Dienstag, 17. März 2009
Blutiges Schneidwerkzeug. Oder: köstliche Küchentipps für Dumme
Die von mir hochgeschätzte Welt am Sonntag (www.welt.de) veröffentlicht auf der letzten Seite ihres Berlin-Teils seit dem vergangenen Wochenende die Interims-Serie „Kochen für Dumme“. Interim, da diese Reihe der Überbrückung des Urlaubs von Heinz Horrmann dient, welcher normalerweise den freien Raum unter der eigentlich überflüssigen People-Rubrik mit seinen genussvoll zu lesenden Gastrokritiken füllt.
Nun denn: Während Horrmann im Urlaub hoffentlich neue Gaumenfreuden testen kann, schreibt Christian Lohse, Berlins einziger Zwei-Sterne-Koch, in der WamS für Kochdeppen, Seine Einstiegsdroge: ein belegtes Brot mit Schinken.
Die geneigte Leserschaft erfährt Wissenswertes über Brot (nicht aus dem Backshop), Schinken und den Vorteil von Butter, die man eine Viertelstunde vor Verwendung aus dem Kühlschrank nimmt.
Meine Lieblingsstelle im aktuellen „Kochen für Dumme“ ist der Tipp, das frische Brot am besten gleich beim Bäcker schneiden zu lassen, weil Brotmesser hässliche Wunden machen. Ich bin seit einem halben Jahr stolzer Besitzer und Nutzer eines wirklich guten, preisintensiven, 30 Zentimeter langen und sauscharfen Brotmessers, welches ich mir vor ziemlich genau zwei Wochen erstmals durch den Daumen gezogen habe. Für den Fall, dass sich ein zartes Gemüt unter die Leserschaft meines Tagebuches verirrt haben sollte, beschränke ich mich auf die Feststellung, dass es aus so einem Daumen erstaunlich sprudeln kann, dass die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers, soweit durch Mull und Pflaster unterstützt, jedoch beachtlich sind.
Übrigens hatte Christian Lohse für Küchen-Dummies noch einen zweiten Messertipp parat: Fürs Schneiden der Zwiebel riet er zur Anschaffung eines scharfen Messers. Dieses sorge im Fall der Fälle für einen sauberen Schnitt, der schneller abheilt als die von einem stumpfen Schneidwerkszeug verursachten Wunden ...
Übrigens bin ich schon jetzt auf die praxisnahen Ratschläge gespannt, die ich dem "Kochen für Dumme" am kommenden Wochenende entnehmen kann. Vielleicht geht es ja um den Umgang mit heißem Fett.

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Adressen frei Haus. Oder: ein Angebot an die Landesdirektion Chemnitz
Die regelmäßigen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen um meine ehrliche Begeisterung für E-Mails, die mir ihren kompletten Empfängerkreis offenbaren: Solche Nachrichten lassen jeden Adressaten wissen, wer außer ihm noch mit der jeweiligen Mail beschickt wurde. Mich freuen derartige Posteingänge, denn zum einen befriedigen sie meine Neugierde, zum anderen – und nun wird’s geschäftlich – ist so ein Adressverteiler durchaus ein Wertgegenstand.
Eben deshalb landen E-Mails, die mir eine geldwerte Adressenliste frei Haus liefern, auch nicht im Papierkorb, sondern in einem Unterverzeichnis namens „Adressensammlung“.
Gelegentlich greife ich auf diese Sammlung zu, z.B. dann, wenn ich im Kundenauftrag Nachrichten versende und einen speziellen Verteiler benötige. Kürzlich tat ich das wieder und verwendete die mir von der Pressestelle der Landesdirektion Chemnitz wohlfeil zur Verfügung gestellte Medienliste.
Das Ergebnis war – vorsichtig formuliert – sehr lehrreich. Lebte ich bislang in dem Glauben, Behörden seien zwar womöglich langsam, unkreativ und konservativ, auf alle Fälle aber doch zuverlässig und exakt, so wurde ich dank des gehighjackten Verteilers der LD Chemnitz eines Schlechteren belehrt: Die Adressenliste, nach der besagte Behörde regelmäßig ihre Mitteilungen versendet, ist voller Schreibfehler und Leichen.
Kaum hatte ich „meine“ Nachrichten verschickt, trudelte in meinem Posteingang ein Heer von Remailern ein, die mich über unbekannte Empfänger, nicht existierende Subdomains und allerlei andere Unbill informierten. Da ich dafür ja von meinem Auftraggeber bezahlt werde, habe ich mich an die Arbeit gemacht und derlei Botschaften „eingepflegt“, sodass „mein“ Verteiler nun aktuell ist. Sollte die Pressestelle der LDC Interesse an einem aktuellen Medienverteiler für ihr Zuständigkeitsgebiet haben, genügt eine E-Mail an mein Büro bzw. ein Anruf. Über den Preis werden wir uns sicher einig. Auf Wunsch erkläre ich ausgewählten Mitarbeitern auch, wie man E-Mails ohne sichtbare Adressliste versendet. Aber das kostet extra – ich muss ja auch leben ...

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Schneckenpost. Oder: Es gibt ihn noch ...
Gestern habe ich einen Brief verschickt. Das ist sicher nichts Spektakuläres und ich tue solche Dinge durchaus hin und wieder und schaffe das sogar ohne fremde Hilfe. Aber der gestrige Brief war - vorsichtig formuliert - etwas Besonderes. Der Empfänger, der den von mir befüllten Umschlag heute in seinem Kasten vorfinden dürfte, ist ein mittelalter Mensch. Er rief in meinem Büro an und bestellte ein Abo für eine Fachzeitschrift, die ich produziere.
Nun bin ich kein Bürokrat, doch wir befinden uns in good old Germany, folglich muss für den Abschluss eines solchen Vertrages eine schriftliche Willenserklärung vorliegen. Nichts einfacher als das, pflegte früher Schweinchen Frederic (das vom West-Sandmännchen) seiner Schwester Pigeldy zu sagen. Nichts einfacher als das, sagte auch ich und bat den Anrufer um Nennung seiner E-Mail-Adresse. So etwas habe er nicht, erfuhrt ich. Gleichlautend war auch die Antwort auf meine Bitte um Nennung einer Faxnummer - und ich wusste: Es gibt ihn noch, den Kommunikationsverweigerer. Nicht nur in Hinterandalusien oder Nordostsibirien, sondern auch hier, mitten in Deutschland.

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