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Freitag, 5. Juni 2015
Schlimmer geht immer. Oder: Die Leipziger Volkszeitung, der Flughafen und das Champions-League-Finale in Berlin.
zeitungsdieb, 10:16h
Kaum zu glauben, meine Lokalpostille, die qualitätsjournalistisch irrelevante Leipziger Volkszeitung, hat mich wieder einmal überrascht. Ok, es war keine positive Überraschung ... aber für so eine Titelstory wie heute zahle ich doch gern die reichlich 30 Öcken im Monat ...
Mit der Schlagzeile "1:0 für Leipzig - Flughafen profitiert vom Champions-League-Finale in Berlin"* haben die Macher im Haus an der Leipziger Klagemauer mal wieder Mediengeschichte geschrieben. "1:0 für Leipzig" - das wirft die Frage auf, wer der "zu null"-Verlierer ist. Im lockerflockig hingetupften Text erfährt's die geneigte Leserschaft: die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel sind es. Wobei: Nichts mit "zu null", sondern eher dem Gegenteil, die beiden Hauptstadtflughäfen sind angesichts der zusätzlichen Flüge mit Fußballfans voll ausgelastet, sodass Leipzig nun auch ein paar Passagiere abbekommt.
Aber zurück zum Wischiwaschitext. Wer erfahren will, wie der hiesige Flughafen denn nun profitiert, darf die wiedergekäuten Sprüche des Flughafensprechers inhalieren. Die Rede ist von 90 Business-Jets, die LEJ nutzen werden, um allerlei zwielichtige Gestalten aus Russland, Amiland, Scheichland und EU-Land möglichst nahe an Berlin abzusetzen, auf dass diese per Auto zum Finale gelangen mögen. Die maulaufsperrende Leserschaft darf sich noch an den Namen der Jets gütlich tun, es folgt ein wenig dünnschissige Orakelei ("Ob George Clooney auch kommt, ist nicht gewiss") und noch dünnschissigeres Geschwätz ("Ob Leipziger Hotels von dem Andrang der Fußball-Fans profitieren, ist unklar. Sowohl im Westin, im Fürstenberg** als auch im Steigenberger lässt das Management Diskretion walten.") und das war's dann eigentlich schon.
Nagut, das wäre halt mal wieder ein typischer LVZ-Boulevard-Artikel meiner Lieblingsredakteuse Kerstin D. Wäre, isser aber nich: Autor des Werkleins ist mit Andreas Dunte ein Wirtschaftsredakteur. Und da war sie wieder, die Überraschung beim Lesen. Denn schließlich ist es überraschend, dass ein Wirtschaftsredakteur von "profitieren" spricht und seiner Leserschaft vorenthält, was denn die knapp 90 Jets in die Kasse des defizitären Flughafens bringen (Das steht übrigens hier https://www.leipzig-halle-airport.de/mediapool/lej_eo_aviation_12-03-2015_rev03_de.pdf?t=sjk1xgdfb3 ab Seite 11, sehr lesenwert). Überraschend ist es auch, dass ein ernsthafter Wirtschaftsredakteur angesichts der knapp 90 Jets und ihrer sicher deutlich weniger als 1.000 Passagiere eine Jubelarie anstimmt, ohne diese Zahl in Relation zu den zusätzlichen 25.000 ausländischen Fluggästen zu setzen, die zum Champions-League-Finale nach Berlin reisen.
1:0? Profitieren? Was für ein Schwachsinn! Wie wär's mit einer Schlagzeile in der Art "LEJ bekommt die Krümel vom Champions-League-Kuchen in Berlin"?
*online heißt es "Champions-League-Finale: Jets weichen nach Leipzig aus". Die Online-Fassung bietet außerdem ein zusätzliches Schmankerl, denn der Artikel http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/Wirtschaft/Champions-League-Finale-Jets-weichen-nach-Leipzig-aus wurde mit einem sehr schönen Foto illustriert. Als Privat-Jet musste eine SAAB 2000 von Darwin Airlines, ein Regional-Passagierflugzeug für 50 Personen, herhalten ...
** Nur leise sei angemerkt, dass dieses Hotel Fürstenhof heißt, nicht -berg.
Geht sterben, Holzmedien!
Mit der Schlagzeile "1:0 für Leipzig - Flughafen profitiert vom Champions-League-Finale in Berlin"* haben die Macher im Haus an der Leipziger Klagemauer mal wieder Mediengeschichte geschrieben. "1:0 für Leipzig" - das wirft die Frage auf, wer der "zu null"-Verlierer ist. Im lockerflockig hingetupften Text erfährt's die geneigte Leserschaft: die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel sind es. Wobei: Nichts mit "zu null", sondern eher dem Gegenteil, die beiden Hauptstadtflughäfen sind angesichts der zusätzlichen Flüge mit Fußballfans voll ausgelastet, sodass Leipzig nun auch ein paar Passagiere abbekommt.
Aber zurück zum Wischiwaschitext. Wer erfahren will, wie der hiesige Flughafen denn nun profitiert, darf die wiedergekäuten Sprüche des Flughafensprechers inhalieren. Die Rede ist von 90 Business-Jets, die LEJ nutzen werden, um allerlei zwielichtige Gestalten aus Russland, Amiland, Scheichland und EU-Land möglichst nahe an Berlin abzusetzen, auf dass diese per Auto zum Finale gelangen mögen. Die maulaufsperrende Leserschaft darf sich noch an den Namen der Jets gütlich tun, es folgt ein wenig dünnschissige Orakelei ("Ob George Clooney auch kommt, ist nicht gewiss") und noch dünnschissigeres Geschwätz ("Ob Leipziger Hotels von dem Andrang der Fußball-Fans profitieren, ist unklar. Sowohl im Westin, im Fürstenberg** als auch im Steigenberger lässt das Management Diskretion walten.") und das war's dann eigentlich schon.
Nagut, das wäre halt mal wieder ein typischer LVZ-Boulevard-Artikel meiner Lieblingsredakteuse Kerstin D. Wäre, isser aber nich: Autor des Werkleins ist mit Andreas Dunte ein Wirtschaftsredakteur. Und da war sie wieder, die Überraschung beim Lesen. Denn schließlich ist es überraschend, dass ein Wirtschaftsredakteur von "profitieren" spricht und seiner Leserschaft vorenthält, was denn die knapp 90 Jets in die Kasse des defizitären Flughafens bringen (Das steht übrigens hier https://www.leipzig-halle-airport.de/mediapool/lej_eo_aviation_12-03-2015_rev03_de.pdf?t=sjk1xgdfb3 ab Seite 11, sehr lesenwert). Überraschend ist es auch, dass ein ernsthafter Wirtschaftsredakteur angesichts der knapp 90 Jets und ihrer sicher deutlich weniger als 1.000 Passagiere eine Jubelarie anstimmt, ohne diese Zahl in Relation zu den zusätzlichen 25.000 ausländischen Fluggästen zu setzen, die zum Champions-League-Finale nach Berlin reisen.
1:0? Profitieren? Was für ein Schwachsinn! Wie wär's mit einer Schlagzeile in der Art "LEJ bekommt die Krümel vom Champions-League-Kuchen in Berlin"?
*online heißt es "Champions-League-Finale: Jets weichen nach Leipzig aus". Die Online-Fassung bietet außerdem ein zusätzliches Schmankerl, denn der Artikel http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/Wirtschaft/Champions-League-Finale-Jets-weichen-nach-Leipzig-aus wurde mit einem sehr schönen Foto illustriert. Als Privat-Jet musste eine SAAB 2000 von Darwin Airlines, ein Regional-Passagierflugzeug für 50 Personen, herhalten ...
** Nur leise sei angemerkt, dass dieses Hotel Fürstenhof heißt, nicht -berg.
Geht sterben, Holzmedien!
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