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Sonntag, 9. September 2007
Die rote Brigitte folgt dem schwarzen Wolfgang
zeitungsdieb, 15:07h
Sonntagmorgen. Kurz mal ins Radio gelauscht. Auf DLF wird vermeldet, dass Bundesjustizministerin Zypries nun auch etwas zur Festnahme mutmaßlicher islamistischer Bombenbauer in Deutschland zu vermelden hat. Kein Wunder, denn schließlich kann die rote Brigitte dem schwarzen Wolfgang das Feld der inneren Sicherheit nicht kampflos überlassen. Um verlorenen Boden gutzumachen, brilliert sie mit einem Vorschlag, der dem sinnfreien Geschwafel von der Onlinedurchsuchung nur wenig nachsteht: Gefordert wird eine Registrierungspflicht beim Kauf von Chemikalien, die zur Herstellung von Sprengstoffen geeignet sind. Selten so gelacht, schon gar nicht am Sonntagmorgen.
Mal zum Mitdenken für alle Unwissenden: Kommt ein Terrorist in den Laden, sagt zum Drogisten: „Ich brauche Glycerin, Salpetersäure und, ääh, was gehört noch zum Nitrieren dazu?“ Wenn es um potenzielle Sprengstoffzutaten geht, ist die Welt nicht schwarz oder weiß.
Sicher, es gibt eine Menge an Chemikalien, die man kaum zum Reinigen des heimischen Herdes einsetzen würde, sondern die recht eindeutigen Zwecken dienen. Aber diese Substanzen sind auch jetzt schon nicht einfach so im Baumarkt erhältlich.
Interessant wird es doch bei den Zutaten, die auf Neudeutsch „Dual Use“-Charakter haben, die also dem einen oder dem anderen oder noch vielen weiteren Zwecken dienen können.
Bleiben wir bei einer meiner Lieblingssubstanzklassen, den so genannten ANFOs. Diese Abkürzung steht für „Ammonium Nitrat(e) Fuel Oil“, dank der IRA und anderer Menschenfreunde auch als „Fertilizer Bombs“ bekannt. Ammonium Nitrat wird im großtechnischen Maßstab produziert und sowohl für die industrielle als auch terroristische Sprengstoffproduktion eingesetzt. Außerdem wird es in Unmengen als Stickstoffdünger auf die Felder geschüttet. In Ägypten habe ich ganze Lastzüge mit dem Zeugs gesehen, die unbewacht am Acker standen – und keiner der allgegenwärtigen Sicherheitsleute macht sich darüber einen Kopf ...
Schüttet man z.B. Diesel ins Ammonium Nitrat, entsteht auf simpelste Weise ANFO. Wer’s heftiger mag, gibt noch Aluminium hinzu. Mit einer simplen Sprengkapsel wird so aus dem Dünger, der dazu beitragen soll, Menschen vor dem Verhungern zu bewahren, ein probates Mittel, um Hunderten Menschen einen zügigen Tod zu bescheren.
Haben das alle verstanden? Dann erinnern wir uns noch einmal an die Forderung des BuJuMi-Brigitte. Wer soll beim Kauf welcher Zutaten registriert werden? Der Bauer, wenn er 130 Tonnen Stickstoffdünger ordert? Der Kleingärtner, wenn er drei Zehnkilotüten Superblühdünger in seinen Einkaufswagen packt? Oder der Autofahrer, der seinen Golf TDI mit Diesel betankt?
Und da man Menschen nicht nur mit Bomben ins Jenseits befördern kann, könnten bei dieser Gelegenheit auch die Käufer von Äxten, Vorschlaghämmern, Kanthölzern, Küchenmessern, Wäscheleinen und allen anderen „Dual Use“-Mordwerkzeugen erfasst werden.
Möglicherweise braucht Deutschland wirklich das eine oder andere neue Gesetz. Ganz oben auf der Prioritätenlisten stehen allerdings solche, die gerade Politiker dazu verpflichten, vor Inbetriebnahme ihres Mundwerkes auch ihr Gehirn einzuschalten.
Mal zum Mitdenken für alle Unwissenden: Kommt ein Terrorist in den Laden, sagt zum Drogisten: „Ich brauche Glycerin, Salpetersäure und, ääh, was gehört noch zum Nitrieren dazu?“ Wenn es um potenzielle Sprengstoffzutaten geht, ist die Welt nicht schwarz oder weiß.
Sicher, es gibt eine Menge an Chemikalien, die man kaum zum Reinigen des heimischen Herdes einsetzen würde, sondern die recht eindeutigen Zwecken dienen. Aber diese Substanzen sind auch jetzt schon nicht einfach so im Baumarkt erhältlich.
Interessant wird es doch bei den Zutaten, die auf Neudeutsch „Dual Use“-Charakter haben, die also dem einen oder dem anderen oder noch vielen weiteren Zwecken dienen können.
Bleiben wir bei einer meiner Lieblingssubstanzklassen, den so genannten ANFOs. Diese Abkürzung steht für „Ammonium Nitrat(e) Fuel Oil“, dank der IRA und anderer Menschenfreunde auch als „Fertilizer Bombs“ bekannt. Ammonium Nitrat wird im großtechnischen Maßstab produziert und sowohl für die industrielle als auch terroristische Sprengstoffproduktion eingesetzt. Außerdem wird es in Unmengen als Stickstoffdünger auf die Felder geschüttet. In Ägypten habe ich ganze Lastzüge mit dem Zeugs gesehen, die unbewacht am Acker standen – und keiner der allgegenwärtigen Sicherheitsleute macht sich darüber einen Kopf ...
Schüttet man z.B. Diesel ins Ammonium Nitrat, entsteht auf simpelste Weise ANFO. Wer’s heftiger mag, gibt noch Aluminium hinzu. Mit einer simplen Sprengkapsel wird so aus dem Dünger, der dazu beitragen soll, Menschen vor dem Verhungern zu bewahren, ein probates Mittel, um Hunderten Menschen einen zügigen Tod zu bescheren.
Haben das alle verstanden? Dann erinnern wir uns noch einmal an die Forderung des BuJuMi-Brigitte. Wer soll beim Kauf welcher Zutaten registriert werden? Der Bauer, wenn er 130 Tonnen Stickstoffdünger ordert? Der Kleingärtner, wenn er drei Zehnkilotüten Superblühdünger in seinen Einkaufswagen packt? Oder der Autofahrer, der seinen Golf TDI mit Diesel betankt?
Und da man Menschen nicht nur mit Bomben ins Jenseits befördern kann, könnten bei dieser Gelegenheit auch die Käufer von Äxten, Vorschlaghämmern, Kanthölzern, Küchenmessern, Wäscheleinen und allen anderen „Dual Use“-Mordwerkzeugen erfasst werden.
Möglicherweise braucht Deutschland wirklich das eine oder andere neue Gesetz. Ganz oben auf der Prioritätenlisten stehen allerdings solche, die gerade Politiker dazu verpflichten, vor Inbetriebnahme ihres Mundwerkes auch ihr Gehirn einzuschalten.
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Freitag, 7. September 2007
Alles Schlapphut, oder ...?
zeitungsdieb, 10:58h
Drei mutmaßliche Terroristen wurden festgenommen. Dass damit eine Reihe wahrscheinlich geplanter Anschläge verhindert werden konnte, ist erfreulich. Allerdings provoziert die (bisher durchaus widersprüchliche) Berichterstattung über diesen Vorgang eine Reihe von Fragen zur möglichen Rolle der Geheimdienste in dieser Angelegenheit.
Drei Personen, die seit Monaten unter Beobachtung standen, haben frei verkäufliche Zutaten für die Herstellung von Sprengstoff zusammen getragen und sollen kurz davor gestanden haben, daraus eine teuflische Mischung herzustellen. Soweit, soklar? Keinesfalls, zu viele Fragen bleiben offen.
1. lässt der Hinweis auf das in großen Mengen beschaffte Wasserstoffperoxid vermuten, dass entweder HMTD oder APEX produziert werden sollten. Die dazu benötigten „weiteren Zutaten“ sind gleichfalls frei erhältlich. Bei beiden Substanzen gelten als sehr brisante, aber tückische Sprengstoffe. Bei ihrer Herstellung besteht die Gefahr, dass selbst kleinere Ansätze außer Kontrolle geraten und explodieren. Die Verarbeitung von mehr als einer halben Tonne Wasserstoffperoxid ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das nicht mit dem Kochen von Marmelade am Küchentisch einer Ferienwohnung zu vergleichen ist. Auch Lagerung und Transport der fertigen Sprengstoffe sind riskant. Zudem sind die Zutaten relativ teuer. Weshalb sollten potenzielle Terroristen, die in ein internationales Netzwerk eingebunden sind, sich auf solche Schwierigkeiten einlassen?
2. hatte das von den mutmaßlichen Terroristen erworbene Wasserstoffperoxid laut Medienberichten eine Konzentration von 35 Prozent und wurde im Zuge der Ermittlungen gegen eine 5-prozentige Lösung ausgetauscht. Das ist löblich, denn unter acht Prozent ist die Flüssigkeit zur Sprengstoffherstellung nicht mehr zu gebrauchen. Allerdings kann jede Friseuse und auch jeder Chemielaborant die eine von der anderen Lösung unterscheiden. Sollte das nicht auch den in einem Ausbildungslager geschulten, mutmaßlichen Terroristen möglich gewesen sein? Zumindest wäre ihnen beim ersten Ansatz zur Sprengstoffherstellung aufgefallen, dass da etwas nicht stimmen kann. Folglich können die drei Festgenommenen noch nicht so weit gewesen sein. Oder sie waren wirklich blauäugig. Wie sie dann auf TMTD bzw. APEX gekommen sind, ist unklar.
3. sind Sprengstoffe auf Basis von Stickstoffdünger und Öl (ANFO: Ammonium-Nitrate Fuel Oil) leicht und billig herstellbar und einfach zu handhaben. ANFO wird kommerziell genutzt, ist jedoch auch bei einer Vielzahl von terroristischen Aktivitäten verwendet worden. So genannte Fertilizer-Bombs nutzten u.a. der Oklahoma-Bomber und die IRA. Lt. Angaben der Ermittlungsbehörden wurden bei den drei mutmaßlichen Terroristen auch Sprengkapseln gefunden, sodass die Zündung eines ANFO-Gemisches kein Problem dargestellt hätte.
4. drängt sich mir die Frage auf, woher ALG-II-Empfänger das Geld für Ferienhaus, bundesweiten Einkauf von Chemikalien etc. haben. Hier muss es Unterstützer geben. Aber: Wenn es im Rahmen eines Netzwerkes solche Helfer gibt, warum haben diese die mutmaßlichen Terroristen dann nicht auf eine praktikablere Lösung hingewiesen? Oder stammten die Unterstützer aus ganz anderen Kreisen und hatten Interesse an der Inszenierung einer medienwirksamen Festnahme?
5. gibt mir das perfekte zeitliche Zusammentreffen von behördlichem Zugriff und aktueller Diskussion um Online-Durchsuchungen - gelinde gesagt - sehr zu denken. Hier drängt sich die Frage auf, inwieweit V-Leute in die Aktion eingebunden waren und ob diese Einfluss auf die Tätigkeit der drei mutmaßlichen Terroristen genommen haben? Das Leben steckt voller Zufälle, aber dass just in dem Moment, da der Innenminister mit dem Waffenrecht baden gegangen ist und in puncto Bundestrojaner Gegenwind vom Koalitionspartner bekommt, drei Chemie-Alis gefangen werden, scheint mir doch kein Zufall zu sein.
6. sollte kein Leser meiner Zeilen die oben gemachten Angaben zu Sprengstoffen in irgendeiner Weise "als Aufforderung zum Tanz" verstehen. Die genannten Zutaten sind zwar frei erhältlich, von ihrer Verwendung zur Herstellung von Sprengstoffen wird jedoch ausdrücklich abgeraten.
Insbesondere sollte der Hinweis auf ANFO nicht dahingehend missverstanden werden, eventuelle Probleme im privaten, beruflichen oder behördlichen Umfeld durch zweckentfremdeten Einsatz von Ammoniumdünger und Diesel zu lösen.
Der Umgang mit dem Zeugs ist gefährlich, nicht jeder hat das Glück, dass Onkel Schlapphut sich nachts in den Hobbykeller schleicht und den Mist entschärft. *g*
Der Zeitungsdieb
Drei Personen, die seit Monaten unter Beobachtung standen, haben frei verkäufliche Zutaten für die Herstellung von Sprengstoff zusammen getragen und sollen kurz davor gestanden haben, daraus eine teuflische Mischung herzustellen. Soweit, soklar? Keinesfalls, zu viele Fragen bleiben offen.
1. lässt der Hinweis auf das in großen Mengen beschaffte Wasserstoffperoxid vermuten, dass entweder HMTD oder APEX produziert werden sollten. Die dazu benötigten „weiteren Zutaten“ sind gleichfalls frei erhältlich. Bei beiden Substanzen gelten als sehr brisante, aber tückische Sprengstoffe. Bei ihrer Herstellung besteht die Gefahr, dass selbst kleinere Ansätze außer Kontrolle geraten und explodieren. Die Verarbeitung von mehr als einer halben Tonne Wasserstoffperoxid ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das nicht mit dem Kochen von Marmelade am Küchentisch einer Ferienwohnung zu vergleichen ist. Auch Lagerung und Transport der fertigen Sprengstoffe sind riskant. Zudem sind die Zutaten relativ teuer. Weshalb sollten potenzielle Terroristen, die in ein internationales Netzwerk eingebunden sind, sich auf solche Schwierigkeiten einlassen?
2. hatte das von den mutmaßlichen Terroristen erworbene Wasserstoffperoxid laut Medienberichten eine Konzentration von 35 Prozent und wurde im Zuge der Ermittlungen gegen eine 5-prozentige Lösung ausgetauscht. Das ist löblich, denn unter acht Prozent ist die Flüssigkeit zur Sprengstoffherstellung nicht mehr zu gebrauchen. Allerdings kann jede Friseuse und auch jeder Chemielaborant die eine von der anderen Lösung unterscheiden. Sollte das nicht auch den in einem Ausbildungslager geschulten, mutmaßlichen Terroristen möglich gewesen sein? Zumindest wäre ihnen beim ersten Ansatz zur Sprengstoffherstellung aufgefallen, dass da etwas nicht stimmen kann. Folglich können die drei Festgenommenen noch nicht so weit gewesen sein. Oder sie waren wirklich blauäugig. Wie sie dann auf TMTD bzw. APEX gekommen sind, ist unklar.
3. sind Sprengstoffe auf Basis von Stickstoffdünger und Öl (ANFO: Ammonium-Nitrate Fuel Oil) leicht und billig herstellbar und einfach zu handhaben. ANFO wird kommerziell genutzt, ist jedoch auch bei einer Vielzahl von terroristischen Aktivitäten verwendet worden. So genannte Fertilizer-Bombs nutzten u.a. der Oklahoma-Bomber und die IRA. Lt. Angaben der Ermittlungsbehörden wurden bei den drei mutmaßlichen Terroristen auch Sprengkapseln gefunden, sodass die Zündung eines ANFO-Gemisches kein Problem dargestellt hätte.
4. drängt sich mir die Frage auf, woher ALG-II-Empfänger das Geld für Ferienhaus, bundesweiten Einkauf von Chemikalien etc. haben. Hier muss es Unterstützer geben. Aber: Wenn es im Rahmen eines Netzwerkes solche Helfer gibt, warum haben diese die mutmaßlichen Terroristen dann nicht auf eine praktikablere Lösung hingewiesen? Oder stammten die Unterstützer aus ganz anderen Kreisen und hatten Interesse an der Inszenierung einer medienwirksamen Festnahme?
5. gibt mir das perfekte zeitliche Zusammentreffen von behördlichem Zugriff und aktueller Diskussion um Online-Durchsuchungen - gelinde gesagt - sehr zu denken. Hier drängt sich die Frage auf, inwieweit V-Leute in die Aktion eingebunden waren und ob diese Einfluss auf die Tätigkeit der drei mutmaßlichen Terroristen genommen haben? Das Leben steckt voller Zufälle, aber dass just in dem Moment, da der Innenminister mit dem Waffenrecht baden gegangen ist und in puncto Bundestrojaner Gegenwind vom Koalitionspartner bekommt, drei Chemie-Alis gefangen werden, scheint mir doch kein Zufall zu sein.
6. sollte kein Leser meiner Zeilen die oben gemachten Angaben zu Sprengstoffen in irgendeiner Weise "als Aufforderung zum Tanz" verstehen. Die genannten Zutaten sind zwar frei erhältlich, von ihrer Verwendung zur Herstellung von Sprengstoffen wird jedoch ausdrücklich abgeraten.
Insbesondere sollte der Hinweis auf ANFO nicht dahingehend missverstanden werden, eventuelle Probleme im privaten, beruflichen oder behördlichen Umfeld durch zweckentfremdeten Einsatz von Ammoniumdünger und Diesel zu lösen.
Der Umgang mit dem Zeugs ist gefährlich, nicht jeder hat das Glück, dass Onkel Schlapphut sich nachts in den Hobbykeller schleicht und den Mist entschärft. *g*
Der Zeitungsdieb
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Montag, 9. Juli 2007
Eine gelungene Ultra-Premiere in Fröttstädt
zeitungsdieb, 11:46h
Fröttstädt? Nie gehört! Als mir vor einigen Monaten die Kunde vom für Anfang Juli 2007 geplanten Thüringen-Ultra zu Ohren kam, war ich skeptisch. Schon wieder ein Veranstalter, der mit einem Laufevent den schnellen Schnitt machen will? Dennoch entschloss ich mich zur Teilnahme – und sah mich aufs Angenehmste überrascht.
Fröttstädt ist nicht eben eine Metropole. Der Ort liegt laut Wikipedia „reizvoll zwischen Gotha und Erfurt am Fuße des Thüringer Waldes“ – soll heißen: relativ flaches Land, bis zum Thüringer Wald ist es ein Stück, der vom Rennsteiglauf bekannte Inselsberg befindet sich in Sichtweite, Eisenbahn (mittendurch) und A4 (dicht bei) sorgen für die Verbindung zur Welt. Außerdem gibt es ein Flüsschen namens Hörsel, das eiligen Automobilisten allenfalls durch die Raststätte Hörselgau bekannt sein dürfte. Ende 2006 zählte Fröttstädt stolze 407 Einwohner. Zur Premiere des 1. Thüringen-Ultras waren die so ziemlich alle im Einsatz, denn der Flecken wurde von Läufern aus ganz Deutschland (sogar Österreicher und ein Brasilianer wurden gesichtet!) förmlich überrannt.
Brennpunkt des Geschehens war ein weiträumiges Gelände rund ums Dorfgemeinschaftshaus. Kostenfreie Parkmöglichkeiten auf einer nahen Wiese gab es ebenso wie die Zufahrtsmöglichkeit für Wohnmobile und im-Auto-Schläfer. Im Dorfgemeinschaftshaus wurden Einzel- und Staffelläufer am Vorabend des Laufes freundlich in Empfang genommen, mit Startnummern versehen, nach ihren Quartierwünschen befragt (Zur Verfügung standen eine Halle und ein großes Zelt samt Feldbetten, alles kostenlos nutzbar) und mit Marken für Nudel davor sowie Bier und Eintopf danach versehen.
Obwohl der frühe Startzeitpunkt (Sonnabend, vier Uhr, mussten die Ultras auf die 100km-Strecke, eine Stunde danach die Staffelläufer) am Freitagabend wie ein Damoklesschwert über den Läufern hing, kam Partystimmung auf. Man aß, trank auf Vorrat, freute sich über eine gelungene ppt-Präsentation, bei der alle vorgemeldeten Teilnehmer des Ultras mit Startnummer und Archivbild (Internet ist eine tolle Sache!) vorgestellt wurden und schwatzte mit den „üblichen Verdächtigen“.
Nach einer sehr kurzen Nacht, einem guten und preiswerten Frühstück (vielen Dank an die netten Helferinnen!) und einigen laut geäußerten selbstkritischen Gedanken (Welcher Teufel hat mich denn da wieder geritten?) ging es an den Start. Mit einigem guten Willen konnte man sich einreden, 4 Uhr am östlichen Horizont einen klitzekleinen Streifen Helligkeit zu erahnen – dennoch war’s finster wie im sprichwörtlichen Hinterteil eines Bären. Irgendwie wurden die letzten Sekunden dennoch heruntergezählt, irgendwie fanden die meisten auch den richtigen Knopf ihrer Stoppuhr (Aaaah, so geht die Beleuchtung also an!), und dann setzte sich das etwa 120 Läufer umfassende Feld der Ultras in Bewegung.
Durch schlafende Ortschaften und über allerlei Nebensträßchen ging es in Richtung Inselsberg. Die roten Pfeile der Streckenmarkierung waren mitunter zu erahnen, aber da die Läufer zu dieser Zeit noch beisammen waren, bestand kaum Gefahr, vom rechten Weg abzukommen.
Nach rund fünf Kilometern waren die Ausläufer des Thüringer Waldes erreicht, die ersten 100 HM wurden erklommen. Im fröhlichen Auf und Ab und morgendlicher Kühle kam die erste Verpflegungsstelle nach 10km gerade richtig, freundliche HelferInnen reichten Getränke, erste Häppchen und nette Worte.
Gegen viertel sechs (im Klartext: 5.15 Uhr) erlebte ich die Bedeutung des Wortes Schweinsgalopp, als rechts neben mir eine aufgescheuchte Horde Wildschweine lautstark durchs Dickicht preschte. Staunend hielt ich kurz inne, nachdem zwei stattliche Brocken Wildschweinfleisch nur wenige Schritte vor mir „mit Highspeed“ die Laufstrecke querten. Spätestens in diesem Moment war der letzte Rest Müdigkeit verflogen ...
Die Laufstrecke verdient das Prädikat „Sonderklasse“. Auf zumeist idyllischen Wegen führt sie westlich am Inselsberg vorbei, ehe es von Süden her ein gutes Stück – bis zur Grenzwiese (km 34) – hinaufgeht. Solmberg und Mommelstein werden passiert, über Kleinschmalkalden wird bei km51 Floh-Seligenthal erreicht. Auf dem Weg dorthin verlief die Strecke auf einer zum Radweg umgebauten Eisenbahntrasse samt altmodischer Brücken und einem Tunnel – solcherart Bilder machten den ganz besonderen Reiz des Laufes aus.
Auf dem Sportplatz Floh-Seligenthal frisch gestärkt und dank Ident-Chip registriert, ging’s hinauf zum Jobsstein und nach der zweiten Querung des Rennsteigs nach Tambach-Dietharz. Dabei erwiesen sich steile Auf- und Abstiege auf mitunter recht lädierten Forstwegen – Sturm Kyrill lässt schön grüßen – als Härtetest für geschundene Gelenke.
Über Finsterbergen und Friedrichroda – nicht zu vergessen die zwischen diesen Orten liegenden Höhenzüge – wurde Tabarz erreicht. Hier nahm mein Unglück seinen Lauf. Nachdem ich zuvor einige Probleme mit dem linken Knie gehabt hatte, schienen sich die geplagten Außenbänder nun mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Dafür folgte ich nach der Verpflegungsstelle bei km 84 einem falschen Führer in Gestalt eines Staffelläufers. Dass ich allein auf der Strecke war, gab mir in dieser Phase des Laufes nicht zu denken. Ich lag auf Position neun, die Abstände waren groß. Doch plötzlich kam mir der Staffelläufer wieder entgegen – wir waren vom Weg abgekommen. Nach einem gut 15-minütigen Rückweg war der verpasste Abzweig erreicht, mit einer halben Stunde Zeitverlust ging es wieder in Richtung Fröttstädt.
Kurz vor km 90 die nächste Herausforderung: An einem Kreuzweg sah ich einen Läufer die vor mir liegende Höhe erklimmen, ein anderer war links abgebogen. Die aufgesprühten Pfeile waren nicht dazu angetan, zusätzliche Gewissheit zu geben, denn hier war offensichtlich übersprüht und korrigiert worden. Ein Anruf bei der Orga brachte mir die Empfehlung, nach rechts abzubiegen. Nach wiederum 15 Minuten gabelte mich ein Auto auf, dessen Fahrer nach einem verschwundenen Staffelläufer suchte. Er brachte mich zum km 90 und auf den rechten Weg zurück. Wieder korrekt eingenordet, nahm ich die letzten 10km unter die Füße. Es rollte wieder. Zum wachsenden Wohlbefinden trug der VP bei km 95 bei, wo es neben Applaus und freundlichen Worten auch das langersehnte Bier gab.
Nun noch die Autobahn unterquert, ein Gewerbegebiet passiert, bei offener Schranke die Bahnlinie überwunden und hinein nach Fröttstädt. Eine hohle Gasse, ein Stück Dorfstraße und schon war die Zielgasse erreicht. Begrüßung, Medaille, Sofortausdruck der Platzierung, 100km mit 2200 HM waren geschafft. Angesichts des anspruchsvollen Profils, meiner Bergablaufprobleme und meiner beiden „Ehrenrunden“ war ich mit der Zielzeit von 10:45 mehr als zufrieden.
Nun schnell noch die Tasche in Empfang genommen, ein Belohnungsbier getrunken, anschließend Schlamm und Schweiß abgeduscht, das leuchtendgelbe Finisher-Funktionsshirt abgeholt – Ultralauf ist schööön. Da sind Zeiten beinahe Nebensache. Apropos Zeit: Mit 9:04 war Jörg Kupfer von den Lauffreunden Gotha der schnellste Läufer, schnellste Frau war Elke Streicher von KSK Gerlingen mit 10:00. Aber auch die etwas weniger flotten Läufer mussten keine Angst haben, um den Lohn ihrer Mühen gebracht zu werden, denn auch nach 16:30h war das Ziel noch offen.
Und sonst? Rund um das Dorfgemeinschaftshaus herrschte bei der in der Ausschreibung angekündigten Läuferparty Volksfeststimmung. Bei leckerster Thüringer Bratwurst, allerlei preisgünstigen Getränken, beinahe geschenktem Kuchen und schmackhaftem Gratiseintopf wurde geklönt, den von Streckenposten per Funk avisierten Finishern applaudiert und trotz aller Leiden schon von der zweiten Auflage dieses Ultralaufs geträumt.
Dass diese im nächsten Jahr kommen möge, hoffte wohl jeder der 111 Finisher (dass ich die Zahl der 2x50- bzw. 4x25km-Staffelläufer unterschlage, sei mir verziehen). Selten habe ich bei einer Veranstaltung eine so durchweg positive Beurteilung und ein so einhellig vorgetragenes Lob gehört.
Diesem kann ich mich nur anschließen: Fröttstädt ist eine Reise wert. Die Fröttstädter FFW – insbesondere das Lauffeuer der FFW – und ihre zahlreichen HelferInnen haben mit höchstem Einsatz eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die das Zeug zu einem Klassiker hat. Dazu noch eine zwar anspruchsvolle, aber traumhaft schöne Strecke mit vielen herrlichen Ausblicken und jeder Menge Natur – wenn ich es irgendwie einrichten kann, bin ich im kommenden Jahr wieder mit dabei. Der Zeitungsdieb
Fröttstädt ist nicht eben eine Metropole. Der Ort liegt laut Wikipedia „reizvoll zwischen Gotha und Erfurt am Fuße des Thüringer Waldes“ – soll heißen: relativ flaches Land, bis zum Thüringer Wald ist es ein Stück, der vom Rennsteiglauf bekannte Inselsberg befindet sich in Sichtweite, Eisenbahn (mittendurch) und A4 (dicht bei) sorgen für die Verbindung zur Welt. Außerdem gibt es ein Flüsschen namens Hörsel, das eiligen Automobilisten allenfalls durch die Raststätte Hörselgau bekannt sein dürfte. Ende 2006 zählte Fröttstädt stolze 407 Einwohner. Zur Premiere des 1. Thüringen-Ultras waren die so ziemlich alle im Einsatz, denn der Flecken wurde von Läufern aus ganz Deutschland (sogar Österreicher und ein Brasilianer wurden gesichtet!) förmlich überrannt.
Brennpunkt des Geschehens war ein weiträumiges Gelände rund ums Dorfgemeinschaftshaus. Kostenfreie Parkmöglichkeiten auf einer nahen Wiese gab es ebenso wie die Zufahrtsmöglichkeit für Wohnmobile und im-Auto-Schläfer. Im Dorfgemeinschaftshaus wurden Einzel- und Staffelläufer am Vorabend des Laufes freundlich in Empfang genommen, mit Startnummern versehen, nach ihren Quartierwünschen befragt (Zur Verfügung standen eine Halle und ein großes Zelt samt Feldbetten, alles kostenlos nutzbar) und mit Marken für Nudel davor sowie Bier und Eintopf danach versehen.
Obwohl der frühe Startzeitpunkt (Sonnabend, vier Uhr, mussten die Ultras auf die 100km-Strecke, eine Stunde danach die Staffelläufer) am Freitagabend wie ein Damoklesschwert über den Läufern hing, kam Partystimmung auf. Man aß, trank auf Vorrat, freute sich über eine gelungene ppt-Präsentation, bei der alle vorgemeldeten Teilnehmer des Ultras mit Startnummer und Archivbild (Internet ist eine tolle Sache!) vorgestellt wurden und schwatzte mit den „üblichen Verdächtigen“.
Nach einer sehr kurzen Nacht, einem guten und preiswerten Frühstück (vielen Dank an die netten Helferinnen!) und einigen laut geäußerten selbstkritischen Gedanken (Welcher Teufel hat mich denn da wieder geritten?) ging es an den Start. Mit einigem guten Willen konnte man sich einreden, 4 Uhr am östlichen Horizont einen klitzekleinen Streifen Helligkeit zu erahnen – dennoch war’s finster wie im sprichwörtlichen Hinterteil eines Bären. Irgendwie wurden die letzten Sekunden dennoch heruntergezählt, irgendwie fanden die meisten auch den richtigen Knopf ihrer Stoppuhr (Aaaah, so geht die Beleuchtung also an!), und dann setzte sich das etwa 120 Läufer umfassende Feld der Ultras in Bewegung.
Durch schlafende Ortschaften und über allerlei Nebensträßchen ging es in Richtung Inselsberg. Die roten Pfeile der Streckenmarkierung waren mitunter zu erahnen, aber da die Läufer zu dieser Zeit noch beisammen waren, bestand kaum Gefahr, vom rechten Weg abzukommen.
Nach rund fünf Kilometern waren die Ausläufer des Thüringer Waldes erreicht, die ersten 100 HM wurden erklommen. Im fröhlichen Auf und Ab und morgendlicher Kühle kam die erste Verpflegungsstelle nach 10km gerade richtig, freundliche HelferInnen reichten Getränke, erste Häppchen und nette Worte.
Gegen viertel sechs (im Klartext: 5.15 Uhr) erlebte ich die Bedeutung des Wortes Schweinsgalopp, als rechts neben mir eine aufgescheuchte Horde Wildschweine lautstark durchs Dickicht preschte. Staunend hielt ich kurz inne, nachdem zwei stattliche Brocken Wildschweinfleisch nur wenige Schritte vor mir „mit Highspeed“ die Laufstrecke querten. Spätestens in diesem Moment war der letzte Rest Müdigkeit verflogen ...
Die Laufstrecke verdient das Prädikat „Sonderklasse“. Auf zumeist idyllischen Wegen führt sie westlich am Inselsberg vorbei, ehe es von Süden her ein gutes Stück – bis zur Grenzwiese (km 34) – hinaufgeht. Solmberg und Mommelstein werden passiert, über Kleinschmalkalden wird bei km51 Floh-Seligenthal erreicht. Auf dem Weg dorthin verlief die Strecke auf einer zum Radweg umgebauten Eisenbahntrasse samt altmodischer Brücken und einem Tunnel – solcherart Bilder machten den ganz besonderen Reiz des Laufes aus.
Auf dem Sportplatz Floh-Seligenthal frisch gestärkt und dank Ident-Chip registriert, ging’s hinauf zum Jobsstein und nach der zweiten Querung des Rennsteigs nach Tambach-Dietharz. Dabei erwiesen sich steile Auf- und Abstiege auf mitunter recht lädierten Forstwegen – Sturm Kyrill lässt schön grüßen – als Härtetest für geschundene Gelenke.
Über Finsterbergen und Friedrichroda – nicht zu vergessen die zwischen diesen Orten liegenden Höhenzüge – wurde Tabarz erreicht. Hier nahm mein Unglück seinen Lauf. Nachdem ich zuvor einige Probleme mit dem linken Knie gehabt hatte, schienen sich die geplagten Außenbänder nun mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Dafür folgte ich nach der Verpflegungsstelle bei km 84 einem falschen Führer in Gestalt eines Staffelläufers. Dass ich allein auf der Strecke war, gab mir in dieser Phase des Laufes nicht zu denken. Ich lag auf Position neun, die Abstände waren groß. Doch plötzlich kam mir der Staffelläufer wieder entgegen – wir waren vom Weg abgekommen. Nach einem gut 15-minütigen Rückweg war der verpasste Abzweig erreicht, mit einer halben Stunde Zeitverlust ging es wieder in Richtung Fröttstädt.
Kurz vor km 90 die nächste Herausforderung: An einem Kreuzweg sah ich einen Läufer die vor mir liegende Höhe erklimmen, ein anderer war links abgebogen. Die aufgesprühten Pfeile waren nicht dazu angetan, zusätzliche Gewissheit zu geben, denn hier war offensichtlich übersprüht und korrigiert worden. Ein Anruf bei der Orga brachte mir die Empfehlung, nach rechts abzubiegen. Nach wiederum 15 Minuten gabelte mich ein Auto auf, dessen Fahrer nach einem verschwundenen Staffelläufer suchte. Er brachte mich zum km 90 und auf den rechten Weg zurück. Wieder korrekt eingenordet, nahm ich die letzten 10km unter die Füße. Es rollte wieder. Zum wachsenden Wohlbefinden trug der VP bei km 95 bei, wo es neben Applaus und freundlichen Worten auch das langersehnte Bier gab.
Nun noch die Autobahn unterquert, ein Gewerbegebiet passiert, bei offener Schranke die Bahnlinie überwunden und hinein nach Fröttstädt. Eine hohle Gasse, ein Stück Dorfstraße und schon war die Zielgasse erreicht. Begrüßung, Medaille, Sofortausdruck der Platzierung, 100km mit 2200 HM waren geschafft. Angesichts des anspruchsvollen Profils, meiner Bergablaufprobleme und meiner beiden „Ehrenrunden“ war ich mit der Zielzeit von 10:45 mehr als zufrieden.
Nun schnell noch die Tasche in Empfang genommen, ein Belohnungsbier getrunken, anschließend Schlamm und Schweiß abgeduscht, das leuchtendgelbe Finisher-Funktionsshirt abgeholt – Ultralauf ist schööön. Da sind Zeiten beinahe Nebensache. Apropos Zeit: Mit 9:04 war Jörg Kupfer von den Lauffreunden Gotha der schnellste Läufer, schnellste Frau war Elke Streicher von KSK Gerlingen mit 10:00. Aber auch die etwas weniger flotten Läufer mussten keine Angst haben, um den Lohn ihrer Mühen gebracht zu werden, denn auch nach 16:30h war das Ziel noch offen.
Und sonst? Rund um das Dorfgemeinschaftshaus herrschte bei der in der Ausschreibung angekündigten Läuferparty Volksfeststimmung. Bei leckerster Thüringer Bratwurst, allerlei preisgünstigen Getränken, beinahe geschenktem Kuchen und schmackhaftem Gratiseintopf wurde geklönt, den von Streckenposten per Funk avisierten Finishern applaudiert und trotz aller Leiden schon von der zweiten Auflage dieses Ultralaufs geträumt.
Dass diese im nächsten Jahr kommen möge, hoffte wohl jeder der 111 Finisher (dass ich die Zahl der 2x50- bzw. 4x25km-Staffelläufer unterschlage, sei mir verziehen). Selten habe ich bei einer Veranstaltung eine so durchweg positive Beurteilung und ein so einhellig vorgetragenes Lob gehört.
Diesem kann ich mich nur anschließen: Fröttstädt ist eine Reise wert. Die Fröttstädter FFW – insbesondere das Lauffeuer der FFW – und ihre zahlreichen HelferInnen haben mit höchstem Einsatz eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die das Zeug zu einem Klassiker hat. Dazu noch eine zwar anspruchsvolle, aber traumhaft schöne Strecke mit vielen herrlichen Ausblicken und jeder Menge Natur – wenn ich es irgendwie einrichten kann, bin ich im kommenden Jahr wieder mit dabei. Der Zeitungsdieb
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Anmerkung zum Leserbrief vom 25.6.07
zeitungsdieb, 11:45h
Es kam, wie es kommen musste: Der Leserbrief zum falschen Juvenal-Zitat ("Nur in einem gesunden Körper wohnte ein gesunder Geist") blieb unveröffentlicht. Dafür drückte mir der für die Veröffentlichung verantwortliche Redakteur sein Missfallen aus. "Da muss man doch nicht gleich einen Leserbrief schreiben ... Es ist zwar falsch, aber so schlimm ist der Fehler ja auch nicht ..."
Kopfschüttelnd
Der Zeitungsdieb
Kopfschüttelnd
Der Zeitungsdieb
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Montag, 25. Juni 2007
Wie war das? "Nur in einem gesunden Körper ..."
zeitungsdieb, 10:46h
Heute bin ich mal faul: Ich gebe einfach einen Leserbrief wieder, den ich an die Leipziger Volkszeitung geschickt habe. Und natürlich haben sich meine Erwartungen erfüllt: Wie es sich für ein Monopolblatt gehört, wurde der Brief natürlich nicht veröffentlicht, der Autor mailte mich kurz an und teilte mir mit, dass er den Aufruhr wegen des Zitates "Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist" nicht verstehen kann.
Also dann: Der Brief ...
Sehr geehrte Damen und Herren,
eigentlich ist es nicht meine Art, Kollegenschelte zu betreiben. Im konkreten Fall allerdings komme ich nicht umhin: Zum Glück hatte ich erst am Abend Gelegenheit, den Regionalsport der LVZ etwas gründlicher zu lesen - nicht auszudenken, welche Unbill mir widerfahren wäre, hätte ich diese Entgleisung beim Frühstück konsumiert ...
Worum geht es? Auf der Regionalsportseite (Kasten Typen, Trubel, Temperamente) wird Detlef Stötzner ein vermeintlicher Auspruch von Turnvater Jahn in den Mund gelegt. "Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist". Unabdingbare Voraussetzung für den Gebrauch dieses angeblichen Zitates ist eine gewaltige Portion Dummheit und Unbildung.
Warum? Zum einen stammt es nicht vom Turnvater, sondern aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal (60-127 n.Chr.). Zum anderen steht dort "Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano."
Auf gut Deutsch: Bitten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei/wohne.
In heutige Denkweisen übersetzt, empfahl Juvenal seinen Zeitgenossen, bei allem Körperkult die geistige Vervollkommnung nicht zu vergessen bzw. die Götter nicht nur um Gesundheit, sondern auch um Geist zu bitten. Ein Wunsch, der auch für Sportjournalisten gelten sollte ...
Weshalb ich mich über die Entstellung des Zitates ärgere? Die veröffentlichte, verfälschte Form stellt so ziemlich den GAU eines falsch gebrauchten Zitates dar. Wenn "nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt", müssen folglich körperlich behinderte Menschen auch geistig minderbemittelt sein. Diesen Schluss zogen übrigens schon die Nationalsozialisten, die das Motto "Mens sana in corpore sano" zur Begründung der Euthanasie missbrauchten. Für alle Spätmerker: Ein Genie wie Stewen Hawking entwickelt seine genialen Ideen trotz eines Körpers, der alles andere als gesund ist ...
Wie oben bereits erwähnt: Kollegenschelte ist eigentlich meine Art. Angesichts einer solch peinlichen Fehlleistung erscheint mir allerdings eine Richtigstellung (von einer Entschuldigung an die Adresse einschlägiger Behindertenverbände ganz zu schweigen ...) angebracht.
Kopfschüttelnd
André Dreilich,
zum Glück in Juvenals Sinne über gesunden Körper und gesunden Geist verfügend.
Also dann: Der Brief ...
Sehr geehrte Damen und Herren,
eigentlich ist es nicht meine Art, Kollegenschelte zu betreiben. Im konkreten Fall allerdings komme ich nicht umhin: Zum Glück hatte ich erst am Abend Gelegenheit, den Regionalsport der LVZ etwas gründlicher zu lesen - nicht auszudenken, welche Unbill mir widerfahren wäre, hätte ich diese Entgleisung beim Frühstück konsumiert ...
Worum geht es? Auf der Regionalsportseite (Kasten Typen, Trubel, Temperamente) wird Detlef Stötzner ein vermeintlicher Auspruch von Turnvater Jahn in den Mund gelegt. "Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist". Unabdingbare Voraussetzung für den Gebrauch dieses angeblichen Zitates ist eine gewaltige Portion Dummheit und Unbildung.
Warum? Zum einen stammt es nicht vom Turnvater, sondern aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal (60-127 n.Chr.). Zum anderen steht dort "Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano."
Auf gut Deutsch: Bitten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei/wohne.
In heutige Denkweisen übersetzt, empfahl Juvenal seinen Zeitgenossen, bei allem Körperkult die geistige Vervollkommnung nicht zu vergessen bzw. die Götter nicht nur um Gesundheit, sondern auch um Geist zu bitten. Ein Wunsch, der auch für Sportjournalisten gelten sollte ...
Weshalb ich mich über die Entstellung des Zitates ärgere? Die veröffentlichte, verfälschte Form stellt so ziemlich den GAU eines falsch gebrauchten Zitates dar. Wenn "nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt", müssen folglich körperlich behinderte Menschen auch geistig minderbemittelt sein. Diesen Schluss zogen übrigens schon die Nationalsozialisten, die das Motto "Mens sana in corpore sano" zur Begründung der Euthanasie missbrauchten. Für alle Spätmerker: Ein Genie wie Stewen Hawking entwickelt seine genialen Ideen trotz eines Körpers, der alles andere als gesund ist ...
Wie oben bereits erwähnt: Kollegenschelte ist eigentlich meine Art. Angesichts einer solch peinlichen Fehlleistung erscheint mir allerdings eine Richtigstellung (von einer Entschuldigung an die Adresse einschlägiger Behindertenverbände ganz zu schweigen ...) angebracht.
Kopfschüttelnd
André Dreilich,
zum Glück in Juvenals Sinne über gesunden Körper und gesunden Geist verfügend.
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Donnerstag, 31. Mai 2007
denn bei der Post geht's nicht so schnell
zeitungsdieb, 12:22h
… denn bei der Post geht's nicht so schnell
Mindestens eine Abmahnung wäre der Christl von der Post nach heutigem Arbeitsrecht sicher. Schließlich trällert die Dienstleistungsfachkraft in der Operette „Der Vogelhändler” von Carl Zeller „… denn bei der Post geht's nicht so schnell”. Und solcherart Äußerungen werten aufmerksame Vorgesetzte nur zu schnell als Mangel an Loyalität gegenüber dem eigenen Unternehmen.
Dass Sopranistin Christl mit ihrer Äußerung durchaus eine Wahrheit ausgesprochen hat, beweist allerdings ein Blick auf die aktuelle Briefmarkenserie „Vier Jahreszeiten”.
Das Anliegen dieser Edition ist durchaus löblich, stellen die Marken zum Stückpreis von 55 Cent doch Frühling, Sommer, Herbst und Winter bildlich dar und geben so manchem computergeschädigten Großstadtkind ein wenig Nachhilfe in punkto Naturkunde.
Der Frühling wird durch die Baumblüte veranschaulicht. Gelungen ist auch die Darstellung der herbstlichen Laubfärbung, die allemal besser ist als eine Briefmarke in Novembergrau. Geteilter Meinung kann man angesichts des vergangenen Winters über das Schneebild sein.
Gründlich daneben ist allerdings die Auswahl des Sommermotivs gegangen. Das zeigt – welch Wunder – ein in sattem Gelb blühendes Rapsfeld.

Diese Blüten konnte man in unseren Breiten auch vor Einsetzen des Klimawandels bereits im Wonnemonat Mai erleben, nicht aber im Sommer.
Wie singt die Christl so schön? „… denn bei der Psot geht's nicht so schnell”. Vielleicht hat bei der Prüfung der Jahreszeiten-Serie aber auch einfach ein Verantwortlicher geschlafen. Oder, wie Carl Zeller in seiner Operette „Der Obersteiger” formulierte: „Der Bürokrat tut seine Pflicht.”
Mindestens eine Abmahnung wäre der Christl von der Post nach heutigem Arbeitsrecht sicher. Schließlich trällert die Dienstleistungsfachkraft in der Operette „Der Vogelhändler” von Carl Zeller „… denn bei der Post geht's nicht so schnell”. Und solcherart Äußerungen werten aufmerksame Vorgesetzte nur zu schnell als Mangel an Loyalität gegenüber dem eigenen Unternehmen.
Dass Sopranistin Christl mit ihrer Äußerung durchaus eine Wahrheit ausgesprochen hat, beweist allerdings ein Blick auf die aktuelle Briefmarkenserie „Vier Jahreszeiten”.
Das Anliegen dieser Edition ist durchaus löblich, stellen die Marken zum Stückpreis von 55 Cent doch Frühling, Sommer, Herbst und Winter bildlich dar und geben so manchem computergeschädigten Großstadtkind ein wenig Nachhilfe in punkto Naturkunde.
Der Frühling wird durch die Baumblüte veranschaulicht. Gelungen ist auch die Darstellung der herbstlichen Laubfärbung, die allemal besser ist als eine Briefmarke in Novembergrau. Geteilter Meinung kann man angesichts des vergangenen Winters über das Schneebild sein.
Gründlich daneben ist allerdings die Auswahl des Sommermotivs gegangen. Das zeigt – welch Wunder – ein in sattem Gelb blühendes Rapsfeld.

Diese Blüten konnte man in unseren Breiten auch vor Einsetzen des Klimawandels bereits im Wonnemonat Mai erleben, nicht aber im Sommer.
Wie singt die Christl so schön? „… denn bei der Psot geht's nicht so schnell”. Vielleicht hat bei der Prüfung der Jahreszeiten-Serie aber auch einfach ein Verantwortlicher geschlafen. Oder, wie Carl Zeller in seiner Operette „Der Obersteiger” formulierte: „Der Bürokrat tut seine Pflicht.”
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Montag, 14. Mai 2007
Darmstädter Knastmarathon: Hinter Gittern für ein neues Leben laufen
zeitungsdieb, 14:42h
Eine Anmerkung vorweg: Im folgenden Text geht's um den Knastmarathon 2007. Die 2008er Auflage findet Ihr hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1159474/
Muttertag 2007. Statt meinem Mütterlein Blümchen zu übergeben, zog’s mich zu einem Marathon nach Darmstadt. Gelaufen wurde hinter den stacheldrahtbewehrten Mauern der dortigen JVA. Pervers? Nicht wirklich, aber doch hinreichend verrückt, um mich bereits im Dezember 2006 dafür zu begeistern, obwohl am selben Wochenende in Basel die Möglichkeit zum 24-h-Kilometerfressen bestanden hätte.
Als Sachse, der die hessischen Lokalmedien nicht wirklich konsumiert, wusste ich nichts von den Hintergründen des Laufes. Die erfuhr ich nach dem Einchecken in der JVA. Bei der Arbeit mit den Strafgefangenen war die Idee geboren wurden, mit interessierten Insassen der JVA für einen Marathon zu trainieren. Dieser musste naturgemäß hinter Gittern stattfinden, da den potenziellen Teilnehmern aus naheliegenden Gründen das Verlassen der JVA nicht möglich ist.
Sechs Monate wurde auf den asphaltierten Straßen hinter der Mauer trainiert, wurden Ausdauer- und Tempoeinheiten, ja sogar die ungeliebte Gymnastik, absolviert.
Um den 20 „Knackis“ bei ihren 24 Runden a’ 1750 Meter richtiges Marathonflair zu bieten, wurde hinter Gittern eine Veranstaltung organisiert, die den Vergleich mit „richtigen“ Marathons nicht scheuen muss. Superservice, eine große Getränkeauswahl (nur das Bier war der Hausordnung zum Opfer gefallen, Kaffee, Kuchen, vegetarischer Eintopf, belegte Brötchen – alles zum Nulltarif, im Ziel eine Medaille und sogar Funktionsshirts für die Finisher – da bleiben selbst eingefleischten Nörglern die Worte im Hals stecken.
Durchweg sehenswert die Leistungen der mitlaufenden Gefangenen, ganz gleich, ob sie den Marathon in einer Zeit von knapp unter 3:30, ca. 5:30 oder „nur“ als Halbmarathon finishten. Wieder einmal wurde aus gutem Grund an Emil Zatopeks Ausspruch „Willst Du laufen, lauf eine Meile, willst Du ein neues Leben beginnen, lauf einen Marathon“ erinnert.
Hoffentlich ist der Darmstädter Knastmarathon für möglichst viele der „internen Teilnehmer“ der Beginn eines neuen Lebens. Die ersten Schritte dazu haben sie in den vergangenen sechs Monaten auf alle Fälle absolviert.
Größtes Lob sei auch an die Adresse der Anstaltsleitung und der Mitarbeiter der JVA gerichtet. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Knastmarathon aller Skepsis zum Trotz zu einem wirklichen Erfolg wurde. Mit Dienst nach Vorschrift hätte das Projekt sicher nicht realisiert werden können.
Bei der nächsten Auflage bin ich wieder hinter Gittern,
der Zeitungsdieb.
Muttertag 2007. Statt meinem Mütterlein Blümchen zu übergeben, zog’s mich zu einem Marathon nach Darmstadt. Gelaufen wurde hinter den stacheldrahtbewehrten Mauern der dortigen JVA. Pervers? Nicht wirklich, aber doch hinreichend verrückt, um mich bereits im Dezember 2006 dafür zu begeistern, obwohl am selben Wochenende in Basel die Möglichkeit zum 24-h-Kilometerfressen bestanden hätte.
Als Sachse, der die hessischen Lokalmedien nicht wirklich konsumiert, wusste ich nichts von den Hintergründen des Laufes. Die erfuhr ich nach dem Einchecken in der JVA. Bei der Arbeit mit den Strafgefangenen war die Idee geboren wurden, mit interessierten Insassen der JVA für einen Marathon zu trainieren. Dieser musste naturgemäß hinter Gittern stattfinden, da den potenziellen Teilnehmern aus naheliegenden Gründen das Verlassen der JVA nicht möglich ist.
Sechs Monate wurde auf den asphaltierten Straßen hinter der Mauer trainiert, wurden Ausdauer- und Tempoeinheiten, ja sogar die ungeliebte Gymnastik, absolviert.
Um den 20 „Knackis“ bei ihren 24 Runden a’ 1750 Meter richtiges Marathonflair zu bieten, wurde hinter Gittern eine Veranstaltung organisiert, die den Vergleich mit „richtigen“ Marathons nicht scheuen muss. Superservice, eine große Getränkeauswahl (nur das Bier war der Hausordnung zum Opfer gefallen, Kaffee, Kuchen, vegetarischer Eintopf, belegte Brötchen – alles zum Nulltarif, im Ziel eine Medaille und sogar Funktionsshirts für die Finisher – da bleiben selbst eingefleischten Nörglern die Worte im Hals stecken.
Durchweg sehenswert die Leistungen der mitlaufenden Gefangenen, ganz gleich, ob sie den Marathon in einer Zeit von knapp unter 3:30, ca. 5:30 oder „nur“ als Halbmarathon finishten. Wieder einmal wurde aus gutem Grund an Emil Zatopeks Ausspruch „Willst Du laufen, lauf eine Meile, willst Du ein neues Leben beginnen, lauf einen Marathon“ erinnert.
Hoffentlich ist der Darmstädter Knastmarathon für möglichst viele der „internen Teilnehmer“ der Beginn eines neuen Lebens. Die ersten Schritte dazu haben sie in den vergangenen sechs Monaten auf alle Fälle absolviert.
Größtes Lob sei auch an die Adresse der Anstaltsleitung und der Mitarbeiter der JVA gerichtet. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Knastmarathon aller Skepsis zum Trotz zu einem wirklichen Erfolg wurde. Mit Dienst nach Vorschrift hätte das Projekt sicher nicht realisiert werden können.
Bei der nächsten Auflage bin ich wieder hinter Gittern,
der Zeitungsdieb.
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Freitag, 11. Mai 2007
Sie wissen nicht, was sie tun ...
zeitungsdieb, 15:47h
Eine Reportage im DLF machte mich auf das Thema aufmerksam, ein wenig weiterführende Recherche ließ mich staunen: In Norddeutschland sterben die Schilfdächer, selbst im angelsächsischen Blätterwald findet sich das Thema wieder.
Worum geht's? Immer mehr Schilfdächer im Norden Deutschlands werden durch Pilzbefall in kürzester Zeit zerstört, selbst in Ehren ergraute Dächer erwischt es, wenn sie zB durch eine Reparatur mit neuem Material infiziert werden. Bauherren sind schockiert, weil ihr vermeintlich auf 40 oder mehr Jahre angelegtes Dach nach zwei Jahren nur noch wie gut durchgerotteter Kompost aussieht. Dachdecker stehen vor der Pleite oder sind bereits in Insolvenz geraten.
Warum ich als dachsteinbehüteter Südstaatler mir darüber Gedanken mache? Ganz einfach: Als Missetäter wurde ein bestimmter, hochpotenter und aggressiver Schimmelpilz ausgemacht, wie er bei der Behandlung von zellulosehaltigen Abfällen eingesetzt wird bzw. der zur Herstellung von zellulosezersetzenden Enzymen genutzt wird.
Obwohl die Untersuchungen des unappetitlichen Sachverhaltes noch nicht abgeschlossen sind, verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Reetdachkiller um keinen gewöhnlichen, sondern einen per Gentechnik getunten Pilz handelt, der den Job des Zelluloseabbaus etwa 300x flotter als seine "normalen" Verwandten erledigt. Aus welchem Labor bzw. welcher umwelttechnischen Anlage er entsprungen ist, ist noch unklar.
Das Reetdachsterben bestärkt mich wieder einmal in meiner Auffassung, dass die gentechnische Manipulierung von Organismen eine äußerst fragwürdige und riskante Sache ist, weil immer die Gefahr besteht, dass es bei der gewollten oder ungewollten Wechselwirkung mit anderen Organismen, Materialen etc. unerwartete Nebenwirkungen auftreten. Was jetzt das Reetdach trifft, kann in einigen Jahren ebensogut uns Menschen erwischen.
Das ist übertrieben? Keineswegs. In Australien wurden vor zwei Jahren Feldversuche mit gentechnisch manipulierten Erbsen durchgeführt, die gegen die fresswütigen Larven eines Käfers immun gemacht worden waren. Die Versuche wurden sehr schnell abgebrochen, nachdem die Feldmäuse auf den Versuchsschlägen reihenweise starben. Die Nager hatten die Erbsen gefressen und starben, da ihre Lungen nicht mehr funktionierten. Ein wegen des manipulierten Gens anfallendes Stoffwechselprodukt in der Biomasse der Erbsen wurde als Mäusekiller ausgemacht ... Womit die von der Gentechnik ausgehende Gefahr vom Schilf zu den Säugetieren gelangt wäre.
Mit besorgten Grüßen
Der Zeitungsdieb
Worum geht's? Immer mehr Schilfdächer im Norden Deutschlands werden durch Pilzbefall in kürzester Zeit zerstört, selbst in Ehren ergraute Dächer erwischt es, wenn sie zB durch eine Reparatur mit neuem Material infiziert werden. Bauherren sind schockiert, weil ihr vermeintlich auf 40 oder mehr Jahre angelegtes Dach nach zwei Jahren nur noch wie gut durchgerotteter Kompost aussieht. Dachdecker stehen vor der Pleite oder sind bereits in Insolvenz geraten.
Warum ich als dachsteinbehüteter Südstaatler mir darüber Gedanken mache? Ganz einfach: Als Missetäter wurde ein bestimmter, hochpotenter und aggressiver Schimmelpilz ausgemacht, wie er bei der Behandlung von zellulosehaltigen Abfällen eingesetzt wird bzw. der zur Herstellung von zellulosezersetzenden Enzymen genutzt wird.
Obwohl die Untersuchungen des unappetitlichen Sachverhaltes noch nicht abgeschlossen sind, verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Reetdachkiller um keinen gewöhnlichen, sondern einen per Gentechnik getunten Pilz handelt, der den Job des Zelluloseabbaus etwa 300x flotter als seine "normalen" Verwandten erledigt. Aus welchem Labor bzw. welcher umwelttechnischen Anlage er entsprungen ist, ist noch unklar.
Das Reetdachsterben bestärkt mich wieder einmal in meiner Auffassung, dass die gentechnische Manipulierung von Organismen eine äußerst fragwürdige und riskante Sache ist, weil immer die Gefahr besteht, dass es bei der gewollten oder ungewollten Wechselwirkung mit anderen Organismen, Materialen etc. unerwartete Nebenwirkungen auftreten. Was jetzt das Reetdach trifft, kann in einigen Jahren ebensogut uns Menschen erwischen.
Das ist übertrieben? Keineswegs. In Australien wurden vor zwei Jahren Feldversuche mit gentechnisch manipulierten Erbsen durchgeführt, die gegen die fresswütigen Larven eines Käfers immun gemacht worden waren. Die Versuche wurden sehr schnell abgebrochen, nachdem die Feldmäuse auf den Versuchsschlägen reihenweise starben. Die Nager hatten die Erbsen gefressen und starben, da ihre Lungen nicht mehr funktionierten. Ein wegen des manipulierten Gens anfallendes Stoffwechselprodukt in der Biomasse der Erbsen wurde als Mäusekiller ausgemacht ... Womit die von der Gentechnik ausgehende Gefahr vom Schilf zu den Säugetieren gelangt wäre.
Mit besorgten Grüßen
Der Zeitungsdieb
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