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Dienstag, 17. Juni 2008
Ein Nachtrag zum Flughafen-Verein
zeitungsdieb, 12:02h
Im Forenbereich meiner Lokalpostille beharken sich DHL-Befürworter und -Gegner recht vehement. Den jüngsten Eintrag möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten:
"Ab heute gibt es für all die hier vertretenen Forenschreiber, die sich aktiv gegen die Manipulation und Desinformation der Nachtflug- und damit Arbeitsplatzgegner zur Wehr setzen wollen, dem Verein "PRO-Flughafen-Leipzig/Halle beizutreten. ( www.pro-flughafen-lej.de )
Dieser hat es sich zum Ziel gesetzt, im Interesse der Region, deren Einwohner und der hier entstandenen und noch entstehenden Arbeitsplätze sachliche Aufklärung über die mit dem Ausbau des Flughafens verbundenen Fragen zu betreiben.
sbranse"
Zwei Anmerkungen:
1. Die Betroffenen, die sich gegen den Nachtflugterror zur Wehr setzen, werden der "Manipulation und Desinformation" beschuldigt.
2. Der genannte Link www.pro-flughafen-lej.de wird derzeit noch auf die Seite der Beziehungsmanagerin Maria Sharichin umgeleitet, die bei der Denic auch als Ansprechpartner registriert ist. Da war wohl der Forumsschreiber etwas zu schnell ...
"Ab heute gibt es für all die hier vertretenen Forenschreiber, die sich aktiv gegen die Manipulation und Desinformation der Nachtflug- und damit Arbeitsplatzgegner zur Wehr setzen wollen, dem Verein "PRO-Flughafen-Leipzig/Halle beizutreten. ( www.pro-flughafen-lej.de )
Dieser hat es sich zum Ziel gesetzt, im Interesse der Region, deren Einwohner und der hier entstandenen und noch entstehenden Arbeitsplätze sachliche Aufklärung über die mit dem Ausbau des Flughafens verbundenen Fragen zu betreiben.
sbranse"
Zwei Anmerkungen:
1. Die Betroffenen, die sich gegen den Nachtflugterror zur Wehr setzen, werden der "Manipulation und Desinformation" beschuldigt.
2. Der genannte Link www.pro-flughafen-lej.de wird derzeit noch auf die Seite der Beziehungsmanagerin Maria Sharichin umgeleitet, die bei der Denic auch als Ansprechpartner registriert ist. Da war wohl der Forumsschreiber etwas zu schnell ...
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Lobbyismus "Pro Flughafen" oder: Gutmenschenalarm
zeitungsdieb, 11:12h
Bei der heutigen Morgenlektüre bescherte mir die Berichterstattung meiner Lokalpostille einen Hustenanfall: Ein Verein „Pro Tierversuche“ wurde gegründet und soll dem marktschreierischen Argumenten der Tierversuchsgegner Paroli bieten.
Unglaublich? Keine Angst, ich habe die Tatsachen ein wenig verfremdet. Den Verein „Pro Tierversuche“ gibt es tatsächlich (noch) nicht in Leipzig, dafür wurde am 13. Juni 2008 (Also doch ein black friday?) der Verein „Pro Flughafen Leipzig/Halle“ gegründet. Dieser versteht sich als Bürgerverein und will sich für den Flughafen und dessen Entwicklung einsetzen. Man sei offen für jedermann, heißt es. Das komme auch im bewusst niedrig gewählten Jahresbeitrag von nur 25 Euro zum Ausdruck.
Den ortsunkundigen Lesern meines kleinen Tagebuches sei an dieser Stelle ein wenig Information über den Flughafen Leipzig/Halle verabreicht. Die anderen können ja den nun folgenden Absatz überspringen.
Also: Der Flughafen Leipzig/Halle war lange Zeit eher so eine Art Feldflughafen, der (zu Zeiten der entschlafenen DDR) nur zweimal pro Jahr reanimiert wurde, um den Flugverkehr der Leipziger Messe (die fand damals im Frühjahr und im Herbst statt) abzufangen. Der viel zu früh verstorbene Franz Josef Strauß nannte besagten Airport einmal eine „liebenswürdige sächsische Kesselschmiede“. Ab 1990 wuchs der Flughafen, erhielt ein neues Terminal und über eine zweite Landebahn und war eigentlich immer irgendwie beliebt. Daran änderte auch die Tatsache, dass die US-Army den Flughafen für sich entdeckte, nicht wirklich etwas. Bis dann die Sache mit DHL passierte: Die gelben Frachtflieger durften in Brüssel nicht mehr nachts fliegen und kamen nach Sachsen. Bauten am Flughafen gar heftig und weihten erst kürzlich ihr „Hub“ (gemeint ist damit das neudeutsche Luftfrachtdrehkreuz, nicht das Computer-Hub) ein. Nun schweben gegen Mitternacht allerlei dröhnende Frachtflieger ein, um am frühen Morgen wieder in den Himmel aufzusteigen. Dass angesichts der mitternächtlichen Turboproperei in den besonders betroffenen Betten nicht nur die Popperei, sondern auch der ganz normale Nachtschlaf leidet, sorgt seither für Zoff. Bürgerinitiativen entstanden, Verstöße gegen Planfeststellungsauflagen wurden vor Gericht gebracht, Leserbriefschreiber echauffieren sich über nächtlichen Lärm und kalte Enteignung von Häuslebauern, die nun plötzlich in einer zuvor nicht vorhandenen Einflugschneise die Nächte durchwachen. Und auch die Gegenseite macht mobil und hetzt gegen diejenigen, die aufs vermeintlich ruhige Land gezogen sind. Aus der DHL-Führungsriege war jüngst gar die Drohung zu hören, das Engagement in Halle/Leipzig auf den Prüfstand zu stellen. Ein Abzug von Leipzig dürfte für DHL durchaus lukrativ sein, denn der Freistaat Sachsen hat dem gelben Segensbringer bei der Ansiedlung eine Bürgschaft gegeben: Wenn die Nachtflugerlaubnis vor Ablauf der versprochenen 30 Jahre fällt, gibt es für DHL bis zu 500 Mio. Euro Entschädigung.
So, nun aber zurück zum Verein „Pro Flughafen Leipzig/Halle“. Diesem gehören nach Aussage seines Pressesprechers derzeit 50 Mitglieder an, denen es (das ist jetzt meine Aussage) vor allem um so hehre Ziele wie Arbeitsplätze, Weltfrieden, Glücklichsein und Bienengesummse geht.
Die Stimme des Vereins ist ein Gutmensch namens Holger Schmahl, den ich seit 1990 aus gemeinsamer Tätigkeit für die einstige Tageszeitung „Wir in Leipzig“ kenne. Kurz nach der Wende zählten wir beide zu den Gründungsmitgliedern des „Leipziger Pressestammtisches“. Ich trat irgendwann aus. Zwar nehme ich fast jedes Freibier an, aber irgendwie gehört es nicht zu meiner Lebenszielen, mich abends von Firmensprechern aushalten zu lassen und im Gegenzug für freie Atzung deren Selbstdarstellung zu ertragen.
Holger Schmahl ist dem Metier treugeblieben. In den 90er-Jahren kam er mit einem Titel namens „Argos“ auf den Markt, der eine Art „Spiegel“ für den Osten werden sollte. Nachdem das nicht funktionierte, wurde daraus eine PR-Postille, in der allerlei Unternehmen sich darstellen dürfen – wenn die Kasse stimmt.
Apropos Kasse: Die muss auch bei den „Leutzscher Gesprächen“ stimmen, zu denen Holger Schmahl von Zeit zu Zeit ins Leipziger Lindner Hotel bittet. Das Muster ist einfach: Wer dort auftreten will, zahlt. Dafür kann er sich vor diversen Journalisten, PR-Leuten etc. präsentieren und seine Weisheiten verkünden. Diese Möglichkeit nutzten u.a. Gasversorger Mitgas, Stromlieferant envia, Deutsche Bahn und der Flughafen Halle/Leipzig nebst Tochter FH Dresden. Nachzulesen übrigens hier: www.argos-sentinel.de/leutzscher_gespraeche_archiv.html - solange es nicht gelöscht ist.
Darf man es unmoralisch nennen, wenn ein Holger Schmahl sich dann unter die Gutmenschen des Vereins „Pro Flughafen“ mischt? Das möge der geneigte Leser selbst entscheiden.
Apropos Gutmenschen: Vizechefin des Flughafenvereins ist Maria Sharichin. Diese veranstaltet gemeinsam mit ... Trommelwirbel ... Holger Schmahl die „Ratsgespräche zu Leipzig“. O-Ton auf der Homepage: „Die „ Ratsgespräche zu Leipzig“ im RatskellerClub bieten eine exklusive Gesprächs-Plattform für Erstentscheider, Geschäftsführer, Unternehmer und Verwaltungsspitzen aus Leipzig und der Region.“ Nachzulesen hier: www.ratsgespraeche-zu-leipzig.de/Ratsgesprache/ratsgesprache.html
Unter besagter Adresse ist nachzulesen, wer dort schon so alles seine Heilslehre verkünden durfte. Soviel sei verraten: Der Flughafen Leipzig/Halle war auch schon dabei.
Schauen wir doch mal, was es mit dem dritten Gutmenschen, den meine Lokalpostille als Mitbegründer des Flughafenschutzvereins nennt, auf sich hat. Der Hallesche Anwalt Freidrich Weiss (guckst Du hier: www.huemmerich-partner.de/berufstraeger/friedrich_weiss.html) sieht sich selbst als wirtschaftsnah und verweist in seiner Selbstdarstellung auf diverse Mitgliedschaften in einschlägigen Vereinen sowie auf Veröffentlichungen im Wirtschaftsmagazin Argos. Man kennt sich.
Noch ein Gutmensch gefällig? Wie wäre es mit dem in meiner Lokalpostille gleichfalls genannten Dietmar Schulz aus Halle an der Saale? Auch der gehört dem Bürgerverein „Pro Tierversuche“ – nööö: Pro Flughafen – an und ist im Hauptberuf Geschäftsführer der Alpha 2000 GmbH. Zu den Kunden dieses Unternehmens zählt u.a. der Flughafen Leipzig/Halle. Guckst Du hier: www.alpha2000.net/cms/pressespiegel/leipziger-volkszeitung-rechner-fur-alle-lebenslagen Und auch der einstige Ost-Spiegel Argos hat darüber geschrieben: www.alpha2000.net/cms/pressespiegel/argos-seiscomp-der-besondere-computer-fur-alle-lebens-lagen Kennt man sich?
Chef vons Janze ist übrigens Dr. Lothar Müller vom Unternehmerverband Sachsen-Anhalt. Auch ihm kann man für sein Tun nur die edelsten Motive nachsagen, schließlich hat der Mann auch schon für die als höchstgradig uneigennützig bekannte Oskar-Patzelt-Stiftung juriert.
Nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches fragen, warum ich das ganze Thema so breittrete? Auch ich verdiene meine Brötchen, indem ich für Geld arbeite. „Man muss doch essen“, sagte schon „Pate“ Marlon Brando mit herrlicher Fistelstimme, als er einem ihm hilfreichen Polizeioffizier einen Umschlag mit Dollarnoten überreichte. Es gibt nun einmal (jetzt wieder die Fistelstimme einschalten) „Angebote, die man nicht ablehnen kann“. Und auch zu meinem Tun gehört es, den einen oder anderen Zeitgenossen – vorsichtig formuliert – bei seiner Imagegestaltung kreativ zu unterstützen. Aber: Man sollte dabei hinter den Kulissen bleiben.
Und: Wer in Sachen PR unterwegs ist, sollte Ross und Reiter nennen und sich nicht als Gutmensch darstellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Idealisten so gut wie gar nicht gibt. Wahrscheinlich ist diese Gattung mit Mahatma Gandhi 1948 ausgestorben. Wenn ein Mensch irgendetwas tut, gibt es dafür – überspitzt formuliert – drei Beweggründe: Geld, Sex oder Macht. Misstrauisch werde ich, wenn ein Gegenüber versucht, mir einzureden, dass er einer Sache um ebendieser Sache willen diene und dass es ihm ein Herzensbedürfnis sei ... Dann erwiesen sich meine Gesprächspartner bisher stets als Lügner – oder sie waren verrückt.
Um noch mal auf meine Lokalpostille zu kommen: Die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung hat natürlich nur die offiziellen Statements der Gutmenschen veröffentlicht und auf kritische Fragen verzichtet – oder die darauf erhaltenen Antworten unter den Tisch fallen lassen.
Unglaublich? Keine Angst, ich habe die Tatsachen ein wenig verfremdet. Den Verein „Pro Tierversuche“ gibt es tatsächlich (noch) nicht in Leipzig, dafür wurde am 13. Juni 2008 (Also doch ein black friday?) der Verein „Pro Flughafen Leipzig/Halle“ gegründet. Dieser versteht sich als Bürgerverein und will sich für den Flughafen und dessen Entwicklung einsetzen. Man sei offen für jedermann, heißt es. Das komme auch im bewusst niedrig gewählten Jahresbeitrag von nur 25 Euro zum Ausdruck.
Den ortsunkundigen Lesern meines kleinen Tagebuches sei an dieser Stelle ein wenig Information über den Flughafen Leipzig/Halle verabreicht. Die anderen können ja den nun folgenden Absatz überspringen.
Also: Der Flughafen Leipzig/Halle war lange Zeit eher so eine Art Feldflughafen, der (zu Zeiten der entschlafenen DDR) nur zweimal pro Jahr reanimiert wurde, um den Flugverkehr der Leipziger Messe (die fand damals im Frühjahr und im Herbst statt) abzufangen. Der viel zu früh verstorbene Franz Josef Strauß nannte besagten Airport einmal eine „liebenswürdige sächsische Kesselschmiede“. Ab 1990 wuchs der Flughafen, erhielt ein neues Terminal und über eine zweite Landebahn und war eigentlich immer irgendwie beliebt. Daran änderte auch die Tatsache, dass die US-Army den Flughafen für sich entdeckte, nicht wirklich etwas. Bis dann die Sache mit DHL passierte: Die gelben Frachtflieger durften in Brüssel nicht mehr nachts fliegen und kamen nach Sachsen. Bauten am Flughafen gar heftig und weihten erst kürzlich ihr „Hub“ (gemeint ist damit das neudeutsche Luftfrachtdrehkreuz, nicht das Computer-Hub) ein. Nun schweben gegen Mitternacht allerlei dröhnende Frachtflieger ein, um am frühen Morgen wieder in den Himmel aufzusteigen. Dass angesichts der mitternächtlichen Turboproperei in den besonders betroffenen Betten nicht nur die Popperei, sondern auch der ganz normale Nachtschlaf leidet, sorgt seither für Zoff. Bürgerinitiativen entstanden, Verstöße gegen Planfeststellungsauflagen wurden vor Gericht gebracht, Leserbriefschreiber echauffieren sich über nächtlichen Lärm und kalte Enteignung von Häuslebauern, die nun plötzlich in einer zuvor nicht vorhandenen Einflugschneise die Nächte durchwachen. Und auch die Gegenseite macht mobil und hetzt gegen diejenigen, die aufs vermeintlich ruhige Land gezogen sind. Aus der DHL-Führungsriege war jüngst gar die Drohung zu hören, das Engagement in Halle/Leipzig auf den Prüfstand zu stellen. Ein Abzug von Leipzig dürfte für DHL durchaus lukrativ sein, denn der Freistaat Sachsen hat dem gelben Segensbringer bei der Ansiedlung eine Bürgschaft gegeben: Wenn die Nachtflugerlaubnis vor Ablauf der versprochenen 30 Jahre fällt, gibt es für DHL bis zu 500 Mio. Euro Entschädigung.
So, nun aber zurück zum Verein „Pro Flughafen Leipzig/Halle“. Diesem gehören nach Aussage seines Pressesprechers derzeit 50 Mitglieder an, denen es (das ist jetzt meine Aussage) vor allem um so hehre Ziele wie Arbeitsplätze, Weltfrieden, Glücklichsein und Bienengesummse geht.
Die Stimme des Vereins ist ein Gutmensch namens Holger Schmahl, den ich seit 1990 aus gemeinsamer Tätigkeit für die einstige Tageszeitung „Wir in Leipzig“ kenne. Kurz nach der Wende zählten wir beide zu den Gründungsmitgliedern des „Leipziger Pressestammtisches“. Ich trat irgendwann aus. Zwar nehme ich fast jedes Freibier an, aber irgendwie gehört es nicht zu meiner Lebenszielen, mich abends von Firmensprechern aushalten zu lassen und im Gegenzug für freie Atzung deren Selbstdarstellung zu ertragen.
Holger Schmahl ist dem Metier treugeblieben. In den 90er-Jahren kam er mit einem Titel namens „Argos“ auf den Markt, der eine Art „Spiegel“ für den Osten werden sollte. Nachdem das nicht funktionierte, wurde daraus eine PR-Postille, in der allerlei Unternehmen sich darstellen dürfen – wenn die Kasse stimmt.
Apropos Kasse: Die muss auch bei den „Leutzscher Gesprächen“ stimmen, zu denen Holger Schmahl von Zeit zu Zeit ins Leipziger Lindner Hotel bittet. Das Muster ist einfach: Wer dort auftreten will, zahlt. Dafür kann er sich vor diversen Journalisten, PR-Leuten etc. präsentieren und seine Weisheiten verkünden. Diese Möglichkeit nutzten u.a. Gasversorger Mitgas, Stromlieferant envia, Deutsche Bahn und der Flughafen Halle/Leipzig nebst Tochter FH Dresden. Nachzulesen übrigens hier: www.argos-sentinel.de/leutzscher_gespraeche_archiv.html - solange es nicht gelöscht ist.
Darf man es unmoralisch nennen, wenn ein Holger Schmahl sich dann unter die Gutmenschen des Vereins „Pro Flughafen“ mischt? Das möge der geneigte Leser selbst entscheiden.
Apropos Gutmenschen: Vizechefin des Flughafenvereins ist Maria Sharichin. Diese veranstaltet gemeinsam mit ... Trommelwirbel ... Holger Schmahl die „Ratsgespräche zu Leipzig“. O-Ton auf der Homepage: „Die „ Ratsgespräche zu Leipzig“ im RatskellerClub bieten eine exklusive Gesprächs-Plattform für Erstentscheider, Geschäftsführer, Unternehmer und Verwaltungsspitzen aus Leipzig und der Region.“ Nachzulesen hier: www.ratsgespraeche-zu-leipzig.de/Ratsgesprache/ratsgesprache.html
Unter besagter Adresse ist nachzulesen, wer dort schon so alles seine Heilslehre verkünden durfte. Soviel sei verraten: Der Flughafen Leipzig/Halle war auch schon dabei.
Schauen wir doch mal, was es mit dem dritten Gutmenschen, den meine Lokalpostille als Mitbegründer des Flughafenschutzvereins nennt, auf sich hat. Der Hallesche Anwalt Freidrich Weiss (guckst Du hier: www.huemmerich-partner.de/berufstraeger/friedrich_weiss.html) sieht sich selbst als wirtschaftsnah und verweist in seiner Selbstdarstellung auf diverse Mitgliedschaften in einschlägigen Vereinen sowie auf Veröffentlichungen im Wirtschaftsmagazin Argos. Man kennt sich.
Noch ein Gutmensch gefällig? Wie wäre es mit dem in meiner Lokalpostille gleichfalls genannten Dietmar Schulz aus Halle an der Saale? Auch der gehört dem Bürgerverein „Pro Tierversuche“ – nööö: Pro Flughafen – an und ist im Hauptberuf Geschäftsführer der Alpha 2000 GmbH. Zu den Kunden dieses Unternehmens zählt u.a. der Flughafen Leipzig/Halle. Guckst Du hier: www.alpha2000.net/cms/pressespiegel/leipziger-volkszeitung-rechner-fur-alle-lebenslagen Und auch der einstige Ost-Spiegel Argos hat darüber geschrieben: www.alpha2000.net/cms/pressespiegel/argos-seiscomp-der-besondere-computer-fur-alle-lebens-lagen Kennt man sich?
Chef vons Janze ist übrigens Dr. Lothar Müller vom Unternehmerverband Sachsen-Anhalt. Auch ihm kann man für sein Tun nur die edelsten Motive nachsagen, schließlich hat der Mann auch schon für die als höchstgradig uneigennützig bekannte Oskar-Patzelt-Stiftung juriert.
Nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches fragen, warum ich das ganze Thema so breittrete? Auch ich verdiene meine Brötchen, indem ich für Geld arbeite. „Man muss doch essen“, sagte schon „Pate“ Marlon Brando mit herrlicher Fistelstimme, als er einem ihm hilfreichen Polizeioffizier einen Umschlag mit Dollarnoten überreichte. Es gibt nun einmal (jetzt wieder die Fistelstimme einschalten) „Angebote, die man nicht ablehnen kann“. Und auch zu meinem Tun gehört es, den einen oder anderen Zeitgenossen – vorsichtig formuliert – bei seiner Imagegestaltung kreativ zu unterstützen. Aber: Man sollte dabei hinter den Kulissen bleiben.
Und: Wer in Sachen PR unterwegs ist, sollte Ross und Reiter nennen und sich nicht als Gutmensch darstellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Idealisten so gut wie gar nicht gibt. Wahrscheinlich ist diese Gattung mit Mahatma Gandhi 1948 ausgestorben. Wenn ein Mensch irgendetwas tut, gibt es dafür – überspitzt formuliert – drei Beweggründe: Geld, Sex oder Macht. Misstrauisch werde ich, wenn ein Gegenüber versucht, mir einzureden, dass er einer Sache um ebendieser Sache willen diene und dass es ihm ein Herzensbedürfnis sei ... Dann erwiesen sich meine Gesprächspartner bisher stets als Lügner – oder sie waren verrückt.
Um noch mal auf meine Lokalpostille zu kommen: Die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung hat natürlich nur die offiziellen Statements der Gutmenschen veröffentlicht und auf kritische Fragen verzichtet – oder die darauf erhaltenen Antworten unter den Tisch fallen lassen.
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Montag, 16. Juni 2008
Die Türken vor Wien oder: Dürfte Deutschland vor Moskau stehen?
zeitungsdieb, 14:54h
So. Gestern haben es die Türken also geschafft und sich mit einer tollen Energieleistung ins EM-Viertelfinale geschossen. Wer eine eigentlich entschiedene Partie kippt und gegen Tschechien spektakulär 3:2 gewinnt, hat Grund zum Jubeln.
Die Türken sehen sich im Finale, allerlei Halbmondblätter Titeln heftig nationalstolzistisch. Nachzulesen u.a. hier: www.welt.de/sport/article2108962/Tuerken_sehen_sich_wieder_vor_den_Toren_Wiens.html
Hmmm. Mal kurz nachgedacht. Die Türken vor den Toren Wiens? Das war doch die berühmte Kaffeefahrt, bei der das türkische Heer unter Ibrahim Pascha im Jahre 1529 nach Kräften Leute erschlug, Ländereien verwüstete und erstaunlicherweise vor Wien eine Schlappe einsteckte. Dass die abziehenden Türken dabei den Mitteleuropäern der Legende nach den Kaffee bescherten, sehen wir mal als ungewollt positiven Nebeneffekt an.
Ansonsten war das ganze Unternehmen ein Eroberungskrieg erster Güte, bei dem auch das stattfand, was man heute als "ethnische Säuberungen" zurecht an den Pranger stellt.
Und nun stehen die Türken wieder vor den Toren Wiens?
Fußball-EM hin, Euphorie her - mich kotzen solche Formulierungen an. Mit gleichem Recht könnte eine deutsche Mannschaft demnächst zum neuerlichen "Sturm auf Moskau" ansetzen oder einen Finalsieg unter dem Stichwort "Endlösung" verkünden.
Um nicht missverstanden zu werden: Es gibt vergleiche, die gut sind; und es gibt welche, die einfach "hinken". Außerdem gibt es welche, die man sich verkneifen sollte - dazu gehören aus meiner Sicht der "Türken vor den Toren Wiens" ebenso wie der Angriff auf Moskau oder die Endlösung.
Wer sie dennoch gebraucht, zeigt, dass Fußball wirklich blöd macht. Nicht nur die Spieler, sondern auch die darüber-Schreiber.
Die Türken sehen sich im Finale, allerlei Halbmondblätter Titeln heftig nationalstolzistisch. Nachzulesen u.a. hier: www.welt.de/sport/article2108962/Tuerken_sehen_sich_wieder_vor_den_Toren_Wiens.html
Hmmm. Mal kurz nachgedacht. Die Türken vor den Toren Wiens? Das war doch die berühmte Kaffeefahrt, bei der das türkische Heer unter Ibrahim Pascha im Jahre 1529 nach Kräften Leute erschlug, Ländereien verwüstete und erstaunlicherweise vor Wien eine Schlappe einsteckte. Dass die abziehenden Türken dabei den Mitteleuropäern der Legende nach den Kaffee bescherten, sehen wir mal als ungewollt positiven Nebeneffekt an.
Ansonsten war das ganze Unternehmen ein Eroberungskrieg erster Güte, bei dem auch das stattfand, was man heute als "ethnische Säuberungen" zurecht an den Pranger stellt.
Und nun stehen die Türken wieder vor den Toren Wiens?
Fußball-EM hin, Euphorie her - mich kotzen solche Formulierungen an. Mit gleichem Recht könnte eine deutsche Mannschaft demnächst zum neuerlichen "Sturm auf Moskau" ansetzen oder einen Finalsieg unter dem Stichwort "Endlösung" verkünden.
Um nicht missverstanden zu werden: Es gibt vergleiche, die gut sind; und es gibt welche, die einfach "hinken". Außerdem gibt es welche, die man sich verkneifen sollte - dazu gehören aus meiner Sicht der "Türken vor den Toren Wiens" ebenso wie der Angriff auf Moskau oder die Endlösung.
Wer sie dennoch gebraucht, zeigt, dass Fußball wirklich blöd macht. Nicht nur die Spieler, sondern auch die darüber-Schreiber.
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Sonntag, 15. Juni 2008
Sind wir nicht alle ein wenig Irland?
zeitungsdieb, 14:21h
Viele Kommentatoren sprachen am 13. Juni 2008 angesichts des irischen Nein zum EU-Reformvertrag von einem "Schwarzen Freitag für Europa". Dabei ist der namensgebende Freitag, den man landläufig als Beginn der 1929er Weltwirtschaftskrise ansieht, gar kein Freitag gewesen. Der Dow Jones Industrial Average war bereits am Mittwoch kräftig gefallen, am Donnerstag, dem 24. Oktober 1929, rutschte er nochmals ab, während er am Freitag wieder zulegte. Wer die Zeitzonen berücksichtigt, kann sich leicht ausrechnen, warum man in Deutschland dennoch vom Schwarzen Freitag redet.
Und auch das irische Nein hat nichts mit einem schwarzen Freitag zu tun. Schließlich wurde bereits am Donnerstag gewählt, am Freitag nur noch ausgezählt.
Und: Ist das Ergebnis wirklich "schwarz"? Ich finde es gut, dass die Bevölkerung eines Landes sich mehrheitlich gegen all das EU-Geschrumpse entschieden hat. All die Politprofiteure wissen nur zu genau, warum sie ihren Untertanen das Recht auf freie Entscheidung vorenthalten haben.
Sicher, ein Fleischer wird sich über sein Leberwurstrezept nicht mit den zum Schlachten bestimmten Schweinen unterhalten ... Aber sollten so wichtige Dinge wie ein EU-Vertrag nicht wirklich von den Menschen, die es angeht, abgesegnet werden?
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin gegen eine Inflation von Volksentscheiden, gegen Plebiszite, die sich mit allem Krimskrams beschäftigen und die Tagespolitik lahmlegen.
Aber bei grundlegenden Fragen sollte man "das Volk" an die Wahlurne bitten. Auch auf die Gefahr hin, dass ein Projekt wie der EU-Reformvertrag platzt. Was nach meiner Auffassung durchaus ein Gewinn wäre, denn mir hat noch niemand wirklich schlüssig erklären können, wozu die EU eigentlich gebraucht wird.
Pure Größe war zu einer Zeit wichtig, als man seine Macht noch nach der Anzahl der erzeugten Tonnen Walzstahl und der Menge der kampfbereiten Panzer maß. In einer immer heftiger pulsierenden Welt zählt nicht die Größe eines Reiches, sondern die Fähigkeit, sich schneller als andere auf neue Gegebenheiten einzustellen.
Ein "dicker Tanker" namens EU, die in Wahrheit nichts anderes ist als ein gleichgeschaltetes Staatenkonglomerat und eine bürokratischer Tumor, hat da allemal schlechtere Karten als überschaubare, effizient agierende Nationalstaaten.
Sollte ich mir jemals eine Fahne ans Auto hängen, wird es wohl die irische sein. In ganz Europa herrschen die Brüsseler Horden. In ganz Europa? Nein, ein kleines Inselrreich hat ihnen widerstanden. Schade nur, dass das nicht von Dauer sein wird.
Und auch das irische Nein hat nichts mit einem schwarzen Freitag zu tun. Schließlich wurde bereits am Donnerstag gewählt, am Freitag nur noch ausgezählt.
Und: Ist das Ergebnis wirklich "schwarz"? Ich finde es gut, dass die Bevölkerung eines Landes sich mehrheitlich gegen all das EU-Geschrumpse entschieden hat. All die Politprofiteure wissen nur zu genau, warum sie ihren Untertanen das Recht auf freie Entscheidung vorenthalten haben.
Sicher, ein Fleischer wird sich über sein Leberwurstrezept nicht mit den zum Schlachten bestimmten Schweinen unterhalten ... Aber sollten so wichtige Dinge wie ein EU-Vertrag nicht wirklich von den Menschen, die es angeht, abgesegnet werden?
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin gegen eine Inflation von Volksentscheiden, gegen Plebiszite, die sich mit allem Krimskrams beschäftigen und die Tagespolitik lahmlegen.
Aber bei grundlegenden Fragen sollte man "das Volk" an die Wahlurne bitten. Auch auf die Gefahr hin, dass ein Projekt wie der EU-Reformvertrag platzt. Was nach meiner Auffassung durchaus ein Gewinn wäre, denn mir hat noch niemand wirklich schlüssig erklären können, wozu die EU eigentlich gebraucht wird.
Pure Größe war zu einer Zeit wichtig, als man seine Macht noch nach der Anzahl der erzeugten Tonnen Walzstahl und der Menge der kampfbereiten Panzer maß. In einer immer heftiger pulsierenden Welt zählt nicht die Größe eines Reiches, sondern die Fähigkeit, sich schneller als andere auf neue Gegebenheiten einzustellen.
Ein "dicker Tanker" namens EU, die in Wahrheit nichts anderes ist als ein gleichgeschaltetes Staatenkonglomerat und eine bürokratischer Tumor, hat da allemal schlechtere Karten als überschaubare, effizient agierende Nationalstaaten.
Sollte ich mir jemals eine Fahne ans Auto hängen, wird es wohl die irische sein. In ganz Europa herrschen die Brüsseler Horden. In ganz Europa? Nein, ein kleines Inselrreich hat ihnen widerstanden. Schade nur, dass das nicht von Dauer sein wird.
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Problembärische Steinmeierei in der K-Frage oder: Die rosarote Überraschung
zeitungsdieb, 13:40h
Eines vorweg: Ich finde Angela Merkel als deutsche Kanzlerin eine Optimalbesetzung und bin der Überzeugung, dass sie diesen Job auch nach der nächsten Bundestagswahl weitermachen sollte.
Aber es soll ja Menschen geben, die ihren Glauben an die älteste deutsche Partei noch immer nicht verloren haben und trotz der desaströsen Hinterlassenschaften des Gasmannes Gerhard Schröder allen Ernstes auf einen sozialdemokratischen Kanzler hoffen.
Überaus hartnäckig haben sie in den vergangenen Monaten Gerüchte gehalten, dass der unappetitlich-mürrisch dreinschauende und nicht eben mit einer guten Kinderstube gesegnete SPD-Problembär Kurt Beck für den Job in Frage käme. Um nicht missverstanden zu werden: Ich hatte nie Problem damit, wenn Tatortkommissar Schimansky laut und deutlich „Scheiße“ sagte. Bei einem deutschen Kanzler würde mich ein solches Verhalten – vorsichtig formuliert – befremden. Bei einem Parteibonzen, der mit diesem Amt liebäugelt, befremdet es mich ebenso.
Dazu noch das Aussehen! Sicher, auch mir wäre es sehr angenehm, steckte das Innenleben einer Angela Merkel in der sehenswerten Hülle einer Heidi Klum. Auch Elisabetta Gregoraci (das ist das italienisches Wonderbra-Model, das sich trotz seiner 28 Jahre nicht davon abhalten ließ, den schon etwas angegammelten Flavio Briatore zu ehelichen) wäre als Kanzlerinnenverpackung durchaus reizvoll. Aber Kurt Beck? Nööö, bei dem hilft auch keine fremde Hülle – in Becks Größe gibt es nichts, was irgendwie gut aussieht.
Ulf Poschard schrieb Anfang Mai in der Welt am Sonntag, dass es „nur in einem Land wie dem unseren denkbar ist, dass eine Erscheinung wie Kurt Beck ernsthaft als Kanzlerkandidat gehandelt werden kann.“ Nimmt man noch das Becksche Wesen hinzu, kann als gesichert gelten, dass alle Spekulationen um des haarigen Problembären Umzug ins Kanzleramt pure Taktik sind.
Besagter Ulf Poschard brachte mit dem denkwürdigen Satz „Allein Steinmeiers Wildleder-Brogues müssten die Entscheidung für den Außenminister nahe legen“ einen weitaus aussichtsreicheren Kandidaten ins Spiel, der die SPD-Genossen ob seiner „optischen Weltläufigkeit“ jedoch „fremdeln“ lasse.
Nun sind Außenminister per Definition immer gute Kanzlerkandidaten. Sie sind oft im Fernsehen zu bewundern, verbreiten einen Hauch von Jetset und bringen per Flimmerkiste die große weite Welt in des deutschen Spießers Wohnzimmer. Außerdem tun sie niemandem weh, erhöhen keine Steuern, lehnen keine Anträge ab. Selbst Ekelpakete wie Joschka Fischer konnten als Außenminister Sympathiepunkte sammeln.
Allerdings möchte ich das schwindende Fähnlein der SPD-Sympathisanten vor zu früher Euphorie warnen. Gegen einen Kanzlerkandidaten namens Franz-Walter Steinmeier spricht bereits die Tatsache, dass die Welt am Sonntag in ihrer heutigen Ausgabe berichtet hat, dass dieser seine Kanidatur vorbereitet. Damit hat er die alte Infanteristenweisheit missachtet, dass derjenige, der zu früh aus dem Graben steigt, erschossen wird.
Ein aus meiner Sicht noch viel zu wenig beachteter Kandidatenkandidat tingelt hingegen in Berlin durchs Partyleben. Dabei hat das-ist-gut-so-Wowereit eigentlich alles, was ein SPD-Kanzler braucht. Er tut nichts, ist beliebt, bekannt und könnte der alten Tante SPD ein wenig flippiges Flair verleihen. Er kann zwar nicht mit Geld, so aber doch mit Schulden umgehen und gut leben und er hat nichts, aber auch gar nichts mit dem haarigen Fossil Kurt Beck gemein.
Springt der rosarote Panther also ins Kanzleramt? Springen schon, ankommen nicht. Angela Merkel wird ihn wohl auf halbem Weg zur Strecke bringen – dazu braucht’s nichtmal flotte Klum-Hülle. Einmal den Rötling richtig anstechen, dann zischt die warme Luft heraus und „Wowi“ sinkt sanft zu boden.
Aber es soll ja Menschen geben, die ihren Glauben an die älteste deutsche Partei noch immer nicht verloren haben und trotz der desaströsen Hinterlassenschaften des Gasmannes Gerhard Schröder allen Ernstes auf einen sozialdemokratischen Kanzler hoffen.
Überaus hartnäckig haben sie in den vergangenen Monaten Gerüchte gehalten, dass der unappetitlich-mürrisch dreinschauende und nicht eben mit einer guten Kinderstube gesegnete SPD-Problembär Kurt Beck für den Job in Frage käme. Um nicht missverstanden zu werden: Ich hatte nie Problem damit, wenn Tatortkommissar Schimansky laut und deutlich „Scheiße“ sagte. Bei einem deutschen Kanzler würde mich ein solches Verhalten – vorsichtig formuliert – befremden. Bei einem Parteibonzen, der mit diesem Amt liebäugelt, befremdet es mich ebenso.
Dazu noch das Aussehen! Sicher, auch mir wäre es sehr angenehm, steckte das Innenleben einer Angela Merkel in der sehenswerten Hülle einer Heidi Klum. Auch Elisabetta Gregoraci (das ist das italienisches Wonderbra-Model, das sich trotz seiner 28 Jahre nicht davon abhalten ließ, den schon etwas angegammelten Flavio Briatore zu ehelichen) wäre als Kanzlerinnenverpackung durchaus reizvoll. Aber Kurt Beck? Nööö, bei dem hilft auch keine fremde Hülle – in Becks Größe gibt es nichts, was irgendwie gut aussieht.
Ulf Poschard schrieb Anfang Mai in der Welt am Sonntag, dass es „nur in einem Land wie dem unseren denkbar ist, dass eine Erscheinung wie Kurt Beck ernsthaft als Kanzlerkandidat gehandelt werden kann.“ Nimmt man noch das Becksche Wesen hinzu, kann als gesichert gelten, dass alle Spekulationen um des haarigen Problembären Umzug ins Kanzleramt pure Taktik sind.
Besagter Ulf Poschard brachte mit dem denkwürdigen Satz „Allein Steinmeiers Wildleder-Brogues müssten die Entscheidung für den Außenminister nahe legen“ einen weitaus aussichtsreicheren Kandidaten ins Spiel, der die SPD-Genossen ob seiner „optischen Weltläufigkeit“ jedoch „fremdeln“ lasse.
Nun sind Außenminister per Definition immer gute Kanzlerkandidaten. Sie sind oft im Fernsehen zu bewundern, verbreiten einen Hauch von Jetset und bringen per Flimmerkiste die große weite Welt in des deutschen Spießers Wohnzimmer. Außerdem tun sie niemandem weh, erhöhen keine Steuern, lehnen keine Anträge ab. Selbst Ekelpakete wie Joschka Fischer konnten als Außenminister Sympathiepunkte sammeln.
Allerdings möchte ich das schwindende Fähnlein der SPD-Sympathisanten vor zu früher Euphorie warnen. Gegen einen Kanzlerkandidaten namens Franz-Walter Steinmeier spricht bereits die Tatsache, dass die Welt am Sonntag in ihrer heutigen Ausgabe berichtet hat, dass dieser seine Kanidatur vorbereitet. Damit hat er die alte Infanteristenweisheit missachtet, dass derjenige, der zu früh aus dem Graben steigt, erschossen wird.
Ein aus meiner Sicht noch viel zu wenig beachteter Kandidatenkandidat tingelt hingegen in Berlin durchs Partyleben. Dabei hat das-ist-gut-so-Wowereit eigentlich alles, was ein SPD-Kanzler braucht. Er tut nichts, ist beliebt, bekannt und könnte der alten Tante SPD ein wenig flippiges Flair verleihen. Er kann zwar nicht mit Geld, so aber doch mit Schulden umgehen und gut leben und er hat nichts, aber auch gar nichts mit dem haarigen Fossil Kurt Beck gemein.
Springt der rosarote Panther also ins Kanzleramt? Springen schon, ankommen nicht. Angela Merkel wird ihn wohl auf halbem Weg zur Strecke bringen – dazu braucht’s nichtmal flotte Klum-Hülle. Einmal den Rötling richtig anstechen, dann zischt die warme Luft heraus und „Wowi“ sinkt sanft zu boden.
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Freitag, 30. Mai 2008
Das ist die Zukunft – aber bis dahin haben wir noch anderes zu tun ... oder: Sanft entschlafende Leistungsträger
zeitungsdieb, 10:59h
Zu den freudvollen Nebenerscheinungen meiner journalistischen Arbeit gehört die Teilnahme an allerlei Veranstaltungen. Einen Teil des gestrigen Abends verbrachte ich in der Ratsversammlung einer sächsischen Kleinstadt. Oft geht es bei solcherlei Events so dröge zu, dass die Hausstaubmilben in der Auslegware schlimmen Husten bekämen, wenn sie den Lungenatmer wären. Aber die gestrige Veranstaltung hatte ihren Reiz und war bescherte mir einen beträchtlichen Erkenntnisgewinn. Das lag zum kleineren Teil daran, dass mein Berichts- und Fotoauftrag sich nur auf den ersten Tagesordnungspunkt, die feierliche Inbetriebnahme eines recht interessanten und nützlichen Internetportals, des Virtuellen Rathauses, erstreckte und ich anschließend davoneilen durfte.
Den größeren Teil des Lust- und Erkenntnisgewinns zog ich jedoch aus den Kommentaren, mit denen einige der Zuschauer das Geschehen verfolgten. Die konnten (oder – im Einzelfall: wollten) den Nutzen der vorgestellten IT-Lösung schlicht und einfach nicht begreifen und moserten kernige Sprüche wie „Jetzt wiss’mer endlich, was die im Rasthaus aus lauter Langeweile machen“ und derlei von Sachkunde geprägte Äußerungen. Dass eine Vielzahl von Dienstleistungen, für die der geneigte Bürger (oder die Bürgerin) bislang ins Rathaus traben musste, nunmehr auf elektronischem Wege zu nutzen sind, dass Vereine ihre Veranstaltungen im Redaktionssystem via Internet selbst anmelden können – das interessierte die anwesende Kleinstadtelite wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt. Wobei – letzterer interessiert angesichts der aktuellen Lebensmittelpreise doch mehr.
Nun gut, zum Zwecke der Veranschaulichung wurde Stadträten und Publikum per Beamer und drahtlosem Internetzugang noch ein besonderes Schmankerl vorgeführt: Ortsansässige Unternehmen erhalten die Möglichkeit, einen Basisdatensatz zur Darstellung ihres ruhmreichen Tuns gleichfalls per Redaktionssystems in das Onlineportal des Virtuellen Rathauses einzupflegen. Nach Freigabe im Content Management System sind diese Inhalte dann für jeden Nutzer abrufbar.
Wer nun glaubte, dass die anwesende Wirtschaftsprominenz der Heidestadt angesichts dieses kostenfrei nutzbaren Angebotes vor Freude den Boden das Saals küssen und anschließend in laute Lobpreisungen an die Adresse des Bürgermeisters und seiner Verwaltung ausbrechen würde, der sah sich enttäuscht. Der Chef eines ehrwürdigen Handwerksunternehmens moserte zunächst herum, dass er „kein Spezialist“ für so was sei, seine Zeit damit verbringen müsse, um zu „arbeiten, damit ich Gewerbesteuern zahlen kann“ und auch künftig alles per Brief erledigen wolle. Als ihm live vorgeführt wurde, dass sein Unternehmen dank der Vorarbeit einer eifrigen Verwaltungsmitarbeiterin „schon drin“ ist im Virtuellen Rathaus, fand das meisterliche Grummeln kein Ende. „Das mag ja die Zukunft sein, aber für uns ist das jetzt noch kein Thema“, sprach der wackere Handwerker.
Was habe ich aus diesem Abend gelernt?
Erstens, dass ein zu hohes Maß an Basisdemokratie nichts bringt. Hätte man im ausgehenden 19. Jahrhundert „das Volk“ gefragt, ob es die Elektrifizierung der Städte wünscht, wären Fackel, Kerze und Öllampe wohl bis heute die dominierenden Beleuchtungsmittel. Oder, anders gesprochen, wer ein Rezepte für die Herstellung von Knacker, Tee- und Leberwurst sucht, sollte darüber nicht mit Schweinen reden – dann wird alles Tofu. Ääähh.
Zweitens hat mit der amüsante Abend gezeigt, dass zumindest ein Teil der Unternehmer, die mit ihren Betrieben den sprichwörtlichen Bach hinuntergehen, daran selbst Schuld trägt. Wer sagt, dass die Zukunft für ihn heute noch kein Thema ist, der hat keine und kann nur auf sanftes Entschlummern statt eines schmerzhaften Ablebens hoffen.
Und drittens sind auch die vermeintlichen Leistungsträger nicht immer das, was die Bezeichnung suggeriert. Manchmal sind sie – wahrscheinlich dank ihrer visionären Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw. – einfach nur da. Noch.
PS.: Die Kleinstadt, von der ich hier geschrieben habe, gibt es wirklich. Sie liegt eine reichliche halbe Autostunde östlich von Leipzig. Dass ich ihren Namen nicht nenne, hat einen simplen Grund: Es gibt viele solcher Städte, viele solcher Zuschauer und viele solcher zukunftslosen Leistungsträger.
Den größeren Teil des Lust- und Erkenntnisgewinns zog ich jedoch aus den Kommentaren, mit denen einige der Zuschauer das Geschehen verfolgten. Die konnten (oder – im Einzelfall: wollten) den Nutzen der vorgestellten IT-Lösung schlicht und einfach nicht begreifen und moserten kernige Sprüche wie „Jetzt wiss’mer endlich, was die im Rasthaus aus lauter Langeweile machen“ und derlei von Sachkunde geprägte Äußerungen. Dass eine Vielzahl von Dienstleistungen, für die der geneigte Bürger (oder die Bürgerin) bislang ins Rathaus traben musste, nunmehr auf elektronischem Wege zu nutzen sind, dass Vereine ihre Veranstaltungen im Redaktionssystem via Internet selbst anmelden können – das interessierte die anwesende Kleinstadtelite wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt. Wobei – letzterer interessiert angesichts der aktuellen Lebensmittelpreise doch mehr.
Nun gut, zum Zwecke der Veranschaulichung wurde Stadträten und Publikum per Beamer und drahtlosem Internetzugang noch ein besonderes Schmankerl vorgeführt: Ortsansässige Unternehmen erhalten die Möglichkeit, einen Basisdatensatz zur Darstellung ihres ruhmreichen Tuns gleichfalls per Redaktionssystems in das Onlineportal des Virtuellen Rathauses einzupflegen. Nach Freigabe im Content Management System sind diese Inhalte dann für jeden Nutzer abrufbar.
Wer nun glaubte, dass die anwesende Wirtschaftsprominenz der Heidestadt angesichts dieses kostenfrei nutzbaren Angebotes vor Freude den Boden das Saals küssen und anschließend in laute Lobpreisungen an die Adresse des Bürgermeisters und seiner Verwaltung ausbrechen würde, der sah sich enttäuscht. Der Chef eines ehrwürdigen Handwerksunternehmens moserte zunächst herum, dass er „kein Spezialist“ für so was sei, seine Zeit damit verbringen müsse, um zu „arbeiten, damit ich Gewerbesteuern zahlen kann“ und auch künftig alles per Brief erledigen wolle. Als ihm live vorgeführt wurde, dass sein Unternehmen dank der Vorarbeit einer eifrigen Verwaltungsmitarbeiterin „schon drin“ ist im Virtuellen Rathaus, fand das meisterliche Grummeln kein Ende. „Das mag ja die Zukunft sein, aber für uns ist das jetzt noch kein Thema“, sprach der wackere Handwerker.
Was habe ich aus diesem Abend gelernt?
Erstens, dass ein zu hohes Maß an Basisdemokratie nichts bringt. Hätte man im ausgehenden 19. Jahrhundert „das Volk“ gefragt, ob es die Elektrifizierung der Städte wünscht, wären Fackel, Kerze und Öllampe wohl bis heute die dominierenden Beleuchtungsmittel. Oder, anders gesprochen, wer ein Rezepte für die Herstellung von Knacker, Tee- und Leberwurst sucht, sollte darüber nicht mit Schweinen reden – dann wird alles Tofu. Ääähh.
Zweitens hat mit der amüsante Abend gezeigt, dass zumindest ein Teil der Unternehmer, die mit ihren Betrieben den sprichwörtlichen Bach hinuntergehen, daran selbst Schuld trägt. Wer sagt, dass die Zukunft für ihn heute noch kein Thema ist, der hat keine und kann nur auf sanftes Entschlummern statt eines schmerzhaften Ablebens hoffen.
Und drittens sind auch die vermeintlichen Leistungsträger nicht immer das, was die Bezeichnung suggeriert. Manchmal sind sie – wahrscheinlich dank ihrer visionären Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw. – einfach nur da. Noch.
PS.: Die Kleinstadt, von der ich hier geschrieben habe, gibt es wirklich. Sie liegt eine reichliche halbe Autostunde östlich von Leipzig. Dass ich ihren Namen nicht nenne, hat einen simplen Grund: Es gibt viele solcher Städte, viele solcher Zuschauer und viele solcher zukunftslosen Leistungsträger.
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Donnerstag, 29. Mai 2008
Stimmenzauber in Dresden oder: Wer hat mit den braunen Kameraden gespielt?
zeitungsdieb, 15:34h
So, Sachsen hat einen neuen Ministerpräsidenten und das ist – erstmals seit der Wende – ein sächsisches Eigengewächs. Der neue, der den bisherigen Landesvater Georg Milbradt beerbt oder besser: diesem nachfolgt – heißt Stanislaw Tillich und wurde gestern gewählt.
Im Landtag in Dresden reichten dem Sachsen, der eigentlich ein Sorbe und damit Angehöriger einer anerkannten nationalen Minderheit ist, 66 von 121 abgegebenen Stimmen.
Die Wahlordnung ließ bei dieser geheimen Abstimmung keine Nein-Stimmen. So wurden 33 ungültige Stimmen abgegeben, elf Abgeordnete enthielten sich.
Interessant wird’s, wenn man ein wenig mitrechnet: Die CDU/SPD-Koalition verfügt über 68 Stimmen, ein CDU- Abgeordneter fehlte wegen Krankheit. 66 Stimmen für Tillich also muss sich in den Reihen der großen Koalition von CDU und SPD (angesichts der 9,8 % der sächsischen SPD ist diese Bezeichnung ein Widerspruch in sich, die PDS kam 2004 auf 23,6 %, die kackbraunen Kameraden immerhin auf 9,2 %, aber das nur am Rande) mindestens ein Abweichler befunden haben muss.
Sehr interessant: Die NPD schickte gegen Tillich ihren eigenen Kandidaten in Feld. Johannes Müller kam auf elf Stimmen, das sind drei mehr, als die NPD Sitze im Landtag hat. Zwar sitzen im Landtag auch noch vier weitere, ehemalige NPD-Fraktionsmitglieder gutbezahlt ihre Wahlperiode ab, doch es wäre zu einfach, denen per Definition zu unterstellen, ihren einstigen Kameraden gewählt zu haben.
Wenn ich einen Tip abgeben müsste, würde ich die Quelle der drei „braunen“ Stimmen im dunkelroten Spektrum vermuten – bei der Linken. Schließlich zieht diese Partei den meisten Nutzen aus all den Diskussionen um die braune Gefahr, warum also nicht ein wenig Propagandafutter liefern? Das Risiko, damit plötzlich einem Johannes Müller ins Amt des Ministerpräsidenten zu verhelfen, ist null, denn die Mehrheitsverhältnisse im sächsischen Landtag sind zwar leider nicht mehr so schön wie zu König Kurts Regierungszeit, aber immer noch ganz anständig ...
Im Landtag in Dresden reichten dem Sachsen, der eigentlich ein Sorbe und damit Angehöriger einer anerkannten nationalen Minderheit ist, 66 von 121 abgegebenen Stimmen.
Die Wahlordnung ließ bei dieser geheimen Abstimmung keine Nein-Stimmen. So wurden 33 ungültige Stimmen abgegeben, elf Abgeordnete enthielten sich.
Interessant wird’s, wenn man ein wenig mitrechnet: Die CDU/SPD-Koalition verfügt über 68 Stimmen, ein CDU- Abgeordneter fehlte wegen Krankheit. 66 Stimmen für Tillich also muss sich in den Reihen der großen Koalition von CDU und SPD (angesichts der 9,8 % der sächsischen SPD ist diese Bezeichnung ein Widerspruch in sich, die PDS kam 2004 auf 23,6 %, die kackbraunen Kameraden immerhin auf 9,2 %, aber das nur am Rande) mindestens ein Abweichler befunden haben muss.
Sehr interessant: Die NPD schickte gegen Tillich ihren eigenen Kandidaten in Feld. Johannes Müller kam auf elf Stimmen, das sind drei mehr, als die NPD Sitze im Landtag hat. Zwar sitzen im Landtag auch noch vier weitere, ehemalige NPD-Fraktionsmitglieder gutbezahlt ihre Wahlperiode ab, doch es wäre zu einfach, denen per Definition zu unterstellen, ihren einstigen Kameraden gewählt zu haben.
Wenn ich einen Tip abgeben müsste, würde ich die Quelle der drei „braunen“ Stimmen im dunkelroten Spektrum vermuten – bei der Linken. Schließlich zieht diese Partei den meisten Nutzen aus all den Diskussionen um die braune Gefahr, warum also nicht ein wenig Propagandafutter liefern? Das Risiko, damit plötzlich einem Johannes Müller ins Amt des Ministerpräsidenten zu verhelfen, ist null, denn die Mehrheitsverhältnisse im sächsischen Landtag sind zwar leider nicht mehr so schön wie zu König Kurts Regierungszeit, aber immer noch ganz anständig ...
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Interview und Agitation
zeitungsdieb, 08:37h
Vor wenigen Tagen rief mich zu früh abendlicher Stunde ein Umfrager an. Der eloquente Zeitgenosse gehörte zu einem der großen Institute, die - insbesondere im Vorfeld von Wahlen - Prognosen über dieses und jenes, vor allem aber Parteipräferenzen und K-Entscheidungen aufstellen.
Da ich von Berufs wegen selbst mit derlei Fragerei zu schaffen habe, bin ich zu solchen Menschen zumeist nett und beantworte ihnen ihre Fragen. Vielleicht wird Gutes ja doch mit Gutem vergolten und auch ich finde bei meinen Recherchen für Artikel verstärkt entgegenkommende Gesprächspartner ...
Im konkreten Fall erlebte ich eine Überraschung. Der nette Mensch fragte nicht nur, sondern wertete und diskutierte auch, ging sogar soweit, parteipolitische Vorlieben kritisch zu hinterfragen und unternahm den Versuch, mich in dieser oder jener Hinsicht zu widerlegen. Das gipfelte darin, dass er mir - ich mache aus meiner Vorliebe für konservative Kreise keinen Hehl - Oskars linke Wundertruppe ans ans Herz legen wollte.
Beeinflussung von Zeugen heißt so etwas vor Gericht. Im konkreten Fall würde ich es eine inakzeptable Arbeitsweise nennen.
Seit diesem Telefonat hat mein Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Meinungsumfragen stark abgenommen. Wenn schon die Platzhirsche solcherlei Agitatoren beschäftigen ...
Als Interviewpartner stehe ich den Damen- und Herrschaften von der Augurenzunft natürlich auch künftig zur Verfügung. Zum einen: siehe oben, zum anderen: Man lernt immer was dazu, wie dieses Beispiel zeigt.
Da ich von Berufs wegen selbst mit derlei Fragerei zu schaffen habe, bin ich zu solchen Menschen zumeist nett und beantworte ihnen ihre Fragen. Vielleicht wird Gutes ja doch mit Gutem vergolten und auch ich finde bei meinen Recherchen für Artikel verstärkt entgegenkommende Gesprächspartner ...
Im konkreten Fall erlebte ich eine Überraschung. Der nette Mensch fragte nicht nur, sondern wertete und diskutierte auch, ging sogar soweit, parteipolitische Vorlieben kritisch zu hinterfragen und unternahm den Versuch, mich in dieser oder jener Hinsicht zu widerlegen. Das gipfelte darin, dass er mir - ich mache aus meiner Vorliebe für konservative Kreise keinen Hehl - Oskars linke Wundertruppe ans ans Herz legen wollte.
Beeinflussung von Zeugen heißt so etwas vor Gericht. Im konkreten Fall würde ich es eine inakzeptable Arbeitsweise nennen.
Seit diesem Telefonat hat mein Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Meinungsumfragen stark abgenommen. Wenn schon die Platzhirsche solcherlei Agitatoren beschäftigen ...
Als Interviewpartner stehe ich den Damen- und Herrschaften von der Augurenzunft natürlich auch künftig zur Verfügung. Zum einen: siehe oben, zum anderen: Man lernt immer was dazu, wie dieses Beispiel zeigt.
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Mittwoch, 28. Mai 2008
Tiefensee und die EU-weite Steuer. Oder: Endlich mal eine gute Nachricht
zeitungsdieb, 15:16h
Na, das ist doch mal eine gute Nachricht: Bundes-was-auch-immer-Minister Wolfgang Tiefensee will eine europaweite vereinheitlichte Kfz.-Steuer. Das vermeldet meine Lokalpostille auf dem Titel ihrer heutigen Ausgabe. Die Harmonisierung der Kfz.-Steuer auf Grundlage des Kohlendioxidausstoßes „macht Sinn, damit jeder EU-Bürger den gleichen Beitrag zum Klimaschutz leistet.“
Wenn man über diesen Satz, insbesondere über den „Beitrag zu Klimaschutz“, ein wenig gründlicher Nachdenkt, stellt man schnell fest, was für ein feines Stücklein Demagogie das doch ist. Aber das sei dem Minister gegönnt. Soll ja auch leben.
Was mir an dieser Nachricht gefällt, ist allerdings die europaweite Vereinheitlichung. Das macht Mut, denn damit wird es sehr wahrscheinlich, das ich diese Steuer nicht mehr erlebe. Schließlich gab es schon viele typisch deutsche Ideen, die im geeinten Europa schlicht und einfach auf kleiner Flamme zerkocht wurden.
Die nationalen Befindlichkeiten werden dafür sorgen, dass Tiefensees geistige Blähung den Weg vieler anderer Ideen nimmt: Zisch und weg. Zum Glück.
Wenn man über diesen Satz, insbesondere über den „Beitrag zu Klimaschutz“, ein wenig gründlicher Nachdenkt, stellt man schnell fest, was für ein feines Stücklein Demagogie das doch ist. Aber das sei dem Minister gegönnt. Soll ja auch leben.
Was mir an dieser Nachricht gefällt, ist allerdings die europaweite Vereinheitlichung. Das macht Mut, denn damit wird es sehr wahrscheinlich, das ich diese Steuer nicht mehr erlebe. Schließlich gab es schon viele typisch deutsche Ideen, die im geeinten Europa schlicht und einfach auf kleiner Flamme zerkocht wurden.
Die nationalen Befindlichkeiten werden dafür sorgen, dass Tiefensees geistige Blähung den Weg vieler anderer Ideen nimmt: Zisch und weg. Zum Glück.
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Dienstag, 20. Mai 2008
Stell Dir vor es ist Rennsteiglauf ... und meine Lokalpostille berichtet nicht darüber
zeitungsdieb, 00:58h
Am Sonnabend fand der Rennsteiglauf statt. Für alle Nichtläufer: 72,6 km bergauf-bergab durch Thüringen, rund 1800 Starter auf der Piste, dazu noch mehr Aktive auf den Kurzstrecken (Marathon, Halbmarathon, Wanderer und Walker) - summa summarum: Europas größter Crosslauf. Demnächst an dieser Stelle mehr dazu und zu meiner Teilnahme.
Warum ich jetzt ganz kurz etwas in die Tasten hacke? Ganz einfach: Europas größter Crosslauf fand statt - und meine Lokalpostille hat ihn ignoriert. Hat statt dessen über irgendwelche Grünflächenwanderer (im Volksmund: Fußballer) geschrieben, die - wie erwartet - abgestiegen oder unerwartet aufgestiegen sind oder denen gänzlich überraschend ein Furz entfahren ist, weil sie ja auf dem Rasen sonst nichts zu tun haben.
Ein Nachtrag: Am heutigen Dienstag wurde der RSL in meiner Lokalpostille zumindest erwähnt. Bericht etc. Fehlanzeige, so schnell sind Qualitätsjournalisten nicht. Schlecht Ding verträgt keine Eile. Aber in klitzekleiner Schrift wurden wenigstens einzelne Ergebnisse ins Blatt tabelliert.
Warum ich jetzt ganz kurz etwas in die Tasten hacke? Ganz einfach: Europas größter Crosslauf fand statt - und meine Lokalpostille hat ihn ignoriert. Hat statt dessen über irgendwelche Grünflächenwanderer (im Volksmund: Fußballer) geschrieben, die - wie erwartet - abgestiegen oder unerwartet aufgestiegen sind oder denen gänzlich überraschend ein Furz entfahren ist, weil sie ja auf dem Rasen sonst nichts zu tun haben.
Ein Nachtrag: Am heutigen Dienstag wurde der RSL in meiner Lokalpostille zumindest erwähnt. Bericht etc. Fehlanzeige, so schnell sind Qualitätsjournalisten nicht. Schlecht Ding verträgt keine Eile. Aber in klitzekleiner Schrift wurden wenigstens einzelne Ergebnisse ins Blatt tabelliert.
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