Freitag, 4. April 2008
Preiset den Herrn, dass es ausländische Autos gibt oder: Bundesumweltmoppel Sigmar Gabriel beweist seltene Konsequenz
So, nun ist es offiziell: Bundesumweltmoppel Sigmar Gabriel hat die Biosprit-Verordnung gestoppt. Damit hat er ein Maß an Konsequenz gezeigt, wie es bei Politikern im Allgemeinen und solchen von der SPD im Besonderen sehr selten ist. Auf einer 10-Punkte-Skala würde ich ihm eine 8 geben. Für eine 9 hätte er zurücktreten müssen, für eine 10 entweder a) nach China auswandern oder sich b) in der Badewanne bzw. c) per Schusswaffe eigenhändig entseelen. Aber eine 8 ist schon mal nicht übel.
Zu verdanken ist diese Wende in punkto Biosprit den ausländischen Pkw-Herstellern. Diese hätten, so Gabriel, mehr als drei Millionen Fahrzeuge gemeldet, die durch den Ökofusel Probleme bekommen würden und deshalb auf das teurere Superplus ausweichen müssten.
Die deutschen Autobauer hingegen hätten für weit weniger als eine Million Fahrzeuge Alkoholalarm gegeben.
Soweit so gut, Schuld sind also Renault, Peugeot, Fiat, Nissan & Co. Sagt der Bundesumweltklops. Was Sigmar Schwarte aber nicht sagt, ist, dass sich Millionen deutscher Autofahrer bei eben diesen ausländischen Firmen dafür bedanken sollten, nicht „hintenrum“ zusätzlich abkassiert zu werden.
Warum? Ganz einfach: Während ein ordentlicher Schuss Baccardi der langweiligen Cola eindeutig „mehr Power“ verleiht, ist es beim Benzin das glatte Gegenteil. Wird normaler Vergaserkraftstoff mit Bioalkohol verfeinert, lässt dessen „Power“ nach – die Motorleistung sinkt und der Verbrauch geht nach oben. Wer also zu den „glücklichen Deutschautofahrern“ zählt, die ja eigentlich Biosprit vertragen, sollte – ehe er wider die Ausländer mosert – sein Gehirn einschalten.
Zwar würden neuere Golf, Astra und BMW die vermeintlich umweltverträglichere Brühe mutmaßlich unbeschadet schlucken, dabei aber einen messbar höheren Durst entwickeln als mit dem bisherigen (auch schon leicht alkoholisierten) Sprit.
Im Klartext: Zehn Prozent Mehrverbrauch wären da schon drin, zur Freude des Finanzministers übrigens, der über die Umsatzsteuer gleich noch mal extra verdient hätte.
Das ist übrigens auch der Grund, warum seinerzeit selbst der steuerlich subventionierte Biodiesel eine Mogelpackung war. Die Brühe war zwar ein Stück billiger als normaler Diesel (von preis-werter zu sprechen verbietet sich in diesem Zusammenhang, das Biodiesel seinen Preis eben nicht wert war), sorgte aber für einen so stolzen Mehrverbrauch, dass dieser den niedrigeren Preis mehr als wettmachte und der unbedarfte Kunde so unter dem Strich teurer fuhr.
Nach landläufigem Verständnis nennt man jemanden, der eine Ware verkauft, die den versprochenen bzw. erwarteten Gebrauchswert nicht hat, einen Betrüger. Oder eben einen Bundesumweltmoppel.

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Donnerstag, 3. April 2008
Bundesumweltmoppel Sigmar Gabriel in Nöten oder: Zahlen sind Teufelswerk
Für die Leser meines kleinen Tagebuches habe ich heute eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht zuerst: Angela Merkel war von 1994 bis 1998 Bundesumweltministerin. Und ist jetzt Kanzlerin.
Und nun die schlechte Nachricht: Sigmar Gabriel ist seit 2005 Bundesumweltminister. Und isses immer noch. Einziger Trost in diesem fleischgewordenen Elend: Er wird hoffentlich nie Kanzler.
Warum? Schaut man sich Gabriels Vorgänger Jürgen Trittin an, so wird deutlich, dass dicke Dumme mitunter ebenso gefährlich sein können wie fanstische Dünne. Als erster grüner Umweltminister hat Jürgen Trittin mit einer gehörigen Portion Sendungsbewusstsein und reichlich Fantismus eine Menge Schaden angerichtet, der im deutschen Atomausstieg gipfelte. Der hanseatische Öko-Bin Laden bereitete dem Unfug der nachwachsenden Energien so intensiv den Boden, dass die Deutschen an „Heizen mit Weizen“, Biosprit und anderen grünen Blasen wohl noch Jahre knabbern dürfen. Wenn sie es sich angesichts steigender Preise für Getreide und andere nachwachsende Energierlieferanten denn noch leisten können.
Ein ganz anderes Kaliber ist da schon der deutlich apidositöse Bundesumweltmoppel Sigmar Gabriel. Der hat weder Charisma noch Visionen, dafür eine tolle Karriere in der SPD gemacht. Als braver und stets gehorsamer Parteisoldat durfte er sogar mal kurzzeitig den Ministerpräsidenten von Niedersachsen spielen, bis es dann bei der Wahl nicht wirklich klappte ... Zwischendurch gab’s Knete von VW und sogar einen Posten als SPD-Beauftragter für Popkultur und Popdiskurs. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, zur Versorgungssicherung von Sigipop einen Weightwatchers-Beauftragten zu installieren ...
Aber zurück zu Moppels Ministeramt. So richtig bekannt wurde der Umwelterzengel Gabriel durch seinen Vorstoß zum Kaminfeinstaub. Danach gab’s den üblichen großen Aufschrei, nun ist wieder Ruhe eingekehrt. Und weil ein Politiker nichts weniger mag als Ruhe, fasste sich der Sigmar ans popkulturelle Doppelkinn und stöberte ein wenig in den Hinterlassenschaften eines gewissen Jürgen Trittin, die in Gestalt vergessener Umzugskisten und einiger Jutesäckchen noch im Ministerium auf ihre Kompostierung warteten.
Dass er dabei auf den Biosprit stieß, mag einem Zufall geschuldet sein. Dass er mit seinem ganzen Lebens-(Über-)Gewicht in diesen Fettnapf trat, lässt sich – sofern kein Masochismus im Spiel ist – nur mit Dummheit begründen.
Ein grüner Fanatiker hätte die Sache mit dem Alkoholzusatz einfach durchgepeitscht. Unter dem Motto „Für die Umwelt muss man Opfer bringen“ sind die Grünen schon zu ganz anderen Selbstmordattentaten bereit gewesen.
Aber der Bundesumweltmoppel musste ja unbedingt auf Berater aus der zweiten und dritten Reihe hören. Deren Zahlen verkündete er, als wären’s die zehn Gebote. Und versicherte der knurrenden Altautofahrerfraktion, dass nur einige wenige Rostlauben den Fuselsprit nicht vertragen würden. Die kichernden Berater haben ihrem Öko-Bin Laden inzwischen den Erfolg ihrer Desinformationskampagne gemeldet. Der arg ramponierte Umweltklops hingegen tut sich mit der Realität noch schwer. Und legte sich fest: Sollten mehr als eine Million Fahrzeuge betroffen sein, werde das Projekt gestoppt.
Dass der Gebrauch von Zahlen eine ziemlich gefährliche Angelegenheit ist, hätte Sigmar Schwarte eigentlich wissen müssen. Schon Gasmann Gerhard Schröder hatte sich während seiner zum Glück beendeten Kanzlerschaft in bösen mathematischen Fallstricken verheddert. Der einstige Medienkanzler wollte den Erfolg seiner Regierung an der Halbierung der Arbeitslosigkeit messen lassen, was prompt in die Hose ging. www.abendblatt.de/daten/2002/07/10/45205.html
Und Klößchensigi? Muss sich nun überlegen, wie er das ministerielle Eigentor in Sachsen Biosprit als Erfolg verkauft. Vielleicht hilft ja der Zusatz von zehn oder mehr Prozent Alkohol. Soll ja auch fettlösend sein ...

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Mittwoch, 2. April 2008
Herr, lass Hirn vom Himmel regnen statt kaputter Atomsprengköpfe oder: Dabbeljuh spinnt
Herr, lass Hirn vom Himmel regnen – statt kaputter Sprengköpfe oder:
Dabbelljuh spinnt
Auch wenn’s nicht gerade dem Zeitgeist entspricht: Ich finde die USA gut. Das liegt an der Art und Weise, wie man dort mit der eigenen Vergangenheit umgeht. Mal eben die Ureinwohner mit allen seinerzeit zur Verfügung stehenden Mitteln fast ausgerottet, mal eben Millionen Sklaven verschlissen, mal eben Vietnam in die Steinzeit gebombt und den einen oder anderen Präventivschlag geführt – aber dabei weder Selbstbewusstsein noch Nationalstolz verloren. Als Deutscher mit verordnetem Kollektivschuldkomplex imponiert mir das. Und dazu kommt noch die Kultur: Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches wissen, dass ich ein Fan der Rambo-Filme bin. Der originalen Variante, nicht der durch den vorauseilenden Gehorsam der Kinowelt-Schnittmeister kastrierten Video-Edition. Und ich stehe auch heute noch zu meiner Überzeugung, dass es nicht wirklich falsch war, den Dikator Sadam Hussein unter Einsatz militärischer Mittel zu stürzen.
Dass die Amis es vermasselt haben und keinen Plan für das „Danach“ hatten, steht auf einem anderen Blatt. Die Chance, an Nationbuilding und friedlicher Umgestaltung mitzuwirken, haben wir Deutschen uns ja leider nehmen lassen. Hätten sich der Gazprom-Kanzler Gerhard Schröder und seine Adepten damals nicht so bockig verhalten, wäre im Irak möglicherweise einiges besser gelaufen.
Aber zurück zu den Amis. Deren mittlerweile zur lahmen Ente mutierter Präsident George W. Bush hat beim jüngsten Nato-Gipfel allerlei Worte zu seinem mutmaßlichen Erbe, einem in Europa stationierten Raketenabwehr-System verkündet. Offensichtlich will Dabbeljuh das Ding tatsächlich bauen. Und er demonstriert damit, wie sehr er mittlerweile unter Realitätsverlust leidet. Und er hat meine Sympathie für die Haudrauf-Politik der Amis ein wenig schwinden lassen.
Das liegt nicht daran, dass die Russen Gift und Galle gegen das Projekt spucken. Im Gegenteil: Das wäre ein Grund, das Vorhaben zu realisieren. Aber die geplante Raketenabwehr bringt uns in Europa alles andere als Sicherheit. Ganz gleich, ob irgendwann irgendein verrückter iranischer Kittelträger tatsächlich eine womit auch immer bestückte Rakete gen Westen schickt oder ob es ein Liebesgruß aus Moskau sein wird – sollte die Raketenabwehr tatsächlich funktionieren, wird sie das Ding bzw. die Dinger vom Himmel holen. Großer Jubel im Weißen Haus und umliegenden Ortschaften, denn der Einschlag findet nicht statt.
Die älteren unter den Lesern meines kleinen Tagebuches erinnern sich vielleicht noch an das Lied „Besuchen Sie Europa, solange es noch steht“, von Geier Sturzflug. Seinerzeit ging es um die von den in Europa stationierten Raketen ausgehende Gefahr. Jetzt ist das Lied wieder aktuell, die Gefahr geht nun allerdings von den abgeschossenen Flugkörpern aus, die samt ihrer nuklearen Fracht der Schwerkraft Folge leistend auf uns herabfallen werden.
Sicher, die Atompilze werden womöglich nicht gleich serienweise sprießen, denn Sprengköpfe werden erst während des Fluges scharfgemacht und müssen bei vorzeitigem Abbruch der Mission nicht unbedingt explodieren. Das haben die Amis gelegentlich unter Beweis gestellt, denn in den Jahren des kalten Krieges sind ihnen einige A- und auch H-Bomben mal eben so heruntergefallen. Ohne Knall.
Aber auch ungezündet ist der Inhalt eines Atomsprengkopfes nicht wirklich gesundheitsförderlich. Enthalten sein würden – je nachdem, welche Zutaten gerade im Angebot waren – Plutonium 239 bzw. Uran 235. Beide wünsche ich mir nicht in meiner näheren Umgebung, denn sie setzen Strahlung frei und sind – z.B. als bei Hautkontakt oder als Staub eingeatmet – schlicht und einfach hochtoxisch.
Im Klartext: Wer sich für einen Raketenabwehrschild ausspricht, der aufsteigende Flugkörper über Europa „abfangen“ soll, fängt ganz und gar nichts ab, sondern zerdeppert es nur und lässt es uns auf die Köpfe regnen. Denn auf die Schwerkraft ist Verlass. Im Unterschied zum Verstand von Dabbeljuh.

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Montag, 31. März 2008
Olympia-Boykott - ein Nachtrag
Soeben habe ich mir per Lokalpostille, restlicher WamS und Internet einen kleinen Nachrichtenüberblick verschafft. Bei Werner Sonntag (nachzulesen unter www.laufreport.de) stieß ich auf seine Gedanken zum Boykott der Olympischen Spiele in Peking. Überaus lesenswert, weil intensiv mit Fakten untersetzt. Auch Werner befürwortet einen Boykott, denn - so sein Fazit - ein diktatorisches Regime, das um weltweite Anerkennung buhlt, kann nur durch Isolation gestraft und geschwächt werden.
Ähnliche Gedanken hörte ich auch bei einem Gespräch zum Thema Olympia, das ich im Freundeskreis führte. Dabei wurde auch das zurzeit kursierende Argument entkräftet, dass man bei "solchen Entscheidungen" auch an die Interessen der deutschen Wirtschaft denken müsse. Richtig - VW, Siemens und all die anderen Big Player sind in China vertreten und verdienen in diesem Regime ihr Geld. Und sie werden es auch nach einem Boykott tun, denn China braucht die internationalen Kontakte.
Dass ein Boykott, so sinnvoll er auch sein mag, zugleich äußerst unwahrscheinlich ist, liegt auf der Hand. Beim Lesen in der WamS und einigen Lokalblättchen ist mir das laute Wehklagen einschlägiger Sportfunktionäre aufgefallen, die ihre Pfründe in Gefahr sehen. Allen voran Anwalt Dr. Thomas Bach, der - so die Welt am Sonntag - in seiner Kanzlei mit netten Bildchen wirbt, auf denen er trautes Miteinander mit den wichtigen Großen dieser Welt demonstriert. Nelson Mandela & Co. machen dem IOC-Vize ihre Aufwartung, als schlichter Advokat hätte er solche Anerkennung schwerlich erringen können. Und auch die angestrebte Nachfolge des IOC-Chefs Jaques Rogge wäre vermasselt, würde Fecht-Olympiasieger Bach den chinesischen Propagandaspielen fernbleiben.
Und was gibt es Schöneres, als einem Milliarden-Konzern wie dem IOC vorzustehen. Na gut, ein oder zwei Dinge vielleicht: Der Posten als Chef des Formel-1-Zirkus' oder der Fifa hat auch seine Reize, schließlich sind beide Unternehmungen durchaus mit dem IOC vergleichbare Konzerne, die in ihrer Branche ein einträgliches Monopol innehaben. Einen so einträglichen Job Schreibt man doch nicht nicht in den Wind, nur weil da ein paar Tibeter seit gut 50 Jahren völkisch untergebuttert werden. Solche Sachen haben doch schon 1936 keinen gestört.
Und? Hat's irgendwem geschadet? Okay, zwischendurch gab's mal Ärger, aber das ist doch nun ausgestanden. Und mit China wird sich auch alles zum Guten wenden. Spätestens nach der Endlösung der Tibeter-Frage kommt alles wieder ins Lot. Warum also um sechs Millionen Tibeter so ein Gewese machen. Moment - sechs Millionen? War da nicht was? Irgendwie in den Jahren nach 1936?

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Freitag, 28. März 2008
Ich sage ja zum Olympiaboykott oder: Lasst die Funktionärsblase daheim
Vor wenigen Tagen ereilte mich in meinem Büro der Anruf eines Meinungsumfragers. Diesmal sollten nicht meine Konsum- und sonstigen Gewohnheiten beleuchtet werden. Statt dessen begehrte der Anrufer, meine Position zu einem möglichen Olympiaboykott zu erfahren. Kurz und knapp: Ich bin dafür. Für den Boykott. Wohl wissend, dass es ihn nicht geben wird, denn zu groß ist die Verquickung von Wirtschaft und Olympia, zu korrupt das IOC und zu machtgeil sind all die Funktionäre, die sich Glanz des weltgrößten Sportereignisses sonnen wollen.
Den Boykott befürworte ich, obwohl ich dank eigener sportlicher Betätigung – fernab jeglicher olympischer Ambitionen – weiß, wie schmerzlich es ist, an einem Saisonhöhepunkt, auf den man sich innerhalb vieler Monate vorbereitet hatte, nicht teilnehmen zu können.
Dennoch: Nur durch einen Boykott könnte das IOC sein Gesicht wiederherstellen, das längst von der kommerziellen Schminke überdeckt ist. Nur durch einen Boykott könnten die Demokratien dieser Welt die Herrscher Chinas spüren lassen, dass man ihnen ihr Verhalten nicht einfach so durchgehen lässt.
Um nicht missverstanden zu werden: Mir geht es nicht allein die völkerrechtswidrige Besetzung von Tibet. Wäre China kein gigantischer Markt für die Produkte der Industrienationen, hätte man es längst als Diktatur, totalitäres Regime oder Schurkenstaat gebrandmarkt. Aber China ist ein wichtiges Rad in der weltweiten Gedlvermehrungsmaschinerie, mit solchen pflegen sich auch die Terroristenjäger dieser Welt gut zu stellen.
Angesichts dieser verlogenen Denkweise erscheint mir der französische Vorschlag ein zumindest erfreulicher Kompromiss: Die Mächtigen dieser Welt bleiben der Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele in Peking fern. Hocherfreulich, dass nun auch Angela Merke ihre Teilnahme an diesem Propagandaspektakel in Frage gestellt hat. Schade, dass sie (noch) nicht den Mut hatte, die Politik Chinas als Grund dafür zu benennen.
Wahrgenommen werden wird solches Verhalten von den Mächtigen im Reich der Mitte auf alle Fälle. In totalitären Regimes ist man in solchen Dingen empfindlich, denn internationale Anerkennung ist der Nektar, an dem sich Dikatoren laben. Das war bei Erich Honecker so, und das ist bei den chinesischen Machthabern nicht anders. Es war nicht Realitätsverlust, der den DDR-Chef seinerzeit dazu brachte, die Bewerbung der DDR für die Olympischen Spiele anzukündigen. Angesichts drohenden Staatsbankrotts und des wirtschaftlichen Niedergang hätte ein solches Ereignis die greisen Führer samt ihres Obergurus geadelt.
Um noch einmal auf Peking 2008 zu kommen ... Sollte sich der DOSB samt seiner Funktionärsblase doch noch zu einem Olympiaverzicht durchringen, wäre der Verlust gering. All zu viel Edelmetall werden die Deutschen aus China nicht mit nach Hause bringen. Es sei denn, dass Russen, Amerikaner, Chinesen, Franzosen, Ungarn, Niederländer, Australier, ..., Polynesier und Liechtensteiner sich am Boykott beteiligen. Dann könnten unsere Helden Medaillen scheffeln – sofern sie den die von den deutschen Verbänden ausgetüftelten Normen erfüllt haben.
Aber wenn ich allein an das Geld denke, dass für den Nichttransport, die Nichtunterbringung und die Nichtbeköstigung dieser ganzen Politi- und Funktionärsblase eingespart werden würde ... damit ließe sich in der Sport- und Vereinsförderung eine Menge bewegen.

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Montag, 24. März 2008
Osterspaziergang +1 oder: Es läuft wieder ...
Na endlich. Grausame Wochen liegen hinter mir. Wochen, in denen das Laufen nicht wirklich Spaß machte oder aber - der Vernunft gehorchend - gänzlich unterblieb. Schuld war wohl der Elbtunnelmarathon vom Januar. Wer die Strecke kennt, weiß um deren Enge. Will man überholen, muss man auf den inneren Fußweg hinauf, anschließend hinab auf die Fahr-(Lauf-)Bahn. Das häufige Hinab war es wohl, was mir einen Zwicker im rechten Oberschenkel beschert hatte.
Wer schon mit mir gelaufen ist, kennt mein reiches Spruchrepertoire. Darunter befindet sich auch die Weisheit, dass das, was vom Laufen kommt, auch durchs Laufen wieder verschwindet. Fast immer stimmte das bisher, in diesem Fall aber ... lief die Sache anders ab.
Aus dem Oberschenkelzwicker wurde trotz intensiven Draufrumtrampelns ein ordentlicher Schmerz, der im weiteren Verlauf in die Wade wanderte und sich letzten Endes zur überaus gepflegten Knochenhautentzündung auswuchs. Kohlblätter und Kühlung ließen das schlimmste Übel bald schwinden, aber beim Laufen blieben Schmerzen, Humpelei und der morgendliche Drang, beim Treppensteigen eine Seilwinde zu nutzen ...
Mein ansonsten deutlich über 100km liegendes, wöchentliches Trainingspensum schrumpfte arg, dafür holte ich mein Fahrrad aus dem Schuppen. Fast zwei Wochen Laufpause und der Verzicht auf den Start bei den 6 Stunden von Nürnberg waren die wohl schmerzlichste Konsequenz aus dem ignorierten Zwicker.
Heute nun wagte ich mich - einen Tag später als bei Goethe beschrieben - nach allzu langer Laufabstinenz an den Osterspaziergang. 15 kms bei sonnigem Spätwinterwetter ließen zwar erkennen, dass Radfahren kein Ersatz fürs Lauftraining ist, aber sie machten Mut, dass es nun wieder läuft. In Anlehnung an den ollen Geheimrat bleibt mir da nur eines zu sagen: Nun bin ich wieder Mensch, nun darf ich's sein ...

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Mittwoch, 19. März 2008
Meine Lokalpostille LVZ oder: Qualitätsjournalismus aus der Medienstadt Leipzig
Demnächst darf ich im Auftrag eines langjährigen Kunden mal wieder einer meiner Lieblingstätigkeiten nachgehen. Nein, ich rede nicht vom Laufen (an alle geneigten Leser dieses Tagebuches: Sollten Sie Ihre Veranstaltung noch mit einem „Irren“ veredeln wollen, der z.B. einen Marathon läuft, während sich ihre Gäste am Büfett laben – Anruf genügt!), sondern vom gescheit Daherreden. Ich soll netten Menschen etwas übers Zeitungsmachen erzählen, erhalte dafür nette Worte, freie Kost und eine erfreuliche Überweisung auf mein Geschäftskonto – was will man als Lebenskünstler mehr?
In Vorbereitung dieser Veranstaltung lese ich meine geliebte Lokalpostille samt ihrer Kreisausgaben derzeit etwas gründlicher als sonst. Mein Eindruck: Pisa ist keine Bedrohung, Pisa ist längst Realität. Was sich da alles an ausgemachten Dümm- und Grauslichkeiten in der Leipziger Volkszeitung findet, ist beeindruckend. Keine Angst, ich wettere jetzt nicht in gewohnter Weise über die laut Pressekodex verbotene Verknüpfung von wirtschaftlichen Verlagsinteressen und redaktionellem Teil, denn dann würde dieser Tagebucheintrag unlesbar, weil schlicht und einfach zu lang.
Mit fiel erst heute wieder die offenkundige Unwissenheit auf, die so mancher meiner geschätzten Berufskollegen wie ein Ehrenzeichen stolz vor sich herträgt. Beispiel gefällig? Ein Artikel über die Tücken des Lückenschlusses im DSL-Netz war mit „Gegen die DSL-Diaspora: Kupferkabel auf dem Vormarsch“ übertitelt. Mal abgesehen davon, dass der Verfasser des Textes nicht wirklich fit in punkto DSL, Telefonie etc. zu sein scheint und sich das Blähdeutsch der PR-Leute des Magenta-Riesen ohne erkennbare Gegenwehr einflößen ließ, hat er beim „Fremdwortwürfeln“ mit dem Griff nach der Vokabel „Diaspora“ ein ungeschicktes Händchen bewiesen. Da diese falsche Vokabel auch im Text auftaucht, kann sich der Missetäter auch nicht auf eine „einmalige Entgleisung“ berufen.
Nur zur Sicherheit und zum Zwecke der Bildung: Laut Duden bezeichnet das Wort „Diaspora“ (griechisch: Verstreutheit) ein „Gebiet, in dem die Anhänger einer Konfession in der Minderheit“ sind. Im aktuellen Sprachgebrauch wird das Wort sowohl für religiöse als auch nationale Minderheiten (Flüchtlinge, Vertriebene, Migranten) verwendet. Wer’s ausführlicher mag, wird u.a. hier http://de.wikipedia.org/wiki/Diaspora fündig.
Ein Stück flaches Land, auf dem die T-Com den Antrag auf Einrichtung eines DSL-Anschlusses mit freundlichen Worten „mangels Verfügbarkeit“ ablehnt, ist folglich keine Diaspora, sondern eine „Lücke im DSL-Netz“ bzw. ein „Weißer Fleck auf der DSL-Landkarte“. Sogar eine Formulierung der Art „DSL-Bermuda-Dreieck“ hätte ich (murrend zwar) akzeptiert. Aber nicht Diaspora, denn das ist in diesem Zusammenhang falsch – genau wie Enklave, Exklave …
Weshalb ich mich über diesen Fehler so ärgere? Weil eine Lokalpostille wie die „Leipziger Volkszeitung“, die sich nach eigenem Verständnis dem Qualitätsjournalismus verpflichtet sieht, solche Bolzen nicht verschießen darf. Auf ihrer Seite 1 ebenso wenig wie in einer Kreisausgabe – ganz gleich, ob Roger, Mandy oder die Praktikantin Sabrina die Spalten der Postille möglichst kostengünstig füllen …

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