Montag, 8. Dezember 2008
Überraschung am Frühstückstisch. Oder: Applaus vom Deutschen Presserat
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, hat’s wieder einmal geschafft, mich zu überraschen: Heute vermeldet das Blättchen auf seiner Seite „Aus aller Welt“ unter dem Anstrich „Volltreffer“, dass der Deutsche Lottoblock am Silvesterband parallel zum normalen Lottogedöns 20 Millionen Euro extra unters Volk werfen wird. Es folgt die genau Beschreibung von Einsätzen, Gewinnchancen und Spielklassen – wie in einem Werbeprospekt der Glücksspielveranstalter.
Unterzeichnet ist das ganze Traktat mit dem Kürzel dpa, kundige Leser wissen, dass es sich dabei um die Deutsche Presseagentur handelt.
Apropos handelt: Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um eine Kästchen, das wohl ziemlich deutlichen Anzeigencharakter trägt und auch als solche gekennzeichnet werden müsste. Aber es lief ja über dpa bzw. deren dem gemeinen Zeitungsleser etwas weniger bekannte PR-Tochter …
Weshalb mich die Entgleisung meiner Lokalpostille überrascht hat, mag sich nun der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches fragen. Nun, dass in der LVZ Anzeigen und Redaktion kräftig durcheinandergeschaufelt werden, ist nicht neu. Aber dass man so plump agiert und die erst kürzlich eingeführte redaktionelle Kategorie „Volltreffer“ mit einer PR-Nachricht belegt – Respekt, liebe Kollegen! So schnell so tief zu sinken, das ist schon einen kleinen Sonderapplaus des Deutschen Presserates wert.

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