Dienstag, 13. November 2007
Rolly und das Murmeltier
Nachdem Rolly Schlehmens im Interview die Antwort auf die Frage, ob er denn oder ob er denn doch nicht ... am 9. November durchs Brandenburger Tor gelaufen ist, schaue ich nun wieder regelmäßiger auf die worldrun-Seite. Und ich komme mir vor wie Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Richtig – Bill Murray ist der eloquente Typ aus den Ghostbusters, der mit den A4-großen Geheimratsecken. Für alle die das Murmeltier nicht kennen (unbedingt nachholen!): Ein sarkastischer und bitterböser Kachelmannkollege fährt zwecks Berichterstattung in irgendein Kaff am A... der Welt. Sowas wie Niedermölsen, nur amerikanisch. Dort erwischt ihn eine Zeitschleife, er erlebt ein und den selben Tag immer wieder. Aber nur körperlich, denn sein Gedächtnis erinnert sich an den zum x-ten Male erlebten Tag. Bis endlich ... aber das sollte jeder selbst sehen.
Und was hat die Weltenbummelseite mit dem Murmeltier zu tun? Richtig – dort steht nun auch schon längere Zeit „Heute läuft Robby in Berlin, im Brandenburger Tor ins Ziel!! Seid dabei, begrüßt und freut Euch mit ihm!!“ Mal abgesehen von der sprachlichen Feinheit der Aufforderung, sich mit ihm und Euch oder wem auch immer zu freuen und zu begrüßen, so scheint mir doch bei dieser Aufforderung ein typischer Fall von Murmeltier vorzuliegen. Denn am 9. November stimmte der Slogan (wenn vielleicht nicht inhaltlich, so doch zeitlich). Doch schon einen Tag später war heute doch gestern, oder soll heute morgen sein? Oder wann ist eigentlich heute, wobei damit der Tag gemeint ist, an dem Rolly nun doch im Brandenburger ins Ziel läuft? Nagut, das klingt seltsam, aber was weiß denn ich ... Wer es schafft, die Welt im Auto laufend zu umrunden, der läuft auch im Brandenburger Tor ins Ziel. Oder doch nicht?
Ist auch Rolly von der Zeitschleife erwischt worden? Muss er nun jeden Tag aufs Neue im Brandenburger Tor ins Ziel laufen? Fähnchen schwenken? Enthusiasmiert „Jaaaaaa“ rufen? Immer wieder die selben dummen Journalistenfragen beantworten? Was denn nun mit dem Weltrekord, denn er nicht angestrebt hat, sei? Und mit den Spenden?
Oder ist alles ganz anders? Hängt es wieder mal am fehlenden Internetzugang? Kann ja sein, in Deutschland ist das Internet ja kaum vorhanden, das ist schwerer als in Dubai oder Vietnam.
Aber zumindest einen klitzekleinen Zugang muss es doch geben, denn im Gästebuch hat sich etwas bewegt. Zwei neue Jubelbotschaften haben die Zensur passiert und dürfen in den Chor der Rollybegeisterten einstimmen. Wobei: Drin sein heißt nicht drin bleiben. Das Posting von Peter Bartel, das ein müder Zensor wohl in einem Moment der Schwäche durchgehen ließ, wurde nun mit revolutionärer Wachsamkeit doch noch entdeckt und ausgelöscht. Dass ein Stücklein weiter ein kritischer Beitrag von „Hans-Werners Freund“ stehen blieb (seit wann haben Menschen ohne Nachnamen Freunde?), ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass Thomas Pfundtner, seines Zeichens PR-Mann des laut dpa gescheiterten Unternehmens worldrun, diesem Posting eine Erwiderung spendiert hat. Und würde man den einen löschen, stünde der andere noch seltsamer da als er das schon jetzt tut.
Um aber auf den Ausgangspunkt meines heutigen Tagebucheintrages zurück zu kommen: Wie lange mag das Murmeltier wohl noch grüßen? Ob der Rolly schon einen Schatten wirft?

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