Montag, 11. Oktober 2010
Leipziger Lichtfestgedanken. Oder: 40.000 Fliegen können doch irren.
9. Oktober 2010 in Leipzig. "Lichtfest" zum Gedenken an die friedliche Revolution 1989. Meine Lokalpostille, die wirtschaftlich durchaus in die Veranstaltung eingebundene "Leipziger Volkszeitung", vermeldet 40.000 Besucher und widmet dem "Feschtle" (Hallo Stuttgart 21) den Seite-1-Aufmacher und eine Doppelseite im Lokalteil - da mussten in der Berichterstattung andere eigene Geschäftsfelder wie z.B. ein Reise- und Seniorenmarkt sogar ein wenig zurückstehen. Hier: http://nachrichten.lvz-online.de/specials/specials_themen/lichtfest-2010/40000-besucher-gedenken-bei-leipziger-lichtfest-der-friedlichen-revolution-1989/r-lichtfest-2010-a-53993.html
Für mich ist der Bohei um das Lichtfest ('n schönen Gruß ins Opernhaus) vor allem eines: der Beweis, dass 40.000 Fliegen doch irren können. Auf der einen Seite präsentieren sich die garantiert Unbeteiligten (Hallo Burkhard J., hallo Norbert L.!) in Heldenpos(s)e vor großem Publikum, auf der anderen Seite wird mal eben so richtig Geld verblasen, das anderenorts wohl besser aufgehoben wäre (Hallo Naturkundemuseum!).
Ob die quasiamtliche Zahl von 40.000 Besuchern auch der Realität entspricht, sei mal dahingestellt; es werden schon genug auf das Getrommel reingefallen sein. Ein Kunde, der es wissen muss, sagte mir vor einigen Jahren: "Du musst nur genug werben, dann kannst auch einen Sack Holz hinstellen; die Leut' sind so blöd und reiben sich ihre Ärsche dran ..." (Hallo Josef S.!).
Falls es übrigens den einen oder anderen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches interessiert: Für mich ist der 9. Oktober 1989 vor allem in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen dürfte es das letzte Mal gewesen sein, dass in Deutschland von der Straße aus eine Regierung gekippt wurde. Zum anderen weiß ich noch ganz genau, was ich an jenem geschichtsträchtigen Herbstabend gemacht habe: 120 Zentner Briketts in große Eimer geschaufelt und in meinen Keller geschleppt. Die sechs Tonnen Heizmaterial lagen nämlich auf dem Bürgersteig, weil der Kohlenhändler sich weigerte, meinen "nach hinten" gehenden Keller zu beliefern - und mussten schnell eingebunkert werden. Da blieb keine Gelegenheit, mich unters demonstrierende Volk zu mischen. Was mir mein damaliger Chef an der Uni aber nicht abnahm, worauf er mich "am Morgen danach" anherrschte: "Solche wie Dich werden wir uns merken!" (Hallo Ehrenfried B.!)

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