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Dienstag, 6. Mai 2008
24 Stunden Hoyerswerda oder: Eine Premiere ohne Kinderkrankheiten
zeitungsdieb, 12:47h
Hoyerswerda? Hoyerswerda! Als ich durch das DUV-Forum (guckst Du hier: http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=924 ) erfuhr, dass dort Anfang Mai ein 24-Stunden-Lauf stattfinden soll, war ich überrascht und skeptisch. Schließlich ist Hoywoy (so die mundartliche Benennung des Städtchens) nicht gerade eine deutsche Metropole und zudem kein Paradebeispiel für eine deutschzentrale Lage mit bester Verkehrsinfrastruktur.
Aber irgendwie fand sich auf der Seite www.hoyerswerda-marathon.de sogar eine Ausschreibung für den Lauf, also meldete ich mich an.
Die Skepsis blieb, denn die Ausschreibung ließ viele Fragen offen. Zudem tröpfelten die Informationen zum Lauf nur spärlich und über Umwege auf die nach Erleuchtung gierende Ultragemeinde herab. Ein wenig Mut machte mir die Ende April in meinem Briefkasten steckende Meldebestätigung: Eine Ansichtskarte mit Aufnahmen vom Lausitz-Bad, auf mir meine Startnummer mitgeteilt wurde. Außerdem war dort die Telefonnummer von Organisator Manfred Grüneberg vermerkt, die ich kurz vor meinem Aufbruch nach Hoyerswerda wählte, um mich über das Stattfinden des Laufes und der Möglichkeit, bereits am Vortag des Starts irgendwo ein Zelt aufzustellen, zu vergewissern.
Dennoch: Die Skepsis blieb, als wir – meine Frau, dazu Ralph Hermsdorf vom LC Auensee und meine Wenigkeit – am späten Freitagnachmittag am Lausitz-Bad zwar einige Absperrgitter, ein Werbeplakat und das Fahrzeug anderer Läufer, aber keine Spur von Betriebsamkeit entdeckten.
Das hatte sich geändert, als wir von unserem wenig erwähnenswerten Ausflug in die Hoyerswerdaer Spitzengastronomie zurück an den Ort des mutmaßlichen Geschehens kehrten. Emsige Helfer schafften sich beim Aufbau von Pavillons. Entlang der Laufstrecke waren einige Zelte aus dem Boden geschossen. Und als es uns gelungen war, unser erst am Tag zuvor erworbenes „Palais“ nach anfänglichem Wehgeschrei doch noch aufzubauen, sah ich das Abenteuer „Hoywoy“ schon ein wenig optimistischer.
Am Morgen herrschte am Lausitz-Bad ein beeindruckendes Gewimmel. Während die überschaubare Läuferschar noch Frühstücksbrötchen in sich hinein mampfte und klönend Prognosen für die kommenden 24 Stunden aufstellte, wuselten die Helfer im Start-Ziel-Bereich herum, bauten Verpflegungsstände auf, entschärften Poller und errichteten eine Beschallungsanlage …
Eine positive Überraschung gab es beim Empfang der Startunterlagen: Auf einem gesonderten Blatt wurde die Versorgungsplanung bekannt gegeben. Im Klartext: Während der gesamten 24 Stunden sollte es Obst und Getränke geben, von bestimmten Zeiten an jeweils „Ultra-Vesper“, „Ultra-Abendmahl“, „Nachtversorgung“ und Frühstücksbüfett“. Um es vorweg zu nehmen: Die Macher des Laufes hielten sich kaum an den Plan – es gab praktisch immer alles, was das Herz begehrte. Manfred Grüneberg und seine Mitstreiter erfüllten den Läufern jeden Wunsch, kaum dass dieser geäußert worden war.
Nach erfreulich kurz gehaltenen Reden von Org.-Chef und Bürgermeister fiel der kurz-nach-11-Uhr-Startschuss und das gut zwei Dutzend Köpfe zählende Läuferfeld setzte sich in Bewegung. Die Runde ist schnell beschrieben: Vom Lausitz-Bad führt der Weg über eine kurze Promenade, dann auf befestigten und zum Teil gesplitteten Wegen durchs Grüne rund um den Gondelteich um nach 923 Metern wieder zum Ausgangspunkt zurück zu kehren. Kurz nach dem Start geht es ein Stück hinab, kurz vor dem „Ziel“ wieder ein wenig hinauf, alles in allem geht die Strecke aber als „flach“ durch. Sie ist auf alle Fälle gut und abwechslungsreich zu laufen, man kann den Blick in der Natur schweifen lassen, sich über rauchende Muttis ärgern, Anglern zuschauen, sich von Spaziergängern anfeuern lassen und zum Ende einer jeden Runde das Bad in der überschaubaren Menge genießen.
Meine letzte Skepsis hinsichtlich der Kompetenz des Org.-Teams zerstreute sich, als am frühen Abend offensichtlich alle in Hoyerswerda jemals gesichteten Kabeltrommeln eingesetzt wurden, um rund um den Gondelteich ein temporäres Stromnetz zu knüpfen. Das funktionierte offensichtlich, denn die herangeschafften Flutlichtstrahler vertrieben die Dunkelheit und sorgten in der feuchtkalten Nacht sogar für kurzzeitige Wärmeerlebnisse.
Die Rundenzähler erfüllten ihre Aufgabe zumeist recht gut. Nachdem ich einmal einen offensichtlichen Fehler moniert hatte, klappte es auch mit dem Blickkontakt und die Zählerei haute hin. Allerdings hatten „meine“ Zähler nicht wirklich viel zu tun, denn mir ging es vom Start weg nicht wirklich gut. Und nachdem ich mich trotz einer für gemächliches Tempo sprechenden Marathonzeit von 4:15h wie dreifach durchgekaut und ausgespuckt fühlte, machte ich bis 21 Uhr die 85 Runden voll, ging kurz vor Ladenschluss ins Lausitz-Bad zum Duschen und beendete meinen Lauf.
Andere Läufer taten das nicht, und so holte sich Holger Sakuth bei seinem 24-h-Debüt mit 191,68 km den Sieg, beste Frau war Andrea Möhr mit respektablen 168,53 km.
Nach Ablauf der 24 Stunden kamen die Läufer, soweit sie noch über die Strecke bretterten, auch ohne Schlussignal irgendwie zum Stehen, Ekkehard Steuck (63!), platzierte sich kurz vor der Verpflegungszone dem ihm eilig angetragenen Klappstuhl und konnte sich über mehr als 180 km freuen.
Per Messrad wurden die Restmeter aufgenommen und ehe im 24-h-Lauf-typischen Freudengewusel das „Ich-geh-mal-Duschen“-Fieber ausbrach, ging auch schon die Siegerehrung über die Bühne, bei der es für alle Teilnehmer Urkunde, Medaille und ein kleines Erinnerungsgeschenk gab. Nach dem gemeinsamen Verpflegungsrestevernichten leerte sich der Ort des Geschehens, die Ultras zerstreuten sich in alle Winde, die Macher der Veranstaltung räumten in Windeseile auf und beseitigten die Spuren des Laufes.
Eines Laufes, der hoffentlich im kommenden Jahr seine zweite Auflage erleben wird. Denn schließlich verfügen die Mitglieder des Lauftreff Lausitz e.V. hier über eine wirklich gute Strecke und haben bewiesen, dass es Premieren ohne Kinderkrankheiten geben kann. Offensichtlich haben hier Läufer für Läufer organisiert und auch die ihnen im Vorfeld gegebenen Hinweise zu den Besonderheiten einer 24-h-Veranstaltung berücksichtigt.
Keine Kritik? Doch. Aber nur in einem Punkt. Die in der Ausschreibung angekündigte 24-Stunden-Moderation muss nicht sein. Auch beim legendären Reichenbacher Lauf war irgendwann in der Nacht Ruhe. Auf jeden Fall müsste die Lautstärke arg reduziert werden, Läufer und vor allem Supporter nicht unnötig zu quälen. Die nächtliche Endlosbeschallung mit Wolfgang Petri und Heino habe ich nicht als nervig, sondern als Folter empfunden, die es in dieser Art wohl ansonsten nur bei Verhören der CIA geben soll ...
Was könnte im Rahmen eines Feinschliffs verbessert werden?
Da ist zuerst ein „Mehr“ an Kommunikation im Vorfeld zu nennen. Leute, Eure Veranstaltung ist Spitze, teilt das den Ultras auch mit. Dazu gehört eine aktuelle Homepage, dazu gehören (nicht teure) Infoblätter, die bei allen möglichen Veranstaltungen ausgelegt werden.
Zweitens könnte man über einen Richtungswechsel aller sechs Stunden nachdenken. Das bringt Kurzweil auf die Strecke und wird bei einigen anderen Läufen praktiziert, um „orthopädischen Schäden“ vorzubeugen. Auf alle Fälle sorgt es für Abwechslung.
Drittens sollten den Läufern in der Schlussrunde ein Signal für den Zeitablauf übermittelt werden. Wie wär’s mit einem der Hoyerswerdaer Schützenvereine, die Burschen können höllischen Lärm machen ...
Viertens wäre es sinnvoll, den Läufern für die Markierung ihrer Position am Schluss des Rennens ein geeignetes Hilfsmittel zu geben. Legendär ist die Reichenbacher Zitrone, aber auch das Sri-Chinmoy-Hölzchen ist bewährt. Schließlich könnte es ja auch kalt und regnerisch sein – und wer wartet da schon gern auf den Mann mit dem Messrad.
Auf alle Fälle aber eine Bitte: Macht weiter so – ich habe mit der Strecke noch eine Rechnung offen und komme gern wieder nach Hoywoy.
Der Zeitungsdieb
Aber irgendwie fand sich auf der Seite www.hoyerswerda-marathon.de sogar eine Ausschreibung für den Lauf, also meldete ich mich an.
Die Skepsis blieb, denn die Ausschreibung ließ viele Fragen offen. Zudem tröpfelten die Informationen zum Lauf nur spärlich und über Umwege auf die nach Erleuchtung gierende Ultragemeinde herab. Ein wenig Mut machte mir die Ende April in meinem Briefkasten steckende Meldebestätigung: Eine Ansichtskarte mit Aufnahmen vom Lausitz-Bad, auf mir meine Startnummer mitgeteilt wurde. Außerdem war dort die Telefonnummer von Organisator Manfred Grüneberg vermerkt, die ich kurz vor meinem Aufbruch nach Hoyerswerda wählte, um mich über das Stattfinden des Laufes und der Möglichkeit, bereits am Vortag des Starts irgendwo ein Zelt aufzustellen, zu vergewissern.
Dennoch: Die Skepsis blieb, als wir – meine Frau, dazu Ralph Hermsdorf vom LC Auensee und meine Wenigkeit – am späten Freitagnachmittag am Lausitz-Bad zwar einige Absperrgitter, ein Werbeplakat und das Fahrzeug anderer Läufer, aber keine Spur von Betriebsamkeit entdeckten.
Das hatte sich geändert, als wir von unserem wenig erwähnenswerten Ausflug in die Hoyerswerdaer Spitzengastronomie zurück an den Ort des mutmaßlichen Geschehens kehrten. Emsige Helfer schafften sich beim Aufbau von Pavillons. Entlang der Laufstrecke waren einige Zelte aus dem Boden geschossen. Und als es uns gelungen war, unser erst am Tag zuvor erworbenes „Palais“ nach anfänglichem Wehgeschrei doch noch aufzubauen, sah ich das Abenteuer „Hoywoy“ schon ein wenig optimistischer.
Am Morgen herrschte am Lausitz-Bad ein beeindruckendes Gewimmel. Während die überschaubare Läuferschar noch Frühstücksbrötchen in sich hinein mampfte und klönend Prognosen für die kommenden 24 Stunden aufstellte, wuselten die Helfer im Start-Ziel-Bereich herum, bauten Verpflegungsstände auf, entschärften Poller und errichteten eine Beschallungsanlage …
Eine positive Überraschung gab es beim Empfang der Startunterlagen: Auf einem gesonderten Blatt wurde die Versorgungsplanung bekannt gegeben. Im Klartext: Während der gesamten 24 Stunden sollte es Obst und Getränke geben, von bestimmten Zeiten an jeweils „Ultra-Vesper“, „Ultra-Abendmahl“, „Nachtversorgung“ und Frühstücksbüfett“. Um es vorweg zu nehmen: Die Macher des Laufes hielten sich kaum an den Plan – es gab praktisch immer alles, was das Herz begehrte. Manfred Grüneberg und seine Mitstreiter erfüllten den Läufern jeden Wunsch, kaum dass dieser geäußert worden war.
Nach erfreulich kurz gehaltenen Reden von Org.-Chef und Bürgermeister fiel der kurz-nach-11-Uhr-Startschuss und das gut zwei Dutzend Köpfe zählende Läuferfeld setzte sich in Bewegung. Die Runde ist schnell beschrieben: Vom Lausitz-Bad führt der Weg über eine kurze Promenade, dann auf befestigten und zum Teil gesplitteten Wegen durchs Grüne rund um den Gondelteich um nach 923 Metern wieder zum Ausgangspunkt zurück zu kehren. Kurz nach dem Start geht es ein Stück hinab, kurz vor dem „Ziel“ wieder ein wenig hinauf, alles in allem geht die Strecke aber als „flach“ durch. Sie ist auf alle Fälle gut und abwechslungsreich zu laufen, man kann den Blick in der Natur schweifen lassen, sich über rauchende Muttis ärgern, Anglern zuschauen, sich von Spaziergängern anfeuern lassen und zum Ende einer jeden Runde das Bad in der überschaubaren Menge genießen.
Meine letzte Skepsis hinsichtlich der Kompetenz des Org.-Teams zerstreute sich, als am frühen Abend offensichtlich alle in Hoyerswerda jemals gesichteten Kabeltrommeln eingesetzt wurden, um rund um den Gondelteich ein temporäres Stromnetz zu knüpfen. Das funktionierte offensichtlich, denn die herangeschafften Flutlichtstrahler vertrieben die Dunkelheit und sorgten in der feuchtkalten Nacht sogar für kurzzeitige Wärmeerlebnisse.
Die Rundenzähler erfüllten ihre Aufgabe zumeist recht gut. Nachdem ich einmal einen offensichtlichen Fehler moniert hatte, klappte es auch mit dem Blickkontakt und die Zählerei haute hin. Allerdings hatten „meine“ Zähler nicht wirklich viel zu tun, denn mir ging es vom Start weg nicht wirklich gut. Und nachdem ich mich trotz einer für gemächliches Tempo sprechenden Marathonzeit von 4:15h wie dreifach durchgekaut und ausgespuckt fühlte, machte ich bis 21 Uhr die 85 Runden voll, ging kurz vor Ladenschluss ins Lausitz-Bad zum Duschen und beendete meinen Lauf.
Andere Läufer taten das nicht, und so holte sich Holger Sakuth bei seinem 24-h-Debüt mit 191,68 km den Sieg, beste Frau war Andrea Möhr mit respektablen 168,53 km.
Nach Ablauf der 24 Stunden kamen die Läufer, soweit sie noch über die Strecke bretterten, auch ohne Schlussignal irgendwie zum Stehen, Ekkehard Steuck (63!), platzierte sich kurz vor der Verpflegungszone dem ihm eilig angetragenen Klappstuhl und konnte sich über mehr als 180 km freuen.
Per Messrad wurden die Restmeter aufgenommen und ehe im 24-h-Lauf-typischen Freudengewusel das „Ich-geh-mal-Duschen“-Fieber ausbrach, ging auch schon die Siegerehrung über die Bühne, bei der es für alle Teilnehmer Urkunde, Medaille und ein kleines Erinnerungsgeschenk gab. Nach dem gemeinsamen Verpflegungsrestevernichten leerte sich der Ort des Geschehens, die Ultras zerstreuten sich in alle Winde, die Macher der Veranstaltung räumten in Windeseile auf und beseitigten die Spuren des Laufes.
Eines Laufes, der hoffentlich im kommenden Jahr seine zweite Auflage erleben wird. Denn schließlich verfügen die Mitglieder des Lauftreff Lausitz e.V. hier über eine wirklich gute Strecke und haben bewiesen, dass es Premieren ohne Kinderkrankheiten geben kann. Offensichtlich haben hier Läufer für Läufer organisiert und auch die ihnen im Vorfeld gegebenen Hinweise zu den Besonderheiten einer 24-h-Veranstaltung berücksichtigt.
Keine Kritik? Doch. Aber nur in einem Punkt. Die in der Ausschreibung angekündigte 24-Stunden-Moderation muss nicht sein. Auch beim legendären Reichenbacher Lauf war irgendwann in der Nacht Ruhe. Auf jeden Fall müsste die Lautstärke arg reduziert werden, Läufer und vor allem Supporter nicht unnötig zu quälen. Die nächtliche Endlosbeschallung mit Wolfgang Petri und Heino habe ich nicht als nervig, sondern als Folter empfunden, die es in dieser Art wohl ansonsten nur bei Verhören der CIA geben soll ...
Was könnte im Rahmen eines Feinschliffs verbessert werden?
Da ist zuerst ein „Mehr“ an Kommunikation im Vorfeld zu nennen. Leute, Eure Veranstaltung ist Spitze, teilt das den Ultras auch mit. Dazu gehört eine aktuelle Homepage, dazu gehören (nicht teure) Infoblätter, die bei allen möglichen Veranstaltungen ausgelegt werden.
Zweitens könnte man über einen Richtungswechsel aller sechs Stunden nachdenken. Das bringt Kurzweil auf die Strecke und wird bei einigen anderen Läufen praktiziert, um „orthopädischen Schäden“ vorzubeugen. Auf alle Fälle sorgt es für Abwechslung.
Drittens sollten den Läufern in der Schlussrunde ein Signal für den Zeitablauf übermittelt werden. Wie wär’s mit einem der Hoyerswerdaer Schützenvereine, die Burschen können höllischen Lärm machen ...
Viertens wäre es sinnvoll, den Läufern für die Markierung ihrer Position am Schluss des Rennens ein geeignetes Hilfsmittel zu geben. Legendär ist die Reichenbacher Zitrone, aber auch das Sri-Chinmoy-Hölzchen ist bewährt. Schließlich könnte es ja auch kalt und regnerisch sein – und wer wartet da schon gern auf den Mann mit dem Messrad.
Auf alle Fälle aber eine Bitte: Macht weiter so – ich habe mit der Strecke noch eine Rechnung offen und komme gern wieder nach Hoywoy.
Der Zeitungsdieb
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Montag, 5. Mai 2008
Vorgabe zentraler Olympianormen durch das IOC oder: Ein Funktionär hat's schwär
zeitungsdieb, 12:19h
Am Wochenende auf Achse gewesen. Nach der gestrigen Heimkehr fand sich eine Menge Zeitungen in Kasten und Rohr sowie vor der Tür. Beim Überfliegen wurde mir wieder einmal der Unfug deutscher Olympianormen deutlich, die in einigen Fachverbänden offensichtlich darauf abzielen. die Zahl der zu nominierenden Sportler möglichst niedrig zu halten, damit die ganze Funktionärsblase samt Mischpoke mitreisen darf.
Warum eigentlich macht das belgische Olympiamännchen Jaques Rogge, das sich in so viele Dinge einmischt und z.B. die Gesamtzahl der Olympiateilnehmer limitiert hat, nicht auch die Normen zur Chefsache? Schließlich wäre es doch relativ simpel, würde der Konzern namens IOC schlicht und einfach die Kriterien festlegen, die zu erfüllen sind, um der aller vier Jahre zu Hochtouren auflaufenden Geldmaschine huldigen zu dürfen.
Die Funktionäre auf Ebene der NOKs würden sich darüber nicht ärgern - solange sie sich ihre eigene Reise zu Olympia selbst genehmigen dürfen. Ihnen bliebe die leidige Auseinandersetzung mit meckernden Sportlern, die die deutschen Normen für unangemessen halten, erspart. Und zur Sicherheit könnte das IOC den lokalen Würdenträgern ja noch ein Vetorecht einräumen. Am besten nach Beispiel des DLV, der in seinen Nominierungsrichtlinien zwar auch Zahlen nennt, zugleich aber noch einen Loyalitätsparagraphen samt Wohlverhaltensregel vorrätig hat, damit nicht zu viele Freidenker das Triko mit der fetten Henne überstreifen dürfen ...
Warum eigentlich macht das belgische Olympiamännchen Jaques Rogge, das sich in so viele Dinge einmischt und z.B. die Gesamtzahl der Olympiateilnehmer limitiert hat, nicht auch die Normen zur Chefsache? Schließlich wäre es doch relativ simpel, würde der Konzern namens IOC schlicht und einfach die Kriterien festlegen, die zu erfüllen sind, um der aller vier Jahre zu Hochtouren auflaufenden Geldmaschine huldigen zu dürfen.
Die Funktionäre auf Ebene der NOKs würden sich darüber nicht ärgern - solange sie sich ihre eigene Reise zu Olympia selbst genehmigen dürfen. Ihnen bliebe die leidige Auseinandersetzung mit meckernden Sportlern, die die deutschen Normen für unangemessen halten, erspart. Und zur Sicherheit könnte das IOC den lokalen Würdenträgern ja noch ein Vetorecht einräumen. Am besten nach Beispiel des DLV, der in seinen Nominierungsrichtlinien zwar auch Zahlen nennt, zugleich aber noch einen Loyalitätsparagraphen samt Wohlverhaltensregel vorrätig hat, damit nicht zu viele Freidenker das Triko mit der fetten Henne überstreifen dürfen ...
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Die Lücke, die er hinterließ, ersetzte ihn ganz. Oder: Schöne Überschriften für meine Sammlung
zeitungsdieb, 11:20h
Eine Erkenntnis vorweg: Beim Blick in die Zugriffsstatistik, die mir das Leserinteresse an diesem kleinen Tagebuch offenbart, gibt es immer wieder Grund zum Staunen: Unangefochtene Nummer 1 ist mein Bericht über den Thüringen Ultra. Kein Wunder, der Lauf war toll und die potenziellen 2008er Starter informieren sich über die Veranstaltung. Gefragt sind auch - obwohl's schon Schnee von gestern und vorgestern ist - meine kautzigen Texte über eine Weltumdingselung, die irgendwie oder doch nicht ... Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch meine Kommentare zur lokalen Medienwelt. Neben dem verantwortlichen Mitarbeiter meiner Lokalpostille, der regelmäßig nach seinem Namen googelt (macht nüscht, ist ja nicht ehrenrührig ...), lesen auch andere Lokalpostilleros regelmäßig nach, was über ihren Qualitätsjournalismus auf den Seiten des Zeitungsdiebes steht.
Um diesen Berufskollegen bei ihren Recherchen Futter zu liefern, möchte ich den geneigten Lesern eine besonders schöne Blüte, die ich heute in der Leipziger Volkszeitung erspähte, natürlich nicht vorenthalten. Dabei habe ich gar nicht nach Wunderlichkeiten gesucht - dieses Kunstwerk sprang mich förmlich an. Ich verhalf dem unverhofften Fund allerdings zu einem weiteren Sprung: In pdf-Form liegt das schöne Stück in meinem Archiv und wird wohl demnächst Eingang in einen meiner Vorträge finden. Anmerkung für meinen Lieblingsleser aus der Chefetage: Gegen die glaubhafte Inaussichtstellung eines angemessenen Honorars trete ich auch vor ausgewählten Qualitätsjournalisten auf ...
Aber zurück zu meinem Zufallsfund. In der Überschrift zu einem Interview über das Thema "Mammographie" fand sich die folgende Unterzeile: "Fehlende Mammographie-Praxen in Sachsen sollen bis zum Jahresende eröffnen"
Haben's alle verstanden? Auch die Leser aus dem Petersteinweg? Gern würde ich denjenigen, die den Qualitätshumor in dieser Formulierung nicht zu entdecken vermögen, mit einem Vergleich auf die Sprünge helfen - aber leider fällt mir beim besten Willen nichts vergleichbar Dämliches ein. Und - soviel sei zu meiner Ehrenrettung verraten - ich habe mich im Rahmen meiner Möglichkeiten aufrichtig bemüht und mit meinen noch morgenfrischen Äuglein einige Minuten auf diesen Tagebucheintrag gestarrt und um eine passend unpassende Formulierung gerungen.
Manchmal vermag mich sogar meine Lokalpostille noch zu überraschen ...
Um diesen Berufskollegen bei ihren Recherchen Futter zu liefern, möchte ich den geneigten Lesern eine besonders schöne Blüte, die ich heute in der Leipziger Volkszeitung erspähte, natürlich nicht vorenthalten. Dabei habe ich gar nicht nach Wunderlichkeiten gesucht - dieses Kunstwerk sprang mich förmlich an. Ich verhalf dem unverhofften Fund allerdings zu einem weiteren Sprung: In pdf-Form liegt das schöne Stück in meinem Archiv und wird wohl demnächst Eingang in einen meiner Vorträge finden. Anmerkung für meinen Lieblingsleser aus der Chefetage: Gegen die glaubhafte Inaussichtstellung eines angemessenen Honorars trete ich auch vor ausgewählten Qualitätsjournalisten auf ...
Aber zurück zu meinem Zufallsfund. In der Überschrift zu einem Interview über das Thema "Mammographie" fand sich die folgende Unterzeile: "Fehlende Mammographie-Praxen in Sachsen sollen bis zum Jahresende eröffnen"
Haben's alle verstanden? Auch die Leser aus dem Petersteinweg? Gern würde ich denjenigen, die den Qualitätshumor in dieser Formulierung nicht zu entdecken vermögen, mit einem Vergleich auf die Sprünge helfen - aber leider fällt mir beim besten Willen nichts vergleichbar Dämliches ein. Und - soviel sei zu meiner Ehrenrettung verraten - ich habe mich im Rahmen meiner Möglichkeiten aufrichtig bemüht und mit meinen noch morgenfrischen Äuglein einige Minuten auf diesen Tagebucheintrag gestarrt und um eine passend unpassende Formulierung gerungen.
Manchmal vermag mich sogar meine Lokalpostille noch zu überraschen ...
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Freitag, 2. Mai 2008
1. Mai, Leiharbeit im Journalismus oder: Mut zur Lücke in der Berichterstattung
zeitungsdieb, 15:44h
Heute durfte ich mich wieder einmal als erfolgreicher Prophet fühlen. Warum? Am gestrigen 1. Mai prangerte der Deutsche Journalistenverband DJV die Bedrohung der unabhängigen Preosse durch immer mehr Leiharbeit in den Redaktionen an. Hier http://www.djv.de/SingleNews.20.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=1372&tx_ttnews[backPid]=18&cHash=e3870963cb findet sich die Mitteilung des Verbandes. Unter der Überschrift „Billige Lohnschreiber bedrohen Journalismus“ nahm sich die netzeitung hier http://www.netzeitung.de/medien/999757.html des Themas an.
Worum geht es? Nun, im Medienbereich gibt es recht attraktive Tarifverträge, die Journalistinnen und Journalisten auskömmliche Bezüge weit jenseits der Prekariatsgrenze sichern. Mit zunehmenden Berufsjahren und wachsender Verantwortung kann man als Zeitungsredakteur durchaus anständig verdienen. Dass das dem einen oder anderen Verlagsmanager ein Dorn im Auge ist, liegt auf der Hand, denn schließlich wollen auch Aktionäre beglückt werden.
„Outsourcing“ und freie Mitarbeiter waren bisher das Mittel der Wahl, um die Kosten im Zaum zu halten. Von den meisten Lesern unbemerkt, werden große Teile vieler Tageszeitungen längst „fremd“ und vor allem kostengünstig produziert. Die Rede ist nicht vom freien Schreiberling, der über die abendliche Versammlung des Karnickelzüchtervereins „Flotter Rammler“ berichtet, sich dazu vier Stunden ins Vereinslokal setzt, eifrig mitschreibt und fotografiert, für seine 28 Fahrtkilometer keine Kostenerstattung erhält, anschließend eine Stunde lang den Text über die Karnickelmafia in den Computer drischt, Text und Bilder an seine Redaktion mailt und dafür – mit etwas Glück – neben der Ehre der Autorenschaft 30 Euro erhält. Den Stundenlohn für solcherart Ausbeutung möge sich der geneigte Leser meines kleinen Tagebuches selbst ausrechnen.
Aber darüber wollte ich ja gar nicht schreiben. Sondern über Dienstleister, die für Tageszeitungsverlage komplette Seiten bzw. Beilagen erarbeiten und bis zur druckfertigen pdf-Datei aufbereiten. Natürlich ohne Tarifbindung, ohne Urlaubsansprüche und all die anderen Segnungen des Tarifrechtes. Das ist in deutschen Verlagen längst die Normalität.
Neu ist der ausufernde Einsatz von Leiharbeitern, die große Tageszeitungsverlage bei Zeitarbeitsfirmen anheuern und im normalen Redaktionsbetrieb einsetzen. Nur am Rande erwähnt sei, dass einige Tageszeitungsverlag in unserem schönen Land selbst Besitzer derartiger Zeitarbeitsfirmen sind.
Und so sitzen dann in einer Redaktion der in Ehren ergraute Redakteur in Festanstellung, der jungdynamische Praktikant mit der Hoffnung auf wenigstens eine befristete Anstellung und der Zeitarbeiter Tisch an Tisch und produzieren Qualitätsjournalismus. Am Monatsende bekommt der eine runde viereinhalbtausend Euro, der andere mit etwas Glück gar nichts und der dritte Schreiberling von seiner Zeitarbeitsfirma 2.000 Euro. So schön ist die Arbeitswelt auch in etablierten deutschen Großverlagen.
Der DJV-Bundesvorsitzende wertete die Praxis, Journalisten zu billigen Lohnschreibern zu degradieren, als beschämend und nannte mehr als ein Dutzend deutscher Verlage, die qualifizierte Redakteursstellen auf Dauer mit Leiharbeitnehmern besetzen. Zu den besonders verwerflichen Fällen zählt aus Sicht des DJV die Sächsische Zeitung. Dort ist Leiharbeit gängige Praxis, obwohl das Blatt sich im Besitz der SPD befindet.
Das wunderte mich nicht wirklich, denn die Sächsische Zeitung zählte auch zu den Vorreitern beim Outsourcing von kompletten Regionalredaktionen. Neue Firma, neue Verträge – so macht Unternehmertum Spaß – auch bei der SPD.
So, und nun komme ich wieder auf die eingangs gemachte Feststellung, dass ich mich als erfolgreicher Prophet gefühlt habe, zurück. Ich hatte mir am gestrigen 1. Mai überlegt, was wohl die so gescholtene Sächsische Zeitung und was meine gleichfalls (anteilig) im SPD-Besitz befindliche Lokalpostille namens Leipziger Volkszeitung über das Thema berichten würde. Und ich lag richtig. In beiden Blättern ist das Thema „Leiharbeit im Journalismus“ in der heutigen Ausgabe kein Thema.
Aber, mal ehrlich: Ein Prophet musste ich dazu nicht wirklich sein.
Worum geht es? Nun, im Medienbereich gibt es recht attraktive Tarifverträge, die Journalistinnen und Journalisten auskömmliche Bezüge weit jenseits der Prekariatsgrenze sichern. Mit zunehmenden Berufsjahren und wachsender Verantwortung kann man als Zeitungsredakteur durchaus anständig verdienen. Dass das dem einen oder anderen Verlagsmanager ein Dorn im Auge ist, liegt auf der Hand, denn schließlich wollen auch Aktionäre beglückt werden.
„Outsourcing“ und freie Mitarbeiter waren bisher das Mittel der Wahl, um die Kosten im Zaum zu halten. Von den meisten Lesern unbemerkt, werden große Teile vieler Tageszeitungen längst „fremd“ und vor allem kostengünstig produziert. Die Rede ist nicht vom freien Schreiberling, der über die abendliche Versammlung des Karnickelzüchtervereins „Flotter Rammler“ berichtet, sich dazu vier Stunden ins Vereinslokal setzt, eifrig mitschreibt und fotografiert, für seine 28 Fahrtkilometer keine Kostenerstattung erhält, anschließend eine Stunde lang den Text über die Karnickelmafia in den Computer drischt, Text und Bilder an seine Redaktion mailt und dafür – mit etwas Glück – neben der Ehre der Autorenschaft 30 Euro erhält. Den Stundenlohn für solcherart Ausbeutung möge sich der geneigte Leser meines kleinen Tagebuches selbst ausrechnen.
Aber darüber wollte ich ja gar nicht schreiben. Sondern über Dienstleister, die für Tageszeitungsverlage komplette Seiten bzw. Beilagen erarbeiten und bis zur druckfertigen pdf-Datei aufbereiten. Natürlich ohne Tarifbindung, ohne Urlaubsansprüche und all die anderen Segnungen des Tarifrechtes. Das ist in deutschen Verlagen längst die Normalität.
Neu ist der ausufernde Einsatz von Leiharbeitern, die große Tageszeitungsverlage bei Zeitarbeitsfirmen anheuern und im normalen Redaktionsbetrieb einsetzen. Nur am Rande erwähnt sei, dass einige Tageszeitungsverlag in unserem schönen Land selbst Besitzer derartiger Zeitarbeitsfirmen sind.
Und so sitzen dann in einer Redaktion der in Ehren ergraute Redakteur in Festanstellung, der jungdynamische Praktikant mit der Hoffnung auf wenigstens eine befristete Anstellung und der Zeitarbeiter Tisch an Tisch und produzieren Qualitätsjournalismus. Am Monatsende bekommt der eine runde viereinhalbtausend Euro, der andere mit etwas Glück gar nichts und der dritte Schreiberling von seiner Zeitarbeitsfirma 2.000 Euro. So schön ist die Arbeitswelt auch in etablierten deutschen Großverlagen.
Der DJV-Bundesvorsitzende wertete die Praxis, Journalisten zu billigen Lohnschreibern zu degradieren, als beschämend und nannte mehr als ein Dutzend deutscher Verlage, die qualifizierte Redakteursstellen auf Dauer mit Leiharbeitnehmern besetzen. Zu den besonders verwerflichen Fällen zählt aus Sicht des DJV die Sächsische Zeitung. Dort ist Leiharbeit gängige Praxis, obwohl das Blatt sich im Besitz der SPD befindet.
Das wunderte mich nicht wirklich, denn die Sächsische Zeitung zählte auch zu den Vorreitern beim Outsourcing von kompletten Regionalredaktionen. Neue Firma, neue Verträge – so macht Unternehmertum Spaß – auch bei der SPD.
So, und nun komme ich wieder auf die eingangs gemachte Feststellung, dass ich mich als erfolgreicher Prophet gefühlt habe, zurück. Ich hatte mir am gestrigen 1. Mai überlegt, was wohl die so gescholtene Sächsische Zeitung und was meine gleichfalls (anteilig) im SPD-Besitz befindliche Lokalpostille namens Leipziger Volkszeitung über das Thema berichten würde. Und ich lag richtig. In beiden Blättern ist das Thema „Leiharbeit im Journalismus“ in der heutigen Ausgabe kein Thema.
Aber, mal ehrlich: Ein Prophet musste ich dazu nicht wirklich sein.
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Dienstag, 29. April 2008
The day after ... Der Tag nach dem Marathon
zeitungsdieb, 18:14h
Meinen 100. Marathon habe ich am vergangenen Wochenende heil überstanden. Dazu demnächst mehr. Heute bin ich per Zufall auf ein nettes Video zum Thema Marathon gestoßen. Guckst Du hier:
Wahrscheinlich werde ich mich daran bald wieder erinnern, denn am kommenden Wochenende steht ein 24-Stunden-Lauf an. Autsch.
Wahrscheinlich werde ich mich daran bald wieder erinnern, denn am kommenden Wochenende steht ein 24-Stunden-Lauf an. Autsch.
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Dienstag, 22. April 2008
Türmende Piraten, die saarländische Laber-Fontaine und die Fregatte "Emden". Oder: Wie wär's mal mit Französisch?
zeitungsdieb, 10:05h
Die deutsche Fregatte „Emden“ hat – so melden es dpa und AP – außerplanmäßig Jagd auf Piraten gemacht. Nicht wirklich, denn die Piraten warteten das Eintreffen des deutschen Kriegsgerätes nicht ab, das ihm Rahmen der Operation „Enduring Freedom“ vor dem Horn von Afrika im Einsatz ist. Sie machten sich dünne, was aber ohne Zweifel als Erfolg des deutschen Eingreifens verbucht werden kann. Man ist ja bescheiden.
Den Lesern meines kleinen Tagebuches, die sich ein wenig mehr für militärische Dinge und/oder gar marines Kriegsgetümmel interessieren, sei verraten, dass die Fregatte F210 „Emden“ ein Stück Kriegsgerät in den besten Jahren ist: Sie lief 1980 vom Stapel und wurde 1983 in Dienst gestellt. Die Emden-Fahrer von einst und heute (unter dem Namen gab’s bereits die Emden I bis III, letztere wurde im Mai 1945 gesprengt, die Emden II versenkte sich einen Weltkrieg eher in der Bucht von Scapa Flow) haben unter www.fregatte-emden.de allerlei Wissenswertes über das Schiff zusammengetragen.
Aber zurück zur Piratenjagd: In so ziemlich jedem zivilisierten Land der Welt hätte die Nachricht vom couragierten Eingreifen der Fregatte dazu geführt, dass 1. der Besatzung des Schiffes zumindest per Funk gedankt, 2. ein Vertreter des Verteidigungsministeriums samt Urkunde und Ordenskram auf den Weg zum Schiff geschickt, 3. allen Beteiligten heftigst die Hand geschüttelt und 4. das gesamte Procedere schleunigst publik gemacht wird. In Deutschland tut man sich damit leider schwer.
Es würde mich zudem nicht wundern, wenn irgendwelche linken Parlamentsbazillen, allen voran die saarländische Laber-Fontaine, schon bald in die Welt hinaus tönen würden, dass der klitzekleine Einsatz der „Emden“ doch gar nicht durch das Uno-Mandat gedeckt gewesen sei.
Sicher, man kann der Führung der „Emden“ einen Vorwurf machen. Nämlich den, dass die Flucht der Piraten hingenommen wurde. Wenige Tage zuvor haben die Franzosen demonstriert, wie’s anders geht. Sie verfolgten eine türmende Piratenbande per Hubschrauber und machten sie an Land dingfest. Seinen nächsten Akt soll das gallische Piratenstück übrigens vor einem französischen Gericht erleben. Man stelle sich eine solche Praxis unter deutscher Flagge vor ...
Den Lesern meines kleinen Tagebuches, die sich ein wenig mehr für militärische Dinge und/oder gar marines Kriegsgetümmel interessieren, sei verraten, dass die Fregatte F210 „Emden“ ein Stück Kriegsgerät in den besten Jahren ist: Sie lief 1980 vom Stapel und wurde 1983 in Dienst gestellt. Die Emden-Fahrer von einst und heute (unter dem Namen gab’s bereits die Emden I bis III, letztere wurde im Mai 1945 gesprengt, die Emden II versenkte sich einen Weltkrieg eher in der Bucht von Scapa Flow) haben unter www.fregatte-emden.de allerlei Wissenswertes über das Schiff zusammengetragen.
Aber zurück zur Piratenjagd: In so ziemlich jedem zivilisierten Land der Welt hätte die Nachricht vom couragierten Eingreifen der Fregatte dazu geführt, dass 1. der Besatzung des Schiffes zumindest per Funk gedankt, 2. ein Vertreter des Verteidigungsministeriums samt Urkunde und Ordenskram auf den Weg zum Schiff geschickt, 3. allen Beteiligten heftigst die Hand geschüttelt und 4. das gesamte Procedere schleunigst publik gemacht wird. In Deutschland tut man sich damit leider schwer.
Es würde mich zudem nicht wundern, wenn irgendwelche linken Parlamentsbazillen, allen voran die saarländische Laber-Fontaine, schon bald in die Welt hinaus tönen würden, dass der klitzekleine Einsatz der „Emden“ doch gar nicht durch das Uno-Mandat gedeckt gewesen sei.
Sicher, man kann der Führung der „Emden“ einen Vorwurf machen. Nämlich den, dass die Flucht der Piraten hingenommen wurde. Wenige Tage zuvor haben die Franzosen demonstriert, wie’s anders geht. Sie verfolgten eine türmende Piratenbande per Hubschrauber und machten sie an Land dingfest. Seinen nächsten Akt soll das gallische Piratenstück übrigens vor einem französischen Gericht erleben. Man stelle sich eine solche Praxis unter deutscher Flagge vor ...
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Montag, 21. April 2008
Postkarten, Geheimdienste und Dummheit. Oder: Schäuble & Co. das Leben schwermachen
zeitungsdieb, 15:17h
Am Wochenende hat der Deutsche Depeschendienst ddp gemeldet, dass der Bundesnachrichtendienst BND den E-Mail-Verkehr einer Spiegel-Reporterin überwacht hat. Konkret handelte es sich um die elektronische Korrespondenz zwischen Susanne Koelbl und einem afghanischen Politiker, die in der Zeit vom 7. Juni bis 29. November 2006 von den Schlapphüten mitgelesen wurde.
Das ist in mehrfacher Hinsicht skandalös: Zum einen darf der Auslandsnachrichtendienst BND im Inland eigentlich nicht aktiv werden, zum anderen genießen Journalisten nach wie vor besonderen Schutz vor Observationen. Drittens, und hier wird’s wirklich böse, gehört schon eine gehörige Portion Blauäugigkeit dazu, sensible Daten per Postkarte durch die Welt zu schicken.
An dieser Stelle mögen die Leser meines kleinen Tagebuches stutzen. Wiese Postkarte? Nun, etwas anderes ist die E-Mail-Korrespondenz in der beschriebenen Art und Weise nicht. Genau wie bei einer Postkarte kann auch beim Versand einer E-Mail jeder mitlesen, sofern man keine Vorkehrungen gegen Schnüffelei trifft.
Dazu gibt es eine Menge wohlfeiler Verschlüsselungsprogramme, die allesamt dazu angetan sind, den Schäubles dieser Welt und ihren kriminell-kranken Helfershelfern das Handwerk zu erschweren oder aber ganz zu legen. Wer so etwas einsetzt, kann seine Privatsphäre, aber auch berufliche Informationen wirkungsvoll vor der Datensammelwut austickender Innenminister, tollwütiger Geheimschnüffler und neugieriger Zeitgenossen schützen. Ganz legal, übrigens. Wer’s nicht tut und sensibles Material offen via Netz schickt, kann zwar im Nachhinein empört sein und mit den Augen rollen, muss sich jedoch eine Mitschuld am Geschehen anrechnen lassen.
Anders gesagt: Wer seine Wohnung nicht abschließt, macht Einbrechern das Leben sträflich leicht.
Wer’s genauer wissen möchte, dem sei die German Pricy Foundation empfohlen www.privacyfoundation.de/links_partner/ Wer schickt schon Postkarten ...
Das ist in mehrfacher Hinsicht skandalös: Zum einen darf der Auslandsnachrichtendienst BND im Inland eigentlich nicht aktiv werden, zum anderen genießen Journalisten nach wie vor besonderen Schutz vor Observationen. Drittens, und hier wird’s wirklich böse, gehört schon eine gehörige Portion Blauäugigkeit dazu, sensible Daten per Postkarte durch die Welt zu schicken.
An dieser Stelle mögen die Leser meines kleinen Tagebuches stutzen. Wiese Postkarte? Nun, etwas anderes ist die E-Mail-Korrespondenz in der beschriebenen Art und Weise nicht. Genau wie bei einer Postkarte kann auch beim Versand einer E-Mail jeder mitlesen, sofern man keine Vorkehrungen gegen Schnüffelei trifft.
Dazu gibt es eine Menge wohlfeiler Verschlüsselungsprogramme, die allesamt dazu angetan sind, den Schäubles dieser Welt und ihren kriminell-kranken Helfershelfern das Handwerk zu erschweren oder aber ganz zu legen. Wer so etwas einsetzt, kann seine Privatsphäre, aber auch berufliche Informationen wirkungsvoll vor der Datensammelwut austickender Innenminister, tollwütiger Geheimschnüffler und neugieriger Zeitgenossen schützen. Ganz legal, übrigens. Wer’s nicht tut und sensibles Material offen via Netz schickt, kann zwar im Nachhinein empört sein und mit den Augen rollen, muss sich jedoch eine Mitschuld am Geschehen anrechnen lassen.
Anders gesagt: Wer seine Wohnung nicht abschließt, macht Einbrechern das Leben sträflich leicht.
Wer’s genauer wissen möchte, dem sei die German Pricy Foundation empfohlen www.privacyfoundation.de/links_partner/ Wer schickt schon Postkarten ...
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200 sterbende Läufer in Leipzig oder: Von der Dummheit mancher Schreiberlinge ...
zeitungsdieb, 11:59h
Erschreckende Szenen haben sich beim Leipzig-Marathon am 20. April abgespielt: Von reichlich 800 gestarteten Läufern erreichten nur knapp über 600 das 42,195 km entfernte Ziel des Marathonlaufes. Im Klartext: Rund 200 Läufer - für die Pisa-Generation: das ist ein Viertel - blieb auf der Strecke.
Und da der Leipzig-Marathon auf einem 21km langen Zwei-Runden-Kurs ausgetragen wird, muss folglich aller 100 Meter ein gescheiterter Marathonaspirant verröchelt sein. Nur: Gesehen habe ich lediglich einen Einsatz der Rettungssanitäter, und dieser galt einem Zuschauer.
Des Rätsels Lösung liegt in der Dummheit bzw. Unbedarftheit meiner werten Kollegen, die im Auftrag der hiesigen Lokalpostille vom Marathon berichteten. Sie ließen sich - wieder einmal - die Zahl der gemeldeten Läufer als Starterzahl unterjubeln. Dass beide stark voneinander abweichen, ist eine Binsenweisheit, die von cleveren Veranstaltern z.B. in Berlin und Hamburg ausgenutzt wird. Dort nimmt man Meldungen bis zu einem Limit entgegen, das deutlich über der Streckenkapazität liegt, wohl wissend, dass ein Fünftel bis ein Viertel der avisierten Teilnehmer aus diesem oder jenem Grund dem teuer bezahlten Lauf fernbleibt. Aus diesem Grund veröffentlicht man bei diesen Marathons auch die Zahl der tatsächlich gestarteten, d.h. über die Zählmatten gelaufenen Läufer. Nur bis in die Sportredaktion der "Leipziger Volkszeitung" hat sich das noch nicht herumgesprochen ...
Damit ich heute nicht nur meckere, sei den Lesern meines kleinen Tagebuches verraten, dass ich am gestrigen 20. April einen recht angenehmen Leipzig-Marathon gelaufen bin. Noch immer als Aufbautraining nach Verletzungspause war es mein 99. Lauf über Marathon "und länger", das Wetter war - bis auf den Ostwind - optimal, die Veranstaltung gut organisiert und die Zeit mit 3:28h etwas schneller als für diesen Tag geplant.
Unverschämt waren lediglich die Raubritter, die für das Abstellen von Autos auf einer Schotterfläche fünf Euro kassieren wollten - im Vorjahr parkte man dort zum Nulltarif. Aber die Leipziger haben eben immer neue Ideen, den dienstältesten deutschen Stadtmarathon vor gefährlichem Wachstum zu schützen ... Nicht auszudenken, wenn der Leipzig-Marathon die 1000er-Grenze realer Starter überwinden würde ...
Und da der Leipzig-Marathon auf einem 21km langen Zwei-Runden-Kurs ausgetragen wird, muss folglich aller 100 Meter ein gescheiterter Marathonaspirant verröchelt sein. Nur: Gesehen habe ich lediglich einen Einsatz der Rettungssanitäter, und dieser galt einem Zuschauer.
Des Rätsels Lösung liegt in der Dummheit bzw. Unbedarftheit meiner werten Kollegen, die im Auftrag der hiesigen Lokalpostille vom Marathon berichteten. Sie ließen sich - wieder einmal - die Zahl der gemeldeten Läufer als Starterzahl unterjubeln. Dass beide stark voneinander abweichen, ist eine Binsenweisheit, die von cleveren Veranstaltern z.B. in Berlin und Hamburg ausgenutzt wird. Dort nimmt man Meldungen bis zu einem Limit entgegen, das deutlich über der Streckenkapazität liegt, wohl wissend, dass ein Fünftel bis ein Viertel der avisierten Teilnehmer aus diesem oder jenem Grund dem teuer bezahlten Lauf fernbleibt. Aus diesem Grund veröffentlicht man bei diesen Marathons auch die Zahl der tatsächlich gestarteten, d.h. über die Zählmatten gelaufenen Läufer. Nur bis in die Sportredaktion der "Leipziger Volkszeitung" hat sich das noch nicht herumgesprochen ...
Damit ich heute nicht nur meckere, sei den Lesern meines kleinen Tagebuches verraten, dass ich am gestrigen 20. April einen recht angenehmen Leipzig-Marathon gelaufen bin. Noch immer als Aufbautraining nach Verletzungspause war es mein 99. Lauf über Marathon "und länger", das Wetter war - bis auf den Ostwind - optimal, die Veranstaltung gut organisiert und die Zeit mit 3:28h etwas schneller als für diesen Tag geplant.
Unverschämt waren lediglich die Raubritter, die für das Abstellen von Autos auf einer Schotterfläche fünf Euro kassieren wollten - im Vorjahr parkte man dort zum Nulltarif. Aber die Leipziger haben eben immer neue Ideen, den dienstältesten deutschen Stadtmarathon vor gefährlichem Wachstum zu schützen ... Nicht auszudenken, wenn der Leipzig-Marathon die 1000er-Grenze realer Starter überwinden würde ...
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Mittwoch, 16. April 2008
Wer - wie - was? Oder: Aufschlussreiche Herkunft
zeitungsdieb, 10:24h
Vor einiger Zeit hatte ich an dieser Stelle bereits über das Wunder der IP-Adressen geschwafelt, die - sofern man sie nicht mittels Tor oder anderer schlauer Helferlein verdingsbumst - Aufschlüsse über die Herkunft von Internet-Nutzern und Tagebuch-Mitlesern zulassen.
Nicht minder interessant ist die Auflistung der Suchbegriffe, die den einen oder anderen Neu-Leser auf mein kleines Tagebuch aufmerksam werden ließen. Keine Bange, ich rede hier nicht von "Sex", "Sprengstoff", "Terror", Britney Spears" oder "Paris Hilton" - wer sucht denn schon nach sowas.
Allerdings scheint ein Berufskollege derzeit verstärkt nach seinem Namen zu googeln - und da ich eben diesen Kollegen wegen der äußerst brutalen Verwendung eines vermeintlichen Adenauer-Zitates mit dem Beinamen "der Kastrierer" bedacht hatte, landete er prompt auch in den Zeitungsdiebs Tagebuch.
Gelle, das ist mal ein ordentlicher Lesestoff. Nicht immer so'n Zeugs wie sonst ... In diesem Sinne: Viel Spaß noch beim Schmökern und: Gegen Honorar schreibe ich auch mal wieder ein paar Zeilen für die Lokalpostille.
Nicht minder interessant ist die Auflistung der Suchbegriffe, die den einen oder anderen Neu-Leser auf mein kleines Tagebuch aufmerksam werden ließen. Keine Bange, ich rede hier nicht von "Sex", "Sprengstoff", "Terror", Britney Spears" oder "Paris Hilton" - wer sucht denn schon nach sowas.
Allerdings scheint ein Berufskollege derzeit verstärkt nach seinem Namen zu googeln - und da ich eben diesen Kollegen wegen der äußerst brutalen Verwendung eines vermeintlichen Adenauer-Zitates mit dem Beinamen "der Kastrierer" bedacht hatte, landete er prompt auch in den Zeitungsdiebs Tagebuch.
Gelle, das ist mal ein ordentlicher Lesestoff. Nicht immer so'n Zeugs wie sonst ... In diesem Sinne: Viel Spaß noch beim Schmökern und: Gegen Honorar schreibe ich auch mal wieder ein paar Zeilen für die Lokalpostille.
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Jeder Lauf ist ein Geschenk oder: Genüssliches Traben durch den Werdauer Wald
zeitungsdieb, 10:17h
Unter Ultraläufern kursiert der Satz „Jeder Lauf ist ein Geschenk“. Mag sein, dass Außenstehende sich schwer mit der Vorstellung tun, einen winterlichen Trainingslauf bei Schneematsch, Wind und Schlamm als Geschenk zu sehen, aber Läufer – und diese gibt es ja reichlich unter den Lesern meines kleinen Tagebuches – können die Richtigkeit dieses Ausspruches (Von wem eigentlich?) sicher bestätigen.
Und so war für mich der Werdauer Marathon am 13. April auch ein Geschenk. Geplant hatte ich eigentlich nicht, diesen Lauf mitzumachen. Warum? Am 27. April will ich mit dem Oberelbemarathon meinen „100.“ Lauf über Marathon „oder länger“ absolvieren. Das habe ich seit einigen Monaten geplant und meinen Kalender darauf ausgerichtet. Nummer 99 soll der Leipzig-Marathon am kommenden Wochenende sein (Heimspiel!), Nummer 98 eigentlich der Nürnberger 6-Stunden-Lauf. Da ich aber wegen meiner Knochenhautentzündung eine Laufpause einschieben und so den mir sehr am Herzen liegenden Lauf in Nürnberg sausen lassen musste, nahm ich am Werdauer Waldmarathon teil, um meine Statistik wieder „auf Plan“ zu bringen.
Der Lauf ist genau das, was die Bulettenbrater von Mac Doof einst für sich beansprucht haben: einfach gut. Für eine sehr niedrige Startgebühr – selbst Spätmelder zahlen nur 15 Euro, Vorbucher sind mit 10 bzw. 12 Euronen dabei – gibt es einen herrlichen Landschaftslauf. Von der Landessportschule (im Kern ein Bau des 1000-jährigen Reiches, hier sollte der Spruch von den zähen, harten, windhundartigen deutschen Jugendlichen umgesetzt werden) geht es auf einer Nebenstraße und allerlei Waldwegen gute 5 kms in den Wald hinein, dann auf zwei identischen Runden a’ 10 km durch ihn hindurch und dann wieder zurück nach Werdau. Macht in Summa einen kompletten Marathon nebst einiger Höhenmeter und herrlicher Naturerlebnisse. Hat man die letzten 20 Höhenmeter hinauf zur Stadion erklommen und die Ehrenrunde absolviert, erhält man im Ziel eine Urkunde und ein Gratishandtuch. In diesem Jahr weiß statt blau und größer als 2007 – das Handtuch.
Für mich war Werdau der erste längere Lauf seit dem Elbtunnelmarathon Ende Januar. Dazwischen leistete ich mir wegen meines Wadenzwackers allenfalls mal eine 25-km-Einheit, einige 20km-Läufe und die üblichen 15km-Runden, vor allem aber „sehr vernünftige Laufpausen“.
Folglich war mein Werdauer Waldlauf in erster Linie eine lange Trainingseinheit, die ich in knapp 4 Stunden absolvieren wollte. Knapp unter 6er Schnitt trollte ich durch den Wald, wurde in der zweiten Hälfte des Marathons sogar ein wenig schneller – das fiel mir leicht, denn bis km 15 plagte mich noch eine nervige Pollen-oder-was-weiß-ich-Allergie, erst danach atmete es sich ohne Getöse. Vier Minuten unter dem selbst gesetzten 4-Stunden-Limit kam ich relativ fröhlich ins Ziel, zufrieden mit mir, der Welt und meiner nicht zwackenden Wade.
Für reichliches Amüsement auf der Strecke hatten die Anfragen mehrerer Läufer gesorgt, die mich von anderen Läufen kennen und sich nach meinen Problemen erkundigten. Merke: Wer sonst ein gutes Stück schneller unterwegs ist, darf auch mal langsam laufen und sich der Fürsorge seiner Mitmenschen erfreuen.
Vor allem aber war der Werdauer Waldmarathon für mich im allerbesten Sinne ein Geschenk. Sicher, eine Knochenhautentzündung ist kein lebensbedrohlicher Zustand, aber sie hat es geschafft, mich aus der durchaus überheblichen Routine „Ein Marathon geht immer“ zu reißen und mir deutlich zu machen, dass ein Lauf eben nicht selbstverständlich ist – dass er durchaus als ein Geschenk empfunden werden kann und soll.
In diesem Sinne: Ich wünsche den laufenden Lesern meines kleinen Tagebuches noch viele Geschenke – und mir natürlich auch. Und was die Nichtläufer betrifft: Vielleicht kommt Ihr ja noch drauf ...
Und so war für mich der Werdauer Marathon am 13. April auch ein Geschenk. Geplant hatte ich eigentlich nicht, diesen Lauf mitzumachen. Warum? Am 27. April will ich mit dem Oberelbemarathon meinen „100.“ Lauf über Marathon „oder länger“ absolvieren. Das habe ich seit einigen Monaten geplant und meinen Kalender darauf ausgerichtet. Nummer 99 soll der Leipzig-Marathon am kommenden Wochenende sein (Heimspiel!), Nummer 98 eigentlich der Nürnberger 6-Stunden-Lauf. Da ich aber wegen meiner Knochenhautentzündung eine Laufpause einschieben und so den mir sehr am Herzen liegenden Lauf in Nürnberg sausen lassen musste, nahm ich am Werdauer Waldmarathon teil, um meine Statistik wieder „auf Plan“ zu bringen.
Der Lauf ist genau das, was die Bulettenbrater von Mac Doof einst für sich beansprucht haben: einfach gut. Für eine sehr niedrige Startgebühr – selbst Spätmelder zahlen nur 15 Euro, Vorbucher sind mit 10 bzw. 12 Euronen dabei – gibt es einen herrlichen Landschaftslauf. Von der Landessportschule (im Kern ein Bau des 1000-jährigen Reiches, hier sollte der Spruch von den zähen, harten, windhundartigen deutschen Jugendlichen umgesetzt werden) geht es auf einer Nebenstraße und allerlei Waldwegen gute 5 kms in den Wald hinein, dann auf zwei identischen Runden a’ 10 km durch ihn hindurch und dann wieder zurück nach Werdau. Macht in Summa einen kompletten Marathon nebst einiger Höhenmeter und herrlicher Naturerlebnisse. Hat man die letzten 20 Höhenmeter hinauf zur Stadion erklommen und die Ehrenrunde absolviert, erhält man im Ziel eine Urkunde und ein Gratishandtuch. In diesem Jahr weiß statt blau und größer als 2007 – das Handtuch.
Für mich war Werdau der erste längere Lauf seit dem Elbtunnelmarathon Ende Januar. Dazwischen leistete ich mir wegen meines Wadenzwackers allenfalls mal eine 25-km-Einheit, einige 20km-Läufe und die üblichen 15km-Runden, vor allem aber „sehr vernünftige Laufpausen“.
Folglich war mein Werdauer Waldlauf in erster Linie eine lange Trainingseinheit, die ich in knapp 4 Stunden absolvieren wollte. Knapp unter 6er Schnitt trollte ich durch den Wald, wurde in der zweiten Hälfte des Marathons sogar ein wenig schneller – das fiel mir leicht, denn bis km 15 plagte mich noch eine nervige Pollen-oder-was-weiß-ich-Allergie, erst danach atmete es sich ohne Getöse. Vier Minuten unter dem selbst gesetzten 4-Stunden-Limit kam ich relativ fröhlich ins Ziel, zufrieden mit mir, der Welt und meiner nicht zwackenden Wade.
Für reichliches Amüsement auf der Strecke hatten die Anfragen mehrerer Läufer gesorgt, die mich von anderen Läufen kennen und sich nach meinen Problemen erkundigten. Merke: Wer sonst ein gutes Stück schneller unterwegs ist, darf auch mal langsam laufen und sich der Fürsorge seiner Mitmenschen erfreuen.
Vor allem aber war der Werdauer Waldmarathon für mich im allerbesten Sinne ein Geschenk. Sicher, eine Knochenhautentzündung ist kein lebensbedrohlicher Zustand, aber sie hat es geschafft, mich aus der durchaus überheblichen Routine „Ein Marathon geht immer“ zu reißen und mir deutlich zu machen, dass ein Lauf eben nicht selbstverständlich ist – dass er durchaus als ein Geschenk empfunden werden kann und soll.
In diesem Sinne: Ich wünsche den laufenden Lesern meines kleinen Tagebuches noch viele Geschenke – und mir natürlich auch. Und was die Nichtläufer betrifft: Vielleicht kommt Ihr ja noch drauf ...
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