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Freitag, 2. Mai 2008
1. Mai, Leiharbeit im Journalismus oder: Mut zur Lücke in der Berichterstattung
zeitungsdieb, 15:44h
Heute durfte ich mich wieder einmal als erfolgreicher Prophet fühlen. Warum? Am gestrigen 1. Mai prangerte der Deutsche Journalistenverband DJV die Bedrohung der unabhängigen Preosse durch immer mehr Leiharbeit in den Redaktionen an. Hier http://www.djv.de/SingleNews.20.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=1372&tx_ttnews[backPid]=18&cHash=e3870963cb findet sich die Mitteilung des Verbandes. Unter der Überschrift „Billige Lohnschreiber bedrohen Journalismus“ nahm sich die netzeitung hier http://www.netzeitung.de/medien/999757.html des Themas an.
Worum geht es? Nun, im Medienbereich gibt es recht attraktive Tarifverträge, die Journalistinnen und Journalisten auskömmliche Bezüge weit jenseits der Prekariatsgrenze sichern. Mit zunehmenden Berufsjahren und wachsender Verantwortung kann man als Zeitungsredakteur durchaus anständig verdienen. Dass das dem einen oder anderen Verlagsmanager ein Dorn im Auge ist, liegt auf der Hand, denn schließlich wollen auch Aktionäre beglückt werden.
„Outsourcing“ und freie Mitarbeiter waren bisher das Mittel der Wahl, um die Kosten im Zaum zu halten. Von den meisten Lesern unbemerkt, werden große Teile vieler Tageszeitungen längst „fremd“ und vor allem kostengünstig produziert. Die Rede ist nicht vom freien Schreiberling, der über die abendliche Versammlung des Karnickelzüchtervereins „Flotter Rammler“ berichtet, sich dazu vier Stunden ins Vereinslokal setzt, eifrig mitschreibt und fotografiert, für seine 28 Fahrtkilometer keine Kostenerstattung erhält, anschließend eine Stunde lang den Text über die Karnickelmafia in den Computer drischt, Text und Bilder an seine Redaktion mailt und dafür – mit etwas Glück – neben der Ehre der Autorenschaft 30 Euro erhält. Den Stundenlohn für solcherart Ausbeutung möge sich der geneigte Leser meines kleinen Tagebuches selbst ausrechnen.
Aber darüber wollte ich ja gar nicht schreiben. Sondern über Dienstleister, die für Tageszeitungsverlage komplette Seiten bzw. Beilagen erarbeiten und bis zur druckfertigen pdf-Datei aufbereiten. Natürlich ohne Tarifbindung, ohne Urlaubsansprüche und all die anderen Segnungen des Tarifrechtes. Das ist in deutschen Verlagen längst die Normalität.
Neu ist der ausufernde Einsatz von Leiharbeitern, die große Tageszeitungsverlage bei Zeitarbeitsfirmen anheuern und im normalen Redaktionsbetrieb einsetzen. Nur am Rande erwähnt sei, dass einige Tageszeitungsverlag in unserem schönen Land selbst Besitzer derartiger Zeitarbeitsfirmen sind.
Und so sitzen dann in einer Redaktion der in Ehren ergraute Redakteur in Festanstellung, der jungdynamische Praktikant mit der Hoffnung auf wenigstens eine befristete Anstellung und der Zeitarbeiter Tisch an Tisch und produzieren Qualitätsjournalismus. Am Monatsende bekommt der eine runde viereinhalbtausend Euro, der andere mit etwas Glück gar nichts und der dritte Schreiberling von seiner Zeitarbeitsfirma 2.000 Euro. So schön ist die Arbeitswelt auch in etablierten deutschen Großverlagen.
Der DJV-Bundesvorsitzende wertete die Praxis, Journalisten zu billigen Lohnschreibern zu degradieren, als beschämend und nannte mehr als ein Dutzend deutscher Verlage, die qualifizierte Redakteursstellen auf Dauer mit Leiharbeitnehmern besetzen. Zu den besonders verwerflichen Fällen zählt aus Sicht des DJV die Sächsische Zeitung. Dort ist Leiharbeit gängige Praxis, obwohl das Blatt sich im Besitz der SPD befindet.
Das wunderte mich nicht wirklich, denn die Sächsische Zeitung zählte auch zu den Vorreitern beim Outsourcing von kompletten Regionalredaktionen. Neue Firma, neue Verträge – so macht Unternehmertum Spaß – auch bei der SPD.
So, und nun komme ich wieder auf die eingangs gemachte Feststellung, dass ich mich als erfolgreicher Prophet gefühlt habe, zurück. Ich hatte mir am gestrigen 1. Mai überlegt, was wohl die so gescholtene Sächsische Zeitung und was meine gleichfalls (anteilig) im SPD-Besitz befindliche Lokalpostille namens Leipziger Volkszeitung über das Thema berichten würde. Und ich lag richtig. In beiden Blättern ist das Thema „Leiharbeit im Journalismus“ in der heutigen Ausgabe kein Thema.
Aber, mal ehrlich: Ein Prophet musste ich dazu nicht wirklich sein.
Worum geht es? Nun, im Medienbereich gibt es recht attraktive Tarifverträge, die Journalistinnen und Journalisten auskömmliche Bezüge weit jenseits der Prekariatsgrenze sichern. Mit zunehmenden Berufsjahren und wachsender Verantwortung kann man als Zeitungsredakteur durchaus anständig verdienen. Dass das dem einen oder anderen Verlagsmanager ein Dorn im Auge ist, liegt auf der Hand, denn schließlich wollen auch Aktionäre beglückt werden.
„Outsourcing“ und freie Mitarbeiter waren bisher das Mittel der Wahl, um die Kosten im Zaum zu halten. Von den meisten Lesern unbemerkt, werden große Teile vieler Tageszeitungen längst „fremd“ und vor allem kostengünstig produziert. Die Rede ist nicht vom freien Schreiberling, der über die abendliche Versammlung des Karnickelzüchtervereins „Flotter Rammler“ berichtet, sich dazu vier Stunden ins Vereinslokal setzt, eifrig mitschreibt und fotografiert, für seine 28 Fahrtkilometer keine Kostenerstattung erhält, anschließend eine Stunde lang den Text über die Karnickelmafia in den Computer drischt, Text und Bilder an seine Redaktion mailt und dafür – mit etwas Glück – neben der Ehre der Autorenschaft 30 Euro erhält. Den Stundenlohn für solcherart Ausbeutung möge sich der geneigte Leser meines kleinen Tagebuches selbst ausrechnen.
Aber darüber wollte ich ja gar nicht schreiben. Sondern über Dienstleister, die für Tageszeitungsverlage komplette Seiten bzw. Beilagen erarbeiten und bis zur druckfertigen pdf-Datei aufbereiten. Natürlich ohne Tarifbindung, ohne Urlaubsansprüche und all die anderen Segnungen des Tarifrechtes. Das ist in deutschen Verlagen längst die Normalität.
Neu ist der ausufernde Einsatz von Leiharbeitern, die große Tageszeitungsverlage bei Zeitarbeitsfirmen anheuern und im normalen Redaktionsbetrieb einsetzen. Nur am Rande erwähnt sei, dass einige Tageszeitungsverlag in unserem schönen Land selbst Besitzer derartiger Zeitarbeitsfirmen sind.
Und so sitzen dann in einer Redaktion der in Ehren ergraute Redakteur in Festanstellung, der jungdynamische Praktikant mit der Hoffnung auf wenigstens eine befristete Anstellung und der Zeitarbeiter Tisch an Tisch und produzieren Qualitätsjournalismus. Am Monatsende bekommt der eine runde viereinhalbtausend Euro, der andere mit etwas Glück gar nichts und der dritte Schreiberling von seiner Zeitarbeitsfirma 2.000 Euro. So schön ist die Arbeitswelt auch in etablierten deutschen Großverlagen.
Der DJV-Bundesvorsitzende wertete die Praxis, Journalisten zu billigen Lohnschreibern zu degradieren, als beschämend und nannte mehr als ein Dutzend deutscher Verlage, die qualifizierte Redakteursstellen auf Dauer mit Leiharbeitnehmern besetzen. Zu den besonders verwerflichen Fällen zählt aus Sicht des DJV die Sächsische Zeitung. Dort ist Leiharbeit gängige Praxis, obwohl das Blatt sich im Besitz der SPD befindet.
Das wunderte mich nicht wirklich, denn die Sächsische Zeitung zählte auch zu den Vorreitern beim Outsourcing von kompletten Regionalredaktionen. Neue Firma, neue Verträge – so macht Unternehmertum Spaß – auch bei der SPD.
So, und nun komme ich wieder auf die eingangs gemachte Feststellung, dass ich mich als erfolgreicher Prophet gefühlt habe, zurück. Ich hatte mir am gestrigen 1. Mai überlegt, was wohl die so gescholtene Sächsische Zeitung und was meine gleichfalls (anteilig) im SPD-Besitz befindliche Lokalpostille namens Leipziger Volkszeitung über das Thema berichten würde. Und ich lag richtig. In beiden Blättern ist das Thema „Leiharbeit im Journalismus“ in der heutigen Ausgabe kein Thema.
Aber, mal ehrlich: Ein Prophet musste ich dazu nicht wirklich sein.
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Dienstag, 29. April 2008
The day after ... Der Tag nach dem Marathon
zeitungsdieb, 18:14h
Meinen 100. Marathon habe ich am vergangenen Wochenende heil überstanden. Dazu demnächst mehr. Heute bin ich per Zufall auf ein nettes Video zum Thema Marathon gestoßen. Guckst Du hier:
Wahrscheinlich werde ich mich daran bald wieder erinnern, denn am kommenden Wochenende steht ein 24-Stunden-Lauf an. Autsch.
Wahrscheinlich werde ich mich daran bald wieder erinnern, denn am kommenden Wochenende steht ein 24-Stunden-Lauf an. Autsch.
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Dienstag, 22. April 2008
Türmende Piraten, die saarländische Laber-Fontaine und die Fregatte "Emden". Oder: Wie wär's mal mit Französisch?
zeitungsdieb, 10:05h
Die deutsche Fregatte „Emden“ hat – so melden es dpa und AP – außerplanmäßig Jagd auf Piraten gemacht. Nicht wirklich, denn die Piraten warteten das Eintreffen des deutschen Kriegsgerätes nicht ab, das ihm Rahmen der Operation „Enduring Freedom“ vor dem Horn von Afrika im Einsatz ist. Sie machten sich dünne, was aber ohne Zweifel als Erfolg des deutschen Eingreifens verbucht werden kann. Man ist ja bescheiden.
Den Lesern meines kleinen Tagebuches, die sich ein wenig mehr für militärische Dinge und/oder gar marines Kriegsgetümmel interessieren, sei verraten, dass die Fregatte F210 „Emden“ ein Stück Kriegsgerät in den besten Jahren ist: Sie lief 1980 vom Stapel und wurde 1983 in Dienst gestellt. Die Emden-Fahrer von einst und heute (unter dem Namen gab’s bereits die Emden I bis III, letztere wurde im Mai 1945 gesprengt, die Emden II versenkte sich einen Weltkrieg eher in der Bucht von Scapa Flow) haben unter www.fregatte-emden.de allerlei Wissenswertes über das Schiff zusammengetragen.
Aber zurück zur Piratenjagd: In so ziemlich jedem zivilisierten Land der Welt hätte die Nachricht vom couragierten Eingreifen der Fregatte dazu geführt, dass 1. der Besatzung des Schiffes zumindest per Funk gedankt, 2. ein Vertreter des Verteidigungsministeriums samt Urkunde und Ordenskram auf den Weg zum Schiff geschickt, 3. allen Beteiligten heftigst die Hand geschüttelt und 4. das gesamte Procedere schleunigst publik gemacht wird. In Deutschland tut man sich damit leider schwer.
Es würde mich zudem nicht wundern, wenn irgendwelche linken Parlamentsbazillen, allen voran die saarländische Laber-Fontaine, schon bald in die Welt hinaus tönen würden, dass der klitzekleine Einsatz der „Emden“ doch gar nicht durch das Uno-Mandat gedeckt gewesen sei.
Sicher, man kann der Führung der „Emden“ einen Vorwurf machen. Nämlich den, dass die Flucht der Piraten hingenommen wurde. Wenige Tage zuvor haben die Franzosen demonstriert, wie’s anders geht. Sie verfolgten eine türmende Piratenbande per Hubschrauber und machten sie an Land dingfest. Seinen nächsten Akt soll das gallische Piratenstück übrigens vor einem französischen Gericht erleben. Man stelle sich eine solche Praxis unter deutscher Flagge vor ...
Den Lesern meines kleinen Tagebuches, die sich ein wenig mehr für militärische Dinge und/oder gar marines Kriegsgetümmel interessieren, sei verraten, dass die Fregatte F210 „Emden“ ein Stück Kriegsgerät in den besten Jahren ist: Sie lief 1980 vom Stapel und wurde 1983 in Dienst gestellt. Die Emden-Fahrer von einst und heute (unter dem Namen gab’s bereits die Emden I bis III, letztere wurde im Mai 1945 gesprengt, die Emden II versenkte sich einen Weltkrieg eher in der Bucht von Scapa Flow) haben unter www.fregatte-emden.de allerlei Wissenswertes über das Schiff zusammengetragen.
Aber zurück zur Piratenjagd: In so ziemlich jedem zivilisierten Land der Welt hätte die Nachricht vom couragierten Eingreifen der Fregatte dazu geführt, dass 1. der Besatzung des Schiffes zumindest per Funk gedankt, 2. ein Vertreter des Verteidigungsministeriums samt Urkunde und Ordenskram auf den Weg zum Schiff geschickt, 3. allen Beteiligten heftigst die Hand geschüttelt und 4. das gesamte Procedere schleunigst publik gemacht wird. In Deutschland tut man sich damit leider schwer.
Es würde mich zudem nicht wundern, wenn irgendwelche linken Parlamentsbazillen, allen voran die saarländische Laber-Fontaine, schon bald in die Welt hinaus tönen würden, dass der klitzekleine Einsatz der „Emden“ doch gar nicht durch das Uno-Mandat gedeckt gewesen sei.
Sicher, man kann der Führung der „Emden“ einen Vorwurf machen. Nämlich den, dass die Flucht der Piraten hingenommen wurde. Wenige Tage zuvor haben die Franzosen demonstriert, wie’s anders geht. Sie verfolgten eine türmende Piratenbande per Hubschrauber und machten sie an Land dingfest. Seinen nächsten Akt soll das gallische Piratenstück übrigens vor einem französischen Gericht erleben. Man stelle sich eine solche Praxis unter deutscher Flagge vor ...
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Montag, 21. April 2008
Postkarten, Geheimdienste und Dummheit. Oder: Schäuble & Co. das Leben schwermachen
zeitungsdieb, 15:17h
Am Wochenende hat der Deutsche Depeschendienst ddp gemeldet, dass der Bundesnachrichtendienst BND den E-Mail-Verkehr einer Spiegel-Reporterin überwacht hat. Konkret handelte es sich um die elektronische Korrespondenz zwischen Susanne Koelbl und einem afghanischen Politiker, die in der Zeit vom 7. Juni bis 29. November 2006 von den Schlapphüten mitgelesen wurde.
Das ist in mehrfacher Hinsicht skandalös: Zum einen darf der Auslandsnachrichtendienst BND im Inland eigentlich nicht aktiv werden, zum anderen genießen Journalisten nach wie vor besonderen Schutz vor Observationen. Drittens, und hier wird’s wirklich böse, gehört schon eine gehörige Portion Blauäugigkeit dazu, sensible Daten per Postkarte durch die Welt zu schicken.
An dieser Stelle mögen die Leser meines kleinen Tagebuches stutzen. Wiese Postkarte? Nun, etwas anderes ist die E-Mail-Korrespondenz in der beschriebenen Art und Weise nicht. Genau wie bei einer Postkarte kann auch beim Versand einer E-Mail jeder mitlesen, sofern man keine Vorkehrungen gegen Schnüffelei trifft.
Dazu gibt es eine Menge wohlfeiler Verschlüsselungsprogramme, die allesamt dazu angetan sind, den Schäubles dieser Welt und ihren kriminell-kranken Helfershelfern das Handwerk zu erschweren oder aber ganz zu legen. Wer so etwas einsetzt, kann seine Privatsphäre, aber auch berufliche Informationen wirkungsvoll vor der Datensammelwut austickender Innenminister, tollwütiger Geheimschnüffler und neugieriger Zeitgenossen schützen. Ganz legal, übrigens. Wer’s nicht tut und sensibles Material offen via Netz schickt, kann zwar im Nachhinein empört sein und mit den Augen rollen, muss sich jedoch eine Mitschuld am Geschehen anrechnen lassen.
Anders gesagt: Wer seine Wohnung nicht abschließt, macht Einbrechern das Leben sträflich leicht.
Wer’s genauer wissen möchte, dem sei die German Pricy Foundation empfohlen www.privacyfoundation.de/links_partner/ Wer schickt schon Postkarten ...
Das ist in mehrfacher Hinsicht skandalös: Zum einen darf der Auslandsnachrichtendienst BND im Inland eigentlich nicht aktiv werden, zum anderen genießen Journalisten nach wie vor besonderen Schutz vor Observationen. Drittens, und hier wird’s wirklich böse, gehört schon eine gehörige Portion Blauäugigkeit dazu, sensible Daten per Postkarte durch die Welt zu schicken.
An dieser Stelle mögen die Leser meines kleinen Tagebuches stutzen. Wiese Postkarte? Nun, etwas anderes ist die E-Mail-Korrespondenz in der beschriebenen Art und Weise nicht. Genau wie bei einer Postkarte kann auch beim Versand einer E-Mail jeder mitlesen, sofern man keine Vorkehrungen gegen Schnüffelei trifft.
Dazu gibt es eine Menge wohlfeiler Verschlüsselungsprogramme, die allesamt dazu angetan sind, den Schäubles dieser Welt und ihren kriminell-kranken Helfershelfern das Handwerk zu erschweren oder aber ganz zu legen. Wer so etwas einsetzt, kann seine Privatsphäre, aber auch berufliche Informationen wirkungsvoll vor der Datensammelwut austickender Innenminister, tollwütiger Geheimschnüffler und neugieriger Zeitgenossen schützen. Ganz legal, übrigens. Wer’s nicht tut und sensibles Material offen via Netz schickt, kann zwar im Nachhinein empört sein und mit den Augen rollen, muss sich jedoch eine Mitschuld am Geschehen anrechnen lassen.
Anders gesagt: Wer seine Wohnung nicht abschließt, macht Einbrechern das Leben sträflich leicht.
Wer’s genauer wissen möchte, dem sei die German Pricy Foundation empfohlen www.privacyfoundation.de/links_partner/ Wer schickt schon Postkarten ...
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200 sterbende Läufer in Leipzig oder: Von der Dummheit mancher Schreiberlinge ...
zeitungsdieb, 11:59h
Erschreckende Szenen haben sich beim Leipzig-Marathon am 20. April abgespielt: Von reichlich 800 gestarteten Läufern erreichten nur knapp über 600 das 42,195 km entfernte Ziel des Marathonlaufes. Im Klartext: Rund 200 Läufer - für die Pisa-Generation: das ist ein Viertel - blieb auf der Strecke.
Und da der Leipzig-Marathon auf einem 21km langen Zwei-Runden-Kurs ausgetragen wird, muss folglich aller 100 Meter ein gescheiterter Marathonaspirant verröchelt sein. Nur: Gesehen habe ich lediglich einen Einsatz der Rettungssanitäter, und dieser galt einem Zuschauer.
Des Rätsels Lösung liegt in der Dummheit bzw. Unbedarftheit meiner werten Kollegen, die im Auftrag der hiesigen Lokalpostille vom Marathon berichteten. Sie ließen sich - wieder einmal - die Zahl der gemeldeten Läufer als Starterzahl unterjubeln. Dass beide stark voneinander abweichen, ist eine Binsenweisheit, die von cleveren Veranstaltern z.B. in Berlin und Hamburg ausgenutzt wird. Dort nimmt man Meldungen bis zu einem Limit entgegen, das deutlich über der Streckenkapazität liegt, wohl wissend, dass ein Fünftel bis ein Viertel der avisierten Teilnehmer aus diesem oder jenem Grund dem teuer bezahlten Lauf fernbleibt. Aus diesem Grund veröffentlicht man bei diesen Marathons auch die Zahl der tatsächlich gestarteten, d.h. über die Zählmatten gelaufenen Läufer. Nur bis in die Sportredaktion der "Leipziger Volkszeitung" hat sich das noch nicht herumgesprochen ...
Damit ich heute nicht nur meckere, sei den Lesern meines kleinen Tagebuches verraten, dass ich am gestrigen 20. April einen recht angenehmen Leipzig-Marathon gelaufen bin. Noch immer als Aufbautraining nach Verletzungspause war es mein 99. Lauf über Marathon "und länger", das Wetter war - bis auf den Ostwind - optimal, die Veranstaltung gut organisiert und die Zeit mit 3:28h etwas schneller als für diesen Tag geplant.
Unverschämt waren lediglich die Raubritter, die für das Abstellen von Autos auf einer Schotterfläche fünf Euro kassieren wollten - im Vorjahr parkte man dort zum Nulltarif. Aber die Leipziger haben eben immer neue Ideen, den dienstältesten deutschen Stadtmarathon vor gefährlichem Wachstum zu schützen ... Nicht auszudenken, wenn der Leipzig-Marathon die 1000er-Grenze realer Starter überwinden würde ...
Und da der Leipzig-Marathon auf einem 21km langen Zwei-Runden-Kurs ausgetragen wird, muss folglich aller 100 Meter ein gescheiterter Marathonaspirant verröchelt sein. Nur: Gesehen habe ich lediglich einen Einsatz der Rettungssanitäter, und dieser galt einem Zuschauer.
Des Rätsels Lösung liegt in der Dummheit bzw. Unbedarftheit meiner werten Kollegen, die im Auftrag der hiesigen Lokalpostille vom Marathon berichteten. Sie ließen sich - wieder einmal - die Zahl der gemeldeten Läufer als Starterzahl unterjubeln. Dass beide stark voneinander abweichen, ist eine Binsenweisheit, die von cleveren Veranstaltern z.B. in Berlin und Hamburg ausgenutzt wird. Dort nimmt man Meldungen bis zu einem Limit entgegen, das deutlich über der Streckenkapazität liegt, wohl wissend, dass ein Fünftel bis ein Viertel der avisierten Teilnehmer aus diesem oder jenem Grund dem teuer bezahlten Lauf fernbleibt. Aus diesem Grund veröffentlicht man bei diesen Marathons auch die Zahl der tatsächlich gestarteten, d.h. über die Zählmatten gelaufenen Läufer. Nur bis in die Sportredaktion der "Leipziger Volkszeitung" hat sich das noch nicht herumgesprochen ...
Damit ich heute nicht nur meckere, sei den Lesern meines kleinen Tagebuches verraten, dass ich am gestrigen 20. April einen recht angenehmen Leipzig-Marathon gelaufen bin. Noch immer als Aufbautraining nach Verletzungspause war es mein 99. Lauf über Marathon "und länger", das Wetter war - bis auf den Ostwind - optimal, die Veranstaltung gut organisiert und die Zeit mit 3:28h etwas schneller als für diesen Tag geplant.
Unverschämt waren lediglich die Raubritter, die für das Abstellen von Autos auf einer Schotterfläche fünf Euro kassieren wollten - im Vorjahr parkte man dort zum Nulltarif. Aber die Leipziger haben eben immer neue Ideen, den dienstältesten deutschen Stadtmarathon vor gefährlichem Wachstum zu schützen ... Nicht auszudenken, wenn der Leipzig-Marathon die 1000er-Grenze realer Starter überwinden würde ...
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Mittwoch, 16. April 2008
Wer - wie - was? Oder: Aufschlussreiche Herkunft
zeitungsdieb, 10:24h
Vor einiger Zeit hatte ich an dieser Stelle bereits über das Wunder der IP-Adressen geschwafelt, die - sofern man sie nicht mittels Tor oder anderer schlauer Helferlein verdingsbumst - Aufschlüsse über die Herkunft von Internet-Nutzern und Tagebuch-Mitlesern zulassen.
Nicht minder interessant ist die Auflistung der Suchbegriffe, die den einen oder anderen Neu-Leser auf mein kleines Tagebuch aufmerksam werden ließen. Keine Bange, ich rede hier nicht von "Sex", "Sprengstoff", "Terror", Britney Spears" oder "Paris Hilton" - wer sucht denn schon nach sowas.
Allerdings scheint ein Berufskollege derzeit verstärkt nach seinem Namen zu googeln - und da ich eben diesen Kollegen wegen der äußerst brutalen Verwendung eines vermeintlichen Adenauer-Zitates mit dem Beinamen "der Kastrierer" bedacht hatte, landete er prompt auch in den Zeitungsdiebs Tagebuch.
Gelle, das ist mal ein ordentlicher Lesestoff. Nicht immer so'n Zeugs wie sonst ... In diesem Sinne: Viel Spaß noch beim Schmökern und: Gegen Honorar schreibe ich auch mal wieder ein paar Zeilen für die Lokalpostille.
Nicht minder interessant ist die Auflistung der Suchbegriffe, die den einen oder anderen Neu-Leser auf mein kleines Tagebuch aufmerksam werden ließen. Keine Bange, ich rede hier nicht von "Sex", "Sprengstoff", "Terror", Britney Spears" oder "Paris Hilton" - wer sucht denn schon nach sowas.
Allerdings scheint ein Berufskollege derzeit verstärkt nach seinem Namen zu googeln - und da ich eben diesen Kollegen wegen der äußerst brutalen Verwendung eines vermeintlichen Adenauer-Zitates mit dem Beinamen "der Kastrierer" bedacht hatte, landete er prompt auch in den Zeitungsdiebs Tagebuch.
Gelle, das ist mal ein ordentlicher Lesestoff. Nicht immer so'n Zeugs wie sonst ... In diesem Sinne: Viel Spaß noch beim Schmökern und: Gegen Honorar schreibe ich auch mal wieder ein paar Zeilen für die Lokalpostille.
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Jeder Lauf ist ein Geschenk oder: Genüssliches Traben durch den Werdauer Wald
zeitungsdieb, 10:17h
Unter Ultraläufern kursiert der Satz „Jeder Lauf ist ein Geschenk“. Mag sein, dass Außenstehende sich schwer mit der Vorstellung tun, einen winterlichen Trainingslauf bei Schneematsch, Wind und Schlamm als Geschenk zu sehen, aber Läufer – und diese gibt es ja reichlich unter den Lesern meines kleinen Tagebuches – können die Richtigkeit dieses Ausspruches (Von wem eigentlich?) sicher bestätigen.
Und so war für mich der Werdauer Marathon am 13. April auch ein Geschenk. Geplant hatte ich eigentlich nicht, diesen Lauf mitzumachen. Warum? Am 27. April will ich mit dem Oberelbemarathon meinen „100.“ Lauf über Marathon „oder länger“ absolvieren. Das habe ich seit einigen Monaten geplant und meinen Kalender darauf ausgerichtet. Nummer 99 soll der Leipzig-Marathon am kommenden Wochenende sein (Heimspiel!), Nummer 98 eigentlich der Nürnberger 6-Stunden-Lauf. Da ich aber wegen meiner Knochenhautentzündung eine Laufpause einschieben und so den mir sehr am Herzen liegenden Lauf in Nürnberg sausen lassen musste, nahm ich am Werdauer Waldmarathon teil, um meine Statistik wieder „auf Plan“ zu bringen.
Der Lauf ist genau das, was die Bulettenbrater von Mac Doof einst für sich beansprucht haben: einfach gut. Für eine sehr niedrige Startgebühr – selbst Spätmelder zahlen nur 15 Euro, Vorbucher sind mit 10 bzw. 12 Euronen dabei – gibt es einen herrlichen Landschaftslauf. Von der Landessportschule (im Kern ein Bau des 1000-jährigen Reiches, hier sollte der Spruch von den zähen, harten, windhundartigen deutschen Jugendlichen umgesetzt werden) geht es auf einer Nebenstraße und allerlei Waldwegen gute 5 kms in den Wald hinein, dann auf zwei identischen Runden a’ 10 km durch ihn hindurch und dann wieder zurück nach Werdau. Macht in Summa einen kompletten Marathon nebst einiger Höhenmeter und herrlicher Naturerlebnisse. Hat man die letzten 20 Höhenmeter hinauf zur Stadion erklommen und die Ehrenrunde absolviert, erhält man im Ziel eine Urkunde und ein Gratishandtuch. In diesem Jahr weiß statt blau und größer als 2007 – das Handtuch.
Für mich war Werdau der erste längere Lauf seit dem Elbtunnelmarathon Ende Januar. Dazwischen leistete ich mir wegen meines Wadenzwackers allenfalls mal eine 25-km-Einheit, einige 20km-Läufe und die üblichen 15km-Runden, vor allem aber „sehr vernünftige Laufpausen“.
Folglich war mein Werdauer Waldlauf in erster Linie eine lange Trainingseinheit, die ich in knapp 4 Stunden absolvieren wollte. Knapp unter 6er Schnitt trollte ich durch den Wald, wurde in der zweiten Hälfte des Marathons sogar ein wenig schneller – das fiel mir leicht, denn bis km 15 plagte mich noch eine nervige Pollen-oder-was-weiß-ich-Allergie, erst danach atmete es sich ohne Getöse. Vier Minuten unter dem selbst gesetzten 4-Stunden-Limit kam ich relativ fröhlich ins Ziel, zufrieden mit mir, der Welt und meiner nicht zwackenden Wade.
Für reichliches Amüsement auf der Strecke hatten die Anfragen mehrerer Läufer gesorgt, die mich von anderen Läufen kennen und sich nach meinen Problemen erkundigten. Merke: Wer sonst ein gutes Stück schneller unterwegs ist, darf auch mal langsam laufen und sich der Fürsorge seiner Mitmenschen erfreuen.
Vor allem aber war der Werdauer Waldmarathon für mich im allerbesten Sinne ein Geschenk. Sicher, eine Knochenhautentzündung ist kein lebensbedrohlicher Zustand, aber sie hat es geschafft, mich aus der durchaus überheblichen Routine „Ein Marathon geht immer“ zu reißen und mir deutlich zu machen, dass ein Lauf eben nicht selbstverständlich ist – dass er durchaus als ein Geschenk empfunden werden kann und soll.
In diesem Sinne: Ich wünsche den laufenden Lesern meines kleinen Tagebuches noch viele Geschenke – und mir natürlich auch. Und was die Nichtläufer betrifft: Vielleicht kommt Ihr ja noch drauf ...
Und so war für mich der Werdauer Marathon am 13. April auch ein Geschenk. Geplant hatte ich eigentlich nicht, diesen Lauf mitzumachen. Warum? Am 27. April will ich mit dem Oberelbemarathon meinen „100.“ Lauf über Marathon „oder länger“ absolvieren. Das habe ich seit einigen Monaten geplant und meinen Kalender darauf ausgerichtet. Nummer 99 soll der Leipzig-Marathon am kommenden Wochenende sein (Heimspiel!), Nummer 98 eigentlich der Nürnberger 6-Stunden-Lauf. Da ich aber wegen meiner Knochenhautentzündung eine Laufpause einschieben und so den mir sehr am Herzen liegenden Lauf in Nürnberg sausen lassen musste, nahm ich am Werdauer Waldmarathon teil, um meine Statistik wieder „auf Plan“ zu bringen.
Der Lauf ist genau das, was die Bulettenbrater von Mac Doof einst für sich beansprucht haben: einfach gut. Für eine sehr niedrige Startgebühr – selbst Spätmelder zahlen nur 15 Euro, Vorbucher sind mit 10 bzw. 12 Euronen dabei – gibt es einen herrlichen Landschaftslauf. Von der Landessportschule (im Kern ein Bau des 1000-jährigen Reiches, hier sollte der Spruch von den zähen, harten, windhundartigen deutschen Jugendlichen umgesetzt werden) geht es auf einer Nebenstraße und allerlei Waldwegen gute 5 kms in den Wald hinein, dann auf zwei identischen Runden a’ 10 km durch ihn hindurch und dann wieder zurück nach Werdau. Macht in Summa einen kompletten Marathon nebst einiger Höhenmeter und herrlicher Naturerlebnisse. Hat man die letzten 20 Höhenmeter hinauf zur Stadion erklommen und die Ehrenrunde absolviert, erhält man im Ziel eine Urkunde und ein Gratishandtuch. In diesem Jahr weiß statt blau und größer als 2007 – das Handtuch.
Für mich war Werdau der erste längere Lauf seit dem Elbtunnelmarathon Ende Januar. Dazwischen leistete ich mir wegen meines Wadenzwackers allenfalls mal eine 25-km-Einheit, einige 20km-Läufe und die üblichen 15km-Runden, vor allem aber „sehr vernünftige Laufpausen“.
Folglich war mein Werdauer Waldlauf in erster Linie eine lange Trainingseinheit, die ich in knapp 4 Stunden absolvieren wollte. Knapp unter 6er Schnitt trollte ich durch den Wald, wurde in der zweiten Hälfte des Marathons sogar ein wenig schneller – das fiel mir leicht, denn bis km 15 plagte mich noch eine nervige Pollen-oder-was-weiß-ich-Allergie, erst danach atmete es sich ohne Getöse. Vier Minuten unter dem selbst gesetzten 4-Stunden-Limit kam ich relativ fröhlich ins Ziel, zufrieden mit mir, der Welt und meiner nicht zwackenden Wade.
Für reichliches Amüsement auf der Strecke hatten die Anfragen mehrerer Läufer gesorgt, die mich von anderen Läufen kennen und sich nach meinen Problemen erkundigten. Merke: Wer sonst ein gutes Stück schneller unterwegs ist, darf auch mal langsam laufen und sich der Fürsorge seiner Mitmenschen erfreuen.
Vor allem aber war der Werdauer Waldmarathon für mich im allerbesten Sinne ein Geschenk. Sicher, eine Knochenhautentzündung ist kein lebensbedrohlicher Zustand, aber sie hat es geschafft, mich aus der durchaus überheblichen Routine „Ein Marathon geht immer“ zu reißen und mir deutlich zu machen, dass ein Lauf eben nicht selbstverständlich ist – dass er durchaus als ein Geschenk empfunden werden kann und soll.
In diesem Sinne: Ich wünsche den laufenden Lesern meines kleinen Tagebuches noch viele Geschenke – und mir natürlich auch. Und was die Nichtläufer betrifft: Vielleicht kommt Ihr ja noch drauf ...
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Donnerstag, 10. April 2008
Beunruhigende Stille oder: Russische U-Boote und (k)eine Bombenbauanleitung
zeitungsdieb, 11:54h
Literaten und Filmemacher sprechen in ihren Werken gern von "beunruhigender Stille". Der Held lauscht in solchen Szenarien plötzlich ganz angestrengt, hört aber nichts, dann äugt er mit eulengleicher Kopfrotation in die Umgebung, sieht nichts - und wird von einem oberbösen Untier gefressen oder einem zweibeinigen Feindbild abgeschlachtet. Manchmal fällt ihm, wenn die beunruhigende Stille lange genug währte, auch etwas auf den Kopf oder ein Speer piekst ihn.
In den vergangenen Tagen habe ich mich in meinem Büro an eine neue Geräuschkulisse - oder besser eben: Nichtgeräuschkulisse - gewöhnen dürfen und müssen, die irgendwie auch etwas beunruhigendes hatte.
Nachdem am Wochenende mein Dell-Server seinen letzten Rappler getan hatte und ich meine EDV komplett umgestricken musste, hat sich der Geräuschpegel in meinem Büro signifikant verringert. Der alte Server hatte mir sein Tun durch leises Lüfterrauschen mitgeteilt. Deutlich vernehmbarer ging mein bisheriges Hub zur Sache. Ein kleiner Lüfter schaufelte Frischluft ins 19-Zoll-Gehäuse. Beide Geräusche fehlen nun, denn statt des Dellservers dienen jetzt zwei NATS-Laufwerke als Datenlager. Da ich weder Cineast noch MP3-Süchtiger, sondern einfach ein emsig arbeitender Schreiberling bin, lasse ich die 250-GB-Platten im Spiegelbetrieb laufen und freue mich ob der gestiegenden Datensicherheit.
Mein neuer Switch distanziert sich klar von seinem Vorgänger. Er ist ersten kleiner (logisch, weil er eben nicht mehr 16, sondern nur 8 "Kunden" bedienen muss), sieht deutlich cooler aus (weiß - würde mir bei einem Auto nicht wirklich gefallen, höchsten bei einem Rolls, aaaaaber ...) und ist lüfterlos. Wunder des Fortschritts.
Dafür ist meine Wanduhr nun wieder gut zu hören. Was kein wirkliches Wunder ist, denn die stammt aus Russland und ist eigentlich für den Einsatz in der Kommandantenkabine eines U-Bootes bestimmt. Dass sie in meinem Büro die Zeit anzeigt, ist einer höchst kuriosen Kausalkette geschuldet: Anfang der 90er-Jahre hatte der russische Bäre eine Schwächephase. Die Verbündeten entbündeten sich, die Armee bröselte. Die Herstellung neuer Waffensysteme - darunter auch die U-Boote - geriet ins Stocken.
Das war weltweit bekannt, nur dem Hersteller der U-Boot-Uhren war's entgangen, was zu einer gewissen Überproduktion führte. Eine dieser Kommandantenuhren ist auf höchst verschlungenen Pfaden bei mir gelandet und wird hier in Ehren gehalten. Jeweils freitags wird das gute Stück aufgezogen, denn geordnete Verhältnisse müssen ja sein. Außerdem läuft das Unterwasser-Chronometer "nur" eine Woche, dann braucht's frische Energie aufs Federwerk.
Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich den Lesern dieses Tagebuches allerdings raten, nicht dem Prinzip der vollständigen Induktion zu folgen und vom Besitz dieses einen militärischen low-Tech-Artikels auf das Vorhandensein weiteren russischen MIK-Interieurs in meinen heiligen Hallen zu schließen. Es befinden sich in meinem Büro weder Kernsprengköpfe noch Mittelstreckenraketen, weder RPG 8 noch Strela-Raketen (so heißt der russische Stingernachbau), keine AK 47, kein Sehrohr, keine Torpedos oder sonstwelches Zeuchs aus dieser Schublade. Und wenn es doch so wäre, würde ich es hier nicht veröffentlichen.
Warum ich aber die ganze Liste aufgeschrieben habe? Um mich in einigen Stunden daran zu ergötzen, wonach die Leute bei Google so alles suchen. Na, und um noch einige Zugriffe mehr zu erhalten, dürfen natürlich zwei besonders gern nachgefragte Vokabeln auch nicht fehlen: Bombenbauanleitung und Sprengstoffrezept - so, nun haben auch die Schlapphüte wieder Lesestoff. Nicht sauer sein, Jungs. Seid froh, dass ihr meinen Text nicht erst aus dem Arabischen übersetzen musstet. *g*
In den vergangenen Tagen habe ich mich in meinem Büro an eine neue Geräuschkulisse - oder besser eben: Nichtgeräuschkulisse - gewöhnen dürfen und müssen, die irgendwie auch etwas beunruhigendes hatte.
Nachdem am Wochenende mein Dell-Server seinen letzten Rappler getan hatte und ich meine EDV komplett umgestricken musste, hat sich der Geräuschpegel in meinem Büro signifikant verringert. Der alte Server hatte mir sein Tun durch leises Lüfterrauschen mitgeteilt. Deutlich vernehmbarer ging mein bisheriges Hub zur Sache. Ein kleiner Lüfter schaufelte Frischluft ins 19-Zoll-Gehäuse. Beide Geräusche fehlen nun, denn statt des Dellservers dienen jetzt zwei NATS-Laufwerke als Datenlager. Da ich weder Cineast noch MP3-Süchtiger, sondern einfach ein emsig arbeitender Schreiberling bin, lasse ich die 250-GB-Platten im Spiegelbetrieb laufen und freue mich ob der gestiegenden Datensicherheit.
Mein neuer Switch distanziert sich klar von seinem Vorgänger. Er ist ersten kleiner (logisch, weil er eben nicht mehr 16, sondern nur 8 "Kunden" bedienen muss), sieht deutlich cooler aus (weiß - würde mir bei einem Auto nicht wirklich gefallen, höchsten bei einem Rolls, aaaaaber ...) und ist lüfterlos. Wunder des Fortschritts.
Dafür ist meine Wanduhr nun wieder gut zu hören. Was kein wirkliches Wunder ist, denn die stammt aus Russland und ist eigentlich für den Einsatz in der Kommandantenkabine eines U-Bootes bestimmt. Dass sie in meinem Büro die Zeit anzeigt, ist einer höchst kuriosen Kausalkette geschuldet: Anfang der 90er-Jahre hatte der russische Bäre eine Schwächephase. Die Verbündeten entbündeten sich, die Armee bröselte. Die Herstellung neuer Waffensysteme - darunter auch die U-Boote - geriet ins Stocken.
Das war weltweit bekannt, nur dem Hersteller der U-Boot-Uhren war's entgangen, was zu einer gewissen Überproduktion führte. Eine dieser Kommandantenuhren ist auf höchst verschlungenen Pfaden bei mir gelandet und wird hier in Ehren gehalten. Jeweils freitags wird das gute Stück aufgezogen, denn geordnete Verhältnisse müssen ja sein. Außerdem läuft das Unterwasser-Chronometer "nur" eine Woche, dann braucht's frische Energie aufs Federwerk.
Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich den Lesern dieses Tagebuches allerdings raten, nicht dem Prinzip der vollständigen Induktion zu folgen und vom Besitz dieses einen militärischen low-Tech-Artikels auf das Vorhandensein weiteren russischen MIK-Interieurs in meinen heiligen Hallen zu schließen. Es befinden sich in meinem Büro weder Kernsprengköpfe noch Mittelstreckenraketen, weder RPG 8 noch Strela-Raketen (so heißt der russische Stingernachbau), keine AK 47, kein Sehrohr, keine Torpedos oder sonstwelches Zeuchs aus dieser Schublade. Und wenn es doch so wäre, würde ich es hier nicht veröffentlichen.
Warum ich aber die ganze Liste aufgeschrieben habe? Um mich in einigen Stunden daran zu ergötzen, wonach die Leute bei Google so alles suchen. Na, und um noch einige Zugriffe mehr zu erhalten, dürfen natürlich zwei besonders gern nachgefragte Vokabeln auch nicht fehlen: Bombenbauanleitung und Sprengstoffrezept - so, nun haben auch die Schlapphüte wieder Lesestoff. Nicht sauer sein, Jungs. Seid froh, dass ihr meinen Text nicht erst aus dem Arabischen übersetzen musstet. *g*
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Dienstag, 8. April 2008
Die Energieversorgung ist sicher - und die Erde ist eine Scheibe
zeitungsdieb, 09:51h
Nein, es geht mir bei diesem Tagebucheintrag nicht um das übliche erneuerbare Energien-Gebrabbel, es geht mir auch nicht um die nur von den Enkeln geborgte Erde, nicht um Atomausstieg und des Moppelministers Gabriel Öko-Trip. Es geht mir um meinen ganz persönlichen Strom, der aus den heimischen Steckdosen gekrabbelt kommt, wenn ich ihn denn benötige.
Denn - so suggerieren die tapferen deutschen Energieversorger und ihre eingedeutschten Wettbewerber - der Strom ist sicher. Nicht wie in Portugal, auf Kube oder anderswo am Arsch der Welt - nein, bei uns ist immer Strom. Weil wir die Guten sind bzw. haben. Die Guten, die heißen, Vattenfall, RWE, eon usw.
Und all das Geld, dass diese Guten von ihren Kunden (irgendwann werden die Konzerndemagogen dafür noch den Begriff "Energiepartner" erfinden) eintreiben, dient nicht etwa der Mehrung von Reichtum und der Bezahlung von Lustreisen, sondern einzig und allein der Verbesserung der Energieversorgung. Sicherer, ökologischer und irgendwie kuscheliger soll sie werden - und das hat nunmal seinen Preis. In Deutschland.
Daran dachte ich, als in meinem Haus am Samstagmorgen die USVs aus meinem Büro jammerten. Das Gepiepse hörte allerdings nach einiger Zeit auf, denn der Stromausfall dauerte etwa zwei Stunden. Mittendrin kam mal etwas "Saft" wieder, aber das war nur ein kurzes Interemezzo, dann war's wieder zappenduster in Panitzsch. Eine marode Hochspannungsleitung hatte den Geist aufgegeben. Nun passiert sowas in lastschwacher Zeit nicht mal eben so, dazu muss der Wurm schon tief im Kupfer stecken. Und weils so schön war, wiederholte sich das Spiel am Sonntagmorgen gleich nochmal.
Aber ich will nicht jammern: Inzwischen hat mein Dorf ja wieder Saft, die RWE-Tochter enviaM hat ihre Strippe geflickt. Und sie lässt es sogar zu, dass ich unter missbräuchlicher Nutzung des Stromes, der durch ihre Leitungen fließt, ein böses Traktat für mein Tagebuch schreibe.
Und schließlich hatte die Versorgungsfreizeit (gell, das klingt doch viel positiver als Stromausfall) auch ihre positiven Nebenwirkungen. In meinem Büro hat ein Server trotz USV und Netzfilter den Geist aufgegeben. Aber diesen Computer wollte ich ohnehin austauschen und hatte die neue Technik schon seit einigen Wochen in meinem Büro stehen. Aber ich fand nie die Zeit, den Umbau vorzunehmen. Nun hatte ich sie plötzlich zu haben, einen ganzen Sonntag und einen ganzen Montag lang. Danke, enviaM!
Apropos Umbau: Im Zuge meiner Systemumstellung ist einiges übrig geblieben:
1. Eine Paket Server-Software Windows 2000 mit fünf Lizenzen und
2. ein Dual Speed Stackable Hub von Netgear DS 516 für 10/100MBit, zum Einbau in ein 19-Zoll-Serverrack geeignet. Ideal, um im heimischen Netz bis zu 16 PCs, Drucker usw. zu vernetzen, allerdings wegen eines mitlaufenden Lüfters nicht schlafzimmertauglich.
Wer Interesse hat, kann mich ja mal anmailen. Für jeweils 10 Euro plus Porto schnüre ich nette Pakete.
Denn - so suggerieren die tapferen deutschen Energieversorger und ihre eingedeutschten Wettbewerber - der Strom ist sicher. Nicht wie in Portugal, auf Kube oder anderswo am Arsch der Welt - nein, bei uns ist immer Strom. Weil wir die Guten sind bzw. haben. Die Guten, die heißen, Vattenfall, RWE, eon usw.
Und all das Geld, dass diese Guten von ihren Kunden (irgendwann werden die Konzerndemagogen dafür noch den Begriff "Energiepartner" erfinden) eintreiben, dient nicht etwa der Mehrung von Reichtum und der Bezahlung von Lustreisen, sondern einzig und allein der Verbesserung der Energieversorgung. Sicherer, ökologischer und irgendwie kuscheliger soll sie werden - und das hat nunmal seinen Preis. In Deutschland.
Daran dachte ich, als in meinem Haus am Samstagmorgen die USVs aus meinem Büro jammerten. Das Gepiepse hörte allerdings nach einiger Zeit auf, denn der Stromausfall dauerte etwa zwei Stunden. Mittendrin kam mal etwas "Saft" wieder, aber das war nur ein kurzes Interemezzo, dann war's wieder zappenduster in Panitzsch. Eine marode Hochspannungsleitung hatte den Geist aufgegeben. Nun passiert sowas in lastschwacher Zeit nicht mal eben so, dazu muss der Wurm schon tief im Kupfer stecken. Und weils so schön war, wiederholte sich das Spiel am Sonntagmorgen gleich nochmal.
Aber ich will nicht jammern: Inzwischen hat mein Dorf ja wieder Saft, die RWE-Tochter enviaM hat ihre Strippe geflickt. Und sie lässt es sogar zu, dass ich unter missbräuchlicher Nutzung des Stromes, der durch ihre Leitungen fließt, ein böses Traktat für mein Tagebuch schreibe.
Und schließlich hatte die Versorgungsfreizeit (gell, das klingt doch viel positiver als Stromausfall) auch ihre positiven Nebenwirkungen. In meinem Büro hat ein Server trotz USV und Netzfilter den Geist aufgegeben. Aber diesen Computer wollte ich ohnehin austauschen und hatte die neue Technik schon seit einigen Wochen in meinem Büro stehen. Aber ich fand nie die Zeit, den Umbau vorzunehmen. Nun hatte ich sie plötzlich zu haben, einen ganzen Sonntag und einen ganzen Montag lang. Danke, enviaM!
Apropos Umbau: Im Zuge meiner Systemumstellung ist einiges übrig geblieben:
1. Eine Paket Server-Software Windows 2000 mit fünf Lizenzen und
2. ein Dual Speed Stackable Hub von Netgear DS 516 für 10/100MBit, zum Einbau in ein 19-Zoll-Serverrack geeignet. Ideal, um im heimischen Netz bis zu 16 PCs, Drucker usw. zu vernetzen, allerdings wegen eines mitlaufenden Lüfters nicht schlafzimmertauglich.
Wer Interesse hat, kann mich ja mal anmailen. Für jeweils 10 Euro plus Porto schnüre ich nette Pakete.
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Paris und Prag oder: Feuerwehr statt Feierwehr!
zeitungsdieb, 09:32h
Was haben Prag und Paris gemeinsam? Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches können solcherart dämliche Fragen nicht überraschen, denn zumeist liefere ich die Auflösung gleich mit - so auch in diesem Fall. Durch beide Städte wurde das olympische Feuer transportiert. Einmal 1936 auf dem Weg nach Berlin, denn die Deutschen haben die Sache mit dem Fackellauf erfunden - nachzuschauen in Leni Riefenstahls begnadetem Olympia-Film. Gestern war das Feuer auf dem Weg nach Peking bzw. Beijing (oder wie man die chinesische Hauptstadt derzeit auch immer schreiben mag)in Paris zu erleben. Und sowohl in Prag als auch in Paris wurde das Feuer zum Verlöschen gebracht. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es zwischen den Ereignissen in Prag und Paris: In beiden Fällen missbrauchten diktatorische Regimes den olympischen Gedanken zu ihrer Selbstinszenierung vor der Weltöffentlichkeit.
Wer nach einer weiteren Gemeinsamkeit sucht: Die Nazis lieferten 1936 in Berlin eine perfekte Show ab, die all die Schlägertrupps, Judenverfolgung usw. nach außen hin vergessen machte. Die chinesischen Machthaber werden diesem Propagandarummel in nichts nachstehen. Wer glaubt, dass die olympischen Spiele zu einer Öffnung des Landes und zu mehr Demokratie führen werden, der hat das Wesen eines totalitären Regimes nicht verstanden.
Hoffentlich bleibt uns allen wenigstens eine weitere Gemeinsamkeit zwischen "damals" und "heute" erspart. Nach 1936 hat es nicht mehr lange gedauert, bis das Feuer aus der einstigen Olympiastadt Berlin in die ganze Welt getragen wurde ...
Mein Tipp: lasst die Feuerwehren zum Fackellauf ausrücken. Lasst sie jetzt löschen - besser als später.
Wer nach einer weiteren Gemeinsamkeit sucht: Die Nazis lieferten 1936 in Berlin eine perfekte Show ab, die all die Schlägertrupps, Judenverfolgung usw. nach außen hin vergessen machte. Die chinesischen Machthaber werden diesem Propagandarummel in nichts nachstehen. Wer glaubt, dass die olympischen Spiele zu einer Öffnung des Landes und zu mehr Demokratie führen werden, der hat das Wesen eines totalitären Regimes nicht verstanden.
Hoffentlich bleibt uns allen wenigstens eine weitere Gemeinsamkeit zwischen "damals" und "heute" erspart. Nach 1936 hat es nicht mehr lange gedauert, bis das Feuer aus der einstigen Olympiastadt Berlin in die ganze Welt getragen wurde ...
Mein Tipp: lasst die Feuerwehren zum Fackellauf ausrücken. Lasst sie jetzt löschen - besser als später.
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