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Samstag, 31. Januar 2009
Steigerwald wird Hybrid. Oder: Hirn für die Bosse der Rasenkomiker
zeitungsdieb, 09:55h
Zugegeben: Fußball ist nicht mein Ding. Muss es aber auch geben, schließlich bringt’s Quote und stellt das Volk ruhig. Dafür dürfen dann auch ein paar (wenn’s nur ein paar wären ...) Millionen verbrannt werden – pro Mannschaft.
Und wenn es bei den Fußballern nicht läuft? Dann ist der Trainer schuld. Oder das Stadion.
In ersterem Falle wird gefeuert, in letzterem gejammert und um- oder neugebaut vor viele Millionen. Diese kommen von einem Investor, vom Land oder der Kommune. Theoretisch auch vom Fußballverein, aber das ist – wie gesagt – eher theoretisch.
In aller Regel wird ein solcher Neubau damit begründet, dass die unterklassige Mannschaft der Provinzstadt X schon lange zum Gespött der Liga geworden ist, dass der DFB die Zulassung entzieht und der Wieder aufstieg in die vorletzte Klasse nur mit neuem Stadion möglich ist. Und überhaupt. Dass das Stadion nichts mit der Leistung der Mannschaft(en) zu tun hat, sieht man sehr schön in Leipzig. Dort gibt es ein sehr schönes WM-Stadion, das seit der WM nur noch wenig genutzt wird und den örtlichen Rasenkomikern wahrlich nicht zu Höhenflügen verhilft. Weil sie’s nicht draufhaben und weil sie sich das Spiel in besagtem WM-Stadion kaum leisten können – schon wegen der Nebenkosten.
Aber weil ja jeder das Recht hat, seine Fehler selbst zu machen, wurden nun in Erfurt per Stadtratsbeschluss die Weichen für den Um- oder besser Neubau des Steigerwaldstadions gestellt. 30 Millionen kostet der „Um”-Bau, acht steuert die thüringische Landeshauptstadt Erfurt bei, der Rest soll, so die Forderung der Grünflächenartisten, vom Land kommen. Damit wieder Leistung gebracht werden kann. Schaunmermal.
Lustig ist aber die Beschreibung des neuen Stadions. Dabei soll es sich um ein Hybridstadion handeln. Wer nun an ein Stadion mit Verbrennungs- und Elektromotor denkt, liegt falsch. Mit Hybrid meinen die Planer ein Stadion, in dem König Fußball sich soweit herablässt, sogar anderen Sportarten ein wenig Platz einzuräumen. Neben den humpelnden Grastretern sollen auch Leichtathleten ins Stadion dürfen. Sowas war früher – siehe Steigerwaldstadion oder Stuttgarter Daimler-Arena – die Norm. Erst in jüngerer Zeit störten sich die Fußballbosse daran, dass bei der Übertragung im TV zwischen überbezahlten Kickern und Werbebande noch eine Tartanbahn im Bild war. Folglich sperren heutige „moderne“ Stadien, die zum überwiegenden Teil mit Steuermitteln finanziert werden, einen großen Teil der Sportarten aus, nur um König Fußball gut ins Bild zu setzen.
Schön, dass das zumindest in Erfurt nicht der Fall sein wird. Voraussichtlich. Denn vielleicht muss ja noch gespart werden, dann fällt die Tartanbahn weg ...
Denn Fußballfunktionären, Planern und Erfindern des Wortes Hybridstadion sei auf alle Fälle ein Hybridhirn gewünscht: Eines, das nicht nur die hohle Rübe füllt, sondern auch zum Denken geeignet ist.
Und wenn es bei den Fußballern nicht läuft? Dann ist der Trainer schuld. Oder das Stadion.
In ersterem Falle wird gefeuert, in letzterem gejammert und um- oder neugebaut vor viele Millionen. Diese kommen von einem Investor, vom Land oder der Kommune. Theoretisch auch vom Fußballverein, aber das ist – wie gesagt – eher theoretisch.
In aller Regel wird ein solcher Neubau damit begründet, dass die unterklassige Mannschaft der Provinzstadt X schon lange zum Gespött der Liga geworden ist, dass der DFB die Zulassung entzieht und der Wieder aufstieg in die vorletzte Klasse nur mit neuem Stadion möglich ist. Und überhaupt. Dass das Stadion nichts mit der Leistung der Mannschaft(en) zu tun hat, sieht man sehr schön in Leipzig. Dort gibt es ein sehr schönes WM-Stadion, das seit der WM nur noch wenig genutzt wird und den örtlichen Rasenkomikern wahrlich nicht zu Höhenflügen verhilft. Weil sie’s nicht draufhaben und weil sie sich das Spiel in besagtem WM-Stadion kaum leisten können – schon wegen der Nebenkosten.
Aber weil ja jeder das Recht hat, seine Fehler selbst zu machen, wurden nun in Erfurt per Stadtratsbeschluss die Weichen für den Um- oder besser Neubau des Steigerwaldstadions gestellt. 30 Millionen kostet der „Um”-Bau, acht steuert die thüringische Landeshauptstadt Erfurt bei, der Rest soll, so die Forderung der Grünflächenartisten, vom Land kommen. Damit wieder Leistung gebracht werden kann. Schaunmermal.
Lustig ist aber die Beschreibung des neuen Stadions. Dabei soll es sich um ein Hybridstadion handeln. Wer nun an ein Stadion mit Verbrennungs- und Elektromotor denkt, liegt falsch. Mit Hybrid meinen die Planer ein Stadion, in dem König Fußball sich soweit herablässt, sogar anderen Sportarten ein wenig Platz einzuräumen. Neben den humpelnden Grastretern sollen auch Leichtathleten ins Stadion dürfen. Sowas war früher – siehe Steigerwaldstadion oder Stuttgarter Daimler-Arena – die Norm. Erst in jüngerer Zeit störten sich die Fußballbosse daran, dass bei der Übertragung im TV zwischen überbezahlten Kickern und Werbebande noch eine Tartanbahn im Bild war. Folglich sperren heutige „moderne“ Stadien, die zum überwiegenden Teil mit Steuermitteln finanziert werden, einen großen Teil der Sportarten aus, nur um König Fußball gut ins Bild zu setzen.
Schön, dass das zumindest in Erfurt nicht der Fall sein wird. Voraussichtlich. Denn vielleicht muss ja noch gespart werden, dann fällt die Tartanbahn weg ...
Denn Fußballfunktionären, Planern und Erfindern des Wortes Hybridstadion sei auf alle Fälle ein Hybridhirn gewünscht: Eines, das nicht nur die hohle Rübe füllt, sondern auch zum Denken geeignet ist.
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Freitag, 30. Januar 2009
Jeder vierte Passagier ist ein Ami. Oder: Hörenswertes vom Militärdrehkreuz Leipzig/Halle
zeitungsdieb, 11:47h
Der von mir hochverehrte Deuschlandfunk sendet am 17. Februar, 19.15 Uhr, in seiner Reihe "Das Feature" einen Beitrag über den Flughafen Leipzig/Halle - genauer gesagt: Einen Beitrag darüber, wie sich dieser Passagierflughafen zu einem wichtigen Militärflughafen mauserte und welche Probleme die Chefs der Flughafen AG damit haben, dass diese Entwicklung in der Öffentlichkeit nicht ohne Kritik hingenommen wird.
Einige Infos zum Anfüttern: Leipzig/Halle köderte 2004 die Deutsche Post-Tochter DHL, hierher ihr in Brüssel wegen des Fluglärms unerwünschtes Luftdrehkreuz zu verlegen. 2006 machte die Flughafen AG einen Deal mit einem Airline-Konsortium, das fürs Pentagon fliegt. Inzwischen ist jeder vierte Passagier, der den Leipziger Provinzflughafen nutzt, ein Ami - zumeist sind die US-Soldaten zwischen USA und Afghanistan bzw. Irak unterwegs. Zurückzu allerdings mitunter als Luftfracht ...
Ein Kunstprojekt, das die militärische Nutzung thematisierte, wurde von der Flughafenleitung geblockt ... Auf der Seite des Flughafens Halle/Leipzig http://www.leipzig-halle-airport.de/de/index.html findet sich dazu nichts, dafür jedoch auf der Homepage der IG Nachtflugverbot Halle/Leipzig e.V. Guckst Du hier: http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ Menüpunkt "Download", dort auf "Kunst&Poesie" gehen.
Also: DLF, 17. Februar 2009, 19:15 Uhr.
Einige Infos zum Anfüttern: Leipzig/Halle köderte 2004 die Deutsche Post-Tochter DHL, hierher ihr in Brüssel wegen des Fluglärms unerwünschtes Luftdrehkreuz zu verlegen. 2006 machte die Flughafen AG einen Deal mit einem Airline-Konsortium, das fürs Pentagon fliegt. Inzwischen ist jeder vierte Passagier, der den Leipziger Provinzflughafen nutzt, ein Ami - zumeist sind die US-Soldaten zwischen USA und Afghanistan bzw. Irak unterwegs. Zurückzu allerdings mitunter als Luftfracht ...
Ein Kunstprojekt, das die militärische Nutzung thematisierte, wurde von der Flughafenleitung geblockt ... Auf der Seite des Flughafens Halle/Leipzig http://www.leipzig-halle-airport.de/de/index.html findet sich dazu nichts, dafür jedoch auf der Homepage der IG Nachtflugverbot Halle/Leipzig e.V. Guckst Du hier: http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ Menüpunkt "Download", dort auf "Kunst&Poesie" gehen.
Also: DLF, 17. Februar 2009, 19:15 Uhr.
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Mittwoch, 28. Januar 2009
Zustellgedanken. Oder: Ich will die blonde Postmaus zurück.
zeitungsdieb, 11:51h
Es gibt so Tage, an denen wünsche ich mir die Zeit zurück, als nur die „gelbe Post“ Briefe, Pakete und all solches Gerödel zum Empfänger brachte. Ehe die Leser meines kleinen, politisch nicht immer gänzlich korrekten Tagebuches sich den Kopf zerbrechen, wie ich mir einen solchen Rückfall in graue Dienstleistungsvorzeiten ersehnen kann, sei die Lösung verraten: Damals – also kurz nach Sauriern und Bauernkrieg (Wobei: Letzterer ist ja eigentlich noch nicht wirklich vorüber) – kam einmal am Tag ein Briefträger (oder in meinem Fall eine Briefträgerin) und brachte die Post.
Das geschah – abgesehen vom Weihnachtschaos – zumeist zur gleichen Zeit, sodass man sich darauf einrichten konnte, z.B. gegen 14 Uhr daheim oder im Büro zu sein und der freundlichen blonden Postfrau die großen Umschläge und das erwartete Paket gleich an der Straße abzunehmen. War der Empfang einer Sendung zu quittieren, musste ich meinen Namen nicht erst buchstabieren oder aufs Türschild verweisen – man kannte sich.
Heute ist alles viel besser. An einem normalen Tag lassen neben der „gelben“ Post noch allerlei bunte Zustellfachkräfte mehr oder weniger heimlich ihre Sendungen in meinen Kasten plumpsen. Warte ich auf eine bestimmte Sendung (und das tue ich fast immer, denn trotz DSL werden Daten auch noch per Post verschickt), kann diese sogar nach 21 Uhr noch im Kasten landen, denn zu dieser Zeit rollt der letzte der vielen Zusteller durch meine Straße.
Noch lustiger ist es bei den etwas größeren Sendungen. Diese landen zumeist bei einem meiner Nachbarn, dafür nehme ich im Gegenzug deren Pakete und Tüten in Empfang. Ganz gleich, wann ich mein Büro verlasse – irgendein Zustellerich passt just diese Viertelstunde ab und beglückt die Nachbarschaft mit einer für mich bestimmten Sendung.
Allabendlich passiert dann etwas, das große Ähnlichkeit mit einer Völkerwanderung vor der Erfindung des Rades hat: Allerlei Leute schleichen, zumeist mit A5-formatigen Benachrichtigungszetteln der einschlägigen Zustelldienste bewaffnet, die Straße entlang, um ihre Kartons und Kleidersäcke drei Häuser weiter zu ergattern. Das dauert, denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass just während dieser Abwesenheit der nächste Zusteller seine Chance genutzt und eine Sendung fremdgeliefert hat.
Wie gesagt: Was war das Leben mit der gelben Post doch früher einfach – abgesehen davon, dass die blonde, plauderfreudige Postmaus überhaupt viel netter war als all die neumodischen Zustellfachkräfte der diversen Alternativanbieter.
Das geschah – abgesehen vom Weihnachtschaos – zumeist zur gleichen Zeit, sodass man sich darauf einrichten konnte, z.B. gegen 14 Uhr daheim oder im Büro zu sein und der freundlichen blonden Postfrau die großen Umschläge und das erwartete Paket gleich an der Straße abzunehmen. War der Empfang einer Sendung zu quittieren, musste ich meinen Namen nicht erst buchstabieren oder aufs Türschild verweisen – man kannte sich.
Heute ist alles viel besser. An einem normalen Tag lassen neben der „gelben“ Post noch allerlei bunte Zustellfachkräfte mehr oder weniger heimlich ihre Sendungen in meinen Kasten plumpsen. Warte ich auf eine bestimmte Sendung (und das tue ich fast immer, denn trotz DSL werden Daten auch noch per Post verschickt), kann diese sogar nach 21 Uhr noch im Kasten landen, denn zu dieser Zeit rollt der letzte der vielen Zusteller durch meine Straße.
Noch lustiger ist es bei den etwas größeren Sendungen. Diese landen zumeist bei einem meiner Nachbarn, dafür nehme ich im Gegenzug deren Pakete und Tüten in Empfang. Ganz gleich, wann ich mein Büro verlasse – irgendein Zustellerich passt just diese Viertelstunde ab und beglückt die Nachbarschaft mit einer für mich bestimmten Sendung.
Allabendlich passiert dann etwas, das große Ähnlichkeit mit einer Völkerwanderung vor der Erfindung des Rades hat: Allerlei Leute schleichen, zumeist mit A5-formatigen Benachrichtigungszetteln der einschlägigen Zustelldienste bewaffnet, die Straße entlang, um ihre Kartons und Kleidersäcke drei Häuser weiter zu ergattern. Das dauert, denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass just während dieser Abwesenheit der nächste Zusteller seine Chance genutzt und eine Sendung fremdgeliefert hat.
Wie gesagt: Was war das Leben mit der gelben Post doch früher einfach – abgesehen davon, dass die blonde, plauderfreudige Postmaus überhaupt viel netter war als all die neumodischen Zustellfachkräfte der diversen Alternativanbieter.
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Montag, 26. Januar 2009
Holzmedien im Sinkflug. Oder: Meine Lokalpostille schafft die Leser ab. Bald.
zeitungsdieb, 19:24h
In meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, erschien am Wochenende eine schlichte Meldung der Deutschen Presseagentur dpa. Nun mag der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sagen, dass das ja nichts Ungewöhnliches sei. Stimmt, denn zum einen sendet die dpa ihre Meldungen an zahlende Empfänger zum Zwecke der Veröffentlichung in deren Medien. Zum anderen bedient sich meine Lokalpostille nur zu gern des Agenturmaterials, weil’s einfach billiger ist, die Spalten auf diese Weise zu füllen, als in eine bessere Redaktion zu investieren.
Besagte dpa-Meldung erschien am 24./25. Januar 2009 auf einer der so genannten Medienseiten der LVZ. Wer andere Tageszeitungen kennt, sollte sich durch diese hochtrabende Bezeichnung nicht täuschen lassen. Medienseite – damit meint meine Lokalpostille das Fernsehprogramm nebst einiger Begleittexte. Am Wochenende gibt’s zwei davon, weil das TV-Programm für Sonnabend und Sonntag ins Blatt muss. Manchmal wird als Begleittext zum Programm auch eine Information aus dem Verlagswesen veröffentlicht, so z.B., dass der Springerverlag („der auch an dieser Zeitung beteiligt ist“), gute Geschäfte gemacht hat usw.
Die knappe dpa-Meldung hingegen vermeldete Erschröckliches: Die Zeitungsverlage haben im letzten Quartal des vergangenen Jahres pro Tag 2,31 Prozent weniger Exemplare verkauft als im vierten Quartal 2007. Die Tageszeitungen verkauften im Schnitt 2,58 Prozent weniger, die lokale und regionale Abo-Zeitungen – also Titel wie LVZ, Freie Presse und Sächsische Zeitung, die Platzhirsche in Sachsen – büßten 2,0 Prozent ein.
Was der Leser meiner Lokalpostille nicht erfuhr, kann er im Internet nachschauen. Die ihm vorenthaltene Quelle der genannten Zahlen (und vieler anderer) ist nämlich nicht dpa, sondern die IVW, die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V., so eine Art Prüfstelle für die Auflagen von allerlei Printmedien. Die findet man übrigens hier: http://www.ivw.de/ Wer nachschauen will, wie sich seine Lokalpostille im Abo und am Kiosk so verkauft, kann das hier tun: http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1112&u=&p=&b=a&t=Tageszeitungen+nach+Ort
Ich habe mir die Mühe gemacht und festgestellt, dass sächsischen Zeitungen überdurchschnittlich stark vom Auflagenschwund betroffen sind. Das erscheint logisch, denn Sachsen liegt im Osten Deutschlands, der vom Rückgang der Bevölkerungszahl und mieser Kaufkraft stärker gebeutelt wird als andere Regionen unseres Landes.
Immerhin: Die in Dresden ansässige Sächsische Zeitung (www.sz-online.de) büßte IV/08 im Vergleich zum Vorjahr 2,6 Prozent ihrer Verkaufsauflage ein. Das ist beinahe noch im Bundesdurchschnitt. Nicht viel schlimmer sieht’s bei der Freien Presse (www.freie-presse.de) aus, die drei Prozent verlor und nun pro Tag noch 300.592 Exemplare „gegen Geld“ an den Leser bzw. die Leserin bringt.
Meine Lokalpostille hingegen ließ im vergangenen Jahr deutlich mehr Federn: Die Verkaufsauflage der LVZ sank binnen Jahresfrist um 4,1 Prozent und damit doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt derRegionaltitel. Dieser Verlust entspricht 9.801 Exemplaren, insgesamt gehen am Tag noch 228.628 Zeitungen gegen Geld über den Ladentisch bzw. landen beim Abo-Kunden. Wohlgemerkt: Diese Zahl beinhaltet alle LVZ-Titel, die Stadtausgabe, also das „Kernprodukt“, ist inzwischen bei kläglichen 143.103 Verkaufsexemplaren angelangt.
Irgendwie hat mich diese Entwicklung nicht wirklich überrascht. Sie spricht für den Verstand der Leserschaft, die irgendwann nicht mehr bereit sind, für ein schlechter werdendes Produkt einen regelmäßig steigenden Preis zu zahlen. Kann man mit verstärktem Einsatz von Billigkräften und Leiharbeitern ein Qualitätsprodukt herstellen? Lässt sich die Leserschaft auf Dauer für dumm verkaufen und mit PR-Beiträgen beglücken? Kann man ungestraft das Niveau einer Tageszeitung ins Bodenlose drücken?
Diese Fragen haben sich offensichtlich viele Leser gestellt und ihre ganz persönliche Antwort gefunden. 4,1 Prozent sind nun mal deutlich mehr als 2,6.
Nun mag der eine oder andere Leser meines Tagebuches meinen, dass ich übertreibe. Aber mitunter kann man Missstände (drei s, die Rechtschreibreform ist ein Akt der Barbarei!) durch Beispiele verdeutlichen: Am 23. Januar 2009 gönnte meine Lokalpostille eine runde Viertelseite ihres nordischen Formates einer Erotikdarstellerin namens Vivian Schmitt, die sich in einer Leipziger Ästhetik-Klinik ihre Oberweite um zweimal 350 Gramm reduzieren ließ. Ein Foto zeigt die Pornodarstellerin „oben ohne“ im Gespräch mit dem behandelnden Arzt, ein weiteres eines der alten Implantate, für den Doc eigenhändig signiert.
Lokaljournalismus sieht anders aus – und wer solcherart Oberweitenberichterstattung auf dem Frühstückstisch vorfinden möchte, bringt sich vom Bäcker wahrscheinlich eher die BLÖD-Zeitung mit ... die es dazu noch preiswerter gibt und die sich nebenbei sogar einen ganz passablen Lokalteil leistet.
Das schöne am Tageszeitungsgeschäft ist, dass man die Leser eigentlich nicht braucht. Die machen nur Ärger und bringen nicht viel ein. Der Vertrieb einer Zeitung, d.h. der Aufwand, die Zeitung an den Mann oder die Frau zu bringen, kostet viel Knete. So viel, dass der Vertrieb heute nicht viel mehr als seine eigenen Kosten einspielt. Ein Verlag lebt vom Geschäft mit Anzeigen, PR, Veranstaltungen, Sonderprodukten usw. Die Leser stören eigentlich nur – meine Lokalpostille hat (unfreiwillig) die Lösung dieses Problems in Angriff genommen.
Besagte dpa-Meldung erschien am 24./25. Januar 2009 auf einer der so genannten Medienseiten der LVZ. Wer andere Tageszeitungen kennt, sollte sich durch diese hochtrabende Bezeichnung nicht täuschen lassen. Medienseite – damit meint meine Lokalpostille das Fernsehprogramm nebst einiger Begleittexte. Am Wochenende gibt’s zwei davon, weil das TV-Programm für Sonnabend und Sonntag ins Blatt muss. Manchmal wird als Begleittext zum Programm auch eine Information aus dem Verlagswesen veröffentlicht, so z.B., dass der Springerverlag („der auch an dieser Zeitung beteiligt ist“), gute Geschäfte gemacht hat usw.
Die knappe dpa-Meldung hingegen vermeldete Erschröckliches: Die Zeitungsverlage haben im letzten Quartal des vergangenen Jahres pro Tag 2,31 Prozent weniger Exemplare verkauft als im vierten Quartal 2007. Die Tageszeitungen verkauften im Schnitt 2,58 Prozent weniger, die lokale und regionale Abo-Zeitungen – also Titel wie LVZ, Freie Presse und Sächsische Zeitung, die Platzhirsche in Sachsen – büßten 2,0 Prozent ein.
Was der Leser meiner Lokalpostille nicht erfuhr, kann er im Internet nachschauen. Die ihm vorenthaltene Quelle der genannten Zahlen (und vieler anderer) ist nämlich nicht dpa, sondern die IVW, die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V., so eine Art Prüfstelle für die Auflagen von allerlei Printmedien. Die findet man übrigens hier: http://www.ivw.de/ Wer nachschauen will, wie sich seine Lokalpostille im Abo und am Kiosk so verkauft, kann das hier tun: http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1112&u=&p=&b=a&t=Tageszeitungen+nach+Ort
Ich habe mir die Mühe gemacht und festgestellt, dass sächsischen Zeitungen überdurchschnittlich stark vom Auflagenschwund betroffen sind. Das erscheint logisch, denn Sachsen liegt im Osten Deutschlands, der vom Rückgang der Bevölkerungszahl und mieser Kaufkraft stärker gebeutelt wird als andere Regionen unseres Landes.
Immerhin: Die in Dresden ansässige Sächsische Zeitung (www.sz-online.de) büßte IV/08 im Vergleich zum Vorjahr 2,6 Prozent ihrer Verkaufsauflage ein. Das ist beinahe noch im Bundesdurchschnitt. Nicht viel schlimmer sieht’s bei der Freien Presse (www.freie-presse.de) aus, die drei Prozent verlor und nun pro Tag noch 300.592 Exemplare „gegen Geld“ an den Leser bzw. die Leserin bringt.
Meine Lokalpostille hingegen ließ im vergangenen Jahr deutlich mehr Federn: Die Verkaufsauflage der LVZ sank binnen Jahresfrist um 4,1 Prozent und damit doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt derRegionaltitel. Dieser Verlust entspricht 9.801 Exemplaren, insgesamt gehen am Tag noch 228.628 Zeitungen gegen Geld über den Ladentisch bzw. landen beim Abo-Kunden. Wohlgemerkt: Diese Zahl beinhaltet alle LVZ-Titel, die Stadtausgabe, also das „Kernprodukt“, ist inzwischen bei kläglichen 143.103 Verkaufsexemplaren angelangt.
Irgendwie hat mich diese Entwicklung nicht wirklich überrascht. Sie spricht für den Verstand der Leserschaft, die irgendwann nicht mehr bereit sind, für ein schlechter werdendes Produkt einen regelmäßig steigenden Preis zu zahlen. Kann man mit verstärktem Einsatz von Billigkräften und Leiharbeitern ein Qualitätsprodukt herstellen? Lässt sich die Leserschaft auf Dauer für dumm verkaufen und mit PR-Beiträgen beglücken? Kann man ungestraft das Niveau einer Tageszeitung ins Bodenlose drücken?
Diese Fragen haben sich offensichtlich viele Leser gestellt und ihre ganz persönliche Antwort gefunden. 4,1 Prozent sind nun mal deutlich mehr als 2,6.
Nun mag der eine oder andere Leser meines Tagebuches meinen, dass ich übertreibe. Aber mitunter kann man Missstände (drei s, die Rechtschreibreform ist ein Akt der Barbarei!) durch Beispiele verdeutlichen: Am 23. Januar 2009 gönnte meine Lokalpostille eine runde Viertelseite ihres nordischen Formates einer Erotikdarstellerin namens Vivian Schmitt, die sich in einer Leipziger Ästhetik-Klinik ihre Oberweite um zweimal 350 Gramm reduzieren ließ. Ein Foto zeigt die Pornodarstellerin „oben ohne“ im Gespräch mit dem behandelnden Arzt, ein weiteres eines der alten Implantate, für den Doc eigenhändig signiert.
Lokaljournalismus sieht anders aus – und wer solcherart Oberweitenberichterstattung auf dem Frühstückstisch vorfinden möchte, bringt sich vom Bäcker wahrscheinlich eher die BLÖD-Zeitung mit ... die es dazu noch preiswerter gibt und die sich nebenbei sogar einen ganz passablen Lokalteil leistet.
Das schöne am Tageszeitungsgeschäft ist, dass man die Leser eigentlich nicht braucht. Die machen nur Ärger und bringen nicht viel ein. Der Vertrieb einer Zeitung, d.h. der Aufwand, die Zeitung an den Mann oder die Frau zu bringen, kostet viel Knete. So viel, dass der Vertrieb heute nicht viel mehr als seine eigenen Kosten einspielt. Ein Verlag lebt vom Geschäft mit Anzeigen, PR, Veranstaltungen, Sonderprodukten usw. Die Leser stören eigentlich nur – meine Lokalpostille hat (unfreiwillig) die Lösung dieses Problems in Angriff genommen.
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Teleklomgetüddelüöh. Oder: Soll ich nun überweisen?
zeitungsdieb, 18:25h
Aus unerfindlichen Gründen zähle ich zur Minderheit der Telefonrechnungsüberweiser. Einmal im Monat schickt mir die Telekom – also neudeutsch T-Com – per E-Mail eine pdf-Datei mit meiner Telefonrechnung. Diese Versandart lässt meinen Steuerberater regelmäßig vom Untergang der abendländischen Kultur schwafeln, weil doch eine pdf nicht fälschungssicher ist und so. Nur gut, dass er all die anderen pdf-Rechnungen, die ich ihm so präsentiere, schluckt. Das mag daran liegen, dass ich diese nach dem Ausdrucken einmal zusammenfalte, sodass der Eindruck eines Postversandes erweckt wird. Merke: Mit der Post kommen die Guten, die Schlechten werden per Mail verschickt.
Doch zurück zur T-Com. Um „Big Magenta“ die Arbeit zu erleichtern und mir die Mühe des Überweisens zu ersparen, habe ich am Freitag nach Erhalt meiner aktuellen Telefonrechnung per Internet eine Einzugsermächtigung für mein Geschäftskonto erteilt. So richtig mit Anklickens und Verschlüsseldings und so. Nach dem letzten Klickerdings bedankte sich die Telekom bei mir, ein Fensterchen wies mich daraufhin, dass die Bearbeitung meines Anliegens einige Megasekündchen in Anspruch nehmen könnte.
Nun sind seitdem einige Tage vergangen und ich grübele: Wird meine aktuelle Telekommunikationsrechnung bereits abgebucht oder soll ich sie – wie’s draufsteht – innerhalb von 10 Tagen per Überweisung erledigen?
Da ich mir trotz meiner mittlerweile 48 Lebensjahre eine gewisse jugendliche Naivität bewahrt habe, rief ich vertrauensvoll bei meinem weltweit agierenden Telekommunikationsunternehmen an. Trotz leichter Heiserkeit hat mich der Voice-Computer irgendwie verstanden, zumindest im dritten Anlauf. Nagut, die Stimme kratzt nun etwas mehr. Aber eine Auskunft habe ich nicht erhalten, denn ich habe nach einer knappen halben Stunde „Tüttüttütütüüüüü“ – gottlob gebührenfrei – die Geduld verloren und aufgelegt.
Allerdings hat meine Katze nun einen Hörsturz, denn ich hatte das Telefon die ganze Zeit auf Lauthören geschaltet.
Hmmm. Und ich weiß immer noch nicht, ob ich nun überweisen soll ...
Doch zurück zur T-Com. Um „Big Magenta“ die Arbeit zu erleichtern und mir die Mühe des Überweisens zu ersparen, habe ich am Freitag nach Erhalt meiner aktuellen Telefonrechnung per Internet eine Einzugsermächtigung für mein Geschäftskonto erteilt. So richtig mit Anklickens und Verschlüsseldings und so. Nach dem letzten Klickerdings bedankte sich die Telekom bei mir, ein Fensterchen wies mich daraufhin, dass die Bearbeitung meines Anliegens einige Megasekündchen in Anspruch nehmen könnte.
Nun sind seitdem einige Tage vergangen und ich grübele: Wird meine aktuelle Telekommunikationsrechnung bereits abgebucht oder soll ich sie – wie’s draufsteht – innerhalb von 10 Tagen per Überweisung erledigen?
Da ich mir trotz meiner mittlerweile 48 Lebensjahre eine gewisse jugendliche Naivität bewahrt habe, rief ich vertrauensvoll bei meinem weltweit agierenden Telekommunikationsunternehmen an. Trotz leichter Heiserkeit hat mich der Voice-Computer irgendwie verstanden, zumindest im dritten Anlauf. Nagut, die Stimme kratzt nun etwas mehr. Aber eine Auskunft habe ich nicht erhalten, denn ich habe nach einer knappen halben Stunde „Tüttüttütütüüüüü“ – gottlob gebührenfrei – die Geduld verloren und aufgelegt.
Allerdings hat meine Katze nun einen Hörsturz, denn ich hatte das Telefon die ganze Zeit auf Lauthören geschaltet.
Hmmm. Und ich weiß immer noch nicht, ob ich nun überweisen soll ...
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Montag, 19. Januar 2009
Putin nach dem Dresdner Opernball. Oder: Der Boss erklärt Chefredakteuren "Wladimirs Welt"
zeitungsdieb, 10:09h
Wladimir Putin, Ehrengast des Dresdner Semperopernballs, hatte wenig Zeit. So wenig, dass er zwar dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich die Hand schüttelte, dessen First Lady jedoch geflissentlich überging. Den MP konnte er schlecht übersehen, denn schließlich musste dieser dem Obermoskowiter ja den Sächsischen Dankorden überreichen. Dass diese Aufgabe Tillich nun doch ein wenig suspekt war, ist angesichts einer Erklärung der Sächsischen Staatskanzlei zu vermuten. Von dort wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Sächsische Dankorden keine Auszeichnung des Freistaates Sachsen, sondern eine des Opernballvereins sei.
Ein wenig Zeit hatte Putin am Ballabend allerdings doch noch: Zwar verschwand er vor Beginn des Tanzvergnügens, doch er blieb noch in Dresden. Im Taschenbergpalais. Dorthin hatte der Ex-KGBler die Chefredakteure großer deutscher Zeitungen einbestellt, um ihnen zu erläutern, wie sich Klein-Wladimir die Berichterstattung so wünscht. Fast zweieinhalb Stunden dauerte diese Befehlsausgabe. Solche Gleichschaltungsveranstaltungen haben in deutschen Landen Tradition: Sowohl die Mächtigen des 1000- als auch die des 40-jährigen Reiches ließen regelmäßig die Presse antreten, um ihnen die gewünschte Denk-, Sprech- und Schreibweise einzutrichtern.
Beim morgendlichen Blick in aktuelle deutsche Zeitungen bzw. deren Onlineausgaben konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Putins Worte zumindest bei einigen seiner Befehlsempfänger (Gesprächspartner wäre wohl das falsche Wort) gewirkt haben. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2050417), die noch am Sonnabend durchaus kritisch über den großen Völkerfreund Waldimir Putin berichtet hatte, veröffentlicht heute einen durchaus zurückhaltenden Bericht über die alkoholfreie Nachtveranstaltung. In der Online-Ausgabe der Freien Presse findet man heute keinen Hinweis auf Putins Agit-Prop-Auftritt, desgleichen in der Lausitzer Rundschau. Ein wenig Klartext war allenfalls in der Welt (http://www.welt.de/politik/article3044078/Wladimir-Putins-arroganter-Auftritt-in-Dresden.html) zu lesen, die über Putins „arroganten Auftritt“ berichtete.
Dennoch, es gibt eine gute Nachricht: Keiner der einbestellten Chefredakteure wurde bedroht, ins Pressematerial hatte der östliche Potentat weder tote Fische noch abgehackte kleine Finger einwickeln lassen. Noch nicht.
Ein wenig Zeit hatte Putin am Ballabend allerdings doch noch: Zwar verschwand er vor Beginn des Tanzvergnügens, doch er blieb noch in Dresden. Im Taschenbergpalais. Dorthin hatte der Ex-KGBler die Chefredakteure großer deutscher Zeitungen einbestellt, um ihnen zu erläutern, wie sich Klein-Wladimir die Berichterstattung so wünscht. Fast zweieinhalb Stunden dauerte diese Befehlsausgabe. Solche Gleichschaltungsveranstaltungen haben in deutschen Landen Tradition: Sowohl die Mächtigen des 1000- als auch die des 40-jährigen Reiches ließen regelmäßig die Presse antreten, um ihnen die gewünschte Denk-, Sprech- und Schreibweise einzutrichtern.
Beim morgendlichen Blick in aktuelle deutsche Zeitungen bzw. deren Onlineausgaben konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Putins Worte zumindest bei einigen seiner Befehlsempfänger (Gesprächspartner wäre wohl das falsche Wort) gewirkt haben. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2050417), die noch am Sonnabend durchaus kritisch über den großen Völkerfreund Waldimir Putin berichtet hatte, veröffentlicht heute einen durchaus zurückhaltenden Bericht über die alkoholfreie Nachtveranstaltung. In der Online-Ausgabe der Freien Presse findet man heute keinen Hinweis auf Putins Agit-Prop-Auftritt, desgleichen in der Lausitzer Rundschau. Ein wenig Klartext war allenfalls in der Welt (http://www.welt.de/politik/article3044078/Wladimir-Putins-arroganter-Auftritt-in-Dresden.html) zu lesen, die über Putins „arroganten Auftritt“ berichtete.
Dennoch, es gibt eine gute Nachricht: Keiner der einbestellten Chefredakteure wurde bedroht, ins Pressematerial hatte der östliche Potentat weder tote Fische noch abgehackte kleine Finger einwickeln lassen. Noch nicht.
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Offener Brief an einen Veranstalter. Oder: Nicht mit dieser Funktionärsfigur
zeitungsdieb, 09:45h
Heute muss ich mich bei denjenigen Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches entschuldigen, die mit dem Laufsport, insbesondere dem Ultralauf, nichts am Hut haben. Sie mögen den folgenden Text einfach ignorieren. Den "Ultras" unter meinen Lesern sei verraten, dass ich am Wochenende die Einladung zum Delmenhorster 24-h-Lauf erhielt, der in diesem Jahr mit der 1. DLV-Challenge gekoppelt ist. Und da diese wiederum mit dem Namen des DLV-Ultramarathonberaters Volkmar Mühl zusammenhängt, kommt für mich eine Teilnahme an dieser Veranstaltung auf keinen Fall in Frage. Nicht mal für Freistart und Freibier.
Aus diesem Grund habe ich dem Veranstalter die folgende Mail geschrieben, die zugleich auch an alle anderen Empfänger der Einladung verschickt wurde:
Lieber Karl-Ludwig Rittel,
vielen Dank für Deine freundliche E-Mail und die Einladung zum diesjährigen 24-Stunden-Lauf in Delmenhorst. Da Du sicher meinen Bericht über Eure vorjährige Veranstaltung gelesen hast, weißt Du, dass es mir in Delmenhorst sehr gut gefallen hat. Nur zu gern wäre ich in diesem Jahr zur DUV-DM wieder bei Euch gelaufen – aber unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann und will ich das nicht tun.
Zur Begründung: Meine Entscheidung richtet sich weder gegen den Burginsellauf noch gegen Eure Leistung als Veranstalter, sondern gegen die Kopplung des Burginsellaufes mit der 1. Deutschen 24-h-Challenge. Letztere ist aus meiner Sicht untrennbar mit dem Namen des DLV-Ultramarathonberaters Volkmar Mühl verbunden. Nach meinem Kenntnisstand hat es wohl noch kein Funktionär geschafft, dem Anliegen des Ultramarathonlaufes in Deutschland in einem so erschreckenden Maße zu schaden wie eben dieser Volkmar Mühl. Die Einzelheiten sollten Dir als Nutzer des DUV-Forums hinlänglich bekannt sein.
Mit (m)einem Start in Delmenhorst – ganz gleich, ob auf dieser oder jener Runde – würde ich mich vor den Karren dieser Figur spannen lassen. Da ich das nicht will, setze ich aufs kommende Jahr, wenn Euer Lauf hoffentlich nicht mehr mit diesem leidigen Namen verbunden sein wird. Wenn der DLV trotz aller bisherigen Vorfälle an seinem dubiosen Ultramarathonberater festhält, so soll dieser zumindest vor möglichst kleinem Publikum agieren und sich nicht noch mit einer vermeintlichen Rekordteilnahme schmücken können.
Aus gleichem Grund werde ich auch nicht bei Lauffreunden „für Delmenhorst“ werben, sondern im Gegenteil jedem von der Fahrt zu Euch abraten und statt dessen auf die Teilnahme an der DUV-DM in Stadt Oldendorf orientieren.
Lieber Karl-Ludwig Rittel,
bitte sieh diese Entscheidung meinerseits nicht als Angriff auf Deine Person bzw. Deine Mitstreiter. Ich bedaure sehr, dass Ihr mit Eurer Veranstaltung zwischen die Fronten eines Konfliktes geraten seid, den ein gewisser Volkmar Mühl vom Zaun gebrochen hat. Sobald Ihr besagten Funktionär samt seiner Challenge aus dem Tempel gejagt habt, könnt Ihr wieder auf meine Teilnahme und Unterstützung zählen.
Bis (hoffentlich) 2010
André Dreilich
„Der Zeitungsdieb“
Aus diesem Grund habe ich dem Veranstalter die folgende Mail geschrieben, die zugleich auch an alle anderen Empfänger der Einladung verschickt wurde:
Lieber Karl-Ludwig Rittel,
vielen Dank für Deine freundliche E-Mail und die Einladung zum diesjährigen 24-Stunden-Lauf in Delmenhorst. Da Du sicher meinen Bericht über Eure vorjährige Veranstaltung gelesen hast, weißt Du, dass es mir in Delmenhorst sehr gut gefallen hat. Nur zu gern wäre ich in diesem Jahr zur DUV-DM wieder bei Euch gelaufen – aber unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann und will ich das nicht tun.
Zur Begründung: Meine Entscheidung richtet sich weder gegen den Burginsellauf noch gegen Eure Leistung als Veranstalter, sondern gegen die Kopplung des Burginsellaufes mit der 1. Deutschen 24-h-Challenge. Letztere ist aus meiner Sicht untrennbar mit dem Namen des DLV-Ultramarathonberaters Volkmar Mühl verbunden. Nach meinem Kenntnisstand hat es wohl noch kein Funktionär geschafft, dem Anliegen des Ultramarathonlaufes in Deutschland in einem so erschreckenden Maße zu schaden wie eben dieser Volkmar Mühl. Die Einzelheiten sollten Dir als Nutzer des DUV-Forums hinlänglich bekannt sein.
Mit (m)einem Start in Delmenhorst – ganz gleich, ob auf dieser oder jener Runde – würde ich mich vor den Karren dieser Figur spannen lassen. Da ich das nicht will, setze ich aufs kommende Jahr, wenn Euer Lauf hoffentlich nicht mehr mit diesem leidigen Namen verbunden sein wird. Wenn der DLV trotz aller bisherigen Vorfälle an seinem dubiosen Ultramarathonberater festhält, so soll dieser zumindest vor möglichst kleinem Publikum agieren und sich nicht noch mit einer vermeintlichen Rekordteilnahme schmücken können.
Aus gleichem Grund werde ich auch nicht bei Lauffreunden „für Delmenhorst“ werben, sondern im Gegenteil jedem von der Fahrt zu Euch abraten und statt dessen auf die Teilnahme an der DUV-DM in Stadt Oldendorf orientieren.
Lieber Karl-Ludwig Rittel,
bitte sieh diese Entscheidung meinerseits nicht als Angriff auf Deine Person bzw. Deine Mitstreiter. Ich bedaure sehr, dass Ihr mit Eurer Veranstaltung zwischen die Fronten eines Konfliktes geraten seid, den ein gewisser Volkmar Mühl vom Zaun gebrochen hat. Sobald Ihr besagten Funktionär samt seiner Challenge aus dem Tempel gejagt habt, könnt Ihr wieder auf meine Teilnahme und Unterstützung zählen.
Bis (hoffentlich) 2010
André Dreilich
„Der Zeitungsdieb“
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Freitag, 16. Januar 2009
KGB-Spitzel als Promi beim Opernball. Oder: Wladimir und der Dankesorden
zeitungsdieb, 10:17h
Am heutigen Freitag findet in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden, konkret in der Semperoper, der vierte Semperopernball statt (www.semperopernball.de) . Wer dabei sein will, darf für 130 Euro eine Flanierkarte erwerben, Logen gibt es zwischen 6.000 und 44.000 Euro, VIP-Tische für 7.000 bis 14.000 Euro.
Der Stargast des Abends muss sich seinen Kopf zum Glück nicht darüber zerbrechen, ob er budgetschonend flaniert oder auch Speis’ und Trank an einem Tisch genießen möchte – der ranghöchste Promi unter den 2.000 Ballgästen erhält seinen Platz gratis. Schließlich sind die Macher des Semperopernballs glücklich, mit Wladimir Putin gleich drei Dinge auf einmal in ihren heiligen Hallen zu wissen: den derzeit mächtigsten Moskoviter, einen lupenreinen Demokraten und den Herren übers russische Erdgas. So ein Fleisch gewordenes Überraschungsei lässt man sich gern etwas kosten, und wenn’s das eigene Gewissen ist.
Schließlich ist Wladimir Putin nicht irgendein Staatsgast, sondern ein Politpromi mit Ortskenntnis. In Dresden war er von 1985 bis 1990 als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB tätig. Wenn ich nur wüsste, warum mir gerade jetzt die abgedroschene Krimi-Weisheit einfällt, dass es Verbrecher oft an den Ort ihrer Taten zurückzieht. An Wladimir Putin kann’s jedenfalls nicht liegen, denn der ist einer von den Guten.
Immerhin hat er sich um den arbeitslosen Ex-Kanzler Gerhard Schröder gekümmert und diesem einen Job beschafft, ja sogar beim Kindestransfer soll er die Weichen gestellt haben. Und außerdem ist Wladimir Putin so ein Gutmensch, dass er heute sogar den Sächsischen Dankorden erhält. Wofür eigentlich?
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, schreibt zu den Gründen nichts, dafür aber den Orden falsch. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2048624) lässt ihre Leser zumindest wissen, dass es sich wohl irgendwie um Verdienste für den deutsch-russischen Kulturaustausch (das heißt wirklich so, die meinen das nicht als Satire) handelt und berichtet auch, dass die Ehrung durchaus umstritten ist.
Auf alle Fälle wird es ganz tollen und absolut von Herzen kommenden Applaus geben, denn neben viel echter und gefühlter Prominenz werden alle bisherigen sächsischen Ministerpräsidenten inklusive König Kurt dem einstigen Spion ihre Aufwartung machen.
Auf der Gästeliste steht übrigens auch DJ Ötzi. Gerüchten zufolge soll er nach der Ordensverleihung durch den aktuellen sächsischen Ministerpräsidenten, Stanislaw Tillich, seinen Hit "Ein Stern, der Deinen Namen trägt" zu Gehör bringen. Gerüchte eben ...
Dieses Ehrungsbrimborium sollte den ehemaligen Mitarbeiten – offiziell wie inoffiziell – des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR Mut machen, dass auch ihnen noch die Anerkennung aus der Hand des sächsischen Landesfürsten zuteil werden wird. Sicher, 20 Jahre nach der Wende haben es all die Gummiohren, Lauscher und Spitzel und selbst einstige MfS-Hausmeister noch immer schwer, einen Fuß in den öffentlichen Dienst zu bekommen. Aber das muss ja nicht so bleiben, das Beispiel des Wladimir Putin beweist es.
PS.: Einige sehr schöne Gedanken zur Karriere eines in Dresden tätigen KGB-Offiziers finden sich in der sehr lesenswerten CIA-Saga „Die Company“. Guckst Du hier: http://www.amazon.de/Die-Company-Robert-Littell/dp/3426617978/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1232093520&sr=1-1
Nachtrag: Inzwischen hat auch die Leipziger Volkszeitung bemerkt, dass es mit der Ehrung des Ex-KGBlers Putin so eine Sache ist und einige kritische Stimmen veröffentlicht. Bravo, Kollegen!
Der Stargast des Abends muss sich seinen Kopf zum Glück nicht darüber zerbrechen, ob er budgetschonend flaniert oder auch Speis’ und Trank an einem Tisch genießen möchte – der ranghöchste Promi unter den 2.000 Ballgästen erhält seinen Platz gratis. Schließlich sind die Macher des Semperopernballs glücklich, mit Wladimir Putin gleich drei Dinge auf einmal in ihren heiligen Hallen zu wissen: den derzeit mächtigsten Moskoviter, einen lupenreinen Demokraten und den Herren übers russische Erdgas. So ein Fleisch gewordenes Überraschungsei lässt man sich gern etwas kosten, und wenn’s das eigene Gewissen ist.
Schließlich ist Wladimir Putin nicht irgendein Staatsgast, sondern ein Politpromi mit Ortskenntnis. In Dresden war er von 1985 bis 1990 als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB tätig. Wenn ich nur wüsste, warum mir gerade jetzt die abgedroschene Krimi-Weisheit einfällt, dass es Verbrecher oft an den Ort ihrer Taten zurückzieht. An Wladimir Putin kann’s jedenfalls nicht liegen, denn der ist einer von den Guten.
Immerhin hat er sich um den arbeitslosen Ex-Kanzler Gerhard Schröder gekümmert und diesem einen Job beschafft, ja sogar beim Kindestransfer soll er die Weichen gestellt haben. Und außerdem ist Wladimir Putin so ein Gutmensch, dass er heute sogar den Sächsischen Dankorden erhält. Wofür eigentlich?
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, schreibt zu den Gründen nichts, dafür aber den Orden falsch. Die Sächsische Zeitung (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2048624) lässt ihre Leser zumindest wissen, dass es sich wohl irgendwie um Verdienste für den deutsch-russischen Kulturaustausch (das heißt wirklich so, die meinen das nicht als Satire) handelt und berichtet auch, dass die Ehrung durchaus umstritten ist.
Auf alle Fälle wird es ganz tollen und absolut von Herzen kommenden Applaus geben, denn neben viel echter und gefühlter Prominenz werden alle bisherigen sächsischen Ministerpräsidenten inklusive König Kurt dem einstigen Spion ihre Aufwartung machen.
Auf der Gästeliste steht übrigens auch DJ Ötzi. Gerüchten zufolge soll er nach der Ordensverleihung durch den aktuellen sächsischen Ministerpräsidenten, Stanislaw Tillich, seinen Hit "Ein Stern, der Deinen Namen trägt" zu Gehör bringen. Gerüchte eben ...
Dieses Ehrungsbrimborium sollte den ehemaligen Mitarbeiten – offiziell wie inoffiziell – des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR Mut machen, dass auch ihnen noch die Anerkennung aus der Hand des sächsischen Landesfürsten zuteil werden wird. Sicher, 20 Jahre nach der Wende haben es all die Gummiohren, Lauscher und Spitzel und selbst einstige MfS-Hausmeister noch immer schwer, einen Fuß in den öffentlichen Dienst zu bekommen. Aber das muss ja nicht so bleiben, das Beispiel des Wladimir Putin beweist es.
PS.: Einige sehr schöne Gedanken zur Karriere eines in Dresden tätigen KGB-Offiziers finden sich in der sehr lesenswerten CIA-Saga „Die Company“. Guckst Du hier: http://www.amazon.de/Die-Company-Robert-Littell/dp/3426617978/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1232093520&sr=1-1
Nachtrag: Inzwischen hat auch die Leipziger Volkszeitung bemerkt, dass es mit der Ehrung des Ex-KGBlers Putin so eine Sache ist und einige kritische Stimmen veröffentlicht. Bravo, Kollegen!
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220 minus Lebensalter. Oder: Schreibende Deppen am Werk.
zeitungsdieb, 09:46h
Meine Lokalpostille hat heute unter dem Titel "Top in Form" wieder einmal einen Frachter voller Anzeigen auf die Reise zur geneigten, täglich abnehmenden Leserschaft geschicht. Im Klartext: Ein sogenanntes Sonderprodukt, wohlgefüllt mit Anzeigen und PR-Texten, informiert auf 12 Seiten darüber, was zahlende Kunden den geneigten Lesern der Leipziger Volkszeitung empfehlen, damit letztere Fit und Schlank und erstere wirtschaftlich gesund werden. Macht man so, ist gängige Praxis.
Damit besagtes Anzeigenträgerschiff voll wird, haben pfiffige Dienstleister die Lücken zwischen den geldwerten getarnten und ungetarnten Anzeigen noch mit redaktionellem Füllstoff zugeschrieben. Dort findet sich zum Beispiel ein wirklich lesenswerter Text, der unter dem Titel "Überlastung beim Sport vermeiden" über das Pulstraining informiert oder zumindest so tut.
Fazit: 220 minus Alter, max. 80%, min. 65%, so wird trainiert.
Kaum zu glauben, dass es immer noch Idioten gibt, die den Mist mit de 220 minus Alter so unkommentiert verkünden. Aber vielleicht liegt's ja auch nur daran, dass sich kein zahlender Kunde gefunden hat, der einen Ergometertest samt Laktatmessung anbietet.
Aber, da ich ja nicht nur meckern soll: Immerhin wird in besagtem Stück Qualitätsjournalismus auch beschrieben, wie man den Puls misst: 15 Sekunden zählen, dann mal vier nehmen. Applaus!
Damit besagtes Anzeigenträgerschiff voll wird, haben pfiffige Dienstleister die Lücken zwischen den geldwerten getarnten und ungetarnten Anzeigen noch mit redaktionellem Füllstoff zugeschrieben. Dort findet sich zum Beispiel ein wirklich lesenswerter Text, der unter dem Titel "Überlastung beim Sport vermeiden" über das Pulstraining informiert oder zumindest so tut.
Fazit: 220 minus Alter, max. 80%, min. 65%, so wird trainiert.
Kaum zu glauben, dass es immer noch Idioten gibt, die den Mist mit de 220 minus Alter so unkommentiert verkünden. Aber vielleicht liegt's ja auch nur daran, dass sich kein zahlender Kunde gefunden hat, der einen Ergometertest samt Laktatmessung anbietet.
Aber, da ich ja nicht nur meckern soll: Immerhin wird in besagtem Stück Qualitätsjournalismus auch beschrieben, wie man den Puls misst: 15 Sekunden zählen, dann mal vier nehmen. Applaus!
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Dienstag, 13. Januar 2009
NL ohne AHK. Oder: Was et allet jibt.
zeitungsdieb, 16:50h
Auf der A14 habe ich heute einen VW mit niederländischem Nummernschild überholt. Erst beim zweiten Blick wurde mir klar, dass der keine Hängerkupplung hatte. Darf so ein Auto bei den Kaasköppen überhaupt zugelassen werden?
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