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Donnerstag, 11. September 2008
El Qaida im Regierungsviertel. Oder: Ein Prosit auf nine-eleven
zeitungsdieb, 11:07h
11. September. Mein Geburtstag. Als ich ihn 2001 mit einigen Freunden in einer Kneipe feierte, gab’s von den Leuten an den Nachbartischen Blicke, die Unverständnis signalisierten. Wie kann man an so einem Tag guter Stimmung sein. An genau dem Tag, an dem die Twin-Towers in die Knie gingen, an dem Tausende starben, an dem die USA sich erstmals auf dem eigenen Territorium angegriffen fühlten.
Mit ist dieser 11.9. 2001 – seither bekannt als nine-eleven – aus einem ganz speziellen Grund in Erinnerung geblieben. Ich hatte am Nachmittag in Dresden an einer Veranstaltung teilgenommen, stieg nach deren Ende ins Auto und hörte im Radio den Bericht eines DLF-Korrespondenten, der aus seinem Fenster schaute, einen der brennenden Türme im Blick hatte, das Gesehene beschrieb und plötzlich den Anflug eines zweiten Flugzeuges schilderte – und ich dachte ein Hörspiel, ähnlich der fiktiven Radioreportage „Marsianer“, mit der Orson Welles 1938 bei vielen Amerikanern Panik auslöste. Erst allmählich wurde mir klar, dass hier keine Hörspiel lief, sondern die Realität beschrieben wurde.
Am 20. September 2001 rief US-Präsident George Bush jr. den Kreuzzug gegen den Terror aus. Erst nachträglich wurde diese Vokabel umgebogen, wich der historisch belastete Terminus „Kreuzzug“ dem „Krieg“.
Heute las ich in der Welt einen Text von Alexander Ritzmann (guckst Du hier: http://www.welt.de/politik/article2421302/Warum-die-Terrororganisation-al-Qaida-versagt-hat.html), in dem er über die Gründe für das vermeintliche Versagen der Terrororganisation al-Quaida philosophiert. Ritzmann ist ein kluger Kopf, der es sich zum Ziel gemacht hat, dem Islamismus auf den Grund zu gehen. Er arbeitet in Brüssel in einem Think Tank und liegt – soviel Unverschämtheit sei gestattet – mit seiner These vom Versagen al Qaidas schlichtweg falsch. Diese Terrororganisation hat viele ihrer Ziele bereits erreicht und ist auf dem besten Weg, die westliche Welt in der uns bekannten Form zu zerstören.
Sicher, vom Kalifatstaat sind wir noch weit entfernt. Aber die westlichen Demokratien haben sich seit dem 11. September 2001 so grundlegend verändert, haben so viele Bürgerrechte entsorgt, dass man von einem Etappensieg der Islamisten sprechen muss.
Wer das nicht glaubt, der sollte zunächst ein wenig über die Veränderungen in den USA nachdenken. Heimatschutz, no-fly-Listen, Sonderbefugnisse für Ermittler im Anti-Terror-Kampf, Einschränkung von Bürgerrechten, Guantanamo – diese Beispiele sollten genügen, und sie lassen nur einen Schluss zu: In ihrem Bestreben, den islamistischen Terrorismus zu bekämpfen, haben sich die USA weit von ihrem demokratischen Selbstverständnis entfernt und sich dem Islamismus mehr genähert, als sie selbst zuzugeben bereit sind. In der Quantenphysik spricht man in diesem Zusammenhang von Wechselwirkungen ...
Drastische Wechselwirkungen dieser Art gibt es übrigens auch in Deutschland. Man denke in an Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der wie ein Rollteufel umherspringt und immer neue Einschränkungen elementarer Bürgerrechte fordert und – die politische Kaste ist willfährig, das durchschnittliche Wahlvolk tumb – leider zum Teil auch durchsetzt. Da werden Vorratsdaten gespeichert, Ermittlungsverfahren gegen Internetuser angestrengt, die sich auf einer BKA-Seite über Islamismus informieren (!), Abhörmaßnahmen en masse durchgezogen und bis dahin geschützte Berufsstände in die lückenlose Überwachung einbezogen. Willfährig werden persönliche Daten von Flugpassagieren an die US-Behörden ermittelt. V-Leute beäugen irre Bombenbastler bei deren Tun und helfen diesen, wenn Not am Manne ist, bei der Beschaffung von Zutaten für die Höllenmaschinen. Schließlich brauchen die Ermittler Erfolge. Anlässe für neue Repressalien.
Und die Entwicklung schreitet fort: Um den Terrorismus besser bekämpfen zu können, so die politische Logik, werden Fingerabdrücke gescannt und gespeichert. Zentralregister angelegt. Bundestrojaner gehätschelt. Sogar die Überwachungsinstrumente einstiger Diktaturen – die Reichspersonalnummer der Nazis und die Personenkennzahl PKZ der DDR-Machthaber – feiern in Gestalt der Steueridentnummer fröhliche Urständ. Und irgendwann, dessen bin ich sicher, werden in old Germany Wasserpfeifen nicht mehr anrüchig und die Schari'a selbstverständlich sein. Der Erzbischof von Canterbury bezeichnete es im Februar 2008 gegenüber BBC als unvermeidlich, Elemente der Schari'a ins britische Zivilrecht aufzunehmen. In Griechenland kommt die Schari'a auf Grundlage des Vertrages von Sévres für die Minderheiten der westthrakischen Türken und Pomaken seit 1920 zum Einsatz.
Die Islamisten haben versagt? Was für ein Trugschluss – sie sind ihrem Ziel, der Zerstörung der westlichen Demokratien, näher denn je. Nur die selbsternannten Gralshüter unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung haben’s noch nicht bemerkt.
In diesem Sinne: Angenehmen 11. September noch. Ich werde am heutigen Abend wieder auf dieses Datum anstoßen, ich darf das. Steht in meinem Ausweis. Und in meinem Zentralregistereintrag beim Rollteufel (Schade, dass mir dieser Begriff nicht eingefallen ist ... die durchaus lesenswerte Quelle findet sich bei Telepolis ... guckst Du hier http://www.heise.de/tp/blogs/5/114619)
Mit ist dieser 11.9. 2001 – seither bekannt als nine-eleven – aus einem ganz speziellen Grund in Erinnerung geblieben. Ich hatte am Nachmittag in Dresden an einer Veranstaltung teilgenommen, stieg nach deren Ende ins Auto und hörte im Radio den Bericht eines DLF-Korrespondenten, der aus seinem Fenster schaute, einen der brennenden Türme im Blick hatte, das Gesehene beschrieb und plötzlich den Anflug eines zweiten Flugzeuges schilderte – und ich dachte ein Hörspiel, ähnlich der fiktiven Radioreportage „Marsianer“, mit der Orson Welles 1938 bei vielen Amerikanern Panik auslöste. Erst allmählich wurde mir klar, dass hier keine Hörspiel lief, sondern die Realität beschrieben wurde.
Am 20. September 2001 rief US-Präsident George Bush jr. den Kreuzzug gegen den Terror aus. Erst nachträglich wurde diese Vokabel umgebogen, wich der historisch belastete Terminus „Kreuzzug“ dem „Krieg“.
Heute las ich in der Welt einen Text von Alexander Ritzmann (guckst Du hier: http://www.welt.de/politik/article2421302/Warum-die-Terrororganisation-al-Qaida-versagt-hat.html), in dem er über die Gründe für das vermeintliche Versagen der Terrororganisation al-Quaida philosophiert. Ritzmann ist ein kluger Kopf, der es sich zum Ziel gemacht hat, dem Islamismus auf den Grund zu gehen. Er arbeitet in Brüssel in einem Think Tank und liegt – soviel Unverschämtheit sei gestattet – mit seiner These vom Versagen al Qaidas schlichtweg falsch. Diese Terrororganisation hat viele ihrer Ziele bereits erreicht und ist auf dem besten Weg, die westliche Welt in der uns bekannten Form zu zerstören.
Sicher, vom Kalifatstaat sind wir noch weit entfernt. Aber die westlichen Demokratien haben sich seit dem 11. September 2001 so grundlegend verändert, haben so viele Bürgerrechte entsorgt, dass man von einem Etappensieg der Islamisten sprechen muss.
Wer das nicht glaubt, der sollte zunächst ein wenig über die Veränderungen in den USA nachdenken. Heimatschutz, no-fly-Listen, Sonderbefugnisse für Ermittler im Anti-Terror-Kampf, Einschränkung von Bürgerrechten, Guantanamo – diese Beispiele sollten genügen, und sie lassen nur einen Schluss zu: In ihrem Bestreben, den islamistischen Terrorismus zu bekämpfen, haben sich die USA weit von ihrem demokratischen Selbstverständnis entfernt und sich dem Islamismus mehr genähert, als sie selbst zuzugeben bereit sind. In der Quantenphysik spricht man in diesem Zusammenhang von Wechselwirkungen ...
Drastische Wechselwirkungen dieser Art gibt es übrigens auch in Deutschland. Man denke in an Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der wie ein Rollteufel umherspringt und immer neue Einschränkungen elementarer Bürgerrechte fordert und – die politische Kaste ist willfährig, das durchschnittliche Wahlvolk tumb – leider zum Teil auch durchsetzt. Da werden Vorratsdaten gespeichert, Ermittlungsverfahren gegen Internetuser angestrengt, die sich auf einer BKA-Seite über Islamismus informieren (!), Abhörmaßnahmen en masse durchgezogen und bis dahin geschützte Berufsstände in die lückenlose Überwachung einbezogen. Willfährig werden persönliche Daten von Flugpassagieren an die US-Behörden ermittelt. V-Leute beäugen irre Bombenbastler bei deren Tun und helfen diesen, wenn Not am Manne ist, bei der Beschaffung von Zutaten für die Höllenmaschinen. Schließlich brauchen die Ermittler Erfolge. Anlässe für neue Repressalien.
Und die Entwicklung schreitet fort: Um den Terrorismus besser bekämpfen zu können, so die politische Logik, werden Fingerabdrücke gescannt und gespeichert. Zentralregister angelegt. Bundestrojaner gehätschelt. Sogar die Überwachungsinstrumente einstiger Diktaturen – die Reichspersonalnummer der Nazis und die Personenkennzahl PKZ der DDR-Machthaber – feiern in Gestalt der Steueridentnummer fröhliche Urständ. Und irgendwann, dessen bin ich sicher, werden in old Germany Wasserpfeifen nicht mehr anrüchig und die Schari'a selbstverständlich sein. Der Erzbischof von Canterbury bezeichnete es im Februar 2008 gegenüber BBC als unvermeidlich, Elemente der Schari'a ins britische Zivilrecht aufzunehmen. In Griechenland kommt die Schari'a auf Grundlage des Vertrages von Sévres für die Minderheiten der westthrakischen Türken und Pomaken seit 1920 zum Einsatz.
Die Islamisten haben versagt? Was für ein Trugschluss – sie sind ihrem Ziel, der Zerstörung der westlichen Demokratien, näher denn je. Nur die selbsternannten Gralshüter unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung haben’s noch nicht bemerkt.
In diesem Sinne: Angenehmen 11. September noch. Ich werde am heutigen Abend wieder auf dieses Datum anstoßen, ich darf das. Steht in meinem Ausweis. Und in meinem Zentralregistereintrag beim Rollteufel (Schade, dass mir dieser Begriff nicht eingefallen ist ... die durchaus lesenswerte Quelle findet sich bei Telepolis ... guckst Du hier http://www.heise.de/tp/blogs/5/114619)
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Dienstag, 9. September 2008
Meine Lokalpostille und die Schleichwerbung. Oder: Verstöße gegen den Pressekodex reloadet
zeitungsdieb, 10:38h
Heute, am 9. September, habe ich meinen guten Vorsatz für das neue Jahr gefasst. „Häää? Neues Jahr?“, mag sich nun der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches fragen und zu dem Schluss gelangen, dass der Verfasser dieser Zeilen nun wohl doch dem Schwachsinn anheim gefallen sein muss.
Doch keine Angst – alles ist im Lot. Den guten Vorsatz für 2009 habe ich allerdings tatsächlich bereits gefasst. Vor wenigen Minuten, genauer gesagt: Beim Frühstück und der damit einher gehenden Lektüre meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Regelmäßige Leser meiner – politisch nicht immer korrekten – Notizen wissen, dass ich hin und wieder Anstoß an Veröffentlichungen der nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichteten LVZ nehme. Die Gründe hierfür sind zumeist die himmelschreiende Dummheit oder die unendliche Faulheit bestimmter Autoren, häufig auch eine Kopplung aus beiden Eigenarten. Regelmäßig ärgere ich mich zudem über Verstöße gegen den Pressekodex. So auch heute.
Wieder einmal – oder heute sogar zweimal auf einer Seite – wurde gegen dieses Regelwerk der Medienbranche verstoßen. In Ziffer 7 (guckst Du hier: http://www.presserat.de/Pressekodex.8.0.html) verweist der Pressekodex auf die Trennung von Werbung und Redaktion. Zum Nachlesen:
ZI F F E R 7 TRENNUNG VON WERBUNG UND REDAKTION
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.
Soweit die Theorie. Oder, wie Jack Sparrow im „Fluch der Karibik“ feststellte: „Der Kodex ist doch nur eine Empfehlung.“ Nicht nur für die Piraten zur See, sondern auch für die der Medienbranche.
Und so berichtet meine Lokalpostille auf Seite 17 ihrer heutigen Ausgabe über die nunmehr in zweiter Auflage erscheinende Broschüre „Zoogeflüster“, zu deren Herstellung sich die LVZ wegen der großen Nachfrage nun entschlossen hat. Auf gut 30 Druckzeilen erfahren die geneigten Liebhaber des Qualitätsjournalismus’ viel Wissenswertes über Inhalt, Aufmachung, Kaufpreis und Bezugsmöglichkeiten des Druckwerkes. Sogar ein Bild spendierten die Gutmenschen aus dem Leipziger Medienhaus der Leserschaft – ein Repro des Covers. Dass hier wirtschaftliche Interessen des Verlages mit redaktioneller Berichterstattung vermengt wurden, sollte auch dem dümmstanzunehmenden Leser auffallen. Tut es aber nicht, weil solcherart Mauscheleien bei der LVZ System haben und die Verleger „derartige Versuche“ ganz offensichtlich nicht nur nicht abwehren, sondern vorschreiben.
Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Beitrag in die Spalten des Lokalteils rutschen konnte. Autor ist nämlich keiner der dort mehr oder weniger tätigen Redakteure und auch keiner der wohlfeilen Praktikanten, sondern laut Kürzel „sei“ Thomas Seidler.
Diese war von 1993 bis 2005 Lokalchef der LVZ und hat seither das Amt des Chef-Management-Redakteurs bei der Leipziger Medien Service GmbH (LMS) inne. Dieses Unternehmen gibt allerlei Bücher heraus, die dann bei der LVZ intensivst beworben und verklingelt werden. Wer sich über die Gesellschafterstruktur der LMS informieren will, kann das Handelsregister einsehen und wird keine Überraschungen erleben. Wer sich die Mühe sparen will, gibt mir ein Bier aus, dann erfährt er’s auch.
Solcherart Verquickungen meint der Deutsche Presserat, wenn im Pressekodex von der Kennzeichnungspflicht bei „Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen“, die Rede ist.
Unter Ziffer 7 des Pressekodex’ fällt aber auch eine Veröffentlichung, die in der heutigen Ausgabe meiner Lokalpostille gleich neben der Eigenwerbung für das „Zoogeflüster“ steht. Unter dem Titel „Der Hund von Welt trägt Regencape“ ist dort in Wort und Bild eine nette kleine PR-Geschichte über Birgit Winkler und ihren Minizoo abgedruckt. Im Focus war die von dpa verbreitete PR-Schmonzette übrigens bereits am 14. August 2008 „Bild des Tages“. Aber zurück zur LVZ: Der geneigte Leser dieses qualitätsjournalistischen Werkes erfährt, das die Chihuahuas Quincy und Lilli bei herbstlichen Niederschlägen Regenmäntel tragen, die aus den USA stammen und in Birgits Minizoo verkauft werden.
Womit wir bei der unzulässigen Vermauschelung von Redaktion und Anzeige wären, denn dieser Minizoo ist kein Zoo, sondern ein – ziemlich dürftig aufgemachter – Onlineshop. Guckst Du hier: https://ssl.kundenserver.de/www.birgits-minizoo.de/sess/utn;jsessionid=1548c6141ad10c9/shopdata/index.shopscript
Nun ist es jedem selbst überlassen, sich mit solcherart Angeboten zu bereichern und/oder zu blamieren. Im Lokalteil hat diese Veröffentlichung allerdings nur als Anzeige etwas verloren. Zumindest bei einer Zeitung, die für sich den Anspruch des Qualitätsjournalismus erhebt.
Und was hat das alles mit dem zu Anfang dieser Zeilen erwähnten „guten Vorsatz“ fürs neue Jahr zu tun? Nun, da ich bereits überreichlich Sport treibe, macht das übliche „mehr Sport“ oder „gesund leben“ ja keinen Sinn. Also werde ich im kommenden Jahr die Verstöße meiner Lokalpostille gegen den Pressekodex dokumentieren und einmal pro Quartal an den Presserat schicken. Einer muss es ja tun ...
Doch keine Angst – alles ist im Lot. Den guten Vorsatz für 2009 habe ich allerdings tatsächlich bereits gefasst. Vor wenigen Minuten, genauer gesagt: Beim Frühstück und der damit einher gehenden Lektüre meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Regelmäßige Leser meiner – politisch nicht immer korrekten – Notizen wissen, dass ich hin und wieder Anstoß an Veröffentlichungen der nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichteten LVZ nehme. Die Gründe hierfür sind zumeist die himmelschreiende Dummheit oder die unendliche Faulheit bestimmter Autoren, häufig auch eine Kopplung aus beiden Eigenarten. Regelmäßig ärgere ich mich zudem über Verstöße gegen den Pressekodex. So auch heute.
Wieder einmal – oder heute sogar zweimal auf einer Seite – wurde gegen dieses Regelwerk der Medienbranche verstoßen. In Ziffer 7 (guckst Du hier: http://www.presserat.de/Pressekodex.8.0.html) verweist der Pressekodex auf die Trennung von Werbung und Redaktion. Zum Nachlesen:
ZI F F E R 7 TRENNUNG VON WERBUNG UND REDAKTION
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.
Soweit die Theorie. Oder, wie Jack Sparrow im „Fluch der Karibik“ feststellte: „Der Kodex ist doch nur eine Empfehlung.“ Nicht nur für die Piraten zur See, sondern auch für die der Medienbranche.
Und so berichtet meine Lokalpostille auf Seite 17 ihrer heutigen Ausgabe über die nunmehr in zweiter Auflage erscheinende Broschüre „Zoogeflüster“, zu deren Herstellung sich die LVZ wegen der großen Nachfrage nun entschlossen hat. Auf gut 30 Druckzeilen erfahren die geneigten Liebhaber des Qualitätsjournalismus’ viel Wissenswertes über Inhalt, Aufmachung, Kaufpreis und Bezugsmöglichkeiten des Druckwerkes. Sogar ein Bild spendierten die Gutmenschen aus dem Leipziger Medienhaus der Leserschaft – ein Repro des Covers. Dass hier wirtschaftliche Interessen des Verlages mit redaktioneller Berichterstattung vermengt wurden, sollte auch dem dümmstanzunehmenden Leser auffallen. Tut es aber nicht, weil solcherart Mauscheleien bei der LVZ System haben und die Verleger „derartige Versuche“ ganz offensichtlich nicht nur nicht abwehren, sondern vorschreiben.
Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Beitrag in die Spalten des Lokalteils rutschen konnte. Autor ist nämlich keiner der dort mehr oder weniger tätigen Redakteure und auch keiner der wohlfeilen Praktikanten, sondern laut Kürzel „sei“ Thomas Seidler.
Diese war von 1993 bis 2005 Lokalchef der LVZ und hat seither das Amt des Chef-Management-Redakteurs bei der Leipziger Medien Service GmbH (LMS) inne. Dieses Unternehmen gibt allerlei Bücher heraus, die dann bei der LVZ intensivst beworben und verklingelt werden. Wer sich über die Gesellschafterstruktur der LMS informieren will, kann das Handelsregister einsehen und wird keine Überraschungen erleben. Wer sich die Mühe sparen will, gibt mir ein Bier aus, dann erfährt er’s auch.
Solcherart Verquickungen meint der Deutsche Presserat, wenn im Pressekodex von der Kennzeichnungspflicht bei „Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen“, die Rede ist.
Unter Ziffer 7 des Pressekodex’ fällt aber auch eine Veröffentlichung, die in der heutigen Ausgabe meiner Lokalpostille gleich neben der Eigenwerbung für das „Zoogeflüster“ steht. Unter dem Titel „Der Hund von Welt trägt Regencape“ ist dort in Wort und Bild eine nette kleine PR-Geschichte über Birgit Winkler und ihren Minizoo abgedruckt. Im Focus war die von dpa verbreitete PR-Schmonzette übrigens bereits am 14. August 2008 „Bild des Tages“. Aber zurück zur LVZ: Der geneigte Leser dieses qualitätsjournalistischen Werkes erfährt, das die Chihuahuas Quincy und Lilli bei herbstlichen Niederschlägen Regenmäntel tragen, die aus den USA stammen und in Birgits Minizoo verkauft werden.
Womit wir bei der unzulässigen Vermauschelung von Redaktion und Anzeige wären, denn dieser Minizoo ist kein Zoo, sondern ein – ziemlich dürftig aufgemachter – Onlineshop. Guckst Du hier: https://ssl.kundenserver.de/www.birgits-minizoo.de/sess/utn;jsessionid=1548c6141ad10c9/shopdata/index.shopscript
Nun ist es jedem selbst überlassen, sich mit solcherart Angeboten zu bereichern und/oder zu blamieren. Im Lokalteil hat diese Veröffentlichung allerdings nur als Anzeige etwas verloren. Zumindest bei einer Zeitung, die für sich den Anspruch des Qualitätsjournalismus erhebt.
Und was hat das alles mit dem zu Anfang dieser Zeilen erwähnten „guten Vorsatz“ fürs neue Jahr zu tun? Nun, da ich bereits überreichlich Sport treibe, macht das übliche „mehr Sport“ oder „gesund leben“ ja keinen Sinn. Also werde ich im kommenden Jahr die Verstöße meiner Lokalpostille gegen den Pressekodex dokumentieren und einmal pro Quartal an den Presserat schicken. Einer muss es ja tun ...
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Montag, 8. September 2008
IM-Alarm bei Pro Flughafen Leipzig-Halle. Oder: Da geht noch was ...
zeitungsdieb, 11:31h
Das Leben kann so grausam sein. Da gründen einige wirklich selbstlose Gutmenschen (guckst Du hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1153490/) einen Verein „Pro Flughafen Leipzig/Halle“, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, dem Leipziger Militär- und Nachtfrachtflughafen samt seiner rumpelnden Turboprop-Maschinen zu einem etwas besseren Image zu verhelfen – und was passiert? Häme ergießt sich über die Aktivisten, böse Menschen (hier schließe ich mich ein) unterstellen ihnen gar geschäftliche Interessen.
Und als wäre das noch nicht schlimm genug, beschränken sich böse Schmierfinken nicht darauf, die Namen der Gutmenschenvereinsprotagonisten per Google zu hinterfragen, sondern gehen sogar Tipps nach und erdreisten sich, den designierten Vorsitzenden des Vereins, Lothar Müller, mit dessen Vergangenheit als Stasi-IM zu konfrontieren.
Dieser, ganz Gutmensch, wusste zunächst von nichts, sah alles ganz anders und trat dann von seinem Amt als Vereinsvorsitzender zurück.
Schuld daran ist die Außenstelle Halle der Birthler-Behörde, die den einstigen hauptamtlichen Agitationssekretär der DDR-Blockpartei NDPD als IM Rolf enttarnte. Rolf guckte und horchte im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit recht emsig, bis ihm im Wendeherbst 1989 der Auftraggeber und seinem Tun damit die Geschäftsgrundlage abhanden kam.
Mit Details aus seiner Akte konfrontiert, machte Müller den Oskar. Mehrere Wochen blieb sein Amt als Vorsitzender des Gutmenschenvereins unbesetzt. Nun ist hinter dem Vorsitzenden das Kürzel „n.n.“ verschwunden, als neuer Obergutmensch ist Steffen Branse benannt. Noch immer – ein rundes Vierteljahr nach Gründung – ist die Eintragung ins Vereinsregister nicht vollzogen.
Aber das ist vielleicht auch besser so, denn der Rücktritt des IM Rolf wird wohl nicht der letzte stasibedingte Ausfall in der Führungsriege gewesen sein. Zumindest eines der Gründungsmitglieder hatte seine gutes Gehör bis zur Wende nicht zum Klavierstimmen, sondern zum staatlich sanktionierten und honorierten Belauschen anderer Menschen genutzt.
Da wäre es sinnvoll, diese Kandidaten bis zur nächsten „Schon-wieder-Gründungs-Versammlung“ mit anschließendem Gang zum Notar zu entschärfen. Aus Imagegründen, aber auch zum Zwecke der Kostendämpfung. Auch wenn der Flughafenfreundes- und Gutmenschenverein dank großzügiger Unterstützer nicht wirklich insolvenzgefährdet ist, kann man die schöne Knete doch besser nutzen, z.B. für ganz legale Aufwandsentschädigungen für die Vorstandsmitglieder, gelle.
PS.: Zählt bitte nicht auf meine Hilfe, wenn es um den IM-Namen geht. Diese Hausaufgabe müsst Ihr schon selbst machen. Aber vielleicht bekommt das einstige Gummi-Ohr ja demnächst auch einen Anruf von der Leipziger Volkszeitung ...
Und als wäre das noch nicht schlimm genug, beschränken sich böse Schmierfinken nicht darauf, die Namen der Gutmenschenvereinsprotagonisten per Google zu hinterfragen, sondern gehen sogar Tipps nach und erdreisten sich, den designierten Vorsitzenden des Vereins, Lothar Müller, mit dessen Vergangenheit als Stasi-IM zu konfrontieren.
Dieser, ganz Gutmensch, wusste zunächst von nichts, sah alles ganz anders und trat dann von seinem Amt als Vereinsvorsitzender zurück.
Schuld daran ist die Außenstelle Halle der Birthler-Behörde, die den einstigen hauptamtlichen Agitationssekretär der DDR-Blockpartei NDPD als IM Rolf enttarnte. Rolf guckte und horchte im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit recht emsig, bis ihm im Wendeherbst 1989 der Auftraggeber und seinem Tun damit die Geschäftsgrundlage abhanden kam.
Mit Details aus seiner Akte konfrontiert, machte Müller den Oskar. Mehrere Wochen blieb sein Amt als Vorsitzender des Gutmenschenvereins unbesetzt. Nun ist hinter dem Vorsitzenden das Kürzel „n.n.“ verschwunden, als neuer Obergutmensch ist Steffen Branse benannt. Noch immer – ein rundes Vierteljahr nach Gründung – ist die Eintragung ins Vereinsregister nicht vollzogen.
Aber das ist vielleicht auch besser so, denn der Rücktritt des IM Rolf wird wohl nicht der letzte stasibedingte Ausfall in der Führungsriege gewesen sein. Zumindest eines der Gründungsmitglieder hatte seine gutes Gehör bis zur Wende nicht zum Klavierstimmen, sondern zum staatlich sanktionierten und honorierten Belauschen anderer Menschen genutzt.
Da wäre es sinnvoll, diese Kandidaten bis zur nächsten „Schon-wieder-Gründungs-Versammlung“ mit anschließendem Gang zum Notar zu entschärfen. Aus Imagegründen, aber auch zum Zwecke der Kostendämpfung. Auch wenn der Flughafenfreundes- und Gutmenschenverein dank großzügiger Unterstützer nicht wirklich insolvenzgefährdet ist, kann man die schöne Knete doch besser nutzen, z.B. für ganz legale Aufwandsentschädigungen für die Vorstandsmitglieder, gelle.
PS.: Zählt bitte nicht auf meine Hilfe, wenn es um den IM-Namen geht. Diese Hausaufgabe müsst Ihr schon selbst machen. Aber vielleicht bekommt das einstige Gummi-Ohr ja demnächst auch einen Anruf von der Leipziger Volkszeitung ...
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Leipziger Nachtfluggeschichte. Oder: Bomben gegen Engeland.
zeitungsdieb, 10:57h
Wer bei dem, was er (anderen an)tut, ein schlechtes Gewissen hat, muss sich etwas einfallen lassen, wie er seine Missetaten legitimiert. Das geht mit Hilfe der Wissenschaft („Eine Studie amerikanischer/russischer/japanischer ... Wissenschaftler beweist, dass ...). Gern wird aber auch die Geschichte als Krücke missbraucht, um eigenes Tun ins rechte Licht zu rücken.
Die ganz schlichten Gemüter sagen in solchen Fällen „Das mache/n ich/wir schon seit 40 (50, 60, ...) Jahren so – und vergessen bei dieser Argumentation, dass man eine Sache auch 40 (50, 60 ...) Jahren falsch machen kann. Cleverer ist da die Strategie, irgend jemanden feststellen zu lassen, dass das ganz konkrete, jetztzeitige Tun ganz, ganz tolle historische Wurzeln hat. Noch cleverer ist es, jemanden dafür zu gewinnen, das auch noch in die Zeitung zu schreiben.
So geschehen in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Selbiges Blatt, nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, veröffentlichte einen größeren Artikel über die historischen Wurzeln des Nacht- und Frachtfluges in Schkeuditz. Für alle auswärtigen Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches: „Schkeuditz“ ist ein Städtchen westlich von Leipzig, hier entstand einst ein Flugplatz, aus dem der heutige Flughafen Leipzig-Halle hervorging, dank der überaus weisen Entscheidungen einiger Politiker zugleich Heimat des lautstarken DHL-Drehkreuzes und zudem wachstumsstärkster deutscher Militärflughafen. Oder so.
In besagtem Artikel (15./16.8.08) darf der geneigte Leser meiner Lokalpostille lernen, dass es den ersten Nachtflug vom hiesigen Flughafen aus bereits am 24. August 1928 gab. Pilot Erich Glatz demonstrierte seinerzeit „die Ungefährlichkeit und einzigartige Schönheit eines Nachtfluges“, so die LVZ. In diesem Stil geht es weiter. Die Autoren schwadronieren begeistert darüber, dass die Luftfrachtleistung am Standort Halle/Leipzig von 1927 bis 1939 jährlich im Durchschnitt um 24 Prozent zugenommen hat. Schade, dass der Artikel mit dem Jahr 1939 endet. Anderenfalls hätte man ja auch über die hohe Nachtflugleistung deutscher Cargopiloten bei ihren Flügen gegen England und Frankreich philosophieren oder die Transportleistung der Luftwaffengeschwader in Richtung Osten würdigen können. Ist ja schließlich alles Geschichte. Und was früher gemacht wurde, muss ja gut sein. So habe ich es zumindest der unterschwelligen Argumentation meiner Lokalpostille in Sachen Nacht- und Frachtflug entnehmen können. Oder doch nicht?
Die ganz schlichten Gemüter sagen in solchen Fällen „Das mache/n ich/wir schon seit 40 (50, 60, ...) Jahren so – und vergessen bei dieser Argumentation, dass man eine Sache auch 40 (50, 60 ...) Jahren falsch machen kann. Cleverer ist da die Strategie, irgend jemanden feststellen zu lassen, dass das ganz konkrete, jetztzeitige Tun ganz, ganz tolle historische Wurzeln hat. Noch cleverer ist es, jemanden dafür zu gewinnen, das auch noch in die Zeitung zu schreiben.
So geschehen in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Selbiges Blatt, nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, veröffentlichte einen größeren Artikel über die historischen Wurzeln des Nacht- und Frachtfluges in Schkeuditz. Für alle auswärtigen Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches: „Schkeuditz“ ist ein Städtchen westlich von Leipzig, hier entstand einst ein Flugplatz, aus dem der heutige Flughafen Leipzig-Halle hervorging, dank der überaus weisen Entscheidungen einiger Politiker zugleich Heimat des lautstarken DHL-Drehkreuzes und zudem wachstumsstärkster deutscher Militärflughafen. Oder so.
In besagtem Artikel (15./16.8.08) darf der geneigte Leser meiner Lokalpostille lernen, dass es den ersten Nachtflug vom hiesigen Flughafen aus bereits am 24. August 1928 gab. Pilot Erich Glatz demonstrierte seinerzeit „die Ungefährlichkeit und einzigartige Schönheit eines Nachtfluges“, so die LVZ. In diesem Stil geht es weiter. Die Autoren schwadronieren begeistert darüber, dass die Luftfrachtleistung am Standort Halle/Leipzig von 1927 bis 1939 jährlich im Durchschnitt um 24 Prozent zugenommen hat. Schade, dass der Artikel mit dem Jahr 1939 endet. Anderenfalls hätte man ja auch über die hohe Nachtflugleistung deutscher Cargopiloten bei ihren Flügen gegen England und Frankreich philosophieren oder die Transportleistung der Luftwaffengeschwader in Richtung Osten würdigen können. Ist ja schließlich alles Geschichte. Und was früher gemacht wurde, muss ja gut sein. So habe ich es zumindest der unterschwelligen Argumentation meiner Lokalpostille in Sachen Nacht- und Frachtflug entnehmen können. Oder doch nicht?
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Sonntag, 7. September 2008
Problembär Kurt geht. Oder: Die Heimkehr des roten Schals
zeitungsdieb, 17:21h
Kurt Beck schmeißt hin. Anders gesagt: Der Posten des SPD-Chef muss neu besetzt werden. Problembär Kurt macht jetzt nur noch als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Schaden. Als Interimslösung muss einer seiner Stellvertreter ran, Nachfolger soll Becks zurückgekehrter Vorgänger Franz Müntefering werden.
Rein ästhetisch ist der Rückzug Becks ein Gewinn. Schließlich war Problembär Kurt nicht nur für SPD-Verhältnisse ein Rüpel, sondern sogar auch optisch eine ziemliche Zumutung. Das haarige Monster wäre sogar bei den Grünen negativ aufgefallen ...
Dass das rosa Urgestein Münte von den Delegierten eines Sonderparteitages zum SPD-Chef gewählt werden wird, kann als sicher gelten. Die Genossen wählen doch jeden, den ihnen die Führung hinstellt - man denke nur an Oskar Lafontaine oder Rudolf Scharping. Denen könnte man sogar einen Sack Holz aufs Podium stellen, selbst der käme auf 69 Prozent im ersten Wahlgang.
Rein ästhetisch ist der Rückzug Becks ein Gewinn. Schließlich war Problembär Kurt nicht nur für SPD-Verhältnisse ein Rüpel, sondern sogar auch optisch eine ziemliche Zumutung. Das haarige Monster wäre sogar bei den Grünen negativ aufgefallen ...
Dass das rosa Urgestein Münte von den Delegierten eines Sonderparteitages zum SPD-Chef gewählt werden wird, kann als sicher gelten. Die Genossen wählen doch jeden, den ihnen die Führung hinstellt - man denke nur an Oskar Lafontaine oder Rudolf Scharping. Denen könnte man sogar einen Sack Holz aufs Podium stellen, selbst der käme auf 69 Prozent im ersten Wahlgang.
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Donnerstag, 4. September 2008
Der Pate vergisst seine Freunde nicht. Oder: LEJ-Chef geht zu DHL
zeitungsdieb, 14:10h
Schon mal den Paten gesehen? Toller Film, ganz großes Kino. Und brandaktuell. Auch wenn es in Deutschland ja angeblich keine richtige Mafia geben soll. Aber kürzlich fühlte ich mich wieder an den Paten erinnert. Ganz konkret an die Szene, als Marlon Brando einen Geschäftsmann mit heiserer Stimme auffordert: „Erweisen Sie mir die Ehre, sagen Sie, dass ich Ihr Freund sein soll.“ Wer solches tut, steht unter dem Schutz des Paten, darf ihm gelegentlich einen Dienst erweisen, sich dafür aber stets auf der Sonnenseite des Lebens aufhalten.
Und weil Deutschland zwar in mancherlei Hinsicht eine Bananenrepublik, aber kein Mafialand ist, läuft es bei uns nicht so. Sondern andersrum. Also erst den Dienst erweisen, dann die Sonnenseite des Lebens. Wie’s funktioniert, hat Gasmann Schröder demonstriert. Erst im Dienst als Kanzler brav dem russischen Bären und seinem Väterchen Frost alias Putin geholfen, dann die Belohnung durch Gazprom, Kinderverschenkung inbegriffen. Besser so, da kann man sicher sein, dass der Nachwuchs kein Pferdegebiss hat. Genetik kann so grausam sein. Und damit die Sache mit der Sonnenseite weitergeht, macht Väterchen Frost (jetzt wieder die Patenstimme) seinem Gasmann immer mal „ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann“. Da fährt der Gerd – natürlich privat – nach Nordzypern zu Schönwettermachen für die neue Gasleitung, da kommt der Gerd nach Deutschland und scheißt seine Landsleute wegen ihrer Russlandfeindlichkeit zusammen. So funktioniert Big Business.
Im kleineren Stil klappt das auch. Da hat der Chef des sächsischen Feldflughafens, Eric Malitzke, einen mehr als guten Draht zu DHL, macht Lobbyarbeit und hilft den gelben Rumpelbombern dabei, die Region Leipzig-Halle für die nächsten 30 Jahren zuzudröhnen. Und es wird ihm vergolten: Zur Überraschung der Gesellschafter des Flughafens Leipzig-Halle streicht Malitzke in letzterem blitzartig die Segel und verpisst sich, wie eins Lafontaine aus der SPD. Allerdings gründet der flüchtige Airport-Manager nun keinen Konkurrenzflughafen, sondern nimmt mal eben einen Job als Vice President DHL Hubs & Gateways für ganz Deutschland an und wird zugleich neuer Häuptling der DHL Hub Leipzig GmbH.
Im Gespräch mit meiner Lokalpostille räumt der 35-Jährige ein, dass er nun „deutlich mehr verdienen“ werde. Das sei allerdings nicht der Grund für den Wechsel gewesen. „Es ist einfach ein tolles Angebot, eine reizvolle Aufgabe.“ Dass er sich dieser Aufgabe stellen darf, sieht Malitzke auch als Belohnung „für sein Engagement für DHL in den letzten Jahren ... Ich denke, ich habe einen guten Job gemacht.“
Apropos guter Job: Den wird Postler Eric in Diensten von DHL wohl auch künftig machen. Dass er’s draufhat, bewies der umtriebige Flughafenchef bereits. Er holte die russischen Riesenvögel vom Typ Antonov nach Leipzig, machte LEJ zum wichtigen US-Militärflughafen, brachte die Bewerbung des Airports für die Abwicklung des Logistikgeschäftes der Bundeswehr auf den Weg und stellte die Weichen für die Entwicklung der sächsischen Kesselschmiede (O-Ton Franz Jose Strauß) zum Big Player im weltweiten Frachtflug und wurde zum Feindbild lärmgeplagter Flughafenopfer.
Wen stört’s da, dass die Passagierzahlen sinken? Cargo-Piloten beschreiben den Vorteil ihres wenig prestigträchtigen Jobs gern mit dem Spruch „Fracht motzt nicht, Fracht kotzt nicht.“
Und die paar motzenden Anwohner? Die werden der gelbe Eric und sein noch zu findender Nachfolger auf dem LEJ-Chefsessel auch noch platt machen.
Und weil Deutschland zwar in mancherlei Hinsicht eine Bananenrepublik, aber kein Mafialand ist, läuft es bei uns nicht so. Sondern andersrum. Also erst den Dienst erweisen, dann die Sonnenseite des Lebens. Wie’s funktioniert, hat Gasmann Schröder demonstriert. Erst im Dienst als Kanzler brav dem russischen Bären und seinem Väterchen Frost alias Putin geholfen, dann die Belohnung durch Gazprom, Kinderverschenkung inbegriffen. Besser so, da kann man sicher sein, dass der Nachwuchs kein Pferdegebiss hat. Genetik kann so grausam sein. Und damit die Sache mit der Sonnenseite weitergeht, macht Väterchen Frost (jetzt wieder die Patenstimme) seinem Gasmann immer mal „ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann“. Da fährt der Gerd – natürlich privat – nach Nordzypern zu Schönwettermachen für die neue Gasleitung, da kommt der Gerd nach Deutschland und scheißt seine Landsleute wegen ihrer Russlandfeindlichkeit zusammen. So funktioniert Big Business.
Im kleineren Stil klappt das auch. Da hat der Chef des sächsischen Feldflughafens, Eric Malitzke, einen mehr als guten Draht zu DHL, macht Lobbyarbeit und hilft den gelben Rumpelbombern dabei, die Region Leipzig-Halle für die nächsten 30 Jahren zuzudröhnen. Und es wird ihm vergolten: Zur Überraschung der Gesellschafter des Flughafens Leipzig-Halle streicht Malitzke in letzterem blitzartig die Segel und verpisst sich, wie eins Lafontaine aus der SPD. Allerdings gründet der flüchtige Airport-Manager nun keinen Konkurrenzflughafen, sondern nimmt mal eben einen Job als Vice President DHL Hubs & Gateways für ganz Deutschland an und wird zugleich neuer Häuptling der DHL Hub Leipzig GmbH.
Im Gespräch mit meiner Lokalpostille räumt der 35-Jährige ein, dass er nun „deutlich mehr verdienen“ werde. Das sei allerdings nicht der Grund für den Wechsel gewesen. „Es ist einfach ein tolles Angebot, eine reizvolle Aufgabe.“ Dass er sich dieser Aufgabe stellen darf, sieht Malitzke auch als Belohnung „für sein Engagement für DHL in den letzten Jahren ... Ich denke, ich habe einen guten Job gemacht.“
Apropos guter Job: Den wird Postler Eric in Diensten von DHL wohl auch künftig machen. Dass er’s draufhat, bewies der umtriebige Flughafenchef bereits. Er holte die russischen Riesenvögel vom Typ Antonov nach Leipzig, machte LEJ zum wichtigen US-Militärflughafen, brachte die Bewerbung des Airports für die Abwicklung des Logistikgeschäftes der Bundeswehr auf den Weg und stellte die Weichen für die Entwicklung der sächsischen Kesselschmiede (O-Ton Franz Jose Strauß) zum Big Player im weltweiten Frachtflug und wurde zum Feindbild lärmgeplagter Flughafenopfer.
Wen stört’s da, dass die Passagierzahlen sinken? Cargo-Piloten beschreiben den Vorteil ihres wenig prestigträchtigen Jobs gern mit dem Spruch „Fracht motzt nicht, Fracht kotzt nicht.“
Und die paar motzenden Anwohner? Die werden der gelbe Eric und sein noch zu findender Nachfolger auf dem LEJ-Chefsessel auch noch platt machen.
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Deutschlandfunk und Beziehungskrise. Oder: Gibt es ehemalige Holocaustopfer?
zeitungsdieb, 13:46h
Outing: Ich bin ein großer Fan des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich rede vom Radio, allen voran DLF und D-Kultur, welche ich nur zu gern höre. Der ganze gebührenfinanzierte TV-Müll kann mir hingegen gestohlen bleiben, denn angesichts dieses Werbe- und PR-Programms mit gelegentlichen redaktionellen Einblendungen tue ich mich schwer, ein auch nur im Ansatz akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis zu erkennen.
Doch zurück zu meiner Sympathie für DLF und D-Radio. Diese erhielt heute einen schweren Dämpfer. Oder – positiv gesagt – sie wurde auf eine Bewährungsprobe gestellt, wie sie ja jede gute Beziehung gelegentlich erlebt.
Diese Bewährungsprobe bestand in einem Bericht über das segensreiche Tun (guckst Du hier: http://www.asf-ev.de/) der Aktion Sühnezeichen. In diesem Zusammenhang ließ DLF einen Menschen (guckst Du hier: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktplatz/808194/) über den Sender brabbeln, der vor allem ein imposantes Rudel „Ähhs“ und „Öhömms“ durch den Äther schwärmen ließ, dazwischen aber nichts wirklich Hörenswertes formulierte. Irgendwie wähnte ich mich im fröhlich-chaotisch stümpernden Azubi-Kanal des Leipziger Studentenradios Mephisto, doch – RDS sei Dank – ich hörte nach wie vor den Deutschlandfunk. Der Höhepunkt der mir auferlegten akustischen Bewährungsprobe war jedoch eine Wortkreation, die ich in dieser Form noch nie erleben musste. Der stammelnde Sühnezeichenmensch sprach von „ehemaligen Holocaust-Opfern“. Nun ist der Holocaust ein Thema, mit dem nicht einmal ich Witze mache(n darf).
Dennoch: Das Attribut „ehemalig“ bezieht sich auf eine Sache, die es nicht mehr gibt. Ich bin ein „ehemaliger DDR-Bürger“, weil das Verschwinden der DDR meine Beziehung zu diesem Staat ihrer Geschäftsgrundlage beraubt hat. Außerdem bin ich ein ehemaliger Student der Karl-Marx-Universität zu Leipzig, auch wenn es diese nicht mehr gibt. Denn studiert habe ich dort von 1981 bis 1986, sogar ein Diplom erworben, was mich zum (nicht ehemaligen) Absolventen der ehemaligen Karl-Marx-Universität Leipzig macht.
Nun zurück zum Holocaust-Opfer: Da gibt es nichts Ehemaliges, Opfer ist und bleibt man. Bestenfalls kann man ein Opfer gewesen sein – nämlich dann, wenn man selbst nicht mehr ist. Aber auf keinen Fall ein ehemaliges. Auch nicht Opfer eines ehemaligen Holocaust, denn dieser verschwindet mit der Zeit nicht einfach ...
Wer meinen Gedanken bis an diese Stelle gefolgt ist, wird wohl nachvollziehen können, wie hart die heutige Bewährungsprobe für mich war. Aber eine gute Beziehung kann so etwas nicht erschüttern, dazu bedarf es weiterer Schläge. Die hoffentlich ausbleiben.
Doch zurück zu meiner Sympathie für DLF und D-Radio. Diese erhielt heute einen schweren Dämpfer. Oder – positiv gesagt – sie wurde auf eine Bewährungsprobe gestellt, wie sie ja jede gute Beziehung gelegentlich erlebt.
Diese Bewährungsprobe bestand in einem Bericht über das segensreiche Tun (guckst Du hier: http://www.asf-ev.de/) der Aktion Sühnezeichen. In diesem Zusammenhang ließ DLF einen Menschen (guckst Du hier: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktplatz/808194/) über den Sender brabbeln, der vor allem ein imposantes Rudel „Ähhs“ und „Öhömms“ durch den Äther schwärmen ließ, dazwischen aber nichts wirklich Hörenswertes formulierte. Irgendwie wähnte ich mich im fröhlich-chaotisch stümpernden Azubi-Kanal des Leipziger Studentenradios Mephisto, doch – RDS sei Dank – ich hörte nach wie vor den Deutschlandfunk. Der Höhepunkt der mir auferlegten akustischen Bewährungsprobe war jedoch eine Wortkreation, die ich in dieser Form noch nie erleben musste. Der stammelnde Sühnezeichenmensch sprach von „ehemaligen Holocaust-Opfern“. Nun ist der Holocaust ein Thema, mit dem nicht einmal ich Witze mache(n darf).
Dennoch: Das Attribut „ehemalig“ bezieht sich auf eine Sache, die es nicht mehr gibt. Ich bin ein „ehemaliger DDR-Bürger“, weil das Verschwinden der DDR meine Beziehung zu diesem Staat ihrer Geschäftsgrundlage beraubt hat. Außerdem bin ich ein ehemaliger Student der Karl-Marx-Universität zu Leipzig, auch wenn es diese nicht mehr gibt. Denn studiert habe ich dort von 1981 bis 1986, sogar ein Diplom erworben, was mich zum (nicht ehemaligen) Absolventen der ehemaligen Karl-Marx-Universität Leipzig macht.
Nun zurück zum Holocaust-Opfer: Da gibt es nichts Ehemaliges, Opfer ist und bleibt man. Bestenfalls kann man ein Opfer gewesen sein – nämlich dann, wenn man selbst nicht mehr ist. Aber auf keinen Fall ein ehemaliges. Auch nicht Opfer eines ehemaligen Holocaust, denn dieser verschwindet mit der Zeit nicht einfach ...
Wer meinen Gedanken bis an diese Stelle gefolgt ist, wird wohl nachvollziehen können, wie hart die heutige Bewährungsprobe für mich war. Aber eine gute Beziehung kann so etwas nicht erschüttern, dazu bedarf es weiterer Schläge. Die hoffentlich ausbleiben.
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Donnerstag, 28. August 2008
Stacheliger Genießer oder: Es ist nicht alles tot am Straßenrand
zeitungsdieb, 10:17h
Auf meiner nachmittäglicher Laufrunde erspähte ich kürzlich einen Igel am Straßenrand. Hatte ich zunächst vermutet, dass der Stachler dorthin von einem Auto katapultiert worden und folglich "hin" sei, zeigte sich bei näherem Hinschauen ein anderes Bild.
Der schon etwas zur Fülligkeit neigende Säuger war nicht nur am Leben, sondern wohlauf und bester Laune: Er fraß laut schmatzend gärende Pflaumen in sich hinein.
Hoffentlich hat er nachts nicht zu sehr randaliert und den nächsten Morgen unbeschadet erlebt. Aber wie sagt der Volksmund: Kleinen Kindern und Betrunkenen passiert schon nichts.
Der schon etwas zur Fülligkeit neigende Säuger war nicht nur am Leben, sondern wohlauf und bester Laune: Er fraß laut schmatzend gärende Pflaumen in sich hinein.
Hoffentlich hat er nachts nicht zu sehr randaliert und den nächsten Morgen unbeschadet erlebt. Aber wie sagt der Volksmund: Kleinen Kindern und Betrunkenen passiert schon nichts.
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Dienstag, 26. August 2008
Ansbacher IT-Stadel oder: Gedanken zu einer erschröcklichen Agenturmeldung
zeitungsdieb, 11:54h
Wenn unfähige Journalisten auf inkompetente Gesprächspartner treffen, gestehen sich beide Seiten leider fast nie ein, dass ein Gespräch keinen Sinn hat. Meist reden sie sinnfrei aneinander vorbei, und stets ist das Produkt ein journalistisches Kleinod, das besser ungeboren geblieben wäre.
Jüngstes Beispiel in dieser Galerie der Kuriositäten ist eine Meldung der Agentur ddp. Diese berichtete am gestrigen 25. August über die Missetat eines 15-Jährigen, der Ende Juli (zumindest wurde zu diesem Zeitpunkt der Schaden bemerkt) den Internetauftritt der Stadt Ansbach zerstört und die Daten größtenteils vom Server gelöscht hat. Der 15-Jährige werde wegen Datenveränderung angezeigt und müsse möglicherweise die auf 10.000 Euro bezifferten Kosten für die Wiederherstellung des Webauftrittes zahlen.
Hmmm. Diese Agenturmeldung ist nicht das Ergebnis eigener Recherchen seitens ddp, sondern einer sommerlichen Entspannungsübung, denn meine werten Kollegen haben die entsprechende Mitteilung des Polizeipräsidiums Mittelfranken weitestgehend unverändert in ihre Computer übernommen. Guckst Du hier: www.polizei.bayern.de/mittelfranken/news/presse/aktuell/index.html/76386
Allerdings haben auch die Mitarbeiter anderer Agenturen einen entspannten Sommerdienst geschoben und auf Nachfragen verzichtet, der Polizeitext findet sich u.a. auch bei AP.
Allerdings habe ich im Netz keinen Bericht gefunden, der darauf schließen lässt, dass einer meiner Kollegen etwas intensiver über den Fall nachgedacht oder gar recherchiert hat. Da wird auf Kosten für die Wiederherstellung (Letztere muss inzwischen erfolgt sein, den unter www.ansbach.de findet man wieder allerlei Ansbacher Informationen.) verwiesen, die bei 10.000 Euro liegen. Das provoziert zumindest bei mir die Frage, ob die Ansbacher kein Backup ihres Internetauftrittes hatten? Fehlte ein solches, hätten die IT-Verantwortlichen der Stadt bzw. die beauftragten Dienstleister zumindest grob fahrlässig gehandelt. Oder kostet das Einspielen eines Backups etwa 10.000 Euro? Dann sollte Ansbach schleunigst seine IT-Fachleute feuern und neue einstellen, die so etwas nebenbei machen ...
Und überhaupt: Wenn der jugendliche Missetäter „die Daten größtenteils vom Server gelöscht hat“, muss er zu diesem Zugang gehabt haben. Da ich einige meiner Brötchen im kommunalen IT-Bereich verdiene, weiß ich zumindest ansatzweise um die aktuellen Sicherheitsanforderungen und -konzepte. Wenn ein externer Bösewicht mal eben per FTP den Server einer Kommune putzen kann, müssen im Sicherheitssystem Löcher klaffen, die groß wie Scheunentore sind. Für den Schutz sensibler Daten vor unbefugten externen Zugriffen gibt es Dinge wie VPN, Verschlüsselung und Einmalpassworte. In Ansbach wohl eher nicht ... Überhaupt scheint das Eindringen in den Server www.ansbach.de recht einfach gewesen zu sein und nicht gerade exorbitante Hackerkenntnisse erfordert zu haben. Denn schließlich hat der jugendliche Datenvernichter zwar die Festplatte ein wenig erleichtert, sich aber offensichtlich keine Gedanken darum gemacht, seine Spuren zu verwischen. Und dieses Versäumnis lässt schon tief blicken ...
Für den Fall, dass der eine oder andere Leser an meinen Prognosen interessiert ist, so gehe ich davon aus, dass
1. die ganze Sache wie das berühmte Hornbacher Schießen ausgehen wird, weil
2. die Ansbacher Admins in ihrer mittelfränkischen Unbedarftheit mit den im Internet einzusehenden default-Einstellungen gearbeitet haben oder
3. die FTP-Zugangsdaten für den Server irgendwo per Klebezettel gut sichtbar aufgehängt waren.
Jüngstes Beispiel in dieser Galerie der Kuriositäten ist eine Meldung der Agentur ddp. Diese berichtete am gestrigen 25. August über die Missetat eines 15-Jährigen, der Ende Juli (zumindest wurde zu diesem Zeitpunkt der Schaden bemerkt) den Internetauftritt der Stadt Ansbach zerstört und die Daten größtenteils vom Server gelöscht hat. Der 15-Jährige werde wegen Datenveränderung angezeigt und müsse möglicherweise die auf 10.000 Euro bezifferten Kosten für die Wiederherstellung des Webauftrittes zahlen.
Hmmm. Diese Agenturmeldung ist nicht das Ergebnis eigener Recherchen seitens ddp, sondern einer sommerlichen Entspannungsübung, denn meine werten Kollegen haben die entsprechende Mitteilung des Polizeipräsidiums Mittelfranken weitestgehend unverändert in ihre Computer übernommen. Guckst Du hier: www.polizei.bayern.de/mittelfranken/news/presse/aktuell/index.html/76386
Allerdings haben auch die Mitarbeiter anderer Agenturen einen entspannten Sommerdienst geschoben und auf Nachfragen verzichtet, der Polizeitext findet sich u.a. auch bei AP.
Allerdings habe ich im Netz keinen Bericht gefunden, der darauf schließen lässt, dass einer meiner Kollegen etwas intensiver über den Fall nachgedacht oder gar recherchiert hat. Da wird auf Kosten für die Wiederherstellung (Letztere muss inzwischen erfolgt sein, den unter www.ansbach.de findet man wieder allerlei Ansbacher Informationen.) verwiesen, die bei 10.000 Euro liegen. Das provoziert zumindest bei mir die Frage, ob die Ansbacher kein Backup ihres Internetauftrittes hatten? Fehlte ein solches, hätten die IT-Verantwortlichen der Stadt bzw. die beauftragten Dienstleister zumindest grob fahrlässig gehandelt. Oder kostet das Einspielen eines Backups etwa 10.000 Euro? Dann sollte Ansbach schleunigst seine IT-Fachleute feuern und neue einstellen, die so etwas nebenbei machen ...
Und überhaupt: Wenn der jugendliche Missetäter „die Daten größtenteils vom Server gelöscht hat“, muss er zu diesem Zugang gehabt haben. Da ich einige meiner Brötchen im kommunalen IT-Bereich verdiene, weiß ich zumindest ansatzweise um die aktuellen Sicherheitsanforderungen und -konzepte. Wenn ein externer Bösewicht mal eben per FTP den Server einer Kommune putzen kann, müssen im Sicherheitssystem Löcher klaffen, die groß wie Scheunentore sind. Für den Schutz sensibler Daten vor unbefugten externen Zugriffen gibt es Dinge wie VPN, Verschlüsselung und Einmalpassworte. In Ansbach wohl eher nicht ... Überhaupt scheint das Eindringen in den Server www.ansbach.de recht einfach gewesen zu sein und nicht gerade exorbitante Hackerkenntnisse erfordert zu haben. Denn schließlich hat der jugendliche Datenvernichter zwar die Festplatte ein wenig erleichtert, sich aber offensichtlich keine Gedanken darum gemacht, seine Spuren zu verwischen. Und dieses Versäumnis lässt schon tief blicken ...
Für den Fall, dass der eine oder andere Leser an meinen Prognosen interessiert ist, so gehe ich davon aus, dass
1. die ganze Sache wie das berühmte Hornbacher Schießen ausgehen wird, weil
2. die Ansbacher Admins in ihrer mittelfränkischen Unbedarftheit mit den im Internet einzusehenden default-Einstellungen gearbeitet haben oder
3. die FTP-Zugangsdaten für den Server irgendwo per Klebezettel gut sichtbar aufgehängt waren.
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