-Putins-arroganter-Auftritt-in-Dresden.html) zu lesen, die über Putins „arroganten Auftritt“ berichtete.
Dennoch, es gibt eine gute Nachricht: Keiner der einbestellten Chefredakteure wurde bedroht, ins Pressematerial hatte der östliche Potentat weder tote Fische noch abgehackte kleine Finger einwickeln lassen. Noch nicht.
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Freitag, 16. Januar 2009
KGB-Spitzel als Promi beim Opernball. Oder: Wladimir und der Dankesorden
zeitungsdieb, 10:17h
Am heutigen Freitag findet in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden, konkret in der Semperoper, der vierte Semperopernball statt (www.semperopernball.de) . Wer dabei sein will, darf für 130 Euro eine Flanierkarte erwerben, Logen gibt es zwischen 6.000 und 44.000 Euro, VIP-Tische für 7.000 bis 14.000 Euro.
Der Stargast des Abends muss sich seinen Kopf zum Glück nicht darüber zerbrechen, ob er budgetschonend flaniert oder auch Speis’ und Trank an einem Tisch genießen möchte – der ranghöchste Promi unter den 2.000 Ballgästen erhält seinen Platz gratis. Schließlich sind die Macher des Semperopernballs glücklich, mit Wladimir Putin gleich drei Dinge auf einmal in ihren heiligen Hallen zu wissen: den derzeit mächtigsten Moskoviter, einen lupenreinen Demokraten und den Herren übers russische Erdgas. So ein Fleisch gewordenes Überraschungsei lässt man sich gern etwas kosten, und wenn’s das eigene Gewissen ist.
Schließlich ist Wladimir Putin nicht irgendein Staatsgast, sondern ein Politpromi mit Ortskenntnis. In Dresden war er von 1985 bis 1990 als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB tätig. Wenn ich nur wüsste, warum mir gerade jetzt die abgedroschene Krimi-Weisheit einfällt, dass es Verbrecher oft an den Ort ihrer Taten zurückzieht. An Wladimir Putin kann’s jedenfalls nicht liegen, denn der ist einer von den Guten.
Immerhin hat er sich um den arbeitslosen Ex-Kanzler Gerhard Schröder gekümmert und diesem einen Job beschafft, ja sogar beim Kindestransfer soll er die Weichen gestellt haben. Und außerdem ist Wladimir Putin so ein Gutmensch, dass er heute sogar den Sächsischen Dankorden erhält. Wofür eigentlich?
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, schreibt zu den Gründen nichts, dafür aber den Orden falsch. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2048624) lässt ihre Leser zumindest wissen, dass es sich wohl irgendwie um Verdienste für den deutsch-russischen Kulturaustausch (das heißt wirklich so, die meinen das nicht als Satire) handelt und berichtet auch, dass die Ehrung durchaus umstritten ist.
Auf alle Fälle wird es ganz tollen und absolut von Herzen kommenden Applaus geben, denn neben viel echter und gefühlter Prominenz werden alle bisherigen sächsischen Ministerpräsidenten inklusive König Kurt dem einstigen Spion ihre Aufwartung machen.
Auf der Gästeliste steht übrigens auch DJ Ötzi. Gerüchten zufolge soll er nach der Ordensverleihung durch den aktuellen sächsischen Ministerpräsidenten, Stanislaw Tillich, seinen Hit "Ein Stern, der Deinen Namen trägt" zu Gehör bringen. Gerüchte eben ...
Dieses Ehrungsbrimborium sollte den ehemaligen Mitarbeiten – offiziell wie inoffiziell – des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR Mut machen, dass auch ihnen noch die Anerkennung aus der Hand des sächsischen Landesfürsten zuteil werden wird. Sicher, 20 Jahre nach der Wende haben es all die Gummiohren, Lauscher und Spitzel und selbst einstige MfS-Hausmeister noch immer schwer, einen Fuß in den öffentlichen Dienst zu bekommen. Aber das muss ja nicht so bleiben, das Beispiel des Wladimir Putin beweist es.
PS.: Einige sehr schöne Gedanken zur Karriere eines in Dresden tätigen KGB-Offiziers finden sich in der sehr lesenswerten CIA-Saga „Die Company“. Guckst Du hier: http://www.amazon.de/Die-Company-Robert-Littell/dp/3426617978/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1232093520&sr=1-1
Nachtrag: Inzwischen hat auch die Leipziger Volkszeitung bemerkt, dass es mit der Ehrung des Ex-KGBlers Putin so eine Sache ist und einige kritische Stimmen veröffentlicht. Bravo, Kollegen!
Der Stargast des Abends muss sich seinen Kopf zum Glück nicht darüber zerbrechen, ob er budgetschonend flaniert oder auch Speis’ und Trank an einem Tisch genießen möchte – der ranghöchste Promi unter den 2.000 Ballgästen erhält seinen Platz gratis. Schließlich sind die Macher des Semperopernballs glücklich, mit Wladimir Putin gleich drei Dinge auf einmal in ihren heiligen Hallen zu wissen: den derzeit mächtigsten Moskoviter, einen lupenreinen Demokraten und den Herren übers russische Erdgas. So ein Fleisch gewordenes Überraschungsei lässt man sich gern etwas kosten, und wenn’s das eigene Gewissen ist.
Schließlich ist Wladimir Putin nicht irgendein Staatsgast, sondern ein Politpromi mit Ortskenntnis. In Dresden war er von 1985 bis 1990 als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB tätig. Wenn ich nur wüsste, warum mir gerade jetzt die abgedroschene Krimi-Weisheit einfällt, dass es Verbrecher oft an den Ort ihrer Taten zurückzieht. An Wladimir Putin kann’s jedenfalls nicht liegen, denn der ist einer von den Guten.
Immerhin hat er sich um den arbeitslosen Ex-Kanzler Gerhard Schröder gekümmert und diesem einen Job beschafft, ja sogar beim Kindestransfer soll er die Weichen gestellt haben. Und außerdem ist Wladimir Putin so ein Gutmensch, dass er heute sogar den Sächsischen Dankorden erhält. Wofür eigentlich?
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, schreibt zu den Gründen nichts, dafür aber den Orden falsch. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2048624) lässt ihre Leser zumindest wissen, dass es sich wohl irgendwie um Verdienste für den deutsch-russischen Kulturaustausch (das heißt wirklich so, die meinen das nicht als Satire) handelt und berichtet auch, dass die Ehrung durchaus umstritten ist.
Auf alle Fälle wird es ganz tollen und absolut von Herzen kommenden Applaus geben, denn neben viel echter und gefühlter Prominenz werden alle bisherigen sächsischen Ministerpräsidenten inklusive König Kurt dem einstigen Spion ihre Aufwartung machen.
Auf der Gästeliste steht übrigens auch DJ Ötzi. Gerüchten zufolge soll er nach der Ordensverleihung durch den aktuellen sächsischen Ministerpräsidenten, Stanislaw Tillich, seinen Hit "Ein Stern, der Deinen Namen trägt" zu Gehör bringen. Gerüchte eben ...
Dieses Ehrungsbrimborium sollte den ehemaligen Mitarbeiten – offiziell wie inoffiziell – des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR Mut machen, dass auch ihnen noch die Anerkennung aus der Hand des sächsischen Landesfürsten zuteil werden wird. Sicher, 20 Jahre nach der Wende haben es all die Gummiohren, Lauscher und Spitzel und selbst einstige MfS-Hausmeister noch immer schwer, einen Fuß in den öffentlichen Dienst zu bekommen. Aber das muss ja nicht so bleiben, das Beispiel des Wladimir Putin beweist es.
PS.: Einige sehr schöne Gedanken zur Karriere eines in Dresden tätigen KGB-Offiziers finden sich in der sehr lesenswerten CIA-Saga „Die Company“. Guckst Du hier: http://www.amazon.de/Die-Company-Robert-Littell/dp/3426617978/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1232093520&sr=1-1
Nachtrag: Inzwischen hat auch die Leipziger Volkszeitung bemerkt, dass es mit der Ehrung des Ex-KGBlers Putin so eine Sache ist und einige kritische Stimmen veröffentlicht. Bravo, Kollegen!
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Donnerstag, 8. Januar 2009
Gasmann Gerd, Wladimir und die Pipelines. Oder: Wollt Ihr die totale Gasleitung?
zeitungsdieb, 09:37h
Die Russen sind schlau. Soll heißen: Sie wissen, wie man die vermeintlich überlegenen Westeuropäer kleinbekommt. Nein, nicht indem man sie ausfriert, denn das würde Putin, Miller & Co. auf die Füße fallen. Sondern indem man sie dazu bringt, das zu fordern, was die Russen gegen den Willen der Westeuropäer schon seit einiger Zeit wollten.
Wie meint der das, mag sich der eine oder andere Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebüchleins fragen. Ganz einfach – man dreht den Gashahn ein klein wenig zu und zeigt, wenn die Schuldfrage gestellt wird, auf einen vermeintlich bösen Nachbarn, der – sehr zum Ärger des russischen Bären – ein Liebling der westeuropäischen Demokratien ist.
Das allein wäre zwar naheliegend, aber nun wirklich kein Ausdruck besonderer russischer Schläue, höchsten Indiz moskowitischer Verschlagenheit.
Doch nun wird’s interessant. Durch den bei passender Gelegenheit platzierten Hinweis auf unzuverlässige Transitländer – wozu steht denn Gasmann Gerd auf der Gehaltsliste? – kommt in den ängstlichen Europäern der Herzenswunsch nach Pipelines auf, die nicht über die Ländereien irgendwelcher Transitschurken führen. Ostsee, Schwarzmeer, Mittelmeer – ja bitte, Wladimir, lass Röhren gen Westen wachsen und erlöse uns vom ukrainischen Übel! Wenn Du willst, zahlen wir nicht nur fürs Gas, sondern beteiligen uns sogar „für nass“ an den Leitungen.
Spätestens hier sollte es bei dem einen oder anderen meiner Stammleser klingeln. War das nicht was ... mit umstrittenen russischen Planungen für Pipelines? Richtig! Vor einem knappen Jahr schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1037537/ über des gierigen Gerhards Privatreise nach Nordzypern, die unter anderem dem russischen Vorhaben einer Pipeline via Türkei diente. Die Russen wollen die Türkei mit ihrer lupenreinen Demokratie zu einem Rotterdam am Mittelmeer ausbauen. Dass ob der Schröderschen Privatreise vor Jahresfrist viel Kritik aus der EU erklang – weiß das heute noch jemand? Jetzt ist eben diese Pipeline ein Gebot der Stunde!
Genau wie die nicht minder umstrittene Ostsee-Pipeline übrigens, durch die die Russen das unsichere Transitland Polen (Sind die nicht in der EU?) abknipsen wollen. Die Pipeline soll die reichliche Hälfte des deutschen Gasverbrauches liefern. Eine entsprechende Absichtserklärung haben Gasmann Gerd (damals allerdings noch graufreier Medienkanzler) und dessen Lieblingsfreund Wladimir Putin im September 2005 unterzeichnet. Guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Nordeurop%C3%A4ische_Gasleitung
Gazprom, Eon und BASF haben – gleichfalls im September 2005 – einen Vertrag unterzeichnet, der den Bau der Leitung regelt. Zugeguckt haben dabei übrigens ... na, wer wohl? ... richtig: Gasmann Gerhard Schröder und Wladimir Putin der Allgegenwärtige. Der polnische Verteidigungsminister Radoslaw Sikorski verglich den Pipeline-Vertrag mit dem Hitler-Stalin-Pakt. Aber Pfui!
Beim Baustart im Dezember 2005 gab Gazprom-Chef Alexej Miller übrigens bekannt, dass der Gerd den Gasmann machen wird, sprich: Aufsichtsratschef der Pipeline-Betreibergesellschaft wird.
(Eine kleine Anmerkung: Wer sich amüsieren will, sollte diesen http://www.sueddeutsche.de/politik/848/360672/text/ Artikel in der Süddeutschen lesen. Der Leiter des Auswärtigen Ausschusses des US-Abgeordnetenhauses wirft dem Gasmann wegen seines Tuns „politische Prostitution“ vor. bzw. er sagt, dass er das gern tun würde, wäre das nicht eine Beleidigung für die Nutten in seinem Wahlkreis. Lesenswert.)
Und nun zurück zu den schlauen Russen: Da ist es bei uns einige Tage kalt, die Moskiwiter spielen am Gashahn herum – und in Westeuropa werden die Ukraine, Polen und die Ökologie der Ostsee zur Nebensache. Statt dessen kommt Sportpalaststimmung auf: „Wollt Ihr neue Pipelines? Wollt Ihr sie größer und dicker, als Ihr sie Euch vorstellen könnt? Wollt Ihr Sie in der Ostsee und dem Mittelmeer, fern aller Schurkenstaaten, fern von Polen und der Ukraine?“ Und die Westeuropäer jubeln dem lupenreinen Demokraten und seinem Gasmann Gerd zu: „Jaaaaaa!“ War die nicht schon mal was?
Wie meint der das, mag sich der eine oder andere Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebüchleins fragen. Ganz einfach – man dreht den Gashahn ein klein wenig zu und zeigt, wenn die Schuldfrage gestellt wird, auf einen vermeintlich bösen Nachbarn, der – sehr zum Ärger des russischen Bären – ein Liebling der westeuropäischen Demokratien ist.
Das allein wäre zwar naheliegend, aber nun wirklich kein Ausdruck besonderer russischer Schläue, höchsten Indiz moskowitischer Verschlagenheit.
Doch nun wird’s interessant. Durch den bei passender Gelegenheit platzierten Hinweis auf unzuverlässige Transitländer – wozu steht denn Gasmann Gerd auf der Gehaltsliste? – kommt in den ängstlichen Europäern der Herzenswunsch nach Pipelines auf, die nicht über die Ländereien irgendwelcher Transitschurken führen. Ostsee, Schwarzmeer, Mittelmeer – ja bitte, Wladimir, lass Röhren gen Westen wachsen und erlöse uns vom ukrainischen Übel! Wenn Du willst, zahlen wir nicht nur fürs Gas, sondern beteiligen uns sogar „für nass“ an den Leitungen.
Spätestens hier sollte es bei dem einen oder anderen meiner Stammleser klingeln. War das nicht was ... mit umstrittenen russischen Planungen für Pipelines? Richtig! Vor einem knappen Jahr schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1037537/ über des gierigen Gerhards Privatreise nach Nordzypern, die unter anderem dem russischen Vorhaben einer Pipeline via Türkei diente. Die Russen wollen die Türkei mit ihrer lupenreinen Demokratie zu einem Rotterdam am Mittelmeer ausbauen. Dass ob der Schröderschen Privatreise vor Jahresfrist viel Kritik aus der EU erklang – weiß das heute noch jemand? Jetzt ist eben diese Pipeline ein Gebot der Stunde!
Genau wie die nicht minder umstrittene Ostsee-Pipeline übrigens, durch die die Russen das unsichere Transitland Polen (Sind die nicht in der EU?) abknipsen wollen. Die Pipeline soll die reichliche Hälfte des deutschen Gasverbrauches liefern. Eine entsprechende Absichtserklärung haben Gasmann Gerd (damals allerdings noch graufreier Medienkanzler) und dessen Lieblingsfreund Wladimir Putin im September 2005 unterzeichnet. Guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Nordeurop%C3%A4ische_Gasleitung
Gazprom, Eon und BASF haben – gleichfalls im September 2005 – einen Vertrag unterzeichnet, der den Bau der Leitung regelt. Zugeguckt haben dabei übrigens ... na, wer wohl? ... richtig: Gasmann Gerhard Schröder und Wladimir Putin der Allgegenwärtige. Der polnische Verteidigungsminister Radoslaw Sikorski verglich den Pipeline-Vertrag mit dem Hitler-Stalin-Pakt. Aber Pfui!
Beim Baustart im Dezember 2005 gab Gazprom-Chef Alexej Miller übrigens bekannt, dass der Gerd den Gasmann machen wird, sprich: Aufsichtsratschef der Pipeline-Betreibergesellschaft wird.
(Eine kleine Anmerkung: Wer sich amüsieren will, sollte diesen http://www.sueddeutsche.de/politik/848/360672/text/ Artikel in der Süddeutschen lesen. Der Leiter des Auswärtigen Ausschusses des US-Abgeordnetenhauses wirft dem Gasmann wegen seines Tuns „politische Prostitution“ vor. bzw. er sagt, dass er das gern tun würde, wäre das nicht eine Beleidigung für die Nutten in seinem Wahlkreis. Lesenswert.)
Und nun zurück zu den schlauen Russen: Da ist es bei uns einige Tage kalt, die Moskiwiter spielen am Gashahn herum – und in Westeuropa werden die Ukraine, Polen und die Ökologie der Ostsee zur Nebensache. Statt dessen kommt Sportpalaststimmung auf: „Wollt Ihr neue Pipelines? Wollt Ihr sie größer und dicker, als Ihr sie Euch vorstellen könnt? Wollt Ihr Sie in der Ostsee und dem Mittelmeer, fern aller Schurkenstaaten, fern von Polen und der Ukraine?“ Und die Westeuropäer jubeln dem lupenreinen Demokraten und seinem Gasmann Gerd zu: „Jaaaaaa!“ War die nicht schon mal was?
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Dienstag, 9. Dezember 2008
Angela Merkel im Blauhemd. Oder: Plötzlich sind (fast) alle für die Pendlerpauschale
zeitungsdieb, 15:24h
Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg findet meist nicht mal einen. Dieses Sprichwort ist hinlänglich bekannt. In der DDR, in der Aufzuwachsen ich das Vergnügen hatte, wurde in freier Übersetzung der genannten Volksweisheit oft auch vom „FDJ-Prinzip“ geredet: Wenn etwas gut funktioniert, kommt immer ein Unbeteiligter des Wegs, zieht sich das Blauhemd (der FDJ) über und ruft „Freundschaft!“. Und reklamiert den Erfolg damit für sich.
Warum mir diese feine Erinnerung gerade jetzt ins Hirn drängt, liegt auf der Hand. Das Bundesverfassungsgericht hat in einem unerwarteten Anfall vorweihnachtlicher Weisheit die Neuregelung der Pendlerpauschale gekippt.
Und nun melden sich all die Väter, die rechtmäßigen und die anderen, die sich ihrer Vaterschaft just im Augenblick der Verkündigung des Richterspruches bewusst geworden sind. Dass CSU und Autoclubs Hurrageschrei erklingen lassen, scheint mir legitim, hatten diese doch gegen die Pendlerpauschale gestritten.
Dass aber unser aller Bundeskanzlerin Angela Merkel die Beibehaltung der Pendlerpauschale als „richtige Antwort auf die jetzige Wirtschaftssituation“ bezeichnet (Guckst Du hier: http://www.welt.de/politik/article2850954/Merkel-erwartet-nach-Pendlerurteil-Konsumschub.html), ist die Wiedergeburt des FDJ-Prinzips gut zwei Wochen vor der Ankunft des Heilands. Wer, wenn nicht die Kanzlerin hätte von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und den bockenden Bundeskassenwart Steinbrück auch ohne höchstrichterliches Urteil in den ministeriellen A... treten können?
Warum mir diese feine Erinnerung gerade jetzt ins Hirn drängt, liegt auf der Hand. Das Bundesverfassungsgericht hat in einem unerwarteten Anfall vorweihnachtlicher Weisheit die Neuregelung der Pendlerpauschale gekippt.
Und nun melden sich all die Väter, die rechtmäßigen und die anderen, die sich ihrer Vaterschaft just im Augenblick der Verkündigung des Richterspruches bewusst geworden sind. Dass CSU und Autoclubs Hurrageschrei erklingen lassen, scheint mir legitim, hatten diese doch gegen die Pendlerpauschale gestritten.
Dass aber unser aller Bundeskanzlerin Angela Merkel die Beibehaltung der Pendlerpauschale als „richtige Antwort auf die jetzige Wirtschaftssituation“ bezeichnet (Guckst Du hier: http://www.welt.de/politik/article2850954/Merkel-erwartet-nach-Pendlerurteil-Konsumschub.html), ist die Wiedergeburt des FDJ-Prinzips gut zwei Wochen vor der Ankunft des Heilands. Wer, wenn nicht die Kanzlerin hätte von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und den bockenden Bundeskassenwart Steinbrück auch ohne höchstrichterliches Urteil in den ministeriellen A... treten können?
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