Samstag, 28. Februar 2009
De Hesse komme. Oder: Ein Gruß an den neuen Leser aus ...
Die geneigten Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich ein gewisses Faible für IP-Adressen und die gelegentliche Verschwurbelung derselben habe. Ihnen ist auch bekannt, dass ich hin und wieder schaue, wer in meinem Tagebuch so mitliest. Schön finde ich, und diese Begeisterung habe ich an dieser Stelle noch nicht kundgetan, dass es neben den dynamischen IP-Adressen, die vom Provider bei der Einwahl ins Netz vergeben werden, auch statische gibt. Das sind zum einen Adressen innerhalb eines Netzwerkes, die bestimmten Computern oder anderen Geräten fest zugeteilt werden, zum anderen aber auch die Netzwerkanschlüsse bestimmter Unternehmen, Behörden und Ministerien, die stets mit ein und derselben IP-Adresse ins Web gehen.
Nun gibt es abgrundschlechte Menschen (Ich verabscheue sie, pfui Deibel!), die die letztgenannten statischen Adressen sammeln und publik machen. Das geht soweit, dass einige dieser bösen, bösen Menschen auf ihren Seiten kleine Anwendungen betreiben, die sich normalerweise still verhalten, den Inhaber einer solchen Behördenadresse aber freundlich mit Anreden wie „Hallo, BKA!“ begrüßen. Wenn er denn mit einer der bekannten BKA-Adressen surft.
Wie gesagt, ich verabscheue solcherart Datensammlung, aber mitunter werde ich auch schwach und erliege der Versuchung, bei der einen oder anderen IP mal nachzuschauen. Ähem. Umso mehr freue ich mich, dass seit einiger Zeit auch Angehörige der hessischen Sicherheitskräfte zu meinen Stammlesern gehören. Mehr will ich nicht ins Detail gehen, um meinen neuen Fan nicht zu outen. Nur so viel: Sei herzlich willkommen beim Zeitungsdieb und seinen laufenden Gedanken. Einer Deiner Mitstreiter lässt sich auch regelmäßig hier blicken.

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Bayerisches Deppentum. Oder: Werbung für die Doppelmitgliedschaft
Die bayerische Beamtenkrankenkasse hat mir einen Brief geschrieben. Das überrascht mich nicht, denn ich bin dort versichert und habe letztens einen Erstattungsantrag eingereicht. Allerdings enthielt der Brief nicht die erwartete Nachricht, dass die verauslagten Kosten demnächst auf mein Konto überwiesen werden. Nönö, meine Krankenkasse versucht mich davon zu überzeugen, doch bei ihr zu sehr vorteilhaften Konditionen Mitglied zu werden.
Das hat die Bayerische Beamtenkrankenkasse vor Jahresfrist schon einmal getan. Damals griff ich zum Telefon und erkundigte mich nach dem Grund dieses wunderlichen Schreibens. Eine Mitarbeiterin nahm meinen Spruch entgegen und beklagte sich bitter darüber, dass irgendein Depp bei der Auswahl der Daten für diese Werbeaktion wohl ein Selektionsmerkmal falsch gesetzt hat und dass der Werbebrief statt an potenzielle Neukunden an die Bestandsmitglieder verschickt wurden. Ich drückte der guten Frau mein aufrichtiges Beileid aus und dachte mir mein Teil. Einige (zehn-?)tausend Schreiben, auch wenn’s Infopost ist, kosten nun mal anständig Geld. Da muss eine alte Frau lange für stricken bzw. ein Kassenmitglied einige Jahre seinen Beitrag berappen.
Und nun ist erneut ein Werbebrief in meinem Kasten gelandet, weil wohl wieder irgendein Depp das falsche Häkchen gesetzt hat. Ich kann ob der Ursache nur mutmaßen, denn ich rufe die arme Versicherungsfrau nicht wieder an.
Aber ich grüble, welchen Anteil solcherart Deppentum an meinem monatlichen Versicherungsbeitrag ausmacht ...
Doch: Vielleicht liege ich ja völlig falsch und es handelt sich bei den Werbeschreiben an die werte Mitgliedschaft an einen schlauen Schachzug. Der eine oder andere Depp schließt vielleicht eine zweite Zweite Krankenversicherung beim selben Unternehmen ab und merkt's nicht.

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Freitag, 27. Februar 2009
Doping-Beichte. Oder: Hustenfrei und Spaß dabei.
Hallo Lance, hi Floyd; na Dieter, wie geht’s? Und Jan, wieder Gewichtsprobleme? Wie läuft’s, Katrin? Bitte entschuldigt die vertrauliche Ansprache, aber ich fühle mich Euch nun deutlich mehr verbunden als noch vor wenigen Wochen. Ich nehme nun auch das eine und das andere Mittel ein, das auf der Verbotsliste der Welt-Antidopingagentur WADA bzw. deren deutschem Äquivalent NADA steht (Guckst Du hier: http://www.nada-bonn.de/ und vor allem hier: http://www.nada-bonn.de/fileadmin/user_upload/nada/Downloads/Listen/2008_List_En.pdf )
Dass ich so offen darüber spreche, liegt nicht daran, dass ich ertappt wurde und nun einen „auf Kronzeuge“ mache. Nönö, es hat sich ja gezeigt, dass das nichts bringt und den betreffenden reuigen Sünder ganz schnell ins Abseits radeln lässt, während diejenigen, die sich an die Omertà halten, damir besser fahren und vor allem schneller und besser bezahlt wieder mitfahren dürfen als ihre Kollegen, die die Pentito-Nummer (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Pentito ) abziehen. Schweigen kann wirklich Gold sein, gelle Lance?
Um aber auf meine Doping-Karriere zu kommen: Da Ultralauf nicht wirklich ein Sport ist, mit dem man finanziell auf einen grünen Zweig kommt, sind auch die Verlockungen, durch Doping ein wenig mehr Leistung aus sich herauszukitzeln, eher gering. Schließlich fehlt der großzügige Sponsor, der den Ultraläufer mit Barem überhäuft, sollte dieser bei den 24 Stunden von Hoyerswerda (Guckst Du hier: http://www.hoyerswerda-marathon.de/ ) mal eben so 240 km laufen. Sicher, es gibt ein dem Multi-Level-Marketing verschriebenes Unternehmen aus der Nahrungsergänzungsbranche, das dem erfolgreichen Läufer ein Kistchen seiner zauberhaften Essenzen („Alles natürlich!“) spendieren könnte, aber dafür dopen und womöglich riskieren, dass des Nachts das Blut in den Adern geliert - nönö.
Meine Beweggründe sind folglich pragmatischerer Natur: Mich quälte seit jüngerer Zeit zumeist nächtliches Gehuste und Gepfeiffe, das mir selbst entwich und den erquickenden Nachtschlaf raubte. An Prosecco und gut ausgebauten Rotwein war kaum noch zu denken, da solcherart Genüsse die Anfälle zusätzlich provozierten. Mitunter saß ich wortkarg am Frühstückstisch, weil mir die Luft zum Brabbeln fehlte. Wer mich und meine Plaudermanie ein wenig kennt, weiß, was ich durchlitt.
Nach einigen besonders unerfreulichen Erlebnissen im Spätherbst vergangenen Jahres suchte ich einen Pulmologen heim, der bei mir asthmatische Unerfreulichkeiten diagnostizierte und mich mit Mittelchen zur akuten Symptombekämpfung und langfristigen Therapie versah.
Fazit: Es hilft, die Lunge tut wieder störungsfrei ihren Dienst, Leben und Laufen machen wieder Spaß und meine unerfreuliche Anfälligkeit gegen diverse Getränke ist auch verschwunden.
Und außerdem sieht man diese Behandlung nicht - im Gegensatz zu dem wirklich bescheuerten Nasenpflaster, dass so mancher Volksläufer im Hoffen auf den Turboeffekt in seinem Gesicht platziert.
Aber – und nun kommt die Sache mit WADA, NADA und der Dopingliste – die überaus nützlichen Pharmazeutika fallen unter die verbotenen Substanzen, weil wohl der eine oder andere Profisportler damit über des Nasenpflasters Wirkung hinausgehend Luft in seinen Organismus strömen ließ.
Dass ich mich dennoch als Konsument solcherart tunender Substanzen oute, liegt an der „Medizinischen Ausnahmegenehmigung für die Anwendung von Beta-2-Antagonisten durch Inhalation”. Selbige schützt mich davor, sollte ich bei der Auslosung der nach einem Lauf zu testenden Aktiven zum beaufsichtigten Urinieren geschickt werden, plötzlich als Missetäter entlarvt und in einen Topf mit Lance, Dieter, Floyd, Jan und anderer Schwerverdienern geworfen zu werden.
Denn da gehöre ich nun wirklich nicht hin – weder sportlich noch einkommensmäßig (leider), aber auf gar keinen Fall moralisch.

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Donnerstag, 26. Februar 2009
Wünsche, Defizite und Ausnahmen. Oder: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Schon mal bemerkt?
Menschen wollen das, was sie nicht haben. Zumeist. Denn es gibt Ausnahmen: Zum Beispiel bei An- und Verstand.

Warum ich das schreibe? Fiel mir gerade so ein. Auf keinen Fall wollte ich angesichts aktueller Ereignisse einen Bezug zu derzeitigen Politikern, Sportfunktionären oder anderweitigen Funktionsträgern herstellern. War halt nur so ein Gedanke, ein laufender eben.

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Dienstag, 24. Februar 2009
Mieze mit Gummi. Oder: Seniorin spürt den Frühling
Meine Katze ist eine reife Dame. Soll heißen: Schon etwas älter, wobei "etwas" die charmante Ausdrucksform von "deutlich" darstellt, vorsichtig gesprochen.
Wenn mit der Reife auch nicht die Weisheit kam, so doch ein gewisses Maß an Gelassenheit. Na gut, der eine oder andere Vogel und das eine oder andere Mäuschen findet noch den Weg in Krallen und Zähne meines grauen Tigers, aber die Katerschaft der Umgebung interessiert uns nur noch als Revierfeind, aber nicht mehr zwischenkätzisch.
Doch gestern begann mein Graupelz ganz deutlich, den nahenden Frühling zu spüren. Trotz aller Gemütlichkeit setzte der Spieltrieb ein. Ein Zopfgummi wurde geangelt und zur Beute erklärt.



Dass dieses Stück sich auch noch bewegte, wehrte und Fluchtversuche zu unternehmen schien, steigerte den Reiz natürlich ganz beträchtlich. Und mal ehrlich: So ein Gummi hat ganz klare Vorteile - auch die stärkste Maus hält nicht so lange wie dieses Spieldingens; und so schön zerren lässt sie sich auch nicht ...



Und wenn da Gummi dann irgendwann an einem Ende wegschnippt und am anderen einschlägt, gibt's Aua und das Katzentier verhält sich wie ein Kind: War da was? Hat da einer was gesehen?
Ich finde den Gummi übrigens besser als jede Maus. Warum? Er läuft nicht in meinem Büro herum, knabbert keine Kabel durch, baut kein Nest und ich komme nicht in die missliche Lage, nach dem jähen Ende des Spiels die verschmähten Innereien zu entsorgen ...

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Freitag, 20. Februar 2009
Amazon in Fahrt. Oder: Vorkasse durch die Hintertür
Amazon wird immer schneller. Nun mag sich der eine oder andere Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebüchleins fragen, wie ich zu dieser Behauptung komme. Ganz einfach: Da ich den größten Teil der in meinem Büro benötigten Technik und Literatur bei Amazon bestelle, weiß ich um die relativ kurzen Bearbeitungs- und Lieferzeiten dieses Onlinekaufhauses. Und da ich schon seit etlichen Jahren Amazon-Kunde bin, kann ich mich sogar noch an die tolle Anfangszeit erinnern, als Amazon sich zum Jahresende mit einem kleinen Geschenk bei mir bedankt hat. Nun sind Tasse & Co. keine Brüller, aber nett war’s allemal.
Inzwischen ist Amazon richtig groß geworden, das Angebot ist – nicht zuletzt dank der eingeklinkten Partner – gigantisch und das Shopsystems wirklich gut. Wobei: Ein wenig beängstigend ist es schon, wenn man mal auf den Punkte „Alle meine Bestellungen“ klickt. Was da an Kundendaten und Kaufverhalten gespeichert ist ... eine Karriere als US-Präsident kann ich vergessen, schließlich weiß Amazon heute noch, dass ich das „Lexikon der Psychoaktiven Substanzen“ und das „Joint-Drehbuch“ erworben habe ...
Aber zurück zur Schnelligkeit: Bis vor ein, zwei Jahren funktionierte das Geschäft so, dass ich diverse Artikel ausgesucht, in meinen Warenkorb gepackt und bestellt habe. Dann dauerte es je nach Verfügbarkeit einen oder auch mehrere Tage, bis meine freundliche Postfrau mich aus dem Büroschlaf klingelte und mir allerlei Kistchen und Päckchen übergab. Etwas später buchte Amazon Payments den Kaufpreis von meinem Geschäftskonto ab und alle waren zufrieden.
Inzwischen hat Amazon deutlich an Tempo zugelegt: Löse ich eine Bestellung aus, erhalte ich die übliche Bestätigungsmail, danach landet eine Nachricht von Amazon Payments in meinem Postfach … und wenig später erfolgt die Abbuchung. Mit etwas Glück bringt mir die nette Postfrau einen Tag nach besagter Abbuchung meine Sendung an die Bürotür. Und das, obwohl es von meinem Büro bis zu Amazon nur fünf Kilometer Luftlinie sind.
Es können zwischen Abbuchung und Lieferung aber auch schon mal zwei oder drei Tage liegen, aber auch schon mal drei Wochen, wenn ein Computerschrauber, der seine Kisten über Amazon vertickt, beim Zusammenbau nicht schnell genug aus der Hüfte kam.
Aporpos Schrauber: Da muss bei Amazon wohl ein schlauer Mensch am System geschraubt haben. Im Fachjargon heißt so etwas wohl "billigende Inkaufnahme von Vorkasse", de facto ist es eine Gaunerei …
Ich bin ja gespannt, wie sich das entwickelt. Mein Tipp: Amazon zeigt mir beim Betrachten eines konkreten Artikels seit einiger Zeit an, wie viel Prozent der Kunden genau diesen Artikel nach Aufruf der Seite auch tatsächlich bestellt haben. Mit solcherart Wahrscheinlichkeitsrechnung wird Amazon wohl bald dazu übergehen, den Seitenaufruf bestimmter Produkte schon als Bestellung zu interpretieren: Wenn z.B. 80 Prozent der Kunden einen speziellen Artikel auch tatsächlich bestellt haben, haben die verbleibenden 20 Prozent eben Pech und können die Sendung ja zurückschicken … Und irgendwann kriegen sie sogar ihre Knete wieder aufs Konto. Am besten als Scheck.

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Mittwoch, 18. Februar 2009
Lebenslanges Lernen. Oder: Fisch und Fiche in der Stasi-Unterlagenbehörde
Das Thema „Lebenslanges Lernen“ geisterte vor gar nicht so langer Zeit durch die Medien. Angesichts der aktuell kriselnden Wirtschaft ist es ein wenig in den Hintergrund geschubst worden, aber lebenslang gelernt wird nach wie vor.
Beispiel gefällig? Die Außenstelle Leipzig der „Bundesbeauftragten für die Unterlagen
des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik“, also die die hiesige Dependance der Stasi-Unterlagenbehörde, schickt mir regelmäßig allerlei Pressemitteilungen, die mich sehr erfreuen.
Warum? Ganz einfach – weil die Stasibehördler mir jedes Mal ihren kompletten Presseverteiler mitschicken. Wer mich und mein Tun kennt, weiß, dass ich dafür Verwendung habe, denn eine gut gepflegte Adressensammlung ist ein Schatz oder zumindest ein Schätzchen.
Heute erhielt ich wieder eine Pressemitteilung von astleipzig@bstu.bund.de geriet ins Staunen: Statt des kompletten Adressverteilers wurde mir diesmal nur die Adresse der Absenderin bei der Stasiunterlagenbehörde übermittelt. Wenn das künftig so bleibt, ist das ein Indiz für die Lernfähigkeit von BehördenmitarbeiterInnen in Deutschland.
Apropos Lernfähigkeit: Diese Fähigkeit vorausgesetzt, wird die Absenderin der Pressemitteilung sicher auch in einigen Jahren darauf kommen (oder gekommen werden), dass „Mikrofishes“ nichts mit Fisch, sondern mit (französischen) Karteikarten zu tun haben und deshalb auch nicht wie die besagten Schuppentiere, sondern „Mikrofiche“ geschrieben werden. Aber das kann, wie gesagt, einige Jahre dauern, bis dahin gilt der Spruch meines leider viel zu früh verstorbenen Deutschlehrers, dass Fremdworte Glücksache sind.

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Dienstag, 17. Februar 2009
szenetypische Stückelung. Oder: Abendessen mit Praxisgebühr
Hin und wieder gehe ich mit einer ehemaligen Mitschülerin auf einen ausgedehnten Schwatz in ein Steakhaus oder so. Das hat durchaus auch geschäftliche Züge und meine Göttergattin ist darüber im Bilde, also darf ich an dieser Stelle der Menschheit davon berichten. Letzteres schreibe ich nur, damit sich potenzielle Erpresser nicht erst die Mühe machen, die heutige BLÖD-Zeitung zu zerschnippeln ...
Besagte Mitschülerin verdient ihre Brötchen als niedergelassene Ärztin. Bei unseren gelegentlichen Plauderabendessen machen wir gemeinsame Kasse, beim jüngsten Fressevent war sie an der Reihe, denn „es ist ja Quartalsanfang, da habe ich immer genug Geld einstecken“ (O-Ton).
Im Klartext: Meine Schulfreundin treibt die leidige Praxisgebühr ein, verrechnet diese über ihre Bücher und reicht sie ordnungsgemäß weiter. Um lästiges Hin und Her zu vermeiden (Bareinzahlung der kleckerweise ankommenden Praxisgebühr, Barauszahlung von Kassengeld für die Praxis und ggf. Privatentnahme für sich selbst), für das die Bank womöglich auch noch Gebühren erhebt, verrechnet sie die Beträge miteinander. Das ist rechtlich sauber, führt aber dazu, dass die gute Frau statt einiger „Fuffies“ und „Hunnies“ ein ganzes Bündel kleiner Scheine und mehrere Handvoll Münzen bei sich führt.
Als es nach unserem durchaus sehr angenehmen Mahl ans Bezahlen ging, landeten die Praxisgebühren einer ganzen Wartezimmerfüllung auf dem Tisch und ich konnte mir den Hinweis auf die „szenetypische Stückelung“ nicht verkneifen. Wer diesen Begriff nicht kennt, dem sei verraten, dass Polizei und Staatsanwaltschaft ihn sehr gern verwenden, um Verdachtsmomente gegen vermeintliche Dealer zu konstruieren, guckst Du z.B. hier: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2006/07/20/dealgeld/
Im Klartext: Hat man bei einer verdachtsunabhängigen Kontrolle zwei- oder dreihundert Euro in kleinen Scheinen in der Tasche und guckt ein wenig keck, könnten die emsigen Beamten das u.U. als Einnahmen bzw. Wechselgeld in Zusammenhang mit dem Dope-Handel deuten, einen begründeten Anfangsverdacht feststellen und daraufhin – weil Gefahr im Verzug – das heimische Quartier etwas näher unter die Lupe nehmen. Oft wird solcherart „Dealgeld“ auch gleich beschlagnahmt und ist dann weg – auch wenn sich kein Zusammenhang mit einem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz nachweisen lässt.
Also ist es besser, vor allem größere Scheine in der Tasche zu haben. Davon dürfen’s ruhig etwas mehr sein. Nun mag der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches meinen, dass man dann vielleicht als Großdealer verdächtigt werden könnte. Das ist jedoch nur theoretischer Natur, denn das gemeine Streifenhörnchen weiß, dass es bei aller Mühe nie einen Großdealer zu fassen bekommen wird. Allenfalls einen mit großen Scheinen vollgestopften korrupten Politiker, aber denen passiert ja sowieso nichts ...
Um auf mein abendliches Plauderstündchen mit meiner einstigen Mitschülerin zurückzukommen: Sie kannte den Begriff „szenetypische Stückelung“ nicht, was für ihre diesbezügliche Unschuld sprechen dürfte. Allerdings ist sie angesichts des Hinweises auf ihre Barschaft ins Grübeln gekommen. Schließlich ist so eine Ärztin hin und wieder bei Hausbesuchen unterwegs – samt Köfferchen. Und was, wenn ein übereifriger Gendarm unter dem Motto „Dealing Doc“ eine neue Masche der Drogemafia entdeckt zu haben glaubt? Dann lieber doch die Praxisgebühr bei der Bank einzahlen und die Knete fürs Abendessen am Automaten ziehen – in der Hoffnung, dass dieser keine „szenetypische Stückelung“ ausspucken möge.

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