Dienstag, 11. November 2014
Sterni-Werbung in der LVZ. Oder: Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen.
Um nicht missverstanden zu werden: Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung (LVZ) ist ein Hort des Qualitätsjournalismus. In den heiligen Hallen an der Leipziger Klagemauer wird der Pressekodex stets geachtet, politisch oder wirtschaftlich motivierter Kampagnenjournalismus, z.B. gegen irgendwelche Onlinehändler oder gewisse Postunternehmen oder so, findet nicht statt. Und die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen; aber das ist eine andere Geschichte.
Zurück zur LVZ. Wie solide dort gearbeitet wird und wie nicht existent die Verbindung zu diversen Anzeigenkunden ist, kann man gar nicht oft genug betonen. So erschien z.B. am 3. November 2014 ein sehr, sehr tiefgründig recherchierter Bericht über das zum 2. Mal ausgelobte Bier-Stipendium der Sternburg-Brauerei, guckst Du http://www.lvz-online.de/leipzig/boulevard/frei-trinken-leipziger-sternburg-brauerei-vergibt-2-bier-stipendium-videos-einreichen/r-boulevard-a-261255.html
Um's kurz zu machen: Besagte Brauerei gibt es nicht (mehr), die unter diesem Label vertriebene Pickelplörre (bei mir hat sie zumindest diese hautreizende Wirkung) pladdert aus den Reaktortürmen der Reudnitzer Brauerei und ist bei Billigtrinkern als "Sterni" bekannt.
Nun noch kürzer: Wer das Stipendium gewinnt, bekommt ein Jahr lang einen Kasten Sterni pro Woche geschenkt. Die Bewerbung läuft per Video, die Entscheidung fällt Silvester 2014 (für zugereiste Südstaatler: an Sylvester in 2014) per Onlinevoting.
Der ganze Artikel lief unter der Rubrik Boulevard, die Gerüchten zufolge irgendwie immer noch zur Redaktion der LVZ gehören soll und war auch nicht als Anzeige oder (verschwurbelt) Sonderveröffentlichung gekennzeichnet.
Die Autorin "lyn" (Die vermeintliche Vietnamesin ist keine, das Kürzel steht für Evelyn, liebe Grüße an Jörg) hat die PR-Mitteilung der Brauerei auch nicht einfach wortgetreu übernommen, sondern noch einiges dazuformuliert (Schöpfungshöhe lt. UrHG!) und - Trrrrommelwirbel - sogar einen LVZ-untypischen Link auf die Brauereiseite eingefügt.
Aber das hat ja sicher alles seine Ordnung; und die massive Werbung für die legale Droge Alkohol ist ganz bestimmt ungefährlich und hat nichts, aber auch gar nichts mit irgendwelchen Anzeigengeschäften oder anderen wirtschaftlichen Interessen der LVZ zu tun. Gelle?
Und der Sozialismus wird siegen. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Ironie /off

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