Donnerstag, 29. Mai 2008
Interview und Agitation
Vor wenigen Tagen rief mich zu früh abendlicher Stunde ein Umfrager an. Der eloquente Zeitgenosse gehörte zu einem der großen Institute, die - insbesondere im Vorfeld von Wahlen - Prognosen über dieses und jenes, vor allem aber Parteipräferenzen und K-Entscheidungen aufstellen.
Da ich von Berufs wegen selbst mit derlei Fragerei zu schaffen habe, bin ich zu solchen Menschen zumeist nett und beantworte ihnen ihre Fragen. Vielleicht wird Gutes ja doch mit Gutem vergolten und auch ich finde bei meinen Recherchen für Artikel verstärkt entgegenkommende Gesprächspartner ...
Im konkreten Fall erlebte ich eine Überraschung. Der nette Mensch fragte nicht nur, sondern wertete und diskutierte auch, ging sogar soweit, parteipolitische Vorlieben kritisch zu hinterfragen und unternahm den Versuch, mich in dieser oder jener Hinsicht zu widerlegen. Das gipfelte darin, dass er mir - ich mache aus meiner Vorliebe für konservative Kreise keinen Hehl - Oskars linke Wundertruppe ans ans Herz legen wollte.
Beeinflussung von Zeugen heißt so etwas vor Gericht. Im konkreten Fall würde ich es eine inakzeptable Arbeitsweise nennen.
Seit diesem Telefonat hat mein Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Meinungsumfragen stark abgenommen. Wenn schon die Platzhirsche solcherlei Agitatoren beschäftigen ...
Als Interviewpartner stehe ich den Damen- und Herrschaften von der Augurenzunft natürlich auch künftig zur Verfügung. Zum einen: siehe oben, zum anderen: Man lernt immer was dazu, wie dieses Beispiel zeigt.

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