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Montag, 13. Oktober 2008
Reich-Ranicki und das Kulturprekariat. Oder: Ein geifernder Untoter auf verlorenem Posten
zeitungsdieb, 11:51h
Zugegeben. Ich halte Marcel Reich-Ranicki seit vielen Jahren für eine Plage. Optisch wie akustisch, vor allem aber inhaltlich. Um Missverständnisse zu vermeiden: Das ist nicht seiner jüdischen Herkunft geschuldet, sondern der unsäglichen Arroganz, die RR kultiviert und wie ein Banner vor sich herträgt. Wer sich hin und wieder mit Literatur beschäftigt, weiß, wovon ich rede.
Dass RR nun mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt wurde oder werden sollte oder doch wurde (guckst Du hier: http://www.netzeitung.de/kultur/1184757.html), war bzw. ist mir ziemlich einerlei. Schließlich werden solcherart Preise seit Jahren an alle möglichen und vor allem unmöglichen Figuren verliehen – warum sollte da nicht mal ein geifernder Untoter bedacht werden?
Nett fand ich hingegen, dass RR den Preis irgendwie abgelehnt hat. Irgendwie aber auch nicht wirklich, denn er war zwar böse, aber so böse nun auch wieder nicht. Eher so wie die Nutte, die auf den Anbahnungsversuch eines Freiers pro Forma mit dem Satz „Mein Herr, ich bin nicht so eine ...“ reagiert, ehe sie wenig später doch aufs Laken sinkt.
Aber Fakt ist, RR hat den Preis erst einmal abgelehnt. Irgendwie, aber mit deutlichen Worten und ausdrücklichem Bezug auf den Blödsinn, den er während des Preisverleihungsabends erleben und erdulden musste. Wegen eines Atze Schröder, einer Richterin Salesch und anderer Unsäglichkeiten, die ich zum Glück nicht miterleben musste, die RR aber mit regelmäßigem Blick auf die Uhr erduldet hat – bis zu jenem Ausbruch, der Moderator Gottschalk zu heldenhafter Größe wachsen und die schlappe Intendantenriege alt aussehen ließ.
Entsetzt hat mich allerdings etwas anderes. Da ich dank einiger Internetveröffentlichungen vorgewarnt gewesen war, lauschte ich während RRs emotionalem Ausbruch ganz bewusst auf die Reaktionen des Publikums und schaute mir gezielt die Bilder der im Saal nach Gesichtern suchenden Kameras an.
Letzteren gelang es mit offensichtlicher Mühe, einige betroffen oder zumindest nicht amüsiert dreinschauende Zeitgenossen einzufangen. Doch der Ton bewies, dass ein großer Teil der Zuschauer im Saal bis zuletzt nicht begriffen hatte, dass RR ihnen keinen Standup-Comedy, sondern eine bitterböse Abrechnung mit der im Niedergang befindlichen Medienwelt bot. Da mochte der geifernde Greis noch so böse von „Blödsinn“ und „verlorenere Zeit“ grummeln, noch so sehr an 3Sat und Arte erinnern, die früher mal anspruchsvolles Programm geboten hatten – im Saal wurde gelacht und applaudiert, als greife ein Atze Schröder mal wieder unter die Gürtellinie. Und dass, obwohl nicht das deutsche Kulturprekariat, sondern ein handverlesenes, sich als elitär verstehendes Publikum geladen war. Peinlich.
PS.: Einige haben’s doch bemerkt. Aber nur einige.
Dass RR nun mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt wurde oder werden sollte oder doch wurde (guckst Du hier: http://www.netzeitung.de/kultur/1184757.html), war bzw. ist mir ziemlich einerlei. Schließlich werden solcherart Preise seit Jahren an alle möglichen und vor allem unmöglichen Figuren verliehen – warum sollte da nicht mal ein geifernder Untoter bedacht werden?
Nett fand ich hingegen, dass RR den Preis irgendwie abgelehnt hat. Irgendwie aber auch nicht wirklich, denn er war zwar böse, aber so böse nun auch wieder nicht. Eher so wie die Nutte, die auf den Anbahnungsversuch eines Freiers pro Forma mit dem Satz „Mein Herr, ich bin nicht so eine ...“ reagiert, ehe sie wenig später doch aufs Laken sinkt.
Aber Fakt ist, RR hat den Preis erst einmal abgelehnt. Irgendwie, aber mit deutlichen Worten und ausdrücklichem Bezug auf den Blödsinn, den er während des Preisverleihungsabends erleben und erdulden musste. Wegen eines Atze Schröder, einer Richterin Salesch und anderer Unsäglichkeiten, die ich zum Glück nicht miterleben musste, die RR aber mit regelmäßigem Blick auf die Uhr erduldet hat – bis zu jenem Ausbruch, der Moderator Gottschalk zu heldenhafter Größe wachsen und die schlappe Intendantenriege alt aussehen ließ.
Entsetzt hat mich allerdings etwas anderes. Da ich dank einiger Internetveröffentlichungen vorgewarnt gewesen war, lauschte ich während RRs emotionalem Ausbruch ganz bewusst auf die Reaktionen des Publikums und schaute mir gezielt die Bilder der im Saal nach Gesichtern suchenden Kameras an.
Letzteren gelang es mit offensichtlicher Mühe, einige betroffen oder zumindest nicht amüsiert dreinschauende Zeitgenossen einzufangen. Doch der Ton bewies, dass ein großer Teil der Zuschauer im Saal bis zuletzt nicht begriffen hatte, dass RR ihnen keinen Standup-Comedy, sondern eine bitterböse Abrechnung mit der im Niedergang befindlichen Medienwelt bot. Da mochte der geifernde Greis noch so böse von „Blödsinn“ und „verlorenere Zeit“ grummeln, noch so sehr an 3Sat und Arte erinnern, die früher mal anspruchsvolles Programm geboten hatten – im Saal wurde gelacht und applaudiert, als greife ein Atze Schröder mal wieder unter die Gürtellinie. Und dass, obwohl nicht das deutsche Kulturprekariat, sondern ein handverlesenes, sich als elitär verstehendes Publikum geladen war. Peinlich.
PS.: Einige haben’s doch bemerkt. Aber nur einige.
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Dienstag, 7. Oktober 2008
Brückenschlag an der Parthe. Oder: Stahlbeton statt Balkenwerk
zeitungsdieb, 11:17h
Den regelmäßigen Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebüchleins ist bekannt, dass ich vor den Toren der Stadt Leipzig (was für eine blöde Phrase, Leipzig hat längst keine Tore mehr, dafür Toren en masse) in Panitzsch lebe. Dieser Ort ist Teil der reichlich-8.000-Seelen-Gemeinde Borsdorf und liegt in der Parthenaue. Die Parthe wiederum ist ein Fluss (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Parthe) den man nicht wirklich kennen muss. Anderswo würde ein solches Gewässer Graben heißen und bestenfalls als Bach durchgehen, aber die Wege des Herren sind mitunter unergründlich.
Besagte Parthe tut, was Flüsse offensichtlich gern tun – sie trennt und verbindet. Verbunden werden zum Beispiel allerlei Ortschaften im Parthenverlauf, die ihre Abwässer gemeinschaftlich im hoffnungslos überdimensionierten Klärwerk des Abwasserzweckverbandes Parthe klären lassen – nach der Wende wurde so was halt gebaut. Die trennende Wirkung der Parthe liegt auf der Hand: linkes Ufer, rechtes Ufer. Und da die Parthe sowohl durch Borsdorf als auch durch Panitzsch fließt, trennt sie seit Jahrhunderten auch Dörfler von ihren Nachbarn. Damit zusammenwächst, was zusammengehört, werden Brücken gebaut. Soweit, sogut.
Da es sich in Borsdorf ganz gut lebt, legt die Gemeinde über die Jahre ein wenig zu. Neue Wohngebiete entstehen. Um eines dieser Areale bzw. dessen Bewohner auch ohne Auto und mit kurzem Weg über den „Fluss“ kommen zu lassen, wird eine neue Brücke gebraucht.
Der hiesige Gemeinderat beschloss nach längeren Vorarbeiten vor wenigen Tagen, ein solches Bauwerk errichten zu lassen. Natürlich gab es Für und Wider, natürlich quäkte irgendein Ureinwohner dazwischen, ob denn die Neu-Bürger alles vom Feinsten haben müssten und ob denn vorhandene Wege nichts ausreichten. Tun sie nicht, denn insbesondere fröhliche Kinderscharen, an denen es in meinem Dorf zum Glück nicht gar zu sehr mangelt, sind für vernunftverordnete Umwege kaum zu begeistern, sondern neigen zur Fortbewegung auf kürzestmöglichen Wegen – und tun dies, in dem sie samt Fahrrädern den Damm einer stark befahrenen Bundesstraße erklimmen, Leitplanken übersteigen und die Rennpiste queren ...
Also: Die Brücke über die Parte wird gebaut. Sie kostet 176.000 Euro, dafür gibt’s Fördermittel, die Gemeinde hat 53.000 Euro Eigenmittel zusammengekratzt.
Moment ... 176.000 Euro? Für die Querung eines Flusses, der kein Fluss, sondern ein Graben ist, den man mit etwas Anlauf überspringen kann, ohne Bob Beamon (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Beamon) zu heißen und wie dieser zu hopsen. 176.000 Euro für eine Brücke, die ausschließlich von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden soll.176.000 Euro für eine Brücke, die eigentlich aus vier kleinen Fundamenten, zwei Stahlträgern und einem Bohlenbelag bestehen könnte. Na gut, es dürfen auch noch Geländer dran ... und dafür 176.000 Euro?
Foto: Wikipedia
Nein, dafür nicht. Sondern für eine Brücke in Stahl-Beton-Bauweise, die nicht ins Landschaftsbild passt, aber den Vorgaben übergeordneter Behörden für Bauwerke an Gewässern erster Ordnung entspricht. Um ein solches handelt es sich nämlich lt. Sächsischem Wassergesetz bei der Parthe, die ja eigentlich nur ein Bach ist.
Besagte Parthe tut, was Flüsse offensichtlich gern tun – sie trennt und verbindet. Verbunden werden zum Beispiel allerlei Ortschaften im Parthenverlauf, die ihre Abwässer gemeinschaftlich im hoffnungslos überdimensionierten Klärwerk des Abwasserzweckverbandes Parthe klären lassen – nach der Wende wurde so was halt gebaut. Die trennende Wirkung der Parthe liegt auf der Hand: linkes Ufer, rechtes Ufer. Und da die Parthe sowohl durch Borsdorf als auch durch Panitzsch fließt, trennt sie seit Jahrhunderten auch Dörfler von ihren Nachbarn. Damit zusammenwächst, was zusammengehört, werden Brücken gebaut. Soweit, sogut.
Da es sich in Borsdorf ganz gut lebt, legt die Gemeinde über die Jahre ein wenig zu. Neue Wohngebiete entstehen. Um eines dieser Areale bzw. dessen Bewohner auch ohne Auto und mit kurzem Weg über den „Fluss“ kommen zu lassen, wird eine neue Brücke gebraucht.
Der hiesige Gemeinderat beschloss nach längeren Vorarbeiten vor wenigen Tagen, ein solches Bauwerk errichten zu lassen. Natürlich gab es Für und Wider, natürlich quäkte irgendein Ureinwohner dazwischen, ob denn die Neu-Bürger alles vom Feinsten haben müssten und ob denn vorhandene Wege nichts ausreichten. Tun sie nicht, denn insbesondere fröhliche Kinderscharen, an denen es in meinem Dorf zum Glück nicht gar zu sehr mangelt, sind für vernunftverordnete Umwege kaum zu begeistern, sondern neigen zur Fortbewegung auf kürzestmöglichen Wegen – und tun dies, in dem sie samt Fahrrädern den Damm einer stark befahrenen Bundesstraße erklimmen, Leitplanken übersteigen und die Rennpiste queren ...
Also: Die Brücke über die Parte wird gebaut. Sie kostet 176.000 Euro, dafür gibt’s Fördermittel, die Gemeinde hat 53.000 Euro Eigenmittel zusammengekratzt.
Moment ... 176.000 Euro? Für die Querung eines Flusses, der kein Fluss, sondern ein Graben ist, den man mit etwas Anlauf überspringen kann, ohne Bob Beamon (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Beamon) zu heißen und wie dieser zu hopsen. 176.000 Euro für eine Brücke, die ausschließlich von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden soll.176.000 Euro für eine Brücke, die eigentlich aus vier kleinen Fundamenten, zwei Stahlträgern und einem Bohlenbelag bestehen könnte. Na gut, es dürfen auch noch Geländer dran ... und dafür 176.000 Euro?
Foto: Wikipedia
Nein, dafür nicht. Sondern für eine Brücke in Stahl-Beton-Bauweise, die nicht ins Landschaftsbild passt, aber den Vorgaben übergeordneter Behörden für Bauwerke an Gewässern erster Ordnung entspricht. Um ein solches handelt es sich nämlich lt. Sächsischem Wassergesetz bei der Parthe, die ja eigentlich nur ein Bach ist.
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Sonntag, 5. Oktober 2008
Auch nach 20 Ehejahren steppt im Schlafzimmer noch der Bär. Oder: Besuch am Sonntagmorgen
zeitungsdieb, 23:59h
In wenigen Tagen bin ich 20 Jahre verheiratet. Nicht kumulativ, sondern am Stück mit ein und derselben Frau. Wer nun glaubt, dass nach zwei Jahrzehnten Ehe im Schlafzimmer an einem Sonntagmorgen nichts Überraschendes mehr passiert, der konnte sich heute eines Besseren belehren lassen. Zehn Minuten vor sechs, also zur besten Sonntagmorgenschonmalräkelabernochlangenichtaufstehzeit, passierte es. Meine Katze saß am Schlafzimmerfenster, fauchte und schlug mit der Pfote gegen das Glas. Von innen. Draußen, auf dem Fensterbrett, saß jemand, den sie nicht mochte. Da unser Schlafzimmer im ersten Stock liegt (neudeutsch: 1 OG), schränkt das die Palette der möglichen Draußensitzer schon deutlich ein. Als ich schlaftrunken ans Fenster wankte, hatte meine bessere Hälfte bereits in die bärenarschartige Dunkelheit vor dem Glas gespäht und dort „irgendwas Geringeltes“ entdeckt. Auch das Öffnen des zweiten Auges brachte keine zusätzliche Erkenntnis (von wegen „Mit dem Zweiten sieht man besser ...“), also wurde das Licht angemacht.
Auf dem Fensterbrett saß ein ausgewachsener Waschbär mit der typischen Gangstervisage und einem Schwanz, der an die Mütze von Daniel Boone (guckst Du hier: http://www.berksweb.com/boone.html) erinnerte. Ich hatte zwar erst kürzlich einiges über das Vordringen der Waschbären in Deutschland gehört, aber etwas hören ist eine Sache, ein solches Pelzmäntelchen vor dem Fenster zu sehen, eine andere.
Dass er den ersten Stock erklommen hatte, hatte offensichtlich der Sperlingsgroßfamilie zu tun, die im wilden Wein am Giebel unseres Hauses wohnt und dort lautstark, aber sehr sympathisch auf sich aufmerksam macht. Der krallenbewehrte Kletterkünstler hatte den Wein als Aufstiegshilfe genutzt und versuchte, seinen wohlgenährten Körper zu den empörten Sperlingen zu hieven.
Ich hatte nicht wirklich Lust, mich mit dem unerwünschten Gast anzulegen. Irgendwie war ich am frühen Morgen weder in der Verfassung dazu noch trug ich die angemessene Kleidung. Und ein Bär ist ein Bär und damit ein Raubtier, auch wenn sein Familienname Kleinbär lautet. Ein Zwickerchen genügt zumindest, um mir den Tag zu verderben ... Tollwutimpfungen sind nicht wirklich Teil meiner Sonntagsplanung.
Also ließ ich Procyon lotor vor dem Fenster, holte mir in der Küche einen Topf mit heißem Wasser zeigte dem Burschen, wie man klettert: Auf einer Treppe (ätsch!) stieg ich ins Dachgeschoss, öffnete ein Fenster und schüttete das Wasser dorthin, wo ich den Bären vermutete.
Ob’s ihn a) getroffen und b) beeindruckt hat, werde ich in den nächsten Nächten erfahren. Die Spatzen sind jedenfalls trotz der Störung wieder im Wein, also wird – soweit er nicht nachhaltig verschreckt ist – auch der Waschbär wieder Appetit bekommen.
Und ich nutze dann die Gelegenheit, den Dreistling zu fotografieren. Heute kam die Kamera nicht zu Einsatz, weil meine journalistische Arbeit hinter der Männerpflicht Nummer 1 zurückstehen musste. Nämlich dem Vertreiben wilder Tiere.
Aus diesem Grund gibt’s hier ein Foto aus Hessen, wo Waschbären häufiger anzutreffen sind:
Auf dem Fensterbrett saß ein ausgewachsener Waschbär mit der typischen Gangstervisage und einem Schwanz, der an die Mütze von Daniel Boone (guckst Du hier: http://www.berksweb.com/boone.html) erinnerte. Ich hatte zwar erst kürzlich einiges über das Vordringen der Waschbären in Deutschland gehört, aber etwas hören ist eine Sache, ein solches Pelzmäntelchen vor dem Fenster zu sehen, eine andere.
Dass er den ersten Stock erklommen hatte, hatte offensichtlich der Sperlingsgroßfamilie zu tun, die im wilden Wein am Giebel unseres Hauses wohnt und dort lautstark, aber sehr sympathisch auf sich aufmerksam macht. Der krallenbewehrte Kletterkünstler hatte den Wein als Aufstiegshilfe genutzt und versuchte, seinen wohlgenährten Körper zu den empörten Sperlingen zu hieven.
Ich hatte nicht wirklich Lust, mich mit dem unerwünschten Gast anzulegen. Irgendwie war ich am frühen Morgen weder in der Verfassung dazu noch trug ich die angemessene Kleidung. Und ein Bär ist ein Bär und damit ein Raubtier, auch wenn sein Familienname Kleinbär lautet. Ein Zwickerchen genügt zumindest, um mir den Tag zu verderben ... Tollwutimpfungen sind nicht wirklich Teil meiner Sonntagsplanung.
Also ließ ich Procyon lotor vor dem Fenster, holte mir in der Küche einen Topf mit heißem Wasser zeigte dem Burschen, wie man klettert: Auf einer Treppe (ätsch!) stieg ich ins Dachgeschoss, öffnete ein Fenster und schüttete das Wasser dorthin, wo ich den Bären vermutete.
Ob’s ihn a) getroffen und b) beeindruckt hat, werde ich in den nächsten Nächten erfahren. Die Spatzen sind jedenfalls trotz der Störung wieder im Wein, also wird – soweit er nicht nachhaltig verschreckt ist – auch der Waschbär wieder Appetit bekommen.
Und ich nutze dann die Gelegenheit, den Dreistling zu fotografieren. Heute kam die Kamera nicht zu Einsatz, weil meine journalistische Arbeit hinter der Männerpflicht Nummer 1 zurückstehen musste. Nämlich dem Vertreiben wilder Tiere.
Aus diesem Grund gibt’s hier ein Foto aus Hessen, wo Waschbären häufiger anzutreffen sind:
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Mittwoch, 1. Oktober 2008
Joschka Fischer und der Molotowcocktail. Oder: Meinst Du, die Russen wollen Krieg?
zeitungsdieb, 10:42h
Gedanken folgen oft verschlungenen Pfaden. Beispiel gefällig? In der „Welt am Sonntag“ las eine Nachricht über den gottlob ehemaligen deutschen Außenminister Joseph Martin Fischer („ Joschka“ Fischer) und sein aktuelles Tun. Wenn Oppa Joschka nicht mit „könnte-seine-Enkelin-sein“ Minu Barati rummacht, macht er ja in Politik. Neuerdings tut er dieses sogar auf Basis eines Beratervertrages, den ihm The Albright Group LLC zugeschoben hat. Wer bei diesem Namen an die ehemalige US-Außenministerin Madeleine K. Albright denkt, liegt richtig.
Nun denn, Josephs wundersame Wandlungen erinnerten mich an das sehr lesenswerte Buch „Wir sind die Wahnsinnigen“ von Christian Schmidt, das den Wandel des Revoluzzers zum etablierten Politiker sehr gut und auch ein wenig bösartig beschreibt. Guckst Du hier: http://www.amazon.de/Wahnsinnigen-Joschka-Fischer-seine-Frankfurter/dp/3612266284/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1222840209&sr=1-2
Beim Blättern stolperte ich mal wieder über die liebenswürdige Vokabel „Molly“, die nicht etwa den periodisch schwankenden Leibesumfang des nicht eben zu dauerhafter Askese neigenden Politmoppels Fischer meint, sondern ein verharmlosendes Kürzel für die von Joschka hoch verehrten Molotowcocktails ist (Näheres zu Brandflaschen und Joschkas Zeit in der Frankfurter Gang findet sich in Schmidts Buch.).
Dass besagte Wurfgeschosse ihren Namen dem Regierungschef und Außenminister Stalins, Wjatscheslaw Molotow, verdanken, ist naheliegend. Bislang glaubte ich jedoch, dass diese Benennung auf den Einsatz der „Mollys“ gegen anrollende Wehrmachtspanzer zurückzuführen ist. Da ich jedoch einmal am Nachdenken war, kam ich zu dem Schluss, dass das wohl so nicht stimmen kann: Schließlich wurde zu Zeiten Stalins so ziemlich alles, was irgendwie gut war, nach dem allmächtigen Diktator benannt: Betriebe, Städte, Panzer, ... Warum also nicht die einfach herzustellende Wunderwaffe?
Ganz einfach – weil der Name nicht in der Sowjetunion geprägt wurde, sondern in Finnland. Genauer gesagt: Im so genannten Winterkrieg. 1939/40 versuchte die Sowjetunion, nachdem sie dank des Hitler-Stalin-Paktes bereits Teile Polens annektiert hatte, Finnland einzunehmen (Guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Winterkrieg). Hat nicht so ganz geklappt, aber zumindest Südkarelien halten die Russen noch heute besetzt. Ebenso wie den Teil Polens, über den sich Väterchen Stalin und Gröfaz Adolf Hitler (bzw. deren Außenminister Joachim von Ribbentrop und Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow) seinerzeit verständigt hatten.
Um auf den Molotowcocktail zu sprechen zu kommen: Besagte Wurfbrandsätze nutzten die zahlenmäßig und technisch unterlegenen Finnen, um sowjetische Panzer zu bekämpfen. Mit so großem Erfolg, dass die staatliche Firma „Oy Alkoholiliike Ab“ 450.000 Stück davon herstellte. Ihren Namen verdanken diese Cocktails den wiederholten Rundfunkansprachen Molotows zu den Bombardierungen finnischen Territoriums, Er behauptete, dass die sowjetischen Flugzeuge lediglich Nahrungsmittel und Brot für die hungernde Bevölkerung abwerfen würden. Die Realität sah anders aus. Die Finnen nannten daraufhin die Bomben (übrigens warfen die Russen bereits Streubomben mit 60 kleinen Brandsätzen ab) Molotows Brotkörbe und erfanden ein „Getränk passend zum Essen“ – den Molotowcocktail.
Und wohin führt der Pfad meiner verschlungenen Gedanken nun? Zu einem Lied, das ich als Kind bzw. Jugendlicher in der DDR häufiger hören durfte. Der sowjetische Dichter „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“ aufgeworfen und gleich selbst beantwortet. Vertont ergab das Gedicht eine getragen-russisches, marschtaugliches Stück Humtata-Kunst, welches bei allerlei Treffen mit Patenbrigaden, Pateneinheiten und ähnlich hehren Anlässen nur zu gern intoniert wurde. Eine deutsche Fassung findet sich hier:
Einst, als ich noch ein braver Jungpionier war und an das Wahre in den Schulbüchern und Zeitungen der DDR glaubte, habe ich diese Frage rückhaltlos mit „Nein“ beantwortet. Wer kann schon Krieg wollen ... auf keinen Fall die Russen, die damals sogar noch „unsere Freunde“ hießen.
Heute sehe ich das anders. Heute weiß ich um den Hitler-Stalin-Pakt und seine Nebenabsprachen, weiß um den von Stalin angeordneten Massenmord an polnischen Offizieren und Zivilisten in Katyn (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Katyn) und habe dank der Veröffentlichungen von Viktor Suworow (z.B. http://www.amazon.de/Eisbrecher-Viktor-Suworow/dp/3932381459/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1222842705&sr=8-2 , http://www.amazon.de/Stalins-verhinderter-Erstschlag-erstickt-Weltrevolution/dp/3932381092/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1222842705&sr=8-1 ) ein sehr differenziertes Bild vom Überfall der deutschen Wehrmacht auf das ach so friedliebende sowjetische Reich bekommen.
Um nicht missverstanden zu werden: Der deutsche Angriff gegen die Sowjetunion war ein Verbrechen, das Tun Adolf Hitlers und seiner Helfer ist weder zu entschuldigen noch zu relativieren. Aber – und so viel eigenes Denken muss erlaubt sein – hätte es das Unternehmen Barbarossa nicht gegeben, wäre wenig später wahrgeworden, was Joseph Paul Goebbels über die bolschewistischen Horden zu sagen pflegte: Sie wären westwärts marschiert. „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“ Aber hallo – und wie „sie“, d.h. ihre Führung den Krieg wollte. Mindestens ebenso sehr wie die Deutschen unter Hitler & Co.
Den geneigten Lesern meines kleinen, heute garantiert wieder einmal politisch nicht korrekten Tagebuches, die meinen Gedanken bis hierher gefolgt sind, möchte ich zum Abschluss noch ein ganz besonderes Schmankerl präsentieren. Dieser Text ist recht lesenswert. Nach dem Lesen empfehle ich langsames Zurücklehnen. Danach sollte man sich noch einmal die Frage stellen: „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“
So, nun angenehme und aufschlussreiche Lektüre!
Guckst Du hier:
http://www.welt.de/politik/article2513812/Russland-ruestet-sich-zu-einem-Befreiungssschlag.html
Nun denn, Josephs wundersame Wandlungen erinnerten mich an das sehr lesenswerte Buch „Wir sind die Wahnsinnigen“ von Christian Schmidt, das den Wandel des Revoluzzers zum etablierten Politiker sehr gut und auch ein wenig bösartig beschreibt. Guckst Du hier: http://www.amazon.de/Wahnsinnigen-Joschka-Fischer-seine-Frankfurter/dp/3612266284/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1222840209&sr=1-2
Beim Blättern stolperte ich mal wieder über die liebenswürdige Vokabel „Molly“, die nicht etwa den periodisch schwankenden Leibesumfang des nicht eben zu dauerhafter Askese neigenden Politmoppels Fischer meint, sondern ein verharmlosendes Kürzel für die von Joschka hoch verehrten Molotowcocktails ist (Näheres zu Brandflaschen und Joschkas Zeit in der Frankfurter Gang findet sich in Schmidts Buch.).
Dass besagte Wurfgeschosse ihren Namen dem Regierungschef und Außenminister Stalins, Wjatscheslaw Molotow, verdanken, ist naheliegend. Bislang glaubte ich jedoch, dass diese Benennung auf den Einsatz der „Mollys“ gegen anrollende Wehrmachtspanzer zurückzuführen ist. Da ich jedoch einmal am Nachdenken war, kam ich zu dem Schluss, dass das wohl so nicht stimmen kann: Schließlich wurde zu Zeiten Stalins so ziemlich alles, was irgendwie gut war, nach dem allmächtigen Diktator benannt: Betriebe, Städte, Panzer, ... Warum also nicht die einfach herzustellende Wunderwaffe?
Ganz einfach – weil der Name nicht in der Sowjetunion geprägt wurde, sondern in Finnland. Genauer gesagt: Im so genannten Winterkrieg. 1939/40 versuchte die Sowjetunion, nachdem sie dank des Hitler-Stalin-Paktes bereits Teile Polens annektiert hatte, Finnland einzunehmen (Guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Winterkrieg). Hat nicht so ganz geklappt, aber zumindest Südkarelien halten die Russen noch heute besetzt. Ebenso wie den Teil Polens, über den sich Väterchen Stalin und Gröfaz Adolf Hitler (bzw. deren Außenminister Joachim von Ribbentrop und Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow) seinerzeit verständigt hatten.
Um auf den Molotowcocktail zu sprechen zu kommen: Besagte Wurfbrandsätze nutzten die zahlenmäßig und technisch unterlegenen Finnen, um sowjetische Panzer zu bekämpfen. Mit so großem Erfolg, dass die staatliche Firma „Oy Alkoholiliike Ab“ 450.000 Stück davon herstellte. Ihren Namen verdanken diese Cocktails den wiederholten Rundfunkansprachen Molotows zu den Bombardierungen finnischen Territoriums, Er behauptete, dass die sowjetischen Flugzeuge lediglich Nahrungsmittel und Brot für die hungernde Bevölkerung abwerfen würden. Die Realität sah anders aus. Die Finnen nannten daraufhin die Bomben (übrigens warfen die Russen bereits Streubomben mit 60 kleinen Brandsätzen ab) Molotows Brotkörbe und erfanden ein „Getränk passend zum Essen“ – den Molotowcocktail.
Und wohin führt der Pfad meiner verschlungenen Gedanken nun? Zu einem Lied, das ich als Kind bzw. Jugendlicher in der DDR häufiger hören durfte. Der sowjetische Dichter „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“ aufgeworfen und gleich selbst beantwortet. Vertont ergab das Gedicht eine getragen-russisches, marschtaugliches Stück Humtata-Kunst, welches bei allerlei Treffen mit Patenbrigaden, Pateneinheiten und ähnlich hehren Anlässen nur zu gern intoniert wurde. Eine deutsche Fassung findet sich hier:
Einst, als ich noch ein braver Jungpionier war und an das Wahre in den Schulbüchern und Zeitungen der DDR glaubte, habe ich diese Frage rückhaltlos mit „Nein“ beantwortet. Wer kann schon Krieg wollen ... auf keinen Fall die Russen, die damals sogar noch „unsere Freunde“ hießen.
Heute sehe ich das anders. Heute weiß ich um den Hitler-Stalin-Pakt und seine Nebenabsprachen, weiß um den von Stalin angeordneten Massenmord an polnischen Offizieren und Zivilisten in Katyn (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Katyn) und habe dank der Veröffentlichungen von Viktor Suworow (z.B. http://www.amazon.de/Eisbrecher-Viktor-Suworow/dp/3932381459/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1222842705&sr=8-2 , http://www.amazon.de/Stalins-verhinderter-Erstschlag-erstickt-Weltrevolution/dp/3932381092/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1222842705&sr=8-1 ) ein sehr differenziertes Bild vom Überfall der deutschen Wehrmacht auf das ach so friedliebende sowjetische Reich bekommen.
Um nicht missverstanden zu werden: Der deutsche Angriff gegen die Sowjetunion war ein Verbrechen, das Tun Adolf Hitlers und seiner Helfer ist weder zu entschuldigen noch zu relativieren. Aber – und so viel eigenes Denken muss erlaubt sein – hätte es das Unternehmen Barbarossa nicht gegeben, wäre wenig später wahrgeworden, was Joseph Paul Goebbels über die bolschewistischen Horden zu sagen pflegte: Sie wären westwärts marschiert. „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“ Aber hallo – und wie „sie“, d.h. ihre Führung den Krieg wollte. Mindestens ebenso sehr wie die Deutschen unter Hitler & Co.
Den geneigten Lesern meines kleinen, heute garantiert wieder einmal politisch nicht korrekten Tagebuches, die meinen Gedanken bis hierher gefolgt sind, möchte ich zum Abschluss noch ein ganz besonderes Schmankerl präsentieren. Dieser Text ist recht lesenswert. Nach dem Lesen empfehle ich langsames Zurücklehnen. Danach sollte man sich noch einmal die Frage stellen: „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“
So, nun angenehme und aufschlussreiche Lektüre!
Guckst Du hier:
http://www.welt.de/politik/article2513812/Russland-ruestet-sich-zu-einem-Befreiungssschlag.html
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Montag, 29. September 2008
60 km auf dem Laufband. Oder: Frischluft ist relativ
zeitungsdieb, 13:04h
Ich bekenne, ich habe es getan. In aller Öffentlichkeit. In knapper Bekleidung. Auf einem Laufband. Dass ich es tun wollte und auch schon ein wenig getan habe, stand ja schon hier. http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1228336/ Aber das waren ja nur mal eineinhalb Stunden, bei denen 17 Kilometer zusammenkamen. Gelaufene Kilometer auf einem Laufband im Erdgeschoss von Galeria Kaufhof in Leipzig. Mit Blick auf die Schmuckabteilung.
Am vergangenen Sonnabend tat ich es richtig. Zehn Uhr setzte sich das Band mit gepflegten 10,5 km/h in Bewegung und ich trabte los. Locker-leicht, den Blick geradeaus,den Kopf maximal 15 Grad nach links, dann wieder nach rechts. Mehr könnte tückisch sein, denn wenn ich irgendwo „hingucke“, drehe ich meist nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Kerl hinterher. Beim Laufen in Wald und Flur macht das nichts, auf dem Band gibt es dann ein schleifendes Geräusch und ich mache den Abflug. Da unmittelbar hinter „meinem“ Band die Postkartenabteilung beginnt, bin ich gehalten, die Laufstrecke nicht unkontrolliert zu verlassen.
Eigentlich hatte ich mir für den Samstagslauf im Erdgeschoss einen glatten 100er vorgenommen. Ist ja nicht die Hürde, dachte ich. 100 km läufst Du auch bei großem Leiden unter 9:30 h, beim Delmenhorster 24-h-Lauf, was soll da also schief gehen?
Nun, ich hatte nach meinem Schnupperlauf ja bereits über fehlenden Fahrtwind und Kaufhauswärme geklagt. Was ich am Sonnabend erlebte, war grenzwertig. Bei molliger Wärme lief ich auf eine Marathon-Durchgangszeit von ca. 4 Stunden – und merkte bald, dass 10,5 km/h durchaus anstrengend sein können. Sicher, die Strecke war superflach. Aber während mir beim Laufen sonst die ganze Welt zu Füßen liegt, waren es auf dem Band nur wenige Quadratzentimeter, die es stets sauber zu treffen galt, wollte ich einen Absturz vermeiden. Das erforderte Konzentration, einfach „rollenlassen“ klappt das nicht.
Weitaus unerfreulicher war jedoch die Luftqualität. Und ich meine nicht allein die Wärme, die den Schweiß in Strömen fließen ließ. Deutlich spürbar war der Einfluss der zahlreichen Kunden, die durchs Kaufhaus walzten. Irgendwie erinnerte ich mich beim Laufbandlauf an den Untertagemarathon in Sondershausen. Dort schwand das Wasser ähnlich schnell aus dem Körper, dort war nach meinem Empfinden aber auch ein ähnlich niedriger Sauerstoffgehalt zu verzeichnen.
Dennoch: In knapp über vier Stunden laufbandete ich einen Marathon und war froh, nicht auf eine Zwischenzeit von 3:30 h ausgewesen zu sein. Neben mir hatte sich inzwischen Torsten aus Köln eingefunden, der Feuerwehrmann war etwas später aufs Band gestiegen, da er ja „nur“ Marathon laufen wollte.
Für Kurzweil war also gesorgt. Nicht zuletzt deshalb, da sich der eine oder andere Kunde zu einem Kilometer auf dem Cross-Trainer überreden ließ, da sich der Chef des Fördervereins der Förderschule Grünau aufs Gerät stellte und da sogar eine junge Neu-Leipzigerin ihre Waldrunde zugunsten des Spendenlaufes kurzerhand auf einen Cross-Trainer verlegte.
Dennoch: Es lief bei mir nicht wirklich, es ging zäh. Ich spürte, wie ich austrocknete, obwohl ich reichlich Flüssigkeit zu mir nahm. Aber wenn man mehr ausschwitzt, als der Körper aufnehmen kann (zwischen aufnehmen und trinken gibt es einen Unterschied ...), baut sich ein Defizit auf.
Als ich exakt 49,1 km auf der Anzeige stehen hatte, schien auch mein Laufband von der Ackerei genug zu haben. Es fuhr herunter, blinkte noch einmal kurz, zeigte mir meine bis dahin gelaufene Strecke und gönnte sich einen Reset. Solcherart demotiviert, legte ich eine Pause ein, machte danach die 50 km voll, besichtigte die Sanitäranlagen im Hause Galeria und ließ meinen 100-km-Plan fliegen. Noch einige Kilometer, dann okkupierten Triathleten aus Halle/Saale die Geräte. Nur zu gern gab ich „mein“ Band frei, schwatzte hier und da und fühlte, wie Körper und Geist sich auf Feierabend einrichteten.
Nachdem die Triathleten die Segel gestrichen hatten, krabbelte ich wieder aufs Band, machte die 60km voll und beendete den Lauf-Tag vorfristig. Natürlich nach gründlicher Ganzkörperreinigung in einer Galeria-Dusche, denn schließlich habe ich daheim eine Wasseruhr ...
Fazit: 60 km für den Spendenlauf von Robby Clemens und der Worldrun AG, der am Sonnabendabend damit schon deutlich mehr als 900 km insgesamt auf der Liste stehen hatte. Und die Erkenntnis, dass das Laufen auf einem Laufband eine ganz besondere Sache ist. Und das Laufen auf einem Laufband in einem Kaufhaus eine noch speziellere. Da ich in dieser Hinsicht noch einige Pläne habe, trifft wieder einmal die goldene Weisheit zu: „War der Lauf nicht Dein Freund, dann war er Dein Lehrer.“ (Sollte jemand den wirklichen Urheber dieses Satzes kennen, bin ich für eine Quellenangabe dankbar.).
Gelernt habe ich während meiner 60 Laufbandkilometer, dass bei solchen Aktionen die Bewetterung eine wichtige Rolle spielt. Sollte ich demnächst mal in einem Schaufenster aufs Band gehen (Man weiß ja nie ... *g*), werde ich wohl zuvor einen Lüftungsfachmann ins Spiel bringen.
Achja, als ich das Kaufhaus am späten Nachmittag verließ, herrschte draußen klares Herbstwetter, aber dickes Gedränge: In Leipzig sind derzeit Markttage. Aber die Luft war köstlich, sogar die Qualmwolken der Kippenfresser kamen mir erlösend vor. Es ist halt alles relativ ...
Am vergangenen Sonnabend tat ich es richtig. Zehn Uhr setzte sich das Band mit gepflegten 10,5 km/h in Bewegung und ich trabte los. Locker-leicht, den Blick geradeaus,den Kopf maximal 15 Grad nach links, dann wieder nach rechts. Mehr könnte tückisch sein, denn wenn ich irgendwo „hingucke“, drehe ich meist nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Kerl hinterher. Beim Laufen in Wald und Flur macht das nichts, auf dem Band gibt es dann ein schleifendes Geräusch und ich mache den Abflug. Da unmittelbar hinter „meinem“ Band die Postkartenabteilung beginnt, bin ich gehalten, die Laufstrecke nicht unkontrolliert zu verlassen.
Eigentlich hatte ich mir für den Samstagslauf im Erdgeschoss einen glatten 100er vorgenommen. Ist ja nicht die Hürde, dachte ich. 100 km läufst Du auch bei großem Leiden unter 9:30 h, beim Delmenhorster 24-h-Lauf, was soll da also schief gehen?
Nun, ich hatte nach meinem Schnupperlauf ja bereits über fehlenden Fahrtwind und Kaufhauswärme geklagt. Was ich am Sonnabend erlebte, war grenzwertig. Bei molliger Wärme lief ich auf eine Marathon-Durchgangszeit von ca. 4 Stunden – und merkte bald, dass 10,5 km/h durchaus anstrengend sein können. Sicher, die Strecke war superflach. Aber während mir beim Laufen sonst die ganze Welt zu Füßen liegt, waren es auf dem Band nur wenige Quadratzentimeter, die es stets sauber zu treffen galt, wollte ich einen Absturz vermeiden. Das erforderte Konzentration, einfach „rollenlassen“ klappt das nicht.
Weitaus unerfreulicher war jedoch die Luftqualität. Und ich meine nicht allein die Wärme, die den Schweiß in Strömen fließen ließ. Deutlich spürbar war der Einfluss der zahlreichen Kunden, die durchs Kaufhaus walzten. Irgendwie erinnerte ich mich beim Laufbandlauf an den Untertagemarathon in Sondershausen. Dort schwand das Wasser ähnlich schnell aus dem Körper, dort war nach meinem Empfinden aber auch ein ähnlich niedriger Sauerstoffgehalt zu verzeichnen.
Dennoch: In knapp über vier Stunden laufbandete ich einen Marathon und war froh, nicht auf eine Zwischenzeit von 3:30 h ausgewesen zu sein. Neben mir hatte sich inzwischen Torsten aus Köln eingefunden, der Feuerwehrmann war etwas später aufs Band gestiegen, da er ja „nur“ Marathon laufen wollte.
Für Kurzweil war also gesorgt. Nicht zuletzt deshalb, da sich der eine oder andere Kunde zu einem Kilometer auf dem Cross-Trainer überreden ließ, da sich der Chef des Fördervereins der Förderschule Grünau aufs Gerät stellte und da sogar eine junge Neu-Leipzigerin ihre Waldrunde zugunsten des Spendenlaufes kurzerhand auf einen Cross-Trainer verlegte.
Dennoch: Es lief bei mir nicht wirklich, es ging zäh. Ich spürte, wie ich austrocknete, obwohl ich reichlich Flüssigkeit zu mir nahm. Aber wenn man mehr ausschwitzt, als der Körper aufnehmen kann (zwischen aufnehmen und trinken gibt es einen Unterschied ...), baut sich ein Defizit auf.
Als ich exakt 49,1 km auf der Anzeige stehen hatte, schien auch mein Laufband von der Ackerei genug zu haben. Es fuhr herunter, blinkte noch einmal kurz, zeigte mir meine bis dahin gelaufene Strecke und gönnte sich einen Reset. Solcherart demotiviert, legte ich eine Pause ein, machte danach die 50 km voll, besichtigte die Sanitäranlagen im Hause Galeria und ließ meinen 100-km-Plan fliegen. Noch einige Kilometer, dann okkupierten Triathleten aus Halle/Saale die Geräte. Nur zu gern gab ich „mein“ Band frei, schwatzte hier und da und fühlte, wie Körper und Geist sich auf Feierabend einrichteten.
Nachdem die Triathleten die Segel gestrichen hatten, krabbelte ich wieder aufs Band, machte die 60km voll und beendete den Lauf-Tag vorfristig. Natürlich nach gründlicher Ganzkörperreinigung in einer Galeria-Dusche, denn schließlich habe ich daheim eine Wasseruhr ...
Fazit: 60 km für den Spendenlauf von Robby Clemens und der Worldrun AG, der am Sonnabendabend damit schon deutlich mehr als 900 km insgesamt auf der Liste stehen hatte. Und die Erkenntnis, dass das Laufen auf einem Laufband eine ganz besondere Sache ist. Und das Laufen auf einem Laufband in einem Kaufhaus eine noch speziellere. Da ich in dieser Hinsicht noch einige Pläne habe, trifft wieder einmal die goldene Weisheit zu: „War der Lauf nicht Dein Freund, dann war er Dein Lehrer.“ (Sollte jemand den wirklichen Urheber dieses Satzes kennen, bin ich für eine Quellenangabe dankbar.).
Gelernt habe ich während meiner 60 Laufbandkilometer, dass bei solchen Aktionen die Bewetterung eine wichtige Rolle spielt. Sollte ich demnächst mal in einem Schaufenster aufs Band gehen (Man weiß ja nie ... *g*), werde ich wohl zuvor einen Lüftungsfachmann ins Spiel bringen.
Achja, als ich das Kaufhaus am späten Nachmittag verließ, herrschte draußen klares Herbstwetter, aber dickes Gedränge: In Leipzig sind derzeit Markttage. Aber die Luft war köstlich, sogar die Qualmwolken der Kippenfresser kamen mir erlösend vor. Es ist halt alles relativ ...
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Freitag, 26. September 2008
Entschuldigung oder: Neudeutsch reflexive Selbstgeißelung mit Erfolgsgarantie
zeitungsdieb, 17:37h
Gestern hatte ich das Vergnügen, im Auftrag eines großen Verbandes eine Versammlung zu fotografieren. Dabei hatte ich zwei Erlebnisse der besonderen Art.
Zum einen trat in der Diskussion ein nicht mehr ganz frischer Mensch auf, dessen geistiges Alter mit deutlich über dem recht stattlichen biologischen zu liegen schien. Er dröhnte allerlei Worthülsen durch den Saal, machte auf Populismus und wies seine Zuhörer darauf hin, dass wir uns im demokratischen Zentralismus befänden.
Für alle, die die DDR nur vom Hörensagen kennen: Deren totalitäres Regime verstand seine Staatsform nach höchstoffizieller Lesart als demokratischen Zentralismus. Ohne Wende und friedliche Revolution wäre er das wohl noch heute, nur ein wenig bankrotter als damals; und solch Grummelgreise wie besagter Diskussionär würden kalkig über ein ganzes Land herrschen.
Zum anderen: Den Anlass zur Versammlung hatte die Missetat eines Verbandsfunktionärs auf Landesebene gegeben, dem man auf die Schliche gekommen war, dass er Privates und Berufliches zum Schaden des Verbandes vermengt hatte. Dabei war ein Euro-Betrag ungerechtfertigt in der Tasche des Funktionärs gelandet; ungeklärt blieb, ob der Ertappte solches schon zuvor getan hatte.
Als man ihn an den Ohren zog, zahlte er das Geld zurück, erklärte vielen Leuten sein Bedauern und konnte – wie auch andere Funktionäre in seinem Umfeld und solche von einem Dachverband auf Bundesebene – nicht verstehen, dass die Basis ihm noch immer grollte.
„Aber er hat sich doch entschuldigt“, buhlte seine Getreuen um Nachsicht und forderten ein „Wir-haben-ihn-wieder-lieb“-Bekenntnis ein.
Das zeigte mir (wieder einmal), wie viel Dummheit in der Welt unterwegs ist. „Sich entschuldigen“ – das ist neudeutscher Unfug. Man bittet jemanden um Entschuldigung, bittet ihn also um Vergebung für eine Verfehlung. Ob er dieser Bitte nachkommt oder nicht, liegt in seinem Ermessen. Erlässt er mir die Schuld nicht, muss ich künftig mit ihr leben.
Das neudeutsch reflexiv gebrauchte „Ich entschuldige mich“ wäre treffender ein „Ich bedaure sehr, was ich getan habe.“ Schließlich bedeutet „Ich entschuldige mich“ letzten Endes, dass ich mir die Absolution selbst erteile. Es automatisiert die Bitte um Entschuldigung und macht sie zu einer Art Selbstgeißelung. Der Funktionär muss sich nur oft genug selbst auf den Pelz klatschen, dann müssen alle ihm verzeihen, ob sie wollen oder nicht.
Zum einen trat in der Diskussion ein nicht mehr ganz frischer Mensch auf, dessen geistiges Alter mit deutlich über dem recht stattlichen biologischen zu liegen schien. Er dröhnte allerlei Worthülsen durch den Saal, machte auf Populismus und wies seine Zuhörer darauf hin, dass wir uns im demokratischen Zentralismus befänden.
Für alle, die die DDR nur vom Hörensagen kennen: Deren totalitäres Regime verstand seine Staatsform nach höchstoffizieller Lesart als demokratischen Zentralismus. Ohne Wende und friedliche Revolution wäre er das wohl noch heute, nur ein wenig bankrotter als damals; und solch Grummelgreise wie besagter Diskussionär würden kalkig über ein ganzes Land herrschen.
Zum anderen: Den Anlass zur Versammlung hatte die Missetat eines Verbandsfunktionärs auf Landesebene gegeben, dem man auf die Schliche gekommen war, dass er Privates und Berufliches zum Schaden des Verbandes vermengt hatte. Dabei war ein Euro-Betrag ungerechtfertigt in der Tasche des Funktionärs gelandet; ungeklärt blieb, ob der Ertappte solches schon zuvor getan hatte.
Als man ihn an den Ohren zog, zahlte er das Geld zurück, erklärte vielen Leuten sein Bedauern und konnte – wie auch andere Funktionäre in seinem Umfeld und solche von einem Dachverband auf Bundesebene – nicht verstehen, dass die Basis ihm noch immer grollte.
„Aber er hat sich doch entschuldigt“, buhlte seine Getreuen um Nachsicht und forderten ein „Wir-haben-ihn-wieder-lieb“-Bekenntnis ein.
Das zeigte mir (wieder einmal), wie viel Dummheit in der Welt unterwegs ist. „Sich entschuldigen“ – das ist neudeutscher Unfug. Man bittet jemanden um Entschuldigung, bittet ihn also um Vergebung für eine Verfehlung. Ob er dieser Bitte nachkommt oder nicht, liegt in seinem Ermessen. Erlässt er mir die Schuld nicht, muss ich künftig mit ihr leben.
Das neudeutsch reflexiv gebrauchte „Ich entschuldige mich“ wäre treffender ein „Ich bedaure sehr, was ich getan habe.“ Schließlich bedeutet „Ich entschuldige mich“ letzten Endes, dass ich mir die Absolution selbst erteile. Es automatisiert die Bitte um Entschuldigung und macht sie zu einer Art Selbstgeißelung. Der Funktionär muss sich nur oft genug selbst auf den Pelz klatschen, dann müssen alle ihm verzeihen, ob sie wollen oder nicht.
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Laufbandgedanken bei Galeria Kaufhof. Oder: Mal Affe sein.
zeitungsdieb, 11:27h
Laufband? Langweilig! Hamsterrad! Stimmt – und auch wieder nicht. Meine bisher sehr bescheidenen Laufband-Erfahrungen stammen von einem Ski-Urlaub in Österreich. Nach des Tages Mühen auf den flotten Brettern wollte ich noch laufen gehen, verkniff mir das aber angesichts kräftiger Minusgrade und vereister Wege – und stellte mich im Hotel abends aufs Band. So lief ich in 1200 Metern Höhe mit Blick auf die beleuchteten Hänge, schaute den Pistenraupen zu – und wurde schon bald ausgebremst, da der Wirt seine Ruhe haben und nicht durch ein über dem Tresen rumpelndes Band genervt werden wollte.
Bis zu diesem Abbruch meines Bandlaufes hatte ich zweierlei gelernt:
1. Das Laufband ist kein Waldweg.
2. Man gerät anständig ins Schwitzen, weil der Fahrtwind fehlt.
Da ich mich als Läufer am 6-Tage-Rennen der Worldrun-Truppe beteilige (guckst Du hier: http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=1342), kann ich derzeit meine Laufbanderfahrungen vertiefen. Was ich gestern (17km) festgestellt habe, war, dass Laufbandlauf alles andere als langweilig ist. Zumindest dann, wenn man ihn im gut frequentierten Erdgeschoss eines Kaufhauses in der Leipziger City praktiziert. Dort stehen besagte Bänder zwischen Postkartenregalen und Schmuckabteilung. Ich laufe mit Blick auf den Haupteingang zur Galeria-Filiale, habe die jungen Damen an den Schmuck- und Uhrenvitrinen im Blick und fühle mich – bis auf die Wärme – ziemlich wohl dabei.
Natürlich hat das Laufen in diesem Umfeld irgendetwas vom Affenkäfig im Zoo. Sagte mir heute meine Frau, und es stimmt. Aber da ich eine Jahreskarte für den Leipziger Zoo (guckst Du hier: http://www.zoo-leipzig.de) habe, weiß ich, dass die Primaten ganz gezielt mit den Besuchern kommunizieren, die vor der Scheibe stehen und Grimassen schneiden.
Und ich tue ich es ihnen gleich. Und habe den Vorteil, mich nicht nicht hinter einer Glasscheibe zu befinden und zudem über die Fähigkeit der Sprache zu verfügen. Also ein ganz kurzweiliges Spiel, man läuft, plaudert, bitte den einen oder anderen staunend dreinschauenden Kunden aufs Nachbarband ... Und erlebt allerlei.
Zum Beispiel den Fehlgriff eines Baggerfahrers, der am Donnerstagnachmittag ein Erdkabel anpickte und Teile der City stromlos machte. Dass auch Galeria betroffen war, nahm ich billigend in Kauf, denn nach der Umschaltung auf die spärliche Notbeleuchtung wurde es schnell kühler – nur schade, dass auch die Bänder zum Stehen kamen ... Mein persönliches Highlight war das entsetzte Gesicht einer früheren Mitarbeiterin eines guten Kunden meines Büros. Sie schaute mir zu, erkannte mich, schüttelte den Kopf und fragte, einen mitleidigen Ton in der Stimme: „Haben Sie das wirklich nötig.“ Meine Versicherung, hier just for fun und not for Knete zu laufen, schien sie nicht wirklich überzeugt zu haben ...
Am morgigen Samstag stehe ich übrigens wieder auf dem Band. Mal für etwas länger, es geht ja schließlich um einen guten Zweck und außerdem will ich meine masochistische Ader ausleben und das Gefühl des Käfigaffen auskosten. Wer Lust und Zeit hat, kann mich am 27. September ja mal bei Galeria besuchen. Aber bitte die Laufschuhe mitbringen ...
Bis zu diesem Abbruch meines Bandlaufes hatte ich zweierlei gelernt:
1. Das Laufband ist kein Waldweg.
2. Man gerät anständig ins Schwitzen, weil der Fahrtwind fehlt.
Da ich mich als Läufer am 6-Tage-Rennen der Worldrun-Truppe beteilige (guckst Du hier: http://forum.d-u-v.org/forum/viewtopic.php?t=1342), kann ich derzeit meine Laufbanderfahrungen vertiefen. Was ich gestern (17km) festgestellt habe, war, dass Laufbandlauf alles andere als langweilig ist. Zumindest dann, wenn man ihn im gut frequentierten Erdgeschoss eines Kaufhauses in der Leipziger City praktiziert. Dort stehen besagte Bänder zwischen Postkartenregalen und Schmuckabteilung. Ich laufe mit Blick auf den Haupteingang zur Galeria-Filiale, habe die jungen Damen an den Schmuck- und Uhrenvitrinen im Blick und fühle mich – bis auf die Wärme – ziemlich wohl dabei.
Natürlich hat das Laufen in diesem Umfeld irgendetwas vom Affenkäfig im Zoo. Sagte mir heute meine Frau, und es stimmt. Aber da ich eine Jahreskarte für den Leipziger Zoo (guckst Du hier: http://www.zoo-leipzig.de) habe, weiß ich, dass die Primaten ganz gezielt mit den Besuchern kommunizieren, die vor der Scheibe stehen und Grimassen schneiden.
Und ich tue ich es ihnen gleich. Und habe den Vorteil, mich nicht nicht hinter einer Glasscheibe zu befinden und zudem über die Fähigkeit der Sprache zu verfügen. Also ein ganz kurzweiliges Spiel, man läuft, plaudert, bitte den einen oder anderen staunend dreinschauenden Kunden aufs Nachbarband ... Und erlebt allerlei.
Zum Beispiel den Fehlgriff eines Baggerfahrers, der am Donnerstagnachmittag ein Erdkabel anpickte und Teile der City stromlos machte. Dass auch Galeria betroffen war, nahm ich billigend in Kauf, denn nach der Umschaltung auf die spärliche Notbeleuchtung wurde es schnell kühler – nur schade, dass auch die Bänder zum Stehen kamen ... Mein persönliches Highlight war das entsetzte Gesicht einer früheren Mitarbeiterin eines guten Kunden meines Büros. Sie schaute mir zu, erkannte mich, schüttelte den Kopf und fragte, einen mitleidigen Ton in der Stimme: „Haben Sie das wirklich nötig.“ Meine Versicherung, hier just for fun und not for Knete zu laufen, schien sie nicht wirklich überzeugt zu haben ...
Am morgigen Samstag stehe ich übrigens wieder auf dem Band. Mal für etwas länger, es geht ja schließlich um einen guten Zweck und außerdem will ich meine masochistische Ader ausleben und das Gefühl des Käfigaffen auskosten. Wer Lust und Zeit hat, kann mich am 27. September ja mal bei Galeria besuchen. Aber bitte die Laufschuhe mitbringen ...
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Donnerstag, 25. September 2008
Die Alitalia-Pleite und das Verzeichnis der italienischen Helden. Oder: Auch der Reisepapst hat's nicht richten können
zeitungsdieb, 12:35h
Die Agenturen melden wieder einmal den Todeskampf der Fluggesellschaft Alitalia. Anderen Gesellschaften geht es schlecht, weil ihre Vögel vom Himmel fallen, Alitalia liegt im Sterben, weil sie chronisch klamm, um nicht zu sagen: pleite ist.
Da hilft es auch nicht, dass die 1947 gegründete Gesellschaft Gina Lollobrigida, Sophia Loren und Anita Ekberg unter ihren Passagieren hatte und dass Papst Johanes Paul der II. 104-mal mit Alitalia flog.
Der Airline, die schon unter Insolvenzverwaltung steht, droht zum Monatsende das Aus. Dann ist das letzte Geld verflogen. Kommt kein weißer Ritter, bleibt Grünweißrot am Boden.
Italienisch Medien beschwören Weltuntergangsszenarien herauf, denn der Stolz Italias zerbricht. Ähnliches Leiden wäre in Deutschland nicht einmal denkbar, wenn an ein und demselben Tag Siemens, Mercedes, Porsche, BMW, die Deutsche Bahn und die Telekom pleite gingen. Da müsste als Zugabe schon noch Dieter Bohlen sterben und Kurt Beck Kanzler werden. So schlimm sieht’s um den Stolz der Italiener aus.
Wobei: Die kluge Frau an meiner Seite hat mir vor einigen Jahren aus gegebenem Anlass gesagt, dass Stolz zwar eine gute Sache ist, man ihn sich aber auch leisten können muss. Soviel dazu.
Dass mich niemand missversteht: Ich mag Italien. Und vielleicht findet sich bis Ende September doch noch ein weißer Ritter als Alitalia-Retter. Jeder ist willkommen, wenn’s nur kein Moskiviter ist.
PS.:
Aber eines muss ich noch loswerden – hat nur am Rande mit Alitalia zu tun.
Frage: Wie heißt das kleinste Buch der Welt?
Antwort: Das Verzeichnis der italienischen Helden.
Bruuuaaaaaaah.
Passt nicht zum Thema, aber der olle Kalauer ist zu schön.
Da hilft es auch nicht, dass die 1947 gegründete Gesellschaft Gina Lollobrigida, Sophia Loren und Anita Ekberg unter ihren Passagieren hatte und dass Papst Johanes Paul der II. 104-mal mit Alitalia flog.
Der Airline, die schon unter Insolvenzverwaltung steht, droht zum Monatsende das Aus. Dann ist das letzte Geld verflogen. Kommt kein weißer Ritter, bleibt Grünweißrot am Boden.
Italienisch Medien beschwören Weltuntergangsszenarien herauf, denn der Stolz Italias zerbricht. Ähnliches Leiden wäre in Deutschland nicht einmal denkbar, wenn an ein und demselben Tag Siemens, Mercedes, Porsche, BMW, die Deutsche Bahn und die Telekom pleite gingen. Da müsste als Zugabe schon noch Dieter Bohlen sterben und Kurt Beck Kanzler werden. So schlimm sieht’s um den Stolz der Italiener aus.
Wobei: Die kluge Frau an meiner Seite hat mir vor einigen Jahren aus gegebenem Anlass gesagt, dass Stolz zwar eine gute Sache ist, man ihn sich aber auch leisten können muss. Soviel dazu.
Dass mich niemand missversteht: Ich mag Italien. Und vielleicht findet sich bis Ende September doch noch ein weißer Ritter als Alitalia-Retter. Jeder ist willkommen, wenn’s nur kein Moskiviter ist.
PS.:
Aber eines muss ich noch loswerden – hat nur am Rande mit Alitalia zu tun.
Frage: Wie heißt das kleinste Buch der Welt?
Antwort: Das Verzeichnis der italienischen Helden.
Bruuuaaaaaaah.
Passt nicht zum Thema, aber der olle Kalauer ist zu schön.
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