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Mittwoch, 28. August 2013
Rückblende auf den Kalten Krieg. Oder: The winner is ...
zeitungsdieb, 12:39h
Die Welt macht hier http://www.welt.de/geschichte/article119445108/Wie-die-NVA-die-Bundesrepublik-erobern-wollte.html Werbung für das Buch eines NVA-Offiziers, der über Pläne zum Einmarsch in der Bundesrepublik schreibt. Durchaus lesenswert und eine Erinnerung an meine Zeit bei der NVA. Einige dieser Szenarien habe ich bei Alarmübungen als Tagesbefehl gehört. Allerdings teile ich das Fazit des Artikels nicht. Wir hätten die BRD überrannt. Unser Angriff hätte an einem Freitagabend stattgefunden, wenn all die Hobbykrieger auf dem Heimweg sind. Und die wenigen Verbliebenen wären noch mit dem Zubinden ihrer Schnürstiefel beschäftigt gewesen ...
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Kotau an der Klagemauer. Oder: Das SPD-Blatt LVZ schießt sich ins Knie
zeitungsdieb, 12:18h
Erinnert sich noch jemand an Wolfgang Tiefensee? Richtig, der Typ hat das Cello bei der zum Glück geplatzten Olympiabewerbung der Stadt Leipzig gespielt. Nebenher war er auch Oberbürgermeister von Leipzig, später (relativ erfolgs- aber nicht skandalfrei) Bundesbau-, Verkehrs- und Ostgebieteminister. Seit 2009 sitzt Wolfgang Tiefensee im Bundestag. Sein Direktmandat hat er zwar vergeigt, aber dank SPD-Liste klappte es mit dem Plätzchen im Reichstagsgebäude.
Seitdem ist es still um den Mann geworden. Während seine junge SPD-Kollegin Daniela Kolbe wenigstens hin und wieder mit dämlichen Ideen glänzte und irgendwelchen Leipziger Unternehmern mit Kurzpraktika im Tagesrhythmus auf die Nerven ging, fiel Wolfgang Tiefensee vor allem dadurch auf, nicht aufzufallen. Das tat er allerdings so konsequent, dass ich mir schon Sorgen machte, ihm könnte etwas passiert sein und er in irgendeiner Berliner Wohnung vor sich hinschrumpeln.
Aber nun ist er wieder da. Wie viele andere totgeglaubte MdB taucht er wieder auf und buhlt um die Gunst der erstaunten Wählerschaft, die nach vierjähriger Abwesenheit in Freudenschreie ausbricht, ihn und all die anderen Abgeordneten wieder zu sehen. Und wenn es nur als Pappkamerad am Lichtmast ist ... aber ich weiß ja, die eigentliche Arbeit leisten unsere uneigennützigen Volksvertreter im Verborgenen, in den Ausschüssen, in der kalten Hauptstadt. Dass man nichts von ihnen hört, heißt ja nicht, dass sie nichts täten. Oder, um einem Christen ein falsches, nie gebrauchtes Zitat in den Mund zu legen: Dass man Gott nicht sieht, heißt ja nicht, dass er nicht da ist. Oder so ähnlich.
Doch zurück zur Stadt Leipzig, in der die Freude über den in Plakatgestalt heimgekehrten ex-Olympiafiedler unbändig groß ist.
So groß, dass in meiner Lokalpostille, der dem Qualitätsjournalismus (und dem Madsack-Verlag und folglich auch der SPD) nahestehenden LVZ gestern ein lustiger Leserbrief erschien.
Darin hieß es im Hinblick auf den umstrittenen, schweineteuren Citytunnel, marode Brücken und Wolfgang Tiefensee: „Der, der die Prioritäten so gesetzt hat, ist auch schon wieder in Leipzig präsent. Er hängt an einigen Beleuchtungsmasten…, aber leider nur als Bild.“ Beim morgendlichen Pflichtlesen in der LVZ (freiwillig nie!) musste ich angesichts dieses Leserbriefes grinsen und hegte so meine Vermutungen, wie dieser ins Blatt geraten war. Da hatte sich wohl ein Billigfrischling ohne Ortskenntnis, der um den Hintersinn der Anspielung nicht wusste, aufs Eis begeben … (Es ist im Verlagshaus an der Klagemauer ein offenes Geheimnis, dass in der Lokalredaktion einige Leute arbeiten, die für den Weg zum innerstädtischen Termin die Navi-App ihres Smartphones bemühen müssen.).
Heute nun erfuhr die Sache mit dem Lichtmastbewohner Wolfgang T. eine erfrischende Zuspitzung. Unter dem Titelchen „In eigener Sache“ durfte Lokalchef Björn Meine den Kotau vollziehen. Von schwerer Beleidigung und einem Fauxpass war die Rede (Okay, für dieses Fremdwort hagelt es wieder Leserbriefe von der Stammleserschaft 80+, die sich solchen französischen Schweinkram in ihrem Herz- und Magenblatt verbitten werden.). Man habe sich beim Beleidigten „persönlich entschuldigt“, der Bundestagsabgeordnete habe die Entschuldigung akzeptiert und angekündigt, Strafanzeige gegen den Verfasser zu stellen. Rote Linie und so … Köstlich. Schon ausgeschnitten und für meinen nächsten Vortrag archiviert. Natürlich bin ich gespannt, wie die Sache weitergeht … schließlich ist ein Leserbrief eine Form der grundgesetzlich geschützen freien Meinungsäußerung und eine Strafanzeige in dieser Hinsicht ein möglicher Quell vielfältiger medialer Freuden. Schaunmermal.
Den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sei verraten, dass ich sehr genau weiß, was im Hause der LVZ gestern abgegangen ist … Zum einen aus gut informierten Leaks (Danke, Essen und Getränke gehen auf mich.), zum anderen aus eigenem Erleben.
PS.: Das "eigene Erleben" gebe ich hier gern noch zu Protokoll: Zwei Chefredakteure zuvor hatte ich den Auftrag erhalten, ein als Anzeige verkauftes Interview mit dem Kandidaten der CDU für das Amt des Landrates des damaligen Landkreises Leipziger Land zu schreiben und zu layouten. Das tat ich, sendete das Interview, das eine komplette halbnordische Seite füllte (und auch so verkauft worden war) auf dem Dienstweg, d.h. damals per Leonardo, an den Verlag … und wähnte mich am Erscheinungstag der Werbeschrift in einem Bürgerkrieg.
Der junge Anzeigenberater, der besagtes Geschäft eingefädelt hatte, war bereits geschasst worden; meine Mitarbeit als Vertrags-Freier wurde von der Verlagsleitung ebenfalls sofort beendet.
Allerdings gab es im Haus an der Klagemauer damals noch echte Charakterköpfe (soweit heute noch vorhanden, sind diese in anderer Funktion bzw. under cover tätig. Liebe Grüße an …). Einer davon mahnte in der Chefetage die Einhaltung der journalistischen Grundregel an, doch beide Seiten zu hören. So kam es zu einer Einbestellung meiner Wenigkeit ins Reich des Chefredakteurs, der damals Hartwig H. hieß und nach eigener Aussage vom Erscheinen des ganzseitigen CDU-Kandidaten-Interviews durch einer Anruf einer damals wie heute hochrangigen Leipziger SPD-Person (Ähnlichkeiten mit bereits genannten Namen werden nicht behauptet, aber auch nicht ausgeschlossen) erfahren und fast einen Herzkasper erlitten hatte (Ich kann auch lange Sätze!).
Im weiteren Gespräch tat ich, was ich in solchen Situationen zu tun pflege: Ich schilderte das Vorgefallene sachlich, im konkreten Fall als gängige Praxis, da ich als freier Redakteur ja regelmäßig Aufträge der Anzeigenabteilung für bezahlte Texte erhielt und erfüllte, und verwies auf meine Vorgehensweise, die bis ins Detail der in diesen Fällen üblichen entsprach. Auch den Einwand des herzkaspernden ChR, ich hätte doch die Brisanz meines Werks erkennen müssen, entgegnete ich, dass in so manchem PR-Text viel schlimmere Aussagen ärgerfrei veröffentlicht wurden. Und betonte, dass ich über besagte CDU-Seite vor dem Senden noch eine farbige Textbox mit dem Hinweis „Bitte auf korrekte Anzeigenkennzeichnung prüfen“ gelegt hatte. Und versäumte den Hinweis nicht, dass ja offensichtlich der Fehler bei der Leitung der Anzeigenabteilung vorliegen müsse, wenn „sowas“ dann durchrutscht und dass es keine Art sei, dafür einen kleinen Anzeigenberater und einen Redakteur abzuschießen.* Der gleichfalls anwesende Lokalchef rollte bei der Veranstaltung einige Male die Augen, mitunter glaubte ich auch, ein Zucken seiner Mundwinkel zu erkennen, aber da bin ich mir nicht sicher (Beim Rest schon, denn den habe ich nach dem Gespräch protokolliert und vielleicht hatte ich ja auch vergessen, mein Diktiergerät in der Jackentasche auszuschalten). Sowohl der Anzeigenberater als auch ich waren daraufhin wieder für die LVZ tätig. Ich allerdings nicht mehr sehr lange, denn als ich mit besagter Anzeigenleitung wieder einmal aneinander geriet, hieß der Chefredakteur Bernd H. und dieser sah (Brief liegt vor) keinen Grund zur Anhörung der zweiten Partei.
*Mag sein, dass ich nicht erwähnt hatte, am Zustandekommen des Deals mit dem CDU-Kandidaten irgendwie ein klein wenig ideengebend mitgewirkt und vielleicht gewisse Schwächen im System der LVZ gekannt zu haben. Aber das war erstens sicher keine Absicht und lag zweitens sicher an der Stress-Situation und ist drittens verjährt.
Seitdem ist es still um den Mann geworden. Während seine junge SPD-Kollegin Daniela Kolbe wenigstens hin und wieder mit dämlichen Ideen glänzte und irgendwelchen Leipziger Unternehmern mit Kurzpraktika im Tagesrhythmus auf die Nerven ging, fiel Wolfgang Tiefensee vor allem dadurch auf, nicht aufzufallen. Das tat er allerdings so konsequent, dass ich mir schon Sorgen machte, ihm könnte etwas passiert sein und er in irgendeiner Berliner Wohnung vor sich hinschrumpeln.
Aber nun ist er wieder da. Wie viele andere totgeglaubte MdB taucht er wieder auf und buhlt um die Gunst der erstaunten Wählerschaft, die nach vierjähriger Abwesenheit in Freudenschreie ausbricht, ihn und all die anderen Abgeordneten wieder zu sehen. Und wenn es nur als Pappkamerad am Lichtmast ist ... aber ich weiß ja, die eigentliche Arbeit leisten unsere uneigennützigen Volksvertreter im Verborgenen, in den Ausschüssen, in der kalten Hauptstadt. Dass man nichts von ihnen hört, heißt ja nicht, dass sie nichts täten. Oder, um einem Christen ein falsches, nie gebrauchtes Zitat in den Mund zu legen: Dass man Gott nicht sieht, heißt ja nicht, dass er nicht da ist. Oder so ähnlich.
Doch zurück zur Stadt Leipzig, in der die Freude über den in Plakatgestalt heimgekehrten ex-Olympiafiedler unbändig groß ist.
So groß, dass in meiner Lokalpostille, der dem Qualitätsjournalismus (und dem Madsack-Verlag und folglich auch der SPD) nahestehenden LVZ gestern ein lustiger Leserbrief erschien.
Darin hieß es im Hinblick auf den umstrittenen, schweineteuren Citytunnel, marode Brücken und Wolfgang Tiefensee: „Der, der die Prioritäten so gesetzt hat, ist auch schon wieder in Leipzig präsent. Er hängt an einigen Beleuchtungsmasten…, aber leider nur als Bild.“ Beim morgendlichen Pflichtlesen in der LVZ (freiwillig nie!) musste ich angesichts dieses Leserbriefes grinsen und hegte so meine Vermutungen, wie dieser ins Blatt geraten war. Da hatte sich wohl ein Billigfrischling ohne Ortskenntnis, der um den Hintersinn der Anspielung nicht wusste, aufs Eis begeben … (Es ist im Verlagshaus an der Klagemauer ein offenes Geheimnis, dass in der Lokalredaktion einige Leute arbeiten, die für den Weg zum innerstädtischen Termin die Navi-App ihres Smartphones bemühen müssen.).
Heute nun erfuhr die Sache mit dem Lichtmastbewohner Wolfgang T. eine erfrischende Zuspitzung. Unter dem Titelchen „In eigener Sache“ durfte Lokalchef Björn Meine den Kotau vollziehen. Von schwerer Beleidigung und einem Fauxpass war die Rede (Okay, für dieses Fremdwort hagelt es wieder Leserbriefe von der Stammleserschaft 80+, die sich solchen französischen Schweinkram in ihrem Herz- und Magenblatt verbitten werden.). Man habe sich beim Beleidigten „persönlich entschuldigt“, der Bundestagsabgeordnete habe die Entschuldigung akzeptiert und angekündigt, Strafanzeige gegen den Verfasser zu stellen. Rote Linie und so … Köstlich. Schon ausgeschnitten und für meinen nächsten Vortrag archiviert. Natürlich bin ich gespannt, wie die Sache weitergeht … schließlich ist ein Leserbrief eine Form der grundgesetzlich geschützen freien Meinungsäußerung und eine Strafanzeige in dieser Hinsicht ein möglicher Quell vielfältiger medialer Freuden. Schaunmermal.
Den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sei verraten, dass ich sehr genau weiß, was im Hause der LVZ gestern abgegangen ist … Zum einen aus gut informierten Leaks (Danke, Essen und Getränke gehen auf mich.), zum anderen aus eigenem Erleben.
PS.: Das "eigene Erleben" gebe ich hier gern noch zu Protokoll: Zwei Chefredakteure zuvor hatte ich den Auftrag erhalten, ein als Anzeige verkauftes Interview mit dem Kandidaten der CDU für das Amt des Landrates des damaligen Landkreises Leipziger Land zu schreiben und zu layouten. Das tat ich, sendete das Interview, das eine komplette halbnordische Seite füllte (und auch so verkauft worden war) auf dem Dienstweg, d.h. damals per Leonardo, an den Verlag … und wähnte mich am Erscheinungstag der Werbeschrift in einem Bürgerkrieg.
Der junge Anzeigenberater, der besagtes Geschäft eingefädelt hatte, war bereits geschasst worden; meine Mitarbeit als Vertrags-Freier wurde von der Verlagsleitung ebenfalls sofort beendet.
Allerdings gab es im Haus an der Klagemauer damals noch echte Charakterköpfe (soweit heute noch vorhanden, sind diese in anderer Funktion bzw. under cover tätig. Liebe Grüße an …). Einer davon mahnte in der Chefetage die Einhaltung der journalistischen Grundregel an, doch beide Seiten zu hören. So kam es zu einer Einbestellung meiner Wenigkeit ins Reich des Chefredakteurs, der damals Hartwig H. hieß und nach eigener Aussage vom Erscheinen des ganzseitigen CDU-Kandidaten-Interviews durch einer Anruf einer damals wie heute hochrangigen Leipziger SPD-Person (Ähnlichkeiten mit bereits genannten Namen werden nicht behauptet, aber auch nicht ausgeschlossen) erfahren und fast einen Herzkasper erlitten hatte (Ich kann auch lange Sätze!).
Im weiteren Gespräch tat ich, was ich in solchen Situationen zu tun pflege: Ich schilderte das Vorgefallene sachlich, im konkreten Fall als gängige Praxis, da ich als freier Redakteur ja regelmäßig Aufträge der Anzeigenabteilung für bezahlte Texte erhielt und erfüllte, und verwies auf meine Vorgehensweise, die bis ins Detail der in diesen Fällen üblichen entsprach. Auch den Einwand des herzkaspernden ChR, ich hätte doch die Brisanz meines Werks erkennen müssen, entgegnete ich, dass in so manchem PR-Text viel schlimmere Aussagen ärgerfrei veröffentlicht wurden. Und betonte, dass ich über besagte CDU-Seite vor dem Senden noch eine farbige Textbox mit dem Hinweis „Bitte auf korrekte Anzeigenkennzeichnung prüfen“ gelegt hatte. Und versäumte den Hinweis nicht, dass ja offensichtlich der Fehler bei der Leitung der Anzeigenabteilung vorliegen müsse, wenn „sowas“ dann durchrutscht und dass es keine Art sei, dafür einen kleinen Anzeigenberater und einen Redakteur abzuschießen.* Der gleichfalls anwesende Lokalchef rollte bei der Veranstaltung einige Male die Augen, mitunter glaubte ich auch, ein Zucken seiner Mundwinkel zu erkennen, aber da bin ich mir nicht sicher (Beim Rest schon, denn den habe ich nach dem Gespräch protokolliert und vielleicht hatte ich ja auch vergessen, mein Diktiergerät in der Jackentasche auszuschalten). Sowohl der Anzeigenberater als auch ich waren daraufhin wieder für die LVZ tätig. Ich allerdings nicht mehr sehr lange, denn als ich mit besagter Anzeigenleitung wieder einmal aneinander geriet, hieß der Chefredakteur Bernd H. und dieser sah (Brief liegt vor) keinen Grund zur Anhörung der zweiten Partei.
*Mag sein, dass ich nicht erwähnt hatte, am Zustandekommen des Deals mit dem CDU-Kandidaten irgendwie ein klein wenig ideengebend mitgewirkt und vielleicht gewisse Schwächen im System der LVZ gekannt zu haben. Aber das war erstens sicher keine Absicht und lag zweitens sicher an der Stress-Situation und ist drittens verjährt.
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