Dienstag, 30. Juli 2013
Brief an einen Mitbewunderer. Oder: Borsdorfer Putzigkeit
Einen (zum Glück klitzekleinen) Teil meiner Brötchen verdiene ich mit der Herstellung eines Heimatblattes, in dem auch das Amtsblatt der Gemeinde Borsdorf enthalten ist. Zu diesem Auftrag kam ich irgendwie wie die Jungfrau zum Kinde, denn eigentlich gab es da jemanden, aber die Gemeinde sah sich Sparzwängen ausgesetzt und schrieb die Leistung aus ... und weil besagter jemand nicht wirklich von seinen stolzen Zahlen abrücken wollte und ich ein sauber kalkuliertes Angebot gemacht hatte, bin ich nun (neben vielen anderen Dingen) Borsdorfer Dorfjournalist und all sowas.
Besagter Nichtabrücker, nennen wir ihn Jo, war sauer, ist nun mein liebster Mitbewunderer, straft mich durch Nichtachtung und beschwert sich, wenn er glaubt, dass es Grund zu Beschwerde gibt http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2025706/ , auf Umwegen bei der Obrigkeit, auf dass diese mich zur Räson bringen möge.
Oder er lässt Mutti im Rathaus anrufen, auf dass diese dort verkünden möge, dass im Briefkasten noch kein Amtsblatt steckte. Und dass, obwohl er mich kurz zuvor höchstselbst auf einer Veranstaltung ignoriert hatte und obwohl meine Kontaktdaten nun wirklich keine Borsdorfer Geheimsache sind (und einige Male sogar, obwohl ich Jos Kasten selbst befüllt hatte).
Heute bin ich mal wieder unterwegs, um "Mutti" nach ihrer Beschwerde das Dorfblatt ins Postrohr zu schieben. Und weil ich ein netter Mensch bin und kommunikativ dazu, habe ich ein Anschreiben dazu gepackt, das ich den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht vorenthalten möchte:

"Sehr geehrte Frau L.,
anbei erhalten Sie das fehlende Exemplar des VorOrt. Schade, dass es Ihre Adresse mal wieder erwischt hat. Die Reklamation an die Zustellfirma ist raus, damit es künftig besser klappt.
Ein Tipp für den Fall, dass Sie künftig dennoch Grund zu Beschwerden haben sollten: Rufen Sie mich doch direkt an, dann geht es mit der Nachlieferung schneller. Oder Ihr Mann spricht mich an, wenn er mich auf einem Termin sieht. Nur Mut, ich beiße nicht. Falls Sie in dieser Hinsicht noch immer skeptisch sein sollten: Eine E-Mail geht auch und ist garantiert frei von Bissgefahren.

Mit freundlichen Grüßen
André Dreilich

PS.: Da man auf liebgewordene Gewohnheiten nicht verzichten soll, können Sie ja Ihren Anruf bei der Gemeinde trotzdem noch tätigen bzw. Sie setzen die Verwaltung ins CC; aber, wie gesagt, der direkte Draht ist einfach der kürzere und in diesem Fall schnellere."

Hmmm, nun bin ich gespannt, ob es einen oder zwei Tage dauert, bis Old Man Jo sich bei der Obrigkeit telefonisch ausgeweint hat und diese mich anruft ...

... link (0 Kommentare)   ... comment